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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Für Mama...


Gaby283
28.02.2006, 12:48
Liebe Mami,

am Sonntag wurdest du um 22.30 Uhr erlöst! Ich hoffe, dass du gut bei den Engeln da oben angekommen bist. Denn dort ist dein Platz. Ich bin sehr traurig, dass du nicht mehr bei uns bist, aber ich verstehe auch, dass du nach all den Qualen in den letzten Monaten sterben wolltest. Das schönste Geschenk für mich war, dass Papa und ich in deinen letzten Stunden bei dir sein durften. Dieses Erlebnis hat mich einerseits sehr berührt und auch irgendwie ein wenig erschreckt. Bis zum Schluss haben wir deine Hand gehalten und mit dir geredet. Ich glaube, dass du das alles mitbekommen hast und dich über unsere Anwesenheit sehr gefreut hast. Vor einigen Wochen - als es dir noch besser ging - habe ich dir gesagt, dass ich mir wünsche, bis zuletzt bei dir zu sein. Damals hast du gelacht und gesagt: "Das kann ich doch nicht steuern, wenn es so weit ist"....aber das konntest du wohl und hast gewartet, bis wir an dem Abend bei dir waren. Dafür danke ich dir! Wir haben uns am Sonntag gar nicht richtig von dir verabschieden können und so waren wir gestern nochmals im Hospiz. Dein Bett war mit Blumen geschmückt und dir wurde ein Strauß in die Hand gegeben. Als ich dich gesehen habe, musste ich anfangen zu weinen. Du sahst wirklich wunderschön und wie ein Engel aus...mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Das hat mich sehr beruhigt und ich bin mir sicher, dass du keinen schmerzhaften Tod erleiden musstest.

Am Freitag wirst du beerdigt. Vor diesem Tag habe ich große Angst, denn dann ist es endgültig und das Geschehene wird mir auch richtig bewusst werden. Heute rief der Bestatter an und fragte nach der Musik für die Trauerfeier. Deine Lieblingslieder von Xavier Naidoo (Dieser Weg) und Eros R./Anastacia (I belong to you) werden gespielt. Alles ist so, wie du es dir gewünscht hast. Und ich bin froh, dass wir es vorher schon besprochen haben, wenn es auch schwergefallen ist.

Du warst immer für mich da und hast mir zugehört. Wir waren zwei Seelenverwandte...danke, dass du meine Mama bist. Meine Liebe zu dir ist unendlich groß für immer und ewig. Und vergiss bitte nicht, mich eines Tages abzuholen, wenn meine Zeit gekommen ist...

In Liebe
Dein Rübchen

elisabeth2
28.02.2006, 13:35
Liebe Gaby
ich möchte dir hier mein mitgefühl aussprechen,ja es tut weh mit einen lieben menschen den letzten weg zu gehen.für freitag wünsche ich dir viel kraft,alles erdenklich gute.werde an dich denken .elisabeth

Gaby283
03.03.2006, 18:18
Liebe Elisabeth,

lieb von dir, dass du an mich gedacht hast :knuddel:

Seit gestern abend war ich ziemlich unruhig, weil ich nicht wusste, wie ich die Beerdigung verkraften werde. Meine Ärztin hat meinem Pa und mir Beruhigungstabletten verschrieben. Eigentlich mag ich sowas nicht, aber es war doch besser, dass ich sie genommen habe. Es war alles sehr traurig und es waren seeeehr viele Menschen da, die meine Mutter auch sehr gerne haben. Es sind viele Tränen geflossen...aber ich glaube, sie hat von irgendwo zugesehen und die ganze "Veranstaltung" hat ihr gefallen.

Wenn du magst, können wir gerne PN schreiben...

Liebe Grüße aus dem schneechaotischen Frankfurt
Gaby

Gaby283
03.03.2006, 18:36
Hallo Ma,

der gestrige Abend war schon sehr schwer für mich...ich war total unruhig und nervös, habe versucht, mich abzulenken und viel telefoniert. Schlafen konnte ich die letzte Nacht so gut wie überhaupt nicht. Ich hatte Panik davor, wie deine Beerdigung ablaufen würde...und ob ich das alles so packe. Papa und ich haben eine Beruhigungstablette genommen - und das sogar freiwillig :rolleyes:

Als wir auf den Friedhof kamen, standen schon Oma, deine Geschwister, Freunde und Bekannte da, um uns ihr Beileid auszusprechen. Kaum passiert, fing ich gleich an zu weinen. Oh Ma, du fehlst mir jetzt schon so sehr. Was soll das erst in Wochen/Monaten/Jahren geben??? In der Kapelle stand dann dein Sarg. Papa und ich durften alleine reingehen und nochmal Abschied von dir nehmen. Sandra und Papa mussten mich etwas stützen. Sandra hat tolle Kränze für dich gemacht. Sie hätten dir auch gefallen! Der Trauerredner hat eine passende Rede für dich gemacht und quer durch dein Leben erzählt...für ihn existiert auch ein Leben nach dem Tod. Ich habe mich mit ihm gestern abend nochmals über das Thema unterhalten...du wirst immer bei mir sein!

Mich hat etwas getröstet, dass der Friedhof wie eine Märchenlandschaft aussah....total schön! Extra für dich ;)

Am Grab wurde ein Gebet für dich gesprochen. Papa und ich legten dir noch Rosen auf den Sarg...dann haben sich alle von dir verabschiedet und geweint. Du warst und bist halt ein ganz toller Mensch! Nicht nur für mich, sondern auch für die anderen.

Sehr gefreut habe ich mich über die Anwesenheit von meinem Chef und meiner lieben Kollegin Jutta. Sie haben mir eine Karte der ganzen Abteilung überreicht. Hätte nicht damit gerechnet, dass jemand aus der Abteilung zu deiner Beerdigung kommt.

Liebe Ma, ich hoffe, dass dir alles so gut gefallen hat wie uns. Ich freue mich wahnsinnig darüber, dass wir alle deine Wünsche erfüllen konnten. Das gibt mir ein wenig Trost in der Zeit, die jetzt noch vor mir liegt.

Am Nachmittag waren wir schon wieder an deinem Grab und wollten die Kränze etwas richten. Aber dein Grab war schon total zugeschneit. Vielleicht bleiben die Blümchen dann etwas länger frisch?!

Du fehlst mir....

Deine Gaby

elisabeth2
03.03.2006, 18:54
Liebe Gaby
Schön wie du geschrieben hast aber auch traurig.ja es ist sehr schwer eine liebe Person gehen zu lassen.Natürlich würde ich mich freuen wenn wir uns schreiben.Alles Liebe aus dem kalten flensburg.Elisabeth

sam478
03.03.2006, 19:14
Liebe Gaby,

ich möchte dir auch mein Mitgefühl aussprechen und wünsche dir für die anstehende Zeit ganz ganz ganz viel Kraft.

Lieben Gruß
von Marion

Gaby283
06.03.2006, 13:05
Liebe Elisabeth, liebe Marion,

ihr habt sicherlich schon gelesen, dass ich die Beerdigung gut verkraftet habe. Die letzten Tage war ich gut abgelenkt, es war viel zu erledigen, aber jetzt muss ich meinem Leben irgendwie eine neue Richtung geben. Die Trauer ist auch noch nicht richtig bei mir angekommen. Es kommt mir so vor, als wäre meine Ma im Urlaub...habe ein wenig Angst, vor dem, was mir bevorsteht. Vielleicht könnt ihr das verstehen?!

Heute morgen war ich bei einer Trauertherapeutin, die eine Gruppe leitet. Leider haben die Seminare schon angefangen, und ich muss warten, bis sich genug Leute für eine neue Gruppe gefunden haben.

Am Mittwoch möchte ich wieder arbeiten gehen. Meine Kollegen haben sehr viel Verständnis für mich und werden mich nicht gleich mit Arbeit "zuschmeißen".

