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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : streicheleinheiten und sex...


achimmaryweyhe
09.08.2006, 21:25
STREICHELEINHEITEN und SEX ……….

was fällt euch eigentlich z.b. unter diesen begriffen ein: streicheleinheiten und sex ???????????

-- wie die worte wohl schon sagen: streicheln und

-- knuddeln und

-- küssen und

-- sex, also zusammen zu schlafen

und das alles sollte eigentlich für alle beteiligten partner zum geniessen sein
eigentlich…………………….

aber es gibt ausnahmen…………………….

eine ausnahme ist die krankheit, die uns hier alle irgendwie zusammengebracht hat, egal ob betroffener, angehöriger oder hinterbliebener…

während der krankheit, auch schon davor und auch danach finden diese streicheleinheiten nicht, nicht mehr oder selten statt.

DAS IST EIN PROBLEM…………………………

es ist wohl ein problem für ALLE beteiligten, über das sehr wenig oder auch gar nicht gesprochen wird aber es ist da…………

reden wir darüber und ich mache den anfang………………

meine frau ist im februar 2005 ins krankenhaus gekommen, t-zell-lymphom, mit pleurodese (mehrfache verklebung der lunge mit dem rippenfell), also auch schmerzen im brustbereich bis heute.
november 2005 zum sterben nach hause, gewichtsabnahme bis auf 40 kg, inzwischen wiegt sie 55 kg, ist aber sehr schmerzempfindlich.

doll in den arm nehmen geht nicht, die narben der pleurodese und der brustkorb drücken und alles tut sehr weh, bis heute, also kein (oder wenig) knuddeln und drücken………………

schleimhäute, wie z.b. die der nahrungsaufnahme wurden durch die chemo und die bestrahlungen zerstört, nur unter betäubung konnte essen oder trinken aufgenommen werden, es entfiel das küssen…………………

sämtliche schleimhäute, das bedeutet auch die der sexualorgane bleiben trocken, es kann sich jeder vorstellen, was das bedeutet, also kein sex……………………

das ist das eine problem………………………….

das andere ist, soll ich mir als partner gänzlich einen anderen partner suchen, etwas für den „übergang“, soll ich meinen kranken partner ganz verlassen oder nur mal eine „auszeit“ nehmen?????????

dieses ganze möchte ich mal angesprochen wissen………………………………………

nebenbei……………………………………..
ich selber bleibe bei meiner frau, egal wie lange diese krankheitsbedingte „ungewollte“ auszeit dauert…………………….

achim

silverlady
09.08.2006, 21:35
Hallo Achim
auch ich bin Angehörige. Mein Mann hat Zungenkrebs. Da fällt Küssen dann schon von vornherein vorsichtig aus.
Kuscheln, Schmusen ist alles theoretisch möglich aber es kocht auf Sparflamme.
Beim Sex ist es genauso.
Aber, seit der Diagnosestellung hat sich der Stellenwert bei uns völlig verändert. Auch ohne die körperliche Nähe, die oft durch Chemo usw. unmöglich ist haben wir eine Nähe zueinander gefunden die richtig und wichtig für uns ist.
Taucht das Bedürfnis nach körperlicher Nähe auf können wir es unbefangen geniessen aber wir veruchen nicht etwas zu erzwingen.

silverlady

achimmaryweyhe
09.08.2006, 21:44
hallo silverlady,
dann kennst du ja das problem, ich finde es schön, das ihr beide "trotzdem" das ganze angeht und eine für euch beide schöne lösung gefunden zu haben scheint.....................

alles gute

achim

silverlady
09.08.2006, 22:18
hallo Achim
ich glaube wir sind uns in dieser Zeit näher gekommen wie in den ganzen Jahren vorher. Wir nehmen jeden Tag wie ein Geschenk denn wir wissen das unsere Zeit begrenzt ist.
Wir haben den Spagat zwischen den körperlichen Bedürfnissen und den Krankheitsbedingten Einschränkungen geschafft.
Es war anfangs nicht immer leicht aber wir haben es geschafft. Die Nähe die wir zueinander haben ist zärtlichkeit geprägt und das kann sich schon durch leichte kurze Berührungen ausdrücken.

ich wünsche deiner Frau und auch dir alles Gute
silverlady

dolores2505
09.08.2006, 23:00
Hallo,
ein interessantes thema, finde ich.
Ich bin "nur Angehörige /tochter", und in der Zeit der Diagnosestellung bei meiner Mutter und auch während des nachfolgenden Krankheitsverlaufes hatte ich oftmals NICHT das Bedürfnis zu knuddeln oder gar Sex. Mir stand der Kopf nach ganz anderen dingen. gott sei Dank hat mein LG mich und das verstanden. wollte mich einfach mal als angehörige dazu outen !
grüßle von dolores;)

