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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Problem / Gedanken


02.01.2003, 12:57
Traue es mich kaum anzusprechen, aber ich versuche es hier mal. Ich habe folgendes Problem : wenn ich an meinen Herbert denke, sehe ich Ihn immer tot vor mir liegen. Wenn ich versuche, mich an unser gemeinsames Leben zu erinnern gelingt es mir zwar, aber ich muß mich anstrengen.
An unseren letzten gemeinsamen Samstag und an die Telefonate am Sonntag, seinem Todestag, kann ich mich nur sehr schwer erinnern.
Ich sehe immer wenn ich an Ihn denke, wie er im Krankenhaus auf die Trage liegt und weggebracht wird. Dann sehe ich ihn tot da liegen und sehe die kompletten 4 Stunden, die ich bei ihm verbracht habe. Ich spüre die Kälte und auch die Küsse, die ich ihm dann gegeben habe sind mir mehr in Erinnerung, als alles davor.
Ich habe teilweise wirklich das Gefühl verrückt zu werden.
Hat jemand von Euch eine ähnliche Erfahrung gemacht ? Ich verstehe mich selbst nicht mehr.

Danke
Bo

02.01.2003, 13:40
Liebe Bo,

die ersten wochen habe ich nur diese bilder gesehen, erst jetzt verblassen sie langsam. gib dir zeit, das geschehene zu verarbeiten. irgendwann kommen die schönen erinnerungen wieder ! ganz bestimmt ! versuche, viel drüber zu reden, wenn du kannst, oder zu schreiben !

trauer ist sehr individuell und ich verstehe dich sehr gut. mit der zeit wird auch alles schöne wiederkommen und die schlimmen bilder werden weicher !

fühl dich verstanden und gedrückt, wenn du reden möchtest, schreib einfach hierein.

alles liebe
heike

02.01.2003, 14:06
Liebe Heike (Gitti).

Vielen Dank. Viel mit anderen reden kann ich leider nicht. Wir haben keinen großen Freundeskreis und die machen sich zur Zeit leider auch "rar", weil sie nicht wissen, wie sie mit mir umgehen sollen.

Ich sehne mich zur Zeit auch sehr nach einem Zeichen von Herbert - habe aber für mich "begriffen", daß es vielleicht noch zu früh ist. Ich denke, man würde dann sofort versuchen da hinzukommen, wo er jetzt ist. Vielleicht bildet man sich aber auch nur was ein und es gibt diese Zeichen garnicht.

Ich bin nicht gläubig und Herbert war es auch nicht. Wir waren beide der Ansicht, nach dem Tod kommt nichts mehr. Doch im Moment mag ich das einfach nicht glauben. Selbstschutz vermutlich.

Ich bin - wie Ihr an meinem Schreiben bestimmt merkt - sehr verworren zur Zeit, aber es tut mit gut, mal ein wenig zu schreiben.

Danke fürs "zuhören" Bo

02.01.2003, 15:34
Liebe Bo,

du warst der Auslöser dafür, dass ich unter "Zeichen" gepostet habe.

Auch ich bin nicht gläubig (im Sinne der Kirche), und ich habe auch nicht nach Zeichen gesucht. Es passiert einfach. Ob es Einbildung ist oder nicht - es ist sehr schön.

Ich habe in der letzten Zeit auch gelernt, mich an Träume zu erinnern - auch daraus kann man viel Kraft schöpfen.

Hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.
Alles Liebe und viel Kraft

Afra

03.01.2003, 11:30
Liebe Afra,
habe sämtliches unter "Zeichen" gelesen - macht mir irgendwie auch Hoffnung, aber andererseits bin ich auch entäuscht, daß nichts passiert...... Aber wie schon geschrieben, ich soll wohl nicht darauf warten.

Im Moment erscheint mir einfach alles so furchtbar sinnlos, aber das ging Euch bestimmt allen auch so.
Ich vermute, da muß man ganz alleine durch. Aber es tut mir gut, von Euch zu lesen. Ich fühle mich dann nicht ganz so alleine - Danke dafür.

Ein leerer Zug
der trotzdem weiterfährt
in der Hoffnung
das Du an der Endstation
wieder zusteigst.
Das bin ich.

Bo

03.01.2003, 11:56
Hallo! Nun bin ich auch im Forum für "Hinterbliebene" gelandet. Nach zwei Jahren Hoffen, Bangen und Kämpfen hat mein über alles geliebter Papa den Kampf gegen den Krebs verloren.
Nun versuche ich mich mit dem Gedanken zu trösten, dass wir die letzten zwei Jahre alle intensiver gelebt haben, als wir es sicherlich ohne die Diagnose getan hätten. Viele Momente habe ich immer ganz bewusst einzufangen versucht, für den Fall, dass mir einmal nur die Erinnerungen bleiben. Jetzt geht es mir aber genauso wie euch: Mir will es einfach nicht gelingen, diese aus meinem Gedächnis hervorzukramen. Es drängen sich immer die Bilder der letzen zwei Tage, in denen es meinem Vater zu Hause zunehmend schlechter ging und wo er dann auch verstarb, in den Vordergrund... Gestern hatten wir die Möglichkeit, ihn noch einmal zu sehen. Ich war völlig geschockt, denn er hatte sich seitdem verändert und wirkte "aufgequollen". Nun ist es auch dieser Anblick, der immer wieder vor meinem geistigen Auge auftaucht. Ich hoffe aber, dass vielleicht gerade das, dass ich eben nicht das Gefühl hatte, mein Vater liegt dort im Sarg, die Beerdigung morgen etwas leichter macht.
Nachdem ich die letzten Tage eigentlich ganz gut herumgebracht habe, fange ich heute ständig nur an zu heulen und fühle mich so hilflos und leer. Liebe Grüße, Kerstin
Kerstin

03.01.2003, 12:23
Liebe Kerstin
ich glaube wir alle hier, wissen wie es dir heut geht. Fühl dich einfach nur aufgefangen hier. Wir teilen deinen Schmerz.
Für morgen wünsche ich dir ganz viel Kraft. Und denke immer daran, es geht ihm jetzt wieder gut und in gewisser Weise ist es eine Erlösung.
Meine liebe Mami ist im August 02 verstorben und ich kann es bis heute noch nicht richtig glauben, daß sie nicht mehr hier ist. Ich kann dich gut verstehen und glaub mir: es wird gut, aber anders. Sehr oft muß ich auch noch weinen und das ist auch gut so.
Nimm dir die Zeit zum trauern und denk aber auch immer an die schönen Momente mit deinem Vater.
Alles Liebe für dich
eine traurige Sonja

Rainer M.
03.01.2003, 13:46
Liebe Bo,

ich beziehe mich auf deinen ersten Eintrag. Trau dich, hier ALLES anzusprechen und glaube mir, es hilft!! Auch ich habe am Anfang meine Schwierigkeiten gehabt, mich über das Forum „mitzuteilen“.
Ich hatte mal im Brett Leberkrebs/Was kommt da noch gepostet und Bernd gab mir daraufhin am 08.12. die Antwort ... Vielleicht kannst du einen Teil davon weiterführen und machst sie somit unsterblich. Du kannst ja in diesem Board von deiner Frau schreiben, machst sie so für uns alle unsterblich...
Die Seite für meine Frau hatte ich da schon einige Tage angelegt.
Richte für deinen Herbert eine Seite ein, es ist für dich ein „Ort“, an den du immer wieder gehen kannst. Schreibe deine Erinnerungen auf , glaub mir, es HILFT!!!
Ich hatte mir vor Weihnachten selbst eine Auszeit auferlegt, weil ich nervlich eigentlich am Ende war, hatte unter „Liebe Inge“ geschrieben ... ihr werdet die nächsten Wochen hier im Forum nichts mehr von mir hören, ich muss erst einmal wieder zu mir selbst finden... , ich hab’s gerade mal eine Woche ohne Forum ausgehalten, und selbst in der Woche war ich lesen, dann war ich wieder da!
Es hilft nur eines: reden, reden, reden und schreiben, schreiben, schreiben ...

Überleg es dir!


Liebe Kerstin,

auch du wirst die Kraft finden, das alles zu überstehen, ich wünsch’ es dir! Gib dir Zeit!

Liebe Grüße

Rainer

03.01.2003, 14:20
Hallo ihr Lieben,
mein Papa ist vor 2 Monaten gestorben und auch ich habe das Problem, dass ich bei aller Anstrengung mich an die schönen Momente mit ihm zu erinnern ( es war wie bei Dir Kerstin; auch mein Papa und ich hatten das 1 1/4 Jahr nach der Diagnose bis zu seinem Tod eine viel intensivere und innigere Beziehung zueinander als jemals zuvor) immer wieder die Bilder seiner letzten Nacht ( er starb zu Hause) in mir hochkommen. Ich denke aber, dass das ein ganz normaler Prozess im Verlauf der Trauer um einen geliebten Menschen ist, den wir durchleben müssen, der jedoch mit der Hilfe der vielen lieben Menschen hier im Forum, die einen verstehen und auffangen etwas leichter wird.
Liebe Kerstin, ich wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft für die Dir bevorstehende Zeit. Ich weiß wie Du Dich fühlst!
Lieber Rainer, an dieser Stelle möchte ich Dir sagen, dass ich alle Deine Beiträge gelesen habe, die Du für Deine Frau geschrieben hast. Sie haben mich immer sehr berührt und mir auch gleichzeitig Kraft gegeben. Alles Liebe auch für Dich und Deine Familie!
Liebe Grüße
Josi

03.01.2003, 14:25
Ja Bo, da muss ich Rainer rechtgeben. Nütze dieses Forum hier, um dir alles von der Seele zu schreiben. Hier braucht man keine Angst zu haben jemanden zu nerven, weil man sich mit seinen Gedanken im Kreise dreht. Niemand muss es lesen, und die die antworten verstehen einen oft besser als manch ein Verwandter oder Freund.

...und alles braucht seine Zeit. Man kann bei der Trauer nichts beschleunigen oder überspringen. Viele sagen, es gehört zu einer Phase der Trauer, dass man sich nur schwer gewisse Dinge z.B. das Gesicht des geliebten Menschen ins Gedächtnis rufen kann. Aber auch das geht vorbei.

Ich persönlich habe die erste Zeit überbrückt, indem ich viel über Nahtoderfahrungen gelesen habe. Ich habe nicht an ein Leben nach dem Tod geglaubt, aber ich wollte wissen, was mein Vater eventuell bis zu seinem Tod (in der Zeit wo er nicht mehr erweckbar war) noch gefühlt, gehört...haben könnte. Vielleicht könnte das auch ein Weg für dich sein?

Ich wünsche dir alles Gute und Kraft für die Zukunft.

Viel Kraft auch für euch, Kerstin und Rainer!!
Afra

03.01.2003, 14:40
Liebe Kerstin,
es tut mir unendlich leid für Euch. Ich bin nicht sehr gläubig gewesen(überhaupt nicht im kirchlichen Sinn), aber beim Tod meines Vaters habe ich ganz deutlich miterlebt, dass da noch etwas kommt und das der Körper wirklich nur die Hülle ist.
Dieses nicht erinnern können, ist glaub ich eine Schutzreaktion des Körpers. Denn ich denke man würde den Schmerz nicht aushalten, hätte man in diesen ersten Tagen seine ganzen Erinnerungen. Sie kommen bestimmt wieder. Als mein Vater vor 9 Wochen gestorben ist, stand ich vollkommen neben mir und alle Gedanken kreisten nur um den Moment seines Todes. Heute kommen täglich viele Momente mit Erinnerungen. Ich wünsche Dir für morgen viel Kraft. Liebe Grüße Lilly
Liebe Bo, ich bin mir ganz sicher, wenn du es aushalten kannst, dich zu erinnern, dann sind Deine Erinnerungen auch wieder da. Es umarmt Dich ganz fest Lilly

03.01.2003, 14:47
Es ist sehr schwer, alles aufzuschreiben.
Man sieht vor lauter Tränen den Bildschirm nicht mehr.

Ich versuche es heute abend nochmal. Sorry und danke Bo

03.01.2003, 18:56
Ich danke euch allen für die tröstenden Worte. Es ist wirklich ein Segen, dass es Foren gibt, in denen wir uns all unseren Kummer, Schmerz und unsere Verzweiflung von der Seele schreiben können. Im Freundes- und Bekanntenkreis macht sich ja leider immer eine ziemliche Hilflosigkeit breit, wenn man von Krebs geschweige denn Tod eines lieben Angehörigen erzählt...
Danke, dass es euch gibt und auch euch ganz viel Kraft!
Melde mich morgen oder übermorgen wieder hier.
Kerstin

07.01.2003, 15:29
Es ist irgendwie ein ständiges auf und ab.
Manchmal denke ich - so, jetzt geht es schon was besser - nur um dann eine Minute später um so tiefer abzustürzen.
Herbert und ich waren 14 Jahre zusammen und hatten zwei Monate vor seinem Tod endlich geheiratet.
Wir hatten das bisher immer verschoben, da er schonmal verheiratet war und immer noch Schulden aus erster Ehe hatte, die er mir nicht "überlassen" wollte. Dann hatten wir uns entschieden : nun heiraten wir und es geht aufwärts.
Zwei Monate später geht es nur noch abwärts.
Jetzt stehe ich hier. Allein. Einsam.
Von den Kosten mal ganz zu schweigen. Weil wir verheiratet waren, muß ich die Kosten übernehmen, da es aber nur zwei Monate waren, bekomme ich zum Beispiel nach der neuen Regelung seit Januar 2002 keine Rente.
Da wird nach den einzelnen Menschen garnicht geschaut. Aber das ist mir schon gleichgültig.

Wenn nur diese Leere nicht da wäre.
Und diese Vorwürfe : was hätte ich anders machen können ? Hätte ich mehr helfen können, mehr helfen müssen ? Habe ich ihn mit der vielen Arbeit so überfordert ? Viele Fragen, nie eine Antwort.

Habe jetzt einfach mal geschrieben, was mir so einfällt und lese es auch jetzt nicht mehr durch.

Aber ich sende Euch viele liebe Grüße
Bo

07.01.2003, 19:17
Liebe Bo!
Mir fallen leider keine tröstenden Worte ein. Es tut mir ganz schrecklich leid und ich bin in Gedanken bei dir!
Kerstin

08.01.2003, 10:25
Hallo an alle hier,

es tut mal wieder so gut zu lesen wie vielen es so geht wie mir. Mein Papa ist im Aug 02 nach einem 6 Monatigem Kampf gestorben. Als die Beerdigung vorbei war, viel alles wie eine große Last von mir ab. Kein Hoffen mehr, kein Bangen mehr, keine Angst mehr haben zu müssen, er lebt jetzt in Frieden. Ich habe mich aber bei diesem Gefühl sehr getäuscht, denn die erst ein oder zwei Monate später fing ich an zu kapieren was passiert war. Es war so schlimm, dass ich massive Eßstörungen bekam, jeden Tag heulte, zu nichts mehr Lust hatte und immer das Gefühl zu haben, wenn ich mal kurz lache, dass ich es eigentlich nicht darf. Es ging soweit, dass ich an Weihnachten dann den totalen Zusammenbruch erlitt. Immer hatte ich nur die Bilder von seinem Todestag in Erinnerung. Wie er da lag, wie ich keine Minute von seiner Seite wich, wie er nochmal die Augen aufmachte und uns bestätigte dass er meine Mama, meine Schwester und mich sah und hören konnte, dann schloß er seine Augen und schlief für immer ein. Es will verdammt nochmal nicht aus meinem Kopf heraus. Ich hätte nie gedacht, dass dieses Ereignis einen solchen Schnitt in mein Leben machen würde. Und es schmerzt immer mehr und mehr. Der einzige Ausweg bei mir ist jetzt eine Therapie zu beginnen in der ich lerne mit dem geschehenen umzugehen. Denn alleine schaffe ich es nicht. Ich habe sehr liebe Menschen um mich herum, aber wenn ich alleine bin, arbeitet es in mir und dass muss ich los werden.
Ich wollte eigentlich hier ins Forum nicht mehr reinschauen. Denn ich habe zuviele Schicksale auf mich wirken lassen und mich zu sehr hineingesteigert. Jetzt habe ich auch Angst Krebs zu bekommen dabei wollte ich mir doch auch nur Hilfe und Informationen holen und habe dadurch auch ganz liebe Menschen hier kennengelernt. Aber auf der anderen Seite zieht es mich auch herunter.
Ich muss versuchen auch die schönen Seiten des Lebens wieder kennen zu lernen. Das einzigste was helfen könnte ist, dass bei mir Familienplanung ansteht. Dieses Jahr.
Vielleicht klappt es ja.
Alles Liebe an Euch allen
Gruß Petra S.