Ich drücke euch ganz lieb und hoffe, dass es euch gut geht! :knuddel:

Eure Gaby

Gaby283
08.03.2006, 15:22
Liebste Mami,

da bin ich wieder....heute war mein erster Arbeitstag. Habe richtig die mitleidigen Blicke von vielen Kollegen bemerkt. Ich kann verstehen, dass der ein oder andere mit der Situation, in der ich jetzt bin, nicht umgehen kann. Immerhin haben sie das Glück, ihr Liebstes noch bei sich zu haben. Weisst du, ich denke immer öfter daran, dass du noch locker 20-30 Jahre oder vielleicht noch länger hättest leben können. Warum musstest du schon mit 54 Jahren gehen???? Darauf werde ich nie eine Antwort bekommen und das macht mich traurig. In einigen Büchern habe ich gelesen, dass du wohl deine Aufgaben erledigt hast und deswegen gehen "durftest". Heute morgen war ich schon sehr früh wach, konnte aber nochmal kurz einschlafen und habe das 1. Mal von dir geträumt. Ich war auf dem Friedhof und du warst eingebuddelt im Sand (sah aus wie am Strand), dein Kopf schaute raus und wir unterhielten uns, auch mit deiner "Nachbarin". Leider kann ich mich nicht daran erinnern, um was es ging, aber es war auf jeden Fall etwas Lustiges....Hoffentlich drehe ich nicht bald durch :rolleyes:

Die Trauer kommt bei mir auch nicht so richtig durch. Alle sagen zu mir, dass es ein paar Wochen dauert, bis ich das alles realisiere. Manchmal kann ich sogar noch lachen! Ich weiß, dass du mich lieber lachen als weinen siehst. Du hast mir immer gesagt, dass ich nicht so lange traurig sein soll. Leider kann ich dir das nicht versprechen und muss den Dingen seinen Lauf lassen. Habe mich am Montag bei einer Trauergruppe angemeldet. Die nächste startet hoffentlich in einigen Wochen.

Ach Ma, ich hoffe, dass es dir sehr gut geht. Das letzte Mal habe ich dich vor 10 Tagen gesehen. Mir kommt es viel länger vor....wärst du noch am Leben, dann wären nie 10 Tage vergangen, bis wir uns wiedergesehen hätten.

Im Moment fällt es mir sehr schwer, alleine zu sein. Habe mich gestern im Fitnessstudio angemeldet, um was gegen die "Einsamkeit" zu tun.

Heute morgen rief H. an. Stell dir vor, endlich hat es mit der Adoption geklappt. Sie bekommt eine kleine, süße Tochter!!! Ich habe mich so für sie gefreut und habe zu ihr gesagt, dass ich dir das nachher unbedingt erzählen muss. Dann ist mir jedoch klar geworden, dass ich dir gar nichts mehr erzählen kann :cry:

Ich bin so traurig....

Dein Kind

Ylva
08.03.2006, 15:56
Ach Gaby...

ich nehm dich ganz feste in den Arm....(würde gerne mehr tun könnne...)

ylva

elisabeth2
08.03.2006, 18:15
Liebe gaby
wenn du lust hast können wir uns gerne austauschen.ich kann so mitfühlen und weiss wie schwer alles ist.freue mich von dir zu hören alles liebe elisabeth

Gaby283
10.03.2006, 11:14
Liebe Ma,

ich habe gestern Mails von dir gefunden, die du an mich geschrieben hast. Das machte mich total traurig. Gestern hatte ich das erste Mal wieder dein Gesicht vor mir, als du für immer eingeschlafen bist. Die Erinnerungen kommen langsam zurück....es hat mir fast das Herz zerrissen. Es tut mir so leid für dich, und nun sitze ich hier und mir stehen die Tränen in den Augen :cry:

Papa geht es auch nicht gut. Er fühlt sich sehr einsam in der großen Wohnung, die ihr erst vor ein paar Monaten bezogen habt. Was würde ich dafür geben, wenn du wieder bei uns sein könntest und alles wäre wie früher, als du gesund warst!!!!! Du fehlst uns überall.

Ich hoffe, dir geht es gut da oben, und du hast schon einige liebe Menschen getroffen, die vor die gehen mussten :engel:

Hab' dich lieb...

Deine Gaby


Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort unten, ich schlafe nicht.

Ich bin tausend Winde, die weh'n,
ich bin das Glitzern der Sonne im Schnee.
Ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn,
ich bin der sanfte Regen im Herbst.
Wenn Du erwachst in der Morgenfrühe,
bin ich das schnelle Aufsteigen der Vögel
im kreisenden Flug.
Ich bin das sanfte Sternenlicht in der Nacht.

Steh' nicht weinend an meinem Grab,
Ich bin nicht dort unten, ich schlafe nicht.

Gaby283
12.03.2006, 16:28
Liebe Mama,

gestern war ich bei unserer Therapeutin. Ich habe ihr von den letzten beiden Wochen erzählt. Sie sagte mir dann auf den Kopf zu, dass sie das Gefühl hat, dass ich nicht richtig trauere. Ich kam mir ziemlich herausgefordert vor...wahrscheinlich war das ihre Absicht, denn auf einmal flossen Tränchen :cry: Sie hat mich gefragt, warum ich so hart mit mir selbst wäre?! Ich weiß es auch nicht. Vielleicht, weil ich immer die "Große und Verantwortungsvolle" (schon in meiner Kindheit) war. Ich weiß aber auch, dass es nicht richtig ist, die Gefühle nicht zuzulassen. Die letzten beiden Nächte habe ich vom Friedhof geträumt. Was soll mir das sagen???

Gestern waren Papa und ich bei dir und haben nach den Kränzen geschaut. Durch den Schnee und den Regen sieht es total schlimm aus. Bei allen Gräbern ist die Erde weggerutscht. Aber bald wird der Teil neu angelegt und wenn in einigen Monaten dein Stein steht, dann sieht das alles schon viel besser aus. Wir waren schon nach Steinen schauen und haben auch schon Ideen, wie er aussehen soll. Auf alle Fälle soll eine Rose in Bronze drauf. Bis dahin werden noch einige Monate vergehen....ach Mami, wenn ich nur die Uhr zurückdrehen könnte und du könntest bei uns sein!

Die Neuigkeiten überschlagen sich im Moment. S. und S. heiraten! Eigentlich wollten es beide heimlich machen, ohne jemanden einzuweihen. Aber als ein Freund der beiden es vor ein paar Wochen auch heimlich tat, habe ich mich bei S. so darüber aufgeregt. Ich hätte mir nie vorstellen können, dir und Papa das zu verheimlichen!!!! Daraufhin hat sie sich so einen Kopf gemacht und zwei Nächte nicht geschlafen wg. meiner Predigt :rolleyes:. Jetzt wissen es ihre Eltern und mich hat sie auch freundlicherweise 'informiert'. Wäre auch stinksauer gewesen, wenn nicht. Immerhin sind wir schon seit fast 20 Jahren Freundinnen.

So, das waren die Neuigkeiten....

Liebe Grüße nach ganz oben :engel:

Gaby283
14.03.2006, 14:26
Hallo liebe Mami,

gestern abend war ich bei Papa. Er hat für uns gekocht :) . Wenn du sehen könntest, wie gut wir uns verstehen, dann würdest du dich freuen. Das war dein größter Wunsch, dass Papa und ich zusammenhalten. Wir sind halt beide kleine Dickköpfe und manchmal fällt es etwas schwer, mich auf ihn einzustellen. Du warst immer der Pfeiler zwischen uns, aber jetzt müssen wir sehen, dass wir ohne dich zurecht kommen.

Mir wird von Tag zu Tag bewusster, dass du nie mehr zurückkommen wirst :weinen:. Ich würde dich so gerne mal wieder von Herzen drücken!!!! Aber das geht nicht mehr :cry: .

Ich habe den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren....und weiß im Moment nicht, was noch auf mich zukommen wird.

Pass' bitte auf uns auf.

Deine Gaby

Ylva
14.03.2006, 19:26
Gaby,ich denk an Dich...!

elisabeth2
15.03.2006, 09:12
Liebe Gaby
Denk an Dich und bald auch mehr von mir.elisabeth

Gaby283
16.03.2006, 11:24
Liebe Mami,

mir gehts zur Zeit richtig schlecht....aber das ist erst der Anfang von dem, was ich noch hinter mich bringen muss :weinen:

Heute morgen ist mir im Büro eine Tasse aus der Hand gefallen und in 1000 Teile zersprungen. Ich hab' das gleich zum Anlass genommen und bitter geweint. Zum Glück hat das keiner der Kollegen gesehen...die hätten bestimmt nicht gewusst, warum ich eigentlich weine.

