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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Du hast heute Geburtstag.


Muckchen
25.06.2006, 12:07
Liebster,
heute wollten wir Deinen 64. Geburtstag feiern. Das Schicksal ließ es nicht zu. Ich konnte Dir nur einen großen Rosenstrauss auf Dein Grab stellen. Viel lieber würde ich Dich in die Arme nehmen und Dir meine Wünsche ins Ohr flüstern. Nun bist Du schon 7 Monate und 12 Tage nicht mehr bei mir und doch spüre ich sehr oft Deine Nähe. Mein größter Wunsch ist, dass Du mit meinem Tun zufrieden bist. Ich frage mich immer: Wie würde mein Schatz entscheiden, würde es meinem Liebsten gefallen?
Hoffentlich geht es Dir jetzt gut. Das ist mein einzigster Trost, denn Deine Schmerzen und den körperlichen Verfall mitzuerleben, war die Hölle für mich. Wie gern hätte ich Dir geholfen - mein geliebter Eike, ich liebe Dich, immer und ewig, ständig sind meine Gedanken bei Dir.
Deine Marion

Muckchen
02.07.2006, 21:28
Hallo mein Schatz,
schon ist wieder eine Woche rum, eine Woche näher zu Dir.
Am Montag war ich bei Marlies. Sie ist schon die 9. Woche in ihrer Psychoklinik. Sie ritzt sich immer wieder die Arme auf. Ich glaube, mein Besuch hat ihr gut getan. Als wir 16 J. alt waren, hatten wir die schönsten Zukunftspläne. Heute sind Marlies und ich jeweils 60 J. alt und schauen zurück auf schöne, aber auch viele, viele schlimme und traurige Erfahrungen. Mir tat es gut, mal wieder ausgiebig von Dir erzählen zu können.
Heute war ein Gärtner bei mir. Ich werde die riesige Zypresse fällen lassen. Außerdem soll er mir eine Sperre um den Bambus eingraben. Diese Sachen hatten wir ja voriges Jahr schon ins Auge gefasst und jetzt komme ich dazu, sie in Angriff zu nehmen.
Mit Giesela D. habe ich auch gesprochen. Sie wird mich aufsuchen, um die Steuererklärung mit mir zusammen zu machen. Für letztes und dieses Jahr fällt immer noch das Ehegattensplitting an. Dieser Alltagskram setzt mir zu, zumal Du Dich immer darum gekümmert hast. Wenn Du kannst, wirst Du mir sicher helfen.
Morgen kommen Sandra und Nils aus dem Urlaub zurück. Ich bin froh darüber, denn dann komme ich mal wieder auf andere Gedanken.
Jutta aus dem "verwitwet-Forum" hat mir heute auch wieder eine Mail geschickt. Sie fällt auch von einem Loch ins nächste. Wir werden uns wohl bald mal wieder treffen.
Schlaf gut Liebster - vielleicht träume ich mal wieder von Dir.

Ich liebe Dich.
Deine Marion

Muckchen
13.08.2006, 19:10
Liebster Eike,
heute bist Du genau 9 Monate nicht mehr bei mir. Wie habe ich die 9 Monate verbracht? Immer in der Hoffnung, dass ich alles in Deinem Sinne erledige und trotzdem verbringe ich viel Zeit, in der ich rein gar nichts schaffe.
Heute war ich in Bad Oeynhausen in der Bali-Therme. Das ist ein Ort, den ich ganz gut alleine aufsuchen kann.
Als ich dann anschließend im Kurpark auf der Bank saß und den Spaziergängern zusah, da überfiel mich wieder die Gewißheit der Unendlichkeit. Du bist ja nicht mal kurz auf Dienstreise, sondern kommst nie, nie wieder. Das Nachhausekommen ist dann besonders schwer. Niemand wartet und mit keinem kann ich das Erlebte teilen.
Ich habe liebe Menschen im Seniorenforum gefunden, mit denen ich mich ein wenig austauschen kann. Es freut mich immer auf Leute zu treffen, die Leid und Kummer hinter sich haben und die Lebensfreude wieder erlangt haben. Mein Schatz, ich gebe mir ja auch große Mühe und manchmal klappt es ja auch. Aber meistens nicht. Ich mache mir viele Gedanken. Ich will ja glauben, dass ich Dich eines Tages wiedersehen werde - aber stimmt das?
Die Atheisten sagen, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Ich bin aber kein Atheist, sondern eine Agnostikerin. Vielleicht bin ich ungerecht wenn ich denke, dass es auch kein Trost ist Dich in einer Umgebung wiederzufinden, in der Zeit keine Rolle spielt, keine Eifersucht vorhanden ist und nur eitel Sonnenschein. Was ist das für ein Dasein? Ich will Dich mit niemandem teilen und will Deine Liebe wieder spüren. Wie soll ich das auf die Reihe kriegen? Wahrscheinlich alles nur zum Trost. Sollte es wirklich eine Ewigkeit geben, dann gehört Dir auch meine Liebe bis in alle Ewigkeit, und zwar allein.
Ach mein Liebling, jetzt komme ich schon wieder ans philosophieren und das will ich doch gar nicht.
Inzwischen hat Britta's Vater den bitteren Weg vor sich, d.h. seine Lieben besonders. Hoffentlich muss er nicht gar so sehr leiden. Britta gehört auch zu den Menschen, die ich ins Herz geschlossen habe. Trotz aller Sorgen die sie hat, denkt sie trotzdem manchmal an mich. Das ist nicht selbstverständlich.
Nach Deiner Beerdigung sagte Dein Cousin zu mir, dass wir uns spätestens im Frühjahr sehen würden. Sie würden mich dann einladen. Es wurde nichts daraus. Dann sollte ich im Sommer zum Grillen kommen. Darauf warte ich heute noch. W. hat Kirschen bei mir gepflückt mit den Worten: Du willst dafür ja sowieso nichts haben, wir laden Dich einfach mal ein. Mal sehen wann...
Als ich die große Sofaecke weggab wurde mir eine Einladung in den Garten in Aussicht gestellt - kommt sicher noch. Nach Holland zum Ulli sollte ich kommen. Sie wollten mir einen Lageplan schicken. Ist wohl verloren gegangen. Weisst Du, darauf bin ich auch gar nicht scharf. Aber es tut einfach weh, dass die Leute (vielleicht aus Hilflosigkeit) solche Sachen sagen. Denken sie, dass ich es vergesse oder nicht hin höre? Aber sie können mir gestohlen bleiben. Ich halte mich an die Leute, die mich aufgefangen haben. Denen werde ich das auch nicht vergessen und immer für sie da sein.
Ach mein Schatz, wie gerne hätte ich Dich wieder. Mir fällt immer Dein Satz ein: Es ist niemand so schlecht wie sein Ruf und niemand so gut wie sein Nachruf! Das mag ja alles sein. Aber für Dich gilt das nicht - zumindest nicht aus meiner Sicht. Du warst und bist meine große Liebe. Du hast mich immer verwöhnt. Ich denke manchmal, dass es so oft und viel war, weil Du für die Jahre die ich ohne Dich sein muss, vorsorgen mußtest.
Unser kleiner Nils geht jetzt schon in die 2. Klasse. Er hatte jetzt in den Ferien den großen Drachen von Dir mit nach Baltrum genommen. Wir waren auch in unserer Ferienwohnung in Winterberg. Dadurch, dass ich Nils bei mir hatte, fiel mir das Dasein leichter. Er lenkte mich ab und trotzdem konnten wir oft vom Opa sprechen, denn alles dort erinnert ja an Dich. Besonders Dein großes Fernglas hatte es ihm angetan. Ach Schatz, ich könnte immer so weiter schreiben, aber vielleicht weisst Du das alles schon. Ich muss mich überraschen lassen. Auf jeden Fall gilt meine Herzinschrift: ...bis in alle Ewigkeit.
Ich liebe Dich
Deine Marion

Muckchen
23.08.2006, 21:10
Liebster,
wieder habe ich ein Stück von unserer gemeinsamen Planung umgesetzt. Der Gärtner war da und hat die 4 Zedern gefällt, die Sperre um den Bambus gelegt und die Zaunspannung erneuert. Es hat alles geklappt und ist sicher auch in Deinem Sinne geschehen.
Mutti und Vati waren ein paar Tage bei mir zu Besuch. Wir waren gemeinsam auf dem Friedhof. Sie fanden Dein Grab sehr schön. Ach Liebling, dort bist Du doch gar nicht. Du bist mir zu Hause viel näher, aber das weißt Du ja.
Heute nachmittag hatte ich Besuch von E. Aber ich hatte ja letzte Nacht einen diesbezüglichen Traum und dem habe ich entnommen, wie ich zu verfahren habe. Genauso habe ich es umgesetzt, denn ich liebe Dich, nur Dich.
Deine Marion