Petra_S
10.08.2006, 10:59
Hallo zusammen!
Ja, ein Thema, was sich die meisten von uns betrifft und doch zeigt sich auch hier, wie schwer man ehrlich die Gefühle rauslassen will....
Mein Liebster hatte ein Peniskarzinom, Diagnosestellung mit 37 Jahren. Körperlicher Kontakt war uns im Einklang mit der seelischen Übereinstimmung immer sehr wichtig. Doch ich brauche nicht zu betonen, welche Auswirkung auf die Seele diese Diagnose auf einen Mann in diesem Alter hat. Er hat in 4 Jahren 12 OPs, Chemo und Bestrahlung mit machen müssen, keine Zeit das Unfassbare seelisch aufzuarbeiten. Wir haben uns weiterhin Nähe und Liebe gegeben, keinen Sex - zärtliche Nähe, anders stärker als bis dahin, ohne viele Worte. Leider hat er es nicht geschafft über seinen Schatten zu springen, meinerseits war von tiefsten Verständnis, über Traurigkeit bis hin zur Wut, die bleibende Zeit zu "vergeuden", uns nicht alles zu geben, jedes Gefühl da. Nie habe ich ihn betrogen, er ist meine große Liebe bis heute, es ist mehr als ein körperliches Bedürfnis. Es ist auch mehr als ein seelisches Bedürfnis, denke ich....Doch ich liebe ihn und ich weiß, er hat es sich nicht leicht gemacht, er war selbst auf sich wütend, weil er nicht anders konnte. Er war so ein staker Mensch, er hat es getragen, wie ich nieeeee gelaubt hätte, dass er damit umgehen könnte und hat dabei noch geliebt.... Heute, ich bin schon 17 Monate allein - heute genau 17 Monate - allein, ich vermisse Nähe, Liebe und auch Sex, ABER. nicht allgemein, sondern mit IHM. Soviel zum "Umgang" bei mir, ich kann nicht "umgehen", ich "umgehe es"....besser weiß ich es nicht "damit" umzugehen... Für mich ist "es" fest verbunden mit "ihm", unserer Liebe und nun....:weinen: ?
Petra

shalom
10.08.2006, 17:28
@ Achim,

Du bist sehr einfühlsam und damit Deiner Frau eine verläßliche Stütze. So wie Silverlady es ausgedrückt hat, ist es auch bei uns gewesen: Die gemeinsame Zeit während der Krankheit war so intensiv wie nie zuvor auch wenn der Sex eher eine untergeordnete Rolle spielte. Das Zueinanderhalten und sich im Arm halten, das war es, was wir beide brauchten. Wir konnten miteinander reden oder miteinander schweigen, wir konnten uns ganz nahe sein. Petra_S hat sehr einfühlsam beschrieben, was in in ihr als Betroffener vorging, wenn es nicht so einfach möglich ist, sich mit Worten auszutauschen, da die Krankheitssituation die persönlichen Belastungsgrenzen des Kranken überschreitet.

Wir als Gesunde oder wir als Kranke haben so viel zu bedenken, zu erfahren oder zu erfühlen, dass es uns schier zerreißt. Geduld, Einfühlsamkeit, Verständnis aufzubringen für den Kranken mit seinen Bedürfnissen ist schon schwer genug, geschweige denn mit der eigenen seelischen und gefühlsmäßigen Situation als Begleiter der Krankheit klar zu kommen.

Jeder gemeinsame Tag ist ein Tag für mich gewesen, meiner Frau nahe zu sein, ihr damals die Krankheit (1996-2000) erträglicher zu machen, ihr die Selbstkontrolle dabei zu lassen, zu erfühlen, was sie wollte und was sie brauchte. Klar, auch ich hatte Bedürfnisse, aber irgendwie hatten sie gar nicht eine so hohe Priorität, weil ich ganz auf das Helfen und das Einstellen auf meine Frau fixiert war.

Zärtlichkeit und Nähe bekamen (so wie es Silverlady und Petra_S ähnlich beschrieben haben) eine ganz denkwürdige Gewichtung und hatten vielleicht eher weniger mit dem direkten Sex zu tun. Es war rückblickend die intensivste und - trotz der schweren Erkrankung schönste - gemeinsame Zeit, die wir verbringen konnten. Aber diese intensive Zeit war leider von unausweichlich begrenzter Dauer, unwiderbringlich und nicht wiederholbar.

