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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nierenkrebs mit Gehirn- und Lungenmetastasen


CRO
25.07.2006, 23:18
Hallo. Bei meinem Mann wurde am 13.6. durch MRTein Hirntumor festgestellt
und bereits 5 Tage spaeter operiert. Es handelte sich um eine Metastase und als Herd wurde ein 10cm grosser Tumor an der linken Niere diagnostiziert. Ausserdem beim CT multiple Lungenmetastasen. Am 4.7. wurde dann die Niere entfernt. Behandelt wurde er bis jetzt mit Cortison und mit Bestrahlungen fuer den Kopf. Dies sind Ende dieser Woche abgeschlossen.
Die Bestrahlungen vertraegt er ganz gut, er fuehlt sich nur sehr schlapp und seit einigen Tagen entwickeln sich kleine schmerzhahfte Blaeschen in der Mundhoehle. Hat jemand auch diese Erfahrung gemacht?
Als weiteres soll jetzt eine Behandlung mit Interferon-Velbe beginnen. Dazu haben wir noch keine weiteren Informationen und vielleicht koennen wir im Vorfeld noch ein paar Tipps bekommen worauf wir achten muessen.
In dieser Situation fuehlt man sich komplett ueberrollt. Danke fuer alle Infos
die wir bekommen koennen.

cro


27.7.2006

Seit heute Nacht ist mein Mann wieder im KH. Die Wunde am Bauch von der Nierenentfernung heilt nicht
richtig zu, sondern geht jeden Tag ein bischen weiter auf. Na ja, waer halt ganz schoen gewesen, wenn man im KH erklaert haette wie die Wunde nach den Faedenziehen versorgt werden muss. Viel schlimmer ist, das gestern Nacht die Narbe am Kopf an einer Stelle geplatzt ist und die Aerzte eine
Infektion festgestellt haben. Jetzt geht es los mit MRT und CT und die Aerzte wollen wieder oeffnen und
eventuell auch den Schaedel wieder aufbohren. Mein Mann ist fix und alle und meint jetzt das doch alles keinen Zweck mehr hat. Wie soll ich ihn nur wieder aufbauen?

Vici
11.08.2006, 11:16
Hallo,
dass hört sich alles wie ein Alptraum an, es tut mir wirklich leid!

Ich kann ihnen zwar nicht viel über den Krebs od sonst sagen, aber mit der schlechten Wundheilung kenn ich mich ein wenig aus.

Bei meiner Mutter war es dasselbe, nach einer schweren Operation heilten die Wunden nicht mehr und es entsand eine Infektion, die dann aufs Herz schlug. Aber nur weil die Ärzte nich wussten was sie tun sollen. Wir sind dann zu einem Facharzt (für Haut und Wundheilung) gegangen.Von da an wurde alles besser, er wusste was man gegen die Entzündung und Eiter machen konnte.

vielleicht nützt es ihnen auch, sie können es ja mal versuchen. Wenn die Wunde nicht heilt gehen Sie zu einem Facharzt!
Trotzdem wünsch ich ihnen beiden viel Glück

Rudolf
11.08.2006, 13:43
Hallo Cro,
Deinen Eintrag vom 25.7. habe damals ich leider übersehen.
Wie geht es Deinem Mann jetzt?

Das Cortison ist eine problematische Substanz.
Auf der einen Seite sollte es wohl ein Ödem im Kopf beseitigen oder verhindern.
Auf der anderen Seite schwächt es das Immunsystem. Das kann dann leider auch leichter zu Infektionen oder Wundheilungsstörungen führen.
Die schmerzhaften Bläschen im Mund könnten Aphthen sein, verursacht durch Viren. Das wäre wieder durch ein schwaches Immunsystem erleichtert.

Probleme mit der Wundheilung hatte ich nicht, deshalb wundere ich mich jedesmal, wenn jemand darüber schreibt.
Die Behandlung mit Interferon-Velbe ist mir unbekannt. So kann ich dazu leider nichts sagen.

Ich denke aber, wegen einer Infektion wird nicht der Schädel noch einmal aufgemacht. Da dürfte die i.v.-Gabe eines Antibiotikums reichen.

Ich glaube gerne, daß es Situationen gibt, wo man denkt: es hat doch alles keinen Sinn. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Aber das war vor dem Krebs, danach hatte ich diese Gedanken nicht mehr. Da wußte ich: auf denn, das Leben ruft!
Ich weiß nicht, was ich damals als aufbauend oder tröstend empfunden hätte. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Heute denke ich, daß die damalige Verzweiflung es dem Krebs leicht gemacht hat.