Seit gestern merke ich, dass ich Aggressionen aufbaue. Wenn einer nicht so in der Spur läuft, wie ich das gerne hätte, dann muss ich mich so am Riemen reißen, dass ich nicht irgendwas Unüberlegtes sage. Aber die Wut gehört wohl auch zur Trauer; das sagt zumindest mein schlauer Ratgeber. Ich bin einfach wütend auf alle, die mehr Glück im Leben haben als ich. Und die wissen nicht mal, wie gut es ihnen eigentlich geht!!!! Die können von morgens bis abends dankbar dafür sein, dass sie einen Partner, Kinder und gesunde Eltern haben dürfen. Ja, ich weiß....du würdest jetzt sagen, dass ich lieber mal hinter die Fassade von denen schauen soll. Aber trotzdem, die haben das alles, was ich nicht habe :cry:

Ich bin total am Boden zerstört, weil du nie mehr wieder kommst, weil du mich nie mehr trösten kannst, weil du mich nie mehr in den Arm nehmen kannst, weil du mir keine Tipps mehr geben kannst, weil wir nie wieder etwas zusammen unternehmen können. Ich vermisse dich einfach schrecklich.

:1luvu:
Deine Gaby

Hab' ich vergessen: Bitte sei mir nicht böse, dass ich bisher so selten auf dem Friedhof war. Bevor du gestorben bist, war für mich immer klar, dass ich täglich zu dir ans Grab kommen würde. Aber die Realität sieht doch anders aus...ich bringe es einfach nicht übers Herz, alleine dorthin zu gehen. Aber irgendwann schaffe ich das auch. Ganz sicher!

Gaby283
24.03.2006, 12:35
Liebe Mami,

ich bin so traurig und könnte ständig heulen. Bin heute morgen von Fr. S. und der Sprechstundenhilfe unseres Zahnarztes angesprochen worden, wie es dir denn gehen würde....

Papa nimmt seit 2 Wochen wegen seiner Rückenprobleme Tabletten - auch zum Schlafen -. Eben haben wir telefoniert und ich habe ihm gesagt, dass er auf sich aufpassen soll, weil er doch morgen Angeln gehen möchte und er ganz früh los muss. Von den Tabletten ist er morgens immer so benommen. Er hat gesagt, dass ich ihn dann los hätte....was soll ich dazu sagen?! Ich weiß, dass er dich sehr vermisst, aber ich bin doch auch noch da. Unser Verhältnis ist manchmal zwar ein wenig schwierig, aber es läuft zur Zeit ganz gut.

Bitte pass auf ihn auf!

Du fehlst mir so.....dein Rübchen

Gaby283
03.04.2006, 16:41
Liebe Ma,

ich habe dich gestern ganz besonders vermisst. In den letzten Wochen habe ich mich verändert. Nein, nicht negativ, im Gegenteil. Mir kommt es vor, als hättest du einen Teil deiner immer sehr positiven Art in mir zurückgelassen. In einigen Dingen bin ich gelassener. Es wäre schön, wenn es so bleiben würde. Das wäre ein wunderbares Vermächtnis von dir :) .

Dienstag hatte ich Geburtstag, der erste ohne dich. Ich habe mich über viele Anrufe und Mails gefreut. So viele Menschen haben an mich gedacht und der Tag war nur noch halb so schlimm wie ich mir ausgemalt hatte.

Mittwoch und Donnerstag war ich in München. Als ich ich Anfang Februar die Einladung bekam und mich darüber so gefreut habe, hast du darauf bestanden, dass ich unbedingt hinfahren soll - egal - was mit dir ist. Selbst während deiner letzten Tagen war es dir wichtig, dass ich dort hinfahre. Du wolltest immer nur das beste für mich. Es wäre mir gar nicht egal gewesen, wenn du noch gelebt hättest. Mit Sicherheit hätte ich dich nicht todkrank zurückgelassen und mich dort amüsieren können.

Samstag hat S. geheiratet. Sie hatte ein schönes Brautkleid an, das sie zusammen mit ihrer Mutter gekauft hat. Als ich die Eltern von den beiden gesehen habe, ist mir klar geworden, dass du weder dabei sein wirst, wenn ich mal heiraten werde, noch dass wir zusammen ein Brautkleid für mich aussuchen können. Schade, du hättest dich riesig gefreut für mich!

Gestern Nacht haben sich einige Bilder und Momente in meine Gedanken geschlichen. Sie kamen einfach so… In deinen letzten Wochen habe ich dich manchmal heimlich beobachtet, was du aber nie bemerkt hast…ich wollte dieses „Bild“ festhalten und habe es in meinen Gedanken fest verankert. Oft habe ich in diesen Momenten tiefes Mitleid und Hilflosigkeit empfunden und war traurig, dass ich dich nicht mehr sehr lange bei mir haben werde. Damals kam mir dieser Gedanke absolut fremd und unvorstellbar vor, aber nun ist es seit 5 Wochen und 1 Tag wahr :cry: .

Du sollst wissen, dass du immer in meinen Gedanken und in meinem Herzen bist. Ich bin dir sehr dankbar dafür, was du aus mir gemacht hast.

In Liebe
Deine Tochter

PS. Ich war jetzt schon öfter alleine an deinem Grab und es fällt mir überhaupt nicht schwer.

Gaby283
12.04.2006, 09:24
Hallo Mama,

heute ist einer dieser Tage, an dem ich am liebsten alles hinschmeißen möchte. Ich hatte keine Lust auf die Arbeit zu gehen, jetzt sitze ich hier und kann mich überhaupt nicht konzentrieren, das geht schon länger so. Die Schlafstörungen werden immer schlimmer und ich wache nachts öfter auf. Aber ich kann mich an Träume nicht erinnern. Bevor du gegangen bist, habe ich fast jede Nacht geträumt. Und jetzt ist es, als ob eine Schranke da wäre. Nichts mehr…dabei würde ich so gerne von dir träumen.

Warum musstest du so schwer krank werden? Warum du, die immer ein lieber, optimistischer Mensch war und die jeder gerne mochte? WARUM? Ich weiß, darauf werde ich nie eine Antwort bekommen… Der Verlust wird mir von Tag zu Tag bewusster. Deine Stimme fehlt mir so sehr, die mich immer getröstet hat, wenn es mir schlecht ging. Heute wünsche ich mir, dass ich bei dir sein könnte – egal – wo das ist. Aber du würdest es nicht wollen. Es dauert noch so lange, bis wir uns wieder sehen…

Ich denke sehr oft an dich und in meinen Gedanken bist du immer bei mir.

Ach Mama, ich würde ALLES dafür geben, wenn du wieder hier sein könntest.

Deine Gaby

Gaby283
23.04.2006, 21:26
Liebste Mama,

ich schreibe dir jetzt, weil ich mir davon erhoffe, dass es mir dann vielleicht ein klein wenig besser geht. Mir gehts im Moment sehr schlecht. Ich fühle mich innerlich total leer und einsam. Es tut so weh; die Gefühle sind total durcheinander. Anfangs dachte ich, dass ich mich schon während der letzten Monate von dir verabschiedet habe, die Trauer fehlte. Nun ist sie da. Du hast mir mit auf den Weg gegeben, dass ich nicht so lange traurig sein soll, wenn du nicht mehr da bist. Du hast die letzten Wochen nur gelitten und eigentlich sollte ich froh sein, dass du nicht mehr leiden musst. Aber das kann ich nicht. Wie schlimm wird es noch werden, wie lange muss ich da "unten" aushalten? Kann ich es überhaupt aushalten? Ich weiß es selbst nicht und bin verzweifelt.

Früher war ich auch oft traurig, aber nie so wie jetzt. Du würdest wollen, dass ich glücklich bin. Aber werde ich das überhaupt noch einmal? Nachdem, was in den letzten 8 Jahren passiert ist, glaube ich nicht mehr daran. Du warst immer stark, tapfer und optimistisch. Hoffentlich kann ich das eines Tages auch wieder von mir behaupten.

Ich denke immer an dich!

Deine
Gaby

Heute vor 2 Monaten bist du gestorben, aber nicht in meinem Herzen. Da wird immer ein Platz für dich sein.

Gaby283
30.04.2006, 16:08
Liebe Mama,

es wird einfach nie mehr so wie früher sein oder jemals werden! Alles, was ich mache oder unternehme ist ja gut und schön, aber ich kann überhaupt keine Freude dabei empfinden. Selbst auf meinen 2-wöchigen Urlaub kann ich mich gar nicht freuen, obwohl ich nach vielen Jahren endlich wieder in mein Lieblingsland reise :-). Ich weiß, das ist völlig normal in der Situation. Aber weisst du, manchmal denke ich, was soll ich hier überhaupt noch? Vermutlich würde mich auch keiner großartig vermissen. Wie bei dir....anfangs war das Geheule groß und jeder wollte etwas tun; es verging kaum ein Abend, an dem das Telefon stillstand. Typisch wie ich bin, habe ich versucht, den Kontakt aufrecht zu erhalten, aber denkst du von den Verwandten kommt etwas zurück. NEIN! Ich bin einfach enttäuscht, könnten sie doch auch mal fragen, wie es mir geht. Sie wissen doch, dass ich alleine bin. Werde mich komplett zurückziehen und mich nur noch mit Freunden austauschen. Du würdest dich freuen, dass sich Eva wenigstens um mich kümmert, selbst wenn sie tausende Kilometer entfernt wohnt. Das war wenigstens eine echte Freundin von dir. Ach Mama, ich vermisse dich so sehr. Gestern und heute war ich in deinem Garten (habe ich hier in den Beiträgen aufgeschnappt; es gefällt mir besser als das Wort Grab). Leider herrscht dort immer noch Baustellen-Atmosphäre; um einige Gräber wird sich überhaupt nicht gekümmert und es sieht total trostlos aus. Es wird noch einige Zeit vergehen, bis die Reihen voll sind. Bin gespannt, wie dein Grabstein aussieht, den wir schon bestellt haben. Er soll im August/September gesetzt werden.

