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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Minimal Invasion oder klassisch


bellib
13.07.2006, 01:03
Hallo an Alle,
ich habe vor einer Woche erfahren, dass meine Mom einen Verdacht auf einen Nierentumor in einer Niere hat. Das Geschwür ist bereits ca. 5x5x5 cm groß und so wie ich meine Mom verstanden habe, ist dies am Rande dieser Niere zu finden im Bereich des Zwerchfell-Pols (kaudal so heißt's glaub ich). Meine Mom lebt in Wuppertal (meine alte Heimat) und ich in München, so dass eine direkte Kommunikation nicht immer einfach ist. Dazu haben wir nun einige Fragen an dieses Forum:

1. Hat jemand Erfahrungen mit der Minimal Invasion mit Fluoreszenzphotodetektion?

Sie favorisert die Methode des klassischen Eingriffs, da
(a) Sie etwas Angst vor dem Neuen hat und nicht weiß wie, in welcher Klinik so etwas durchgeführt wird. Ich weiß nur von der Helios Klinik in Berlin-Buch, möglicherweise gibt es da noch eine Innsbruck.
(b) Sie Angst davor hat, dass sie dann bei dem neuen Verfahren lange in einer weit entfernt Stadt stationär behandelt wird. Wie lange bleibt man im Gegensatz zum klassischen Eingriff auf Station?

2. Muss eine Niere mit einer solchen Tumorgröße auf jeden Fall entfernt werden, auch wenn noch nicht klar ist, ob er bösartig oder gutartig ist?

Zwei Kliniken hat sie bereits besucht, beide haben ihr zur Entfernung geraten.

3. Kennt jemand eine Selbsthilfegruppe im Raum Düsseldorf/Wuppertal?

Meine Mom hat keinen PC, geschweige denn einen Internetzugang. Ich habe ihr geraten, sich auf jeden Fall auf die Suche nach einer solchen Gruppe zu machen, denn das Reden darüber hilft doch. Dies ist meine Meinung, sie muss da möglicherweise noch herangeführt werden.

4. Kann mir jemand gute und bekannte Kliniken zur Behandlung in NRW nennen? Gibt es für das neue Verfahren auch Kliniken in NRW?

Ansonsten bin ich über jede weitere Empfehlung dankbar.

Beste Grüße aus München
Belli Bellers

Rudolf
14.07.2006, 00:07
Hallo Belli,
mir wäre es äußerst wichtig, daß der Tumor unversehrt als ganzes entnommen werden kann. Das aber scheint mir bei der minimalinvasiven Op. (oder Knopfloch-Chirurgie) bei einem 5 cm großen Tumor sehr fraglich. So würde ich wohl die klassische Methode der offenen Op. bevorzugen. Da hat der Chirurg auch den besten Überblick.

Ob die ganze Niere inkl. Tumor entnommen werden muß, hängt erstens ab von der Größe des Tumors, d.h. je größer der Tumor, desto weniger ist von der Niere übrig. Es hängt zweitens ab von der Lage des Tumors. Wenn er am oberen oder unteren Pol sitzt, kann eben dieser Teilbereich "abgeschnitten" werden. Sitzt er dagegen zentral in der Nähe des Nierenbeckens, ist eine Teilresektion für mich nicht vorstellbar.
Bei 5 cm am oberen Pol entscheidet der Operateur vielleicht erst während der Operation, ob er nierenerhaltend operieren kann oder nicht.
Ich bin aber optimistisch, denn 5 cm sind noch nicht sehr viel. Andererseits kann man mit nur einer Niere hervorragend leben.

Bei Nierenkrebs denkt kein Arzt an Gutartigkeit. Das dürfte extrem selten sein.

Ich bin am 10. Tag nach der Op. entlassen worden, meine Op.-Narbe ist 30 cm lang, Schmerzen hatte ich nie.

"Frauenselbsthilfe nach Krebs" ist eine Gruppe, die es höchstwahrscheinlich in jeder größeren Stadt gibt. Findest Du über Google.

Alles Gute
Rudolf

bellib
14.07.2006, 09:55
Hallo Rudolf,
vielen Dank für Deine Antwort. Sie wird uns (meiner Mom und mir) schon sehr viel weiterhelfen. Heut nachmittag werde ich nach W-tal fahren, um meiner Mutter weiterhelfen zu können und um die nächsten Schritte zu besprechen.


An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön für Dein Engagement in diesem Forum; solchen Menschen wie Dir gilt größte Hochachtung. Danke, dass es Dich gibt.

Gruß aus München
Belli Bellers

chriselis
14.07.2006, 11:47
Hallo Belli, hallo Rudolf,
nur eine kleine Ergänzung! Teilresektion bei mittig, bzw. zentral sitzenden Nierentumore ist möglich (bei mir wurde es so gemacht) , natürlich nicht minimalinvasiv, da meistens erst während der "offenen", klassischen Op. entschieden werden kann, ob der Tumor "günstig" für eine Teilresektion liegt.

Ich hatte damals (März06) auch nach dieser Op. , in der der Tumor mit der sog.Fluoreszenzphotodetektion - Methode markiert wird, gefragt und selbst mein Operateur, der aus Innsbruck kommt, hatte keine Ahnung davon.Muss wohl noch nicht wirklich etabliert sein, außer in Berlin bei Prof. Popken.

Zur Gut- bzw. Bösartigkeit der Nierentumore weiss ich nur soviel, daß angebl. 95% bösartig sind und trotzdem hatte ich eine Zimmernachbarin, deren Tumor weit größer als meiner und gutartig war, aber operativ entfernt werden musste.
Auch ich war damals nach der Op nur knapp 2 Wochen stationär.
Alles Gute für Deine Mutter und auch für Dich
LG
Christa