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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie lange und Wie


17.01.2003, 15:53
Hallo an Alle,

ich befürchte, dass ich jetzt Fragen stelle, die mir (genau wie die Frage nach dem Warum) niemand beantworten kann. Trotzdem stelle ich sie mir wieder....

Mein Papa hat Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium (gesamte Bauchraum voller Metastasen) Es sollte jetzt eine Second-Line Therapie mit Irinotecan begonnen werden. Nach der ersten Gabe hat sich sein Zustand jedoch enorm verschlechtert, so dass er jetzt wieder im Krankenhaus ist. Er hat nur noch Durchfall und muss sich ständig übergeben, obwohl er nichts mehr essen kann. Die Ärzte versuchen, seinen Zustand zu stabilisieren. Er bekommt hohe Dosen Morphin und mehrere Tabletten, Tropfs etc. Der Arzt meinte, dass wir uns auf das Schlimmste gefasst machen sollen, dass es aber auch sein kann, dass mein Papa sich doch noch mal erholt, da seine anderen Organe alle befundfrei sind.

Ich weiß, dass es passieren wird, nur weiß ich nicht wann und wie viel Zeit uns noch bleibt. Darüber hinaus kann ich mir nicht vorstellen, wie es passiert. Was passiert denn mit ihm, wird er Schmerzen haben und alles bewusst erleben? Irgendwie ist alles so irreal. Ich mache mir große Sorgen vor allem um meine Mama und meine Oma.

Wahrscheinlich ist mein Beitrag ein einziges Durcheinander, nur weiß ich gar nicht, was ich denken soll.......

17.01.2003, 17:35
Hallo liebe(r?) Cas!
Doch, ich kann Dich total gut verstehen.Mein Papa hat an heilig Abend gesagt bekommen, daß er Metastasen an Leber und Lunge hat, nicht operiert werden kann, und sofort mit Cemo beginnen muß, und daß, obwohl ihm die Ärzte eigentlich gesagt haben er könne nun, nachdem ihm am 26.11.2001 ein Bein amputiert wurde, 100 Jahre werden, denn sie hätten alles erwischt.Sicherlich höre ich mich genauso konfus an, wie Du denkst, Dich anzuhören, aber in meinem Kof dreht sich irgendwie nur noch ein Gefühlskarusell.Es tut soooo unendlich weh, seinen geliebten Papa leiden zu sehen, ohne helfen zu können, und ich frage mich immer wieder, wie lange ich ihn noch drücken darf....
Auch die Sorgen um Deine Mama kann ich sehr gut verstehen, denn mir geht es da ähnlich.Ich weiß nicht, wie ich helfen kann!!!
Ich wünsche Dir und Deiner Mama alles erdenklich Gute, und vor allem ganz viel Kraft für die schlimme ungewisse Zeit...

17.01.2003, 19:26
Hey Ihr zwei..

Ich wünsche Euch viel Kraft und Mut, verliert trotz allem niemals die Hoffnung!
Es ist so schwierig, hilfos mitansehen zu müssen, nicht wirklich helfen zu können... ich denke auch dauernd darüber nach, wieso, warum....

Trotzdem.. nicht verzweifeln!!!
Liebe Grüsse
Angel


Nicht die Zeitspanne des Lebens ist entscheidend, ob Dein Leben sinnvoll ist, sondern das, womit diese Zeitspanne erfüllt ist..

17.01.2003, 21:39
Hallo Ihr Beiden,

vielen Dank für Eure Zeilen. Manchmal ist es so erschreckend, wenn man merkt, wie viele Menschen vom gleichen Schicksal betroffen sind.