Auch wenn ich dich nicht sehen kann, so hoffe ich doch, dass du mich sehen kannst und immer bei mir bist.

Ich habe dich sehr lieb

Deine Gaby

paulas03
30.04.2006, 17:10
Liebe Gaby!
Habe mir deine Briefe an deine Mami durchgelesen. Denke daran es geht aufwärts, es ist die Angst vor dem unbekannten,da man den Weg ohne den Menschen (vor allem ohne die Mutter) nicht kennt. Deiner Ma geht es jetzt besser und das ist doch wichtig....oder!?

Liebe Grüße
sonja :engel:

Gaby283
10.05.2006, 20:32
Liebe Mama,

Montag war ich bei dir gewesen, um nach den Blumenschalen zu sehen, die Papa für dich bepflanzt hat. Es tut mir im Herzen weh, wenn ich andere Gräber sehe, auf denen nicht mal ein Blümchen steht. Aber vielleicht haben diese Leute keine Angehörigen. Papa und ich gießen immer den Blumenkübel deiner "Nachbarin" mit. Dein Grab ist eines der Schönsten und Buntesten. Vielleicht kannst du es ja sehen?!

Morgen ist es soweit, ich fahre für 8 Tage an den Gardasee. In meinem Herzen und in meinen Gedanken bist du bei mir. Bitte pass auf uns auf und sei unser Schutzengel. Die lange Autofahrt macht mir jetzt schon zu schaffen (du weisst schon).

Ach Mama, ich vermisse dich so. Würde dir gerne so viel erzählen, dich in den Arm nehmen. Ich weiß, dass ich loslassen muss, aber die Zeit ist noch nicht gekommen. Ich kann nicht! Deswegen habe ich seit Wochen Probleme mit dem Rücken. Sobald ich wieder zurück bin, muss ich das mal vom Arzt abklären lassen.

Aber ich denke, dass du weiterhin stolz auf mich sein kannst. Ich gebe mein Bestes :), so wie ich es dir versprochen habe.

Wie mag es dir wohl gehen? Kannst du mich sehen, hören?

Ti voglio bene, bacio
Gaby

Katti
21.05.2006, 22:02
Liebe Gaby, ich hab mir gerade Deine Geschichte durchgelesen und mir liefen die Tränen. Habe meine Mum auch vor etwa 3 Monaten verloren. Alles ging ganz schnell, innerhalb von fünf Tagen und dann ist sie auch noch an meinem Geburstag gestorben. Sie war grad mal 60 Jahre. Meine GEschichte findest Du hier http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.php?t=16882
Ich weiß genau wie du Dich fühlst. Am Anfang hab ich auch immer gedacht, sie ist im Urlaub und kommt bald zurück. Mir kommt es heute immer noch so unwirklich vor.
Ich wünsche Dir für die kommende Zeit viel Kraft alles durchzustehen!

Gaby283
26.05.2006, 13:20
Liebste Mama,

am Gardasee war es toll und ich habe mich bestens erholt und meine Kraftreserven aufgefüllt.

Der traurigste Tag war Muttertag. Der Morgen fing eigentlich sehr schön an, denn ich habe das erste Mal real von dir geträumt. Du hast mich einfach nur im Arm gehalten :1luvu: . S. und ich waren an diesem Tag mit dem Auto am See unterwegs und haben eine Pause in einem Restaurant in Bardolino gemacht. Es hat mir sehr wehgetan, die Töchter und Söhne zu sehen, die ihre Mutter an diesem Tag ausgeführt oder Blumen für sie hatten. Ich saß hinter meiner Sonnenbrille und mir kullerten die Tränen nur so runter. Papa hat dir (den Auftrag habe ich ihm noch schnell gegeben) ein rotes Herz aus Holz in die Blumenschale gesteckt.

Ich habe sehr viel im Urlaub erlebt, es war ein echter Abenteuerurlaub. Kannst du dich noch daran erinnern, als du mir in der 4. Klasse eine Entschuldigung schreiben musstest, nur weil ein Wanderausflug in den Taunus anstand und ich absolut keine Lust dazu hatte? :o Ich habe wandern gehasst! Du hättest dich jetzt amüsiert, mich in 2000 m Höhe laufen zu sehen, und das täglich 4-6 Stunden. Es hat so gut getan und mein Kopf, meine Gedanken sind frei von Kummer und Sorgen.

Wie gerne würde ich dir von unseren Abenteuern erzählen….von der riesigen schwarzen Schlange, die auf einmal vor uns im Weg lag (wie war das mit Ruhe bewahren? :rolleyes: ), von der Horror-Seilbahnfahrt (der nette Führer „vergaß“ zu bremsen und wir knallten über den Masten; dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen), von der Wanderung direkt am Abgrund, Verona, von den Menschen, die wir kennen gelernt haben.

Gerne hätte ich diesen Urlaub mit dir gemacht. Es hätte dir bestimmt sehr gut gefallen, denn du magst Italien auch so gerne wie ich. Aber wer weiß, vielleicht warst du ja dabei!

Seit einiger Zeit brennt mir eine Frage auf der Seele. Leider habe ich sie dir nie stellen können:

Mama, warst du eigentlich glücklich?

Vielleicht gibst du mir die Antwort in meinen Träumen….würde mich freuen.

Du fehlst mir….

Deine Gaby

Gaby283
31.05.2006, 21:00
Ach Mama,

habe eben mit Papa telefoniert. Konnte ihn kaum verstehen, so hat er geweint. Wie kann ich ihm helfen? Er sagt, dass er hat keine Lust mehr hat und dass er bestimmt auch nicht mehr lange lebt. Ich habe ihn ausweinen lassen und meine Tränen unterdrückt, will nicht, dass er noch trauriger wird. In eine Trauergruppe möchte er nicht; vielleicht ist das auch nur ein schlechter Tag. Hoffentlich! Das Weinen wäre ganz plötzlich gekommen und er denkt schon heute an deinen 55. Geburtstag in 2 Wochen. Mama, es tut mir so leid, dass du nicht mehr bei uns sein kannst. Ich weiß, dass du nicht mehr leiden musst, aber es tut trotzdem weh, dich loslassen zu müssen. Wie sehr hast du gelitten, als du gemerkt hast, das du von uns gehen musst? Was ging in dir vor, uns hier zurücklassen zu müssen?

Warum müssen immer die Menschen gehen, die ich am meisten liebe? Warum habe ich so viel Pech in diesem Leben?

Ich bin total traurig und kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Mama, werden wir uns jemals wiedersehen???

Ich liebe dich
Deine Gaby

Gaby283
10.06.2006, 19:26
Liebe Mama,

heute waren Papa und ich im Hospiz. Sie haben ihr 1-jähriges Bestehen "gefeiert" und den Verstorbenen gedacht. Die letzten Tage war mir vor diesem Gang ganz schön mulmig. Einerseits habe ich mich darauf gefreut, die Schwestern/Pfleger wiederzusehen, aber ich hatte große Angst, was diese Konfrontation in mir auslösen wird...Es waren sehr viele Leute zur Andacht in der Kapelle und es wurde viel geweint...es tat gut! Eine schöne Idee fand ich die Steine, die für jeden Verstorbenen mit Namen versehen wurden. Nach der Andacht sind alle Angehörigen zu der Birke (du weisst, er stand direkt vor deinem Zimmer) und haben ihren Stein dort niedergelegt. Wir standen da und die Sonne schien wunderschön. Zwei Schwestern lasen uns die Geschichte von den 2 Bäumen vor. Ich konnte auch einen Blick in dein früheres Zimmer werfen, die Balkontür war offen...es hat so weh getan...