Im Angehörigenforum (Oktober 2003) und im Brustkrebsforum wurde die Problematik von Nähe, Erotik, Sex während einer Krebserkrankung schon mal angeschnitten.

Dort habe ich meine ganz persönlichen Erfahrungen bzgl. dieses Themenkomplexes geäußert und mit anderen Betroffenen ausgetauscht..

http://www.krebs-kompass.org/Forum/showthread.php?t=4390

http://www.krebs-kompass.org/Forum/showpost.php?p=61704&postcount=6

http://www.krebs-kompass.org/Forum/showpost.php?p=62498&postcount=10

http://www.krebs-kompass.org/Forum/showpost.php?p=275092&postcount=19

http://www.krebs-kompass.org/Forum/showpost.php?p=275322&postcount=20

Achim, wenn es Euch möglich ist, so findet in Gesprächen heraus, was Euch beiden gut tut. Genau das wird das Richtige sein.

Genießt in Liebe die gemeinsame Zeit, die ihr habt.

LG
Shalom

achimmaryweyhe
10.08.2006, 22:31
hallo dolores,
" nur angehörige" gibt es nicht, mache dich nicht so klein, die angehörigen haben mitunter sehr viel mehr zu ertragen als die betroffenen. stell dir vor, die betroffenen liegen im koma oder derart danieder, das sie nichts machen können oder wollen...........
dann sind "wir" angehörigen dran sie zu versorgen, der umwelt zu erklären, wie es unseren leuten geht...
und das ist dann mitunter sehr viel schwieriger, als alles andere.
also nicht "nur" angehöriger..................

was deinen "verzicht" angeht, kann ich es verstehen und freue mich, das du so einen verständnisvollen partner an deiner seite hast.

alles liebe und gute, auch für deinen lg

achim

achimmaryweyhe
10.08.2006, 23:02
hallo petra,
ich habe dreimal gelesen, bis ich verstanden habe.....................
das müssen 4 jahre himmel und hölle für euch gewesen sein, himmel, weil ihr euch beide hattet und zueinander gestanden habt und hölle wegen der ohnmacht nichts machen zu können.
und das du seit 17 monaten nicht über deinen eigenen schatten springen kannst, ohne an ihn zu denken und im herzen zu fühlen, ist dann auch irgendwie verständlich.
trotz dieses schweren lebens mit ihm wird es dir doch eines tages ermöglicht werden mit dem ganzen umzugehen, ich meine, gefühle verändern sich, dann wird eine zeit kommen, in der du wieder anders mit dem thema umgehst.
ich wünsche dir, dass du langsam zur ruhe kommst und das auch dieses thema wieder bei dir in für dich geregelten bahnen verläuft.

alles liebe

achim

achimmaryweyhe
10.08.2006, 23:07
hallo shalom,
ich werde dir antworten, aber ich kämpfe mich mal nach und nach durch deine verweise........

lg

achim

Petra_S
11.08.2006, 08:42
Hallo Shalom,
hallo an @alle!

Shalom, vielen Dank für deine einfühlsamen Worte, es tut gut das von dir zu lesen. Ich habe gerade noch mal unsere "Korrespondenz" von vor drei Jahren gelesen. Komisch, nun war es an mir zu schmunzeln. Das worüber ich damals auf "180" war, konnte ich heute ohne Emotionen lesen - eine Lektion über die Emotionalität im Laufe unseres Lebens! ;) So kommt auch heute, hier verspätet die Gelegenheit nochmals mit dir darüber zu reden, obwohl ich dir das schon länger "schuldig" war. Es zeigt mir, dass ich damals innerlich so aufgewühlt war, dass ich alles versucht hatte um meinem Mann mit Einfühlungsvermögen, Liebe und Zärtlichkeit die Blockade zu nehmen, DIE UNS BEIDEN WEH TAT und doch war ich hilflos. Er hatte zu sehr mit den körperlichen Schmerzen, immer wieder neuen Metastasen usw. zu kämpfen, als dass er Zeit und Kraft für dieses sensible Thema gehabt hatte. Der Verlust unserer Sexualität und die Suche nach anderen Wegen, hätten Auseinandersetzung mit seinem neuen "männlichem ich" gefordert, die Kraft brauchte er aber erst einmal um organisch wieder zu genesen. Die Nähe habe wir nicht wirklich verloren, wie ich damals z.T. dachte, ich fühlte mich nur in meinem Ego verletzt, weil ich wohl nicht nachfühlen konnte WIEVIEL Anstrengung ihm das "normale Leben" schon kostete. Und als du dann schriebst "Mann kann" - das war ein Stich in mein wackeliges hilfloses Ego, weil "Mann" eben nicht konnte und ich das als Versagen meinerseits sah, ihm dabei nicht soviel Vertrauen geben zu können, dass er sich in meiner Gegenwart dazu entschließen konnte auch diesen Bereich für uns wieder lebbar zu machen. Heute kann ich deine Worte theoretisch, ohne Emotionen aufnehmen udn bin so fest, dass ich weiß ER hat sein Möglichstes (mehr als das) gegeben und ich auch. Aber, wenn ich mir die Schwere der OPs, die Ausbreitung der Metastasen und die damit verbundenen Schmerzen vor Augen führe..., mindestens 3 große OPs in einem Jahr, dazu noch Chemo und Bestrahlung, von anderen "normalen Belastungen des Familienlebens" mal abgesehen, ER KONNTE nicht...und er hat mich, er hat uns (unsere weiberchen) wahnsinnig geliebt, hat unseret wegen so lange gekämpft. Diese Stärke hat manchmal verhindert Sensibilität zuzulassen, die dann vielleicht den Damm gebrochen hätte, andererseits war die Angst in der Flut der Gefühle zu ertrinken zu groß. Genau die selbe Taktik wende ich in meinem heutigem "Überlebenskampf" an. Wir kannten uns sehr gut und wie du einmal formuliert hast, die emotionale Grundlage stimmte...

