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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Krankheitsverlauf?


13.12.2002, 15:13
Hallo,

ich habe schon mal einen Beitrag reingestellt "Alles umsonst...". Meine Mutter ist zur Zeit im Krankenhaus, die Medikation wird umgestellt. Sie hat sehr abgenommen und muß sich oft übergeben, außerdem klagt sie über starke Schmerzen im ganzen Körper. Es sind noch mehr Metastasen in der Lunge aufgetreten.

Die Ärztin meint, meine Mutter sei nicht stabil genug, um heimzukommen. Da es im Moment ziemlich schlecht geht (die Psyche spielt da auch eine Rolle), hoffe ich inständig, daß sie an Weihnachten heimdarf! Ich habe mit ihr gesprochen, und wir wollen es uns so schön wie möglich machen. So kitschig es klingt, ich möchte dieses Weihnachten noch lange in meinem Herzen tragen.

Kann man denn bei diesem Krankheitsbild sagen, wie der Verlauf sein wird? Wird es schnell gehen oder langsam? Die Ärztin konnte keine Prognose abgeben (sagte, es könne noch Wochen dauern oder schnell gehen ???). meine Schwester ist zur Zeit beruflich unterwegs, und sie hätte auch gerne IRGENDEINE Gewissheit, wie schnell sie nach Hause kommen sollte... Diese Ungewissheit macht uns alle fertig.

Eure Antje

14.12.2002, 00:57
Hallo Antje,

ich glaube den Krankheitsverlauf kann Dir niemand sicher vorher sagen, aber ich weiß warum Du das fragst.
Die Ärzte wollten sich bei meiner Mutter auch nicht festlegen, sie sagten es kann täglich vorbei sein. Erst als wir auf eine etwas nähere Umschreibung drängten, hieß es vielleicht Wochen. Es waren genau fünf.

Du must Dir vor Augen halten, Wochen sind weniger als acht, den das wären ja schon zwei Monate. Jeder Tag zählt. Man hoft auf viele Wochen, aber wenn es noch viele sind hat man ja auch nichts verloren, im gegenteil. Verlier keine Zeit. Es hängt sehr vom Willen des Patienten ab und wenn es Deiner Mutter psychisch schlecht geht...

Glaub mir Du ärgerst Dich hinterher über jede Minute, die Du verschenkt hast, obwohl es berechtigte Minuten waren, aber das ist Dir hinterher egal.

Ich wünsche Dir viel Kraft und die schönsten Weihnachten Deines Lebens! Ich wünschte ich hätte im letzten Jahr gewust, das es die letzten sind.

Tanja

17.12.2002, 09:16
Liebe Antje,

mein Vater hatte zwar eine andere Prognose (BSD-Ca), aber auch uns konnte man nicht sagen wieviel Zeit letztendlich wirklich noch bleibt.

Mein Vater ist erst 14 Tage vor seinem Tod von einer Studienreise zurückgekommen (keiner der Ärzte hätte ihm die Reise zugetraut, aber es war sein FESTER Wille und er hat es geschafft).

Es hat also nicht schlecht ausgeschaut, aber danach baute er sehr schnell ab. Wir kannten die Ärzte persönlich, und trotzdem konnten sie nicht sagen ob es sich nun um Tage oder Wochen handeln würde. Es kommt einfach auch zu einem großen Teil darauf an, wie sehr der Patient noch kämpfen will, ein bestimmtes Ziel erreichen will, oder sich aufgibt und nur Ruhe haben will (ich finde auch das muss man verstehen).

Vater hat nie viel gesprochen, als er aber dann kurz zu meiner Mutter vom Sterben sprach, dachte ich : "jetzt muss ich hin" (wohne nicht in derselben Stadt). Als wir bei ihm ankamen, schien es ihm psychisch nicht schlecht zu gehen - er schaute Fußball (kein Wort über's Sterben).
Er war überrascht, wozu ich mit der ganzen Familie hier ankam (wir sollten nämlich auf Urlaub fahren). Ich erklärte ihm den "Auflauf" halt so, dass ich gehört hätte, es ginge ihm nicht gut, und mein Mann mich nicht allein fahren lassen wollte, und dadurch auch die Kinder mitfuhren. (Ich hatte Angst er würde denken - ah jetzt kommen sie alle - so schlecht steht's also um mich).

Er war mit der Antwort zufrieden, als ich am nächten Morgen wieder zu Ihm ins Krankenhaus kam, war er fast nicht mehr ansprechbar, und starb am selben Tag.

Es war ein hinüberschlafen - ich hatte ihn noch nie mit einem so friedlichen Gesichtsausdruck schlafen gesehen. Das hat mir für nachher viel Trost gegeben.

Höre darauf was deine Mutter zwischen den Zeilen sagt. Leg dein Baby sooft es geht zu ihr - auch wenn es schläft.