Ich kann nur einfach nicht verstehen, warum plötzlich alles so schlecht ist. Vor gut drei Wochen ging es im noch gut. Und jetzt ist alles so schlimm. Er verliert enorm an Gewicht und hat viel Wasser im Bauch. Er kann nicht mehr aufstehen und das Atmen fällt ihm schwer. Am schlimmsten ist, dass ich ihn seit Weihnachten nicht mehr gesehen habe. Ich wohne ziemlich weit weg, was eigentlich kein Problem ist, aber er wollte bis jetzt nicht das ich komme und ihn so sehe. Ich habe das respektiert, nur geht es jetzt nicht mehr. Nun fahre ich morgen, und habe große Angst. Ich will nicht, dass er denkt, ich käme zum Abschied nehmen. Deswegen frage ich mich auch ständig nach dem wann. Spürt man das irgendwie? Spürt mein Papa das irgendwie? Ich hab so Angst, dass er leiden muss.

Ich weiß auch nicht, ob ich es schaffe, nicht zu weinen. Ich will doch nicht, dass er sich Sorgen um mich macht. Manchmal frage ich mich, ob ich das alles schaffe, aber dann denke ich an meine Eltern und meine Oma und weiß, dass ich stark sein muss. Ich frage mich, wie es weitergehen soll. Wenn ich arbeiten gehe oder esse oder mich über andere Ding unterhalte, dann bekomme ich oft ein schlechtes Gewissen und frage mich, ob das sein darf oder kann. Es kommt mir alles soweit weg vor und es ist doch ständig bei mir.

Auch ich wünsche Euch alles Gute und ganz viel Kraft

Alles was man vom Leben lernen kann, ist in drei Worte zu fassen: Es geht weiter (Friedrich von Schiller)

...ich frage mich in welche Richtung...

18.01.2003, 11:44
Hallo, liebe Cas!
Du sprichst mir total aus der Seele!bei meinem Papa war es ja sehr ähnlich, es ging ihm bis auf einen leichten Husten bis vor Weihnachten richtig dolle gut, und nun geht es ihm trotz oder wegen der Chemo richtig dolle mies.Auch ich quäle mich immer wieder mit der Frage, warum...Er hatte doch mit seiner Amputation genug seelischen Schmerz und jetzt auch noch so was.
Ich weiß nicht, ich frage mich auch oft, wie lange noch, und hoffe innigst, daß er keine schmerzen hat.Gestern hätte er eigentlich die 4 Chemo haben sollen, doch das ging nicht, weil die Blutwerte zu schlecht waren.
Konmischerweise schaffe ich es immer irgendwie, wenn ich bei ihm bin, nicht zu weinen, aber dann wenn er weg ist, dann kullern die Tränen nur so.Sicherlich wirst Du merken, wenn Du bei Deinen Eltern bist, dann schaffst Du es aufeinmal ganz stark zu sein, und wenn dann doch die Tränen kullern, lass sie raus, vielleicht tut zusammen weinen genausogut wie zusammen zu lachen...Auch ich frage mich oft, wie es weitergehen wird, und male mir tausende von Möglichkeiten aus, aber irgendwie kommt doch alles so, wie es soll und meistens ganz anders als man denkt...
Meine Oma hat in Ihrem Wohnzimmer immer einen tollen Spruch hängen gehabt, an den ich mittlerweile ganz fest glaube:
Immer wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, und habe keine Angst, Deinem Papa gegenüberzutreten, Du wirst merken, es ist ganz einfach, ihn in den Arm zu nehmen.Das können mein Papa und ich auch erst seit kurzem.
Also, von Herzen alles, alles Gute!!

Und Dir liebe Angel, vielen Dank, das auch Du an unserer Traurigkeit irgendwie teilnimmst, es tut einfach nur gut, sich seinen Kummer von der Seele zu schreiben, und man hat hier das Gefühl wie nirgends verstanden zu werden.Das macht Mut!

Liebe Grüße an Alle...

19.01.2003, 17:17
Liebe Cas,

ich möchte Dir keine Angst machen, aber ich denke Du solltest jetzt bald zu Deinem Papa fahren.
Er wird wissen, wann er gehen will und denke immer daran, Du bist sein Kind, er wird Dir gegenüber immer den Starken spielen, so war es bei meinem Papi auch.

Nimm Dir frei wenn Du kannst und fahre zu ihm.

Ich wünsche Euch alles alles Liebe und Gute.

