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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie und wieviel sage ich meiner Tochter (7)?


Scorpio
03.05.2006, 16:16
Hallo liebe Eltern und Interessierte,

seit drei Wochen weiß ich (m 42), dass ich an einer unheilbaren Form eines Kardiakarzinoms (Typ II) mit Fernmetastasen im Lymphsystem und der Leber erkrankt bin. Laut den behandelnden Ärzten gibt es keinen curativen Ansatz, statistisch gesehen bleiben mir, sofern die Therapien anschlagen, zwei bis maximal drei Jahre.

Ich habe eine Tochter, die sieben Jahre alt ist. Natürlich bekommt sie mit, dass es ihrem Papa schlecht geht, weil ich trotz Schmerztherapie häufig Magenschmerzen habe und auf Grund meines niedrigen HB-Wertes nicht gerade sehr mobil bin. Außerdem machen mich diese ewigen Schmerzen und die psychische Belastung sehr gereizt.

Wir (meine Frau und ich) versuchen ihr zu erklären, dass ich eben schwer krank bin und haben uns entschlossen, alle ihre Fragen soweit es geht offen und ehrlich zu beantworten.

Wie aber sollen wir ihr beibringen, dass ich bald nicht mehr da sein kann?
Oder sollte diese Frage lieber unbeantwortet bleiben?
Sollen wir sie in diesem Punkt anlügen (Papa wird wieder gesund)?

Was ist Eure Meinung, wie sind Eure Erfahrungen zu diesem Thema?

Vielen Dank im Voraus!

Barbara_vP
03.05.2006, 16:33
Hallo Scorpio

ich kann dir leider keinen wirklichen Tipp geben wie du es machen sollst, aber es zu verschweigen oder anzulügen wäre völlig falsch. Kinder bekommen oft mehr mit als man meint. Schwerkranke Kinder oder Kinder von schwerkranken Eltern, bekommen mehr mit als man meint. ich selbst habe mal eine lange zeit in der Onkologie gearbeitet, und da bin ich von den Kindern gefragt worden "Muß mein Papa oder Mama jetzt sterben?". Obwohl die Eltern versucht haben das Thema Sterben zu vermeiden.
Wie du das deiner Tochter erzählst, kann ich dir leider nicht sagen. Aber mach es langsam und analog zu dem wie es dir geht und wie deine Befunde aussehen. Deine Tochter wird mit euch wachsen und lernen den Ernst deiner Erkrankung zu erkennen und damit umzugehen.
ich wünsche die ganz viel Kraft.
Barbara

Cinderella80
03.05.2006, 19:22
Hallo Scorpio

Ich würde ihr die Wahrheit sagen, damit sie die Chance hat sich damit auseinander zusetzen und sie die möglichkeit hat sich von Dir zu verabschieden.
Wie ich es sagen würde...? Keine Ahnung! Das alles kindgerecht zu verpacken ist glaube ich sehr schwierig. Vielleicht zieht ihr einen Kinderpsychologen zu Rate, der kann Euch vielleicht begleiten und Deine Tochter weiterhin betreuen!

Ich wünsche Euch alles Gute und ganz viel Kraft!

