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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alternativen zum Heim


Tato
30.01.2007, 22:05
Hallo,

meine Mutter (53) ist unheilbar an Darmkrebs erkrankt. Man gibt ihr noch ein Jahr. Nun suche(n) ich (wir) nach Alternativen zum Heim. Es ist wahrscheinlich, dass sie langsam abbaut und dann Pflege benötigt. Sie möchte mich nicht belasten und lehnt es daher ab, dass ich sie pflege. Wahrscheinlich würde ich es auch physisch und psychisch nicht durchstehen. Ich mache mir lieber jetzt Gedanken, was möglich wäre, als dann, wenn es soweit ist.

Ich kenne folgende Hilfen:
- Pflegedienst
- Heim
- Hospiz
- selbst pflegen
- Tagespflege
- ausländische Pflegekräfte für eine Rund um die Uhr Betreuung

Alles hat sicherlich Vor- und Nachteile und nicht alles ist bei jedem Pflegebedarf möglich... Ich möchte nur wissen, welche Alternativen es gibt.
Vielleicht gibt es auch irgendwelche Wohnprojekte o.ä. in der Nähe von Bremen.

Viele Grüße
Tanja

SurvivorJens
30.01.2007, 22:19
Hallo Tanja,
Ich bin ein alter "Fischkopp" aus Bremerhaven, lebe seit etlichen Jahren in Berlin, pflege aber immer noch den Kontakt zur alten Heimat.
Mein Tipp für Dich: tippe bei Google einfach mal: Leben mit Krebs in Bremerhaven e.V. ein, vielleicht findest Du über diese Leute Hilfe für Deine Mutter.
Viel Glück und alles Gute Euch Beiden,
Jens

Tato
31.01.2007, 15:08
Hallo Jens,

Bremerhaven ist genau die andere Richtung, aber danke trotzdem. Ich habe bei der Bremer Krebsgesellschaft angerufen, die mir aber nur ein Hospiz und einen spezialisierten Pflegedienst nennen konnten. Das ist schon mal etwas, aber nicht viel... Von einem Pflegeheim hat sie abgeraten und hat damit meine Auffassung unterstützt. Wahrscheinlich gibt es auch nichts anderes...

Viele Grüße
Tanja

Jutta
02.02.2007, 06:24
Hallo Tanja,

leider gibt es zu den von dir erstellten Überlegungen keine Alternative. Nur eine Kombination, und vor allem was z.B. finanziell machbar ist.

Ein reiner Sozial- und Pflegedienst kommt nur für bestimmte Stunden, und hat sehr hohe Stundensätze. Meistens reicht hier nicht einmal mehr der finanzielle Ausgleich von Pflegestufe III.
Eine Tagespflege darf nur minimale Handreichungen machen, aber keine medizinischen Versorgungen.
Ein Hospiz nimmt in der Regel die Menschen (durch lange Wartelisten und wenig Betten), und Kostenerstattung durch die Kassen, erst relativ spät in der Erkrankung auf.
Selbst pflegen, was unsere Mütter selten wünschen, erfordert sehr viel Kraft, besonders in der Endphase. Bedeutet oft eine rundum-die-Uhr Präsenz, die alleine nicht zu bewältigen ist.

Du könntest dich heute schon einmal mit deinen Überlegungen mit den oben genannten Einrichtungen in Verbindung setzen, sehr oft wissen die Mitarbeiter noch weitere Möglichkeiten, oder können weitere Ansprechspartner in deiner Region nennen.

Für schwerstkranke Menschen gibt es keine Wohnprojekte, wenn ja, sind es eh Heime, die evtl. unter einem anderen Namen geführt werden.

Tato
02.02.2007, 12:11
Hallo Jutta,

schade, mir gefällt gar nichts :(
Meine Mutter und ich wohnen im Moment etwa 50km voneinander entfernt. Mir wäre es lieb, wenn ich sie - wenn es ihr nicht mehr so gut geht - in meiner Nähe habe. Ich möchte "mal eben" vorbeigehen / vorbeifahren können.
Ein Pflegedienst wird ihr nie das geben können, was sie braucht. Dieser kann nur die wichtigsten Dinge erledigen. Das wäre ausreichend, wenn ich vor Ort wäre - bin ich aber nicht.