Liebe Grüsse
JINNY

20.01.2003, 22:08
hey Ihr Lieben..

Manche Zeilen die ich hier lese, kommen mir vor als hätte ich sie geschrieben... es ist so tragisch, zu sehen, wieviele Menschen doch davon betroffen sind, und wieviele die mitleiden!

Cas, hast Deinen Vater besucht? Ich hoffe sehr, dass es Dir und ihm gut ergangen ist!!

@Andrea, bei mir ist ein Kollege davon betroffen, sicherlich ist es noch schwieriger, wenn es ein Familienmitglied ist, aber Deine Worte sprechen mir auch irgendwie aus dem Herzen...

Trotz allem, verlieren wir nicht die Hoffnung...
Alles Gute und liebe Grüsse
Angel

20.01.2003, 23:31
Es wird nur das geschehen, was langsfristig für alle Beteiligten das Beste ist.

An diesen Satz klammere ich mich momentan, wo ich noch nicht weiss, was nach der OP mit meiner Mutter sein wird.

Seid behütet und beschützt!
Shushu

21.01.2003, 09:54
Hallo, liebe Cas, und alle anderen!
Auch ich habe an Dich gedacht, und hoffe, Du warst bei Deinem Papa, und alles war gut.Auch ich bin am Samstag spontan zu meinem Papa gefahren, und er hat sich doch sehr gefreut, uns alle zu sehen, auch wenn er nie sagen würde:Kommt doch bitte mal vorbei, es würde mir guttun.Und ich denke, Dein Papa hat sich-auch wenn er es eigentlich vorher nicht wollte, daß Du kommst-bestimmt doch gefreut.

Allen anderen auch viele liebe Grüße und vor allem Dir Shushu viel, viel Glück für die OP Deiner Mama.

Ach und auch für Angel hab ich noch was: manchmal macht einem die Krankheit eines lieben Freundes oder Kollegen genauso betroffen, wie die eines Familienangehörigen, denn hilflos ist man ja leider so oder so...

21.01.2003, 22:01
Hallo an Alle

Es ist so ungerreicht .Auch mein Vater hat diesen verdammten Krebs.so lange ich zurück denken kann hat er nur gearbeitet .Nur für uns und jetzt .Was hat er denn ? .Krebs ja den hat er und davon genug.Das schlimme in meiner familie ist das wir nie über krankheiten in der Familie reden .Wir sind eben nicht Krank .Igal was ist Leiden und Stöhnen das tun die andern.Wir nicht.

Was tuh ich jetzt meinen Vater geht es immmer schlechter .Seine Chemo hat er abgebrochen.
man kann nichts tun.Aber reden kann man nicht.Möchte soviel sagen ,wer weiß wie lange ich ihn im Arm nehmen kann .Es tut ihm jedes mal weh
Sorry das ist ein tierisches durch einander aber es tat gut Steffi

22.01.2003, 14:45
Hey Steffi und alle anderen!
In jedem deiner Sätze steht ein bischen was von mir und meinem papa-irgendwie ist doch immer dasselbe-Mein Papa hat immer gearbeitet, kann mich nicht erinnern, das er jemals wegen einem schnupfen daheim war.Jetzt ist er seit letztem Jahr Rentner und verbringt sein Rentendasein bei Ärzten.Da hat man sein Leben lang geträumt, und dann ist auf einmal alles so anders..Da soll man nicht den Glauben verlieren...
Ich hoffe ganz fest, daß mein Papa seine Chemo nicht abbricht, denn solange er noch weitermacht, kämpft er ja noch gegen die Krankheit an, aber es tut mir so unendlich weh ihn mutlos und leidend zu sehen...
Es ist doch mein Papa, und Papas werden doch nicht krank, und sind immer so stark, oder?!
Steffi, halt ihn lieb solange Du noch kannst!Das mach ich auch.

22.01.2003, 15:04
Hallo an Alle,

vielen Dank für die lieben Worte und die Unterstützung.