Wir sind danach noch an dein Grab. Ich hab dir einen bunten Schmetterling an dein Kreuz gebastelt und hoffe, dass diesmal nichts geklaut wird. Es hat mich so zornig gemacht, als sie dir die Elfenfigur und diese Woche Pflanzen gestohlen haben. Was geht in diesen Menschen vor? Haben sie denn vor den Toten kein Respekt und Gewissen? Einfach schlimm!

Ansonsten läuft mein Leben so weiter wie bisher. Nichts Aufregendes und immer das gleiche. Fühle mich momentan gesundheitlich nicht ganz fit. Wo bleibt eigentlich das Glück...irgendwie läuft es wohl vor mir davon, oder?! Naja, ich muss das Beste aus der Situation machen und will nicht jammern, egal wie es weitergeht.

Die Zeit geht so schnell vorbei. Am Mittwoch hast du Geburtstag und du bist schon fast 4 Monate tot (mit dem Wort habe ich immer noch Probleme). Schade, dass du nicht hier sein kannst. Meine Kollegin hat mir diese Woche ein Stück Erdbeerkuchen mitgebracht. Mir kamen fast die Tränen, denn das war der erste, den ich in diesem Jahr gegessen habe. Wärst du noch da, hätten wir den ersten schon zu meinem Geburtstag gehabt. Das sind so Kleinigkeiten, die mich immer wieder mal traurig machen. Aber du verstehst das schon!

Ich hab' dich lieb, Mamilein :1luvu:

Deine Gaby

Ylva
14.06.2006, 09:43
ach gaby.....:pftroest: :pftroest: wenn ich nur irgendwas tun könnte...

bin in gedanken bei dir - vorallem heute !!!

deine ylva

Gaby283
14.06.2006, 15:48
Liebe Ylva,

das ist lieb, dass du an mich denkst....Klar, heute ist der Geburtstag meiner Mam, da ist es ganz besonders traurig, dass sie nicht hier sein kann. Aber mein Papa und ich haben heute morgen schon ganz viele Blumen an ihr Grab gebracht. Gestern habe ich es schon mit vielen bunten Schmetterlingen dekoriert. Es sieht schon sehr besonders aus und man merkt wie viel Liebe darin steckt :) Wer weiß, vielleicht kann sie es sehen. Ich will daran einfach glauben, auch wenn es keinen eindeutigen Beweis gibt.

Viele Grüße an dich!


Liebe Mama,

ich wünsche dir alles Liebe zu deinem Geburtstag! Heute wärst du 55 geworden. Es ist kaum zu glauben, dass du nicht mehr bei uns bist. Du bist und warst immer ein ganz lieber und warmherziger Mensch. Ich weiß, dass viele Freunde und Verwandte heute an dich denken werden....

Deine Gaby

Gaby283
27.06.2006, 20:00
Liebe Mama,

da bin ich wieder, irgendwie zur Zeit leicht verzweifelt und innerlich fühle ich mich leer. Meine Stimmung wechselt inzwischen täglich. Ich finde, dass ich auf einige Dinge sehr ungerecht anderen gegenüber reagiere. Das tut mir total leid! Aber diese Stimmungen muss ich wohl aushalten...ich versuche mich zu beherrschen. Leider bin ich nicht so ausgeglichen wie du, bin halt ein Widder :(

Mich nerven die Leute, die wegen jeder Kleinigkeit jammern, obwohl sie eigentlich alles haben (vor allem gesunde Eltern/Partner/Kinder). Die wissen einfach nicht zu schätzen, wie gut es ihnen geht. Traurig, oder? Zumindest bin ich in dieser Hinsicht reifer geworden und sehe einen anderen Sinn im Leben, auch wenn ich für immer alleine bleiben werde.

Papa hat heute angerufen. Es fiel ihm sehr schwer, als wir über dich geredet haben. Er hat sein Weinen unterdrückt. Werde mich später noch mal bei ihm melden und hören wie es ihm geht.

Weißt du, vor einem Jahr war soweit noch alles in Ordnung. Du warst zwar schon krank, aber du hattest die letzte erfolgreiche Kopfbestrahlung hinter dir und wir dachten, die Metas würden nicht mehr wiederkommen....nur 2 Monate später wurden neue entdeckt. Im Dezember machten sie sich bemerkbar und du hast fast 3 Monate leiden müssen. Als eine Freundin von dir vor Jahren an Krebs verstorben ist, hast du mehrmals nachts geträumt, dass du auch Krebs hast. Aus den Träumen wurde Realität und bei dir schlug der Krebs besonders schwer zu.

Wenn ich an deinem Grab stehe, dann würde ich dich am liebsten da unten rausholen und schütteln und schreien: Wach doch wieder auf, lass mich nicht allein....

Gib mir ein bisschen Kraft ab, Mama. Ich weiß, dass ich es schaffen werde, aber bis dahin ist es ein weiter Weg, den ich alleine bewältigen muss.

Ich bin bei dir

Gaby

Gaby283
14.07.2006, 21:34
Mama,

eigentlich bin ich zu müde, um zu schreiben. Aber in meinem Kopf sind viele Gedanken. Vielleicht wird es besser, wenn ich mir alles von der Seele schreibe. Ich bin froh, dass du den (kommenden) Ärger nicht mehr mitbekommst. Andererseits könnten wir deine Ruhe und Unterstützung gut gebrauchen. Stell dir vor, die superschlauen Rententräger haben einen Berechnungsfehler gemacht und Papa die letzten 4 Jahre zuviel ausbezahlt. Jetzt wollen sie bis Ende des Monats 10 Tsd. €. Wir werden die Sache einem Anwalt übergeben. Das wird alles mehr als ärgerlich werden, zumal ich den ganzen Schriftkram vorerst erledigen muss. Du weißt ja selbst, wie hilflos Papa in solchen Dingen ist. Mir wird das echt alles zuviel und es belastet mich sehr. Mit dem Saubermachen der Wohnung kommt er auch nicht zurecht und ich helfe ihm in der Woche. Tja, das hast du ihm immer alles abgenommen. Ganz zu schweigen von seinen „Drohungen“, sich das Leben zu nehmen. Aber das hat er schon oft gesagt, wenn er keinen Ausweg wusste und ihm die Worte ausgehen. Er meint es nicht ernst, aber er weiß gar nicht, was er mir mit diesen Worten antut. Dann würde ich ganz alleine dastehen und hätte niemanden mehr. Habe versucht, ihm das zu erklären. Er hat ruhig zugehört, ist aber nicht drauf eingegangen und hat dann ein angenehmeres Thema angeschnitten. Typisch Papa, gell?! Oft versuche ich, mir deine Stimme vorzustellen und was du mir raten würdest...Ich hoffe, dass ich deine Stimme nie vergessen werde.

Gestern war ich bei dir auf dem Friedhof, weil ich neugierig war, wie die Einfassung aussieht. Dir hätte es sehr gut gefallen, das weiß ich. Der Stein wird in der nächsten Woche gesetzt und dann ist es perfekt. Obwohl wir anfangs ziemlich erschrocken waren, als wir den Stein zum ersten Mal gesehen haben. Wir hatten doch eine andere Farbe bestellt, dunkler und trauriger. Beim Steinmetz stand dein Stein in Multicolor rot. Wir mussten ein zweites Mal zum Steinmetz fahren, weil Papa der Meinung war, dass er zu rot sei (ich fand ihn gleich schön). Wir wieder hingefahren und da waren schon die Buchstaben draufmontiert (musste schon mit den Tränen kämpfen, als ich deinen Namen las). Papa hat er dann sofort gefallen. Übrigens ist das rot ein rotbraun und sieht viel freundlicher aus und passt besser zu dir.

Mama, du fehlst mir sehr und ich bin so traurig. Könnte deine Ratschläge gut gebrauchen. Aber nicht nur die, sondern auch die Gespräche mit dir und einfach mal in den Arm genommen zu werden. Das ist schon so lange her....nächsten Sonntag sind es schon 5 Monate, dass du nicht mehr da bist. Wir hatten früher viel Spaß zusammen und waren die besten Freundinnen. Ich habe mir ein kleines Erinnerungskästchen gemacht, es steht auf meinem Nachttisch. Beim Durchsuchen deiner Jackentasche habe ich einen Zettel gefunden, den du ein paar Tage vorher noch per Hand geschrieben hast. Du hast notiert, was du alles noch im Krankenhaus fragen musst. Den habe ich in das Kästchen rein und deinen Lieblingsarmreif. Er hat mir immer gefallen und du hast früher immer scherzhaft gesagt, dass das mal ein Erbstück gibt. Darauf hätte ich gerne verzichtet. Ich kann den Armreif nicht tragen, das macht mich traurig. Mal sehen, was sich noch so findet für die Box....

