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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nur für Dich, Mama!


sabine_69
30.08.2006, 17:02
Hallo Mama,
ich habe schon viele Kerzen für Dich angezündet hier im Forum und oft von Dir geschrieben, aber immer in anderen oder allgemeinen Bereichen.
Jetzt möchte ich, dass Du einen eigenen Bereich bekommst.
Ich weiss, Du hättest das nicht gewollt, aber ich merke, dass es mir gut tut, meine Gedanken nicht still und nur für mich aufzuschreiben, sondern hier im Internet auch anderen mitzuteilen, wie es mir geht, was ich fühle und wie ich versuche, damit umzugehen. Es gibt so viele Menschen hier, denen es ähnlich geht.
Und vielleicht findet Papa ja auch irgendwann mal den Weg hierhin, dann kann er lesen, was ich Dir so erzähle, vielleicht schreibt er Dir ja auch.

Vor fast 2 Monaten mussten wir Dich gehen lassen.
Ich sehe Dich noch, als wäre es gestern gewesen. Wie Du so plötzlich die Augen aufgemacht hast und mir in die Augen geschaut hast. Tagelang waren Deine Augen geschlossen und auf einmal machst Du die Augen auf und guckst mich an.
Hätte ich gewusst, dass es das letzte Mal ist, dass ich den roten Punkt auf Deiner Iris gesehen habe und es das letzte Mal ist, dass wir richtigen wirklichen Kontakt hatten, sprich Du auch mich gesehen hast, ich hätte nicht einfach mit dem Waschen weitergemacht, ich hätte den Moment viel mehr ausgekostet. Aber ich habe nie und nimmer damit gerechnet, dass Du ein paar Stunden später gehen würdest.
Und als Du Papa später am Vormittag das letzte Mal angesehen hast und gegangen bist, war ich nicht da, ich stand bei Aldi an der Kasse...
Das hast Du Dir so ausgedacht, oder? Du wolltest nicht, dass ich dabei bin, wenn Du gehst. Ich akzeptiere das, auch wenn ich damit nur schwer umgehen kann.

Ich kann es nicht begreifen, dass Du einfach nicht mehr da bist. Dass ich Dich nicht mehr sehen kann, dass ich meine Hutzelmama nicht mehr umarmen kann oder dass wir nie wieder zusammen Muscheln sammeln werden oder lauter Blödsinn beim Shoppen machen werden.

Ich kann es nicht fassen, dass Du nur noch in Gedanken und Erinnerungen weiter leben sollst, dass von Dir nichts anderes mehr da ist. Dass Du einfach so weg bist. Ich kann Dich nicht mehr umarmen, nicht mehr knuffen oder nicht mehr mit Dir lachen, Du bist einfach weg, es ist nichts Fassbares oder Anfassbares mehr von Dir da.
Ich seh Dein Bild auf meinem Schreibtisch, ich gucke Dir in die Augen und Du guckst nicht zurück. Ich frage Dich, wenn ich nicht weiter weiss, aber von Dir kommt kein Ratschlag, nur Schweigen und nichts weiter. Ich brauche meine Mama doch immer noch. Aber Du bist weg, futschikado, finito, aus und vorbei. Ich fass es nicht.

Wir wussten seit letztem Dezember, dass Du Krebs hast und als der Magen raus war, haben wir doch alle gedacht, dass es noch eine gute Chance gibt, dass wir noch ein Stück weiter gemeinsam durchs Leben gehen können. Wir haben viel gesprochen und untereinander alles geklärt.
Aber dass es dann nach der Not-OP im Mai so schnell ging, und Du 7 Wochen später nicht mal mehr mit uns sprechen konntest, das hat uns allen den Boden unter den Füssen weggezogen.
Du hast es gewußt, oder? Du hast immer gesagt, da ist noch was, das war nicht alles. Und trotzdem hast Du Dir nie etwas anmerken lassen, Du warst so stark für uns alle. Ich bin so stolz auf Dich!

