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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie geht Ihr mit Prognosen um?


Mona66
25.06.2007, 21:09
Als die Krebs-Diagnose noch neu war und ich im Krankenhaus lag, hab ich mich mit dem Thema erstmal gar nicht auseinandergesetzt. Ich hatte einfach zu wenig Informationen.

Als ich aus dem Krankenhaus draussen war, also während der Chemo, hab ich mich mit den Statistiken schon mehr beschäftigt. Aber ich habe nie einen Arzt nach einer persönlichen Prognose gefragt. Irgendwie fand ich das dem Arzt gegenüber nicht fair. Wenn er seriös ist, kann er m.E. keine Aussage über ein Individuum machen. Das ist die Logik der Statistik. Da muss ich ihn auch nicht in endlose Erklärungen drängen, hab ich mir gedacht.

Heute (die Chemo ist jetzt einen Monat vorbei) denke ich, dass ich mich während der Chemo nicht sehr intensiv mit der Frage "Prognose" auseinandergesetzt habe. War aber vielleicht auch gut. Sollte man durch die Beschäftigung in die Stimmung "hat doch alles keinen Sinn" kommen, ist das vermutlich nicht hilfreich für die Laune, wenn man sich mal für ne Chemo entschieden hat.

Aber irgendwas ist da doch. Letztes Jahr hab ich noch eine Riester-Rente abgeschlossen. Hätte ich mich dieses Jahr überhaupt noch mit dem Thema beschäftigt? Ich sage solche Dinge wie: Wenn ich ein Aktienpaket mit der Gewinnchance hätte, wie meine 5-Jahres-überlebensrate, dann würde ich zum Verkauf raten... Klar, für Patienten mit einer Überlebenschance von 80% sollten die Auswirkungen deutlich schwächer sein als für jemanden mit Prognosen von 20%. Und ganz klar. Es sagt nichts über das Individuum. Das Individuum kann natürlich immer zu dem einen % oder auch zu dem halben % gehören, dass noch 40 Jahre lebt.

Aber dennoch gehört doch die Planung zu unserer Kultur. Und als ich mich noch gesund wähnte, hätte ich doch auch nicht konkrete Planungen gemacht für etwas, was ich mache, wenn ich 100 bin. Weil ich das schon immer für unwahrscheinlich alt gehalten habe. Ist es also sinnvoll heute z.B. für etwas zu planen, was in 20 Jahren sein könnte? (darüber hab ich als ich mich noch gesund wähnte durchaus nachgedacht...) Wie seid ihr damit umgegangen, bzw. wie geht ihr damit um? Welche Konsequenzen haben schlechte Prognosen ? (außer vielleicht der Einstellung "jetzt kämpfe ich erst recht...")

Biba
26.06.2007, 10:30
Hallo liebe Mona !

Lass´es Dir einfach nur jeden Tag gut gehen ,
freue Dich am Leben .

So habe ich es jedenfalls versucht damals vor 4 Jahren .
Da hiess es trotz OP "nur" 50-70% Überlebenschance
bei meinem Lungenkrebs .

Natürlich habe ich vor die 70% zu toppen !

Und sei gewiss , auch hier heilt die Zeit die Wunden .

Liebe Grüsse und alles Gute für Dich
Biba

nikita1
26.06.2007, 16:11
Liebe Mona

am Anfang habe ich mir ALLES ueber Gebaermutterhalskrebs reingezogen, es gibt bestimmt keine Seite , die ich nicht dreimal umgedreht haette, im Net !
Dazu gehoeren logischerweise auch Statistiken, die in meinem Fall (vorletztes Stadium - III b ) nicht sehr berauschend sind.....

Seit Samstag ist meine Therapie beendet, (un)bewusst warte ich nun auf das 80 %ige Rezitiv... - doch muss ich gestehen, dass ich mit keine allzugrossen Sorgen mache, vielleicht hilft mir da mein gut erprobtes optimistisches Naturell.
Wenn das Rezitiv denn kommt, kann ich mir immer noch ueberlegen, was zu tun ist.

Also: ich surfe nicht mehr nach GBH-Krebs im Net, ich lese keine traurigen Beitraege mehr, ich plane Ferien (Madeira) :) und ab Oktober meinen Arbeitsbeginn - ich lese keine Statistiken/Prognosen mehr !

Alles andere wuerde mich verrueckt machen ! Doch teilweise stimmt es: gewisse Plaene habe ich erst mal hintenangestellt - z.b. wollte ich mir eine neue Wohnung kaufen - nun bleibe ich erst mal in meiner jetzigen .
Klar, man kann die Krebsdiagnose + die Prognosen nicht total ignorieren. Wer sowas behauptet, spinnt......

