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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nach Chemo und AHB, Und jetzt?


Baby74
10.07.2006, 15:52
Hallo an Alle,
ich bin 32 Jahre, hatte Eierstockkrebs. Wurde am 06.01.2006 operiert (Entfernung Eierstöcke, Gebärmutter, Bauchnetz, Lymphknoten Leiste und Bauchschlagader (Lymphknoten frei), Tumor an Darm und Blasendach). Habe 6 Zyklen Chemo hinter mir (Carboplatin/Taxol alle 3 Wochen). Letzte Chemo war am 18. Mai 2006 also jetzt fast 8 Wochen her. War jetzt 4 Wochen in Bad Sooden-Allendorf in der AHB. Hat mir sehr gut getan.
Der Krebs ist weg, die Chemo ist vorbei, eigentlich müsste ich jetzt jubeln und freudestrahlend durch mein neues Leben gehen. Habe auch immer positiv nach Vorne gesehen, kann sagen bin wie ein Stier durch die Chemo gegangen und jetzt?
Habe Momentan ein großes Tief. Mein Lebenspartner, der das letzte halbe Jahr super hinter mir gestanden hat, weiss auch nicht mehr weiter. Seit ich aus der Reha zurück bin, haben wir nur noch Streit. Er kann mich momentan nicht verstehen, also warum ich nicht glücklich und froh bin das es rum ist.
Aber ist es den "rum"? Ich kann mich selbst nicht verstehen.
Ich bin auch sehr glücklich, dass alles zu gut verlaufen ist, aber momentan ist es so leer in mir. Kann mich nicht so richtig freuen, aber auch nicht richtig ärgern oder trauern. Mein Gefühlsleben ist wie eingenebelt.
Vielleicht kann mir jemand von euch was dazu schreiben. Vielleicht kennt jemand die Situation.

Freue mich auf Reaktionen von euch
Schonmal Danke, Bis dann
Sandra

Christine R.
10.07.2006, 17:55
Liebe Sandra
ich war 32 Jahre alt wie du als mich das Ovarialkarzinom "packte". Auch ich fiel nach den Therapien in ein "Loch", denn man hatte aus meiner Sicht nichts mehr an das man sich halten soll. Solange die Chemo lief, hatte man das Gefühl: es wird etwas getan. Das ist also völlig normal und die Angst verliert sich mit der Zeit auch das Vertrauen in den eigenen Körper steigt wieder. Man ist enttäuscht, denn der Körper hatte versagt und die Angst , dass dies wieder passiert ist einfach da.
Ich hatte und habe immer einen sehr verständnisvollen und ganz ganz lieben Mann an meiner Seite, der mit mir durch Dick und Dünn gegangen ist und auch heute noch, 11 Jahre später, bei jeder Untersuchung an meiner Seite ist. Vielleicht weiss dein Partner nicht, wie er mit einer veränderten Frau umgehen soll. Denn durch die Krankheit verändert man sich, Prioritäten werden anders gesetzt. Vielleicht solltet ihr gemeinsam einen Psychoonkologen aufsuchen ?
Ich möchte hier nicht endlos meine Geschichte schreiben , denn die meisten hier kennen Sie schon und langweilen sich vielleicht drüber. Wenn Du mehr wissen möchtest oder ich dir irgendwie helfen kann, sende mir einfach eine PN.

Liebe Grüsse

Christine (seit 11 Jahren ohne Rezidiv , FIGO III c):winke:

margit b.
10.07.2006, 22:42
Hallo Sandra,

deine Situation kommt mir ja sooooo vertraut vor! Ich glaube, dass es den meisten betroffenen Frauen ähnlich geht. Irgendwie hat man im Kopf, dass nach der Chemo alles wieder "seinen Gang geht". Es hat schon eine Weile gedauert, bis ich begreifen konnte und wollte, dass mich meine Erkrankung verändert hat. Es ist auch ein Lernprozess, sich wieder an Alltag ohne ständige ärztliche Überwachung zu gewöhnen.

Obwohl ich eine harmonische Ehe führe war diese Zeit in mancher Hinsicht für meinen Mann schwer zu verstehen. In welches Gefühlschaos uns unsere Erkrankung stösst, das ist für nicht selbst Betroffen oft nicht nachzuvollziehen. Ich hatte oft auch das Gefühl, dass ich es ja selber nicht wirklich verstand! Wenn meine Verfassung unsere Beziehung ganz stark belastet hat, dann hab ich versucht, meinem Mann mein "Innenleben" zu beschreiben. Für mich war es eine Erleichterung darüber zu reden und er hat sich wieder mehr eingebunden gefühlt.