Auch wenn ich weiß, dass es Dir jetzt besser geht und dass Du nicht gewollt hast, dass wir traurig sind, Du fehlst mir trotzdem und ich bin oft unsagbar traurig.
Mal könnte ich den ganzen Tag weinen, mal denke ich überhaupt nicht daran und schäme mich gleich dafür. Obwohl ich weiß, dass das Blödsinn ist.
Oft gibt es Momente, da zerreißt es mir das Herz, dass Du nicht mehr da bist und dann wieder gibt es Momente, da denke ich mit einem Lächeln an Dich, weil ich mich frage, was Du wohl zu dem oder dem gesagt hättest oder was für ne Standpauke ich mir da gerade wieder einfangen hätte ;)

Und manchmal bin ich ganz schön wütend, dass Du gegangen bist, auch wenn Du ja nichts dafür konntest. Ich könnte die Ärzte allesamt verklagen, die Krankenschwestern verprügeln für alles, was sie Dir in der Zeit im Krankenhaus angetan haben und uns alle, Papa, Dich und mich, anschreien, dass wir nicht früher schon viel viel hartnäckiger nachgeforscht haben, wo Deine Schmerzen her kamen, sondern den Ärzten geglaubt haben, dass da nichts ist. Manchmal bin ich so wütend, dass mir die Luft wegbleibt.

Und dann wieder fühle ich mich so allein gelassen von Dir, weil Du Dein Versprechen, immer für mich dazu sein, nicht gehalten hast, Du hast mich allein gelassen. Jetzt ist nur noch Papa für mich da.
Ich fühle mich wie amputiert, mir fehlt ein Teil von mir. Und das bist Du.

Ich zünde eine dicke, fette Kerze für Dich an und hoffe, dass ihr Licht Dich erreicht.

Deine Dicke

sabine_69
01.09.2006, 10:46
Hallo Mama,
ich habe heute nacht so intensiv von Dir geträumt.
Aber nur ganz schreckliche Dinge, nur Streit und Auseinandersetzungen. Keine, die wir mal hatten, sondern so ganz komische Dinge.

Ich hab mir gewünscht, dass ich von Dir träume, aber doch nicht sowas... :sad:
Wir hatten doch alles geklärt und sind im Frieden auseinander gegangen. Zumindest für mich war das so. Wir haben alles in allem doch ein gutes Verhältnis zueinander gehabt und alles, was in den Jahren mal vorgefallen ist, haben wir doch besprochen und aus dem Weg geräumt. Das waren doch alles nur Kabbeleien zwischen Mutter und pubertierender Tochter, alles so lang her.
Warum träume ich nun ausgerechnet sowas?

Ach, Mama, heute gehts mir gar nicht gut.
Dicke

sabine_69
05.09.2006, 12:34
Hallo Mama,
mir gehts wieder besser und ich träume nicht mehr solch komische Dinge.

Aber Du fehlst mir ganz schrecklich. Ich kann es nicht begreifen, dass Du nicht mehr hier bist. Ich würde so gern mit Dir sprechen und Deine Stimme hören, Dich angucken und mit Dir lachen.

Ich habe in den letzten Tagen Deine Klamotten aussortiert, es ist unvorstellbar, dass Du die noch vor 2 Monaten an hattest und nun nie wieder. Ich fass es einfach nicht.
Alles riecht nach Dir und ich seh Dich in den Sachen, wann Du sie getragen hast und was wir gemacht haben.

Deinen "Büddel" habe ich jetzt und ich habe ihn immer bei mir, wenn ich außer Haus gehe.

Ach Mama, warum nur musstest Du mich jetzt schon verlassen, ich bin doch noch gar nicht soweit, dass ich alles ohne Deine Hilfe und Deine Ratschläge schaffen kann, es gibt so vieles, was ich noch nicht weiß und wo ich immer denke "Mama anrufen". Aber das geht nicht mehr und ich will es einfach nicht wahr haben.

Mama, wir vermissen Dich alle ganz schrecklich.