Es ist passiert. Mein Papa ist am Samstagabend eingeschlafen. Ich war am Nachmittag bei ihm und er wollte eigentlich nur schlafen, weil er so müde war. Meine Mama war bis zum Schluss bei ihm. Ich hab das irgendwie nicht so richtig begriffen und denke immer, gleich kommt er und alles ist gut. In meinem Kopf ist nur ein Gedanke, er ist weg und wird nicht mehr kommen….. Morgen ist schon die Trauerfeier. Noch weiß ich nicht, wie das alles werden wird. Ich mach mir große Gedanken um meine Mama und vor allem um meine Oma.

Irgendwie ist alles so leer, ich vermisse ihn so…..

22.01.2003, 17:05
Liebe Cas, mir fehlen ganz einfach die Worte und ich weiß auch gar nicht was ich schreiben kann.So schnell...Ich wünsche Dir, Deiner Mama und Deiner Oma ganz, ganz viel Kraft für die schwere Zeit, die jetzt kommen mag.Sicherlich geht es Deinem Papa-jetzt wo er den für ihn schweren Schritt geschafft hat-besser.

Es tut mir unendlich leid für Dich.

Fühl Dich "unbekannterweise" ganz,ganz fest gedrückt!

22.01.2003, 19:32
Liebe Cas,

auch mein herzliches Beileid!!!!!
Da weiss man wirklich nicht was sagen, aber auf alle Fälle wünsche auch ich Dir ganz viel Kraft und alles Gute auf dem weiteren Weg...

Angel

23.01.2003, 09:15
Liebe Cas

mir fehlen die Worte .Mein herzliches Beileid.
Dir und deiner Mutter ganz viel Kraft.

30.01.2003, 14:30
Hi!
Meine Mama kämpft auch schon über zwei Jahre und jetzt geht es ihr auch richtig schlecht. Liegt im Krankenhaus muß jetzt auch noch Dialyse bekommen und die Ärzte können nichts mehr tun. Sie hat nur soviel Schmerzen und muß andauernd nur brechen und ich kann ihr nicht helfen. Ich bin erst 26 und kann mir nicht vorstellen den rest meines Lebens ohne meine Mutti zu Leben die ich doch überalles Liebe.
Ich weiß nicht wie es noch weiter gehen soll...
Liebe Grüße an Alle
Michele[email]rbeer@surfeu.de

31.01.2003, 15:14
Hallo,Michele, ich verstehe Dich gut, es tut so unendlich weh, daneben zu stehen und nicht helfen zu können, obwohl der geliebte Mensch so sehr leidet.Ich wünschte ich könnte meinen Papa immer ganz fest halten...
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, bestimmt tut es Deiner Mama gut zu wissen, daß sie nicht alleine ist, und Du Ihr so toll beistehst.Irgendwie muß es leider weitergehen...
Viele Grüße und alles Gute auch an alle Anderen...

01.02.2003, 08:54
Hallo!!

Mein Opa ist vor 15 Jahren an Prostatakrebs erkrankt, und die Ärzte meinten damals, dass er nur noch wenige Wochen zu leben hat.
15 Jahre später (genau am 25.12.02) wird mein Opa eingeliefert- Knochenkrebs.
Gestern hat meine Mutter erfahren, dass ihr Vater nicht mehr zu retten ist, er lässt eine Schmerztherapie über sich ergehen- er hat fürchterliche Schmerzen.
Meine Mutter und meine Oma leiden soooo sehr, wie auch ich. Ich bin so unendlich traurig, weil ich nicht weiss, wie alles weitergehen soll.
Ich habe Angst, dass er bald stirbt, ich will meiner Familie helfen.

Meinem Opa und meiner Oma haben die Ärzte noch nicht gesagt, dass er nicht mehr zu retten ist. Das liegt jetzt in unserem Aufgabenbereich- aber ist es wirklich sinnvoll meinem Opa mit so etwas zu belasten?? Ich weiss, dass er daran zerbrechen würde. ICH HABE ANGST!!!

Es tut mir leid, dass ich so wirr schreibe, aber ich fühle mich , als wäre ich in Trance.