Ja Achim, ich weiß nicht wie es gehen soll, vielleicht komme ich irgendwann zur Ruhe, im Moment kann ich mir noch nicht vorstellen wie...ich funktioniere auch heute noch, wie du jetzt ... eigenes Leben, ich versuche es und es klappt auch bis auf das Thema deines Threads. Doch ich will dieses Thema für mich nicht angehen, weil ich nicht in einer Gefühlswelt ohne ihn, meinem besten Freund und Geliebten angekommen bin, ankommen will .... Ich bin auch in einer Welt, in der mich noch immer wundert, mit welchen scheinbaren "Wichtigkeiten" sich die Welt beschäftigt, wieviel egoistisches Verhalten die Menschheit so an den Tag legt ..., mich z.T. auch mit eingeschlossen...Du hast das Thema jetzt angesprochen, warum? Suchst du nach Wegen für dich, auch wenn jetzt garnicht so vorrangig wichtig ? Wolltest du wissen wie andere "damit" umgehen? Auch durch die Beiträge die NICHT geschrieben werden, kann man ablesen WIE GROß die Hilflosigkeit bei den meisten Menschen ist. Was glaubst du wieviele das hier lesen und doch nicht wissen was sie sagen sollen?! Was soll man auch in Anbetracht der Todesgefahr sagen, man fühlt sich vieleich sogar "schuldig" solche "egoistischen Wünsche" zu haben (die ja eigendlich mehr die unbeschwerte gefühlsmäßige Nähe betreffen, als die Befriedigung). Ich denke es ist ein heikles Thema und man möhte sicher besonders hier selbstloser sein, als man manchmal in Anbetracht der Sehnsucht nach "den guten alten Zeiten der Gesundheit" ist. Man kann ja auch nicht immer stark sein und sich mit dem nicht selbst gewählten Leben abfinden, das wird unseren Liebsten auch so gehen, nur, dass sie von diesen Wünschen eineige Schmerzstufen entfernt sind....
LG Petra

clipper
11.08.2006, 13:19
Hallo an Alle
ich bin 59 J.und seid Ostern an Krebs erkrankt.Achim ich finde es toll das du dieses Thema Sex und sow. auf gegriffen hast ich denke man traut sich nicht darüber zu sprechen schon gar nicht in meinem Alter.:D
Auch dieses Thema wird bei der Chemo wo wir mit einigen Frauen zusammen sitzen nicht angesprochen.:D
Aber ich muß sagen seid bei mir der Krebs ausgebrochen ist habe ich kein verlangen mit meinem Mann zu schlafen aber ich muß auch sagen mein Mann hat vollstes Verständnis und läßt mich auch in dieser Zeit in Ruhe.Er sagt er kann sich anders behelfen.:lach2:
Ich hoffe wenn die Zeit der Chemo (5 te)und Bestrahlungen vorbei ist das dann alles wieder kommt.:rotenase:
Ich drücke dir und deiner Frau alle Daumen und alle anderen Betroffenen gebt die Hoffnung nicht auf es kann nur besser werden.
Gruß Renate :winke:

achimmaryweyhe
12.08.2006, 19:47
hallo shalom,
was du schreibst, betrifft dich und auch deine gefühlswelt, vieles davon trifft aber auch auf mich zu, ohne das ich jetzt auf viele einzelheiten eingehen möchte.
was jedoch stimmt ist dein satz:

Ich als Gesunder hatte in dieser Zeit ein komplett verändertes Gefühls- und Hormonleben. So, als wenn alle Kräfte für die Zuwendung zu ihr aufgebraucht würden. Von daher entstanden keine "Nöte" für mich.

da muss ich dir zustimmen, es geht ihr aber schon viel besser, sie kann sich meist alleine versorgen und ich bemerke, ich habe -ich will nicht sagen nöte-, aber die hormone melden sich doch schon mal zu wort.
wir werden schon einen weg finden und es wird sicherlich auch noch alles seine zeit brauchen.

liebe grüsse

achim

achimmaryweyhe
12.08.2006, 19:57
hallo petra,
in dem du zu diesem thread schreibst, gehst du dieses thema für dich an und beschäftigst dich damit, das ist gut so.
ich wollte mit diesem thema nur mal denkanstösse geben und die möglichkeit für betroffene, angehörige und hinterbliebene sich hier auszutauschen.
für mich selber gilt, was ich in der eröffnung geschrieben habe:


"soll ich mir als partner gänzlich einen anderen partner suchen, etwas für den „übergang“, soll ich meinen kranken partner ganz verlassen oder nur mal eine „auszeit“ nehmen?????????
dieses ganze möchte ich mal angesprochen wissen………………………………………
nebenbei……………………………………..
ich selber bleibe bei meiner frau, egal wie lange diese krankheitsbedingte „ungewollte“ auszeit dauert……………………."


und dazu stehe ich.

liebe grüsse

achim

achimmaryweyhe
12.08.2006, 20:05
hallo renate,
ich denke mal, das hat nichts mit dem alter zu tun, und es ist schade, das es bei euch in der gruppe nicht angesprochen wird. es gehört doch eigentlich irgendwie dazu und ist für manche sehr, sehr wichtig, obwohl sie es nicht zugeben wollen.
das du so einen verständnisvollen mann hast, finde ich klasse, es ist nicht selbstverständlich, es gibt viele andere.....

liebe grüsse

achim

asteri71
13.08.2006, 15:57
Hallo Achim,
ich lese hier deinen Thread,seitdem du ihn vor ein paar Tagen eröffnet hast.
Hier herrscht ja wirklich reger Verkehr,was wohl nicht zuletzt daran liegt,dass du jedem einzelnen,der hier schreibt,antwortest.
Eigentlich betrifft mich dieses Thema gar nicht,da ich als Tochter-Angehörige keinen sexuellen Kontakt zu einem Betroffenen habe.
Da ich aber als verheiratete Frau generell sehr wohl sexuellen Kontakt mit meinem Mann habe,möchte ich ein paar allgemeine Dinge sagen.
Im Leben eines jeden von uns gibt es sicher immer mal wieder Momente,Tage oder Phasen, in denen Sex oder vielmehr die Lust dazu,eine untergeordnete Rolle einnehmt.
Das kann 1000 verschiedene Gründe haben.
Aber auch jede Beziehung ist anders.Oft verlegen sich die Schwerpunkte im Laufe der Jahre.
Für mich spielt zum Beispiel Sex eine sehr große Rolle im Leben,in meinem Alltag.Bewusst oder unbewusst habe ich mir einen Partner gesucht,für den das Gleiche gilt.
Dann gibt es Paare,die vielleicht zweimal im Monat Sex haben und für die das vollkommen okay ist.
So lange das Paar miteinander im Einklang ist,ist alles in Ordnung.Schwierig wird es nur,wenn sich das ändert.
Meinem Mann war Sex in der Schwangerschaft unangenehm,so dass letztendlich einige Monate gar nichts mehr lief.Das war für mich schrecklich!
Mein Allgemeinbefinden als Frau hat sehr darunter gelitten.
Ich habe es schließlich akzeptiert,was blieb mir anderes übrig,aber schön war das nicht.Ich war froh,als die Zeit vorbei war!
So,jetzt habe ich hier genug geredet,denn eigentlich bin ich ganz schön vom Thema abgewichen.
Aber weil es hier so viele Mutige gibt,die hier schon geschrieben haben,wollte ich meinen Senf auch mal wieder dazu geben:)
Viele Grüße von asteri

achimmaryweyhe
14.08.2006, 19:08
hallo asteri,
zumindest versuche ich zu antworten, manchmal klappt es aber eben nicht.
wie du schon schreibst, es kann 1000 verschiedene gründe haben, warum es in diesem fall mit den streicheleinheiten und dem sex nicht klappt...........
es kommt, so glaube ich, gar nicht darauf an, wie oft du mit wem kuschelst, streichelst, schmust, schläfst oder so, es kommt auf das wie an.
und da können sehr viele nicht so, wie sie gerne wollen.
sei es, wie bei dir in der schwangerschaft, oder wegen einer krankheit, es gibt immer wieder gründe und ausreden, warum einer der partner (oder manchmal auch beide) etwas nicht will (wollen), was der andere in diesem moment gerne hätte.
auf jeden fall sollte dann rücksicht auf denjenigen genommen werden, der in der "schwächeren" position ist.