sanne2
26.06.2007, 16:22
Hallo Mona,
Deine Ängste kann ich sehr gut nachvollziehen, auch wenn ich selber nicht betroffen bin!
Mein Mann erkrankte 2003 an einem Weichteilsarkom und seine Prognose war, innerhalb der nächsten zwei Jahre zu 65% an Lungenmetastasen zu erkranken.
Drei Onkologen unabhängig voneinander sahen es so!
Mein Mann gab auf Statistiken und Prognosen überhaupt nichts. Er sagte von vornherein, er gehöre zu den anderen 35%. Seine Nachsorgetermine nahm er immer ganz gelassen, machte sich keine Gedanken. Anfangs dachte ich, er würde seine Krankheit verdrängen, aber dem war nicht so.
Und er hatte recht! Er ist bis heute von Metastasen und Rezidiven verschont geblieben, lebt sein Leben wie vor der Erkrankung, hat nur eine Sache verändert, nämlich den Stress in seiner Firma zu minimieren. Er ist in vielen Dingen gelassener geworden, ansonsten ist er ganz der "Alte".
Deine Ängste und Gedanken hatte ich als Angehörige nach den ganzen Therapien. Dann erst hat man Zeit zum Luft holen.
Seit 26 Jahren bin ich Krankenschwester und ich kann Dir sagen, die Prognosen sind veraltet, die Medizin ist vorangeschritten, die Statistiken stimmen selten.
Ich wünsche Dir Gesundheit, schöne Gedanken und ein sorgenfreies Leben!
Liebe Grüße
Sanne

Mona66
30.06.2007, 02:49
Liebe Nikita

danke, dass zu "zugibst" bestimmte Dinge nach hinten gestellt zu haben. Tut einfach gut zu wissen, dass das andere auch tun. Ich glaube, dass der Umgang, den du mittlerweile hast, richtig ist... man hat die Statistiken und Prognosen irgendwann mal gelesen und man hat sie auch im Kopf (ich behaupte mal, man kann das nicht "löschen" und es wäre auch nicht sinnvoll). Das genügt. Und irgendwann sollte man einfach aufhören mit Lesen. Soviel passiert da nicht, so dynamisch sind Statisken nicht... Ich denke, ich werde versuchen das auch zu tun. Allgemeine Informationen werde ich aber noch weiterverfolgen... man bekommt ja auch manches hier im Forum mit.

Liebe Sanne

als ich den Beitrag schrieb, ging es gar nicht so sehr um Ängste. Natürlich spielen die auch eine Rolle, aber ich begegne Ängsten dadurch, dass ich drüber nachdenke. Und darum ging es mir... ich suche nach Argumenten, was der "rational sinnvollste" Weg ist, mit Prognosen umzugehen. Und in dem Sinne hätte dein Mann auch recht gehabt, wenn er zu den zwei Dritteln gehört hätten, die ein Rezidiv bekommen hätten... einfach weil er die Zeit bis dahin am besten verbracht hätte. Es ist toll, dass er das mit einer solchen Gelassenheit hinbekommt und ich wünsche Euch noch viele schöne Jahre!

liebe Grüße
Mona

Thomas
30.06.2007, 15:34
also Prognosen belasten mich kaum mehr. Dazu zwei Beispiele :

- die mittlere Lebensdauer meiner Erkrankung liegt bei 24 bis 36 Monaten, ich lebe nun schon mehr als drei mal so lang..

- auch konkrete Prognosen zum Krankheitsfortschritt sind bisher nicht eingetroffen, trotz vorausgesagter beginnender Hämolyse ist mein HB-Wert immer noch sehr gut (obwohl (oder deshalb ?) ich die empfohlene Chemo nicht gemacht habe).

Ich möchte damit aber nicht sagen, dass Prognosen nicht eintreten können und man den Kopf in den Sand stecken sollte....

Gruß
Thomas

jusa
03.07.2007, 11:26
Hallo, alle zusammen hier!
Auch ich bin Krebspatientin und 44 Jahre alt, vor einem Jahr konnte ich mir noch nicht einmal vorstellen, dass es auch mich treffen könnte, da waren es immer nur die bedauernswerten "Anderen".
Ich denke, jeder möchte gerne die Prognose wissen, besonders am Anfang der Erkrankung, aber die Ärzte sind ja damit sehr zurückhaltend, was einen manchmal wütend macht, da man immer denkt, dass sie einem ihr Wissen vorenthalten. Aber ich denke inzwischen, es ist wirklich so, dass die Erkrankung bei jedem Menschen von individuellen Faktoren abhängt und es wirklich schwer für Ärzte ist, genaue Prognosen zu treffen. Auch ich habe monatelang das Internet durchforstet und kenne manche Seiten, die meinen Krebstyp betreffen, fast auswendig.
Aber inzwischen bin ich auch etwas gelassener geworden, die schlechtesten Prognosen habe ich schon überlebt und es geht mir immer noch recht gut.
Man muss immer denken, das Glas ist noch halbvoll und nicht halbleer.
Ich denke, es ist wichtig, auch trotz der bescheuerten Diagnosen und Prognosen JAA zum Leben zu sagen und jeden Tag möglichst das zu tun, was man immer noch mal tun wollte und dies nicht auf die lange Bank zu schieben.

Liebe Grüße jusa:engel:

teddy.65
03.07.2007, 16:27
Hallo an alle

bei dem ersten Gespräch mit dem Onkologen habe ich damals auch nach meinen "Chancen" gefragt. Der Onkologe tat sich schwer mit einer Antwort. Er hatte schon Recht als er sagte, lt. Statistik hätte ich 70-80 % Chancen, aber das nutzt mir das wenn ich zu den 20-30 % gehöre?