08.01.2003, 12:58
Die Einsamkeit und die Kälte machen mich fertig.
Jetzt kommen die ersten, die sagen " jetzt komm mal wieder zu Dir " , aber es klappt halt noch nicht.
Herbert ist für mich erst 11 Wochen tot, für andere ist er schon 11 Wochen tot. Ich kann das nicht verstehen.
Ich fühle mich hilflos und allein gelassen.
Bekannte sagen : wir wissen nicht, wie wir mit Dir umgehen sollen - daher melden wir uns lieber nicht ... Ich weiß auch nicht, wie ich mit mir umgehen soll - ich hab mir das nicht ausgesucht.
Wenigstens mal reden können wäre schön.
Aber das kann ich wenigstens hier mit Euch.

Liebe Petra - Dir alles Gute - besonders für die Familienplanung.

Liebe Grüße an Euch alle Bo

08.01.2003, 14:17
Hallo Bo,

ja die Sprüche kenn ich irgendwo her. Mein Vater ist vor 6 Jahren an Krebs gestorben. Da mußte ich mir auch solche Sprüche anhören, wie "die Zeit heilt alle Wunden" und "das Leben geht weiter". Hat mich nicht wirklich weiter gebracht. Habs auch oft erlebt, daß sich die ganzen Bekannten immer mehr zurück gezogen haben. Wenn Du mit ihnen geredet hast und es dir schlecht ging und man die Story jetzt schon zum 3.Mal erzählt hat, hatte ich immer mehr das Gefühl, das es meinem Gegenüber unangenehm wurde, so nach dem Motto "oh ne, nicht schon wieder". Hatte mich zurückgezogen und bin froh, daß es das Forum gibt. Hier wird man wenigstens verstanden.

Liebe Grüße, alles Gute und ganz viel Kraft

Elke

Liebe Petra, Dir wünsch ich alles Gute für die Familienplanung. Hoffe, es klappt.

Liebe Grüße an alle, schön daß es euch gibt

08.01.2003, 14:30
Hallo Bo,

ich kenne dieses Gerede unserer Mitmenschen nur zu gut. Bei mir ist es jetzt ein Jahr her daß mein Mann starb und mittlerweile denken einige schon daß ich einen neuen Partner brauchen würde. Als hätte ich für sowas Interesse.
Es verstehen einen wirklich nur die Menschen die das Gleiche wie wir erlebt haben. Und hier im Forum bist Du an der richtigen Stelle. Hier kannst Du immer Deine Sorgen und Nöte loswerden, und auch immer wieder das Gleiche schreiben. Ist egal, hauptsache es tut Dir gut und hilft Dir ein bißchen.
Ich wünsche Dir alles Liebe und Kraft.
Mona

08.01.2003, 16:20
Ich danke Euch. Es hilft mir wirklich, hier zu schreiben und ich freue mich, daß ich "bleiben" darf.
bo

08.01.2003, 16:32
Liebe Bo!

Hätte da einen Buchtip für Dich und alle anderen, die es betrifft und zwar ist das das Buch "Liebe - geschickt vom Himmel" von Diana Wentworth. Ein herzerwärmender Bericht für Menschen, deren Partner zu früh gehen mußte. Ich hab zwar "nur" meinen Vater verloren, habs aber trotzdem gelesen. Hat mich ziemlich berührt. Wenn Du magst, kannst auch meine private emailadresse haben. *laß Dich ganz lieb in den Arm nehmen*

Liebe Grüße Elke

08.01.2003, 16:38
Liebe Kerstin,

ich hoffe Du hast die Beerdigung einigermaßen gut überstanden. Ich weiß wie man sich da fühlt, man steht da und hat das Gefühl es läuft ein Film ab und eigentlich geht einen das ganze gar nix an. So ist es mir gegangen. Hab meinen Vater vor 6 Jahren an Krebs verloren und meine Mutter vor 2 Jahren, sie hatte Alzheimer, war 10 Jahre ein Pflegefall. Klar ist es eine Erlösung, nüchtern betrachtet, aber für mich wars trotzdem viel zu früh.

Ganz liebe Grüße und viel Kraft für die weitere Zeit Elke

08.01.2003, 16:41
Für euch alle

Wenn du traurig bist und nicht mehr weiter weißt, kommt auch zu Dir ein guter Engel.
Er ist einfach da und nimmt dich zärtlich an der Hand.
Ihm kannst Du sagen, was dich bedrückt.
Er trocknet Deine Tränen und führt Dich heraus aus deiner Dunkelheit zum Licht.

Vielleicht hilft dem einen oder anderen das Gedicht.

08.01.2003, 16:51
Es tut wirklich so gut auf so viele liebe Menschen hier zu stoßen, die einen verstehen. Und es können wirklich nur diejenigen verstehen, die das selbe durchgemacht haben.
Vielen lieben Dank Euch allen.
Petra S.

08.01.2003, 21:04
Hallo an Euch alle,
habe mir gerade Eure Beiträge durchgelesen und kann nur bestätigen, was Ihr schreibt. Mein Partner ist vor 3 Wochen an Krebs gestorben, 1 1/2 Jahre nach der Diagnose. Leider hatten wir nur eine viel zu kurze gemeinsame Zeit (dafür aber eine sehr schöne). Die Sprüche von anderen, kenne ich auch nur allzu gut. Im Moment geht es mir so, daß ich gar nicht mehr weinen kann. Ich denke viel an ihn, aber mir geht es genauso, wie Euch, ich kann mir sein Gesicht nicht mehr richtig vorstellen. Ich sehe ihn im Krankenhaus. Es fallen mir Szenen ein, als er sehr gelitten hat, ja auch Angst hatte, ich konnte sie ihm nicht nehmen. Ich war bei ihm, als er starb, hatte ihn in meinen Armen. In diesem Moment hab ich mit ihm gesprochen, ihn getröstet und gesagt, daß es ihm jetzt gut geht, er die Augen schließen und ganz ruhig sein soll, denn ich halte ihn ja. Nach seinem letzten Atemzug habe ich sehr geweint, aber dann war urplötzlich eine tiefe Ruhe in mir, so, als ob er mir von seiner etwas abgegeben hätte, als wollte er sagen: "Weine nicht, jetzt ist alles gut".
Lange hatte ich das Gefühl, daß er noch ganz in meiner Nähe ist, mich beschützt, so wie er es immer tat. Ich weiß nicht mehr genau, in welcher Nacht es war, vielleicht die 2. oder 3. nach seinem Tod, wachte ich auf von dem Gefühl, jemand hätte mir zärtlich über die Wange gestreichelt. Ich kann mich nicht daran erinnern, geträumt zu haben. Es war ein wunderschönes Gefühl, aber irgendwie verblaßt es jetzt immer mehr, ihn in meiner Nähe zu haben.
Ich weiß nicht, wie es in einem halben Jahr sein wird, hole mir auch die schönen Erinnerungen, die wir gemeinsam hatten, zurück, muß ab und zu sogar lachen, wenn ich an bestimmte Situationen denke. Dann höre ich plötzlich Lieder, die uns verbanden und bin wieder traurig.
Ich weiß, daß er nicht mehr da ist, aber ich vermisse ihn so sehr, er fehlt!
Wir hatten noch so viel vor.
Dann sind da Vorwürfe, die ich mir selber mache, daß ich vielleicht nicht genug für ihn getan, ihm nicht genug geholfen habe.
Durch meine Arbeit, war er so oft allein zu Hause, hatte so viel Zeit zum Nachdenken, hat sich bestimmt gequält, ich war nicht da.
Zu mir hat er immer hoffnungsvoll gesprochen, ich habe mich von ihm anstecken lassen, war viel zu naiv, manches Mal sogar auch viel zu oberflächlich, was seine Krankheit betraf.
Jetzt ist es zu spät.
Ich weiß jetzt, daß er viel viel mehr gelitten hat, als er zugeben wollte. Ich habe es nicht erkannt!

Bin in Eurer Trauer bei Euch und umarme Euch

Mucki


Liebe Afra,
kannst Du mir evtl. mehr sagen über Nahtoderfahrungen?
Das interessiert mich sehr. Vielleicht eine Internetadresse oder eine Buchempfehlung, jedenfalls einen Tip, wo man mehr darüber erfahren kann.
Wäre ganz toll.

Liebe Grüße
Mucki

09.01.2003, 07:16
Liebe Elke,
vielen Dank. Werde mir das Buch besorgen.

Hallo an alle,
schön, daß es Euch gibt in dieser Zeit.

Hallo Mucki,
möchte Dich nur fest umarmen. Mehr kann ich nicht.

Bo

09.01.2003, 10:44
Liebe Mucki,

trotz der Tragik, finde ich es sehr schön, dass dein Mann in deinen Armen sterben konnte. Ich denke, das war für euch beide wichtig.

Diese tiefe Ruhe, von der du schreibst, durfte ich (wie du vielleicht gelesen hast) auch erfahren. Für mich bedeutet das heute ein Geschenk meines Vaters, ein Geschenk, das nicht jeder bekommt (wenn ich an die vielen verzweifelten Postings im Hinterbliebenen Forum denke). Auch das kann nur jemand verstehen, der genau das erleben durfte - man kann das (wie auch viele andere Dinge) nur schwer erklären. Das besondere für mich ist dabei auch, dass es kein langsamer Prozess ist - bis diese Ruhe einsetzt, sondern dass es von einem Moment auf den anderen passiert (und das in einer Phase, wo man gerade sehr sehr traurig ist).

Auch das mit dem " über die Wange streicheln" sehe ich als Zeichen (habe Änliches erlebt). Auch hier wieder blitzartig der Gedanke an den geliebten Menschen (auch wenn man gerade da gar nicht an ihn gedacht hatte) und tiefe Emotion die noch länger anhält. Leider verblassen diese Eindrücke mit der Zeit, und die Zweifel (hab ich's mir nicht nur eingebildet...) kommen wieder. Deshalb schreibe ich mir jetzt jedes dieser Erlebnisse gleich auf, solange die Emotionen dabei noch so frisch und stark sind. Ist man später unsicher, tut es gut das wieder lesen zu können.

Mach dir nichts draus, dass du dir sein Gesicht nicht richtig vorstellen kannst - du hast ja Photos. Der Tod und die Zeit davor sind so einschneidend, dass es nur verständlich ist, dass man das erst verarbeiten muss. Denn in der Zeit vor dem Tod hattest wahrscheinlich auch du nur im Kopf wie du helfen kannst, was als nächstes passiert... zum verarbeiten kommt man erst später. Aber die schönen Erinnerungen kommen wieder - sei dir sicher.

Mach dir auch keine Vorwürfe. Ich glaube es ist für deinen Mann wichtig gewesen zu wissen, dass jemand für ihn da ist, dass jemand mit ihm mitfühlt, dass er nicht alleine ist, auch wenn du (körperlich) nicht anwesend warst. Nachdenken...muss sowieso jeder irgendwie für sich alleine - das wird jedem von uns einmal so gehen. Ich glaube, das ist auch notwendig um schließlich loslassen zu können.

Auch meine Mutter war immer hoffnungsvoll (ja, naiv)was meinen Vater betraf - sogar noch einen Tag vor seinem Tod. Damals hat mich das geärgert ( ich dachte: "ja sieht sie denn nicht..."). Heute glaube ich, vielleicht hat sie ihm gerade dadurch ein Stück Normalität gegeben, seine Hoffnungen verstärkt, ein bisschen unverkrampfte "Fröhlichkeit" gegeben, weil sie sich das Schlimmste einfach nicht vorstellen konnte!?
Sieh es mal von dieser Seite.

So, und nun endlich zu deiner eigentlichen Frage (sorry, dass es so lang geworden ist):

Ich begann mit dem Buch von Dr.Raymond Moody (Leben nach dem Tod).150 Menschen, die einmal im medizinischen Sinne gestorben waren und doch überlebt haben, berichen.
Das Buch ist schon alt, gilt aber als Klassiker.

Dr.Kübler-Ross: Interviews mit Sterbenden (wobei ich die Interviews sehr interessant fand, das Phasenmodell weniger, da es für mich zu sehr verallgemeinert)

Weiters wollte ich noch lesen:
Trost aus dem Jenseits (Bill Guggenheim) - soll sehr gut sein.
Und andere Bücher von Dr. Kübler-Ross. Bin aber nicht mehr dazugekommen, weil ich im Internet hängengeblieben bin:
http://www.jenseits-de.com
Habe da mal unter Einführung: "wie alles begann" und "mein Beweis" gelesen.
Es gibt hier auch ein Trauer/Hilfe Forum. Das ganze ist aber schon ziemlich speziell und sicher nicht jedermanns Sache. (Mich hat es aber angesprochen, weil ich dort einiges wiedergefunden habe, was sich in der Zwischenzeit bei mir ereignet hat...).

Ich hoffe ich konnte dir in dieser schweren Zeit ein bisschen helfen. Wünsche dir alles Liebe und viel Kraft!
Afra

09.01.2003, 20:24
Liebe Afra,

danke für Deine lieben Worte und dafür, daß Du so schnell geantwortet hast.
Es gibt mir Trost, hier zu lesen, daß es mir nicht allein so geht. Auch habe ich gestern im chat noch jemanden getroffen, dem es genauso erging.
Anscheinend haben unsere Körper einen sehr gut funktionierenden Selbstschutzmechanismus, daß man so handelt. Es bedeutet ja wahrscheinlich auch eine gewisse Stärke in diesen Wochen, Tagen, Stunden, Momenten, die ich vorher nicht an mir kannte. Ich hatte nicht viel Zeit zu überlegen, ich habe einfach "getan".

Ja, ich kenne das Buch von Dr. Moody und weißt Du was, ich habe es sogar im Schrank, schon seit vielen Jahren, habe aber nicht mehr daran gedacht.
Im jenseits-de.com war ich auch, habe sogar bis in die Nacht hinein dort gelesen (das war ganz kurz nach seinem Tod), aber seitdem nicht mehr und irgendwie muß ich ganz ehrlich sagen, habe ich ein mulmiges Gefühl, jetzt noch einmal dort hineinzugehen. Vielleicht später einmal, im Moment scheint es mir so, als wenn es Heinz nicht gefallen würde, als würde er sagen: Gönne mir doch meine Ruhe!
Das ist ganz merkwürdig.
Aber die Titel der anderen beiden Bücher habe ich mir notiert und werde sie mir besorgen, auch Dr.
Moody muß ich mir mal wieder herauskramen.

Danke Dir dafür.

Alles Liebe

Mucki



Hallo Bo,
danke für Deine Umarmung, es bedarf nicht immer sehr vieler Worte, um jemandem Trost zu geben.
Ich habe Dich auch so verstanden und wünsche auch Dir viel viel Kraft.