Cinderella80

Sani
04.05.2006, 11:42
Hallo scorpio,
ich würd auch Kindgerecht die Wahrheit sagen,sie wird Fragen stellen,antworte darauf(altersgerecht),wenn sie weiterfragt,dann antworte auch weiter,manchmal reicht schon eine kleine Antwort und sie wird sich damit zufrieden geben,nicht ,weil sie nicht mehr wissen will,sondern,weil dann ihr jetztiger Wissensdrang beantwortet ist.Sie ist jetzt noch zu jung,um ihr zu sagen- Papa stirbt--und das weißt du heut auch nicht,ob und wann es wirklich so sein sollte,sie wird mit euch in die Krankheit wachsen,ander Dinge zählen,als rumtoben,dann wird eben gekuschelt,es verschieben sich die Prioritäten von allen,auch unbewußt von deinem Kind,glaube mir,es wird einen ganz eigenen Weg geben,den nur eure Familie so geht.
Ich habe selbst einen inoperablen Hirntumor,bin stereotaktisch bestrahlt worden,das hält solange es hält.Unsere Tochter ist damit aufgewachsen,ich nehm sie auch zu versch.Untersuchungen mit,bes.zur Uni-Klinik,die Ärzte dort finden das absolut okay,sie weiß so,wo ich mal wieder hinmuß,kennt die Umgebungm,die Menschen,wir reden sehr offen darüber,sie ist mittlerweile im März 10J.alt geworden und nachdem ihr Opa verstarb fragte sie auch bei mir nach,ob ich auch daran sterben könne.Wir hatten sie auch im Sterbeprozeß vom Opa dabei,es ist ihr im Moment nicht mehr so unheimlich,aber,ab und zu,wenns mir mal aus irgendeinem Grund nicht so gut geht,dann kommen auch schonmal die tränchen und sie zeigt ihre angst.aber,das ist doch auch gut so,so können wir reden.Rede mit ihr,wenn sie fragt,und schau mal hier im Forum nach den tolen Büchertips von Ladina,vieleicht findet ihr da auch einiges,ich wünsch euch jedenfalls noch viele ,viel Jahre und eine Antwort,wie du oder ihr jetzt damit weiterlebt,susanne

tina1000
07.05.2006, 10:10
Hallo,
es ist sehr schwer zu entscheiden, was sage ich, was verschweige ich. Als mein Mann vor einem Jahr an Magenkrebs erkrankte, standen auch wir vor dieser schweren Entscheidung.Auch unsere Tochter war da 6. Irgendwie hat sich dann alles von selbst ergeben. Wir mussten ihr nicht viel erzählen. Sie hat es gemerkt. Auch ihr Papa konnte nicht mehr so mit ihr spielen wie vorher. Sie hat es einfach akzeptiert. Verschwiegen haben wir ihr eigentlich nie etwas. Wir haben über alles gesprochen, auch wenn sie dabei war. Haben ihr die Chemo erklärt, die Operationen.
Auch als er zum Schluß künstlich ernährt wurde, hat sie mir sogar geholfen alles vorzubereiten.
Das Papa sterben wird, das haben wir ihr nie gesagt. Sie hat nie danach gefragt. Ich hatte immer Angst vor dieser Frage. Aber ich habe mir damals eine Antwort überlegt. Wenn die Frage "Muß Papa sterben?" gekommen wäre, hätte ich geantwortet: "Papa ist sehr krank. Die Ärzte versuchen alles was sie können um ihn wieder gesund zu machen, aber es kann sein das sie es nicht schaffen." Mit 7 Jahren ist deine Tochter schon sehr weit. Vieles mußt du nicht sagen. Auch wenn die Ärzte dir wenig Hoffnung auf Heilung gegeben haben, glaube ich nicht das es jetzt richtig wäre, sie schon heute mit dem Tod zu belasten. Sie sollte nicht die nächsten Jahre mit diesem schrecklichen Gedanken leben müssen. Das würde ihrer kleinen Seele nicht gut tun. Laß sie spielen, fröhlich sein, Kind sein. Sie wird es wissen, wenn es soweit ist.
Ein paar Wochen nach dem Tod meines Mannes sagte meine Tochter zu mir:
"Mama ich habe gewußt das Papa bald sterben wird."
Vielleicht macht sie mir irgendwann Vorwürfe, ich hätte es ihr früher sagen müssen. Keine Ahnung.
Ich glaube für uns war es die richtige Entscheidung und instinktiv wirst auch du wissen, was richtig ist.