Gelesen habe ich damals nicht so viel, das hätte ich nicht aushalten können. Heute befasse ich mich schon damit, aber auch immer nur mal wieder ein bisschen. So geht jede/r auf seine Weise damit um, nicht wahr?

KHK
03.07.2007, 22:46
Hallo,

Am besten ignorieren so gut es geht!!!

Nach vor meiner OP haben mir die Ärzte gesagt, dass wenn ich noch was wichtiges im Leben vorhätte, ich das in den nächsten 6 bis 12 Monaten machen sollte. Mittlerweile ist die OP schon fast 3 Jahre her und eigentlich geht's mir besser als in den Monaten nach der OP. Die Epianfälle sind zwar leider nicht weg, aber schwächer und bei weniger Antiepileptika. Ohne geht's aber leider nicht...

Pläne mache ich aber trotzdem keine mehr... Die Lage kann sich bei sowas ja so schnell ändern...

Einfach leben!

irmgard05
04.07.2007, 15:20
Hallo, mir war wohl von Anfang an eigentlich relativ klar, dass die Prognosen für diese Krebsart(SPeisenröhrenKR) statistischgesehen recht ungünstig sind. Trotzdem habe ich das am Anfang ignoriert und mir gesagt, ich fange jetzt ganz neu an. Im Laufe der Zeit kam ich dann etwas mehr in der Realität an, allerdings ohne die Statistik zu sehr auf mich persönlich zu beziehen. Ich habe eigentlich vieles positiv auf mich gedreht. Ich hatte ja die OP überlebt, mir ging es zunehmend besser, warum sollte ich ausgerechnet der Mensch sein der schlechter als der Durchschnittliche Erkrankte oder genau wie der dastehen sollte. Jetzt habe ich die ungünstigsten Prognosen hinter mir gelassen und meist bin ich auch gelassen. Das gelingt mir natürlich nicht immer! Gerade am Wochenende habe ich einen Tiefpunkt erlebt. Phasenweise habe ich mich gefragt-lohnt sich das noch... Beispiele gibt es dafür viele.. Renovierungsarbeiten ...Zukunftsplanungen... Urlaubsplanungen. Wir haben renoviert, wir sind schon mehrfach weggefahren, ich muss zugeben eher häufiger als Reaktion auf die veränderten Zukunftsperspektiven. Ich habe auch Angst gehabt, dass etwas längerfristige Planungen sich nicht mehr in die Tat umsetzen lassen würden. Aber trotzdem gebucht. Also es hat schon Auswirkungen. Ich habe bei meinem Mann schon daraufhin gedrängt, dass er zeitiger in den Ruhestand geht, damit wir noch mehr gemeinsam unternehmen können.
Ein Arzt sagte mir, ich würde wohl an dieser Erkrankung versterben, ob aber in 1, 3, 5 oder 15 oder... Jahren, dass könne mir niemand beantworten. Vielleicht auch an etwas ganz anderem. Das ist halt offen. Wenn ich vor 20Monaten einen Unfall gehabt hätte wäre ich vielleicht sofort tot gewesen. Insofernhabe ich ja noch gute Chancen.
Es gibt Beiträge im Forum, die ignoriere ich, ebenso in div. Infoschriften,Büchern...., das ist besser für mich. Liebe Grüße Irmgard

Regina_Beate
04.07.2007, 15:49
Ich habe von Anfang an nichts um die Prognosen der Ärzte gegeben, weil kein Mensch sagen kann, wie lange er lebt ! 1993 waren meine Prognosen äusserst ungünstig und nach Meinung der Ärzte dürfte ich gar nicht mehr auf der Welt sein ! Na und ! Ich hab's Ihnen gezeigt. Trotz der vielen Rezidive und Therapien (s. unten) geht es mir sehr gut, und ich freue mich über jeden Tag, den ich lebe. Wer weiß schon, ob er so alt wie Joopi Heesters wird oder mit 18 Jahren einen Unfall hat oder vielleicht gar nicht erst das Licht der Welt erblicken konnte, weil Mama eine Fehlgeburt erlitt. Kein Arzt kann sagen, wann das Leben eines Patienten beendet sein wird. Sicher gibt es günstigere und ungünstigere Tumorerkrankungen. Aber das ist doch nicht nur bei Krebspatienten so. Jeder Mensch hat ganz eigene Lebenssituationen, die auch sein Überleben bestimmen.
Ich finde, mit solchen Gedanken sollten wir uns nicht das Leben schwer machen. Gar nicht so viel an die Zukunft denken sondern viel mehr in der Gegenwart leben und jeden Tag, den wir auf dieser Erde sein dürfen, geniessen !
In diesem Sinne ;)
liebe Grüße
Regina Beate

mone35
11.07.2007, 15:24
Hallöchen,

auch ich habe nach meiner Diagnose (Melanom 0,4mm CL3,Stadium pT1a)
das Internet von links rechts nach links umgekrempelt. Habe Ärzte, Oberärzte und Professoren unabhängig voneinander befragt:jeder sagte ich habe excellente Heilungschancen (na klar ziehe ich mich daran hoch)
Meine Prognose: 97/98% der Patienten leben noch nach 5 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit Metas zu bekommen beträgt 2-3 %. Tja, auf welcher Seite der Statistik stehe ich jetzt?
Meine Diagnose habe ich im April letzten Jahres erhalten, und erst heute denke ich "Nee Freundchen, nicht mit mir. Ich werde nie Metas bekommen".
Keiner weiß wie lange er zu leben hat, was morgen passiert.