In dieser Zeit war mir der Austausch mit Betroffenen die größte Hilfe. Das Ausmass meiner Krebserkrankung ist mir erst dadurch erst richtig bewusst geworden und hat mir anfangs große Angst gemacht. Auch wenn es mich oft sehr belastet hat im Forum mit Rezidiven und auch mit dem Tod immer wieder konfrontiert zu werden - im Endeffekt hat es mir sehr geholfen mich mit meiner Erkrankung auseinanderzusetzen und als Gegebenheit anzunehmen. Für psychologische Hilfe war ich nicht aufgeschlossen, hab immer gedacht, dass mich selber Betroffenen am ehesten verstehen.

In der Zwischenzeit habe ich wieder großen Spass am Leben und genieße jeden Tag! Meine OP war im Mai 2003 (pT3c) und es geht mir wieder gut.

Alles Gute für dich und lass wieder von dir hören!
Ganz liebe Grüße

Margit

Anne-Margarethe
11.07.2006, 14:57
Hallo Sandra
Ja auch mir kommt das sehr bekannt vor. Die Chemo habe ich eigentlich gut überstanden.Nach der Abschlußuntersuchung bin ich auch in ein Loch gefallen und habe mich gefragt und wo ist jetzt die neue Baustelle wo ich arbeiten kann?Ich habe das ganze kompensiert in dem ich über die Maßen Sport getrieben habe.Natürlich kam dann die Schwäche, da ich große Probleme mit der Ernährung hatte bzw. habe.In der AHB hatte ich eine gute Psychologin und die hat mir auch empfohlen zu Hause mir einen Psycholgen zu suchen. Das habe ich dann auch gemacht und finde es total befreiend.Ich bin ein Mensch der ganz viel reden muss,leider klappt es nicht mit meinem Mann, da er alles so pessimistisch sieht und ich will ihn dann nicht noch mehr belasten wenn ich mal schlecht drauf bin.Er Möchte dass ich alles sage, aber ich kann das mit Ihm nicht, daher die Psychologin.Mir hilft auch der ganz normale Alltag um mich abzulenken und nicht immer an Krebs zu denken.Eine neue Aufgabe wäre auch nicht schlecht, aber eine die dich nicht überfordert und vor allem viel Spass macht.Ich habe mir ein neues Pferd gekauft. Nachdem mein altes während meiner Kur eingeschläfert werden musste wollte ich keine neue Verantwortung übernehmen, aber dank der Psych. habe ich mich doch dazu entschlossen und es tut unheimlich gut.Muss natürlich nicht gleich ein Pferd sein, aber für mich war es das, da ich ja auch schon 30 Jahre reite und es für mich die größte Entspannung ist.Sorry das ich wieder mal soviel schreibe.Ich wünsche dir alles gute und vielleicht ist der eine oder andere Ratschlag der richtige für dich.Liebe Grüße
Anne-M.

Wahli57
08.10.2006, 10:47
Hallo!
Bin seit heute in dem Forum registriert und habe mit Interesse deinen Bericht gelesen. Habe das gleiche Schicksal, bin aber noch nicht so weit wie du. Im Juli 2006 wurde mir durch Notoperation die Eierstöcke, Gebärmutter, Bauchnetz usw entfernt. Diagnose: Eierstockkrebs mit Metastasen im Bauchwasser. In 4 Tagen habe ich meine 3. Chemo. Der Tumor war 17 cm-17 cm- 10 cm. Also nicht gerade klein. Ich fühle mich eigentlich prima habe aber Angst wie es weiter geht. 3 Chemos muss ich dann noch machen und habe trotzdem das Gefühl das mir nicht alles gesagt wurde. Werden eigentlich während der Chemo ( auser Blut ) noch andere Untersuchungen durchgeführt? Wenn du dich so gut fühlst dann geniese doch dein Leben. Was ist mit deinen Haaren? Ich habe keine mehr. Ich wäre froh wenn ich schon so weit wäre wie du. Man muss sich auf die Aussagen der Ärzte verlassen. Wenn du sagst du hast keine Probleme mehr, warum freust du dich dann nicht? Mit deinem Freund tut mir leid. Wenn du willst können wir ja in Kontakt bleiben. Ich hätte soviel Fragen, bin aber jetzt nicht mehr ganz klar. Habe momentan mal wieder bisschen Probleme. Mir wird es immer schnell schwindlig. Kannst dich ja mal melden. Gruss Monika

Dreamy
08.10.2006, 13:19
Hallo Wahli,

meine Mutter (56) ist im Mai 2006 ebenfalls an einem Ovarial-Ca erkrankt. Metasen wurden im Darm, Leber, Magen, Bauchnetz usw. gefunden. FigoIIIc. Also alles im allem ziemlich bescheiden.