Ich wünsche Euch ein langes langes gemeinsames Leben!
Rudolf

CRO
21.08.2006, 09:56
Hallo Rudolf,

komme leider erst heute zum Antworten. Mein Mann war bis letzte Woche im Krankenhaus. Nur zur Behandlung der Schaedelwunde. Mit Antibiotika Infusionen wurde es zwar langsam besser, der Oberarzt wollte aber lieber nochmal operieren und im nachhinein war das wohl auch die richtige Entscheidung. Danach hat sich die Wunde schnell geschlossen und ist auch jetzt gut verheilt. Probleme bereitet nach wie vor die Bauchwunde. Immer noch eine 3 cm und eine 1 cm lange Stelle die nicht verheilen, aber die Interferon Behandlung begann letzten Freitag,mit der Option auf Nexavar zu wechseln. Bei der vorangegangenen CT konnten wir leider nur neue Metastasen in der Leber und gewachsene Metastasen in der Lunge feststellen. Das war dann gleich der naechste Rueckschlag. Die erste Interferonbehandlung hat mein Mann mit geringen Nebenwirkungen ueberstanden. Er hat danach fast nur geschlafen und etwas Fieber, dass wir mit Paracetamol auch gut in den Griff bekommen haben. Am Samstagmorgen war er verhaeltnismassig fit. Jetzt steht am kommenden Freitag die naechste Spritze an. Der Professor erklaerte uns, normalerweise seien die Nebenwirkungen beim 1. Mal am schlimmsten. Ist das wirklich so?
Es ist immer sehr hilfreich deine Erklaerungen zu lesen, voe allem da die Aerzte alles nur haeppchenweise erklaeren.

Viele Gruesse
CRO

CRO
21.08.2006, 10:02
Hallo Vici,

danke fuer dein Info. Bei meinem Mann wurde eine Wundfachfrau zugezogen.
Jetzt wurde alles mit speziellen Pflastern behandelt und wir warten weiter ab.

Viele Gruesse
CRO

CRO
02.09.2006, 08:18
Gott hat es so gewollt und hat meinen Mann zu sich gerufen. Erwurde am 1.September von seinem Kampf erloest.

CRO

Uli1978
02.09.2006, 08:56
Hallo CRO,

bin geschockt! Es tut mir Leid. Das es so schnell ging! Man weiß nicht, was man sagen soll. Alles hier im Forum kämpfen (bzw. deren Lieben) und doch ist es ein Kampf, bei dem man der Krankheit nur Zeit abgewinnen kann! Dein Schicksal zeigt, wie weit Krebskranke schon an der "Kante" stehen und doch gilt: Kämpfen! Du sagst: erlöst - halte Dich daran fest. Was Dein Mann nach Deinen Aussagen alles ertragen musste - es erscheint tatsächlich als Erlösung!

Ach, ich weiß nicht, was ich sagen soll! Sei Dir nur sicher, dass ich (und alle im Forum) in Gedanken bei Dir bin (sind)!

Viele Grüße,
Uli

CRO
03.09.2006, 21:52
Hallo Ulli,

vielen Dank fuer deine lieben Worte. Im Moment stehe ich immer noch so etwas neben mir und denke ploetzlich: oh, ich muss doch ins Krankenhaus. Er wartet doch auf dich. Und dann kommt es mir wieder zu Bewusstsein. Ich bin dankbar, dass ich mit meinem Mann in diesen letzten Wochen noch viele Tage und Stunden verbringen durfte. Vor allem auch in dieser letzten Woche. Ich war fast rund um die Uhr im Krankenhaus, durfte dort schlafen, essen und duschen. So war ich auch in seinen letzten bewussten Momenten sofort bei ihm. Es kam am Schluss auch fuer seine Aerzte ueberraschend. Ich habe noch nie einen so fassungslosen Arzt gesehen.
Ich wuensche allen hier im Forum fuer ihren eigenen oder fuer den Kampf ihrer Liebsten viel Kraft, Mut und Kampfeswillen. Kaempft um das Leben, aber geniesst jeden Tag. Mein Mann hatte einige Dinge die er noch tun wolte. Eine Ausflug mit der Enkeltochter, mit mir noch einmal Esssen gehen und noch einige andere Dinge. Oft hat er mich, wenn ich wach wurde schon mit Plaenen fuer den Tag ueberrascht. Das hat oefter nicht mit meinen Plaenen uebereingestimmt. (Meine Wohnung sieht im Moment aus wie ein Truemmerfeld). Aber, dass er die Kraft zu manchen Unternehmungen aufbrachte und ich dafuer alles stehen und liegen liess, laesst mich die Situation leichter ertragen. Er hat alles noch geschafft.

Euch allen wuensche ich auch dies Moeglichkeit.

CRO

Claus1
03.09.2006, 22:29
Hallo CRO,

ich möchte dir viel Kraft und alles Gute wünschen. Ich finde es auch ganz wichtig, dass man die Zeit mit einem geliebten Menschen noch nutzt und auskostet, so lange es geht. Der Tod ist dann immer noch schlimm genug, aber ich glaube die Selbstvorwürfe wegen verpasster Gelegenheiten wären dann fast unerträglich.

Schön, dass dein Mann seine Vorhaben alle noch ausführen und geniessen konnte.