Ich kann mir doch nicht von diesen verdammten Krebs mein Leben bestimmen lassen.Mir reicht es schon das ich alle 3 Monate zur Hautkontrolle muss.

Also, ich wünsche Euch allen alles Liebe!!!!!

wildhusky
12.07.2007, 16:21
Hallo,

was die Prognose des Krebs anbetrifft - ich hatte nach meiner (Hodenkrebs) OP die Wahl 10-15-20% Rezidiv-Risiko (je nachdem welchen Arzt ich fragte) ohne Bestrahlung oder 1-2% mit Bestrahlung.
Ich habe mich für die Bestrahlung entschieden und bin froh, mich vor den Nachsorgeterminen immer mit der ach so kleinen Wahrscheinlichkeit selbst beruhigen zu können.

Andererseits, wenn ich mir allgemein medizinische Statistiken ansehe, dann hiess es auch
- um die Übelkeit bei Bestrahlung des Bauchraums zu vermeiden, reichen eigentlich bei allen Patienten ein paar MCP-Tropfen. Bei mir natürlich nicht. Als ich den Satz hörte "Sie sind da wie es scheint die Ausnahme..." hatte ich schon zwei Abende über der Kloschüssel hinter mir - das sündteure Medikament Zofran, das eigentlich nur bei Chemo eingesetzt wird, half dann zum Glück.
- Das Testosteron Gel das ich seitdem nehmen muss, hat als Nebenwirkung bei 1-10% der Patienten Missempfindungen (Parästhesien) - ich gehöre wie es scheint dazu.
- Nachdem ich längere Zeit Magenbeschwerden hatte, sagte ein Arzt (den ich fachlich wie menschlich für den besten halte den ich kenne) zu mir "also wenn sie <hier> (drückt an einer Stelle auf meinen Bauch) einen Schmerz verspüren, dann haben sie zu 90% ein Zwöffingerdarmgeschwür". Ergebnis der anschliessenden Magenspiegelung: Nix. Harmlose Gastritis.

Mit anderen Worten - ich weiss nicht ob es hier anderen auch so geht, aber je mehr Arzttermine ich so hinter mich bringe, desto mehr habe ich das Gefühl dass ich grundsätzlich die Ausnahme von der Regel bin, egal in welche Richtung die Regel grad tendiert.
Aber da das natürlich nicht für meine Rezidiv Prognose gelten DARF, beschliesse ich hiermit offiziell dass das dann die Ausnahme von der Ausnahme ist und ich da dann wieder zu den 98% gehöre! :D

Letztlich darf man folgendes nicht vergessen:
Wenn ich würfele und mache eine Statistik wie oft eine sechs kommt, dann kann ich aus dieser (beobachtenden) Statistik eine Prognose für den nächsten Wurf machen (denn der findet ja mit dem gleichen Würfel statt und verhält sich gleich). Dass dann trotzdem noch die (unwahrscheinliche) sechs kommen kann, ist auch klar.
In der Medizin ist es aber noch anders: Die Statistik (Beobachtung) beruht auf anderen Menschen, nicht auf mir. Es ist eigentlich (aus meiner Sicht, der Sicht eines Ingenieurs) unwissenschaftlich, aus einer solchen Statistik eine Prognose abzuleiten. Das könnte man erst machen, wenn man Einflussfaktoren kennt, die tatsächlich die Wahrscheinlichkeiten beeinflussen.
Wissenschaftlich haltbar wäre also eine Prognose "Sie sind ein sehr optimistischer Mensch, leben in einer glücklichen Beziehung, ernähren sich andererseits sehr ungesund, etc. etc., daraus folgern wir 57% Rezidiv Risiko". Über diese Zusammenhänge wissen die Ärzte aber nix oder verschwindend wenig! Also verstecken sie sich hinter "Also von den letzten zehn Patienten die die gleiche Diagnose hatten sind sieben noch am Leben, also 70%".

Statistiken sagen etwas über andere Leute aus. Eine Prognose müsste etwas über mich aussagen. Wenn ich aber die Prognose aus der Statistik ableite, tut sie das nicht.

Wenn ich beim Pferderennen wetten will, sollte ich mir die Pferde (das wären dann wohl wir?), die Jockeys (die Ärzte?) und das Geläuf (der Rest drum herum?) ansehen und nicht fragen, welche Rückennummer beim letzten Rennen gewonnen hat!

Gruss

Husky

J.F.
12.07.2007, 22:37
Hallo Nikita1,

viel Spaß auf Madeira! Es ist einfach eine geniale Insel!!


Hallo husky,

danke! Für Deinen Beitrag, Deiner Einstufung als Ausnahme der Ausnahme, Dein Resumee. Genau mein Reden.


Viele Grüße
J.F.