Ich hoffe mit euch, dass ihr Weihnachten zusammen verbringen werdet.

Alles Liebe
Afra

17.12.2002, 17:28
Hallo Antje,
ich kann das was Du schreibst gut nachvollziehen. Genauso geht es mir auch! Meine Mutter ist zur Zeit auch im Krankenhaus, wegen BK und zahlreichen Metastasen. Momentan sieht es aber etwas besser aus, als noch vor einigen Wochen. Sie verträgt die Chemo ganz gut, die Tumormarker sind niedriger, die Lebermetastasen kleiner. Ich habe auch am Anfang immer versucht, irgendwelche Prognosen zu bekommen, wie viel Zeit ihr wohl noch bleibt. Aber die Ärzte im Krankenhaus haben sich da sehr zurückgehalten und die Ärzte aus meinem Bekanntenkreis machen bei der Frage nur betroffene Gesichter und sagen "Es sieht nicht gut aus..." Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass es keine genauen Prognosen geben kann! Jeder Verlauf ist individuell und anders. Auch bei uns gibt es es das Problem, dass mein Bruder relativ weit weg wohnt und nicht weiß, ob er sich für längere Zeit beurlauben lassen soll, um meiner Mutter und mir zur Seite zu stehen, oder ob er sich diesen Urlaub lieber noch aufsparen soll. Er hat sich jetzt damit abgefunden, keine klare Aussage zu bekommen. Wenn es soweit ist, dann muss er eben spontan handeln. Seinen Arbeitgeber hat er schon mal vorgewarnt. Wenn Eure Ärztin sagt, sie kann keine Prognose abgeben, dann wird das sicher auch so sein.
Mit Deiner Sorge um das gemeinsame Weihnachtsfest hast Du mich auf was gebracht. Ich habe mir noch gar nicht richtig vor Augen geführt, dass dies wahrscheinlich unser letztes Weihnachten mit unserer Mutter sein wird. Der Gedanke ist verdammt schrecklich! Ob das mit dem gemeinsamen Fest was wird, wissen wir auch noch nicht so genau, da meine Mutter seit gestern wieder Chemo bekommt. Ich hoffe, es geht ihr nächste Woche gut genug um aus dem Krankenhaus rauszukommen! Wir feiern dieses Jahr Weihnachten im Hotel. Das ist das erste Mal, dass wir nicht in meinem Elternhaus feiern. Da aber im Sommer mein Vater tödlich verunglückt ist, können wir auf gar keinen Fall Heiligabend in dem Haus verbringen. Da würden wir alle nur anfangen zu heulen. Das mit dem Hotel war ein Vorschlag von meiner Mutter. Ich denke, das war die richtige Entscheidung.
Nach der Erfahrung mit dem plötzlichen Tod meines Vaters (ich habe ihn durch Zufall morgens früh noch auf dem Weg zu einem Termin getroffen, nachmittags ist er dann auf einer Landstraße verunglückt und war sofort tot - wir haben ihn nicht einmal mehr sehen können) kann ich Dir nur raten, die Zeit mit Deiner Mutter so intensiv wie möglich auszukosten! Nichts ist schlimmer, als die Gedanken daran, dass man noch so viel sagen, sich für so vieles bedanken wollte!

Lieben Gruß,

Tina

22.12.2002, 21:18
Hallo,

meine Mutter wurde Donnerstag operiert, ihr sollte eine "Schmerzpumpe" eingesetzt werden. Als wir am nächsten Tag im Krankenhaus ankamen, war sie auf der Intensivstation (mußte zum Glück nicht mehr beatmet werden). Es war der reine Horror: bei der örtlichen Betäubung ist ihr der rechte Lungenflügel kollabiert (der linke ist voller Metastasen). Durch den Schock hatte sie ein "Durchgangssyndrom", das bedeutet, sie war in einer völlig anderen Welt, erkannte uns zeitweise nicht mehr, erzählte andauernd etwas von "Lügengeschichten" und daß wir die Wahrheit sagen müßten. Dabei war sie total unruhig. Gestern und heute waren wir wieder dort. Eine Verschlechterung um viele hundert Prozent, der Arzt sagt auch, daß der CO2-Gehalt im Blut ansteigt und die kranke Lunge schon voller Wasser ist... Sie liegt die meiste Zeit da und schaut ins Leere, ist zwischendurch total unruhig. Aber als ich mich zu ihr beugte und sagte, daß ich sie ganz arg liebhab, strahlte ihr Gesicht und ihre Augen, und sie sagte, "ich Dich auch, Antje". Die Ärzte sagten uns, es geht jetzt bei ihr ans Sterben, und sie muß keine Schmerzen leiden. Da die Pflege nun aber unsere häuslichen, physischen und psychischen Fähigkeiten übersteigt, wollen wir Weihnachten und die letzten Tage, die ihr noch bleiben, mit ihr in einem Hospiz verbringen.