Das Hospiz ist sicherlich überlaufen, aber soll ich sie jetzt im halbwegs fitten Zustand auf die Warteliste setzen lassen? Müsste ich ja. Zudem gefällt mir die Lage des Hospizes nicht. Sie wäre dann noch weiter weg wie jetzt. Ich möchte sie ja in meiner Nähe haben...

Sie lehnt es ab, dass ich sie Pflege. Ich würde es auch nicht können, das belastet mich zu sehr. Ich würde dies dem Pflegedienst überlassen und mich dann um die "schöneren" Dinge kümmern.

Meine Psychologin hat eine 24-Stunden-Pflegeperson aus dem Ausland vorgeschlagen, aber ob das so das optimalste ist?

Viele Grüße
Tanja

Gloria-Beetle
02.02.2007, 12:33
liebe tanja:pftroest: ,

ich, selber krebserkrankt, habe eltern, die anfangen dement zu werden. wenn ich die finanziellen möglichkeiten häte, käme für mich nur eine 24 stunden-pflege durch eine frau aus dem europäischen ausland in frage. kann man ja heute schon ganz legitim machen. z.zt. haben wir eine deutsche 3-stunden-hilfe über den haushaltsscheck. sie ist wirklich für mich gold wert. aber es ist nicht so einfach so jemanden zu finden.

ich hatte beruflich viel mit alten menschen zu tun und habe von vielen von den guten erfahrungen it den jungen frauen z.b. aus polen erzählt bekommen.

es ist halt einfach schön, wenn man seine letzten tage nicht im anonymen heimm verbringen muss.

auch für mich werde ich wenn nötig, diese möglichkeit ins auge fassen.

wie gesagt, es ist auch ein frage des geldes und bei meinen eltern z.zt. leider nicht zu finanzieren.

schick mir ne pn, ich bin nämlich auch weiter am suchen.

liebe grüsse

gloria

Jutta
03.02.2007, 06:04
Hallo Tanja,

Leider hinken wir hier ganz weit vielen Ländern hinterher, die Nachfrage und optimale Lösung ist groß, doch das Angebot ist recht beschränkt.

Du hast recht, ein Pflegedienst kann nur wenig geben, und nie mit der Fürsorge von Familienangehörigen verglichen werden. Unser Sozial- und Pflegedienst vor Ort übernahm z.B. nur die morgendliche Waschung, die Pflege von medizinischen Notwendigkeiten und Smalltalk, mehr nicht.

Bevor du dich um eine Pflegeperson aus dem Ausland bemühst, mache dich bitte vorher genau kundig, welche rechtlichen und gesetzlichen Pflichten auf dich zukommen. Es ist heute leider die einzigste Pflegeleistung, die noch bezahlbar ist. Meistens dürfen die Leute nur 6 Monate im „Ausland“ arbeiten und du mußt neben der Bezahlung, Unterkunft und komplette Versorgung stellen. Du hast jederzeit die Möglichkeit die Pflegeperson auszutauschen (muß schriftlich festgehalten werden) , falls deine Mutter mit ihr nicht zurecht kommt, oder mit der Leistung nicht zufrieden ist. Was hierbei m.E. aber sehr sehr wichtig ist, dass sie die deutsche Sprache beherrschen und eine medizinische Vorbildung haben.

Du mußt deine Mutter nicht unbedingt beim lokalen Hospiz anmelden, sondern kannst dich mit dem Hospiz deiner Wahl in Verbindung setzen. Die meisten haben eigene Statuten, und lassen durch die demographische Lage leider keinen großen Spielraum zu. Aber hast du dich schon mal bei einem ambulanten Hospizdienst schlau gemacht?

Hast du dich bei kirchlichen oder sozialen Verbänden, oder dem Krebsverband in deiner Umgebung, schon mal nach ehrenamtlichen Pflegern erkundigt?

Ich hoffe, dass du eine Regelung findest, die für deine Mutter die Richtige ist, vor allem, dass es Menschen sind, zu denen sie Vertrauen haben wird, und sich mit ihnen wohl fühlt.