Mona66
15.07.2007, 20:53
Hallo an alle...
erstmal vielen Dank für die unterschiedlichen Erfahrungen. Ja, die Menschen gehen unterschiedlich damit um und selbst für den Einzelnen ändert sich die Umgangsweise auch im Laufe der Zeit.

Ich für mich könnte "die Prognose" nicht ignorieren. Das Mindeste für mich ist, dass ich mich soweit damit konfrontiere, dass es mich nicht umhaut, wenn ich sie höre oder wenn mich jemand darauf ansprechen sollte. Wenn das nicht wäre, würde ich mich im Leben nicht wohl fühlen.

Abgesehen davon, hat sie als Planungsgröße schon ihre Relevanz für mich. D.h. für mich, dass ich momentan erstmal nicht zu viel Energie in langfristige Planungen stecke und erstmal abwarte. Hab aber früher auch nicht viel Energie reingesteckt.

Ansonsten mach ich mir klar, dass die schlechte Prognose eben nichts bedeuten muss und ich schon ziemlich oft im Leben in einer Minderheitenposition war :rolleyes:

@ Jusa: "jeden Tag möglichst das zu tun, was man immer noch mal tun wollte und dies nicht auf die lange Bank zu schieben." Darüber hab ich auch schon nachgedacht. Hab ich allerdings auch vor der Erkrankung. Und dann hab ich für mich zumindest festgestellt, dass die Krankheit nicht sehr viel geändert hat. Denn: Wenn ich wüsste, dass ich nur noch kurz zu leben habe, dann könnte ich z.B. alles Geld einfach ausgeben. Aber wer sagt mir, dass ich nicht noch 80 werde? Und das was ich tun will, kann ich teilweise ja nicht alleine tun. Nur weil ich krank bin, ändert aber mein Freundeskreis nicht völlig sein Leben. Könnten sie ja gar nicht. Die müssen ja z.B. auch arbeiten gehen, um Geld zu verdienen. Und soweit es möglich ist, hab ich auch früher schon versucht nichts auf die lange Bank zu schieben. Das was sich bei mir geändert hat ist nur, dass ich meine Prioritäten häufiger daraufhin überprüfe, ob es denn noch die richtigen sind.

@Irmgard: Dass du deinen Mann drängst früher in den Ruhestand zu gehen, kann doch eine ganz gute Konsequenz aus der Prognose sein. Gefällt mir :)

@ Husky: Beim ersten Lesen hab ich gedacht... was schreibt er da? Dann hab ich es nochmal gelesen und erkannt... hm. Good Point. Man sollte die Prognose eigentlich Statistik nennen und nicht Prognose. Exakter wäre das wirklich. Allerdings denke ich: Solange man keine Zusammenhänge kennt, ist die Statistik eine "methodisch schlechte Prognose", aber irgendwie schon eine. Denn was weiß man wirklich? Man kann ja nicht mal ausschliessen, dass die Optimisten schneller sterben :(

vG
Mona

nikita1
16.07.2007, 16:53
Hi,

mir ist da in der Zwischenzeit noch was aufgefallen: irgendwie hat sich mein Leben nach der Diagnose/schlechten Prognose beschleunigt.
Bis "vor der Diagnose" (denn das Leben teilt sich ab nun in "vor" und "nach" ein) hatte ich immer den Eindruck, noch viel Zeit fuer alles zu haben - dies hat sich in Luft aufgeloest ... ich habe unbewusst keine Zeit mehr.

Am liebsten wuerde ich alle Plaene und Projekte , selbst die sich fueher noch auf der langen Bank befunden haben - am liebsten sofort erledigen....

«
Beispiel:
eine Freundin laedt mich seit Jahren nach Kenia ein - also mindestens bis Weihnachten wollen wir das wahrnehmen (frueher habe ich immer gedacht : nun ja, vielleicht naechstes Jahr mal.....
Diese Liste an Beispielen kann ich weiter fortfuehren.... ploetzlich ist alles wichtig und unaufschiebbar geworden.

Als ich mir ueber mein Leben + das Ende desselben noch keine Gedanken machen musste - lebte ich langsamer, ruhiger und gluecklicher.
Nun hetze ich mit raushaengender Zunge durch die Tage und will noch abpassen, was moeglich ist.
Womit bewiesen ist: selbst wenn ich noch so leugnen will, dass mich die schlechte Prognose auf keinen Fall interessiert oder runterzieht - sie tut es doch!

Geht es euch auch so ???

teddy.65
22.07.2007, 07:50
Hallo an euch alle,

die Zeit läuft irgendwie anders als vor dem Krebs. Vorher plante ich viel für die Zukunft. Habe mir oft Gedanken gemacht was in 1, 2, oder 3 Jahren sein wird. Da kann und will ich nun nicht mehr.

Ich hezte zwar nicht und will so viel wie möglich erledigen, doch ich schiebe ungern etwas auf die lange Bank. Es schleicht sich schon hin und wieder die Frage ein, ob es gut wäre z.B. die Terrasse erst im nächsten SOmmer neu zu gestalten, da ich nicht weiß ob ich dann dazu in der Lage wäre.