dir und deinem mann wünsche ich auf jeden fall ein weiterhin sehr erfülltes sexualleben, aber wehe wenn das kleine "dabei" schreit ---dann sind wir wieder beim anfang, etwas stört die harmonie, es muss nicht immer eine krankheit sein und dann geht es eben nicht mehr--- es geht nicht weiter..............und das problem fängt an...............
alles liebe

achim

Geli
17.11.2006, 21:16
Hallo Achim,

ich denke, du solltest tun, was du in dem moment für richtig hälst. höre in deinen bauch hinein, aber bedenke, ob du es im kopf auch richtig "einsortieren" kannst.

alles liebe Geli

achimmaryweyhe
23.11.2006, 17:14
hallo geli,
ich würde tun, kann es aber nicht,
ich könnte es tun, will es aber nicht,
ich will es tun, darf es aber nicht,
ich dürfte es tun, würde es aber nicht.................................

tja, es ist wohl ein ewiger kreislauf, das gewissen, der verstand, die vernunft, alles spielt eine rolle.................................

und da ist dann noch eine ehefrau, der man versprochen hat: in guten und in schlechten zeiten....................

alles liebe

achim

achimmaryweyhe
10.04.2007, 21:04
am 09.08.2006 habe ich das erste mal darüber geschrieben, dass da in sachen streicheleinheiten, küssen und sex etwas nicht in ordnung ist.
und das seit februar 2005..........................
heute ist es so:
es finden ein paar streicheleinheiten (arme, beine, kopf) statt, küßchen wie unter bekannten, und das war es.
kein knutschen und kein sex.
die schleimhäute, die für ein stimmungsvolles sexualleben notwendig wären, die sind auf grund der bestrahlung/chemo immer noch sehr zerstört, trocken, nach aussagen des frauenarztes kann es noch einige jahre dauern, bis sich alles nornmalisiert hat.............
das sind aussichten, die momentan nicht sehr gut klingen aber für die zukunft hoffen lassen..............................

achim

Lilly
11.04.2007, 23:00
Hallo achim,

Bei uns gibts genau das gleiche Problem, und das nun schon seit April 2004 :( Mein Mann hält bisher tapfer durch... Es gibt übrigens Hormontherapien die, die Schleimhäute wieder herstellen. Habt ihr das schonmal probiert?

achimmaryweyhe
16.04.2007, 20:49
hallo lilly,
es hier tröstlich zu lesen, dass auch jemand anders offen zugibt, dass es schon langjährige probleme mit der sexualität gibt.
obwohl, richtig trost kann es einfach nicht geben.......................
es ist einfach so und betroffene/angehörige sollten das beste aus der situation machen..........
nur ist es manchmal sehr schwer nachzuvollziehen bei dem, was uns das fernsehen, kino, die werbung sagt, nämlich sexualität ist einfach und überall zu haben.......................................
"unsere" gesundheitsbedingte realität sieht dann doch gaaaaaaaaaaanz anders aus und bleibt dann meistens ruhig und still im eigenen kämmerlein verborgen...............darf keiner wissen, man schämt sich, darüber spricht man nicht........................
ich denke, es hilft, wenn mann/frau darüber mal redet.
hoffe ich wenigstens...........

alles liebe, meistens wird es schon wieder....................

achim

achimmaryweyhe
11.06.2007, 20:02
so, nun ist etwas passiert.....
alle, die bis hierhin gelesen haben kennen die thematik, kein krankheitsbedingter sex seit anfang februar 2005, also seit über 28 monaten.....
manche werden sagen, ist doch nicht schlimm, andere werden sagen: halte ich nicht aus.....
es nützen auch keine zäpfchen und keine cremes, die schmerzen der "kleinen" sind so stark, es geht einfach nicht.....
bei uns gab es eine aussprache, von dem ergebnis möchte ich schreiben, auch hier wird es geteilte meinungen von euch geben.....
kurz und knapp: ich soll mir eine freundin suchen, die "kleine" möchte nicht wissen, wo, wann, wie und ob ich mich mit einer anderen frau treffen würde, dann wäre es in ordnung.....
ich war von dem vorschlag wie vor den kopf gestoßen.....
und jetzt habe ich ein problem.....
erstmal: die "kleine" würde ich nicht verlassen (gestern vor 20 jahren haben wir uns gelobt, in guten wie in schlechten zeiten), egal ob freundin oder nicht.....
jetzt meine allgemeine frage?
wie lange soll (darf) ein partner warten, bis er sich anderweitig umschaut?????

