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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hospitz ja oder nein?????


tjalve
09.05.2007, 23:13
Mein Vater ist 71 Jahre alt und hat Leberkrebs im Endstadium. Ich bin 27 und mit der jetzigen Situaton überfordert, da ich selber Familie habe. zur Zeit ist er in stationärer Behandlung und wird bestrahlt. Leider sehe ich keine Möglichkeit für ihn wieder nach Hause zu kommen da sein Zustand für meine Mutter nicht zumutbar ist. Heute war ich im Krankenhaus und mußte feststellen das er so langsam an Verfolgungswahn leidet. Es ist echt furchtbar für mich zu sehen wie er jeden Tag weniger er selbst ist, und auch verletzend wird. Wer kann mir vielleicht einen Rat geben der ihn nicht ins Hospitz führt, denn das würde er mir nie verzeihen.

MfG ela :shy:

struwwelpeter
09.05.2007, 23:26
Hallo Ela,

ein Hospitz ist sicher für alle Betroffenen eine gute Sache! Schau Dir doch einmal ein Hospitz an: dort werden die Patienten betreut - dort ist es möglich, sich außerhalb des normalen Stresses um Deinen Vater zu kümmern. Die meisten Hospitze sind so gut, das die Kranken sich dort auch richtig wohlfühlen können. Sie können ihre eigenen Sachen - Möbel z.B. mit einbringen, können das Zimmer individuell gestalten, sodaß sie es zumeist gerne annehmen. Den Stress der Pflege habt ihr nicht und das ist auch sinnvoll! Die Zeit, die ihr dort verbringen könnt und möchtet, findet stets in einer gelösten Atmosphäre statt. Also, ich kann Dir nur anraten, schau es Dir an! Es ist sicher eine gute Sache - ein schlechtes Gewissen muß man deshalb nicht haben - Du kannst stets für Deinen Vater da sein!
Dir alles Gute, vorallem in der Entscheidungsfindung
http://www.bilder-hochladen.net/files/1gop-1im.jpg
struwwelpeter

tjalve
09.05.2007, 23:46
Danke für deinen Rat,ich denke ich werde es mir mal anschauen. Was meinen Vater betrifft könnte ich mir vorstellen das er meine eventuelle Entscheidung nicht verstehen wird, da er heute aus einem Gespräch heraus erwähnte ob ich schon darauf warten würde das er endlich stirbt, womit ich ihn dann wahrscheinlich in seinem Gedanken auch noch bestärken würde. Außerdem meint er auch die Ärzte und das Pflegepersonal hätten sich gegen ihn
verschworen. Aber das ist eine längere Geschichte.

MfG ela

struwwelpeter
09.05.2007, 23:58
Ela,
Dein Vater hat vielleicht einfach nur Angst!!!
Kann es sein, das er versucht sich zu schützen - das er seine Ängste nicht zeigen möchte ( als Mann )! Ich könnte es verstehen! Schau einfach einmal mit Deiner Mutter, Gespräche sollten natürlich auch mit Deinem Vater geführt werden, sonst fühlt er sich abgeschoben. Erklärt warum es für alle soviele Vorteile hat: ein Hospitz ist kein Altenheim und kein Gefängnis - eher ein Einrichtung in der sich jeder Wohlfühlen kann. Die gemeinsame Zeit wird so sicher viel viel intensiver!
6010
Viel viel Glück
Liebe Grüße
Ina

tjalve
10.05.2007, 00:20
Ich werde morgen mit meiner Schwiegermama losgehen um mich mal etwas zu informieren, und mir auch mal das Hospitz in unseren Ort anschauen. Danke
MfG ela

Elli
10.05.2007, 15:32
Liebe Ela,

kenne diesen "Verfolgungswahn"auch .
Mein Vater starb 2006 im Krankenhaus.Er litt an COPD (eine Lungenkrankrankheit). Zu Hause konnte er kaum noch laufen,hing am Sauerstoffgerät und dergleichen. Im Krankenhaus hat er mich und meine Mutter auf übelste beschimpft und rannte ohne Sauerstoffgerät über die Station und machte alle rebellisch. So nach dem Motto: " Ihr seid doch bloß froh ,das Ihr mich endlich los seit.Und Ihr wartet doch darauf das ich endlich sterbe."Dabei war ich immer seine Lieblingstochter. Mir mir hat er alles,aber auch alles besprochen.Mir haben seine Worte damals sehr,sehr weh getan und ich bin manchmal sehr wütend geworden und dann immer öfters aus dem Zimmer gerannt.Ich hatte ,da meine meine Mutter selber sehr krank ist,mit den Ärzten gesprochen,weil ich Ihn gerne in ein Hospiz verlegt hätte.Leider kam es nicht mehr dazu.
Aber ich denke ein Hospiz ist eine sehr,sehr gute Einrichtung,damit die Menschen ihre letzte Lebenszeit in Würde verbringen können. Dort findest Du auch ausgebildetes Personal,die vor allen Dingen auch Zeit haben,sich um den Einzelnen zu kümmern.
Nimm Dir die Worte Deines Vater bitte nicht so sehr zu Herzen.Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen,das es Dein Vater mit Sicherheit nicht so meint.
Als meinem Vater seine Reise antrat,waren wir alle bei Ihm.Er hat sich dann immer wieder entschuldigt für sein Verhalten.Dabei war ich ihm im Grunde meines Herzens gar nicht böse. Nur war ich während der ganzen Zeit auch hoffnunglos überfordert,und habe mit Sicherheit auch nicht immer richtig reagiert.
Versucht einen Hospizplatz zu finden,und nehmt gemeinsam Abschied.
Mir hat es sehr viel gebracht,das ich das gropße Glück hatte,meinen Vater auf seiner letzten Reise zu begleiten.