Kurz vor einer anstehenden Kontrolluntersuchung überprüfe ich immer alle möglichen Termine. Meine Untersuchungen waren letzte Woche und ich hatte bereits alles für das kommende Schuljahr meiner Kinder schon fertig organisiert. So früh war ich nie. Ich hatte einfach Angst davor, dass nun ein schlechter Befund mir die Kraft nehmen würde mich darum zu kümmern, also habe ich mich vor den Untersuchungen damit beschäftigt.

Generell finde ich das Leben im Hier und Jetzt viel viel besser. Die Sorgen um meine Rente mit 65 oder später mache ich mir nicht.

@Nikita1
auch wenn du fest davon überzeugt bist, dass die schlechten Prognosen die anderen treffen und nicht dich, so können sie dir dennoch Angst machen, denke ich.

Meine Prognosen nach 2,5 Jahren werden immer besser, dennoch war meine Angst vor und bei den Untersuchungen letzte Woche so groß wie nie zuvor. Macht auch keinen SInn, gell?

happysunflower21
22.07.2007, 10:45
Hallo an alle :winke:

nach meiner ersten Krebs Diagnose 1998 habe ich es noch relativ leicht genommen und im laufe der Jahre habe ich nur noch selten ( nur vor dem Nachsorgetermin) daran gedacht.
Doch es kann sich so schnell ändern.
Im März diesen Jahres bekam ich die Diagnose Zungengrundcarcinom ( als Nichtraucher und nur Gelegenheitstrinker!)
Mein erster Gedanke war: Mist warum habe ich mir grade neue Sommerklamotten gekauft, brauche ich wahrscheinlich eh nicht mehr ( ja, lacht nur ).
Dann ging es 3 Monate lang auf und ab, CT, PET, MRT, 3 OPs am Zungengrund mit Neck dissection rechts( entf. der Lyphknoten im Hals)
und als vorläufige Enddiagnose "carcinoma in situ"
Man weiß also nie im voraus was die Zukunft bringt, ob es weiter bei dieser Diagnose bleibt weiß ich jetzt nicht, es ist durchaus möglich dass der Tumor wieder kommt.
Mittlerweile scheiße ( sorry ) ich mir nichts mehr, bin seit Februar krankgeschrieben, hätte theoretisch zwischen den OPs arbeiten können, habe ich aber nicht eingesehen. Hatte im Dez. 06 um Mutter_kind-Kur eingegeben, diese wurde genehmigt und so bin ich ab 01.08. drei Wochen mit meinen Kids in Kur, die wir geniessen werden.
Ich habe mir vorgenommen mein Leben zu genießen, ich weiß ja nicht wie lange es dauert. Da kann schon mal der Hausputz oder Garten warten, ich mache nur noch wozu ich Lust habe, nehme höchstens noch Rücksicht auf meine Kinder und hoffe dass ich sie wenigstens noch als Erwachsene sehen kann.
Das kann ich nur jedem raten, egal wie die Prognosen sind. Macht nur noch was ihr wollt, so es euch möglich ist.

Liebe Grüße
Rosemarie

Mona66
22.07.2007, 23:13
... ich mache nur noch wozu ich Lust habe, nehme höchstens noch Rücksicht auf meine Kinder. Das kann ich nur jedem raten, egal wie die Prognosen sind. Macht nur noch was ihr wollt, so es euch möglich ist.


Keine, bzw. kaum noch auf irgendwas Rücksicht zu nehmen, kann es doch nicht sein? Oder hab ich es falsch verstanden? Alles was Spass macht im Leben, macht man doch zudem eher mit anderen Menschen und nicht allein, oder? Wenn man auf nix und niemanden mehr Rücksicht nimmt, werden aber kaum noch andere mitziehen...

happysunflower21
23.07.2007, 08:32
Hallo Mona 66,

sorry, ja das ist wohl etwas missverständlich geschrieben :o :o

Ich meinte damit dass ich mich zu nichts mehr drängen lasse, Dinge tun die ich eigentlich gar nicht tun will usw.
Ich habe meine Kinder, Geschwister und Freunde auf die ich natürlich Rücksicht nehme und auch im alltäglichen Leben bin ich niemandem gegenüber Rücksichtlos - im Gegenteil :)

Das " nur noch wozu ich Lust habe" bezieht sich mehr auf die alltäglichen Dinge wie Hausarbeit und ähnliches.
Wenn ich jetzt den Beitrag durchlese......das war wohl doch etwas zu emotional.
Aber der Kern bleibt natürlich, macht euch das Leben so schön wie es euch möglich ist :)

Liebe Grüße
Rosemarie

Mona66
23.07.2007, 09:02
Liebe Rosemarie

jetzt verstehe ich es :D .

Sich das Leben so schön wie möglich machen, sollte man eigentlich immer... Auch wenn man ganz gesund ist... finde ich :)

Liebe Grüße
Mona

Optimist_1966
26.07.2007, 16:39
Hallo Ihr,

vor Kurzem wurde bei mir, männlich 41 Jahre, Leukämie (CML - chronische Phase) diagnostiziert.

Am Anfang hab ich sicher auch alle Infos aufgesaugt die im WWW zu finden waren, aber eigentlich machten mir vor allem die Aussagen zur Lebenswartung zu schaffen.