Am Donnerstag ist die 6. Chemo und bis auf kleine Zipperlein gehts Ihr ganz gut. Jeder verträgt die Chemo anders. Welche Chemo bekommst du denn?

Außer den üblichen BB-Kontrollen und 1x Tumormarker nach der 3. Chemo wurden bis jetzt bei meiner Mutter keine weiteren Untersuchungen gemacht.

Nach der Chemo sollen dann ein CT-Abdomen, Herzuntersuchungen, evtl. Darmspieglung usw. gemacht werden.

Wobei ich mir grade wieder denke dass auch das jeder Arzt anderes handhabt.

Die Zeit von der 1. bis zur 6. Chemo geht rasend schnell vorbei...eben ist man noch am Anfang dann ist man schon fertig.
In der mitte der chemo haben wir die gute Nachricht bekommen das der TM von 128 auf 16 gefallen ist! :-)

Und Haare...ja...ich habe sie meiner Mutter nach der 5. abrasiert weil die paar die sie noch hatte ganz kaputt waren. Das war vor 1 Woche. Inzwischen ist schon wieder ein kleiner Flaum nachgewachsen.

Liebe Wahli, ich wünsche dir alles Glück dieser Welt das du die Chemo und die Zeit anschließend gut hinter dich bringst. Lass dich nicht unterkriegen und versuche immer positiv zu denken auch wenn dir manchmal nicht dannach zu mute ist. Glaube versezt Berge. Das habe ich hier schon oft gelesen.

Fühl dich gedrückt von mir und alles Gute :knuddel:

Katja :winke:

PantaRei
08.10.2006, 20:32
Hallo,
habe gerade den Thread in der Übersicht gelesen. Bin ein Mann und hatte natürlich einen anderen Krebs. In das Loch gefallen bin ich auch und bin auch nach mehr als einem Jahr noch drinnen.
Mit ist vor kurzem ein gutes Buch in die Hand gefallen zu dem Thema, daher meine Antwort:
Joseph Beuth. Gesund bleiben nach Krebs.
http://www.amazon.de/Gesund-bleiben-Krebs-Josef-Beuth/dp/383043295X/sr=1-4/qid=1160332141/ref=sr_1_4/302-3135161-6021654?ie=UTF8&s=books
das finde ich nicht schlecht, auch wenn es weniger um Psychologische Aspekte geht.
Da finde ich die Bücher von Simonton ganz gut.
Alles Gute,
PantaRei

Dorle
09.10.2006, 08:39
Hallo Sandra
Auch ich befinde mich im Augenblick in der gleichen Situation wie du.Ich hatte meine letzte Chemo am 19.7.06allerdings war es bei mir ein Rezidiv. anschließend Reha und dann besagtes Loch.Mein Mann und ich sind dann erstmal für zwei Wochen in Urlaub gefahren, auch ein wenig um unsere Beziehung wieder in die ursprüngliche Form zu bringen.Uns hat der Tapetenwechsel wirklich sehr gut getan so das jeder von dem ganzen ein wenig abgelenkt wurde.
Irgendwie war es in der Urlaubssituation auch leichter über alle Probleme, Zukunftsängste und Gedanken zu reden. Man darf ja auch nicht vergessen das der Partner
auch unter der Situation leidet.Auch er macht sich Gedanken,Sorgen und auch ihn plagen Zukunftsängste.
Das große Loch welches du beschreibst kommt glaube ich einfach daher das man lange Zeit unglaublich viel mit dem Kampf gegen die Krankheit,Chemo,und Terminen
beschäftigt war und alles andere in den Hintergrund getreten ist. Wir müssen nun versuchen unser altes Leben wieder hervorzuholen und wieder beginnen richtig zu leben,auch wenn die Angst immer in unserem Nacken sitzen wird.Aus der Erfahrung mit meiner Ersterkrankung weiß ich aber auch das sowohl besagtes Loch, wie auch die Angst mit der Zeit stark an Bedeutung verlieren.
Ich wünsche dir alles gute
Dorle