Ich wünsche dir und deiner Familie viel, viel Kraft in der nächsten Zeit und wer weiß, Wunder geschehen immer wieder,

Martina

Tina37
08.05.2006, 14:37
Hallo,

ich kann dir zu diesem Thema eine tolle Broschüre empfehlen. Sie heißt "Mit Kindern über Krebs sprechen" (Ein Ratgeber für Eltern, die an Krebs erkrankt sind). Herausgeber ist der Verein "Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e. V.", Webseite www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de. Die Broschüre bekommst du kostenlos bei:
Dr. Lida Schneider
Güntherstr. 4a
60528 Frankfurt
Tel/ Fax: 069/ 677 24 504

Dir alles Gute!

lg
Martina

Scorpio
11.05.2006, 18:22
Hallo Ihr Lieben :)

Vielen Dank für Eure zahlreichen und hilfreichen Antworten. Die Broschüre werd ich mir auf alle Fälle bestellen Tina37.

Übrigens, heut geht es mir richtig :rotier2: :rotier: weil ich seit zwei Tagen endlich Morphin bekomme, aber dazu schreib ich jetzt noch etwas im Forum Erschöpfung, Übelkeit & Schmerzen.

Nochmals danke und bis demnächst

LG vom Scorpio

Sani
01.06.2006, 16:51
Hallo scorpio,
es sind jetzt drei Wochen vergangen,ich wollte mal nachhören,wie es bei euch läuft,hoffe natürlich,das du noch hier im Forum vorbeischaust,Susanne

Scorpio
02.06.2006, 17:17
:winke: Huhu Sani, bin noch da, woll.

Hab meinen ersten Therapiezyklus durch und hänge im Augenblick etwas den Nebenwirkungen nach. Die Maus hat mich (die Klinik ist etwas weiters weg) zweimal besucht und wir konnten mit der Sache eigentlich ganz prima und zwanglos umgehen.

Sie selbst hat eigentlich gar nicht so viele Fragen, jetzt kommen eher mal die Eltern Ihrer Freunde an "... du was hat denn dein Papa für ne Krankheit ..." naja, die werden wir halt so nach und nach informieren ...

Bis demnächst - LG vom Scorpio

Sani
02.06.2006, 18:49
Hallo scorpio,
danke für deine schnelle Antwort,du hörst dich ziemlich froh darüber an,das der erste Z.vorbei ist und ihr ,wie du auch schreibst,euren eigenen Weg gefunden habt,mit eurer süssen zu reden.Du siehst,die "anderen"nehmen schon viel vorweg,leider,es sind die Vorwitzigen,die meinen so fragen zu mpssen und nicht daran denken,was sie dem Kind vielleicht da antun.Mach dir nicht zuviele Gedanken darum,sie wird es imer geben und wenn eure kleine Fragen hat,dann wird sie so fragen,wie sie es auch beantwortet habne möchte,nämlich kindgerecht.
Ich freu mich,wenn du mich hier auf dem laufenden hälst,jetzt erstmal Sonne fürs Herz und die Seele von mir,Susanne

Einhorn11
06.06.2006, 17:36
Hallo Scorpio

Aus Erfahrung kann ich Dir nur sagen das es für Euch und Eurer kleinen besser ist Ihr die Wahrheit zu sagen...Kinder kommen besser mit der Situation klar als wir " Erwachsenen" es denken.
Meine Mutter war sehr krank und mein Sohn hat es von Anfang an mit bekommen. Er ist 8 J. Er hatte so ein inniges Verhältnis zu Ihr wie ein Kind es zu seinen Eltern hat...er hat sie leiden gesehen... doch er kommt mit dem Tod besser klar als ich. Meine Mutter ist jetzt erst eine Woche verstorben und mein Sohn ist der, der mich aufbaut! Auch wenn Du es Deiner kleinen verschweigst, merkt sie was los ist!!

Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles alles Gute und halt die "Ohren steif"