Danke fürs Zuhören!!

lg Alexandraname@domain.de

01.02.2003, 14:26
Hallo Alexandra!
Es tut mir unendlich leid für Deinen Opa und Dich und einfach Deine ganze Familie.Ich kann gut mitfühlen,denn meine Ma hat Lungenkrebs und auch unheilbar.
Ich würde es meinem Opa nicht sagen.
Wie alt ist er,wenn ich fragen darf?
Liebe Grüße Birgit

01.02.2003, 18:15
Hallo liebe Birgit!!

JA, mein Opa ist 73. Er kämpft jetzt wirklich sehr, dass es fast schon weh tut , wenn man ihn sieht. Ich war heute bei ihm im Krankenhaus, und er war ganz benommen von dem vielen Morphium, aber anders hält er die Schmerzen nicht aus.

Das tut mir sehr leid für dich mit deiner Ma. Darf ich fragen, wie alt sie ist?? Weiss sie, dass es unheilbar ist??

Ich glaube auch, dass es die bessere Entscheidung für ihn und Oma ist , ihnen nicht zu sagen, wie es um ihn steht.

Er hat sich heute sooo gefreut über den Besuch von meiner Schwester und mir, dass mir jetzt noch immer die Tränen kommen. Er hat in vergangenen Zeiten geschwelgt, hat gescherzt, und dann wurde er sehr müde......

Danke fürs Zuhören liebe Birgit!! Fühl dich von mir ganz fest gedrückt!!

Bis hoffentlich bald!!
vlg Alexandra name@domain.de

03.02.2003, 16:31
Hallo,
auch wenn es noch so schlimm aussieht, man soll die Hoffnung nie ganz aufgeben. Noch vor ein paar Wochen lag meine Mutter total abgemagert im Krankenhaus und musste künstlich ernährt werden. Ich habe damals meinen Bruder nach Hause zitiert, weil ich dachte, es würde zu Ende gehen, sie würde es nicht mehr schaffen. Dann haben die Ärzte es mit Chemo, Bestrahlung, Kortison usw. geschafft, dass sie wieder nach Hause gehen konnte. Sie geht einkaufen, spazieren, wir waren im Kino... Ich weiß nicht, ob dieser Zustand lange anhält, aber ich genieße ihn und wenn es wieder schlimmer werden sollte, dann werde ich sie gedanklich nicht mehr so schnell aufgeben!
Vielleicht habe ich Euch damit etwas Mut machen können?!

Liebe Grüße,
Tina

05.02.2003, 08:30
Hallo!
Liebe Cas, mein herzlichstes Beileid! Und viel Glück für eure Zukunft und viel viel Kraft!
Denk immer daran, der Tod ist der Umzug in ein schöneres und größeres Haus und es ihm gut da, wo er jetzt ist. Er leidet nicht mehr und ist immer bei Dir.

Euch allen wünsche ich noch ganz viel Kraft und Mut und dass ihr das, was kommen mag, gut übersteht.

Ich mache das gleiche mit dem Vater meines Mannes durch. Ich wünschte, ich könnte ihm den Schmerz abnehmen und ihm beistehen, doch noch lässt er es nicht zu, dass ich ihn auffangen will und ihm helfen möchte. Sein Vater liegt im Sterben, der Arzt sagt, er habe nur noch wenige Wochen. Mein Mann hält sich an der Möglichkeit fest, dass Spezialisten, seinem Vater noch helfen können. So leid es mir tut, aber ich glaube nicht mehr daran. Er ist seit Jahren krank und er wird von Tag zu Tag schwächer. Ich denke, er weiß, dass es bald soweit ist. Mein Mann braucht noch, um das zu verstehen und zu akzeptieren.
Könnt ihr mir als direkt betroffene wie euch euer Partner am besten unterstützen konnte, oder kann? Er weiß, dass er jederzeit mir reden kann und ich ihm auch einfach nur zuhöre, wenn er das möchte. Ich versuche unser Leben so normal wie möglich zu gestalten, damit er das ganze wenigstens für ein paar Augenblicke am Tag vergessen kann.