Viele Grüße,
Claus

peti
04.09.2006, 14:06
Liebe CRO,

ich kann mich den Worten von Uli und Claus nur anschließen. Ich bin, seit ich Deine Zeilen gelesen habe, in Gedanken oft bei Dir und wünsche Dir ganz viel Kraft.
Herzliche Grüße von
Peti

WenckeH
05.09.2006, 18:32
Liebe CRO,

Als ich Deine Artikel las, bekam ich richtig Angst.
Mein Schwiegervater ist 66 und wegen Stotterns wurde er ins Krankenhaus gebracht, man hatte wohl den Verdacht eines Schlaganfalles. Allerdings wurde ein Gehirmtumor festgestellt. Daraufhin machte man weitre Untersuchungen und hat Metastasen in der Lunge gefunden. Ganz viele, alle Stecknadelkopfgroß. Aber der eigentliche Tumor ist wohl ein Nierentumor. Man geht davon aus dass dieser zuerst da war und nun in Gehirn und Lunge gestreut hat. Jetzt soll der Kopf bestrahlt werden und Lunge und Niere sollen Chemo bekommen. ich versteh dass nicht, dass der Herd nicht entfernt wird und man die Niere nicht einfach rausnimmt.
Jetzt habe ich Angst, dass das eine "naja, lange hat er eh nicht mehr" Reaktion ist. Ist Nierenkrebs wirklich nicht heilbar?
Über die Größe des Nierentumors kann ich nichts sagen, aber der Hirntumor der aussen auf dem Gehirn liegt und auf´s Sprachzentrum drückt (daher das stottern) ist so 1cm im Durchmesser.

Meine Tochter wird am 27.September 3 Jahre alt, ich kann mir nicht vorstellen, wie sie ohne Ihren geliebten Opa auskommen soll. Er ist Ihr ein und alles!

Ich denke an Dich und verbleib mit lieben Grüßen
Wencke

CRO
07.09.2006, 21:41
Hallo Wencke,

der Tumor im Kopf war bei meinem Mann schon 3,5cm und der Nierentumor fast 11 cm. Da er auch erst 50 Jahre war, geht die Zellteilung halt auch noch etwas rascher. Das Hauptproblem am Ende war halt, dass durch das gewchwaechte Immunsystem ein Keim ein schwere Lungenentzuendung ausgeloest hat. Und das passiert ja auch nicht jedem. Mein Mann hat halt immer gliech 'hier' geschriehen, wenn eine Komplikation moeglich gewesen ist. Fuer mich lebt er jetzt in unseren Enkelkindern weiter. Ein Maedchen von 7 und Zwillinge, auch Maedels, von 4 Monaten und die sehen ihrem Opa aehnlich. Und mein Mann hat noch jede Minute mit ihnen genossen.

Also nur Mut

CRO

Manfred06
28.09.2006, 16:14
Hallo Cro,
Hirnmetastasen kann man mit Gamma Knife herausschneiden, bei 96% der Patienten mit Erfolg.
Die Interferontherapie ist schon mal nicht schlecht, allerdings gäbe es noch bessere Möglichkeiten zur Heilung, die aber das Aussetzen der Cortisontherapie für die Hirnmetastasen vorraussetzen würden(also diese doch besser mit Laser entfernen, sofern möglich), und anschließend die LM-Therapie optimieren
allerdings würden beim Wechsel auf Nexavar alle Kurativen Therapiechancen verschwinden.
CIAO CIAO

jelocks
29.09.2006, 08:44
lieber Manfred,

ich habe jetzt alle Deine Beiträge von gestern gelesen, Du scheinst ja den ergeiz entwickelt zu haben auf alle threats antworten zu wollen (ohne Dir die Mühe zu machen sie vorher wirklich zu lesen:mad: ). dabei gibst Du(wie ich zugebe) sehr viel medizinisch fachlichen Rat, mir fällt aber auf, dass Du in fast keinem Deiner Antworten darauf verzichtest Nexavar/Sutent als "letzte" Methode der Wahl zu erwähnen.
Es kommt mir so vor als hättest Du ein persönliches Problem mit dem Medikament? Deine Beiträge sind trotz aller information und Deines lapidaren "Ciao Ciao" nicht gerade motivierend! :shy:

wollt ich mal gesagt haben......

lieben Gruss
Jenny

Manfred06
06.10.2006, 08:44
Liebe Jenny, ich kenne die Studienlandschaft beim Nierenzellkarzinom seit ca 10 jahren; diese Neuen medikamente sind sehr sehr gut, nur müssen Sie zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden und vorher bestehende Chancen genutzt werden. Alles VEGF-spezifische (antiangiogenetische; sowohl Sutent als auch nexavar zielen u.a. auf VEGF R1/R2 ab) führt nach Absetzen zum sogenannten Rebound Effekt, dass heißt dass ein Absetzen des Medikamentes nicht mehr möglich ist. Es ist möglich, dass der Patient 2 jahre stabil ist unter Sutent (Case report vor einigen Tagen), jedoch was wenn er einen Progress zeigt unter Sutent. Warum wurden die medikamente wohl in deutschland Second-line zugelassen, es gibt viele Gründe.
Nutzt vorher bestehende Alternativtherapien, wenn die nicht klappen dann Sutent oder Nexavar. Allerdings ist der entschedende Gesamtüberlebensvorteil/Overall Survival benefit bisher nur für Nexavar und bisher nicht für Sutent nachgewiesen worden.
Also ist Sorafenib derzeit besser als Sutent publiziert.
Gruß