Sonja

sanne2
06.06.2006, 19:05
Hallo Scorpio,
hoffentlich sind die Nebenwirkungen Deines Zyklus einigermaßen erträglich oder noch besser, vorbei!
Deiner Tochter würde ich altersgerecht von Deiner Erkrankung erzählen. Ein spezielles Buch, wie schon mal geschrieben, ist sicherlich sehr hilfreich.
Wie Du selber schon geschrieben hast, bekommt Deine Tochter von "anderen Seiten" bruchstückenhafte Informationen.
Wir hatten damals den Fehler gemacht unseren Kindern (damals 14J und 16J) erst einmal nichts zu sagen, sondern das Ergebnis abzuwarten. Mein Mann hatte ein Weichteilsarkom. Leider hatten wir guten Freunden von dem Krebsverdacht erzählt und nicht bedacht, dass deren Sohn mit unserem Sohn befreundet ist. Mein Sohn hatte also von seinem Freund die Diagnose erfahren und fiel aus allen Wolken.
So kann es leider auch gehen.
Ich wünsche Dir noch ein langes, beschwerdefreies Leben und wirklich alles Gute für die Zukunft!
Liebe Grüße!
Sanne

Scorpio
07.06.2006, 11:45
Hallo Mädels, vielen Dank für Eure Antworten und Eure lieben Wünsche :)

Die Übelkeit will leider gar nicht so richtig verschwinden und jetzt muss ich diese Woche noch eine Therapie gegen den Helicobacter durchführen, bevor ich nächste Woche eine 14tägige orale Chemo verpasst bekomme :augendreh :smiley11: Naja, was bleibt mir übrig, als jeden Morgen mit wehenden Fahnen in eine neue Schlacht zu ziehen? :D

Ihr habt natürlich recht: verschweigen, belügen oder verschleiern, das alles geht unter gar keinen Umständen. Aber im Augenblick fragt die kleine Maus nicht weiter nach. Das Wort Tumor hab ich nun auch schon ein- zweimal fallen lassen und dass ich in 5 Wochen wieder in die Klinik muss ist mittlerweile selbstverständlich (sie freut sich schon aufs Minigolf spielen und die leckere Spinatsuppe, die es in der Klinik gibt :rolleyes: )

Und das mit dem Sterben - das hab ich erst mal auf später verschoben, hab nämlich beschlossen mich von meinem Untermieter nicht auffressen zu lassen, sondern ihm gehörig die Hölle heiss zu machen. Wer weiß, vielleicht wirds ihm ja irgendwann zu dumm und er verzieht sich einfach?

Bis bald!

Ladina
07.06.2006, 13:04
Hallo Scorpio

Du stehst gerade vor sehr schweren Entscheidungen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Kinder fragen, sobald es sie interessiert und sie reif für eine altersgerechte Antwort sind.
Sie haben feine Antennen und spüren jede Menge. Vonwegen, Kinder seien taktlos - ich habe viele von ihnen als sehr rücksichtsvoll erlebt, sie sondieren die Lage, registrieren Veränderungen. Bleib einfach echt und spiel ihr nichts vor, und vor allem, lüge sie nie an. Sie würde das merken und es dir lebenslang übelnehmen. Signalisiere ihr, dass sie jederzeit mit all ihren Fragen zu Dir oder zu Mama kommen darf, dass Du offen bist für sie, notfalls auch nachts. Sage ihr nie, dazu bist Du noch zu klein- wenn Kinder fragen, sind sie reif für eine altersgerechte Antwort,
Und sorge für gute Papa-Momente. Wenn Du nicht fit bist körperlich kannst Du ihr vielleicht bequem im Sessel mit ihr kuschelnd ein Märchen erzählen- schön ist es, wenn ein Ritual draus wird, wenn sie weiss, immer an dem Tag ist mein Märchentag mit Papa. Wenn es mal nicht geht, erklär ich weswegen. Wenn sie dann Fragen hat, sei für sie da.
7 ist ein gutes Alter. Sie ist kein Kleinkind mehr, aber auch noch nicht flügge. Sie nimmt noch auf, was der Papa sagt. Du bist für sie noch ein Held.
Ich wünsche Dir, dass Dir genügend Zeit und Kraft bleibt, Deiner kleinen Maus noch all die Werte und Lebenskünste zu vermitteln, die Du für wichtig hältst damit sie ein gutes Rüstzeug für ihr Leben bekommt.