Alles Liebe
Mucki

09.01.2003, 21:36
Liebe Bo,
eigentlich hatte ich nicht vor nochmal ins Forum zurückzukehren, da ich nichts neues mehr zu sagen hatte und auch ich mich immer nur noch im Kreise drhte. Deine Briefe haben mich sehr berührt, denn genau dasselbe habe auch ich (und mache es noch immer durch) durchgemacht. Mein Mann ist vor fast 10 Monaten unter großen Qualen (körperlicher und seelischer Natur) von mir gegangen und immer noch stehen diese Bilder vor meinen Augen und die Gedanken drehen sich immer noch darum, ob ich etwas falsch gemacht habe,- nicht in der Lage war die "richtigen" Ärzte zu finden etc.Er fehlt mir entsetzlich,-wir waren 30 Jahre lang zusammen.Meine Freunde verstehen mich schon lange nicht mehr. Für sie ist mein Mann nicht mehr da und ich habe "gefälligst" ein neues Leben zu beginnen. Lass Dich von dritten nicht irritieren. Trauere Du, solange Du es tun mußt.Und schreibe Deine Geschichte und wenn es zum "hundertsten " Mal wäre,- jeder hier wird Dich verstehen. Wir ALLE haben diese Probleme. Du bist nicht alleine damit. Nur der Eine besiegt seinen Schmerz schneller als der Andere. Ich wünsche Dir, dass es Dir NICHT wie mir geht und Du nach 10 Monaten immer noch in diesem abgrundtiefen Loch sitzt!Ich fühle mit Dir und denke an Dich und Deine Trauer. Ich bin zu müde meine Geschichte nochmals zu erzählen. Falls Du sie lesen möchtest, Du findest sie unter Magenkrebs und Bauchfellkrebs zwischen ca April-Okt.02
Alles Gute , Nadine

09.01.2003, 23:11
Liebe Nadine,

ich freue mich sehr, dich endlich wieder zu lesen, wir kennen uns nicht. ich habe deine geschichte die ganzen monate über beobachtet, gelesen, mitgeweint, mitgefühlt. ich konnte und wollte dir damals nicht antworten. ínzwischen ist mein mann auch verstorben (zu lesen in "für michael"). ich habe dich seinerzeit und auch heute so verstanden, in teilen geht es mir genauso wie dir. noch immer kann ich nicht verstehen, warum ? aber eine antwort auf diese elementare frage wird es für uns leider nie geben. auch ich falle immer wieder in diese löcher, aber inzwischen teile ich sie nicht mehr. so sinnlos wie der tod michaels war, eines möchte ich ihm dennoch nicht antun, etwas, wofür er täglich mit aller kraft so gekämpft hat, einfach tatenlos aufgeben. ich bin es ihm schuldig, für uns weiterzumachen.

das du auch heute noch in diesem loch sitzt, ist weder ein wunder, noch anders. jeder hat eine andere art trauer zu leben, jeder hat einen eigenen umgang, seinen eigenen weg. der eine braucht länger, bei dem anderen gehts schneller. das einzige, was mir im moment ein wenig frieden verschafft, ist die tatsache, dass er nicht mehr leiden muss.

fühl dich einfach fest umarmt und verstanden.

liebe grüße
heike (gitti)

10.01.2003, 12:09
Liebe Bo,
nur noch ganz schnell zu Deinen "praktischen " Problemen. Ich habe nicht mitbekommen WANN Dein Mann verstorben ist. Wenn Du noch innerhalb der 6 Wochen NACH Kenntnis seines Todes bist, kannst Du sein Erbe ablehnen und dürftest dann eigentlich auch nicht für seine Schulden aufkommen müssen. Näheres kann Dir aber kostenlos ein Rechtspfleger beim zuständigen Amtsgericht bzw Nachlassgericht sagen!
Liebe Grüße und alles Gute, Nadine

10.01.2003, 12:17
Liebe Heike,
danke Dir für Deine liebe mail. Auch Dir mein ganzes Mitgefühl. Es ist einfach schrecklich und unfassbar, dass uns unsere Lieben einfach "genommen" wurden und noch viel schrecklicher, dass sie ihr geliebtes Leben nicht wenigstens noch eine Weile behalten und genießen durften. Wieviel alte schwerkranke Menschen warten darauf sterben zu dürfen und können es nicht und auf der anderen Seite "reisst" man Menschen viel zu früh aus ihrem Leben....
Ich habe Deine Geschichte nicht verfolgt, da ich lange nicht mehr im Forum war und auch nicht mehr zurückkehren werde. Ich habe Euch alle lang genug mit "meiner Geschichte" genervt. Aber ich denke mir, dass Deine Geschichte ebenso grausam war, wie all unsere Geschichten..
Ich denke an Dich, Nadine

10.01.2003, 13:46
Liebe Mucki,

fein, dass du Dr.Moody noch zu Hause hast. Ja, ich hatte das Buch auch zu Hause und auch fast vergessen (hab es mir mal in der Pubertät gekauft, als ich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war). Jetzt habe ich es mit ganz anderen Augen gelesen.

Wenn ich genau zurückdenke, habe ich auch erst ca. 3 Wochen nach dem Tod meines Vaters begonnen zu lesen.

Über besagtes Forum bin ich nach einiger Zeit "zufällig" gestolpert, habe es aber ignoriert. Erst nach ca. 3-4 Monaten, als ich mich erinnerte, dass meine Großmutter in jungen Jahren seltsame "Erscheinungen" hatte, wollte ich mehr wissen.

Nach 3 Wochen - wie bei dir - ist ja alles noch ganz frisch. Und einen Partner zu verlieren, ist ja sicher noch um ein Vielfaches schlimmer als einen Elternteil. Da will ich mir gar nicht anmaßen mitreden zu können.

Ich wollte dich auch nicht mit zuviel Lese-Info überrollen. Wie gesagt, alles braucht seine Zeit. Du selbst spürst am besten, was du wann brauchst, und was du besser bleiben lassen solltest.

Alles Liebe
Afra


Auch an Heike und Nadine alles Liebe und viel Kraft!
Afra

10.01.2003, 15:01
Liebe Nadine,
ja, ich habe und mußte das Erbe leider ablehnen. Ist mir sehr schwer gefallen, aber es hätte mich sonst völlig ruiniert -waren auch vorher nie gut bei Kasse und ich habe einiges an Tieren zu versorgen.
Mit "Kosten" meinte ich jetzt eher Beerdigung und so was. Aber das ist alles fast schon zweitrangig. Ich möchte halt auch auf alle Fälle in unserem Haus wohnen bleiben und muß auch dort sehen, alle Kosten wie Miete usw. zusammenzubekommen. Mal sehen, was noch alles so kommt ...

Herbert ist am Sonntag 12 Wochen tot.

Bo

11.01.2003, 13:13
Liebe Nadine,

ich würde es sehr schade finden, wenn du hier nicht mehr zurückkehren möchstest, kann aber natürlich verstehen, dass du vielleicht abstand brauchst.
nachdem nun auch meine mutter am 16.12. michael gefolgt ist, sie hatte bauchspeicheldrüsenkrebs, kurz nach seinem tod entdeckt und in november operiert, sie ist an den postoperativen folgen gestorben, nicht am krebs, habe ich auch überlegt, ob ich mich aus diesem forum zurückziehen sollte oder nicht. einerseits ist es ja nun "nicht mehr mein thema" aber andererseits wird es immer mein thema bleiben. vielleicht ist diese krankheit nicht mehr in meiner familie, sie hat nun ja schon fast alle, bis auf ein paar tanten, gefordert, aber vielleicht kann ich anderen menschen, die niemanden zum reden haben, ein wenig von dem geben, was ich michael oder meiner mama jetzt hätte geben können. und vielleicht hilft es mir, das geschehene zu verarbeiten, die bilder in meinem kopf ein wenig abzuschwächen.
ich glaube nicht, dass sich der "feind in meinem kopf" irgendwann verabschieden wird - niemals, aber vielleicht kann ich einen waffenstillstand mit ihm schliessen.

ich wünsche dir von herzen, dass auch für dich irgendwann der tag kommt, an dem du sagen, es ist okay, nicht okay, dass du nicht mehr da bist, sondern okay, dass es eine weile dauern wird, bis ich dich wiedersehe !

ganz liebe grüße
heike

14.01.2003, 07:24
Irgendwie geht es weiter. Ich "funktioniere" wieder.
Aber diese Leere und Einsamkeit ist unerträglich.
Ich weine nicht mehr, wenn andere dabei sind - habe ich eh wenig getan, nur manchmal lies es sich nicht vermeiden. Ich will keinem zur Last fallen oder eine Belastung sein und das ist man in so einer Situation einfach.
Ich mache meine Arbeit, versorge meine Tiere und dann sitze ich abends da und denke an Herbert.

Aber ich sehe ihn immer noch tot. Dieser letzte Tag
besser diese letzte Nacht geht nicht vorbei. Immer und immer wieder läuft sie vor mir ab. Ich kann mich zwar auch an andere Sachen erinnern, aber gerade, wenn ich anfange mich in meiner Erinnerung "wohl" zufühlen, also wenn ich mich an schöne Sachen erinnere, die wir erlebt haben, dann ist sofort wieder das Bild da "TOT".

Ich habe jetzt viel auch hier über Zeichen und Leben nach dem Tod usw. gelesen und zwischendurch hat es mir auch Hoffnung gemacht. Doch dann kommt wieder ein Punkt, da denke ich "stimmt doch alles garnicht - mach Dich doch nicht selbst froh".
Ich weiß nicht was mit mir los ist.
Es heißt : " es wird alles wieder gut, aber nie mehr wie vorher" - wie soll es dann gut werden ?
Nichts war mir so wichtig wie Herbert in meinem Leben und ich habe lange gebraucht, um eine solche Liebe spüren zu können. Es wird nie wieder so sein. Er fehlt mir so sehr.
Bo

20.01.2003, 14:03
Ich habe jetzt in den letzten Tagen wieder viel hier gelesen. Besonders auch unter "Zeichen" und alles über "Leben nach dem Tod" usw.

Ich beneide jeden, der daran glauben kann und der überhaupt an etwas glaubt. Ich kann das nicht.

Am Anfang hab ich wie geschrieben immer auf ein Zeichen oder so gewartet, weil ich auch einfach hoffte, daß das doch nicht alles gewesen sein kann.
Aber ich glaube mitlerweile, ich wollte mich nur selber "froh" machen. Ich fände es schön, wenn ich falsch liege, aber ich denke, dieser Glaube (an was auch immer in dier Hinsicht) war für mich nur Selbstschutz. Vielleicht denke ich da auch mal anders drüber, aber im Moment habe ich diese Hoffnungslosigkeit und Leere auch in dieser Beziehung.

Ich sehe keinen Sinn darin. Ich sehe auch keinen Sinn darin, was passiert ist und weiß auch nicht, wozu das gut sein soll.

Ich bin sehr traurig.

Bo

20.01.2003, 15:46
Liebe Bo,

mir tut es immer weh, wenn jemand so - scheinbar hoffnungslos - traurig ist.

Vielleicht kannst du versuchen alles von einer anderen Seite zu sehen:

Die meisten hier in diesem Hinterbliebenenforum haben einen schweren Verlust erlitten. Und ich bin sicher, jeder hier ist der Meinung nicht mehr der/dieselbe wie vorher zu sein. Jeder ist mehr oder weniger gezwungen sich Fragen zu stellen, die man sich sonst so nicht gestellt hätte.

Und ich denke, nach einiger Zeit wird JEDER feststellen, dass er auf eine Art und Weise gereift ist. Ich denke solche Schicksalschläge gehören zu den Hürden unseres Lebens. Es ist unsere Aufgabe sie zu meistern.

Ich muss dabei an Heike(Gitti) denken. Sie hat zwei so schwere Verluste hintereinander erlitten, dass man sich nicht vorstellen kann, wie sie es überhaupt schaffen kann weiterzumachen und wieder "aufzustehen". Aber von ihren postings geht immer eine gewisse Kraft aus - sogar wenn sie sehr traurig klingen.
Ich glaube sie findet ihren Weg (oder hat ihn schon gefunden), und wird daraus wachsen (bzw ist schon während der Krankheit ihres Mannes so gewachsen), sodass ich sie nur bewundern kann).

Wenn man sich schon fragt was für einen Sinn so ein Unglück haben kann, dann ist es meiner Meinung nach dieser: dass wir daraus lernen sollen. Das Leben erhält eine andere Dimension.

Und: warte nicht auf Zeichen...
Wenn du magst versuche es mit Tiefenentspannung (z.B. Yoga) ohne Zielsetzung, und ich bin sicher, dass sich früher oder später zumindest schöne Träume (mit Herbert) einstellen - wenn nicht mehr.

Alles Liebe, Afra

20.01.2003, 18:18
Liebe Bo,
noch einmal schreibe ich, obwohl ich es nicht mehr tun wollte...Angesichts Deiner Hoffnungslosigkeit MUß ich mich einfach nochmal rühren.Sie berührt mich deshalb so stark, weil auch ich (mein Mann ist seit jetzt 10 Monaten nicht mehr bei mir)nur noch Hoffnungslosigkeit und Leere verspüre. Ich würde Dir lieber Mut machen und sagen, das geht vorbei. Tut es vielleicht auch bei dem einen oder anderen...Menschen sind verschieden! Es ist bewundernswert, wenn man die Kraft aufbringt sich abzufinden. Das scheint bei Dir (noch) nicht und bei mir auch nicht der Fall zu sein.Auch für mich ist das Leben mit dem Tod meines Mannes "beendet" gewesen. ABER und das erzähle ich Dir jetzt nicht, weil ich gläubig bin (ich bin es nicht) oder irgendwie esoterisch angehaucht bin,- selbst bei mir hat es "Zeichen" gegeben. Zunächst wollte ich sie "erzwingen",- das funktioniert nicht! Es kommt von selbst und meist dann, wenn man schon nicht mehr darauf hofft.Und Du wirst spüren ob es ein Traum oder "ein Besuch" ist. Aber warte nicht darauf.
Ich wünsche, dass Dein Weg besser sein wird als der meine.
Liebe Grüße, Nadine

24.01.2003, 07:03
Liebe Nadine, liebe Afra - hallo alle zusammen.

Vielen Dank für Eure Antworten.
Ich habe halt immer wieder das Gefühl in ein tiefes Loch zu fallen. Dann geht es mal einen Tag besser - ich fühle mich "fast normal" - lache auch, klar.
Krabble halt so nach und nach eine Stufe nach der anderen nach oben, um dann, so kommt es mir vor, plötzlich wieder runterzufallen.
Ich denke auch, daß jeder damit anders umgeht und umgehen kann - ich würde mir auch wünschen, daß ich mehr Kraft hätte, aber manchmal, wenn ich abends allein bin und die Arbeit ist getan, bin ich einfach nur noch am Ende.
Wie Du Nadine auch schreibst : das eigene Leben scheint mit dem Tod des Partners beendet. Der Sinn fehlt einfach. Klar mache ich weiter - ich weiß, daß Herbert das so gewollt hätte und ich habe auch Tiere zu versorgen, die mich auch brauchen.
Ich wollte halt nur sagen, daß es mir manchmal so schwer fällt - ich bin nicht so stark, wie das alle in meiner Umgebung von mir glauben. Ich trage nur eine starke Maske.

Liebe Grüße Bo

28.01.2003, 13:18
Ich habe das Gefühl, den Erwartungen,die meine Mitmenschen an mich stellen, nicht mehr standhalten zu können. Meine Maske fängt an zu bröckeln .....
Ich möchte auch garnicht mehr stark sein für die anderen .... sie sind auch nicht stark für mich - für uns.
Viele ziehen sich zurück.
Früher haben sie immer gebrüllt : könnt ihr mal helfen, könnt ihr mal dies oder jenes erledigen ??
Wo sind die Leute jtzt alle ? Es täte Herbert sehr weh, daß zu sehen.
Bo

29.01.2003, 20:36
Liebe Bo,
...und nochmal ich, obwohl ich wirklich NICHT mehr hier erscheinen möchte...Aber Du erinnerst mich in kleinen Details an mich.Ich bin eine enorm starke Frau, immer gewesen, aber auch bei mir zerbröselt die Kraft und die Stärke. Und die lieben "Freunde", die sonst immer um einen "herumsprangen" werden teils hilflos, da sie einem nicht wirklich helfen können und teils nach einer gewissen Zeit einfach "angeödet", da sie in ihrem intakten Leben noch nicht mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen mußten. Ich habe auf ganz ungewöhnliche Weise (u.A. hier im Forum) liebevolle Menschen kennengelernt, die sich mit mir befassen, als sei ich eine Schwester, Mutter oder ähnliches. Vielleicht solltest Du neue Menschen auf Dich zukommen lassen und alle "über Bord" werfen, die Dir JETZT in dieser schrecklichen Situation NICHT helfen.Nimm es nicht als Rat, sondern nur als Denkanstoss! Ein wirklicher Rat steht mir nicht zu und kann ich auch nicht geben, da mir Deine individuelle Situation nicht bekannt ist.
Fühl Dich nicht sooo alleine,- mir und vielen anderen hier geht es ebenso! Kein Trost,- ich weiss! Auch für mich nicht!
Liebe Grüße, Nadine

30.01.2003, 07:10
Liebe Nadine,

danke.