Als ich dann mal mit meinem kleinen 18 Monate alten Sohn spielte, wurde mir bewusst das ich eventuell nicht erleben sollte, das er in die Schule kommt.
Das war der Moment wo ich einfach all diese "Prognosen" über den Haufen schmiss und für mich einfach festlegte:
Egal was "die" sagen, ich werde meinem Sohn auf seiner Hochzeit tanzen sehen. Ich habe 40 Jahre darauf gewartet Vater zu sein, es ist das Tollste das ich je erleben durfte, und das lass ich mir sicher nicht von einer Diagnose oder Prognose nehmen.:knuddel:

Ich lebe mein Leben wie vorher, rauche nun nimmer, versuche nur ein wenig bewusster zu leben. Okay, den Job finde ich nimmer soooo spannend wie früher, verbringe lieber mehr Zeit mit meiner Familie. :remybussi

Die Nebenwirkungen von Glivec werden sicher auch wieder weggehen und eigentlich hätte ich es schlimmer erwischen können. ;)

Das Leben ist zum Leben da....wer es verschläft ist selber schuld :D

Susanc82
07.08.2007, 19:37
Liebe Mona,
ich kann dich gut verstehen. Auch ich habe diese Stadien alle durch.
Es ist vielleicht nicht schlecht, wenn man nach den Infos, die man hat, mal ne Pause einlegt und eben nicht weiter traurige Berichte liest, die unweigerlich bei Recherchen auftreten( positive natürlich auch).
An die Zukunft denken- an die "kleine" Zukunft. Vielleicht ist es gut, sich kleine Ziele zu setzen- Freunde in Abständen einladen oder treffen, einen Kinobesuch, eine Feier im nächsten Monat, eine kleine Reise usw.
Wenn man große Pläne schmiedet ,kann auch automatisch die Angst kommen, weil man dann sofort denken kann: Schaffe ich das überhaupt,macht das Sinn für mich ???

Es ist nicht gut ständig an eine Statistik zu denken, denn meistens zieht sie einen runter.
Freue dich über alles, was du nach der Therapie erreichst und mache es dir immer wieder bewusst, wie schön es doch ist , dies und das wieder machen zu können und natürlich miterleben zu können.( wie die Kinder erwachsen werden, was sie erreichen, einen schönen Urlaub, schöne Momente mit dem Partner oder Freunden) und eins wissen wir doch alle: viele kleine Pläne brauchen auch Zeit und Zeit brauchen wir alle
Zeit ist einfach das wichtigste Wort
Ich wünsche dir vom ganzen Herzen ganz viel Zeit

Erlebe den Tag anders - gestalte ihn bewusster!
Negative Sachen haben wir genug erlebt und vielleicht werden wir sie auch wieder erleben, aber eben jetzt nicht und das ist schöööön.

Ablegen kann ich das Ganze auch nicht,aber ich versuche es jeden Tag neu.
Weniger über die Krankheit nachdenken - das ist mein Motto- damit habe ich mich auch über die Therapiezeit grettet.
Wenn ich sage weniger ist es eben auch weniger und nicht gar nicht, denn auch wenn man hier im KK liest und manchmal antwortet, denkt man ja auch über die Krankheit nach. Auch Bücher , Zeitschriften und eben auch die Einschränkungen , die man hat, führen unweigerlich zum Ausgangspunkt.

Ich denke einfach, dass alle mal Unterstützung brauchen und als ich krank war, kannte ich den KK nicht. Er hätte mir aber auch sicherlich sehr geholfen. Der Austausch ist sehr wichtig und oft ist die Familie damit überfordert.


Sei ganz lieb gegrüßt und bis bald

Mona66
09.08.2007, 04:53
Liebe Susanc

ohne etwas größere Pläne komme ich nicht aus. Im Berufsleben denke ich schon in Größenordnungen von 1 oder 2 Jahren. Und das lässt sich auch nicht vermeiden. Die Frage, ob ich das schaffen werde, habe ich dann. Aber ich rede mir ein, dass es dort keine Rolle spielen sollte. Jeder Mitarbeiter könnte durch Kündigung ausfallen...

Wie ich meine Tage noch bewusster gestalten soll, als vor der Krankheit... die Aufgabe überfordert mich schlichtweg. Mir fällt dazu nichts ein. Ich wüsste nicht, wie ich negative Sachen noch mehr minimieren soll... Ich habe auch vor der Krankheit nicht die negativen Ereignisse gesucht. Nicht jeder wird meine Werte da verstehen, aber für mich passt das eben.

viele liebe Grüße
Mona

hope38
09.08.2007, 21:25
Doch, ich, liebe Mona, ich verstehe genau, was Du meinst;)!

Ich habe mich auch überfordert gefühlt von den ganzen ausgesprochenen oder unausgesprochenen Erwartungen an mich, mein Leben nun wirklich zu genießen. Jeden Tag, jede Blüte, jeden Baum, jede Schneeflocke!
Das Paradoxe aber ist: Ich tat all dies schon immer. Habe schon immer die Natur geliebt, habe mich schon immer gern um meine Kinder gekümmert, sie schon immer als wunderbare Wesen gesehen, habe schon immer Toleranz groß geschrieben. Allein, daß ich nie ein Mensch war und auch nicht bin, der andere von sich stößt, wenn mir etwas nicht paßt. Aber ob ich dafür so eine Strafe bekomme???