Ganz liebe Grüsse und alle guten Wünsche für Dich und Deine Familie
Ladina

Sani
07.06.2006, 15:24
Hallo zusammen,Ladina,da hast du aber alles genauso beschrieben,wie es sein sollte.Nachdem unsere Tochter jetzt zehn J.alt ist und eben mit mir und dem tumor aufgewachsen ist ,kann ich dich nur bestätigen,sie merkt,wenns mal nicht so läuft,ich vielleicht nicht reden mag und kommt dann mit drücken und kuscheln zu mir.es gibt immer Möglichkeiten,sich seienm Kind nah zu sein und Kinder,ja,sie sind ehrlcih und ihre Antennen sowas von ausgeprägt,sie sind einfach toll.Ich nehme meinen Turbo(unser Kosename)auch diesmal wieder mit zur Nachsorge in die Klinik,mittlerweile kennt sie diejenigen,die mich behandeln und freut sich drauf.Für mich die Bestätigung,das es so günstig für uns ist,denn,ich dnke,richtig oder falsch,das gibt es dabei nicht,jede Familie muß ihren für sie am günstigsten weg finden und gehen lernen.V.wollte auch unbedingt mal mit zum MRT,danach sagte sie,nne,Mama ,nie mehr,das ist mirzu laut,okay,das wars.In ihrer Klasse (vierte schulj)hab ich im vergangenen J.eine Schulstunde geführt,mit den MRT Bildern,die Kinder haben wirklich Fragen gehabt auf die wir Erwachsenen nicht kommen würden oder uns garnicht taruen würden sie zu stellen.Ein Mädchen war ganz glücklich darüber endlich die Erklärung für meinen schiefen Mund zu bekommen,sie ist seitdem viel offener mir gegenüber.Ihr seht,Kinder denken viele Dinge und machen sich ihren Reim darauf,nur,belügen,wie auch Ladina schreibt,das ist lebenslanges Mißtrauen vorprogrammiert,eure Suanne,die glücklich ist,den turbo an der Seite zu wissen und genauscorpio,dafür werden wir mindestens100Jahre alt,das gilt natürlcih für alle hier!!!

PetraK
07.06.2006, 16:42
Hallo Scorpio (und natürlich alle anderen),

ich wollte euch nur kurz meine eigenen Erfahrungen erählen:
1999 starb meine Mutter an Magenkrebs, meine Tochter war damals knapp 4 Jahre alt. Sie hatte nur diese eine Oma und hing sehr an ihr. Wir haben ihr damals nach der OP gesagt, dass Oma jetzt ein bischen im Krankenhaus bleibt, weil sie dort wieder gesund werden kann und haben sie dort auch alle zusammen besucht. Leider starb meine Mutter dann, ohne vorher nach Hause zu können. Meine Tochter blieb völlig ruhig, trauerte nicht und "Fachleute" sagten uns, wir sollen nur über das Thema sprechen, wenn sie Fragen hat. Zwei Jahr später erkrankte ich an Brustkrebs (zwar sehr agressiv, aber scheinbar rechtzeitig entdeckt). Mein Mann und ich haben versucht, es ihr "altersgerecht" zu erklären, aber sie blockte jedesmal ab und wollte nichts hören. Im Krankenhaus wollte sie mich nicht besuchen, als ich während der Chemo meine Haare verlor und etliche Kilos zunahm, liess sie mich völlig links liegen, meinte nur, dass ich hässlich und peinlich sei. In diese Zeit fiel auch ihre Einschulung und am liebsten sollte ich gar nicht dabei sein. Erst Monate später, als ich alleine zur Kur war, brach sie vor meinem Mann zusammen und erklärte ihm weinend, dass sie nur so doof zu mir sei, weil ich ja sowieso bald sterben würde, denn ich hätte ja die gleiche Krankheit wie Oma und die sei auch plötzlich weg gewesen......Mit uns wollte sie immer noch nicht darüber reden, aber eine gute Psychologin konnte ihr ein wenig helfen. Inzwischen ist sie gerade 11 geworden, unser Verhältnis ist sehr viel besser, aber sie ist ein Kind voller Ängste geblieben. Sobald ich zur Nachsorge gehe oder auch nur eine Erkältung habe, wird sie panisch. Mein Mann und ich dürfen nicht eine Stunde alleine das Haus verlassen, jeden Abend beim "Insbettgehen" fragt sie mich, ob ich auch wirklich nicht heimlich weggehe, ihre schulischen Leistungen sind ziemlich mies, weil sie sich auf nichts richtig konzentrieren kann....wir würden ihr so gerne noch mehr helfen, aber wie......?