Ganz liebe Grüße, Katrin

05.02.2003, 08:51
Hallo, liebe Katrin!Ich finde es wunderbar, daß Du Deinem Mann so beistehen möchtest, und ich denke, er weiß ganz bestimmt, daß Du für ihn da bist.
Meinem Papa geht es momentan auch nicht so gut-er bekommt seit Weihnachten Chemo und es war für uns alle ein Riesenschock.Ich bin ja nun in der gleichen Lage, wie Dein Mann und kann natürlich nur von mir reden...Nachdem ich es erfuhr habe ich mich erst mal vors Internet geklemmt, und alles mögliche an Informationen aufgesogen-wollte einfach nur für mich sein in meienm Schmerz, ihm nicht helfen zu können.Dann wurde mir aber klar, daß meine zwei Kids ihre Mama ja auch brauchen und das nicht immer nur grübelnd...und mein lieber Mann, der versucht einfach nur lieb zu mir zu sein, und erträgt meine Launen.Er ist momentan leider mein Puffer für alles.Aber ich weiß momentan einfach auch nicht, wie ich alles unter einen Hut bringen kann:Meinem Papa Trost und Hoffnung spenden, meiner Mama beistehen, meinen Kids immer dazusein und mein Mann ist ja auch noch da.Hat da irgendjemand einen Rat für mich,wie man jedem gerecht werden kann???
Ich kann Deinem Mann gut nachempfinden-es tut so unendlich weh, den geliebten Papa so leiden zu sehen, und nicht helfen zu können.Komischerweise erinnere ich mich an so viele schöne Dinge aus meinen Kindheitstagen, an die ich vorher gar nicht mehr dachte...

Und das macht mich noch trauriger, aber wie Tina schon sagt, man soll doch nie die Hoffnung aufgeben, und es tut gut doch auch mal zu lesen, daß es zwischendurch trotz Hoffnungslosigkeit auch mal besser werden kann.Ich drücke ganz fest die Daumen, daß ihr noch eine schöne gemeinsame zeit haben könnt!

05.02.2003, 11:55
Liebe Katrin,
auf Deine Frage gibt es keine einfache Antwort. Mein Partner versucht auch oft, mir ein paar "normale" Momente zu ermöglichen, wo man mal nicht über die Krankheit meiner Mutter (oder den Tod meines Vaters im letzten Jahr, oder die Demenz meiner Großmutter...) spricht und einfach mal wieder etwas glücklicher ist. Das Problem ist nur: Das funktioniert bei mir nicht! Vielleicht lerne ich es irgendwann einmal, abzuschalten und die Sorgen draussen zu lassen. Im Moment kann ich das aber nicht. Diese ganzen Tragödien in meinem Leben lassen sich nicht einfach ausblenden und liegen wie ein Schatten über meinem Leben. Und wenn ich von meinem Partner höre "Laß uns doch mal wieder was Schönes unternehmen!", dann weiß ich, er meint es gut, und er hat auch ein Anrecht darauf, mal wieder ein bißchen Spaß zu haben. Aber es fällt mir schwer! Ich glaube, Dein Mann braucht auch noch eine Weile, um das Ganze für sich auf die Reihe zu bekommen. Das, was ich im Moment von meinem Partner am nötigsten brauche, ist Verständnis. Natürlich darf er mir sagen, wenn ich es übertreibe, oder er meine Laune nicht mehr aushält. Aber er muss ertragen können, dass ich momentan kein besonders einfacher Zeitgenosse bin und, genau wie Dein Mann, oft nicht weiss, wie mir eigentlich zu helfen ist. Ich hoffe einfach, dass die Zeit da helfen wird.

Liebe Andrea,
ich glaube, ich teile Dein Problem. Ich weiss auch nicht, wie ich es jedem recht machen kann. Aber - muss man das in unserer Situation? Schließlich sind wir nicht einfach so, aus dem Nichts heraus, momentan etwas schwierig im Umgang, oder oft nicht so gut drauf. Es gibt ja einen oder mehrere trifftige Gründe dafür, die nicht in unserer Hand liegen. Und es soll ja auch nicht ewig so weitergehen. Ich denke, für eine gewisse Zeit muss die Umgebung eben Verständnis zeigen und sich genauso zurücknehmen, wie wir das müssen. Wir sind ja schließlich auch keine Maschinen!