Schade, dass du schon so früh gehen musstest :cry:

Mama, du bist mein Engel und ich hab dich lieb :1luvu:

Gaby283
24.07.2006, 22:09
Liebe Mama,

wie geht es dir? Wo bist du jetzt? Früher habe ich nicht an das "Danach" geglaubt, weil ich doch ein ziemlich realistischer Mensch bin. Aber ich wünsche es mir einfach so sehr, dass danach noch etwas kommt und dass wir uns irgendwann wiedersehen in einer anderen Welt ohne Krankheit. Letzte Nacht habe ich ganz kurz von dir träumen dürfen. Ich konnte dich nur ganz kurz sehen. Du sahst gesund und glücklich aus und hattest deine schönen Haare wieder :) Leider bin ich sofort aufgewacht. Mir ging es nicht schlecht nach dem Traum, irgendwie war ich sogar ziemlich froh, dich so glücklich zu sehen.

Ich vermisse dich sehr. Letzte Woche war ich zur MRT wegen meinen Rückenschmerzen. Während der Untersuchung und der anschließenden Warterei auf den Arztbericht musste ich dauernd an dich denken und was du die letzten Jahre mitgemacht hast :cry: Irgendwie bekam ich Angst, dass man bei mir etwas Schlimmes entdecken könnte...kein Wunder: bei keinem deiner Untersuchungsergebnisse kam die letzten Monate etwas Positives heraus. Warum also bei mir?! Aber es ist "nur" ein Bandscheibenvorfall im gleichen Segment, dass sie mir vor 10 Jahren operiert haben. Tja, nun bekomme ich Akupunktur gegen die Schmerzen und bin erstmal krank geschrieben. Soll mich schonen und in Geduld üben sagt die Ärztin ;) Die ersten Tage war ich ziemlich hilflos und ich hätte dich zu gerne angerufen und dir erzählt, wie schlecht es mir geht und einfach deinen Trost gebraucht. Ich beobachte an mir viele Veränderungen, vielleicht werde ich nun erwachsen? :o

Papa hat sich auch wieder beruhigt. Ich glaube, mir ist das in den letzten Wochen alles zuviel geworden und deswegen hat sich mein Körper die passende Schwachstelle gesucht. Aber ich krieg das schon wieder hin. Wie sagte heute eine Kollegin: Bei ihnen ist ja auch immer was los und es gibt keine Ruhe...Recht hat sie, aber ich lass mich nicht unterkriegen. Da müssen schon schlimmere Sachen aufgefahren werden.

Mama, ich hab dich sehr lieb und ich denke immer an dich :1luvu:

Dein Rübchen

Gaby283
19.08.2006, 12:18
Liebste Mama,

eben war ich an deinem Grab und habe mich dabei erwischt, wie ich wieder mit dir geredet habe :) Oft kommt Papa mit und da verhalte ich mich dann ganz anders. Aber wenn ich so allein bei dir bin, suche ich oft deinen Rat. Auf dem Weg habe ich viele ältere Frauen gesehen und ich dachte mir, dass ich nie wissen werde, wie du aussiehst, wenn du 60, 70 oder 80 Jahre geworden wärst. Es ist ungerecht, denn du hast oft kein einfaches Leben gehabt und das macht mich immer extrem traurig. Du bist der einzigste Mensch, der mich nie verletzt und mich immer verstanden hat.

Letzte Nacht habe ich wieder von dir geträumt. Das kommt inzwischen sehr häufig vor. Du bist in den Träumen zwar meistens krank, aber du lachst immer und bist genau so positiv wie du es früher schon warst, auch während der Krankheit. Ich bewundere deine Stärke und Tapferkeit, die du bis zuletzt hattest. Du hast nie aufgegeben! Vermutlich hätte ich das nicht geschafft.

Seit einer Woche bin ich ziemlich down. Bin oft sehr traurig, weine viel, habe Wut auf andere undundund. In der Trauergruppe habe ich das 1. Mal vor anderen geweint. Das war mir etwas unangenehm, weil ich eigentlich gelernt habe, mich zu beherrschen. Aber inzwischen ist mir das alles ziemlich egal und es muss einfach raus. Ich will nicht mehr die Große und Starke spielen.

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte ganz nah bei dir sein. Ich habe Angst, deine Stimme und alles andere zu vergessen...:cry:

In Liebe
Deine Gaby

Gaby283
31.08.2006, 21:33
Liebe Mama,

ich erinnere mich noch genau an den Tag im Januar, als wir über das Sterben und den Tod sprachen. Du sagtest damals, dass du mich nicht gerne alleine zurücklassen möchtest und es dir besser gehen würde, wenn du jemanden an meiner Seite wüsstest. Weißt du noch als ich dir gesagt habe, dass du IHN aussuchen und schicken sollst? Du hast jetzt wohl deine Finger im Spiel gehabt....hätte nie mehr damit gerechnet, einen so wundervollen Menschen kennen zu lernen. Er hat auch ein Schicksal zu tragen....seine große Liebe ist vor 3 Jahren mit 27 an Leukämie gestorben.

Heute musste ich trotz aller Verliebtheit einige Tränen vergießen. Ich bin traurig, dass ich dich nicht anrufen und dir davon erzählen kann. Früher habe ich dir immer alles erzählt und das fehlt mir jetzt so sehr...

Mama, du hast einen großen Platz in meinem Herzen :1luvu:

Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast.

Deine Gaby

Gaby283
16.10.2006, 20:49
Liebe Mama,

lange habe ich hier nicht geschrieben, aber ich denke jeden Tag an dich!

In vielen Beiträgen habe ich gelesen, dass sich die Hinterbliebenen den Verstorbenen für einen Tag zurückwünschen möchten. Bei mir war das Samstag auch so. Ich hörte eine unserer Lieblings-CD’s im Auto und irgendwie kam es so über mich und ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Ein Lied hat mich an die Zeit erinnert, als ich etwa 19 war. Da war die Welt noch in Ordnung. Keinen großen Kummer und du warst gesund – das wäre für mich heute das Größte, wenn du noch da wärst. Hätte ich damals schon gewusst, dass du so früh sterben musst….ich hätte einiges anders gemacht und den Widder in mir gezähmt :D Aber du wusstest wie ich manchmal war und hast mich wieder von der Palme geholt. Du warst ein toller Mensch und die beste Mama, die ich je haben konnte. Oft kommt mir in den Sinn, dass ich dir hätte noch viel mehr sagen wollen in deinen letzten Tagen. Die 10 Tage im Hospiz schleichen sich in meine Gedanken…vor allem der Mittwoch. Vor den Besuchen hatte ich immer Angst, denn ich wusste nicht, was mich erwartet. Die Angst, es könnte dir schlecht gehen und ich kann dir nicht helfen, hat mir sehr zu schaffen gemacht. Aber als ich an diesem Mittwoch in dein Zimmer kam, da strahltest du mich an, als ob nie etwas gewesen wäre und du gleich mit nach Hause kommen wolltest. Du hast munter mit mir geplappert, obwohl du die ganzen Tage vorher kaum gesprochen hast, außer einem schwachen „okay“ und „ja/nein“ bekamen wir nichts mehr von dir zu hören. Ich hatte mich an dem Mittwoch so sehr darüber gefreut. Tja, das war wohl das letzte Aufbäumen wie du es früher genannt hast. Das Schöne aber ist, dass ich dein strahlendes Gesicht nicht vergessen habe und nie vergessen werde.

Ich hätte dir noch so viel sagen wollen…Du warst immer für mich da und wenn ich Liebeskummer oder andere Probleme hatte, dann hast du mit mir gelitten und mich getröstet. Du warst meine beste Freundin und ich konnte dir alles anvertrauen, ohne Angst haben zu müssen, dass du es gegen mich verwenden könntest. Ach Mama, vielleicht siehst du, was bei uns alles passiert. Ich bin zwar ein ganz rationaler Mensch, aber trotzdem hoffe ich, dass wir uns eines Tages wieder sehen.

Du bist jetzt seit 8 Monaten, 1 Woche und 1 Tag nicht mehr hier. Mein Schmerz hat sich verändert; ich habe inzwischen akzeptiert, dass du nicht wiederkommen wirst. Inzwischen sind es einzelne Momente und Erinnerungen, die mir wehtun und das wird sich wohl niemals ändern. Vor Weihnachten habe ich schon etwas Angst. Letztes Weihnachten war ich schon sehr traurig, denn ich wusste, dass es unser letztes sein wird. Dieses Jahr wird sich einiges ändern….