Ich wollte euch damit sagen, dass wohl alles besser gelaufen wäre, wenn wir damals offener und ehrlicher über Krankheit und Tod meiner Mutter geredet hätten und auch meine eigene Erkrankung klarer beschrieben hätten. Ich denke, dann wäre uns allen einiges erspart geblieben......

Lieb Grüße aus HH

PetraK

Sani
08.06.2006, 12:08
Hall alle zusammen,
Petra,danke für deine Geschichte.Da du ja hier auch von mir gelesen hast möchte ich dir sagen,durch dein Schreiben ist mir etwas aufgefallen,was ich zuvor nie mit mir und meiner Situation in verbindung gebracht hatte.Unsere Tochter ist zehn J.alt und geht ab Sommer auf die weiterf.Schule,sie konzentriert sich in den letzten vielleicht ein,zwei J.nicht immer so,wie man es sich wünscht.Sie ist aber von jeher ein impulsives Menschenkind,aber,vielleicht gehen ihr in der Schule auch Probleme im Kopf herum,die sie "sonst"nicht kennen würde und somit auch nicht hätte.Jetzt,wo ich deinen Bericht sooft gelesen habe,da fiel es mir auf,an mich oder die Sit.hab ich nie gedacht,aber es stimmt,egal,ob und wie offen wir sind,sie erleben eine andere Kindheit und müssen dies verarbeiten,zudem verarbeiten.Ich werde jetzt noch wieder anders damit umgehen,sie fährt im juli wieder mit zur Unikl.,bisher war sie zwar auch immer dabei,aber jetzt werd ich sie bitten,für sich selbst Fragen aufzuschreiben,die sie gern stellen möchte,denn,am liebsten fragt sie mich Krankheitsbezogen,wenn es am abend im zimmer dunkel ist und wir aneinander gekuschelt liegen.Vielleicht möchte sie auch mit der ihr bek.doctorin allein sprechen,ich möcht nur wissen,was jetzt in ihr für Ängste sein könnten.
danke,das du mich darauf aufmerksam gemacht hast,auch ,wenn nicht alle Ängste darauf zurückzuführen sind,so können diese,die da sind aber erkannt und abgebaut werden,alles Liebe Susanne

MartinaC.
10.06.2006, 02:09
Mit uns wollte sie immer noch nicht darüber reden, aber eine gute Psychologin konnte ihr ein wenig helfen. Inzwischen ist sie gerade 11 geworden, unser Verhältnis ist sehr viel besser, aber sie ist ein Kind voller Ängste geblieben. Sobald ich zur Nachsorge gehe oder auch nur eine Erkältung habe, wird sie panisch. Mein Mann und ich dürfen nicht eine Stunde alleine das Haus verlassen, jeden Abend beim "Insbettgehen" fragt sie mich, ob ich auch wirklich nicht heimlich weggehe, ihre schulischen Leistungen sind ziemlich mies, weil sie sich auf nichts richtig konzentrieren kann....wir würden ihr so gerne noch mehr helfen, aber wie......?

Ich wollte euch damit sagen, dass wohl alles besser gelaufen wäre, wenn wir damals offener und ehrlicher über Krankheit und Tod meiner Mutter geredet hätten und auch meine eigene Erkrankung klarer beschrieben hätten. Ich denke, dann wäre uns allen einiges erspart geblieben......

Lieb Grüße aus HH

PetraK

Liebe Petra,
bitte frage deure Psychologin doch mal nach einer Kur für dich und deiner Tochter, falls es dir gesundheitlich möglich ist. Es gibt Kurangebote, wo Kinder so eine Trauer und Ängste aufarbeiten können.
Ein weiterer Vorteil wäre die sehr intensive Zeit, die ihr miteinander verbringen könnt.