Deine Dicke

sabine_69
10.09.2006, 18:59
Hallo Mama,
nur damit ich nicht immer nur rumjammere hier:
Heute gehts mir einigermaßen gut, ich kann heute an Dich denken, ohne dass ich weinen muss, gut nicht wahr? ;-)

Ich mach Dir ne schöne große Kerze an, auf dass ihr Licht Dich erreicht!

Deine Dicke

sabine_69
16.09.2006, 14:30
Hallo Mama,
im Moment ist es wieder sehr schwer.
Ich träum ganz oft von Dir, aber so fürchterliche Dinge, die mich morgens völlig fertig aufwachen lassen.
Du sitzt in meinen Träumen mit uns allen am Tisch und bittest uns, dass wir Dir was Wärmeres anziehen sollen und Socken, weil Dir in Deinem Grab so kalt ist. Ich versteh das nicht. Du wolltest verbrannt werden und den Wunsch haben wir Dir erfüllt, warum ist Dir jetzt kalt? Ist Dir kalt, weil Du nicht bei uns sein kannst?
Die Wärme, die wir für Dich fühlen, können wir Dir nicht übermitteln, nicht wahr? Sie erreicht Dich wohl nicht....

Mama, Du fehlst mir ganz schrecklich und mir geht es nicht gut damit, dass Du für immer aus meinem Leben weg bist. Ich fasse es einfach nicht, es ist immer noch nicht angekommen.

Du bist tot und ich muss damit leben, aber ich kann es nicht.

Deine Dicke

sabine_69
21.09.2006, 17:42
Hallo Mama,
heute ist der schrecklichste 21. September, den ich je erlebt habe.
Es wäre Dein 62. Geburtstag gewesen, wenn dieser schei* Krebs nicht in unser Leben getreten wäre.
Wir hätten alle zusammen gegessen und gelacht, wir wären irgendwo hingefahren, so wie Du es Dir letztes Jahr so gewünscht hast und enttäuscht warst, weil wir es nicht gemacht haben.
Wir hätten Dich mit einer tollen Reise überrascht und wären alle zusammen mit Janosch ans Meer gefahren oder zum Pölser-Essen nach Dänemark.

Nun ist Papa nach GC geflüchtet und ich stand heute morgen in aller Früh bei Dir am Grab und dachte, dass das doch nicht wahr sein kann. Aber als ich heute nachmittag noch mal da war, hab ich gesehen, dass es kein schlechter Traum war.
Papa hat Dir auch Blumen gebracht und noch irgendjemand, ich weiß nicht wer.
Dein Stein ist sehr schön geworden und jetzt strahlen auch wieder Sonnenblumen über Dein Grab. Es ist komisch und erdrückend, da zu stehen, ich fühle mich Dir dann ganz nah, aber mir wird dann immer deutlicher bewusst, dass ich endgültig nie nie mehr wieder bei Dir sein kann. Und das kann ich nicht fassen.

Mama, wo auch immer Du bist, alles Liebe zum Geburtstag!

Deine Dicke

hase1008
21.09.2006, 18:44
Hallo Sabine; habe gerade deine Nachrichten gelesen,und in einer davon hast du deiner mutter einen verwurf gemacht das sie ihr Versprechen nichr eingehalten hat und bei dir geblieben ist glaube mir deine Mutter hat es sich nicht rausgesucht so früh zu sterben das macht keiner.
Ich habe am Anfang wo meine Mama gestorben ihr auch immer Vorwürfe gemacht warum sie mich alleine gelassen hat.
Und das hat mich vollendst kaputt gemacht denn das dürfen wir nicht tun deine Mum und meine Eltern sind trotzdem noch für uns da auch wenn wir sie nicht mehr sehen, anfassen und berühren können.Ich spüre ganz tief im Herzen das meine Eltern mir ganz nah sind.

Wenn du magst kannst mir gerne zurüch schreiben.