Muckchen
27.08.2006, 18:24
Hallo mein Liebling,

ich habe das Bedürfnis Dir ein paar Worte zu schreiben. Vielleicht müsste ich das gar nicht, weil Du es schon weißt... aber es tut mir gut.
Gestern war ich bei Ulla. Sie feierte ihren 60. Geburtstag, und zwar in der Wehrburg. Es war ein wunderschönes Ambiente und ich bin gerne hingefahren. Die meisten der alten Nachbarn wussten nicht, dass ich geladen war und waren überrascht und auch erfreut. Es hat mir gut getan, in ihrer Mitte zu sein. Wir haben uns Bilder von Dir angeschaut und Muzzi u. Meret waren der Meinung, dass unser Kleiner viel Ähnlichkeit mit Dir hat. Ich habe gegrinst und geschwiegen - so, wie Du es auch getan hättest.
Es waren fast alle unsere alten Haudegen anwesend: Ulla und Oliver, Undine, Oliver E., Brigitte, Cornelia mit Partner, Ralf und Veronika, unser Gärtner mit Frau, der kleine Felix und Moritz. Es war sehr schön und sie meinten, wir wären nach wie vor ihre Nachbarn. Sie würden oft von uns sprechen.
Ich habe unser Geschenk auch mit einer Karte versehen, die ich unterschrieben habe mit Marion und Eike (der von oben zusieht). Vielleicht warst Du bei uns. Es waren etwa 100 Leute geladen und die Stimmung war - wie immer - gut. Allerdings musste ich ja noch nach Hause fahren und bin dann gegen 23 Uhr aufgebrochen, so dass ich um kurz vor Mitternacht zu Hause war. Also mein Schatz, so schön wie es war, Du fehltest. Es war die erste Feier in dieser Runde ohne Dich. Mein Liebster, warum wird der Schmerz nicht weniger? Wenn ich denke, jetzt geht es, dann falle ich wieder in ein Loch - ich liebe Dich unendlich. Ich brauche Dich so sehr. Jetzt rückt mein Urlaub immer näher und nur die Gewissheit, dass ich den Urlaub im März auch ganz gut bewältigt habe und er mir gut getan hat, lässt ein wenig Vorfreude bei mir aufkommen. Es sind eben ganz andere Ferien und die Gedanken an Dich "was hätte Eike jetzt getan" bestimmen einen Großteil meiner Tage. Ich sehe Dich dann mit dem Fotoapparat bzw. Filmkamera hantieren und bin nöhlig, dass Du nicht weiter gehst. Wie gerne würde ich das heute alles noch einmal erleben. Ach Schatz, ich bringe mich schon wieder in eine traurige Stimmung, dabei wollte ich Dir doch nur berichten, wie es bei Ulla war.
Liebling, bleib bei mir und hilf mir, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Praxis werde ich dann schon zu bewältigen wissen.
Ich liebe Dich, Deine

Marion

Muckchen
10.09.2006, 14:47
Geliebter Eike,

bevor ich jetzt anfange, meine Koffer zu packen, möchte ich Dir noch ein paar Sätze schreiben. Der ersehnte Urlaub steht vor der Tür. Morgen früh um 6:10 h geht der Bus nach Kolberg. Sandra wird mich zum Bushof fahren.
Ach Schatz, wie anders verläuft jetzt immer die Urlaubsplanung! Ich hoffe, dass Du bei mir bist und mir hilfst, alle Formalitäten zu erledigen. Insoweit hattest Du mich sehr verwöhnt, aber Du weisst doch: Wenn man wirklich will....
Seit meinem letzten Brief hat sich so viel getan und die Zeit rast nur so. Jeder Tag bringt mich ein Stückchen näher zu Dir!
Vorige Woche habe ich die Tannen beschnitten, die am Zaun zu Herrn U. stehen. Die Tannennadeln würden in seinen Abfluss gespült und daher habe ich zur Baumschere gegriffen. Dabei habe ich es zu gut gemeint. Er sagte dann, das sähe aber nicht gut aus. Also habe ich die Äste alle noch bis auf den Baumstamm abgeschnitten. In den letzten Tagen habe ich stundenlang im Garten gestanden und geschreddert. Ich habe jetzt alles geschafft, denn wenn ich wieder nach Hause komme, dann ist schon Herbst und wer weiss, wie dann das Wetter ist.
Als ich so am Schredder stand fiel mir Folgendes ein: Wenn ich auf all die Hilfe zurückgegriffen hätte, die mir an Deinem Grab angeboten worden ist, dann hätte das Schreddern wohl nur eine halbe Stunde gedauert -grins-. Aber ich habe es auch so geschafft und dabei immer an Dich gedacht.
Gestern war ich bei den Nachbarn gegenüber eingeladen. Es war ein sehr schöner Abend. Es wurde gegrillt und die Kinder brachten viel Leben in die Bude.
Vorige Woche war in Lage wieder die Nacht der langen Tische. Ich wollte ja gar nicht hingehen, aber Edith hat mich so lange bekniet, dass ich mich doch habe sehen lassen. Es war wieder ein voller Erfolg (war in der Zeitung zu lesen). Sie hatten aber auch Glück mit dem Wetter. Mir fiel dabei ein, wie wir beide vor 2 Jahren im Biergarten saßen und uns wunderten, wo die Leute alle mit ihren Klapptischen und -stühlen hin wollten. Jetzt wissen wir es. Dieses Jahr fand die Nacht der lg. Tische schon zum 5. Mal statt. Wieviel Spaß hätten wir zusammen gehabt! Liebling, ich habe natürlich Unterhaltung, aber meistens doch mit meinen Turnschwestern, die ebenfalls alleine sind. Bei den Paaren kommt man sich so verloren vor.
Gestern war ich mit Sandra im Reisebüro. Wir möchten gern im Februar eine Reise auf der Aida machen, und zwar in die Karibik. Ich möchte ihr die Reise schenken. Wenn ich ihr das Geld so geben würde, dann geht es unter. So hat sie dann ein Andenken an uns und wird sich immer daran erinnern. Auf die Kabine hatten wir eine Option bekommen, leider aber nicht auf den kombinierten Flug. Den müssten wir jetzt extra buchen und uns um den Transfer vom Flughaben zur Aida selber kümmern. Allerdings startet die Aida aus der Dom. Rep. und das habe ich abgelehnt. Kannst Du Dich noch erinnern, als wir dort ankamen, wie sich die Träger auf unser Gepäck gestürzt haben? Dann sollen wir Frauen ohne männliche Begeitung eine Taxe nehmen!!! Niemals, ohne mich (ich sehe Dich lachen). Du fehlst eben überall. Jetzt soll sich Sandra um die Sache kümmern, während ich im Urlaub bin. Mal sehen, was sie für uns findet.
Ach Schatz beim Thema Urlaub fallen mir so viele schöne Sachen mit Dir ein: die Felukkenfahrt bei Vollmond auf dem Nil, der Sonnenaufgang in der Sahara (es war sehr kalt), das leichte Erdbeben in der 13. Etage im Hotel St. Franzisko in Mexico-City, die Schlange auf der Insel Rochetta in Accapulco. Es waren im Nachhinein, nachdem alles gut ausgegangen war, wunderschöne Erlebnisse, die uns niemand nehmen kann. Damit kann sich auch kein Erbe herumschlagen. Dein Tod hat mir so richtig gezeigt, wie schnell alles beendet sein kann und dann geht der Deckel zu und alle angesammelten, angehäuften materiellen Dinge müssen zurück bleiben. Außer uns hat wohlmöglich nicht mal jemand Spaß daran. Darum versuche ich jetzt, möglichst viele ideelle Dinge zu erleben in der Hoffnung, dass Du es siehst und Dich mit mir erfreuen kannst.