Bo

10.02.2003, 00:45
Hallo Bo,
ich fühle mich dir auch so nah! Ich hab auch vor 2 Wochen meinen Partner verloren, und wir haben nie darüber geredet, daß es einmal passieren könnte, daß wir diesen Kampf verlieren. Ich war sogar sowas von wütend auf die Ärzte, als sie meinten, daß es keine Hoffnung mehr gibt. Es ist so, als ob man am Anfang einen Panzer umhat, indem keine Gefühle mehr hinenkommen. Ich hab auch nur noch funktioniert, und jeder hat sich gewundert. Mittlerweile geht es mir immer schlechter, und ich kann es hier in de Umgebung fast nicht mehr aushalten. Alles erinnert mich so an ihn! Ich hab auch so lange gebraucht, bis ich in meinem Leben mal so richtig lieben und mich nicht verstellen mußte, und bin für die Zeit mit ihm so unendlich dankbar, aber ich werde es wohl auch NIE verstehen, warum wir unser glückliches Leben nicht noch länger gemeinsam verbringen durften. Aber wenn ich mich jetzt so im Freundeskreis umsehe, dann frage ich mich manchmal, was wichtiger ist, eine schöne intensive Zeit miteinander, oder eine lange Zeit, in der man Jahrzehnte nebeneinander herlebt, und aus einer Mücke einen Elefanten macht. Aber sowas tröstet mich nicht lange, und ich bin wütend auf etwas, das ich nicht mal beim Namen nennen kann, aber das mir meinen Schatz einfach so genommen hat. Ich finde es soo unfair, daß es meistens die Menschen trifft, die einen so großen Verlust hinterlassen.

Freunde sieht man plötzlich wirklich von einer ganz anderen Seite, aber irgendwie lernt man sich vielleicht selber intensiver kennen.

Lieber Gruß, hoffe mal wieder was von euch zu hören, Sandra

10.02.2003, 07:20
Liebe Sandra,

ja - zumindest ich habe mich und mein ganzen Umfeld, meinen Freudes und Bekanntenkreis, meine Familie ganz anders und viel intensiver - leider auch im negativen Sinne - kennengelernt.
Auch ich bin mitlerweile sehr dankbar für die Zeit, die ich mit Herbert gehabt habe und ich kann die Sprüche : "es wird schon wieder" nicht mehr hören. Ich würde dann am liebsten um mich schlagen...

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut - ich wünsche Dir Menschen, die Dich nicht fallen lassen sondern einfach mal nur neben Dir stehen, zuhören und da sind, ohne viel Tamtam.

Ich nehme Dich hier mal gerade in den Arm - so gut es hier halt geht - Bo

10.02.2003, 11:42
Liebe Sandra,
Du sprichst mir aus dem Herzen. Auch ich habe vor einigen Wochen meinen Partner verloren, genau gesagt am 17.12.2002. Wir hatten eine viel zu kurze Zeit zusammen, aber dafür umso intensiver, wie es bei manch anderen ist. Es tröstet aber nicht, im Gegenteil, immer wieder stelle ich mir die Frage WARUM??? Und heute ist ein ganz schlimmer Tag für mich.
Es geht mir genauso wie Dir und Bo, noch nie vorher habe ich so geliebt.
Freunde und Bekannte? Habe ich aussortiert.

Sandra und Bo, ich umarme Euch http://www.websmileys.de/liebe21.gif

Liebe Grüße
Mucki

11.02.2003, 17:13
Hallo Mucki und Bo,
bis jetzt tröstet es mich auch nicht, daß ich eine so große Liebe gefunden habe, und sie nur sooo kurz ausleben durfte. Aber es ist mir was ganz tolles davon geblieben, unser kleiner Sohn. Wenn er bei mir ist, dann geht es mir gut...(auch wenn er manchmal zugegebenermaßen ein kleiner Nerver ist) Außerdem hat mir Rene´soviel fürs Leben gelernt. Er hatte immer so eine Ruhe weg, und hat alle Menschen (obwohl er zu manchen auch ein wenig frech war) so mit Respekt behandelt, weil er eben so war. Ich hab jetzt entschlossen, daß ich meine Bekannte und Freunde so sein lasse, wie sie sind. Es ist vielleicht wirklich auch nicht einfach für sie genau das richtige zu tun, wie ich es mir wünsche. Manchmal tut es mir auch gut, wenn sie mir mal ganz banale Probleme von sich erzählen, und es nicht immer nur darum geht. Aber bis jetzt brauche ich noch sehr viel Zeit für mich, dann spüre ich Rene`immer noch irgendwie bei mir, und überlege, was er wohl zu manchen Situationen sagen würde, und es tut gut! Manchmal läuft auch immer noch alles wie in einem Film ab, wo ich nur Zuschauer und kein Betroffener bin, vielleicht eine Schutzreaktion von mir, oder so. Es ist einfach toll, daß ich euch zwar nur übers Forum kennengelernt habe, aber wir können unseren Schmerz, falls das überhaupt möglich ist, ein wenig teilen, oder zumindest über unsere Situation, mit der es fast unmöglich ist mit anderen Nichtbetroffenen zu sprechen.
Freu mich wieder auf euch, und ich hoffe so sehr, daß wir eines Tages alle wieder erleichtert von den Sorgen einen Spaziergang machen können, und spüren, es ist gut, wir dürfen uns wieder an der Welt freuen.

bis hoffentlich bald, Sandra

11.02.2003, 20:13
Liebe Sandra,
es ist wunderbar, daß Du Deinen kleinen Sohn hast. Ein schöneres Geschenk gibt es nicht. Ich bin sicher, daß er Dich jeden Tag ein bißchen von Deiner Trauer ablenkt.
Und Du hast recht, irgenwann werden wir uns alle wieder an der Welt erfreuen, das sollte unser aller Ziel sein. Es hilft unseren Lieben nicht, wenn wir an unserer Trauer zerbrechen. Ich glaube fest daran, sie sind bei uns, irgendwie. Sie wollen uns nicht traurig sehen, sie wollen, daß es uns gut geht.
Trotzdem darf sich jeder in seiner Trauer fallen lassen, um nachher wieder aufzustehen.

Bis bald und liebe Grüße
Mucki

14.03.2003, 15:21
Weißt Du noch, wie's war
Kinderzeit ... wunderbar
die Welt ist bunt und schön
bist Du irgendwann begreifst
dass nicht jeder Abschied heißt,
es gibt auch ein Wiedersehn.

Immer vorwärts Schritt für Schritt... es geht kein Weg zurück!
Und as jetzt läuft wurd nie mehr ungeschehn.
Die Zeit läuft uns davon
was getan ist, ist getan
was jetzt ist wird nie mehr so geschehn.

Ein Wort zuviel im Zorn gesagt,
einen Schritt zu weit nach vorn gewagt
schon ist es vorbei.
Was auch immer jetzt getan,
was ich gesagt hab ist gesagt
und was wie ewig schien ist schon vergangenheit.

Ach, und köntn ich doch nur ein einziges Mal
die Uhren rückwärts drehen
denn wieviel von dem was ich heute weiß,
hätte ich lieber nie gesehen.

Dein Leben dreht sich nur im Kreis
so voll von weggeworfner Zeit
und Deine Träume schiebst Du endlos vor Dir hier.
Du willst noch leben irgendwann,
doch wenn nicht heute, wann denn dann ?
Denn irgendwann ist auch ein Traum zu lange her.

17.03.2003, 00:41
LIebe Bo,


fühl dich in gedanken einfach fest umarmt...
ja, könnten wir die zeit noch einmal zurückdrehen...
und wenn auch nur für einen tag...
wir können es nicht...
nie mehr...
und träume...ja...die habe ich noch...
dass diese einsamkeit irgendwann einmal aufhört...
aber wie...
wenn ich denn niemand anderes will...
ich dreh mich im kreis...

und ich hoffe, dass ich irgendwann den ausgang finde...

ganz liebe grüsse, ich denk an dich

heike (gitti)

19.03.2003, 06:59
Liebe Heike (Gitti),
danke für Deine Umarmung - ist angekommen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Einsamkeit
irgendwann aufhört. Es wird den Menschen, den wir verloren haben, nie wieder geben - er läßt sich auch auf keinen Fall auch nur ansatzweise ersetzten.
Und die "Normalität", die so von allen gefordert wird, ist einfach unerträglich für mich.

Keiner kommt einem zu nahe - damit er bloß nicht damit konfrontiert wird, daß nicht alles so schön normal ist, wie man zu sein vorgibt.

Ich wünsche Dir Kraft, einen für Dich passenden Ausgang zu finden.

Bo

19.03.2003, 19:18
Liebe Bo,
auch dieses Mal kann ich Deine Worte nur heftig unterstreichen. Unsere Einsamkeit läßt sich nicht wegreden und sie wird wohl auch nicht aufhören. Je mehr man unter Menschen geht, desto einsamer fühlt man sich."Normal" zu wirken (den anderen zuliebe) ist ungeheuer anstrengend und irgendwann gibt man es auf und zieht sich zurück. Aber warum sollten WIR eigentlich unserer Umwelt zuliebe "normal" sein. Ist es wirklich normal, den Menschen, den man am Meisten geliebt hat, und dessen Qualen man bis zum Ende mitgelitten hat, beiseite zu schieben und wieder "zur Tagesordnung" über zu gehen. Ich selbst stehe vor denselben Problemen wie Du. Ich gehe meiner Umwelt aus dem weg. Die Einsamkeit bleibt so oder so aber man muß sich nicht zusätzlich über dumme, leere Sprüche von hilflosen oder sogar leicht gehässigen Menschen ärgern.
Es ist uns beiden kein Trost, dass wir mit unseren Gefühlen nicht alleine sind,- aber Du siehst zumindest, dass Du in Deiner Situation absolut NORMAL bist.Im übrigen, stelle ich fest, dass es zwar Menschen gibt, die uns vielleicht noch etwas bemitleiden, aber wer von unseren "Freunden" denkt eigentlich noch daran, wie qualvoll der Abschied des Dahingegangenen von seinem geliebten Leben war. ER hat alles verloren und in einem Alter, in dem die lieben Mitmenschen ihr Leben noch genießen dürfen. Ich leide noch unter dem Leiden meines Mannes (und damit meine ich sein seelisches Leiden). Kann man jemals den geqälten Blick eines Menschen vergessen, der merkt, dass er alles zurücklassen muß, was ihm lieb und wert war?
Ich bin auch völlig verzweifelt (immer noch, immer mehr,- nach jetzt einem Jahr) und weiss nicht wie das endet.
Liebe Bo, es tut mir leid,- manche schaffen es offensichtlich besser als wir.
Alles Liebe, Nadine

20.03.2003, 10:42
Liebe Nadine,

nur ein kurzer Gruß - zu mehr bin ich im Moment mal wieder nicht fähig.

Wie Du sagst : manche schaffen es offensichtlich besser als wir --- oder verstellen sich besser, als ich zumindst kann (und will).

Bo

23.03.2003, 11:34
Hallo ihr,
ihr sprecht mir so aus dem Herzen! Ich hätte auch nie gedacht, daß ich mich eines Tages mal so einsam fühlen könnte! Ich habe auch vor 2 Monaten meinen lieben Lebensgefährten verloren.
Wir hatten eine Clique, auf die ich immer gezählt hätte. War wirklich klasse, wir haben viel zusammen unternommen. Aber dann kam schon der erste Schock, als mein Freund im Krankenhaus war, und es ihm teilweise nicht so gut ging. Ich weiß nicht, ob sie nicht damit zurecht kommen konnten, oder wollten. Mein Freund war immer derjenige, der für alle da war, und genau die Leute haben ihn im Stich gelassen. Ich hasse sie regelrecht dafür.
Wenn ich mich jetzt noch mit ihnen treffe, habe ich auch das Gefühl, daß mir diese Feiglinge aus dem Weg gehen, aber alle machen die gleiche Späße, als sei nichts geschehen! Aber doch sind es irgendwie schöne Erinnerungen, wenn ich sie sehe. Hört sich krank an, stimmts? Aber vielleicht bin ICH da ein wenig egoistisch, und versuche mir vorzustellen, er sei dabei oder so.
Ich weiß, es geht meinem Schatz jetzt sehr gut, wo er ist, und daß er immer bei mir ist. Aber manchmal tröstet mich das nicht, weil ich ihn einfach nur hier bei mir haben will, ihn in meine Arme nehmen,usw. Ich weiß auch nicht, warum man jemanden verlieren muß, wenn alles so schön war. Ich wünsche euch ganz viel Kraft! Es ist nicht fair, daß wir solche Schmerzen durchleben müssen, daß man manchmal denkt, es geht nicht mehr.
Aber es tut gut zu wissen, daß man nicht der einzige ist, der so einen gewaltigen Schmerz zu bewältigen hat.

23.03.2003, 14:16
Hallo Jenny,

ich kann Dich nur zu gut verstehen. Die Reaktionen von "Freunden und Bekannten" sind auch für mich teilweise mehr als merkwürdig und auch ich dachte zuerst immer, ich werde verrückt. Mittlerweise werde ich aber lieber "verrückt", als daß ich wieder so gleichgültig werde, wie es meine Mitmenschen scheinbar sind.

Vielleicht waren wir "vorher" auch so ?!?! Ich mag es nicht ganz abstreiten. Auch ich hatte eine gewisse Scheu im Umgang mit dem Tod. Ich hatte Angst davor --- ist jetzt wie weggeblasen - ich denke, daß geht Euch bestimmt teilweise allen so, oder ?!

Vielleicht müssen wir uns nicht nur von unserem Partner so schmerzhaft trennen, sondern von unserem gesamten Umfeld. Wir haben uns verändert ---- wir, oder zumindest ich, bin verletzlicher, weicher geworden aber auch kantiger und zielstrebiger. Ich sage nicht mehr so schnell "ja", wenn ich doch eigentlich "nein" meine.... nicht immer, aber ich versuche es. Das Leben kann so kurz sein - diese Erfahrung haben wir den anderen "vorraus" .......

Liebe Grüße an Euch alle ---- eine traurige, einsame und sehr nachdenkliche Bo, die Euch am liebsten alle mal treffen und der Reihe nach umarmen möchte. Es fehlt mir doch sehr an Wärme und Nähe.

24.03.2003, 12:34
Liebe Bo,
versuch doch mal ein paar unserer Mit-leidenden, von denen sicherlich auch einige in Deiner "Umgebung" leben, zu treffen. Vielleicht hilft das ein wenig. Ich selbst habe mittlerweilen auch nur noch "Verständnis bei Menschen gefunden, die dasselbe schmerzlich durchmach(t)en.Ansonsten muß man sich, glaube ich, wirklich vom Kreis der lebenslustigen Freunde lösen. Etwas vermessen gesagt: wir sind gewachsen, ihnen steht das noch bevor, aber das wollen sie heute noch nicht wissen (auch irgendwie verständlich).
Eine ebenfalls traurige Nadine, die Dich umarmt, um Dir wenigstens ein wenig, wenn auch virtuelle Wärme, zukommen zu lassen.

24.03.2003, 12:42
Hallo Nadine,

habe das schon mehrfach versucht --- leider immer ohne Erfolg. Ich habe dreimal eine Trauergruppe besucht --- diese ist immer ausgefallen.
Dann habe ich mich bei einer therapeutischen Trauergruppe angemeldet (auch schon im Novmber) auch die Termine, die dort stattfinden sollten, haben bisher aus den unterschiedlichsten Gründen
(Krankheit des Therapeuten, Weihnachten, Karneval..) nicht stattgefunden.