Daniela

Clarissa
25.09.2006, 17:15
Hallo Sabine,ich weiß,wir werden noch viele schwere Tage erleben müssen und jedes mal sind wir froh,wenn wir wieder einen rum gekriegt haben.Wir werden uns daran gewöhnen eines Tages.Ich wollte dich einfach mal ganz lieb grüßen!Bussi,Clarissa!:winke:

sabine_69
28.09.2006, 09:05
Hallo Mama,
es tut so weh... gestern habe ich unsere Nachbarin mit ihrer Mutter im Garten arbeiten sehen, weißt Du, die kleine Blonde in meinem Alter, die zwei Häuser weiter wohnt..
Danach sind sie lachend zusammen zum Einkaufen gefahren und ich musste heulend ins Haus gehen.
Wir wollten doch auch noch so viel zusammen machen. Und mit unserem Garten weiß ich auch nicht weiter, Du hattest immer so tolleTipps. Immer wenn ich die fette Henne sehe, die wir letztes Jahr noch zusammen eingepflanzt haben, schnürt es mir den Hals ein. Das war das letzte Mal, das wir zusammen bei uns im Garten gewurschtelt haben.
In diesem Sommer, der ja so heiß war, wäre mir der eine Busch fast eingegangen und ich bin richtig panisch geworden und habe ihn zweimal täglich gegossen, damit ja nichts passiert.
Letzte Woche habe ich bei Euch aus dem Garten Ableger geholt und sie bei uns eingepflanzt, jetzt ist alles voll mit fetter Henne, aber sie erinnert mich immer an Dich und an unsere gemeinsamen Sachen.

Ach Mama, mir gehts im Moment gar nicht gut, Du fehlst mir und ich bin immer noch so fassungslos.

Deine Dicke

sabine_69
05.10.2006, 12:20
Hallo Mama,
heute ist mein erster Hochzeitstag. Aber anstatt mich zu freuen auf einen schönen Abend mit meinem Göttergatten sitze ich hier und mir laufen die Tränen runter.
Es ist nur ein Jahr her, seit wir beiden zusammen wie die aufgescheuchten Hühner durch Eurer Haus gerannt sind und uns fertig gemacht haben für die Trauung. Ich weiß noch wie heute, wie stolz Du warst und wie aufgeregt. Ich seh Dich vor mir in Deinem schicken Kostüm, Du sahst einfach klasse aus und ich war so stolz auf Dich und auf Papa. Es war so ein schöner Tag und Du hast Dich so für mich gefreut.

Es ist schon komisch, wie nah man sich als Mutter und Tochter in solchen Momenten ist. Um so mehr tut mir die Erinnerung daran weh und wenn ich mir überlege, dass Du alles nicht mehr miterleben kannst, bleibt mir die Luft weg.

Wie sehr hast Du Dir ein Enkelkind gewünscht und wir konnten Dir den Wunsch nicht mehr erfüllen. Wenigstens auf meiner Hochzeit konntest Du noch dabei sein und einen großen Teil dazu beitragen, dass dieser Tag immer etwas ganz besonderes für uns sein wird. Danke dafür, liebe Mama!

Im Moment wird der Schmerz jeden Tag schlimmer, mich holen Bilder ein, die mir wehtun. Auch die Gedanken an meine Hochzeit vor einem Jahr sind zur Zeit überschattet von der Gewissheit, dass Du nicht mehr bei mir bist.
Du fehlst mir so....

Deine Dicke

sabine_69
10.11.2006, 15:59
Hallo Mama!
Du fehlst mir so unendlich.

Nun ist es tatsächlich passiert: ich bin schwanger!. Anfangs war das ganze noch sehr wackelig, weil ich Blutungen hatte, aber inzwischen dürfen wir auf eine intakte Schwangerschaft hoffen.
Ich bin vor Sorge fast durchgedreht in der einen Woche, wo es hieß, es könnte eine Eileiterschwangerschaft sein oder ein Windei.
Ich habe solche Sehnsucht nach Dir gehabt, da Du bestimmt die richtigen Worte für mich gefunden hättest und gewußt hättest, was zu tun ist und wie ich mich verhalten soll.

