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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ein grosser schritt - aussenwelt


Dutchgirl
07.06.2007, 14:34
Hallo ihr lieben ,

ich muss das jetzt einfach mal los werden.

Gerade habe ich auf facebook( weiss nicht ob ihr das kennt ist so nen internet network www.facebook.com) fotos von mir geuploaded von mir ! Und zwar nicht nur von vor der zeit bevor ich krank wurden ! Sonder auch von waehrend des krankenhaus aufenthaltes und von vor 3 wochen wo es mir richtig scheisse ging !

Oh man das hat mich ganz schon viel ueberwindung gekostete solche fotos von mir in die offentlichkeit zu setzen! jetzt koennen so ziemlich alle bekannte, freunde, leute aus der schule usw. sehen wie es mir geht !

Aber ich denke mir warum sollte ich nicht offen damit umgehen ! es gibt doch keinen grund mich selber oder solche fotos zu verstecken! Ich bin doch kein monster und Krebs ist eine krankheit die jeden treffen kann und ich finde das thema wird immer noch wie ein tabu thema behandelt und tot geschwiegen! Das muss aufhoeren!

Wie geht ihr eigentlich mit der oeffentlichkeit um bzw. praesentiert euch der offentlichkeit ?
Ich wohne in Holland bin aber letzte wochenende nach Muenster gefahren mit meiner familie. Als ich in einen supermarkt gelaufen bin mit glatze, ohne kopfbedeckung) hat ein aeltere herr( mitte 60zig) ganz laut und geschockt gesagt : wo ist die den ausgebrochen? Das wir jetzt schon so was bei uns rumlaufen haben!~""Ich war zu geschockt um etwas zu sagen.
Spaeter hat dann ein Mann zu seiner Frau gesagt: "Ich wusste gar nicht das wir jetzt auch schon skinheads in unserem dorf haben.""
Ich bin wirkliche die letzte person auf der welt die ein skinhead waere.
Tja und wen ich dann zu hause ( den haag) mit kopftuch in der stadt rum laufe dann habe ich das gefuehl das mich alle tuerkischen und marrokanischen maenner mit ihren blicken ausziehen.

tja ich laufe auch mit glatze rum oder fahre fahrrad( mein fitness programm um meine muskeln wieder auf zu bauen) ! ICh denke mir wen die leute gucken oder damit nicht klar kommen dann ist das ihr problem und nicht meins ! ICh weiss ja was sache ist und das ich kein monster bin oder irgentetwas nicht mit mir stimmt!
Um diesen schritt zu machen und das ein zu sehen hat mich allerdings einige zeit und mut gekostet!

Ich wollte mal gerne wissen was ihr ueber dieses thema denkt und welche erfahrungen ihr schon gemacht habt ! vielen dank! wuensche allen einen schoenen tag !

In liebe
Nora

Heikemaus
07.06.2007, 14:43
Hi Nora,
ich hatte letztes Jahr zur Fußball WM ( ich wollte sogar meine Glatze schwarz-rot-gold ansprühen:grin: )einen leichten Flaum auf dem Kopf.
Ja und dann habe ich mich getraut und bin zu meinem Abschlußgepräch in der Klinik ganz mutig ohne Kopftuch und ohne Perücke gegangen. Mein Göga hat die Leute beobachtet , als wir anschließend noch im Supermarkt einkaufen waren, ich habe bewußt weggeschaut. Ich war aber viel zu neugierig auf die Reaktionen und dachte mir, Wenn ich es jetzt nicht mache, dann werde ich es nie erfahren, wie die Leute reagieren. Mein Göga sagte mir, dass alle einmal geschaut haben und dann nochmal, that's it, also auch nicht mehr oder weniger als mit Kopftuch.
Dieser Schritt hat aber auch gedauert von Anfang März bis Ende Mai.

suze2
10.06.2007, 22:37
also ich hab meist kappen getragen, aber im schwimmbad natürlich glatze. meine freundin hat sich dann, ums mir leichter zu machen, auch eine glatze geschnitten, und wir waren eben die 2 verrückten glatzentanten. erst jetzt, 2 jahre danach wurde ich von einer frau gefragt, ob ich damals krebs hatte.

sonst, auf der straße, im gastgarten, im wald (ich hab einige wanderungen gemacht) wenns heiß war und ich die kappe abnahm, dann haben die leute geschaut, und diese blicke haben mich einfach erinnert, dass ich wirklich und wahrhaftig krebs hab. es gab keine bösen reaktionen, aber eben das erstaunen.

die perücke hab ich nicht getragen.

alles liebe euch!
suzie

J2K
11.06.2007, 20:26
Hi Nora,

ich denke als (Krebs)Kranker begreift man erstmals in seinem Leben, wie primitiv die Gesellschaft doch eigentlich ist und wie asozial sich manche Mitmenschen verhalten.

Allerdings muss man sich auch mal selbst an die Nase fassen und sich überlegen, wie man selbst mit anderen umgeht. Wie würdest du dich verhalten, wenn ein relativ normal aussehender Mann in der Fussgängerzone plötzlich vor dir den Arm hochreisst und "Heil Hit***" brüllt? Vermutlich würdest du den auch als Neonazi stigmatisieren. Tatsächlich aber könnte dieser Mann an einer neurologischen Erkrankung, genannt Tourette-Syndrom (http://de.wikipedia.org/wiki/Tourette-Syndrom), leiden, bei der die Betroffenen ungewollte Bewegungen und Äusserungen von sich geben.
Wenn du als Chemopatientin mit Glatze widerum eine andere kahle Frau auf der Strasse siehst, wirst du nur auf Krebs tippen ohne zu wissen, dass es Frauen gibt die an Alopecia areata (http://de.wikipedia.org/wiki/Haarausfall#Alopecia_areata) erkranken und u.U. ihr Leben lang Haarausfall haben.

Die meisten gewöhnlichen Menschen verfügen einfach nicht über die notwendigen Hintergrundinformationen oder kognitiven Fähigkeiten, um komplexe Umweltverhältnisse zu beurteilen. Der ältere Herr wird vielleicht seinen gesamten Informationsschatz aus der Bild-Zeitung bezogen haben. In seiner Welt gilt dann eben: glatzköpfige Frau = Skinhead.

Vielleicht ist er auch nur frustriert, weil sein alternder Körper für viele andere Menschen ebenfalls abstossend ist und er deshalb über andere stigmatisierte Minderheiten herziehen muss, um die eigenen Defizite zu kompensieren, who knows?

Die Gesellschaft wirst du mit deiner Einstellung nicht beeinflussen können. Wenn du glatzköpfig auf die Strasse gehst, musst du auch mit blöden Reaktionen rechnen, dies ist ein Naturgesetz.
Wenn eine 90-60-90 Blondine auf eine Messe für KFZ-Tuning oder in ein Fussball-Stadion geht, muss sie auch mit blöden Reaktionen rechnen. Dies ist ebenso ein Naturgesetz.

Wenn ich mit Kopftuch auf die Strasse gehen müsste und mir alle ausländischen Mädels hinterherschauen würden, so würde ich allerdings diese Alternative der Glatze vorziehen ;)