Vor 3 Tagen saß ich auf dem Sofa und sah zum Fernseher. Darüber hängt ja Dein großes Bild. Auf einmal wurde Dein Gesicht von einem bunten Schmetterling umflogen. Er setzte sich dann auf den Rahmen und war am nächsten Morgen immer noch dort.
Wahrscheinlich war er durch das geöffnete Oberlicht ins Wohnzimmer gekommen oder durch den Garten in die Diele. Auf jeden Fall dachte ich an den Schmetterling, der im November auf Deiner Beerdigung den Sarg umflog und ich musste weinen. Es waren nicht mal Tränen vor Trauer, sondern im empfand in dem Moment eine große Freude. Es erschien mir wie ein Gruß von Dir, obwohl ich ja real denke. Vielleicht war es trotzdem ich Gruß. Ich will es jedenfalls glauben.
Mein Liebling, es hat sich so Vieles im Krebs-Forum getan, leider nichts Gutes. Bald wird der Daddy von Britta den Weg ins Licht antreten. Es ist so schlimm, dass man dieser schrecklichen Krankheit immer noch so hilflos gegenüber steht. Da nützt einem auch eine Krebsvorsorge nichts. Ich will es als Schicksal annehmen in dem Glauben, dass es ein Wiedersehen mit Dir gibt.
Manchmal umweht mich im Haus ein kühler Hauch - vor allem im Schlafzimmer und dann denke ich sofort an Dich. Mit diesen Gedanken an Dich schlafe ich ein immer in der Hoffnung, von Dir zu träumen, was leider nur selten der Fall ist.
Liebster, jetzt werde ich meinen Brief beenden und morgen meine Reise antreten. Ich liebe Dich und werde nie damit aufhören.

Mir ist, als ständst Du neben mir
und bist Du noch so weit,
meine Liebe gehört Dir
bis in alle Ewigkeit.

Deine Marion

Muckchen
08.10.2006, 16:06
Mein Liebling,
heute weckte mich die Sonne. Ich habe sehr schlecht geschlafen und war erst gegen Morgen richtig eingeschlafen. Am liebsten hätte ich mir die Decke über den Kopf gezogen, denn ohne Dich sind die Wochenenden wahnsinnig leer. Ich habe mich dann aufgerafft und meine Walkingstöcke genommen und bin losgezogen. Als erstes war ich auf dem Friedhof und habe geguckt, ob Dein Grab in Ordnung ist. Ach Schatz, das ist ein Stück tote Erde. Du bist bei mir und nicht dort. Dann bin ich immer an der Werre entlang gelaufen. Der Schweiß lief mir im Nacken runter, aber es hat mir gut getan. Der Kopf ist etwas freier geworden. In den letzten Wochen ist eigentlich viel passiert und ich suche eine Aktivität nach der anderen. Manch einer denkt, dass ich mein Dasein gut meistere, aber das ist eben meine Art der Trauerbewältigung. Sie können ja nur vor den Kopf gucken! Ich versuche, vor den Tatsachen wegzulaufen. Ich brauche Dich - ich liebe Dich.

Am 11. Sept. bin ich nach Kolberg gefahren. Leider war ich als Einzige der Reisegruppe aus Lage im Hotel K.! Alle anderen waren im Etna. Das war schon blöd, denn somit hatte ich gar keine vertraute Person, mit der ich mich mal austauschen konnte. An meinem Tisch saß eine nette Frau, die allerdings aus der Ukraine kam und kaum deutsch sprach. Sie entschuldigte sich jedesmal, wenn sie mich ansprach.
Die ärztliche Untersuchung brachte mir Moorpackungen und Fußwirbelmassagen ein. Diese waren recht wohltuend.

Die Stadt Kolberg ist größer, als ich gedacht hatte. Sie hat ca. 50.000 Einwohner. Sie gefällt mir recht gut, denn es befinden sich dort sehr viele Grünanlagen mit Springbrunnen und Bänken. Es hätte Dir auch gefallen und wir hätten jede Menge Spaß gehabt. So lief ich ganz alleine durch die Straßen und wurde immer trauriger, zumal ich so viele Paare beobachten konnte.

Der Strand ist ebenfalls wunderschön. Man kann weite Spaziergänge unternehmen. Ich staunte über die vielen Schwäne am Strand und habe viele Aufnahmen gemacht, die auch alle recht schön geworden sind.

Am zweiten Tag bekam ich starke Schmerzen in der Hüftgegend. Aus der Apotheke holte ich mir eine Salbe, die allerdings keine Besserung brachte. Ich hatte starke "Startschmerzen" und hielt es besser im Gehen aus als im Sitzen oder Liegen. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren.
Die große Einsamkeit die mich umfing und dann noch die Schmerzen! Inzwischen wusste ich, dass es der Ischiasnerv war!
Denn dadurch hatte ich auch keine Lust, am Abend etwas zu unternehmen und somit saß ich vor dem Fernseher. Das hätte ich auch zu Hause haben können.

Als meine Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht hatte, geschah das Wunder. Nicht nur, dass ich nette Tischnachbarn bekam, sondern, dass es sich auch noch um eine Person handelte, die aus meiner hannoverschen Gegend kam und wir somit viele Gesprächsthemen hatten. Nein, sie fing nach relativ kurzer Zeit ein Gespräch mit mir an über Jenseitskontakte usw.. Sie empfahl mir das Buch "Jenseits-Botschaften" von James van Praagh. Warum macht das jemand? Sie konnte doch gar nicht wissen, ob mich das interessieren würde. Aber sie tat das mit einer großen Selbstverständlichkeit. Das war unwahrscheinlich und ich wurde den Gedanken nicht los, dass das ein Geschenk des Himmels war und dass Du vielleicht mitgewirkt hast, denn von da ab wurden meine Schmerzen gleich viel besser und meine Stimmung stieg. Somit wurden es noch sehr schöne Urlaubstage, zumal auch Petrus sein Bestes gegeben hat.
Immer, wenn sich wieder ein Trauergedanke einschleichen wollte, dann habe ich mich damit getröstet, dass Du bei mir bist und alles genau beobachtest. Auf jeden Fall tut mir diese Annahme gut.

Am letzten Sonntag habe ich am Cherusker-Walk teilgenommen und bin die 11 km vom Hermannsdenkmal zu den Externsteinen gewalkt. Das hat ganz gut geklappt und ich habe das mal als Training für die Fahrt am 20.10. nach Dresden angesehen. Elmar will dort Marathon laufen und Sandra und ich werden walken.

Am 3.10. bin ich mit Nils nach Niedersfeld gefahren. Dort ist alles in Ordnung. Deine Wanderschuhe stehen noch im Flur und alles ist so, als wenn Du jeden Moment die Wohnung betrittst. Ich habe es noch nicht fertig gebracht, Deine Sachen fortzuräumen. Sie stören ja auch niemanden.
Am Mittwoch bin ich dann mit Nils nach Attendorn in die Atta-Höhle gefahren und am Donnerstag haben wir uns in Ramsbeck das Erzbergwerk angeschaut. 360 m unter der Erde imponierten dem kleinen Kerl natürlich sehr. Wir sind auf Opa's Spuren gewandelt. Du hättest/hast sicher Deine Freude daran.

Ach, mein Schatz, ich versuche immer, mich abzulenken. Aber bei allem was ich tue, sind meine Gedanken bei Dir. Auf unserem Anrufbeantworter ist immer noch Deine Stimme. Gabriele bekommt jedes Mal einen Schreck - aber ich lösche ihn nicht. Erstens rufe ich mich nicht selbst an und zweitens ist es ein Stück von Dir.

Mein Liebling, ich umarme Dich und schicke Dir viele liebe Gedanken und hoffe, dass es Dir gut geht. Du bist immer um mich - ich liebe Dich.

Deine Marion

Muckchen
28.10.2006, 17:31
Mein geliebter Eike,

nachdem wir wunderschöne Herbsttage hatten, ist heute ein schrecklicher Tag. Die dunklen Wolken ziehen und ein Schauer jagd den nächsten. Da fällt es mir sehr schwer, positiv zu denken.
Heute morgen rief Sandra an und fragte, ob ich mit ins Einkaufszentrum nach Oberhausen fahren wolle, aber dazu hatte ich keine Lust, denn ich war in der letzten Woche jeden Tag unterwegs. Überhaupt hatte ich in der letzten Zeit viel Abwechslung - aber es hilft mir nicht bzw. nur vorübergehend, Du fehlst hier und überall.