Papa haben wir erst etwas gesagt, als sicher war, dass es keine ELS ist und das soweit alles im Plan ist.
Seine erste Reaktion war: "ich freu mich für Euch" und die zweite "Das hätte ja auch mal früher klappen können, dann hätte Deine Mutter alles miterlebt".

Genau das ist der Gedanke, den ich auch die ganze Zeit habe. Es tut mir so weh, dass Du nicht mehr da bist und diese spannende Zeit mit mir zusammen erleben kannst. Du hast es Dir doch so gewünscht.

Du wirst mir jetzt noch mehr fehlen als sonst, aber wir werden das schaffen und dann wirst Du endlich Oma!

Ich vermisse Dich und denk oft an Dich!
Deine Dicke

sabine_69
23.11.2006, 15:19
Hallo Mama!
Du bist so weit weg und ich brauche Dich doch!

Du könntest mir sagen, wie es weitergeht und Du wüsstest die richtigen Worte, die mir helfen würden in dieser schwierigen Situation.
Wo immer Du auch bist, mach etwas, hilf uns und sieh zu, dass alles gut wird! Bitte....

Papa ist zwar immer für mich da und unterstützt uns ganz doll in der jetzigen Situation, aber auch er sagt immer, dass nur Du jetzt die richtigen Worte finden würdest und er da auch hilflos sei.

Deine Dich schrecklich vermissende Dicke

sabine_69
29.11.2006, 10:15
Hallo Mama,
es hat nicht sein sollen. Pass gut auf unser Sternenkind auf. :cry:
Ich vermisse Dich mehr denn je.

Deine Dicke

sabine_69
21.12.2006, 13:36
Hallo Mama,
es ist so schwer zur Zeit. Du fehlst mir so.

Weihnachten steht vor der Tür und mir kommen all die Bilder vom letzten Jahr wieder hoch. Die OP am Tag vor Heiligabend, Heiligabend bei Dir auf der Intensivstation, die Hoffnung, die wir alle hatten, an der wir uns festgehalten haben.
Es ist so ungerecht... jetzt bist Du schon ein halbes Jahr nicht mehr bei uns und vor einem Jahr haben wir noch gedacht, dass wir es alle zusammen schaffen werden, wenn auch mit Abstrichen, aber wenigstens mit Dir.

Papa ist mit B. über Weihnachten und Neujahr auf eine Wanderreise geflüchtet und Maik und ich sind allein zurück geblieben. Wir werden unseren Kater einpacken und ebenfalls flüchten, ich halte es hier nicht aus.
Alle sind so gefühlsduselig, alle paar Minuten laufen Weihnachtslieder im Radio, im Fernsehen diese ganzen rührseeligen Geschichten und mir wird einfach immer nur bewußt, dass Du nicht mehr da bist, dass wir nie wieder alle zusammen am Tisch sitzen werden und darüber lachen können, dass Du wieder einmal die Soße verhunzt hast ;-)

Als ich Papa letzten Sonntag zum Bahnhof gebracht habe und er so allein ins Gebäude ging, bin ich nervlich zusammen gebrochen und habe nur noch geweint für den Rest des Tages. Ich fühlte mich so allein, obwohl Maik bei mir war.
Ihr beide, Du und Papa, Ihr wart mein Rückhalt, die einzige Konstante in meinem Leben. Du fehlst, nicht nur als Teil von mir, auch als "Institution", so eine Position kann nur ein einziger Mensch einnehmen und das ist die eigene Mutter.

Liebe Mama, mir fällt es oft sehr schwer, mein Leben ohne Dich weiterzuleben, vor allem während meiner kurzen Schwangerschaft und nach der Fehlgeburt bin ich fast daran verzweifelt, dass Du nicht mehr da bist.
Du hättest die richtigen Worte gefunden und nicht mit tollen Tipps und Ratschlägen versucht, dieses Unglück verblassen zu lassen. Oder mir erzählt, dass Du jmd kennst, der genau das auch schon durchgemacht hast. Du hättest mich einfach mal in den Arm genommen und getröstet. Menschen können so unsensibel sein...