Mama, ich umarme dich ganz fest (so wie früher). Ich vermisse dich so!

Dein Engel :1luvu:

Gaby283
02.11.2006, 13:46
Liebste Mama,

mir ging es in der letzten Woche ziemlich schlecht. Du fehlst mir einfach so sehr und die Traurigkeit kam über mich. Vielleicht hast du das von da oben sehen können und hast mir Zeichen gegeben :confused: Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll…bin immer noch verwirrt.

Am Montag, auf dem Weg ins Büro, wollte ich die Auto-Uhr am Armaturenbrett umstellen. Als ich drauf schaute war es 9:57 Uhr, klar eine Stunde ging sie vor. Dachte mir, dass ich das an der nächsten Ampel erledigen könnte. Als ich wieder hinsah, war es 8:57 Uhr. Ich habe an der Uhr aber nichts gestellt, geschweige sie angefasst. Wie konnte das passieren? Ich habe mir die Bedienungsanleitung durchgelesen und da steht nichts von drin, dass die Uhr sich automatisch umstellt. Immerhin habe ich den Wagen schon über 2 Jahre und musste das immer manuell machen. Als ich dann abends an den PC bin und meine Mails gecheckt habe, hatte ich eine Mitteilung, dass ich 1 von 10 Halsketten gewonnen habe. Ich habe noch nie etwas gewonnen…ich habe an diversen Umfragen dieser Firma teilgenommen, aber das ICH was gewinne….Also der Montag war schon sehr aufreibend :eek:

Weißt du, was noch passiert ist?! Am Samstag war ich auf deiner damaligen Lieblings-Chat-Seite. Damals konnte ich nicht verstehen, dass dir das chatten soviel Spaß gemacht hat. Immerhin warst du doch schon 54 :) . Mir hast du dann gesagt, dass du so deine Ängste vergisst und dich gut ablenken kannst. Du hast mir damals deinen Namen und dein Passwort verraten. Vor einigen Monaten habe ich versucht, mich damit anzumelden. Leider war es das falsche PW. Am Samstag gab ich dann spontan das richtige ein und landete auf deiner Seite, deinem Profil. In deinem Gästebuch waren sehr viele liebe Einträge deiner Chat-Freunde, die dich sehr vermissen. Sie haben seit deinem Tod jeden Monat ganz liebe Einträge hinterlassen, damit die Seite nicht gelöscht wird. Immerhin warst du seit fast 10 Monaten dort nicht mehr angemeldet. Deiner Freundin S. habe ich gemailt, dass ich es bin, die mit deinem Namen online ist, nicht, dass sie sich erschreckt. Wir haben dann eine ganze Zeit gemailt. Sie kann deinen letzten Anruf, da warst du schon im Hospiz, nicht vergessen. Ich weiß es noch ganz genau: Du hast nach deinem Handy verlangt und ich habe dir die Nummer gewählt, weil du schon zu schwach dazu warst. Das Telefonat macht ihr immer noch zu schaffen und sie weint oft.

Papa fliegt nächste Woche in den Urlaub. Er leidet sehr darunter, dass du nicht mehr da bist, auch wenn es „schon“ 9 Monate sind. Vor 3 Wochen hattet ihr euren 36. Hochzeitstag; er hat es nicht vergessen, was er früher aber schon mal tat. Du übrigens auch…

Oma geht’s auch nicht gut. Ich habe Angst, dass sie bald zu dir kommen wird. Seit du tot bist, ist sie noch älter und gebrechlicher geworden. Sie ist zwar schon 86, aber noch ein Todesfall im Moment wäre zuviel für mich.

Ach Mama, mit dir wäre alles viel einfacher. Ohne dich ist es nur noch halb so schön!

Pass bitte gut auf uns auf. Wir sehen uns….irgendwann in einer anderen Welt…:1luvu:

Dein Engel

Gaby283
22.11.2006, 09:27
Liebe Mama,

ich bin froh, dass ich das Online-Tagebuch habe, denn hier kann ich meine Gedanken besser sortieren und dir schreiben, was mich bewegt.

Mir schwirren so viele Gedanken an dich durch den Kopf. Leider sind es immer nur die traurigen Momente, an die ich denken muss. Aber diese Phase gehört zu meiner Trauer und ich muss sie durchleben. Durch den Trauerkurs und die „Übungen“, die wir dort machen, wird natürlich noch mehr freigesetzt als verdrängt; bin aber ganz froh darüber, dass ich alles aufarbeiten kann, auch wenn’s manchmal einfacher wäre, die Dinge in die hinterste Schublade zu schieben. Außerdem weiß ich wie es ist, wenn die Dinge wieder an die Oberfläche wollen…das wäre dann doppelt so schwer, alles aufzuarbeiten.

Oft frage ich mich, wie du das alles ausgehalten hast. Kleinzelliger Lungenkrebs, einmal Vollremission nach 6 Monaten durch Chemo und Bestrahlung, dann 3 Hirnmetastasen, Ganzkopfbestrahlung, Remission der 3 Metastasen, neues Rezidiv in der Lunge, wieder Chemo und wieder neue Hirnmetas, div. Chemos und am Ende noch Lebermetastasen. Letztendlich konnte dir die Chemo aber nicht mehr helfen. Du hast nie gejammert oder dich beklagt, obwohl du täglich starke Kopfschmerzen hattest. Du hast so tapfer um dein Leben gekämpft. Mama, ich ziehe den Hut vor dir. Meine ganze Bewunderung gehört DIR. Ich war und bin sehr stolz auf dich.

Weißt du noch, als ich dir das 1. Mal die Haare abrasiert habe? Es war im 2. Zyklus der Chemo und sie fielen schon büschelweise aus. Ich hatte einfach Panik, dass du eines Morgens aufwachst und sie liegen auf deinem Kissen. Mir kam die Idee, dass wir die Haare schon vorher abschneiden, damit der Schock nicht ganz so groß ist. Es hat mir so Leid um deine schönen Haare getan.

Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, dass du schon so früh gehen musst. Wenn es etwas nach dem Tod gibt – und das hoffe ich ganz stark – dann wünsche ich mir ein Wiedersehen mit dir.

Ich liebe dich...

Dein Rübchen

Gaby283
26.11.2006, 18:49
In Memoriam (Heidi *14.06.1951 +26.02.2006)

Mama, heute ist Totensonntag und heute vor 9 Monaten warst du schon fast im Regenbogenland angekommen.

Ich weiß noch genau wie es war, als am So., 26.02.06 um 20:15 Uhr mein Handy klingelte, im Display stand "Hospiz". Mein Herz raste und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich wusste, nun ist es soweit und ich muss ans Sterbebett meiner Ma. Ich fühlte mich wie in einem fremden Körper, voller Angst, was jetzt auf mich zukommen würde.

Zum Glück war ich in diesem Moment nicht alleine. R. und U. fuhren mich ins Hospiz. Papa war auch noch unterwegs und kam nach. Als wir ankamen sagte die Schwester, dass es dir seit etwa 1 Stunde schlechter geht. Mama, ich hatte solch eine Panik, dich sterben zu sehen. Als ich dann bei dir im Zimmer war und dich röchelnd auf dem Bett liegen sah, wurde ich ruhig und sehr gefasst, irgendwie dachte ich nur noch: Hoffentlich hat sie es bald geschafft!