Ich hatte an Frau Kron-Grimberghe nach Lemgo geschrieben und darum gebeten, mir das ihr zur Verfügung gestellte Album wieder zukommen zu lassen. Sie rief daraufhin an und erzählte, dass ich dieses erst ab 7. Jan. 07 wieder bekäme, da es als Ausstellungsstück in einer Vitrine in der alten Abtei in Lemgo ausgestellt sei. Daraufhin bin ich nach Lemgo gefahren und habe mir die Ausstellung über die Prinzessin Carola einmal angeschaut. Es ist nett gemacht und Mutti hätte sich sehr darüber gefreut bzw. wäre vor Stolz geplatzt. Man hatte das Foto, welches sie mit der Prinzessin und einigen anderen Damen zeigt, vergrößert (ca. 80 x 80 cm) und mit ein paar netten Worten an die Wand gehängt. Es gefiel mir recht gut.
Wenn ich das Album wieder habe, werde ich es Deinem Cousin Horst-E. schenken, denn es sind ja auch seine Großeltern und Verwandte darin. Ich glaube sehr, dass dies in Deinem Sinne ist.

Übrigens bin ich vor 3 Wochen nach Ihmert gefahren. Es war ein komisches Gefühl, das erste Mal alleine und an vielen Ecken fiel mir ein, was Du mir da erzählt hattest.
Ulla und Horst-E. hatten mich eingeladen und es war ein wunderschönes Herbstwochenende. Wir haben viel von Dir gesprochen und Dein Cousin hat einige Anekdoten über Euch erzählt. Es tat gut mit Leuten zu reden, die Dich gut gekannt haben.

Am 20.10. bin ich mit der Laufgruppe der TG Lage nach Dresden zum Dresden-Marathon gefahren. Die A2 war rappelvoll und wir haben für die 450 km 9 Stunden gebraucht (Rückweg 6 Stunden).
Am nächsten Tag haben wir eine Stadtrundfahrt in die verschiedenen Stadtteile gemacht mit anschließender Führung im Stadtkern. Es hat sich wieder viel getan und etliche Baugerüste waren abgeräumt. Mit meiner Turnschwester Edith habe ich mich an der Frauenkirche angestellt und nach knapp 20 Min. Schlangestehen, konnten wir das Gebäude betreten. Es ist sehr schön geworden und der Altar ist ein Gedicht. Die vielen Malereien an den Galerien und unter der Kuppel hätten Dir auch sehr gefallen. Leider war eine Stimmung wie auf einem Hauptbahnhof. Es konnte keine Andacht bzw. Besinnung aufkommen. Es waren einfach zu viele Leute die durch die Kirche strömten und die Geräuschkulisse dementsprechend. Aber es war ein Erlebnis.

Am 22.10. war des dann soweit. Die sportliche Seite unserer Reise näherte sich. Strahlend blauer Himmel überspannte die Strecke. Alle Aktiven der TG haben die sich gesteckten Aufgaben geschafft. Dirk Winter lief Marathon, Elmar Halbmarathon, Marianne Deppe Halbmarathon (war sogar Jahrgangsbeste) sowie die Eheleute Stoppok. Sandra, Nicole und ich walkten die 10 km - Strecke. Das sind glaube ich die Personen, die Du persönlich kanntest. Die Strecke verlief u.a. beidseitig der Brühlschen Terrassen und der letzte Kilometer war ein super Erlebnis. Über 7000 Teilnehmer und jede Menge Zuschauer. Ein wenig erfüllte es mich mit Stolz dabei zu sein, schließlich habe ich erst vor etwa 4 Monaten abgefangen zu walken. Wie schön wäre es gewesen, wenn Du mich am Ziel hättest erwarten können. Bei allen schönen Erlebnissen schließe ich Dich fest in meine Gedanken ein und bilde mir ein, Du könntest es merken bzw. miterleben.

Inzwischen geht mein Klavierspielen ins 2. Jahr und ich bemühe mich gerade, Herrn Händel gerecht zu werden. Hoffentlich hält er sich nicht die Ohren zu!
Aber es macht mir nach wie vor großen Spaß.

Meine Güte, Klavierspielen, walken, chatten - das sind alles Dinge, die ich erst angefangen habe, nachdem ich Dich hergeben musste. Sie sollen mich ein wenig trösten, was aber nicht gelingt, jedoch lenken sie ein wenig ab.

Gestern war ich mit Edith P. in der hiesigen Musikschule zu einem Konzert. Es war "Moving Mozart mit Quintessence - Saxophon-Quintett". Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Mozart sich auf dem Saxophon anhören würde, aber es war traumhaft. Es waren 5 verschiedene Instrumente und das Quintett übertraf alle Erwartungen. Fast die ganze Lagenser Prominenz war anwesend. Edith als Geschäftsfrau kannte sie alle und gab mir Erklärungen, die ich aber nicht alle behalten kann. Du siehst mein Schatz, ich bemühe mich um Ablenkung.
Der Garten hat mich auch sehr beschäftigt, denn das Wetter kann mit einem Mal umschlagen. Allerdings muss ich noch Blumenzwiebeln legen. Das mache ich in den nächsten Tagen.

Abends sitze ich oft vor dem PC und schaue im Senioren-Forum bzw. Feierabend-Sorum Ausschau nach interessanten Themen. Nächste Woche, am 3.11. ist in der Ziegelei wieder ein Treffen des Senioren-Forums. Vielleicht gehe ich wieder dort hin.

Ich weiß mein Schatz, ich darf nicht undankbar sein. Abgesehen davon, dass ich Dich wahnsinnig vermisse, kann ich zufrieden sein, was auch Dein Verdienst ist. Aber ich kann mich nicht immer mit dem Spruch, dass es anderen noch viel schlechter geht, trösten.
Jetzt beginnt die schlimmste Zeit im Jahr, und zwar Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag, Dein Sterbetag, Mutti's Sterbetag. Noch hat Euer Grab die Herbstbepflanzung mit Heide, aber in den nächsten Tagen werde ich Tanne schneiden und zum Friedhof bringen.

Mein Eike, manchmal philosophiere ich und stelle mir vor, welche Aufgabe Du wohl jetzt zu erfüllen hast!? Sitzt Du am Computer und verzweifelst über meine mangelnden PC-Kenntnisse? Beschäftigst Du die Engel in Sachen Arbeitsschutz und achtest darauf, dass sie nicht immer barfuß auf der Himmelsleiter herumkriechen? Ach mein Schatz, wenn ich hier so grübele, dann werde ich fast eifersüchtig auf Personen, die sich jetzt in Deiner Nähe aufhalten könnten. Verrückt nicht? Aber so bin ich nun mal und gegen Gedanken kann man ja nichts machen.

Ich trage Dich immer in meinen Gedanken und meinem Herzen, denn ich liebe Dich unendlich.

Deine Marion

Muckchen
13.11.2006, 18:36
Nur ein Stück weit ...
... konnten wir den
Weg des Lebens gemeinsam gehen:
Verhallt sind Worte, die uns bewegten.
Verwehrt sind Blicke, die uns beschenkten.
Verflogen sind Gedanken, die uns bereicherten.
Vergangen sind Zärtlichkeiten, die uns beglückten.
Verflossen sind Träume, die uns bezauberten.
Und doch schimmert durch alle Schleier
der Trauer ein Licht der Hoffnung:
Wir werden uns wieder nahe sein,
zeitlos und glückselig.

(Peter Friebe)



Geliebter Eike,
heute bin ich nur traurig. Das Trauerloch umfängt mich wie im ersten Tag.
Heute gehe ich keinen Schritt vor die Tür. Ich will heute nur mit Dir alleine sein. Will in Erinnerung leben, will Dich bei mir fühlen.
Das vergangene Jahr war sehr schwer - z.T. habe ich nur funktioniert. Aber nach wie vor weiß ich, dass meine Liebe zu Dir bis in alle Ewigkeit reicht.

Ich liebe Dich
Deine Marion

Muckchen
26.11.2006, 23:00
Liebster Eike,

heute ist Totensonntag. Totensonntag? Für mich ist jeden Tag Toten...., denn Du bist fort aus dem Lebensdasein, fort aus meinem Blickfeld. Aber fort aus meinem Herzen ? Das wird niemals geschehen !

Dein Grab sieht wunderschön aus. Ich habe es vorige Woche abgedeckt und ein großes Kissen darauf gelegt. An beiden Seiten vom Stein stehen große Rosensträuße. Sandra hat Dir gestern noch ein schönes Gesteck gebracht. Es ist wirklich alles sehr schön geworden.
Aber was bedeutet das? Es ist das Gefühl, dass es das Einzigste ist, was man Dir augenscheinlich noch schenken kann. Ich weiß, dass Du Dir nichts aus Gräbern gemacht hast und trotzdem möchte ich, dass es schön aussieht und vielleicht erfreut es Dich heute. Es ist nur eine Gedenkstätte an der die Leute erkennen können, dass hier die vergänglichen Reste eines geliebten Menschen liegen. Aber nur die vergänglichen Reste - denn den Menschen Eike trage ich in meinem Herzen.