Aber es hilft ja alles nichts, ich muss ohne Dich weiter durchs Leben gehen. Ich denke sehr oft an Dich und würde so gern die Zeit zurückdrehen und dafür sorgen, dass dieser scheiß Krebs Dich nicht erwischt.

Ich hoffe, dass die Feiertage ganz schnell vorbeigehen und dass bald wieder schönere Tage kommen.

Deine Dicke

sabine_69
24.01.2007, 15:13
Hallo Mama,
Weihnachten haben Maik und ich überstanden in unserer Holzhütte in Dänemark, wir haben einfach die Vorhänge zugezogen und Weihnachten ausgesperrt. Trotzdem habe ich so oft an Dich gedacht und an all die Dinge, die wir sonst so zu Weihnachten gemacht haben.
Ich habe mich bei Euch im Sessel sitzen sehen, mit Kaffee in der Hand und Deine selbstgebackenen Kekse verputzend. Wie Papa die "Ansprache zur Lage der Nation" hält und wir mit Prosecco angestoßen haben. Alles nur Erinnerungen...

Es tut mir so weh, dass sich alles immer wieder verändert und ich komme damit nicht klar, dass alles im Umbruch ist und nichts so bleibt wie es war. Nicht, dass ich nicht dafür zu haben bin, dass man sich weiterentwickelt. Aber Dein Tod ist die schlimmste Veränderung in meinem Leben, ich fühle mich oft so hilflos und wackelig ohne Dich und Papa als meinen gemeinsamen Rückhalt, so wie ich es mein ganzes Leben lang gewohnt war.

Ich träume ganz oft von Dir und bin morgens nach dem Aufwachen völlig orientierungslos und dann knallt die Erkenntis, dass Du nicht mehr da bist, in mein Bewußtsein und ich fühle mich dann so ohnmächtig.

Die Fehlgeburt war auch ein schreckliches Erlebnis und ich bin sicher, dass ich das Ganze noch nicht ansatzweise verarbeitet habe, weil ich noch viel zu viel mit Deinem Tod zu tun habe, manchmal habe ich das Gefühl, dass es gar nicht passiert ist. Ich schütze mich wahrscheinlich selbst, indem ich das erstmal alles verdränge, da ich merke, dass meine Kraft immer weniger wird. Ich habe allerdings Angst davor, was passiert, wenn dieser Mechanismus nicht mehr funktioniert.

Liebe Hutzelmama, ich denk oft an Dich und Du fehlst mir so sehr. Es tut mir so leid, dass Dir das alles passieren musste, ich weiß, was Du alles ertragen musstest. Der Gedanke daran tut weh.

Deine Dicke

sabine_69
13.04.2007, 10:04
Hallo Mama!
Ich träume wieder so viel von Dir :winke:
Willst Du mir was sagen?

Ich hoffe, Du freust Dich, dass es mir im Moment eigentlich ganz gut geht.
Ich habe vom Doc von Cheela so richtig eins auf die Nase bekommen, mich wieder aufzurappeln und nach vorn zu blicken. Das tat weh, aber war auch gut.
Inzwischen habe ich wieder Mut gefasst, dass ich wieder glücklich werden kann, und dass sich die Dinge positiv entwickeln werden.

Trotzdem fehlst Du mir immer noch und ich bin traurig, dass Du nicht mehr in meinem Leben bist. Da gibt es so vieles, was ich Dir gern erzählt hätte und worüber wir hätten quatschen können.
Es hat sich so viel verändert und ich würde Dir das alles so gern erzählen und sehen, wie Du Dich für mich freust, mit mir lachst und ich würde so gern wissen, was Du dazu sagst.
So kann ich immer nur raten, was Du sagen würdest.

Papa gehts auch soweit ganz gut, denke ich. Er macht seinen Weg, schöpft wieder Kraft und kommt langsam wieder zur Ruhe.
Das war schon schlimm zwischendurch. Aber nun ist er auf einem guten Weg.
Wir reden viel über Dich und erinnern uns an so viele Dinge. Wir reden auch viel über Deinen Tod und wie es uns damit ergangen ist, als Du die letzten Tage in Papas Zimmer im Koma lagst.
Es tut gut, dass Papa und ich diese Erfahrungen teilen und uns austauschen können.

