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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Cas


28.01.2003, 13:52
Hallo an Alle,

irgendwie komisch, da liest und schreibt (manchmal) man seit langer Zeit im gesamten Forum und hat immer Angst, irgendwann mal im Bereich „Forum für Hinterbliebene“ zu schreiben. Die Tatsache, dass ich jetzt doch hier schreibe, bedeutet, dass mein Papa – seit 1,5 Wochen nicht mehr da ist. Ein halbes Jahr nach der Diagnose Darmkrebs. Ich hab das alles noch nicht begreifen können. Manchmal komm ich mir vor, wie in einem schlechten Film oder denke, dass das alles ein Traum ist, aus welchem ich gleich aufwachen werde. Ich habe mir tausendmal versucht vorzustellen, wie das ist, wenn der schlimmste Fall Wirklichkeit wird – und jetzt ist alles so unbegreiflich und irreal. Jedes Mal, wenn ich über alles nachdenke, Sachen von Papa sehe, Lieder höre oder mich einfach nur an ihn erinnere, muss ich einfach nur weinen – nur weinen, ich kann nichts dagegen machen. Bis jetzt ist es so, dass das immer vorüber geht, wenn ich mich zusammenreiße, oder ganz schnell an etwas anderes denke. Aber ist das denn „normal“? Ich meine, ich mache mir oft Gedanken, ob das normal ist, wenn ich auf Arbeit gehe und mich mit anderen Dingen beschäftige und auch mal lache. Ich weiß, die Antwort darauf ist, dass das Leben wohl weiter geht. Dieser Spruch ist total bescheuert, und ich hätte mir nie vorstellen können, dass es doch so ist. Ich versteh mich nur selbst nicht mehr... Einerseits könnte ich den ganzen Tag heulen, weil mein Papa nicht mehr da ist, und ich ihn so vermisse, und andererseits geht mein Leben seinen „normalen“ Gang...

Gibt es denn ein „Normal“ in dieser Situation, irgendwie ist doch alles anders?

Liebe Grüße an Alle

28.01.2003, 14:44
Hallo Cas,

erstmal mein aufrichtiges mitgefühl.

ja es gibt ein "normal" in dieser situation, nämlich das alles "unnormale" plötzlich "normal" wird.
man sitzt da, will es alles nicht glauben, und doch, draussen scheint die sonne, oder es regnet, die menschen gehen weiter ihren "normalen" tagesablauf und wir sind doch irgendwie mittendrin. ob wir wollen, oder nicht.
und sie sind nicht mehr da. einfach so.
es ist unfassbar, und das kann man nicht in ein paar tagen, wochen, oder was auch immer, verstehen.

lass dir zeit, alles ist noch so frisch, du kannst es noch gar nicht begreifen. es ist alles normal: lachen, weinen, schimpfen oder was sonst noch alles "dazugehört". trauer ist ein sehr individueller weg, bei jedem anders.

ich hoffe, du hast jemanden, mit du reden kannst, und der dich ein bisschen auffängt.

mach dir keine gedanken darüber, was in dieser situation "normal" ist. alles ist normal.

ich wünsche dir alle kraft der welt und fühl einfach unbekannterweise in den arm genommen.

liebe grüsse
heike

28.01.2003, 18:19
Liebe Cas,
zunächst einmal möchte auch ich dir mein Mitgefühl aussprechen. Ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Mein lieber Vater ist heute vor genau vier Wochen gestorben. Auch ich frage mich oft, was eigentlich für uns normal ist... Manchmal habe ich sogar ein schlechtes Gewissen, wenn es mir nicht immer nur schlecht geht. Im Beruf verdränge ich alle Gedanken an die letzten Wochen, so dass ich mich da auf meine Arbeit konzentrieren kann. In den ruhigen Momenten kommt dann die Traurigkeit, obwohl das Leben nach außen gesehen einfach so weiterläuft... Auf dem Friedhof mag ich mir gar nicht vorstellen, dass mein Pa unter dem Berg von verdorrten Kränzen liegt. Ich habe sogar das Gefühl, dieses Grab hat mit uns nichts zu tun... und fühle mich schon schlecht dabei, wenn ich nicht so häufig dorthin gehe. "Normal" gibt es wohl in unserer Situation nicht. Was richtig ist, wird uns hoffentlich unser Herz weisen.
Ich wünsche dir alles Gute für die nächste Zeit und Menschen, die für dich da sind.
Kerstin

28.01.2003, 19:36
Hey Cas,
auch ich möchte dir zunächst mein Mitgefühl versichern und dir sagen, dass du dich 1 1/2 Wochen nach dem Tod deines Vaters nicht sorgen mußt, ob das was du zur Zeit durchmachst " normal" ist. Du befindest dich in einer seelisch und gefühlsmäßigen Ausnahmesituation. Selbst mir fällt es ,3 Monate nach dem Tod meines Papas, schwer mich mit dieser unabänderlichen Situation abzufinden. Das letzte gemeinsame Jahr mit all seinen Höhen und seinen unzähligen Tiefpunkten läuft immer wieder vor mir ab und bringt mich auch immer wieder zum weinen. So doof das jetzt auch klingt: Ich versuche im Sinne meines Vaters weiterzumachen. Unsere Lieben haben sich doch immer das Beste für uns gewünscht, nicht wahr? Mein Papa hätte nicht gewollt, dass ich schwermütig werde. Also ist es auch nicht verwerflich, wenn man auch mal wieder lachen kann. Es ist das allerbeste in deiner Situation,dass du, wann immer dir danach zumute ist, mit jemandem über deine Gefühle sprichst und auch weinst. Auch ich befinde mich noch mitten in meiner Trauer. Wir alle müssen uns aber Zeit lassen!
Alles Liebe und Gute für die dir bevorstehende Zeit!
Natürlich auch alles Liebe für euch, Heike und Kerstin!
Liebe Grüße Josi

03.02.2003, 09:38
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Worte. Es ist immer wieder erschreckend, wenn man sich bewußt macht, wieviele Menschen von solchen Schicksalsschlägen getroffen wurden. Ich denke nicht, dass es das einfacher macht, aber vielleicht fühlt man sich einfach nicht ganz so allein.

Ich möchte Euch allen viel Kraft wünschen, und hoffe, dass Ihr das nicht allein durchstehen müßt.

Liebe Grüße

Cas