PetraK
11.06.2006, 00:34
Hallo Martina,

danke für den Tip mit der Kur! Wir fahren im Juli zu einer Mutter-Kind-Kur an die Ostsee! Dort gehts zwar nicht bei allen Kindern um psychische Probleme, aber ich denke, auch der Abstand wird uns auf jeden fall gut tun. Zur Psychologin geht sie schon über ein Jahr nicht mehr, weil die ihr nicht mehr richtig weiterhelfen konnte und sie auch immer genervter dort hinging. Ergotherapie hat super geholfen, aber leider schreibt der Kinderarzt das nicht mehr auf....

Hallo Sani,

meine Tochter kommt auch im August in die 5.Klasse und ich hoffe, dass das eine positive Änderung bewirkt. Ich finde es toll, dass deine Tochter zu den Untersuchungen mitgeht, ich habs auch schon öfter versucht, aber meine will mit all dem immer noch nichts zu tun haben... die Idee, dass sie der Ärztin selbst Fragen stellen soll, ist natürlich super!
Was die Schule betrifft, stimmt es schon, dass nicht jede Unaufmerksamkeit mit unseren Krankheiten zu tun haben muss, redet deine Tochter denn darüber, was sie so ablenkt? Meine war in der 2. Klasse mal ein paar Wochen ganz schlecht, sie wollte aber nicht sagen, was los ist, erst viel später hab ich von einer anderen Mutter erfahren, dass ein paar andere Mädchen erzählt hatten, dass jeder, der Krebs hat, bald stirbt. Damit hat sie sich dann wochenlang rumgequält.......


Euch beiden und allen anderen betroffenen Müttern und Vätern ein schönes Wochenende

Petra

Sani
22.06.2006, 12:01
Hallo Petra,war einige Tag nicht in diesem Forum,wir haben unser abschlussfest vorbereitet und eben war der letzte Projekttag in der Klasse.Ja,ich hoffa auch auf eine positive Veränderung,V.geht in eine integrierte Gesamtschule,sie war unsere Wunschschule und zum glück hat es auch geklappt.Da die schule im Nachbarbundesland liegt werden immer nur bedingt Schüler "vn aussen"angeommen.Wir haben im dritten Schuljahr mit mir zusammen eine Frage und antwort Stunde gehalten.Da V.mit zur MRT-unters.war und dies in der Erzählst.beschrieb wollten die Kinder natürlich wissen,was das ist und wie die Bilder aussehen.Da ich in der Schule jede Woceh eine Lesstund abhalte kannten mich vile Kinder,ein Mädchen sagte "ah,endlich weiß ich,warum du so schief lachst!.Die Kinder sind locker und interisiert gewesen und in der Klasse war zudem ein Junge,der einen Hirnt.hatte und ein Bruder eines Leukämie Kindes.Wenn sie nicht reden mag,lass sie,vieleicht hast du mit der Zeit entdeckt,welche andere Form des Umgangs und Auseinandersetzung sie mit sich ausmacht.Hast du hier mal die Büchertips angesehen,viellciht ist da für deine T.auch was dabei.Vor drei J.starb V.Opa,der Papa von meinem Mann,sie war in der Sterbephase bei uns und ihm,sie wolte es und unser Hausarzt war auch bdabei und einverstanden,sie hat ihm vorgelesen,die Lippen befeuchtet und es war in der Zeit ganz normal und okay.Danach aber ist sie fast ein J.nicht allein z.B.die Treppe rauf in ihr zimmer,wollte nicht allein sein,da hab ich gespürt,das sie vielleicht doch überfordert war,obwohl sie unbedingt bei uns sein wollte in der Sterbezeit.Gesprochen,warum sie nicht allein hoch geht,das hat sie auch nie darüber.Ich muß dazu schreiben,er ist im Winter gestorben,es war eben auch die dunkle Jahreszeit,im nächsten J.ging es schon besser und heut ist es wie früher ,die Zeit der Vearbeitung ist wohl abgeschlossen.Aber,ich dneke auch,Kinder gehen anders damit um,sei es Krankheitoder Tod,sie haben ihre eigenen Vorstellungen und oft wissen sie dies auch noch nicht in Worte zu fassen.Aber,jeden Lehrer damit konfrontieren,nee,das ist auch nicht so mein Ding,es wissen sie ja sowieso schon,wenn man früher dort gearbeiet hat und in der Nähe wohnt.Ich hab nur der Klassenl.am Anfang der schulzeit erklärt,wass schonmmal sein könnte bei mir und V.dadurch auch mit belastet wird.Dies werde ich in der jetzt anstehenden Schule wohl auch machen,denn,in den letzten zwei J.hatte ich kurzfristig akute Untersucheungen und dann sollten sie schon informiert sein.So,jetzt genug geshriebn,würde mich frueen,wenn wir uns weiter austauschen könnten,liebe ,sonnige Grüsse Susanne