Ich bin nicht so der Typ, der (auch "vorher" nicht), andere Menschen einfach kennenlernt - lebe auf dem Land (Bad Münstereifel) und weiß nicht, wo ich noch suchen soll, kann, darf.

Es fällt mir zur Zeit noch schwerer, mich mit jemandem zu unterhalten als vorher..... ich möchte auch niemanden belasten oder so und schon gar nicht als Jammerlappen gelten.

Ich weiß wirklich nicht, wo ich Euch und andere finden kann.. Bo

24.03.2003, 16:07
Liebe Bo,
wenn ich Deine mails lese, kann ich nur sagen, uns beiden scheint es fast identisch zu gehen. Auch ich habe es mit Therapeuten versucht,- keine Hilfe, sprich Erfolg. Mit Antidepressiva,- ein Witz,- mir fehlt mein Mann! Es läßt sich nicht wegreden,- nicht künstlich die Stimmung heben,NICHTS! Ich kann (will) mich auch nicht mehr mit "normalen" Menschen unterhalten. Mir geht der Gesprächsstoff aus.....
Vielleicht gibt es jetzt auf diese mail jemand, der in der Umgebung von Deinem Wohnort wohnt und auch unter dem gleichen Schmerz leidet, ansonsten würde ich weiterhin HIER kommunizieren. Ich habe HIER eine liebevolle neue Freundin gefunden, die auch betroffen ist und somit meinen Schmerz und die Trauer um den Verlust meines Mannes nachvollziehen kann.
Du mußt aus Dir "herausjammern", was Dich belastet. Keiner hier hält Dich für einen Jammerlappen! Und Du belastest hier auch niemand, weil wir alle das gleiche Problem auf die eine oder andere Weise haben. Unter "normalen" Menschen funktioniert das nicht.
Oder kannst Du etwas damit anfangen, wenn Dir jemand sagt: das Leben geht weiter? Ich nicht. Für mich klingt es immer so, als suchten diejenigen nach einer Ausrede, weil sie ihr vergnügtes Leben weiterführen ( was für andere ja ok ist) und empfinden uns dann als "Spielverderber, weil wir nicht mehr "mitmachen"!Unser Leben ist halt in die Brüche gegangen und nichts ist wie es vorher war. Für uns geht es nicht weiter.
Liebe Grüße, Nadine

24.03.2003, 17:56
Hallo ,

ja, die Sätze "das Leben geht weiter" -
" das schaffst Du schon" -- "du bist so stark" --- oder auch nur "gehts Dir gut ?" .... ich kann sie nicht mehr hören, nicht mehr ertragen.

Bo

24.03.2003, 21:14
Hallo,
vielleicht tun wir den anderen Leuten ja auch ein wenig Unrecht. Sie kommen mir manchmal einerseits auch so hilflos vor. Aber das ist vielleicht auch mein Problem, daß ich für alle auch noch eine Entschuldigung finde. Aber im Grunde genommen sollte man ja schon von ehemaligen guten Freunden erwarten, daß sie einfach nur da sind, und uns zuhören. Ihc finde es ganz schrecklich, wenn man mal kurz ein wenig abschalten kann, und dann so ein komischer Blick kommt mit der Frage: UND, WIE GEHT ES DIR? Wie soll es einem denn schon gehen, wenn einem das halbe Leben entrissen wird, und man plötzlich in eine völlig neue Welt gestoßen wird, wo alles zwar noch gleich aussieht, aber nie wieder so sein wird, wie es mal war?
Es fällt mir jetzt, wo das Wetter so schön wird, und die Sonne wieder scheint noch schwerer, weil als die Tage so trüb waren, das hat mehr zu meinem Leben gepaßt. Jetzt kommen noch viel mehr Gefühle in mir auf, und es tut so weh zu wissen, daß es diesen Sommer keine gemeinsamen Radtouren und Wochenendtrips mit meinem Schatz geben wird.
Es tut so gut hier zu lesen. Ich bin schon lange ein "ruhiger" Mitleser, und oft sind die Texte wie von mir geschrieben. Ich möchte auch bald an so einem Trauerseminar teilnehmen. Hat da von euch schon jemand Erfahrung?
Liebe Grüße
Jenny

25.03.2003, 20:58
Hallo an Euch alle,
habe schon die ganze Zeit hier mitgelesen. Manchmal wollte ich antworten, fand aber nicht die richtigen Worte. Ob sie es jetzt sind, weiß ich nicht.

Nadine, Dein letzter Satz hat mich betroffen gemacht.
ES GEHT WEITER! Aber anders. Was sollen wir den anderes machen, als irgendwie über den Tag zu kommen? Ein Stück davon verstellen wir uns. So geht es mir jedenfalls. Im Büro kann ich nicht den ganzen Tag Trauermine zeigen. Zudem habe ich inzwischen folgendes festgestellt:
Die meisten fragen erst gar nicht, wie es mir geht, denn sie könnten ja Gefahr laufen, eine ehrliche Antwort zu bekommen. Also das Thema mal lieber gar nicht erst berühren. Andere lassen gar nichts mehr von sich hören, es könnte ja sein, daß man zufällig auf das Thema kommt, nein lieber nicht....
Wieder andere stellen diese obligatorische Frage "Wie geht es Dir?" aus Höflichkeit, Anstand, wie auch immer. Mittlerweile höre ich schon am Tonfall, wie es gemeint ist und antworte mit einem "Gut, danke!" Damit ist dann auch das erledigt. Wenige, die mir geblieben sind, stellen diese Frage auch, aber mitfühlender und aus wirklichem Interesse an mir und ich weiß, ich kann reden und sie hören mir zu.
Ja, so ist es und geht uns allen so.
Sobald ich frei bin von beruflichen und anderen Dingen, die erledigt werden müssen, sind meine Gedanken bei ihm. Es läuft ab wie ein Film und stelle mir vor, was wäre, wenn....
Ich weiß, daß es keinen Sinn hat, daß ich die Zeit nicht zurückdrehen kann, aber ich kann auch nichts gegen diese Gedanken tun. Und immer wieder fällt mir etwas Neues ein, das wir gemeinsam erlebt haben. Kleine Gegenstände, zu denen ich eine Geschichte von ihm erzählen kann. Aber wer will sie hören?
Doch, ich habe meine Kinder, die hören mir zu, Freundinnen, die hören mir auch zu, aber wann? Nicht in dem Moment, wenn ich gerne reden wollte, dann wenn es sich mal irgendwie ergibt. Dies hört sich vielleicht undankbar an, ist es nicht, ist mein Gefühl und ich muß anderen ihren Freiraum lassen. Sie können ja nicht ständig für mich da sein. Sie leben auch ihr eigenes Leben.
Deshalb sitze ich ja jetzt auch hier und schreibe. Und ich merke, es tut mir gut.

Für uns alle ist es gut, daß es dieses Forum gibt. Wenigstens eine Möglichkeit, die Gedanken einfach aufzuschreiben.

Und irgendwie geht es weiter, es muß weiter gehen. Wir haben es in der Hand, unser Leben zukünftig so zu gestalten, daß es uns einigermaßen gut geht.

Es gibt etwas, woran ich ab und zu denken muß und das mich mittlerweile auch aus einem Tief herausholen kann, wenn es auch nur kurze Zeit wirkt, aber immerhin...
Heinz hat mir so oft gesagt und gezeigt, wie stolz er auf mich ist. In seiner schwersten Zeit hat er immer noch versucht, Trauriges von mir fern zu halten. Er wollte mich lachen sehen. Und das letzte, was er will ist, daß ich mich vergrabe und ewig traurig bin. Ich sehe sein Gesicht vor mir mit diesem ihm bezeichnenden spitzbübigen Lächeln, das ich so an ihm geliebt habe und ich denke "hast ja recht". Dann geht es für eine Weile wieder.
Aber es ist schwer, sehr schwer......

Liebe Grüße
Mucki

29.03.2003, 21:15
Heute Nacht wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt - und ich, ich sitze hier und würde alles darum geben, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte.

Ich bin echt am Ende - ich würde alles ertragen und geben, wenn Herbert an meiner Seite wäre - aber so alleine schaffe ich es einfach nicht mehr.

Bo

30.03.2003, 01:25
Hallo Bo,
wenn ich könnte, würde ich Dich jetzt ganz fest in den Arm nehmen.
Ich tue es symbolisch,ja?

Es ist verdammt schwer, jaaaa.
Aber wir müssen durchhalten, weiterleben für unsere Lieben.
Ich glaube, sie erwarten das von uns.

Laß uns weitermachen, Du für Deinen Herbert, ich für meinen Heinz und alle anderen, die ihre liebsten Menschen verloren haben.

An die Uhr hab ich heute überhaupt nicht gedacht, ist so unwichtig....

Wünsche Dir alles Liebe
Mucki

03.04.2003, 17:50
Liebe Bo,

nach einem Jahr geht es mir immer noch wie Dir. Ohne meinen Mann ist das Leben nicht mehr lebenswert und ich weiss mittlerweilen wovon ich rede! Ich habe mich durch dieses Jahr gequält und weiss nicht wo es geblieben ist,- nur dass ich nur die notwendigsten Dinge erledigt habe und noch erledige. Ich funktioniere wie ein Roboter.... Auch ich weiss nicht wie es alleine weitergehen soll..... Die Einsamkeit ist schrecklich,- ist aber unter sogenannten "normalen" Menschen nur noch größer. Auch ich würde alles geben, um die Uhr zurückzudrehen und nocheinmal die Chance zu haben mit meinem Mann zu leben. Wir wollten sogerne miteinander alt werden.
Versuch doch Deinen Schmerz und Deine Einsamkeit hier zu beschreiben,- es tut gut, denn alle hier haben auf die eine oder andere Weise diegleichen Probleme. Das nimmt Dir nicht wirklich die Einsamkeit, hilft aber über ein paar Minuten oder wenigstens eine kurze Zeit hinweg...Ich habe hier eine Freundin gefunden mit der ich mich seit Monaten austausche, und die mir schon über viele besonders traurige und einsame Stunden mit ihren liebevollen und sensiblen mails wegheholfen hat.
Ich fühle mit Dir,- Du bist nicht allein,
Nadine

06.04.2003, 20:22
Liebe Bo,

bitte melde dich doch mal! Vielleicht geht es dir ja zur Zeit auch so wie mir, und die Schmerzen sind besonders intensiv! Es hat sich sooo traurig angehört, was du das letzte Mal geschrieben hast, und ich habe dich (obwohl wir uns nur wenig geschrieben haben) in mein Herz geschlossen. Deine Geschichte war die allererste, die ich im Forum gelesen habe. Weißt du, wir wissen alle gar nicht, wieviel Kraft in uns steckt.
Ich wollte dich schon lange mal nach deinen Tieren fragen, was du denn für welche hast (hört sich immer an wie ein kleiner Zoo!!!). Ich habe einen tollen Hund, dem ich immer das Fell naßweine. Es ist so, als ob er mir direkt in die Seele schauen kann!
So, jetzt drücke ich dich noch!

Liebe Grüße JENNY

06.04.2003, 22:12
Hallo Jenny - hallo alle zusammen,

mich gibt es noch-irgendwie. Ja - Du hast recht, zur Zeit ist der Schmerz besonders schlimm - von wegen "es wird alles wieder gut..." Bald 6 Monate, und es wird immer schlimmer. Ich fühle mich so unendlich einsam und allein. So hilflos allem gegenüber. Ich bin ziemlich am Ende meiner Kraft.

Meine Tiere halten mich auf Trab. 7Katzen, 1Hund, 2Papageien, 3 Ratten, 1 Ziege, 2 Schafe. Die beschäftigen mich und auch auf der Arbeit wird mir zur Zeit einiges abverlangt. Aber dann ist man plötzlich wieder allein. Es kommt alles hoch und die Gewissheit, immer allein zu beleiben wird konkret.

Bitte - ich will nicht jammern - aber ich weiß zur Zeit echt nicht wo hin mit mir.

Bo

07.04.2003, 06:39
Hallo liebe Bo,

es gibt keine Zeitbegrenzung wann der Schmerz aufhört. An den Tagen, wo der Schmerz nicht soooo groß ist, funktioniert man halt. Da erledigt man die alltäglichen Dinge, die uns dann nicht die Zeit zum Traurigsein geben. Hat man dann funktioniert, kommt ein bisschen zur Ruhe, ist der Schmerz - die Leere um so intensiver.

Lass Dir doch bitte die Zeit für den Schmerz, denn er bedeutet doch auch dass Du genauso stark geliebt hast, dass Du die Fähigkeit zu Gefühle hast.

Auf einer anderen Seite hast Du das Gefühl, dass viele "nur so tun", wenn sie sagen dass man mit dem Schmerz umgehen muss, oder sich ausdrücken, als geht es einfach weiter. Liebe Bo, jeder von uns trauert anders, oder es fällt nicht so leicht, die Gefühle auszudrücken. Klar geht das Leben weiter, man muss da irgendwie durch und damit klarkommen, aber die Zeitgrenze hat niemand. Ich trauere auch heute noch, nach Jahren, ganz intensiv um meinen geliebten Paps. In meinem Umfeld versteht das keiner, was mir inzwischen echt egal ist. MIR fehlt der geliebte Mensch und das ist wichtig.

Du jammerst nicht!!!!!!!!, Du drückst nur Deine Gefühle aus, und dafür ist dieses Forum da, und alle die mit Dir fühlen und Dich in Deinem Schmerz verstehen.

ganz liebe Grüße,
Jutta

07.04.2003, 08:42
Liebe Bo,

der folgende Text hängt bei mir an der Tür, und wenn es mir wieder besonders schlecht geht lese ich ihn und weiß, dass ich völlig "normal" bin nur eben sehr, sehr traurig.

Gruß

Dagmar

Du hast das Recht,


deine dunklen Stunden zu durchleben und dich nicht durch billige Sprüche aus ihnen herauslocken zu lassen. Schon der Versuch ist eine Entwürdigung deiner inneren Wirklichkeit. Du bist auch deine Dunkelheit. Die Abgründe und Widersprüche gehören auch zu dir. Die Schatten geben deinem Leben Tiefe und Menschlichkeit. Wer mit dir in Beziehung tritt, sollte wissen, daß diese Seite zu dir gehört. Wer sie in dir ablehnt, hat nicht das Recht, sich deinen Freund und deine Freundin zu nennen. Manche geben dir nicht das Recht auf diese Seite in dir. Sie erwarten, daß du sie unterschlägst und das Glück vorspielst. Vielleicht haben sie weniger Angst für dich als für sich selbst, weil sie durch dich an das Unoffene in sich selbst geraten. Wenn sie darum dir helfen wollen, geschieht es nicht, um Dir zu helfen, sondern sich selbst. Du hast ein Recht auf deine Trauer. Du darfst dich deinen Verlusten widmen, mußt nicht verdrängen, was dich beschwert. Du hast ein Recht, das abzutrauern, was dich so tief enttäuscht hat und was du nicht ändern kannst. Du hast ein Recht auf deine Tränen, auf dein Schweigen, auf deine Ratlosigkeit, auf deine innere und äußere Abwesenheit. Du mußt nicht den Glücklichen spielen, nicht über den Dingen stehen. Du hast ein Recht, die wegzuschicken, die dich mit Gewalt aus deiner Trauer herausholen wollen, weil deine Trauer sie selbst bedroht. Du hast ein Recht auf deine Trauerzeit. Du hast ein Recht, mit denen nicht reden zu wollen, die dir ein schlechtes Gewissen machen für deine Dunkelheit und Trauer. Die mit Sprüchen kommen und dich mit diesen Sprüchen unter Druck zu setzen versuchen. Du hast ein Recht auf deine Trauerstille.


aus Ulrich Schaffer "Grundrechte"

07.04.2003, 12:28
Hallo Bo,
und an alle anderen, denen es genauso geht.

Sternchen hat mir letzte Woche eine Grußkarte geschickt. Sie hängt jetzt an meinem PC im Büro, so daß ich immer draufschauen kann.
Sternchen, ich hoffe, Du bist mir nicht böse, daß ich das hier weiterleite, aber es trifft so genau zu!!!