Lieben Gruss an alle,
Tina

05.02.2003, 12:17
Hallo ihr beiden!

Vielen Dank für eure Antworten. Natürlich gibt es kein Patentrezept, wie ich helfen kann, aber ihr habt mich bestärkt, in dem, was ich tute und wie ich mich verhalte. Ich lasse ihm alle Zeit der Welt, die er braucht. Ich werde mich nicht aufdrängen. Ich habe manchmal nur so Angst, dass er das alles nicht schafft und er vergisst, wie man glücklich ist. Ich weiß, dass er momentan keine glücklichen Momente haben kann und selbst wenn, vermutlich ein schlechtes Gewissen haben würde, aber dennoch versuche ich ihm ab und an eine kleine Freude zu machen. Ein schönes Essen oder einfach ein paar liebe Worte auf einer Karte. Ich denke auch ,dass es natürlich auch einen großen Unterschied macht, dass er eben ein Mann ist. Er ist zwar zum Glück sehr sensibel und offen, aber zur Zeit braucht er seine schützende Höhle, in die er sich zurückzieht und in der ich nichts zu suchen habe. Frauen reden um ihre Sorgen zumindest zu mindern und den Kummer etwas abzuschwächen, Männer ziehen sich zurück. Ich lasse ihn. Er weiß, dass ich immer für in da bin und da sein werde.
Zu eurem Problem: ich denke, ihr müsste es nicht jedem Recht machen! Warum?! Ihr seid in einer absoluten seelischen Ausnahmesituation. Zumindest die Erwachsenen in eurer Umgebung müssen das hinnehmen und akzeptieren. Bei eurern Kindern ist das was anderes. Es kommt darauf an, wie alt sie sind. Ich denke, sie dürfen euren Kummer schon bemerken, ihnen aber versuchen dennoch die gleich Liebe zu geben wie zuvor. Vielleicht findet ihr in ihnen auch Trost? Ich habe keine Kinder, aber ich weiß es von meinen Eltern, dass sie schon sehr früh mit uns über alles offen und ehrlich gesprochen haben, und dass ihnen das gut tat. Ich bin noch recht jung, daher kann ich mich auch noch gut daran erinnern, wie das war, als meine Großmutter starb und meine Mutter sehr viel mit mir und meiner Schwester darüber sprach. Ich hatte zwar Angst davor, dass meine Mutter nie wieder glücklich wird, aber sie ist es geworden.

Ganz liebe Grüße und euch beiden und all den anderen viel Kraft und den Mut das richtige zu tun, ewas auch immer das sein mag, Katrin

06.02.2003, 22:35
hey Ihr lieben..

ich wünsch euch weiterhin auch einfach wieder einmal ganz viel Kraft und alles gute...

Angel

11.02.2003, 10:15
Hallo Alexandra,
Ich stand vor demselben Problem, 2x, zuerst mit meinem Vater vor vielen Jahren und dann im letzten Jahr mit meiner Mutter. Ich wollte nicht, dass sie es erfährt um ihren unheimlichen Lebenswillen zu erhalten. Wir schmiedeten Urlaubspläne usw. Doch irgendwann spürte sie, dass es kein Aufwärts mehr gibt, sondern nur noch ein wenig Zeit. So ging es bei meinem Papa auch.
Dann haben wir darüber geredet, war bisher das schwerste Unterfangen in meinem Leben. Aber dadurch konnte ich Beiden ihre verbleibende Zeit mit all den kleinen Wünschen und viel viel Liebe und Geborgenheit erfüllen.
So furchtbar es war, so erfüllt mich die Gewissheit, dass Beide mit Würde sterben durften, und hilft mir immer ein bisschen wenn mich die Traurigkeit überkommt.
LG,
Jutta B