Mama,down
24.09.2007, 00:23
Hallo zusammen,

ich hoffe, ich darf mich hier einfach so einklinken, denn ich bin ganz neu hier und dieses Thema ist genau das, um das es bei uns auch geht!

Bei uns ist mein Mann erkrankt, Leberkrebs, habe mich auch da im Unterforum vorgestellt.

Mein Hauptproblem sind meine Töchter, 7 und 11. Ich denke, es ist unendlich schwierig, eienem "normalen" Kind die Sache nahezubringen, aber meine ältere Tochter ist behindert, Asperger-Autismus, ADHS, emotionale Störung des Kindesalters und ein teilweise psychisch bedingtes Asthma. Sie war gerade wegen des Verdachts auf eine noch schwerere psychische Erkrankung in der Kinder-und Jugendpsychiatrie, der Verdacht hat sich, gottseidank, nicht bestätigt, aber die Gespräche, die dort geführt wurden(mit mir als Mutter, meien Mann hab ich da raus gelassen, nicht auch noch das), haben ganz klar ergeben, das die Fachleute der Ansicht sind, daß meine Tochter das psychisch wohl nicht so packen wird. Sie soll jetzt auf "ärztliche Verordnung" in ein Internat, weg aus der "Schusslinie". Ich stehe völlig neben mir und denke tatsächlich manchmal, das ist alles nur ein böser Traum...

Vielleicht hat hier jemand auch schon Erfahrung mit Ähnlichem? Dann lasst mir, bitte,bitte Nachricht zukommen, gerne als PN, ich denke, die Persönlichkeitsrechte von Behinderten sollten noch stärker geschützt werden, da sie sich ja selbst nicht wehren könn(t)en.

Hoffe auf Antworten!!

LG,
Mama,down

nikita1
24.09.2007, 17:39
Liebe mama down :)

du schriebst im Leberkrebsforum, dass die Diagnose sei: inoperabel, der Tumor liegt im Bereich der Gefäße und ist bereits mit Bauch- und Zwerchfell verwachsen. Das ist keine Diagnose, die viel Hoffnung macht.
Hast du schon einmal ueberlegt, dass die Aerzte nicht etwa die Persoenlichkeitsrechte deiner Tochter einschraenken wollen, sondern sie schuetzen vor dem eventuellen Leiden , welches die Familie von nun ab ertragen muss ?
Man muss realistisch sein, auch wenn es schwer faellt - dein Mann wird zu Hause oder im Krankenhaus liegen, eventuell Schmerzen haben, muss gepflegt und getroestet werden.
Wenn deine Grosse alle diese Krankheiten hat und die Aerzte denken, dass sie das Miterleben psychisch nicht aushalten wird, so ist vielleicht dieses "aus der Schusslinie nehmen" fuer alle die beste Loesung, auch fuer dich. denn nun kannst du dich voll der Pflege deines Mannes widmen.

Ich habe auch einen Tumor , der nicht operiert werden konnte und wenn es in meiner Macht stuende, wuerde ich meine beiden Soehne vor allem verschonen, was eventuell noch kommt.