Also, die Karte hat folgenden Text:

Tränen, die Du nur in Deinem Herzen weinst, bleiben versteckt in der Einsamkeit.
Zeige doch den Menschen Deiner Trauer Spuren.
So bist Du offen und nicht verloren.
Zeige, wie es Dir wirklich geht, so manch einer Dich doch versteht.
Verstecke nicht Deine Gefühle aus Angst vor Mitleid,
sei offen, denn so viele wissen doch Bescheid.
Laß' die Tränen in Deinem Herzen versiegen,
lerne wieder zu lachen und zu lieben.
Genieße Dein Leben mit Kummer und Sorgen,
die Sonne wird auch Dir scheinen jeden Morgen.

Liebe Bo, wir brauchen Zeit, viel viel Zeit und die wollen wir uns auch nehmen.

Ich umarme Dich
Mucki

07.04.2003, 15:24
Hallo,

was würde ich dafür geben, nur eine Stunde mit meinem Schatz reden zu dürfen und ihn ganz fest in meinen Arm nehmen? Es wird alles momentan viel schlimmer! Kurz danach hab ich noch von den schönen Erinnerungen zehren können. Ich hab ihn immer so frech lächelnd vor mir gesehen. Jetzt ist es 11 Wochen her, und ich begreife erst so langsam. Am Anfang hat es mich ein wenig getrostet, daß jetzt NIE wieder Untersuchungen gmacht werden, bei denen ich draußen sitze und ich diese brutale Angst ausstehen muß, als ob mir ein Messer direkt in die Seele gestochen wird. Wir haben 2 Jahre soo gekämpft, und es sah zwischendurch so gut aus! Ich kann es nicht mehr schön reden, wie, jetzt hat er keine Schmerzen mehr! WARUM überhaupt? Ich hoffe, daß es bald wieder besser bei mir wird, denn ich war(und bin es eigentlich immer noch) ein lebensfroher Mensch. Mucki, dein Gedicht werde ich mir auch ausdrucken. Es macht mir Hoffnung.

Liebe Grüße an alle! Jenny

07.04.2003, 20:49
Ich umarm Euch alle einfach mal- Ihr habt mir sehr geholfen die letzten Tage -
möcht ein wenig davon zurückgeben an Euch aber auch viel behalten ---- ich brauch Euch noch...... Danke bo

13.04.2003, 13:09
Hallo Ihr Lieben,

habe seit vorgestern steht auf Herberts Grab endlich ein Grabstein und ich konnte einen kleinen Baum dort pflanzen -ein kleiner Schritt, der geschafft wurde.
Er sieht es zwar nicht - vermutlich - aber es würde ihm gefallen, daß weiß ich. Es ist ein ganz anderes Grab als alle anderen auf diesem Dorffriedhof und er war ein ganz anderer Mensch als all die anderen hier .... das war mir früher schon bewußt, wird mir aber jetzt immer bewußter .... was ich auch für ein Glück hatte, daß ich ihn kennenlernen durfte, daß er mich geliebt hat und es mit mir ausgehalten hat - all die 14 schönen Jahre lang.

Nach außen hin habe ich mich mitlerweile fest unter Kontrolle - wie es erwartet wird. Aber innerlich wird es scheinbar immer schlimmer. Ich saß eben draußen mir einem Kaffe im Garten, in der Sonne, eine unserer Katzen auf dem Schoß - es war schön und warm -- da liefen die Tränen nur noch so runter. Warum ? Eine Frage ohne Antwort ... wird es wohl nie geben.

15.04.2003, 08:55
Heute hätte Herbert Geburtstag. Wir haben immer schon nachts in die Geburtstage hineingefeiert, es war furchtbar heute nacht. Ich sitzte hier jetzt auf der Arbeit und hoffe, daß der Tag vorbeigeht.

Es tut sehr weh und ich fühle mich sehr allein und allein gelassen. Es erscheint alles so leer, sinnlos. Klar erinnere ich mich auch an die schönen Seiten und ich bin froh, daß ich einen solchen Mann kennenlernen durfte. Aber ich hätte heute gerne mit ihm gefeiert -- Eure Bo

15.04.2003, 12:37
Liebe Bo,

dein Herbert würde so gerne ein Lächeln von dir sehen, er ist bei dir und wird es immer sein.
Setz dich nochmal in deinen Garten, blinzel in die Sonne und der schönste Strahl blinzelt zu dir zurück, den wärmsten Sonnenstrahl schickt dir dein Mann - schließ die Augen und du fühlst, wie nahe er bei dir ist - bei dir, in dir!
Denk gerade heute an eure Zweisamkeit, an die vielen schönen Dinge, die ihr erlebt habt, an eure Liebe!
Ich wünsch dir trotz deiner Sehnsucht, deines Schmerzes einen ganz wunderschönen Tag - dein Herbert ist bei dir!

15.04.2003, 20:42
Hallo,

hallo Burgi - hab es versucht und manchmal klappt es auch - ich fühle mich nicht so allein - und ich weiß genau, daß er mich so nicht sehen möchte.

Hallo alle ,

heute habe ich eine e-mail und sms an all unsere "Freund, Bekannte und Familie" geschickt. Ich habe folgendes gerschrieben : "Herbert hat heute Geburtstag. Es wäre in seinem Sinne, wenn alle die möchten sich einen seiner geliebten Whiskys (o.ä) einschenken würden und an schöne,lustige Dinge denken würden, die du mit ihm erlebt hast. Wer möchte, kann auch gerne vorbeikommen - ihr seid alle willkommen".

Es ist keiner gekommen.
Könnt Ihr mir erklären, warum ? Was mache ich falsch ? Ich wäre so gerne heute nicht allein gewesen ...diese mail hat mich viel Überwindung gekostet. Bitte, bin wirklich dankbar, wenn Ihr mir antwortet. Bo

15.04.2003, 21:32
Hallo Bo,
es tut mir so leid für Dich.
Aber bitte, mach Dir keine Vorwürfe. Du machst nichts falsch.
Sieh mal, all die anderen Beiträge im Forum von Betroffenen, Angehörigen oder Hinterbliebenen, sie (wir) machen die gleichen Erfahrungen. Hast Du sie mal gelesen?
Es wird für viele Menschen ein unangenehmes Thema bleiben und sie wollen sich nicht auseinandersetzen mit Krebs, Leiden und dem Tod.
Es geht bestimmt nicht gegen Dich persönlich, sie denken einfach nicht darüber nach, wie es Dir geht und daß Du "immer noch" traurig bist. Sie können und wollen damit nicht umgehen, weil sie selber so eine Situation noch nicht erlebt haben. Eigentlich "laufen sie weg" vor etwas, daß jeden treffen kann.

Was tun wir denn, wenn wirklich mal jemand uns besuchen kommt?
Ich selbst erwische mich immer wieder, auch wenn ich mir vornehme, nicht von Heinz zu sprechen, daß ich es doch tue. Es braucht nur ein kleines Stichwort, das mich erinnern läßt und schon bin ich mitten drin. Ich nehme mir vor, nicht zu weinen und doch passiert es.
Meine Erfahrung ist, daß dies nur wenige aushalten. Aber diese wenigen sind mir wichtig geworden. Mit allen anderen habe ich eh' keine große Lust mehr, von mir aus einen Kontakt zu knüpfen.
Liebe Bo, ich weiß, das wird Dir nur wenig helfen, Du fühlst Dich einsam und von allen verlassen.
Trotzdem schicke ich Dir ein Lächeln und hoffe, daß es sich ein ganz kleines bißchen und wenn auch nur für einen kurzen Moment, in Dein Gesicht hineinzaubert.

Ich umarme Dich
Mucki

http://www.clicksmilie.de/sammlung/natur/nature-smiley-010.gif

15.04.2003, 22:33
Liebe Bo,

ich nehme Dich ganz fest in den Arm und drücke Dich.Ich wäre heute gerne bei Dir gewesen.
Du hast nichts falsch gemacht- aber Trauer können nur Wenige aushalten- leider.

liebe Grüße

Dagmar

15.04.2003, 22:38
Liebe Bo,

du bist nicht alleine, wir sind bei dir und weißt du was, jetzt schenk ich mir einen whisky ein und trink auf euch beide - auf eure Liebe und Herberts Geburtstag - und jetzt lächle, lächle für uns - wir sind in Gedanken bei dir!

Viele liebe Grüße!

15.04.2003, 22:55
Liebe Bo,

seit 24.02.03 ist mein Vater nicht mehr da. Und es hat ungefähr drei Wochen gedauert, bis deutlich wurde, daß ich mit meiner traurigen Miene fast allen Kollegen, Bekannten, Freunden und Verwandten schlichtweg auf die Nerven gehe. Sehr betroffen war ich zunächst auch, weil nur sieben meiner Kollegen (35 Leute) mir ihr Beileid ausdrückten.

Natürlich bleibt meine traurige Miene, obwohl ich gemerkt habe, daß sie keiner sehen will. Aber ich bin den Leuten nicht böse. Sie leben ihr Leben und der ein oder andere wird einmal ähnliche Trauer empfinden. Das ist mir keine Genugtuung, auch wenn das jetzt so klingt. Ich denke nur manches Mal darüber nach, daß ich anderen vielleicht auch nicht den Beistand geleistet habe, über den sie sich gefreut hätten - nur weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Der eigene Verlust ist eben der größte für jeden. Ich versuche das so zu sehen. Meine Liebe zu meinem Vater kann ich sowieso keinem erklären, der eine solche Liebe nicht kennt. Und ich kann meine maßlose Trauer auch keinem erklären, der eine solche Liebe noch kennt aber Angst hat, sie zu verlieren.

Ich werde versuchen, die Liebe zu ihm als meinen Schatz anzusehen, den ich hüten werde. Den keiner anfassen soll. Und wenn es doch mal einer will, dann wird er es schon zeigen.

Man darf einfach nichts von den Menschen erwarten. Und man muß sich immer fragen, wie man in ähnlichen Situationen gehandelt hat. Als der Onkel gestorben ist, den man Jahre nicht mehr gesehen hat. Hätte die hinterbliebene Tante sich nicht gefreut, wenn man mehr als nur eine Karte geschrieben hätte?

Liebe Grüße

Gudrun

15.04.2003, 23:44
Liebe Bo, ich schaue hier immer mal wieder rein seit mein Vater im August 2002 gestorben ist. Soeben habe ich Deine Zeilen gelesen - fassungslos, traurig. Lass Dich ganz lieb umarmen, aber Dir auch sagen wie bekannt mir diese Reaktion vorkommt. Ich hatte weniger darunter zu leiden, meine Freunde haben sich alle ganz prima verhalten - aber unsere Verwandtschaft, es war geradezu haarsträubend und darunter hat meine Mutter natürlich ganz besonders gelitten. Sie hat immerhin vier Geschwister, mit zweien hatten sie und mein Vater regen Kontakt - bis er krank wurde. Dann kam nichts mehr, einfach nichts mehr. Ganz zu schweigen von einer Reaktion nach seinem Tod. Ein vorgedrucktes Kärtchen - mehr war nicht drin. Kein Besuch, nicht einmal ein Anruf. Es tröstet Dich wohl kaum, liebe Bo, aber die Menschen sind so. So lange sie selbst nicht mit Krankheit und Tod in Berührung gekommen sind, meiden sie diese Themen, so gut es geht und auch auf die Gefahr hin, sehr, sehr zu verletzen. Natürlich sind nicht ALLE Menschen so, aber viele. Vielleicht war ich auch so - früher, wer weiss, aber ich glaube es eigentlich nicht. Weißt Du was, ich trinke normalerweise keinen Whiskey, aber einen ganz kleinen werde ich mir jetzt eingießen und auf Dich und Herbert trinken. Ich habe sogar noch ein winziges Schlückchen gefunden - also auf Dich und Herbert! Alles Gute für Dich! Bettina

16.04.2003, 06:32
Liebe Bo,

nachträglich einen Schluck auf Dich und Herbert und Euere Liebe.

Du hast den Mut gefunden, die Leute auf einen für Dich wichtigen Tag hinzuweisen. Doch leider hatten sie nicht den Mut ihn mit Dir zu teilen. Das tut verdammt noch mal sehr weh.

Bist Du imstande ihnen zu mailen & simsen, zu sagen, dass Dich ihr Verhalten getroffen hat? Und Du traurig und zornig bist, dass sie Dich so im Regen haben stehen lassen?

Und zu fragen, wovor SIE Angst haben und warum?

Du wirst dadurch 2 Erfahrungen machen, dass sich Manche ganz von Dir zurückziehen, da Du sie auf eine Schwäche hingewiesen hast. Und dass sich Manche bei Dir melden werden, um Dir zu sagen, dass sie nicht wissen, WIE sie mit Dir und der Situation umgehen können. Dass sie Deinen Schmerz sehen, ihn auch irgendwo verstehen, aber nicht wissen wie sie Dir begegnen sollen und ihnen die Erfahrung fehlt, aus Angst, dass sie nichts falsches tun oder sagen. Dann sag es DU ihnen, was Du Dir wünschst.

liebe Grüße,
Jutta

16.04.2003, 12:55
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank --- es tut gut zu wissen, daß es Euch gibt, irgendwo ... ich lächle für Euch und mit Euch
(auch über meinen Brummschädel heute morgen,,,, vertrag einfach kein Whisky....jedenfalls nicht in den Mengen).

Ich werde mich fürs erste bei den Freunden nicht mehr so melden ... habe ich daraus gelernt. Scheinbar brauch ich selbst noch Zeit bis ich wieder fähig bin, auf andere zuzugehen, ohne ihnen weh zu tun.

Ich würde Euch auch gern ein Bild schicken,,, von einer Sonnenblume (meine und Herberts Lieblingsblumen), aber ich weiß nicht wie das geht.

Stellt sie Euch einfach vor .

Eure Bo

16.04.2003, 14:31
Liebe Bo,

auch mein Kopf ist ein bisschen brummig heute - hab ja mit euch gefeiert und Whisky mag ich überhaupt nicht - war aber das Lieblingsgetränk meines Mannes!!
Es ist schön, dass es dir heute besser geht und ich seh die Sonnenblume . .
Nimm dir alle Zeit der Welt für dich . . und du weißt ja, dein Herbert ist bei dir!!
Liebe Grüße!

16.04.2003, 20:30
Hallo liebe Bo,

rede Dir nicht ein, Du tätest anderen weh. SIE sind es, die auf DICH Rücksicht nehmen sollten und wenn sie es nicht tun, lass sie sausen,- dann sind es keine Freunde. Es gibt Menschen auf dieser Welt, die Dich gut verstehen,- versuch es mit denen und Du probierst es hier ja schon.
Mein Mann hat jetzt am kommenden Dienstag Geburtstag und auch mir graut schon davor,- aber ich erwarte nicht, dass sich jemand meldet. Ich weiss, ich werde alleine sein.
Ich fühle mit Dir, es tut einfach schrecklich weh OHNE IHN zu sein,- ich weiss,- mir auch,
Nadine

17.04.2003, 00:00
Und Du bist doch nicht ganz allein... liebe Nadine!

Ich werde an Dich - an Euch denken!

17.04.2003, 08:05
Liebe Nadine,

du bist nicht allein, wenn wir uns auch nicht persönlich kennen, wir sind bei dir und denken an dich!
. .und wer im Herzen seiner Lieben lebt, ist nicht tot, er ist nur ferne.
Liebe Grüße und einen wunderschönen Dienstag, denk an all das Schöne, EURE Zeit und die Wärme in deinem Herzen in deinem Kopf wirst du spüren - dein Mann ist bei dir.

17.04.2003, 09:41
...Du bist eine GANZ LIEBE,- ich weiss, dass Du in Gedanken bei mir bist!
Nadine

17.04.2003, 09:44
Liebe Burgi,
danke Dir für Deine lieben Grüße. Ich fürchte, "wunderschön" wird der Dienstag nicht werden. "Hautnah" wäre mir mein Mann lieber als nur in Erinnerung!
Nadine

17.04.2003, 10:04
Liebe Nadine!