Ich habe heute an der Gedenkstunde für die Toten des vergangenen Jahres der TG und des SUS Lage teilgenommen. Pastor Krause hat gesprochen. Es war eine stumpfe, nichts sagende Rede. Meine Aufmerksamkeit galt immer dem Bläser, dem die Noten ewig runterfielen. Man verzeihe mir. Ich war froh, als das Drama vorbei war. Einzig bei dem Lied 'ich hat einen Kameraden' wurden bei Einigen die Augen feucht.

Froh bin ich, dass der November jetzt dem Ende zugeht. Es ist immer ein schrecklicher Monat. Ich kann gar nicht glauben, dass es schon über 1 Jahr her ist, seit Du mich verlassen musstest.
Liebling, der Schmerz ist nach wie vor immer noch sehr groß, wenngleich ich mich zwinge, am Leben teilzunehmen.
Am letzten Dienstag hatte ich durch einen Bekannten einen Termin bei einer Frau, die Reiki-Sitzungen durchführt. Da ich ja nichts zu verlieren habe und sie meinte, dass sie mir bei meiner Trauerarbeit behilflich sein könnte, bin ich zu ihr gegangen. Es war eine interessante Erfahrung!
Am nächsten Tag ging es mir gut (vielleicht wäre es mir sowieso gut gegangen?!) - aber aufgefallen ist mir, dass ich seitdem endlich mal wieder gut geschlafen habe, nämlich 8 Stunden am Stück. Das war mir seit über 2 Jahren nicht möglich. Auch wenn es über die Psyche kam, der Erfolg heiligt die Mittel! Aber mein erster und letzter Gedanke am Tag gelten Dir.

Eine Menge Geld musste ich jetzt in Winterreifen investieren. Da das Auto 150 PS hat und einen 2,2 l Motor war es nicht möglich, relativ günstige Reifen zu bekommen, sondern ich muss die vorgeschriebenen Größen akzeptieren. Ach mein Liebling, das sind immer Momente, in denen ich Dich so dringend brauche. Dann hoffe ich immer, dass Du an meiner Seite bist und die Dinge in unserem Sinne beeinflusst, so dass ich keine gravierenden Fehler begehe. Bleib bei mir Liebster.

Mein Schatz, ich habe oft das Gefühl Deiner Anwesenheit. Jedes Mal wenn ich einen kühlen Luftzug bemerke, ohne dass ein Fenster oder eine Tür offen sind, dann muss ich sofort an Dich denken. Eine wunderbare Ruhe macht sich dann in mir breit und ich hoffe nach wie vor, dass Du mich siehst und mit meinem Tun zufrieden bist.

Die nächsten Tage sind wieder ausgefüllt mit Arztbesuchen, Nils betreuen usw. Auf keinen Fall kann ich Dich dabei vergessen, aber es lenkt wieder ein wenig ab. Allerdings haben Arztbesuche immer einen bitteren Beigeschmack. Dafür macht mir unser Häschen sehr viel Freude und ich halte die Erinnerung an Dich wach.

Im vergangenen Jahr habe ich viele Bücher gelesen, die mir ein wenig Trost gegeben haben, wenngleich sie auch viele Fragen aufwerfen. Aber das sind Fragen, die mir niemand beantworten kann und somit bleibt mir nur die Hoffnung, dass Du im Licht bist und trotzdem in meiner Nähe. Mit diesem Gedanken verabschiede ich mich für heute aus diesem Forum.

Ich liebe Dich
Deine Marion

Muckchen
17.12.2006, 20:47
Eike mein Liebling,

heute ist der 3. Advent und das Weihnachtsfest nähert sich mit großen Schritten. Nachdem mir im vorigen Jahr überhaupt nicht nach Schmücken zumute war, habe ich diesmal wieder die Weihnachtsartikel hervor geholt. Wenn es nach mir ginge, könnte das Fest ausfallen, aber ich darf mich nun mal dem Leben nicht verschließen und deshalb habe ich geschmückt. Heiligabend werden Mutti, Vati, Sandra, Elmar und Nils bei mir sein. In dieser Runde wird dann nicht so eine Trübsal aufkommen und der kleine Nils wird uns mit seinen strahlenden Augen erfreuen. Aber bestimmt werden wir auch an den "lieben Opa" denken und ich, mein Schatz, werde auf Dein Wohl ein Gläschen leeren.
Mein Schatz, wie Du weisst, war ich wieder bei Jana. Sie hat mir einen großen Schritt bei der Trauerbewältigung helfen können. Es gibt eben Sachen zwischen Himmel und Erde, die wir mit bloßem Verstand nicht erklären können. Als ich den Knoten zwischen uns beiden durchschneiden sollte, liefen bei mir die Tränen ohne Unterlass - vor allem, als sich die Schnittstellen nicht wieder zusammenfügen ließen! Aber ich muss sagen, es geht mir jetzt besser. Ich konnte es selbst kaum glauben, aber ich habe mich von Sachen getrennt, die ich im ganzen letzten Jahr immer wieder zurückgestellt habe. Es fiel mir auf einmal ganz leicht und ich hoffe, dass auch Du durch diesen Schnitt einen Schritt weiter ins Licht gehen konntest.
Wie gesagt, es hat mir geholfen, mit meiner Trauer besser umzugehen. Das heisst nicht, dass ich jetzt weniger traurig bin bzw. Dich weniger vermisse. Nur mit den Gedanken "nie wieder" komme ich emotional besser klar. Hoffentlich bleibt das so.

Neulich hatte sich Horst St. bei mir zu Besuch angemeldet. Er kam mit seiner Frau. Sie waren mit ihrem Wohnmobil hier in der Gegend und haben die Gelegenheit genutzt, mich zu besuchen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Allerdings kam bei mir ein wenig Neid auf, denn mit Horst habe ich während meiner Berufstätigkeit oft darüber gesprochen, was wir alles unternehmen würden, wenn die Arbeit hinter uns liegt. Was uns beiden nicht vergönnt war, kann er jetzt mit seiner Frau genießen. Ich gönne es ihnen von Herzen, aber warum nicht auch wir.....?

Gestern bekam ich eine schöne Karte von Dieter H. auf der er schrieb, dass er oft an uns beide denken würde. Ich habe mich sehr gefreut, zumal er eine Person ist, die weiß, wie ich mich fühle, denn er hat seine Frau 6 Monate vor Deinem Abschied durch Krebs verloren. Ich werde versuchen, ihm einen lieben Brief zu schreiben.

Ansonsten hält mich der Alltag auf Trab. Mit dem Auto war ich in der Werkstatt, aufgrund einer Rückrufaktion. Dort wird jetzt ein Teil besorgt und dann bekomme ich Bescheid, wann es ausgetauscht werden kann.
Ich muss ja glauben was mir gesagt wird, denn vom Innenleben eines Auto's habe ich nun mal keine Ahnung. So geht es mir mit vielen Dingen.
Als nächstes muss die Heizungsanlage gewartet werden.
Das sind immer Sachen, bei denen ich besonders merke, welche Aufgaben Du erledigt hast.
Die Krebsvorsorgeuntersuchung sowie die zahnärztliche Untersuchung habe ich auch in diesem Monat noch hinter mich gebracht. Es ist alles in Ordnung.

Am Mittwoch habe ich bei der TG geholfen, die Weihnachtsbeutel für die Weihnachtsfeier der Kinder zu füllen. Wir waren 6 Frauen und haben anschließend noch eine nette Kaffeerunde verlebt.
Am Abend bin ich dann ins Kino gegangen - ganz allein. Es war ein komisches Gefühl, aber ich habe es geschafft. Es gab "das Parfüm". Das Buch hatte mich ja nicht vom Hocker gerissen, aber der Film war sehr sehenswert - vor allem, wenn man Freude an alten Bildern hat. Dieser Film spielte nämlich im 18. Jh. und man tauchte ab ins Mittelalter mit prächtigen Farben. Ich habe es jedenfalls nicht bereut. Bei solchen Gelegenheiten bilde ich mir immer ein, dass Du bei mir bist und dann fällt mir Vieles viel leichter. Schöner wäre es gewesen, wenn wir beide über das Gesehene hätten diskutieren können. Aber das mache ich jetzt eben immer in Zwiesprache mit Dir.