Deine Hand war schon etwas kalt. Dein Wangen gerötet, nur die Partie um den Mund herum war ganz blass. Die Hospizschwester erklärte mir, dass dies ein Zeichen sei, dass der Kreislauf nicht mehr funktioniert und praktisch ein Organversagen mit sich zieht. Papa und ich hielten deine Hände und streichelten dich, wir haben deine Lieblingsmusik spielen lassen. Gegen 22:15 Uhr wurdest du unruhiger und hast schwer geatmet. Wir haben dann nach der Schwester geklingelt (natürlich war auch gerade noch Schichtwechsel) die schnell kam. Kleiner Schock, sie kam direkt von einer Faschingsveranstaltung in Clownshose. Es war wirklich eine sehr komische Situation. Du liegst im Sterben und die Schwester steht da mit bunter Hose. Es hat ihr Leid getan, aber sie wusste nicht, dass es dir so schlecht geht. Ich empfand es nicht als schlimm, aber völlig irre. Sie sah dich und sagte: Ich sehe schon, ging weg und kam mit einer Spritze zurück. Du bekamst das erste und letzte Mal Morphium gespritzt. 1-2 Minuten später fühlte sie deinen Puls und sagte, dass du gegangen bist. Ich konnte nicht weinen und war immer noch sehr gefasst. Wir blieben noch eine Weile bei dir, bevor wir nach Hause fuhren. Am Montag haben wir uns 3 Stunden von dir verabschieden können. Die Tulpen, die ich dir am Vortag mitgebracht habe, lagen auf deinem Bett. Du sahst schön aus, ohne Schmerz und einfach nur erlöst. Deine Augen waren ganz leicht geöffnet und dein Mund hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, so als ob du sagen wolltest: Endlich habe ich es geschafft, mir geht es jetzt gut. Die Hospizangestellten sagten, du würdest schelmisch grinsen. Als ich mit dir allein im Zimmer war, hatte ich schon ein wenig Angst. Du warst die erste Verstorbene, die ich je gesehen habe. Ich bin um dein Bett herumgeschlichen und dachte, dass du bestimmt gleich wieder die Augen öffnest. Aber nein, das hast du natürlich nicht gemacht! Ich habe mich getraut, dir einen Kuss auf die Stirn zu geben. Damals habe ich lange gezögert, das zu machen. Heute bin ich froh, es getan zu haben. Ach Mama, es tut so weh, dich loslassen zu müssen. Aber soweit bin ich noch nicht, das braucht noch etwas Zeit, die ich mir nehme. Immerhin haben wir 34 Jahre miteinander verbracht, die ich nie vergessen werde. Unsere Urlaube ohne Papa (ja, er konnte manchmal ganz schön anstrengend sein :) ) in Italien, auf Kreta...die waren toll. An diese Dinge möchte ich mich immer erinnern, auch noch in vielen Jahren, wenn ich alt und grau bin.

Mama, lass es dir gut gehen dort, wo du jetzt bist. Ich wünsche mir, dass du an einem schönen Ort bist, wo die Sonne scheint, bunte Blumen blühen, die Schmetterlinge fliegen....

Dein Herz

vanitas02
20.12.2006, 16:44
hallo gaby,

habe jetzt nur deine ersten einträge gelesen ... und mir geht es so wie dir. eins zu eins. weiter habe ich noch nicht gelesen. weiter bin ich selbst auch noch nicht. meine mutter ist erst am 12.12. als letzte woche dienstag gestorben. aktuell bin ich noch da, wo ich es noch nicht so recht realisiere. ich spare mir insofern deine kommenden briefe erst noch auf und hoffe, dass sie immer positiver und fröhlicher werden.

liebe grüße

Leonie Marie
21.12.2006, 03:45
Hallo Gaby,
ich habe soeben Dein Tagebuch gelesen und finde, daß Du das so schlecht gar nicht machst mit dem trauern... Du hast diesen Kurs besucht und schon davor mit diesem Tagebuch eine Art gefunden, Dich immer wieder mit Deiner Ma zu treffen, zu unterhalten. Sie hört Dich, da bin ich ganz sicher.

Sei nicht wütend oder vielleicht eher neidisch auf "die anderen" - Glück und Unglück scheint relativ, ist tatsächlich jedoch vor allem subjektiv! Wenn Dir selber ein Unglück (das von Dir zumindest so empfunden wird) widerfährt, ist es darum so schwer zu relativieren.

Ein Beispiel: Ich habe 2005 erst die Lungenkrebsdiagnose meines Papis aufnehmen, dann den Tod meines Opas hinnehmen müssen. Mitte des Jahres ist mein Vater gestorben, eigene OP 5 Tage nach seinem Tod und zur Beisetzung mußte ich dann meiner Familie beibringen, daß ich auch Krebs habe - glücklicherweise mit sehr guten Heilungschancen. Es folgten Chemo, Trennung von meinem Freund, Umzug, Jobwechsel, Bestrahlung, Remission, Fatigue, die schwelende Angst vor einem Rezidiv, die Frage ob ich noch Kinder bekommen kann (ich bin 31) und die psychische Verarbeitung die noch lange nicht abgeschlossen ist....

Wenn Du mich auf der Straße triffst regst Du Dich vielleicht auf, weil ich Dir davon erzähle, daß ich nicht weiß ob ich immer noch "Karriere" machen will - oder lieber doch nicht. Und denkst vielleicht: "Mensch hat die Probleme! Ich möchte auch, daß es mir so gut geht. Außerdem:Es gibt da doch viel wichtigeres!"

Du hast Recht. Aber auch Deine Ma hat recht: Du weißt nicht, was hinter den Kulissen los ist! Und: Egal wie es den anderen geht, geht es Dir in Abhängigkeit davon besser?

Ich versuche mich nicht so sehr daran aufzuhängen, was die anderen vermeintlich haben oder nicht haben, sondern an dem was ich habe:

Ich habe einen Vater gehabt der mich über alles geliebt hat. Vielleicht hat er es nicht immer so zeigen können, und doch sind da viele schöne Erinnerungen - auch wenn viele Fragen bleiben. Ich lebe und habe hoffentlich noch viel Zeit um zu trauern, soviel wie ich brauche.

Ich wünsche Dir (und mir) daß nach der Zeit der Trauer (die auch für Dich so lang sein sollte, wie DU es brauchst - Deine Ma kann das nicht für Dich entscheiden, das mußt Du alleine tun) dieser Spruch lebendig für Dich (und für mich) wird

Nicht traurig daß es vergangen sondern dankbar daß es gewesen!

In aufrichtiger Anteilnahme

Deine Leonie Marie

Gaby283
26.02.2007, 17:14
Liebe Mama,

ist es wirklich schon 365 Tage her,

dass ich dich das letzte Mal gesehen habe,
dass ich dich umarmen durfte,
dass ich dich trösten durfte,
dass ich dich gehen lassen musste???

Die Zeit ging so schnell vorbei, vieles ist passiert. Oft waren es tiefe Löcher, in die ich fiel, aber trotzdem bin ich immer wieder aufgestanden und habe mein Leben neu gestaltet. Nein, die Trauer ist nicht weniger geworden, aber sie ist anders. Oft überfällt mich die Sehnsucht nach dir. Wir sitzen bei Papa am Tisch und dein Platz ist leer. Mir fehlt deine Stimme, dein Lachen, deine Umarmung und dass mich jemand Rübchen nennt. Das tut auch Papa nicht mehr, seit du tot bist...Weisst du noch, als du mir vor zig Jahren auf der Straße laut Rübchen hinterher gerufen hast?! Ich hätte vor Scham im Boden versinken können, so peinlich war mir das (hab auch mit dir geschimpft ;) )Heute würde ich mir wünschen, dass du es mir nachrufst.

Seine Mama zu verlieren ist nie leicht. Ich glaube es ist egal, wie alt man ist. Aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.

Ich hoffe, dir gefällt das Blumenherz, dass wir auf dein Grab gelegt haben. Es sieht schön bunt und fröhlich aus :) Habe auch Bilder gemacht, die ich gleich an deine Schwester und deine Freundin mailen werde.

So Mamilein, jetzt mache ich mal Schluss, sonst werde ich noch ganz traurig.

Schlafe in Frieden, mein Engel :engel:

In ewiger Liebe
Dein Rübchen

Gaby283
26.02.2016, 20:13
Liebe Mama,

heute denke ich ganz besonders an Dich, heute ist Dein Todestag. Sind es wirklich schon 10 Jahre, seitdem Du nicht mehr bei mir bist...wo ist nur die Zeit geblieben...

Als ich meine Einträge gelesen habe, kamen mir die Tränen. Heute würde ich diese junge Frau gerne trösten wollen. Anfangs war ich doch sehr verzweifelt und kam nur schwer damit zurecht, dass du nicht mehr da bist. Inzwischen bin ich älter geworden und einfach nur dankbar, dass ich so eine tolle Mama und Freundin hatte, die ich immer noch schmerzlich vermisse und der ich gerne so viel erzählen würde. Ich habe mein Leben gut im Griff, auch wenn die ersten Jahre von Trauer geprägt waren, was nicht immer leicht für mich selbst und andere war.

Bei meiner Hochzeit war Dein Platz leer. Du hast mir so gefehlt an diesem Tag. Schade, dass Du Deinen Schwiegersohn nie kennengelernt hast. Er hätte Dir gefallen.

Ach Mami, ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt. Mit 54 zu gehen ist einfach zu früh. Leider sollte es uns nicht vergönnt sein...vielleicht in einem anderen Leben?!

Ich wünsche mir von Herzen, dass wir uns irgendwann einmal wiedersehen.

In Liebe
Deine Gaby