Weißt du, bei uns sind es am 2. Mai sechs Jahre und ich hab mir fest vorgenommen gerade Geburtstage und unsere Tage so schön wie möglich zu machen.
Natürlich ist die Trauer immer dabei, ich denke aber gerade die Trauer ist es, die uns genau wie die Liebe immer verbinden wird und durch die tiefe Trauer, den tiefen Schmerz bin ich offener geworden - für soviele Dinge im Leben.
Liebe Nadine, ich wollte dir mit "wunderschön" nicht wehtun, mir liegt sehr viel daran, dass du das weißt und vielleicht verstehen kannst, wie ich`s meine!
Liebe Grüße

17.04.2003, 12:27
Liebe Burgi,

ja, ich weiss, dass Du mir mit dem "wunderschön" nicht weh tun wolltest.Ich verstehe, wie Du es gemeint hast. Es ist halt nur gerade ein Jahr her und seit dem Tod meines Mannes ist NICHTS mehr schön, schon garnicht wunderschön...
Aber ich werde "mit IHM" natürlich seinen Geburtstag begehen, schon indem ich ihm viele Blumen ans Grab bringe und auch im Haus aufstelle (und auch seine Geburtstagskerze!!).
Wie hast Du diese sechs Jahre überstanden? Für mich wurde es eigentlich in diesen letzten Monaten eigentlich eher schlimmer als besser.
Nadine

17.04.2003, 14:12
Liebe Nadine,

es ist gut, dass du verstehst wie ichs gemeint habe!
Weißt du Nadine, ich wollte damals nicht mehr weiterleben, das einzige wovon ich träumte war bei ihm zu sein - es hatte nichts mehr Sinn - ich sah keinen Sinn.
Sprüche wie die Zeilt heilt alle Wunden und so konnte ich nicht vertragen, hab mit sehr vielen den Kontakt abgebrochen, mir konnte ohnehin keiner helfen.
Meine Wut, meinen Zorn über diese Ungerechtigkeit kann ich nicht in Worten widergeben - ich war einfach da - ich lebte nicht mehr.
Dieser Schmerz war Tag und Nacht bei mir!
Ich denke jeder Mensch lebt seine Trauer anders und irgendwann ist bei mir allein beim Gedanken an IHN an meinen Schatz soviel Wärme in mein Herz gekommen und irgendwann war der Frust meiner Seele kleiner, irgendwann begann ich die Blumen wieder sehen zu können, den Frühling wieder riechen zu können und neu beginnen zu leben.
Es wird nie mehr wie früher,
ich werde nie mehr mit ihm Hand in Hand spazieren gehen können
ich werde viele Dinge nie mehr mit ihm tun können
aber ich weiß
ich bin mit ihm Hand in Hand spazieren gegangen
ich habe mit ihm so viele schöne Dinge erlebt
und ich weiß heute - dieses Glück hab ich erleben dürfen!
Er war und wird es immer bleiben - mein Geschenk des Lebens an mich.
Die Trauer wird bei mir sein, solange ich atme und sie gehört zu mir, doch ich weiß auch, ER wollte mich immer lächeln sehn, er wollte mich glücklich sehn und ich fühle so oft, er ist bei mir und freut sich mit mir über jedes Lächeln!

Liebe Nadine, ich wünsche dir Zuversicht, viel Liebe und Wärme für deine Seele und lass dir die Zeit, die du brauchst!

17.04.2003, 18:23
Liebe Burgi,
dank Dir für Deine tröstenden Worte. Das was Du in Deinen Anfangszeilen beschreibst, fühle ich auch. Auch ich weiss schon lange nicht mehr weiter, quäle mich aber immer noch ein Stück.....
Aber das NIE MEHR ist schrecklich und die Erinnerung an meinen geliebten Mann, der auch so gerne leben wollte, schnürt mir die Luft ab. Warum hat man ihn und nicht mich "geholt"?!Auch er war ein Geschenk für mich, aber man hat ihn mir zu früh "genommen".Ich denke jede Minute des Tages und der Nacht in meinen wachen Stunden an ihn,- ja selbst in meinen Träumen.Aber er ist nicht hier und das ist der Punkt!!Er sieht den Frühling nicht mehr, und wie freute er sich über die ersten Blumen und wärmenden Sonnenstrahlen. Ich habe die dunklen Tage "besser" ertragen als den erwachenden Frühling.
Ich freue mich für Dich, dass Du das Leben wieder aushälst und Dich Deine Erinnerung nicht verzweifeln läßt, sondern Dir Wärme schenkt.Wir Menschen sind unterschiedlich.

Dir, alles Gute, Du hast wohl die schlimmste Zeit überwunden ohne daran zu Grunde zu gehen.
Ich wünsche Dir alles Glück, das Du Dir wünschst für Deine kommenden Jahre,
Nadine

18.04.2003, 07:28
Liebe Nadine,

ich verstehe dich, ich verstehe dich so gut . . .
Auch bei uns war es so, dass mein Mann derjenige war, der vor Lebensfreude nur so strahlte, der so gerne lebte,
auch bei uns war es so, dass ich mir sagte, er würde viel lieber leben als ich . .
auch ich dachte, zugrunde zu gehen . .
und manchmal weine ich um ihn!
Weißt du, als damals Familie, Nachbarn und Kollegen sagten;
Du musst vergessen, du musst dich ablenken, in Urlaub fahren
Du musst Abstand gewinnen - als hätte das irgendeinen Sinn
Ja, ich weiß man bewundert eine Frau, die Haltung bewahrt,
sich beherrscht
oder gar lächelt
So ist es für die anderen auch am einfachsten
doch mit der Beerdigung ist nichts überstanden
Sie wird schon darüber hinwegkommen - das ist nicht böse
gemeint nur schrecklich ahnungslos
Aber es bedeutet, dass du allein bist . .
Du sagst, du willst hier an der Stelle bleiben,
an der er dich verlassen hat,
an der dunklen Grenze, vor der du seitdem stehst,
weil du dort und nirgends sonst die Kraft findest zum Weiterleben.
Lass es dir nicht ausreden!

Und ich denke, die Trauer ist ein Gang hinüber und herüber,
Hinüber, dorthin wohin ER ging.
Und zurück, dorthin, wo man mit ihm war
all die Zeit des gemeinsamen Lebens.
Und dieses Hin- und Hergehen ist wichtig,
denn es ist etwas abgerissen.
Die Erinnnerung fügt es wieder zusammen, immer wieder.
Da ist etwas verlorengegangen -
die Erinnnerung sucht es und findet es.
Da ist etwas von einem selbst weggegangen,
man braucht es, man geht ihm nach.
Man muss es wiedergewinnen, wenn man leben will.

Du kannst dir hier immer alles von der Seele schreiben, weinen, schreien und du wirst hier immer verstanden und aufgefangen werden.

Ich wünsch Dir alles Gute und viel Liebe!

18.04.2003, 10:18
Liebe Burgi,

es ist unglaublich wie sehr Deine Gedanken den Meinen ähneln. Und es ist sehr großherzig und gütig von Dir, mir solche Worte zu widmen,- gütig deshalb, da Du, wie ich auf der anderen Seite gelesen habe, selbst soviel Kummer und Schmerz ertragen mußtest und es noch mußt.
Du hast recht, ich möchte nicht aus meinen vier Wänden, denn hier ist ER und selbst ein Gang um notwendige Dinge zu erledigen, wird zur "Qual".
Auch ich bin nach außen stark und unnahbar, aber flüchte sehr schnell immer wieder in meine selbstgewählte Einsamkeit, da in dieser Situation die Fassade nur allzuschnell bricht....und man mit Mühe das Weinen unterdrückt (zumindest in der Öffentlichkeit).Das Zuhause ist die Gemeinsamkeit und die Geborgenheit. Aber OHNE IHN zu leben ist nicht zu ertragen und die Erinnerungen verstärken nur den Wunsch bei ihm zu sein.
Ich weiss nicht, wie alt Du bist, aber in meinem Alter ist mit unserem gemeinsamen Leben auch mein Leben gestorben.Es hört sich sehr nach Selbstmitleid an, ich weiss, aber das stimmt nur zum Teil,- ich denke ständig an Dinge, die ER so liebte und nicht mehr tun kann. ER wollte so alt werden und hatte noch soviele Pläne. Aber das kennst Du alles selbst.

Ich mag es nicht jemandem KRAFT zu wünschen, da ich selbst weiss, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt keine Kraft mehr hat und auch dies zum "Schlagwort" geworden ist.
Also wünsche ich Dir den Mut weiter zu machen, den Du bisher schon bewiesen hast, und die Stärke, Dich auch gehen zu lassen und zu weinen und klagen, wenn Dir danach ist.
Ich danke Dir für Deine Worte, sie haben mir heute früh geholfen....
Liebe Grüße
Nadine

18.04.2003, 11:26
Liebe Nadine,

danke für deine lieben Worte, ja Nadine ich fühle so mit dir . .
Hab damals begonnen ein Tagebuch zu schreiben, besser ein Buch an und mit ihm zu schreiben und das war das einzige, was Sinn machte - alles andere war unwichtig für mich.
Nein, Nadine sprich nicht von Selbstmitleid - es ist Liebe, einfach bedingungslose Liebe.
Ich war damals 40 Jahre und ER ging mit 31 Jahren - ja er hatte auch soviele Träume, Pläne - ich hab da viel weniger gehabt aber das verstehst du sicher am allerbesten (darf ich dich fragen, wie alt du bist?)

Für dich Nadine:

Du stehst wirklich in einem Raum
zwischen dem Leben und dem Tod

Du hast den verloren, den du geliebt hast.
Du hast verloren was dir wichtig war
und was dich glücklich gemacht hat
Und vor allem du hast auch dich verloren

Du wohnst in einer Art "Trauerhaus"
eingeschlossen in die Wände des Leides
Kein Dach schützt dich
Du stehst in einem menschenleeren Raum
in dem du nicht leben kannst
und den zu verlassen auch keinen Sinn ergibt

Denn dieser Raum ist das einzige,
das jetzt wahr ist.
Weglaufen nützt nichts.
Ob sich irgendwann eine Tür auftun wird,
weiß niemand, auch ich nicht.

Aber hier bist du immer zu Hause und viele Menschen werden dich hier besuchen - wenn wir dürfen - im Haus deiner Schmerzen.

Alles Liebe Nadine!

18.04.2003, 15:03
Liebe Burgi,

ja, ich spüre, dass Du fühlst, was ich meine und mich bewegt.Auch unser "Freundeskreis" lebt sein Leben in duchgestyltem Ambiente und MAN geht essen, wo es gerade IN ist. Das lag mir nie sehr, aber wir haben das "Spiel" zum Teil mitgespielt. Nun kann ich es definitiv NICHT mehr ertragen, denn diese Banalitäten sind absolut unwichtig geworden. Und dennoch verstehe ich unsere Freunde, SIE haben nicht DEN Verlust erlitten, und sie leben ihr Leben noch mehr auf der "Überholspur" seit mein Mann nicht mehr da ist, weil sie zumindest begriffen haben, dass das Leben endlich ist. Aber es mangelt an Verständnis und Sensibilität und "ein Trauerkloß", wie ich es geworden bin, ist natürlich kein amüsanter Unterhalter.Ich habe fast alle Kontakte abgebrochen,- es bleiben einige (sehr wenige) Menschen mit denen ich mal telefoniere oder maile (der persönliche Kontakt ist mir schon meist zuviel). Hier im KK habe ich eine liebe neue Freundin gefunden, die mich seit Monaten immer wieder aufbaut,und die Arme hat häufig ihre Last mit meiner Jammerei,- aber sie erträgt sie geduldig und liebevoll. Das war eine schöne und ganz ungewohnte Erfahrung!
Ja, ich habe mit meinem Mann ALLES verloren, was das Leben für mich lebenswert gemacht hat. Er war(ist) die Liebe meines Lebens. Und ich habe auch mich verloren (auch das hast Du richtig erkannt), ich erkenne mich selbst nicht mehr, weder äußerlich noch innerlich.Aber ich könnte mir vorstellen, dass das "Weglaufen" (wie Du es nennst) zumindest die Gedanken "still legt" und einem den ersehnten unendlich Frieden bringt...und wer weiss,- vielleicht sogar das Wiederfinden meines "Gegenstücks".
Um Deine Frage zu beantworten, ich bin 52 J. und fühle mich wie mindestens 80J. und lebe auch so, bzw leben ist es nicht mehr, sondern allenfalls funktionieren, falls erforderlich und ansonsten vegitieren.Ich bin müde und ausgelaugt vor Erschöpfung, Schmerz und Trauer!
Es ist schrecklich in noch jüngeren Jahren seinen Mann zu verlieren, und ein Mann mit 31 J. rechnet wirklich nicht damit schon alles zu verlieren, was ihm das Leben bedeutet hat. Es tut mir auch für DIICH unendlich leid, denn selbst sechs Jahre sind keine Zeit,- das Leben hätte Euch noch soviel geben müssen.Und nun hast Du auch noch den Schmerz mit Deiner Mutter durchzuleben....Ich weiss, bei Eltern rechnet man irgendwann damit, dass sie altersgemäß "gehen" müssen, aber dennoch tut es weh und wenn es auf so schreckliche Weise geschieht, wie hier bei all diesen Krebsfällen, steht man hilflos daneben...Ich kann Dir keine Hoffnung geben, Du hast selbst zuviel mitgemacht um es nicht besser zu wissen,- aber bisher hast Du alles "überstanden", und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du es schaffst, Deine Mutter noch so zu begleiten, dass Du hinterher Deine eigene Ruhe diesbezgl findest. Ich selbst habe auch ein etwas "gespaltenes" Verhältnis zu meiner Mutter und kann Dich auch disbezgl gut verstehen, aber in dieser Situation muß das hintenan stehen, sonst würdest Du später nicht in Frieden leben können. Menschen können nicht aus ihrer Haut (ich weiss, wovon ich schreibe..)
Mein Mann war 60 J. und gerade nach sehr anstrengendem Berufsleben in seinen Ruhestand gegangen. Ich weiss, für die meisten Schreiberinnen hier (die doch viel jünger sind) ist dieses Alter ein Alter, in dem man sein Leben gelebt hat. Das war bei uns nicht so,- JETZT hätte mein Mann endlich mal Zeit und Muße gehabt auch ein wenig zur Ruhe zu kommen und all die Dinge intensiv zu betreiben, zu denen meist die Zeit gefehlt hat,und in meinen Augen war er wie ein Junge, der sich auf sein neues "Spielzeug" freute, das man ihm dann auf so schrecklich qualvolle Weise genommen hat.Er war so liebevoll und liebenswert....
Ich habe mich über Deine mails gefreut, und sie haben mir heute ein Stück Einsamkeit erleichtert. Mein Mann starb letztes Jahr kurz vor Ostern und da war ich nicht "bei mir", dieses Jahr "erlebe" ich Ostern bewußt und das tut weh (mein Mann freute sich immer wie ein Kind auf sein dickes Osternest..)Alles, was uns im Leben etwas bedeutet hat ist fort.

Liebe Grüße an Dich und nicht allzuviel Kummer und Sorgen in den nächsten Tagen....
Nadine

25.04.2003, 14:33
Hallo alle zusammen,

dieses "Achterbahn-fahren der Gefühle" macht mich noch fix und fertig ....
Immer wenn ich glaube oder hoffe "so - jetzt gehts einigermaßen" -- dann falle ich abends in ein absolut tiefes Loch und ich habe manchmal das Gefühl es wird immer tiefer.