Grüße von Antje, und trotzdem für Euch alle ein möglichst schönes Weihnachtsfest

23.12.2002, 01:14
Liebe Antje,

dir und deiner Familie wünsche ich von Herzen ganz viel Kraft in dieser letzten gemeinsamen Zeit mit deiner Mutter.

Die richtige Dosierung der Schmerzmedikamente bewirkt, dass die Unruhe,die die Patienten spüren, gemildert wird bzw. ganz genommen wird. Meist ist die Dosierung zu niedrig.

Meinen Mann habe ich begleitet, in dem ich ihn die ganze Zeit umarmt und mit ihm gesprochen habe. Mir ist es ein Trost dies zu wissen und ich hoffe, dass er durch die vertraute Stimme weniger Angst vor dem Unbekannten hatte.

Wenn du denkst, deine Mutter hört dich nicht mehr, dann drück ihr die Hand. Sie wird sie zurückdrücken und dir so ein Zeichen geben.

Alles Liebe für euer letztes gemeinsames Weihnachtsfest,

A.B.

23.12.2002, 14:56
Liebe Antje,
wenn ich Deine Zeilen lese, dann wird mir umso mehr bewußt, dass ich dieses Weihnachten mit meiner Mutter ganz besonders genießen sollte! Ich konnte sie Gott sei Dank über die Feiertage aus dem Krankenhaus holen!

Für die Weihnachtstage und für alles, was Dir und Deiner Familie jetzt bevorsteht, wünsche ich Euch ganz viel Kraft! Haltet zusammen und sprecht miteinander!

Alles Gute,
Tina

07.01.2003, 17:21
hallo ihr lieben!
meine mutter hat seit 2jahren einen tumor. sie hat 3chemotherapien hinter sich, mußte dann ins kh. weil ihre füße aufgeplatzt sind. der tumor ist in der zeit im kh. geplatzt und hat den körper vergiftet. sie ist seit dem nicht mehr sie selber, hat einen völlig leeren blick und hat ganz doll angst das ihr alle was böses wollen.sie sagt laufend:ihr wißt mit mir gehts zu ende. sie möchte immer was sagen kommt aber nicht richtig auf den punkt.sie ist manchmal sehr bösartig in ihrer ausdrucksweise und nimmt uns garnicht mehr richtig wahr. man hat das gefühl sie will nichts mehr mit uns zu tun haben. als ob alles an ihr vorbei ginge,obwohl sie eigentlich immer genau das gegenteil war. sie hatte immer für jeden zeit und wollte am liebsten allen helfen.sie hatte sich immer an den kleinsten sachen hochgezogen und sehr gefeut.sie sagte immer es gebe immer einen weg und jedes negative hat auch was positives.und jetzt ist sie so anderst??ob sie weiss was mit ihr passiert ist? ich weiß nicht wie ich zu ihr sein soll?? ich hab sie doch soo lieb!!!madlen.rimbach@onlinehome.de

07.01.2003, 21:04
Hallo Lene
Mein Vater verstarb Ende Nov. 2002 nachdem er zum Schluß nach 2 jähriger Krankheit Metastasen im Kopf hatte. Ich kann dich sehr gut verstehen. Mein Vater war zeitweise auch sehr sehr seltsam, böse...ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Es tut mir immer noch weh weil er einfach nicht mehr er selbst war. Die Schwester sagte mal zu mir Heute ist ihr Vater nicht so gut drauf, darauf ich zu ihr: Das ist nicht mehr mein Vater. Einmal hat er mich sogar aus dem Zimmer geworfen, das hätte er normal nie im Leben mit mir gemacht. Es war die Hölle. Mein Vater hatte vorher Kehlkopfkrebs und konnte auch nicht mehr sprechen. Soll ich mal ganz ehrlich sein ? Manchmal hätte ich richtig Angst vor ihm gehabt, wenn er sich auch noch mit Worten hätte äußer können. Er war einfach nicht mehr er!!!!! Als er ab und zu Lichtblicke hatte hab ich ihn vorsichtig gefragt ob er dieses oder jenes noch wußte und seine Antwort war stets NEIN1 Sei Dir sicher alles was deine Mutter tut oder macht, ist nicht mehr 100% tig sie selbst. Es ist zwar sehr schlimm aber denke Dir immer die Krankheit hat sie zu dem gemacht wie sie sich verhält. ich kann so sehr mit Dir fühlen. Es tut mir so leid daß Ihr diese schwierige Zeit durchlebewn müßt. Für Dich , Eure Familie und vor allem für deine Mutter von Herzen Alles Liebe
Manuela