ich hoffe, jemand schreibt

alles liebe

achim

silverlady
12.06.2007, 20:24
hallo Achim

ich traue mich mal mit einer Antwort.
Deine Reaktion kann ich sehr gut verstehen. Ich galube, ich wäre auch vor den Kopf gstoßen gewesen.
Ich war ja in derselben Situation als mein Mann noch lebte. Ich weiß nicht wie ich auf so einen Vorschlag reagiert hätte. Aber ich glaube, ich hätte es niemals an der Zeit festmachen können. Ich glaube nicht das ich es geschafft hätte mit einem anderen Mann Sex zu haben während mein Männe zu Hause ist. Ich habe 2 gesunde Hände, ich glaube irgendwann wenn das Bedürfnis nach Sex groß genug gewesen wäre hätte ich auf handbetrieb umgeschaltet.

Ich liebe meinen Mann auch heute noch sehr. Sollte mir aber ein Mann nahe kommen befürchte ich, ich würde nein sagen.
Bei mir gehen Kopf und Herz Hand in Hand. Das kann ich nicht abschalten.

liebe Grüße
silverlady

achimmaryweyhe
18.06.2007, 16:40
hallo silverlady,
danke für deine offenen worte, dass mit dem kopf und dem herzen in einklang zu bringen ist wohl das schwierigste.................

mal schauen, wie es weitergeht.

alles liebe

achim

hope38
18.06.2007, 20:45
Lieber Achim!
Ich habe schon öfter in Deinem thread gelesen. Ich denke, vielen geht es ähnlich wie Euch: Angst auf beiden Seite, veränderte Körper, veränderte Seelen, Schmerzen im Herzen, Verluste auf vielen Lebensbühnen. Angst vor Schmerz, dazu bei Betroffenen Angst, unattraktiv zu sein. Weißt Du, ich möchte das kurz erklären: Ich bin mit 38 Jahren an Darmkrebs erkrankt. Bestrahlung und Chemo, dann OP, wieder Chemo:eek: ! Fast 1 Jahr Behandlungen.
Ich habe mich so unattraktiv gefunden, schlimmer noch, ich kannte meinen Körper nicht. Er paßte nicht mehr zu meinem Kopf, zu mir, denn auch ich kannte mich teilweise nicht mehr:(!
Wie also konnte ich meinem Mann "zumuten", mich zu lieben? War ich doch damals ein ganz anderer Mensch, als er sich für mich entschieden hat. Und nun? Wie sollte, wie konnte er mich noch lieben?
Wenn ich nun versuche, mich in Deine Frau hineinzuversetzen, würde ich so eine Aussage, so ein Angebot meinem Mann unterbreiten, sich eine Freundin zu suchen, dann täte ich es, weil ich mich schämen würde für das, was ich ihm nicht "bieten" kann. Ich würde aber in meinem Herzen hoffen, er würde das Angebot nicht annehmen. Schwierig!
Was mir so spontan einfällt, ist, wäre Euch mit einer Paartherapie irgendwie geholfen? Ihr habt ja beide Bedürfnisse, die zur Zeit nebeneinander herlaufen. Irgendwo muß es eine Schnittstelle geben, eine Ebene, auf der Ihr Euch begegnen könnt.
Diese Krankheit fordert so irrsinnig viel von uns. Von so vielen Dingen müssen wir Abschied nehmen... das tut weh, nicht wahr?

Ich hoffe, ich bin nicht zu nahe getreten. Das wäre nicht meine Absicht!

Liebe Grüße,
hope

achimmaryweyhe
18.06.2007, 23:32
hallo hope,
du bist mir ganz und gar nicht zu nahe getreten.
es ist eben ein sehr schwieriges thema, wer kann dann schon sagen was richtig ist und was nicht, der eine empfindet es als normal, sich so zu verhalten, der andere entrüstet sich darüber.
im grunde soll alles nur ein denkanstoß zum reden und schreiben sein, mitzuteilen, dass man nicht alleine sein möchte mit seinem problem oder um rat nachzufragen, wenn man nicht mehr weiterkommt.
danke für deine antwort, ich werde auch davon ein teil für meine kleine und mich "mitnehmen".

alles liebe

achim

Regina_Beate
22.06.2007, 19:13
Hallo, Achim !