Ich umarme Dich ganz fest,
Deine Dicke

sabine_69
03.07.2007, 18:41
Hallo Mama!
Morgen jährt sich Dein Tod zum ersten Mal. Ich finde es unfassbar, dass Du nun schon ein ganzes Jahr nicht mehr Teil meines Lebens bist, sondern "nur" in Erinnerung weiterlebst.
Wie als sei es gestern gewesen, schiessen die ganzen Bilder durch meinen Kopf, ich bin nur froh, dass es so ein richtiges Scheißwetter ist und ich wenigstens nicht noch durch die Sonne an die Bilder erinnert werde, wie Du die letzten Male in Deinem Garten gesessen hast und Dich gefreut hast, dass Du wenigstens Deine Blumen noch ein Mal sehen konntest.
La Fuma steht jetzt bei Maik und mir und immer, wenn ich darauf sitze, muss ich daran denken, wie Du auf dem bequemen Ding gesessen hast und wie der Infusionsständer neben Dir gestanden hat und wir immer mit dem Ding rumzirkeln mussten, damit nicht so viel Sonne da rauf kam...
Es sind so viele Dinge, die schmerzliche Erinnerungen hervorrufen und ich kann es immer noch nicht so richtig begreifen, dass es alles endgültig und unwiderruflich sein soll. Manchmal denke ich, morgen kommst Du um die Ecke und alles war nur eine Prüfung für mich und Papa.

Heute saß bei uns in der Praxis Deine Töpferfreundin Helga im Wartezimmer und als sie mich sah, ist ihr alles aus dem Gesicht gefallen. Sie sah aus, als sähe sie einen Geist. Als sie sich gefangen hatte, sprach sie mich an und meinte, ich würde Dir so wahnsinnig ähnlich sehen. Ich hab ja jetzt auch wieder ganz kurze Haare... irre, oder? Das war schon ein komisches Gefühl.. ich erschreck mich allerdings auch ständig, wenn ich in den Spiegel gucke!

Papa ist geflüchtet, ihm geht das im Moment wieder alles ganz schön nahe. Die Erinnerungen an letztes Jahr machen ihm wohl sehr zu schaffen, nun ist er mit dem Wohnmobil und Janosch Richtung Osten gefahren.

Ach, Hutzelmama, Du fehlst mir so. Ich gäbe so viel darum, wenn es alles wieder so sein könnte, wie es war.

Deine Dicke

sabine_69
19.07.2007, 13:09
Hallo Mama,
es ist passiert: Wir sind wieder schwanger!
Du musst bitte ganz doll aufpassen, dass nicht wieder etwas passiert und drück die Daumen, bitte!
Ich vermisse Dich sehr und im Moment wird mir wieder so bewußt, wie sehr Du Dich auf ein Enkelkind gefreut hast und dann werde ich so traurig, weil Du das nicht mehr miterleben kannst.
Außerdem hätte ich tausend Fragen an Dich und Papa ist da nicht so eine große Hilfe :)

Ach, Hutzelmama, schön aufpassen!
Ich drück Dich,
Deine Dicke

sabine_69
14.10.2007, 13:47
Hutzelmama...
..ich vermisse Dich so doll.
Gerade im Moment, wo ich tausend Fragen habe und ich meine Mama wieder so brauche :cry:

Aber wenigstens weiß ich, dass Du gut aufpasst auf uns und unseren Kleinen, der seine Oma sicherlich ganz doll lieb gehabt hätte.

Ich bin oft so traurig, dass wir Dir Deinen Wunsch, Oma zu werden nicht mehr erfüllen konnten und dass wir diese tolle und aufregende Zeit nicht gemeinsam erleben dürfen.
Dann werde ich wieder so sauer auf Deinen scheiss Krebs, dass mir die Luft wegbleibt.

Deine Dicke