Endlich habe ich die blöde Steuererklärung für 05 hinter mich gebracht. Leider muss ich über 2000 Euro ans FA zahlen, denn die BG hatte versäumt, das mir ausbezahlte Sterbegeld zu versteuern. Ich hätte vor Wut in den Tisch beißen mögen, aber es hilft ja nicht wirklich.
Ach mein Schatz, um diese Dinge hast Du Dich immer großartig gekümmert und ich musste in dem letzten Jahr sehr viel lernen. Aber immer wenn ich dachte, dass ich es nicht mehr schaffe, dann tat sich irgendwo eine Tür auf und ich denke, dass Du dahinter steckst. Das soll auch so bleiben, darum bitte ich Dich.

Wieder bin ich Dir Tage näher und denke bitte immer daran: Meine Liebe gehört Dir bis in alle Ewigkeit und dann kann uns nichts und niemand mehr trennen.

Deine Marion

Muckchen
01.01.2007, 17:34
Mein Liebster,

heute ist Neujahr. Man wünscht sich Glück, Erfolg, Gesundheit - aber was wünsche ich Dir mein Schatz?
Am Heiligabend hatte Elmar Mutti und Vati abgeholt und zu mir gebracht.
Als erstes sind wir zum Friedhof gegangen, um Dir einen Blumenstrauss zu bringen. Dein Grab sah noch sehr schön aus.
Anschließend kamen dann Sandra, Elmar und Nils zu mir und wir haben bei mir Bescherung gemacht. Traditionell gab es Kartoffelsalat und Würstchen und wie immer hat es allen geschmeckt.
Es war gut, dass der kleine Nils im Mittelpunkt stand und uns mit seinen Geschenken unterhielt und oft zum Lachen brachte. Natürlich gingen unsere Gedanken oft zu Dir und die Erinnerungen an unsere Bescherungen, die wir immer beide ganz allein vorgenommen haben, waren bei mir lebendig. Du hattest immer so tolle Ideen und wusstest genau, worüber ich mich freuen würde. Du begannst ja auch immer gleich nach dem Sommerurlaub, Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Oh, wie ich Dich und Deine Fürsorge vermisse!
Am 1. Feiertag waren wir dann bei Nils, um seinen 8. Geburtstag zu feiern. Vati blieb allerdings zu Hause - er fühlte sich nicht so gut. Auf dem Geburtstag war wieder viel Trubel angesagt und Mutti und ich waren froh, als wir ebenfalls wieder zu Hause waren.
Mutti und Vati sind dann noch bis Donnerstag geblieben. Wir haben sehr viele Kartenspiele gemacht und hatten viel Spass dabei. Ich habe sie wieder nach Hannover gebracht.
Sandra ist mit ihrer Familie am 2. Weihnachtstag nach Österreich zum Skilaufen gefahren. Leider ist dort der Schnee sehr spärlich und - wie Sandra mir am Telefon berichtete - es kommen überall auf der Piste die Steine durch. Das ist sehr schade, aber sie sind nun mal auf die Schulferien angewiesen.
Aber auch hier ist das Wetter schlecht und die trüben Gedanken gewinnen immer wieder Oberhand. Seit 2 Tagen herrscht stürmisches Wetter und dazu noch Temperaturen um 8 °C.
Mein Schatz, wir hätten es uns diese Tage so richtig gemütlich gemacht. Dein Sinn für Romantik und Deine Gabe, auch die trübste Stimmung mit einer Rose oder einem Glas Sekt aufzuhellen, fehlen mir sehr. Aber ..... ich habe es erlebt und habe die Erinnerungen daran. Dafür will ich dankbar sein.

Silvester war ich allein zu Hause. Edith hatte versucht mich zu überreden, mit ihr Essen zu gehen und dann mit zu ihr zu kommen. Aber dazu hatte ich überhaupt keine Lust. Ich mochte einfach keine Paare sehen die sich um Mitternacht umarmen und Pläne schmieden. Ich habe Dein Bild vor mich auf den Tisch gestellt und Dir zugeprostet und mir Mühe gegeben, positiv zu denken.
Damit wäre ich wieder bei der Frage, was ich Dir wünschen kann?!
Mein Liebling, ich hoffe ganz doll, dass es Dir gut geht. Ich hoffe und wünsche, dass Du Deinen Weg ins Licht gefunden hast, ohne mich zu vergessen. Ich wünsche Dir, dass Du Deine Eltern und andere liebe Personen wiedergefunden hast. Ich wünsche Dir, dass Du auch auf der anderen Seite des Lebens eine Aufgabe gefunden hast, die Dir Zufriedenheit gibt.
Am allermeisten hoffe und wünsche ich mir, dass Du um mich bist und dass Du mir hilfst, keine allzu großen Fehler zu begehen.
Ich will einfach glauben, dass wir uns wiedersehen werden und dann möchte ich Dir guten Gewissens in die Augen schauen können, denn das bin ich Dir schuldig. Du bist und bleibst meine große Liebe und warst mein größtes Glück.
Ich liebe Dich.

Deine Marion

Muckchen
13.02.2007, 12:33
Hallo mein Schatz,

heute nehme ich mir die Zeit, um Dir mal wieder zu schreiben. Allerdings glaube ich doch, dass Du auf dem Laufenden bist, denn ich habe sehr oft das Gefühl Deiner Anwesenheit - vor allem nachts, wenn ein kühler Hauch über mein Gesicht fährt.
Oh Liebling, wie fehlst Du mir - heute vor 15 Monaten haben wir uns zum letzten Mal geküsst und uns gesagt, wie sehr wir uns lieben.
Es ist seit Stunden am Regnen und meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Ich muss mich immer wieder gewaltsam zur Ordnung rufen, damit ich nicht depressiv werde. Das Schlimme ist, dass ich angefangen habe, meine mit viel Erfolg begonnenen Aktivitäten zu schwänzen. Das darf ich nicht und muss ich unbedingt ändern. Gib mir einen Tritt.
Es wird Zeit, dass ich in die Sonne komme und Vitamin D tanken kann.

Übermorgen ist es soweit. Elmar wird uns zum Flughafen Düsseldorf bringen. Um 11 Uhr startet unser Flieger nach La Romana. Dort gehen wir dann an Bord der AIDA-Vita, die uns dann quer durch die Karibik nach Venezuela bringen wird. So langsam kommt Vorfreude bei mir auf.
Trotzdem werde ich in der Dom.Rep. sicher sehnsüchtig an unseren Urlaub vor einigen Jahren dort zurückdenken. Was haben wir nicht alles erlebt und Du an meiner Seite gabst mir Sicherheit und den Himmel auf Erden.
Das ist ja nun Vergangenheit, aber die Erinnerungen werden wieder wach und viele Episoden fallen mir ein. Aber ich habe es erlebt - mit Dir erlebt und das war wunderbar und kann mir keiner nehmen!

Endlich habe ich es geschafft und mit dem Aufräumen begonnen. In der Zeitung hatte eine nette Dame inseriert, dass sie Flohmarktartikel sucht.
Sie machte einen sehr netten Eindruck und hat schon mal einen Teil der Schallplatten, Bücher usw. mitgenommen. Sie leidet unter Blasenkrebs und bekommt nur eine kleine Erwerbsminderungs-Rente. Mit den Flohmarktartikeln bessert sie sich ihre Rente auf. Sie kannte sich auch bestens mit Chemo usw. aus. Da helfe ich doch gerne und habe sicher noch viele Dinge für sie und ich weiß, dass dies auch in Deinem Sinne ist.
Deine Bücher das Studium Maschinenbau betreffend habe ich alle für Robert W. aussortiert, denn er will ebenso wie Du und sein Vater Maschinenbau studieren. Er ist auf jeden Fall sehr interessiert an den Büchern.

Vorige Woche fand an einem Tag der "Winter" statt. Nils war gerade bei mir und hat Dich im Schneeschippen vertreten. Ich sagte ihm, dass Du Dich darüber sicher freuen würdest, worauf er dann meinte, dass Du ruhig noch viel mehr Schnee schicken könntest. Er macht mir viel Freude und Du hättest Deinen Spaß an ihm, denn er interessiert sich für viele Sachen, die ich ihm nicht erklären kann, aber der Opa bestimmt. Jetzt freut er sich schon darauf, dass er Deine Dampfmaschine bekommen soll.