Ich habe auch lange überlegt, ob ich schreiben soll.

Ich habe 2003 meinem Mann ein ähnliches Angebot gemacht, weil ich mich unattraktiv fühlte und meinen Köprer selbst nicht mehr leiden mochte (Ablatio 2003). Er nahm mich ganz fest in den Arm und sagte mir, was ich denn für dumme Gedanken hätte. Er liebe mich und fände mich durchaus noch attraktiv auch wenn ich mich körperlich sehr verändert hatte. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie froh und glücklich ich war. Hätte er mein "Angebot" angenommen. Ich wäre daran zerbrochen !
Seine Reaktion gab mir ungeheures Selbstvertrauen. Nun "klappt es wieder".
Nimm das, was Deine Kleine sagt, nicht so ernst. Zumindest nicht bzgl. der Aussage, Du solltest Dir eine Geliebte nehmen. Zeig ihr dass Du sie liebst - aber beginne keine Affäre.
Der Tipp von Hope ist nicht verkehrt -Paartherapie-.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass ihr dort neue Denkanstösse bekommt.

Ach so, wir feiern am 14.07. Silberhochzeit.

Ich wünsche Euch alles Gute

Regina Beate

achimmaryweyhe
11.07.2007, 19:52
ich war in den letzten drei wochen die begleitung für meine kleine in ihrer reha.
dort hatte ich ausreichend gelegenheit mit betroffenen und angehörigen über dieses thema zu sprechen, teilweise auch im großen kreis von 8 - 10 männlichen und weiblichen personen.
geld in den pc (pc gegen gebühr oder laptop frei), krebs-kompass aufrufen und den thread lesen.
dann ging es los.
diskussion..................
ergebnis:
aus diesen diskussionen werde ich die für uns "besten" meinungen und vorschläge "mitnehmen", es gab zustimmungen, ablehnungen, verständnis und ebenso aussagen, die einfach nicht druckreif sind.
also ratschläge eben für ein thema, das jeder für sich und seinen partner als unterschiedlich wichtig ansieht.
es war gut darüber gesprochen zu haben, wir werden hier weiter bei uns gemeinsam darüber reden und einen weg finden..............
nur eines wird es nicht geben:
deswegen eine trennung, ich glaube, es gibt wichtigeres.
aber es ist ein thema und wird es auch bleiben !!!!!!!!!!!!!!!1

achim

Linde030
18.07.2007, 21:57
hallo an alle,
ich schreibe eigentlich sonst im forum lungenkrebs, den mein mann 49 Jahre hat seid mai 07 bronchialkarzinom T4 mit metas in speise-luftröhre u.lympdrüsen er bekam bis jetzt 3mal chemo u.30 bestrahlungen das nur zur vor information,
da mein mann durch die behandlung potenzprobleme hat habe ich mich gewundert das darüber noch nicht im forum lungenkrebs geschrieben wurde also habe ich dort damit angefangen ( krebs u. sexualität ) u, war über einge kommentare überracht aber o wunder es fanden sich doch ein paar teilnehmer die sich darüber austauschen wollten, klickt es einfach mal an u.liest die beiträge,
durch zufall bin ich heute auf diese forum gestoßen u. war überrascht das es anscheinend schon länger ein ein thema ist,
ich habe einige beiträge gelesen u.fand sie interesant weil man jetzt auch weiß das man nicht allein damit ist sondern,
wir sind seid 29 jahren verheiratet u. ich würde auch nie auf die idee kommen mit einen anderen mann etwas anzufangen denn wir haben schon soviel durchgemacht u. werden es auch diese mal schaffen den wir lieben uns u. brauchen uns gegenseitig.

nun liebegrüße an alle eure linde
PS es ist toll das es hier kein tabu thema ist.:)

achimmaryweyhe
18.07.2007, 23:58
hallo regina beate,
meine frau fühlt sich nicht unatraktiv, sie mag ihren körper wieder, sie hat von 40 kg auf 60 kg zugenommen und fühlt sich gut dabei.
das mit dem fest in den arm nehmen geht nicht, pleurodese, die lunge wurde mit dem rippenfell verklebt, wurde wieder von den ärzten aufgerissen und nochmals verklebt. das tut immer weh, beim drücken oder belasten des brustkorbes.
dazu die total kaputten schleimhäute.
glaub mir, ich habe sie auch nach ihrem vorschlag (gaaanz leicht) in den arm genommen und sie beruhigt.
da kann auch keine noch so gute paartherapie weiterhelfen, ich mag meine frau so wie sie ist, mit allen narben und veränderungen seit februar 2005, alles andere wird schon, hoffentlich..................

achim