Nach außen habe ich mich komplett im Griff, dafür wird es, wenn ich abends alleine bin, immer schlimmer und besonders auch beim Autofahren nach Hause nach der Arbeit ... mir laufen dann plötzlich die Tränen nur so runter . Geht Euch das auch so ???? Hört das denn nie auf ? Klar, jeder trauert anders, aber ich versuche mir halt auch immer zu sagen, daß Herbert mich nicht so traurig sehen wollte - er möchte bestimmt lieber, wenn ich lache und stark bin ... ich sag mir das immer und immer wieder - aber dann, irgendeine Kleinigkeit, zum Beispiel eine kaputte Glühbirne zu Hause (hätte er sonst gewechselt), oder ich finde irgendwas, was ihm gehört oder rieche etwas .... und das Loch ist da.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.... Bo

28.04.2003, 23:09
Hallo Bo,
mir geht es genauso! Immer wenn irgendwas im Haus nicht mehr funktioniert, oder neulich, als ich meien Sohn auf dem Fahrradsitz hatte und den Berg nicht mehr hochkam, da war ich so außer Puste, und hab heulen müssen(nicht, weil es so anstrengend war), sondern weil es so weh tat, daß er ihn nicht mehr bei sich hinten rauf nehmen konnte. Dann kommt es immer dazu, daß mir bewußt wird, daß wir NIE MEHR gemeinsam eine Radtour unternehmen können.
Ich glaube bei dir ist alles auch besonders intensiv, weil du deinen Schatz ja so plötzlich verloren hast. Bei uns waren 2 Jahre seit der Diagnose. Es war teilweise eine schlimme Zeit, aber wir haben uns vielleicht unbewußt auch schon damit auseinandersetzen können, daß er eines Tages von mir gehen muß.
Dein Herbert will dich sicher am liebsten wieder glücklich sehen, aber er versteht es bestimmt auch, daß du wegen ihm weinst und es dir ohne ihn nicht so schnell wieder gut gehen kann.
Wünsche dir, daß deine Aufs immer häufiger kommen, und die Abs dir dabei helfen, deinem Kummer freien Lauf zu lassen und deinen Schmerz auszuspülen.

Liebe Grüße, Jenny

06.05.2003, 07:18
Hallo zusammen,

jetzt möchte ich mich auch einfach nur mal melden um zu sagen, daß es mir zur Zeit recht gut geht ....

Ich habe die Kraft gefunden, mich von meinen "damaligen" Freunden und Bekannten ein wenig zu lösen - es nicht so wichtig zu nehmen, daß diese sich nicht bei mir melden. Und es hat geklappt.
Ich nehme mir jeden Tag nach der Arbeit irgendetwas schönes vor - und meist klappt es auch. Entweder habe ich einen langen Spaziergang mit dem Hund gemacht, bin Rad gefahren, habe die Schafe geschoren, den Kanichen ein neues Heim gebaut (sieht etwas komisch aus... geb ich zu ...) und so weiter.

Zwischendurch kommt immer wieder ein Loch, immmer wieder die Einsamkeit - aber ich merker, daß es danach auch wieder aufwärts geht. Es kommt mir vor, als hätte ich ein Stück Lebensmut wiedergefunden und ich hoffe, daß es ein wenig anhält.

Wollte Euch das nur schreiben und nicht immer nur "jammern" und vielleicht auch dem ein oder anderen Mut und Hoffnung geben ...

Mir hat irgendwie wohl im Kopf geholfen, daß ich die
"Anderen" um mich rum und ihre zum Teil doch recht negativen Reaktionen nicht mehr so wichtig genommen habe und nicht mehr so nah an mich rangelassen habe.

Liebe Grüße an Euch alle - auch von meinem vielen
"Viechern"... Bo

06.05.2003, 15:15
Liebe Bo,
auch ich war mit meinem Siggi 12 Jahre zusammen. Jetzt bin ich allein und einsam. Wir haben 2 Kinder, Florian ist vorgestern 9 geworden und seine heiß geliebt kleine Tochter Pauline ist 2 geworden. Vor 3 Wochen ist er gestorben. Es ist so ungerecht. Von der Diagnose Lungenkrebs bis zu seinem Tod waren es nur 10 Wochen !!! Er war noch viel zu jung. Das geht doch gar nicht.
Meine Gedanken und Gefühle fahren Achterbahn. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Mal geht es ganz gut, dann falle ich wieder in ein Loch. Mal drehen sich meine Gedanken um die Kinder, die nun ohne ihren lieben Papa sind. Mal denke ich, was er wohl gedacht und gefühlt hat, als er gestorben ist, ob er Angst hatte, ob es ihm jetzt gut geht, ob er uns auch so vermisst usw. Es ist alles so verworren und ich kann meine Gedanken schlecht in Worte fassen, weil sie immer wieder wechseln. Es tut gut, eure Berichte zu lesen.
Ich habe auch oft Schuldgefühle. Vielleicht hätte ich ihm besser helfen können. Wusste er wie sehr ich ihn liebe? Wir hätten mehr reden müssen!
Im Moment beschäftigt mich das Thema "Das Leben danach"? Gibt es das? Und wenn ja, wo sind die ganzen Seelen der Toten. Kann er uns sehen? usw. Normalerweise habe ich nie an ein Leben nach dem Tod geglaubt. Aber ich musste mich auch nie wirklich mit dem Thema auseinandersetzen. Jetzt möchte ich an irgendetwas glauben.

Liebe Grüße, Eure Wonni

07.05.2003, 08:56
Liebe Wonni,

tut mir so leid für dich, dass du deinen Partner verloren hast.
Noch dazu mir so kleinen Kindern, hast es wirklich nicht leicht.
Nach 3 Wochen ist alles noch so frisch; ganz natürlich, dass du keine klaren Gedanken fassen kannst. Gib dir Zeit!

Nur Schuldgefühle sollst du keine haben. Wir alle haben uns im Nachhinein gefragt, ob wir nicht das oder jenes besser machen hätten können. Aber ich bin sicher, du hast dich bemüht so gut du konnest. Und das hat dein Siggi auch gewusst - sicher auch wie sehr du ihn liebst.

Aber das, und auch was sonst noch unausgesprochen blieb, kannst du ihm doch auch jetzt noch sagen.
Wenn du in diesen Threads ein wenig zurückblätterst findest du einige gute links. Mir hat das Lesen darin sehr geholfen - vieles wurde mir verständlicher.

Es wird sicher auch bei dir der Tag kommen, wo du spürst, dass er bei dir ist! Das kann z.B.ein plötzliches Wärmegefühl oder ein intensives Glücksgefühl sein, oder etwas anderes, das dich plötzlich ganz intensiv an ihn denken lässt...

Alles Liebe und viel Kraft für diese schwere Zeit
Afra

07.05.2003, 15:46
Liebe Afra,
vielen Dank für deine Worte. Es tut so gut, zu wissen, dass Menschen da sind, die einen verstehen und dadurch Mut machen.

Sicher habe ich auch Freunde, die für mich da sind. Aber verstehen können sie mich nicht, wie auch? Sie denken, es ist alles soweit gut, nur weil ich mein Leben weiter lebe, weiter leben muss, schon allein wegen der Kinder. Aber wie es wirklich in mir aussieht, davon haben sie keine Ahnung. Sie sehen nur das Äußere. Sie sind da für mich, aber nur, wenn es ihnen passt. Das verstehe ich auch, sie haben ja ihr eigenes Leben. Ach, was schreibe ich nur für Quatsch!

Ja, ich hoffe auch, dass ich irgendwann glauben kann, dass mein Siggi noch irgendwo da ist. Ich möchte es so gerne glauben, aber irgend etwas sträubt sich in mir.

Liebe Grüße, Wonni

01.06.2003, 18:25
Hallo alle zusammen,

habe mir jetzt, sieben Monate nach Herberts Tod, eine einwöchtige Auszeit genommen. Ich konnte einfach nicht mehr. Zuerst dachte ich immer, die Arbeit würde mir gut tun und bin direkt am zweiten Tag "danach" wieder arbeiten gegangen, aber irgendwann war ich wohl einfach am Ende meiner Kräfte.
Diese eine Woche jetzt hat mir gut getan. Raus aus dem Trott und Ruhe finden. Irgenwie.

Ich habe viel gelesen und viel Musik gehört. Zeit mit meinen Tieren verbracht. Mich nicht von anderen und von meinen eigenen Zwängen (putzen, aufräumen usw.) einengen lassen sondern mich, ganz gegen meine sonstige Gewohnheit, mal treiben lassen. War schon schwer, so "nix" zu tun. Ich habe mir Zeit genommen, zu trauern. Zu heulen, wie ein Schloßhund, wenn mir danach war, und das war oft der Fall.

Seit gestern geht es mir jetzt ein wenig besser. Ich fühle mich "gefestigt" und harre der Dinge, die da dann jetzt als nächstes kommen werden.....

Liebe Grüße an Euch alle

Bo ,,, die gerade mit dem Kopf ein wenig aus dem tiefen Loch schaut .... und hofft ....

09.06.2003, 20:01
Liebe Bo,
es ist gut, daß Du Dir eine Auszeit genommen hast. Das muß einfach mal sein, auch um mit sich selbst ins Reine zu kommen und auch Zeit für die Trauer zu haben.
Ich kann es sehr gut nachfühlen.
An manchen Tagen geht es soooo gut und dann...
Nur eine Kleinigkeit, die einen erinnern läßt und schon ist das Tief wieder da.
Ich weiß manchmal auch nicht mehr ein noch aus.
Dann habe ich das Gefühl, weg laufen zu müssen, aber das geht ja nun mal nicht und es würde auch nicht helfen.
Wie Du, habe auch ich wieder angefangen, mich der Musik zu widmen. Es tröstet über vieles hinweg, doch nur für eine gewisse Zeit, denn auch da gibt es zu viele Erinnerungen.
Es gelingt mir noch nicht, mit einem Lächeln an all die schönen gemeinsamen Dinge zu denken, nein, es laufen die Tränen und eine große Sehnsucht nach ihm überkommt mich. In solchen Momenten könnte ich schreien...ach ich weiß auch nicht, wie ich das beschreiben soll. Du verstehst sicher, was ich meine.
Gerade, als ich schrieb, ging es mir wieder so. Es lief ein Lied im Radio (The Storm is over von R. Kelly) und ich sah uns beide hinter der Theke stehen. Ich sang den ganzen Text mit, er drehte lauter (für mich) und lächelte...
Aber ich kann doch nicht vor allem die Augen und Ohren verschließen und hoffe einfach, daß ich eines Tages nicht mehr weinen muß, sondern in Erinnerung lächeln kann.
Liebe Bo, laß uns die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages besser mit unserer Trauer umgehen zu können.
Ich umarme Dich
Mucki

Jutta
10.06.2003, 07:16
Liebe Mucki,

denke viel an Dich.
Schick Dir eine liebe Umarmung.

liebe Grüße,
Jutta

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10.06.2003, 15:00
Es ist zum Mäusemelken ... immer wenn ich denke, jetzt geht es ein wenig besser, dann ist das nächste Loch wohl umso größer.

Zuerst war letzte Woche mein Heißwasserboiler kaputt --- Reperatur .... Vermieter will nicht zahlen. Also hab ich bezahlt, um Ruhe zu haben (und natürlich warmes Wasser).

Am Mittwoch ist eine meiner Katzen nicht mehr nach Hause gekommen. Ich bin überall suchen gewesen, habe Zettel aufgehangen .. bisher leider nichts gehört. Furchtbar, nicht zu wissen, was passiert ist.

Am Sonntag schlug dann der Blitz in meinen Fernseher ein ... kaputt ...

Sind (bis auf die Katze) alles irgendwo Kleinigkeiten, aber gestern abend saß ich dann im Wohnzimmer - da ist meine Halskette gerissen . das letzte Geschenk von Herbert. Ich saß da und hab nur noch geheult. Ich war garnicht mehr ganz bei mir ...

Heute morgen hab ich mich zur Arbeit geschleppt. Meine ganze Motivation ist weg. Hier auf der Arbeit ist unter den Kolleginnen zur Zeit auch so viel Streß, Streit und Mobbing.

Ich bräuchte einfach mal jemanden, der mich in den Arm nimmt ...........Bo

10.06.2003, 20:57
Liebe Jutta,
danke, Du bist lieb!
Du hast es selbst nicht leicht und immer ein liebes Wort für andere.
Ich schicke Dir eine ganz liebe Umarmung zurück.

Liebe Grüße
Mucki

10.06.2003, 21:05
Liebe Bo,
ja, manchmal kommen ganz viele unangenehme Dinge auf einmal und reißen einen wieder runter, obwohl man sich gerade etwas aufgerappelt hat.
Nach jedem Regen folgt auch wieder Sonnenschein, pflegte meine Mutter immer zu sagen.
Irgendwie hat sie ja auch recht, aber wenn man in so einem Loch steckt, sieht man die Sonnenstrahlen einfach nicht.
Ich schicke Dir einen kleinen Strahl http://www.click-smilie.de/sammlung/natur/natur008.gif
Siehst Du ihn?
Und eine herzliche Umarmung dazu.
Liebe Grüße
Mucki

11.06.2003, 06:13
Liebe Mucki,

geht es nicht einfach darum, einem lieben Menschen immer mal wissen zu lassen, daß man an ihn denkt? Nur zu sagen, Du bist nicht aus meinem Gedächtnis entschwunden? Ich denke an Dich?

Ich kann Dir Deinen Schmerz und Deine Trauer nicht nehmen, sie nicht leichter machen. Nur an Dich denken, und hoffen, daß Dir die Sonne Deines Postings ab und an auch immer mal scheint.

ganz liebe Grüße,
Jutta

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11.06.2003, 06:59
Liebe Mucki,

Sonne ist angekommen .... vielen Dank dafür.
Ich werde versuchen, sie heute den ganzen Tag mitzunehmen.

Alles Liebe für Dich

Bo

12.06.2003, 18:42
Liebe Jutta,
ja, Du hast recht.
Es ist sehr schön, zu wissen, daß da Menschen sind, die aneinander denken.
Vielleicht bin ich auch nur so überrascht darüber, weil es eine ganz neue Erfahrung ist, die ich, seit dem ich den KK entdeckt habe, mache.
Und, weil jeder hier so sein kann, wie er will, den Gefühlen entsprechend.
Einfach zwanglos.
Ab und zu sehe ich die Sonne schon wieder und genieße sie auch.
Einen Augenblick später kann jedoch alles schon wieder ganz anders sein.
Als ich eben nach der Arbeit mit dem Auto nach Hause fuhr, sah ich auf einmal wieder die Bilder aus dem Krankenhaus vor mir.
Es gab keinen Anlaß.
Einfach so.
Das ist es, was ich meine.
Schon ist ganz plötzlich die Traurigkeit wieder da...
Ich kann es nicht abstellen.

Alles Liebe für dich, Jutta.
Bis bald mal wieder
Mucki

24.06.2003, 12:04
Hallo zusammen,

geht es Euch auch so, daß ihr anfangt, Dinge von Euren Lieben zu vergessen ???
Ich finde das ganz merkwürdig im Momement und bin sehr traurig darüber - Herbert ist jetzt 8 Monate tot und es fängt an, daß ich Bewegungen, Gerüche, teilweise auch sein Gesicht vergessen. Klar, ich habe Fotos, die hängen auch in der Wohung und im Büro, aber wenn ich an ihn denke, muß ich mich manchmal richtig anstrengen, das "lebende" Gesicht zu sehen, mit Mimik usw. und nicht das tote oder das Foto.

Ich vergesse ihn nicht,,,,, das meine ich nicht. Aber es verwirrt mich so sehr.

Liebe Grüße bo

24.06.2003, 14:10
Hallo Bo,
weißt du, es ist meiner Ansicht nach ganz normal so!

Meine Mutti ist vor nun fast 25 Jahren gestorben (ich war 15) und ich kann mich nur schlecht an ihr Gesicht und so weiter erinnern - außer von Bildern.
Aber woran ich mich bis heute ganz genau tief im Gefühl erinnere, ist ihre Liebe, die Geborgenheit die sie mir gab, wie es sich anfühlte, wenn sie mich in den Arm nahm oder wenn ich als kleines Kind auf ihrem Schoß saß - also mehr Gefühle als "Erinnerung".

Ich denke, dass es dir genauso gehen wird. Natürlich wirst du deinen Herbert nicht vergessen! Die Erinnerung geht nur in eine andere, mehr permanente Form über - ich hoffe du verstehst, was ich meine.

Astrid