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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gedächtnisschwund - Gehirnjogging?


Talia
02.04.2006, 12:06
Hallo,
ich hab eine Freundin mit Knochenkrebs (seit fast 2 Jahren). Nun stellte ich bei meinem letzten Besuch fest, dass ich kaum mehr einen vollständigen Satz aus ihr herausbekomme. Zum Teil findet sie scheinbar die Worte nicht mehr, oder sie vergisst ganz, was sie sagen wollte, oder sie fängt einen Satz an und sagt dann gaaaanz lang nichts mehr. Auch spricht sie neuerdings sehr langsam und undeutlich. Da ich für sie eher eine "entfernte" Freundin bin, (wir Siezen uns auch noch, wie halt damals, als sie noch gesund und ich ihre Kundin war ...), möchte ich ihr auf keinen Fall zu nahe treten und etwas sagen, was für sie vielleicht peinlich ist. Ich hatte nämlich die Idee, ihr sog. Gehirnjogging vorzuschlagen, es vielleicht auch mit ihr bei meinen Besuchen "zu spielen". Aus meiner Warte kann das ja sogar Spaß machen, aber ich weiß nicht, ob sie sich nicht verletzt fühlen wird, wenn ich das anspreche. Meine Frage sind eigentlich 2 Fragen: 1) Bekommt sie höchstwahrscheinlich mit, dass sie ihr Gehirn so arg im Stich lässt oder merkt man das als Patient i.d.R. gar nicht? 2) Hat jemand eine konkrete Idee oder auch Erfahrung bzgl. Gedächtnisübungsmaterial? Ich selbst hab noch von ganz früher diese "Gehirnjoggingsachen" von Fischer/Lehrl, weiß aber gar nicht, ob die geeignet sind bzw. auf dem neuesten Stand der Forschung. Wenn man schon was macht, dann sollte man es ja wenigstens gut machen. Auch stört mich darin, dass da von unterstützenden Maßnahmen zur Gehirnaktivierung wie Spaziergängen und so die Rede ist und meine Freundin kann aufgrund ihrer Lähmung leider kaum mehr 10 Minuten im Rollstuhl aushalten, geschweige denn sich in irgendeiner Form noch selbst bewegen. Dann müssen sie solche Vorschläge doch sehr traurig machen, so denke ich mir.

Ich wäre sehr dankbar für jede Rückmeldung, da ich als von der Krankheit nicht unmittelbar Betroffene mit meinem Halbwissen nichts zusätzlich kaputt machen möchte.

Herzliche Grüße
Talia

Jutta
02.04.2006, 13:26
Hallo Talia,

Ich finde es sehr schön, daß du dir Gedanken um eine evtl. Unterstützung dieser Freundin machst. Aber dazu solltest du zuerst in Erfahrung bringen, warum sie solche Aussetzer hat. Das kann mehrere Ursachen haben, durch Medikamente oder Behandlung, oder auch durch Metastasen im Gehirn (s. Erklärung).

Solange die Ursache und der Hintergrund nicht abgeklärt sind, könnte das Gehirnjogging eine enorme Belastung, auch seelische, werden. Ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt sollte es nicht durchgeführt werden.



Manche Patienten, je nach Erkrankung, sind sich ihrer eingeschränkten Situation voll bewußt. Dagegen gibt es wiederum Erkrankungen ausgelöst durch Medikamente oder Metastasen, wo die Einschränkung nicht mehr wahrgenommen wird.





Großhirn

Auf das Großhirn entfallen beim Menschen rund 80 Prozent der gesamten Hirnmasse, obwohl es entwicklungsgeschichtlich der jüngste Teil des Gehirns ist. Das Großhirn besteht aus der dunkelgrauen Großhirnrinde und einer weißlichen inneren Marksubstanz. Mittlerweile kann man den einzelnen Hirnarealen relativ exakt eine konkrete Aufgabe zuordnen. Manche Fähigkeiten des Gehirns haben eine bestimmte Seitenzuordnung, die von Mensch zu Mensch wechseln kann.


Logische und analytische Denkprozesse, das Sprachzentrum sowie das Verständnis von Grammatik und Wortsinns werden bei der Mehrzahl der Menschen von der linken Hirnhälfte übernommen, die man dann auch als die dominante bezeichnet. Schäden im Bereich der linken Hirnhälfte ziehen damit oft Sprach- und Sprechstörungen nach sich, eine so genannte Aphasie.
Kreativität und bildhafte Vorstellung, räumliche Orientierung und das Erkennen von Gesichtern und Gefühlen des Gegenübers ist meist in der rechten Hirnhälfte lokalisiert.
Anhand der Aufgaben, die die jeweiligen Bereich erfüllen, unterscheiden Neurologen weitere Teile des Großhirns, die bei einer Ansiedlung von Tumorzellen mehr oder weniger typische Ausfälle aufweisen:


Das Stirnhirn ist „Sitz der Persönlichkeit“, in gewissem Maß der Intelligenz und des Antriebs. Bei Veränderungen in diesem Bereich zeigen Betroffene eine gewisse Apathie und Teilnahmslosigkeit, sie leiden unter Antriebslosigkeit und Motivationsmangel.


Die Schläfenlappen sind Ort der Bewegungssteuerung und der Berührungswahrnehmung. Hier wird jeder Muskel des Körpers kontrolliert, jede Berührung auf der Haut wahrgenommen, die Temperatur gefühlt und Schmerzreize empfunden. Dabei „kreuzen“ die Nervenfasern der Großhirnhälften. So wird also die rechte Körperseite durch die linke Hirnhälfte (Hemisphäre), die rechte Körperseite durch die linke Hemisphäre kontrolliert.


Im Hinterhauptsbereich, dem Okzipitallappen, liegt die Sehrinde. Sie setzt die Farbeindrücke, Licht- und Schattenkonturen, die von den Augen wahrgenommen und von den Sehnerven weitergeleitet werden, zu einem Bild zusammen. Bei Schädigungen der Sehrinde können Patienten trotz intakter Augen nicht sehen, die Ärzte sprechen dann von Rindenblindheit.
Quelle: http://www.krebsinformation.de/Fragen_und_Antworten/hirnmetastasen.html (http://www.krebsinformation.de/Fragen_und_Antworten/hirnmetastasen.html)

Talia
02.04.2006, 19:12
Oh, danke für die ausführliche Info. Ich will versuchen, näheres herauszubekommen, um nicht alles eher noch schlimmer zu machen...

achimmaryweyhe
16.04.2006, 22:49
hallo talia,
meine frau ist an einem t-lymphoblastischem nhl erkrankt, sie hat vorbeugend 32 bestrahlungen bekommen, unter anderem wurde auch der kopf mehrfach bestrahlt.
seit dem (mitte 2005) hat sie vieles vergessen, kann sich an einige begriffe nicht mehr erinnern, umschreibt einiges mit ihren eigenen, niedlichen worten.
sie selber hat es zuerst nicht bemerkt, für sie war es wohl normal.
ich bin dann von mir aus beigegengen und habe reisespiele mit ins krankenhaus genommen, sie wurde etwas gefordert und es ging immer besser.
heute ist es viel besser geworden, wobei ich noch nicht mal sagen kann, ob es an den spielen liegt oder an einem weiblichen phänomen...............
wenn bei männern irgendwelche gehirnzellen durch die bestrahlung "zerschossen" sind, dann sind die hin, wohl für immer.
bei frauen ist es wohl so, das die sich "umwege" suchen und so nach einiger zeit wieder "normal" werden können, so hat uns das jedenfalls der arzt erklärt.......
ich will mal hoffen, das es auch richtig ist.........................

gruß

achim