Ich wünsche Dir und Deiner Mutter ganz viel Kraft,für die kommende Zeit.

Liebe Grüsse
Elli

tjalve
11.05.2007, 00:13
Hallo,ich danke euch allen vielmals für euer Mitgefühl, ich bin nervlich am ende und meine Akkus sind aufgebraucht. Ich habe mir heute ein Hospitz angeschaut und mein Dad kann schon nächste Woche dort aufgenommen werden. Leider weiß ich nicht wie er darauf reagieren wird. Ich selber habe einfach nicht den Mut und die Kraft es ihm selber zu sagen. Die Mitarbeiter des Hospitz und eine Sozialarbeiterin des Krankenhauses werden mir diese Bürde abnehmen, und dafür bin ich dankbar. Ich wollte der Morgige Tag wäre schon vorbei.Danke!!!!!!!!
Alles Liebe ela

Loreena
11.05.2007, 08:26
Liebe Ela,

ich kann mir denken, wie sehr dich dieses Thema belastet. :pftroest:

Man hört so viel Positives über Hospize. Ich drücke dir die Daumen, dass er sich dort gut aufgehoben fühlt.

Gut daran ist auch, dass ihr weniger Stress habt und die Zeit intensiver nutzen könnt.

Ein großes Kraftpaket schickt dir
Loreena

calli
12.05.2007, 15:56
Hallo,
meine Mutter befindet sich bereits seid 3 Wochen in einem Hospiz.Vorher war ich auch oft gereizt und fühlte mich auch oft angegriffen.Sie wird dort sehr liebevoll betreut und es wird ihr jeder Wunsch von den Augen abgelesen.Leider ist meine Mutter auch sehr dement, sie weiss eigentlich gar nicht so genau wo sie ist, habe es schon ein paar mal versucht ihr zu erklären,in der nächsten Stunde hat sie alles wieder vergessen.Es kostet viel Kraft aber ich nutze die Zeit jetzt viel intensiver mit ihr. Vor allen Dingen weiss ich, sie ist gut betreut und liegt nicht alleine in ihrer Wohnung.Alle sind so freundlich und hilfsbereit,sie hat ein schönes großes sonniges Zimmer.
Ich kann jeden Tag zu jeder Zeit bei ihr sein, was ich auch täglich tue.
Wenn es zu Hause nicht mehr geht, es gibt übrigens auch einen ambulanten Hospizdienst, dann ist der Kranke sicherlich gut dort aufgehoben.
Ich kann mir vorstellen wie bedrückend die Situation ist. Vielleicht klappt es ja noch eine Zeitlang zu Hause mit dem ambulanten Hospizdienst.

Seid alle ganz lieb gegrüßt
Calli

Elfchen
13.05.2007, 21:47
Ich kenne Palliativ-Stationen. Dies ist doch eigentlich das gleiche, oder?
Mein Onkel und auch meine Oma waren am Ende ihrer Krebserkrankung dort.
Dies war im Jahr 2000 in Sachsen. Die Ärzte konnten teilweise keine Informationen darüber geben bzw haben uns dargestellt, als würde wir unsere Lieben abschieben wollen... aber wir haben uns selbst darum gekümmert, dass beide auf eine Palliativstation gekommen sind (natürlich erst, als es Zuhause nicht mehr zu bewältigen war).
Palliativstationen sind schön eingerichtet - nicht so nüchtern wie ein Krankenhaus. Hier wird alles getan, damit es den Kranken gut geht. Von der angemessen Gabe von Schmerzmitteln, freundlichen Worten bis zum Friseur, der ins Zimmer kommt. Hier kann man wenigestens in Würde und in freundlicher Umgebung das Elend ertragen.

VG Elfchen

tjalve
29.05.2007, 16:23
Hallo,
ich danke euch für all eure Ratschläge. Mein Vater ist letzten Mittwoch um 3:23h nach fast einer Woche Hospizaufenthalt verstorben. Leider hatte er auch nicht mehr die Möglichkeit, all die netten Dinge die ihm dort angeboten wurden zu nutzen. Ich danke dem gesamten Team des St.Michael Hospiz in Ahlen, und allen die mir im letzten Jahr den Rücken gestärkt haben und auch jetzt für mich da sind.
Danke Papa, dafür das du immer für uns da warst wenn wir dich gebraucht haben!!!!!!! Wir lieben Dich!!!!!!!!!!
ela

Elli
30.05.2007, 20:57
Liebe Ela,

es tut mir sehr leid,das Dein Vater so schnell gehen musste.
Ichdenke da,wo er jetzt ist,wird es ihm gut gehen.

Euch allen wünsche ich für die kommende Zeit alles ,alles gute.

Liebe Grüsse
Elli