So mein Liebling, jetzt melde ich mich nach dem Urlaub wieder bei Dir. Leg ein gutes Wort bei meinem Schutzengel für mich ein, damit wir wieder heil zu Hause landen.

Bei allen schönen Erlebnissen werde ich ganz doll an Dich denken, vielleicht bekommst Du ein wenig von der Energie mit und weißt, dass ich Dich nie vergessen werde, was immer ich auch tue - Du bist immer bei mir, denn ich liebe Dich für immer und ewig.

Deine Marion :winke:

Muckchen
01.01.2008, 18:09
Hallo mein Liebster,

seit meinem letzten Eintrag ist eine Menge Zeit vergangen. Das dritte Weihnachtsfest und der dritte Jahreswechsel ohne Dich! Du allein weißt, dass ich Dich nicht vergessen habe und meine Liebe und Sehnsucht nach wie vor riesengroß sind. Das letzte Jahr ist unheimlich schnell vergangen und inzwischen musste ich mich damit abfinden, sämtliche Entscheidungen allein treffen zu müssen. Es klappt ja auch ganz gut und ich denke manchmal, dass Du mir dabei hilfst!?
Seit September habe ich eine kleine Partnerin an der Seite, und zwar habe ich mir eine kleine Beagle-Hündin zugelegt. Die Züchterin hatte ihr den Namen "Unique" (die Einzigartige) gegeben und ich bin dabei geblieben, da sie schon darauf reagierte. Sie ist eine große Freude für mich, denn endlich habe ich ein Wesen welches mich zwingt, vor die Tür zu gehen. Somit komme ich mir nicht mehr so dumm vor, wenn ich alleine spazieren gehe. Jetzt muss ich ja! Ich denke oft daran, wie Du mir oft von Deinem kleinen Beagle Biggi erzählt hast und stelle mir dann vor, dass Du mir dieses kleine Wesen ausgesucht hast - sie macht mir große Freude und ich besuche mit ihr die Welpen- bzw. Hundeschule, so dass sie schon einiges gelernt hat.

Leider schweifen meine Gedanken in letzter Zeit so oft ins Negative, so dass ich mich selbst ermahnen muss, positiv zu denken. Es sind Depressionen, die mir zu schaffen machen. Wenn die Sonne scheint, ist es noch am besten auszuhalten - aber leider ist jetzt nicht die Jahreszeit dafür, aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.
Die Kinder sind z.Zt. zum Skilaufen und ich hoffe, dass sie gesund heimkehren werden.

Mein Liebling, wenn es Dich noch gibt, dann wünsche ich Dir alles Liebe und häufige Anwesenheit bei mir.

Ich liebe Dich
Deine Marion :remybussi

Muckchen
02.07.2008, 15:38
Mein Liebling,

sehr lange war ich nicht auf diesen Seiten und somit wird es Zeit und mir ein Bedürfnis, mal wieder ein paar Zeilen zu schreiben.
Vorige Woche habe ich nun bereits Deinen Geburtstag zum dritten Mal ohne Dich verbracht. Meine Gedanken waren aber immer bei Dir und ich habe mir den Film vom Deinem 60. Geburtstag angeschaut. Wie froh und glücklich waren wir damals und wie groß war unsere Vorfreude auf unsere Zeit nach der Pensionierung. Wir wollten uns noch Vieles in der Welt anschauen - aber leider... Du fehlst mir nach wie vor und ich merke immer wieder, wieviel Anteil Du am Alltag nahmst, sei es bei der Gartenarbeit, mit dem Auto, bei den Steuern und und und !
Das Schlimme ist, dass ich zu gar nichts richtig Lust habe. Wenn irgend etwas nicht unbedingt nötig ist, schiebe ich es immer vor mir her.
Es macht gar keinen Spaß allein im Garten zu sitzen - ich sehe inzwischen nur noch Arbeit damit verbunden. Wozu soll ich einen Wintergarten oder ein Gartenhäuschen planen? Um allein darin zu sitzen? Es ist schrecklich.
Die Aktivitäten, die ich am Anfang meines Alleinseins in Angriff genommen habe, sind inzwischen fast alle von mir vernachlässigt worden.
Ich spiele zwar noch Klavier, habe aber den Unterricht aufgegeben. Zum Turnen suche ich immer neue Ausreden, um nicht hingehen zu müssen. Zum Treffen das Feierabend-Forum gehe ich nicht mehr usw.
Es gibt so einiges, was ich falsch mache - ich weiß das, komme aber nicht dagegen an.
Letzte Woche bekam ich die Nachricht, dass Dein alter Freund und Kollege Karl L. an Blasenkrebs verstorben ist. Vorigen Freitag war die Beisetzung. Nun geht es seiner Frau genauso wie mir und ich kann mir vorstellen, wie es in ihr aussieht.
Immer wieder kriege ich bestätigt, dass die Zeit keine Wunden heilt, lediglich hilft, damit zu leben! Aber auch damit werde ich nicht fertig - was soll ich nur tun?
Dazu kommen die Zipperlein des Älterwerdens, die man zwar anderen Leuten erzählen kann, worauf man sich dann allerdings die ihren anhören muss. Du weißt was ich meine. Mir fehlt Dein Mitgefühl, Deine Schulter zum Anlehnen - eben das Nehmen und Geben, einfach die Geborgenheit.
Einen Lichtblick habe ich allerdings und das ist meine kleine Unique. Sie hatte am 29.6. Geburtstag, und zwar wurde sie 1 Jahr alt. Sie ist eine temperamentvolle kleine Dame, hat immer Hunger und die Schnute ist immer auf dem Boden nach neuen Spuren gerichtet. Aber abends, da kommt sie zu mir aufs Sofa und schmiegt sich an mich und ich bin für einen Augenblick glücklich. Ich schaue dann Dein Bild an der Wand an und frage mich, ob Du das vielleicht sehen kannst. Sicher wärst Du total damit einverstanden.
Nachdem ich mit ihr die Welpenschule besucht hatte, gehen wir jetzt freitags immer in die Junghundeschule. Dort kann sie fröhlich mit ihren Kumpels rumtoben und sich mit ihrem Können messen.
Von meiner Freundin Marlies bin ich zum Ende d.M. zu ihrer Silberhochzeit eingeladen. Ich bin hin- und hergerissen, was ich machen soll. Sandra will unbedingt, dass ich hinfahre. Aber ist das nicht wieder ein Anlass um wehmütig zu werden? Was soll ich nur tun?
Am 1.9. fahre ich nach Prerow auf den Darß. Darauf freue ich mich.
Als Kind war ich einmal dort in einem Ferienlader der DDR. Daran habe ich sehr schöne Erinnerungen.
Ich werde dann lange Strandspaziergänge unternehmen und mir den Wind durch die Haare wehen lassen. Hoffentlich spielt dann das Wetter mit. Für Unique habe ich einen schönen Platz für die Zeit gefunden, so dass ich mir darum keine Sorgen machen muss.
Wenn es Dich noch gibt und wenn Du kannst, dann sei mein Begleiter.

Ich liebe Dich
Deine Marion:winke:

Muckchen
01.01.2009, 15:24
:pftroest: Hallo mein geliebter Eike,
es wird Zeit, dass ich mal wieder ein paar Zeilen schreibe. Der vierte Jahreswechsel ohne Dich liegt hinter mir und wieder habe ich ihn allein verbracht. Allein ist nicht ganz richtig, denn meine kleine süsse Unique ist ja bei mir und tröstet mich, wenn ich allzu traurig bin. Abends legt sie immer ihr Köpfchen auf meinen Schoß und dann schaue ich auf Dein Bild und denke bzw. bilde mir ein, dass Du wohlwollend auf mich hernieder schaust. Du wärest sicher stolz auf mich gewesen, wenn Du erlebt hättest, dass man die von mir geschriebene Geschichte abgedruckt hat. Ich bekam die Nachricht einen Tag vor Weihnachten und nahm es wie ein Geschenk. Es ist ein sehr schönes Gefühl und ich hoffe, dass ich mit meinem kleinen Beitrag viele Menschen glücklich gestimmt habe.
Soeben habe ich meinen vorigen Eintrag gelesen und festgestellt, dass er noch vor meinem letzten Urlaub geschrieben worden ist. Im September war ich für 14 Tage in Prerow und es hat mir wunderbar gefallen. Ich habe mir ein Fahrrad geliehen und bin durch einen "Märchenwald" gefahren, um an einen einsamen bizarren Traumstrand zu landen. Es war einfach grandios und ich war mir sicher, dass Du bei mir warst und mir geholfen hast, die "Hühnergötter" zu finden. Es ist ein herrliches Stückchen Erde und hoffentlich noch lange unberührt.
Bei mir reiht sich ein Tag an den anderen und ich denke dann immer, dass ich Dir wieder näher bin. Wenn ich nicht die Aufgabe hätte, mich um unseren kleinen Nils zu kümmern, wer weiß, vielleicht wäre ich schon verzweifelt. Ich liebe Dich doch so sehr und das wird sich nie ändern.
Ich kann mich einfach nicht überwinden und Einladungen von anderen Männern annehmen. Immer kommt es mir so vor, als würde ich Dich betrügen. Schon ein Händedruck ist mir zu viel Körperkontakt und ich ziehe mich wieder zurück. Verrückt nicht wahr? Aber es geht einfach nicht.
Das macht mir aber nichts, ich bilde mir immer ein, Du bist bei mir. Allerdings hilft es mir überhaupt nicht wenn ich merke, dass mein Waschbecken undicht ist. Wahrscheinlich das Knie. Man kommt aber nicht dran, da die modernen Becken immer umbaut sind. Jetzt muss ich einen Klempner bestellen. Darüber hättest Du nur gelacht und ich habe wieder Angst, übers Ohr gehauen zu werden, denn das habe ich in der Vergangenheit des öfteren bemerkt. Als Frau ist es nicht einfach, den Alltag zu meistern. Es war einfach schöner, als man sich ergänzen konnte. Aber dazu brauche ich keinen anderen Mann, muss ich eben zahlen.
Mein Liebling, ich hoffe, dass es Dir gut geht. Wie Du weißt bin ich kein gläubiger Mensch, lediglich eine Agnostikerin und deshalb bleibt für mich die Frage nach dem "was kommt nachher" immer offen und ich rede mir ganz fest ein, dass unsere Versprechen "bis in alle Ewigkeit" Wirklichkeit werden können.
Bleib bei mir und sei gewiss, dass ich Dich nach wie vor unendlich liebe.
Deine Marion:1luvu:

Muckchen
27.06.2009, 18:49
Mein liebster Eike,

vor 2 Tagen hätten wir Deinen 67. Geburtstag feiern können - ja, hätten...
Das Schicksal hat es nicht zugelassen und uns getrennt. Es kann uns nur räumlich trennen, meine Liebe zu Dir lässt sich nicht trennen. Ich liebe Dich nach wie vor unendlich bis in alle Ewigkeit.
Jetzt muss ich schon über 3,5 Jahre ohne Dich leben - aber Du bist trotzdem immer bei mir. Vielleicht hast Du den Rosenstrauß gesehen, den ich Dir auf Dein Grab gelegt habe. Mehr kann ich Dir leider nicht mehr schenken, denn mein Herz besitzt Du ja schon :knuddel:.
Die Zeit heilt keine Wunden, sie hilft mir nur damit umzugehen. Was bleibt mir auch anderes übrig?
Ich habe versucht, mein Leben so gut es geht, ohne Dich zu meistern. Inzwischen bin ich dabei, mir einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen. Dazu habe ich eine nette Gruppe durch das Internet gefunden. Wir treffen uns einmal im Monat und mit der einen oder anderen Person habe ich mich angefreundet.
Meine Urlaube verlaufen jetzt ja auch immer anders, aber es klappt und ich habe an Selbstvertrauen gewonnen.
Im Mai habe ich eine Busreise an den Gardasee unternommen. Es war dort wunderschön und ich hatte vom ersten Tag an zwei nette Damen um mich, so dass für Unterhaltung gesorgt war. Auch das Lachen kam nicht zu kurz.
An 19. April bin ich für 14 Tage noch einmal nach Marienbad gefahren. Auch diese Reise war erholsam und schön. Dabei habe ich wieder die Gelegenheit genutzt und bin nach Prag gefahren. Ich habe wunderschöne Aufnahmen gemacht. Allerdings bin ich selten auf den Bildern zu sehen, denn ich musste ja selbst Hand an die Kamera legen. Früher war das Dein Part.
Im Hotel habe ich die Leute beobachtet - was hatten wir früher dabei immer für einen Spaß! Zum größten Teil waren die Gäste älter, d.h. ich mit meinen 63 Jahren gehörte mit zu den Jüngsten!
Allerdings habe ich bemerkt, dass sich viele der Paare recht wenig zu sagen hatten. Oftmals herrschte eisiges Schweigen. Genöle und Gemeckere um Banalitäten beherrschten das Bild. Da haben sie nun das Glück und sind zusammen alt geworden, können Ihre Zweisamkeit genießen und vermiesen sich mit Streit um Kleinigkeiten den Alltag. Wäre uns das auch so gegangen? Kann ich mir nicht vorstellen, dazu war unsere Zuneigung und der dazugehörige Respekt voreinander einfach zu groß.

Unser kleiner Nils hat inzwischen seine Grundschulzeit auch schon hinter sich gebracht und kommt nach den Sommerferien auf das hiesige Gymnasium. Ich erzähle ihm oft von Dir und Deiner Schulzeit und dass Du einen Freund auf dem Gymnasium gefunden hattest, zu dem die Freundschaft Dein ganzes Leben lang gehalten hat.
Nils große Liebe gehört dem Fussball und wenn ich mal mit ihm bei den Hausaufgaben schimpfe, dann klagt er: "Aber ich will doch Fussballer werden, dazu brauche ich keine Mathe!" Er macht mir viel Freude.
Zurzeit hat er einen gebrochenen kleinen Finger. Er war Torwart und warf sich auf den Ball, während ein Gegenspieler zutrat. Aber er ist hart im Nehmen und freute sich, dass er kein Klavier üben musste.

Zwei Tage hatte ich Probleme mit dem PC und kam nicht ins Internet. Telecom konnte mir telefonisch dabei auch nicht helfen. Heute, oh Wunder, fuhr er auf einmal von selber wieder hoch und ich hoffe, dass es hält. Ach Schatz, Du fehlst einfach an allen Ecken und Kanten.

In Gedanken umarme ich Dich ganz doll - bis zum nächsten Mal bleibe ich Deine Dich liebende Marion :winke:

Muckchen
13.11.2009, 18:22
Mein geliebter Eike,
heute ist Freitag der 13. November. Heute vor genau 4 Jahren bist Du von mir gegangen, es war ein Sonntag. Ich verstehe gar nicht wo die Zeit geblieben ist. Du bist mir immer allgegenwärtig und meine Liebe zu Dir ist kein bischen weniger geworden.
Die Zeit hat meine Wunde nicht heilen können - aber sie hat es geschafft, dass ich damit umgehen kann (muss). Ein großer Trost ist meine kleine Unique. Ihr erzähle ich oft von Dir und sie schaut mich mit großen, suchenden Augen an. Wir hätten zusammen viel Freude mit ihr.
Ich war heute auf dem Friedhof und habe Dein Grab abgedeckt und mit einem schönen Herz versehen. Aber wenn ich ehrlich bin, dann ist das für die Leute. Du bist für mich nicht auf dem Friedhof. Du bist in meinem Herzen und immer bei mir. Ich bin dankbar, dass ich einen so wunderbaren Ehemann an meiner Seite hatte, der mich leider viel zu früh verlassen musste.
Vorige Woche hatten die Eltern "eiserne Hochzeit". 65 Jahr Krieg und Frieden. Ich gönne es ihnen von Herzen, bin aber auch ein wenig neidisch auf sie.
Liebling, an einem Freitag, den 13. haben wir einst unseren Polterabend gefeiert. Wir waren so voller Liebe und Hoffnung und unsere Wünsche nach einem gemeinsamen Glück hat sich auch erfüllt. Vielleicht geht es eines Tages weiter und dies ist jetzt nur eine Pause!?
Für mich gibt es immer nur Dich, bis in alle Ewigkeit - so, wie wir es uns versprochen haben.
Inzwischen habe ich mir einen netten Bekanntenkreis aufgebaut und habe somit auch einige Abwechslung. Aber es ist kein Ersatz für Dich, Du warst einmalig und wirst es immer bleiben.
Schlaf gut mein Lieber, vielleicht werden wir noch einmal zusammen wach.
In Liebe Deine Marion :remybussi