Zu den Prognosen: Klar weiß ich, wie die meiner Erkrankungsart ist, aber ich weiß nicht, wie MEINE ist. Ich hoffe, ich gehöre zu der Seite, die es schafft. Wissen werde ich es noch lange nicht. Deswegen beachte ich diese Zahl einfach so wenig wie möglich. Es ist eine nackte Zahl. Und ich bin ein Mensch, der seine Möglichkeit hat, nur davon nicht weiß!

Ganz liebe Grüße,
hope
(weibl., nicht ledig;), jung:rolleyes: 40 und Mama von vielen Kindern)

Mona66
10.09.2007, 14:01
Hallo zusammen

ich hab noch ein kleines "Erlebnis" mit dem Umgang mit Prognosen...

Neulich hab ich mir das Buch gekauft von Lance Armstrong... wie ich den Krebs besiegte und die Tour de France gewann...

Vorher... bevor ich das Buch gekauft hatte und ganz am Anfang meiner Erkrankung hab ich Prognosen zu Hodenkrebs gesehen und da hab ich gedacht, Hodenkrebs na ja, das ist ja mittlerweile gut heilbar. Dann hab ich mal in Wikipedia gelesen, dass der Lance Armstrong nur eine Prognose von 3% gehabt hätte und da war ich schon irgendwie "beeindruckt".

Dann hab ich angefangen das Buch zu lesen und da stand dann, dass die Ärzte ihm gesagt haben... die Chancen stehen fifty-fifty. Hm. Da war ich dann irgendwie enttäuscht, weil dann wohl was Falsches im Wikipedia stand und das Wunder vielleicht auch ein bisschen weniger Wunder war.

Einige Tage später war ich viele Seiten später in dem Buch. Die Therapie war durch und er hat seine Ärzte nochmal nach seiner Prognose gefragt und sie wollten es gar nicht sagen. Er hat geraten und gefragt. War es 50%. Kopfschütteln. War es 20%. Kopfschütteln. Irgendwann sind sie dann doch bei 3% stehengeblieben.

Das hat mich dann ehrlich verblüfft. Ich hatte am Anfang des Buches keinen Zweifel, dass das mit den 50% stimmen würde.
Und dann hab ich mich nachdem, was ich in diesem Erfahrungsbericht gelesen habe, gefragt, was das wohl mit dem Kranken gemacht hätte, wenn er mit soviel weniger Chancen gerechnet hätte. Hätte er in den harten Zeiten schneller aufgegeben? Hilft einem Wahrscheinlichkeit beim Durchhalten? Oder hilft einem Verzweiflung beim Kämpfen?

Ich weiss es nicht.

LG
Mona

Ullala
25.09.2007, 01:29
Hi,

mir ist da in der Zwischenzeit noch was aufgefallen: irgendwie hat sich mein Leben nach der Diagnose/schlechten Prognose beschleunigt.
...
Am Liebsten wuerde ich alle Plaene und Projekte , selbst die sich fueher noch auf der langen Bank befunden haben - am liebsten sofort erledigen....
...
Als ich mir ueber mein Leben + das Ende desselben noch keine Gedanken machen musste - lebte ich langsamer, ruhiger und gluecklicher.
...
Womit bewiesen ist: selbst wenn ich noch so leugnen will, dass mich die schlechte Prognose auf keinen Fall interessiert oder runterzieht - sie tut es doch!

Geht es euch auch so ???

Hallo nikita1 und all Ihr anderen,

also, langsamer und ruhiger habe ich bestimmt gelebt, aber nicht glücklicher!

Bei all der Scheiße, die der Krebs mit sich bringt, hat er mir doch eins bewusst gemacht:
Ich bin wer und ich bin etwas wert!
Mein S E L B S T W E R T G E F Ü H L ist größer geworden und wird es hoffentlich noch weiter werden.
Und das möchte ich nicht missen!

Ansonsten bin ich ein talentierter Verdrängungskünstler und ich verdränge auch oft und viel sehr bewusst; ansonsten würde ich dieses "Prognose-Denken" nicht aushalten.
Wer diesen Mist erfunden hat, sollte geteert und gefedert werden!

Ich sage immer: "Wenn Du als Gesunder zur Tür raus gehst und Dir fällt ein Ziegel auf den Kopf, bist Du noch eher tot als ich."

Und ich warte jetzt auf den Tag, an dem ich das auch selber aus tiefstem Herzen glaube!

Liebe Grüße, Ullala

Katrin A.
25.09.2007, 08:26
HAllo,ihr Lieben.

Kann mich Ullala anschließen.
1. Das mein Selbstwertgefühl gewachsen ist,was nicht jedem gefällt.
2. Das "verdrängen" auch bei mir vorkommt.Würde ich nun 1 Jahr nach Diagnose mich immer und immer wieder mit dem Thema Krebs auseinander setzen,würde ich verrückt werden.
Ich denke man muß den richtigen Weg zwischen Verdrängen/Ablenken und
zulassen und verarbeiten finden.....natürlich ist das wie das ganze Leben nicht leicht.
Bei mir hat ´der Krebs dazu geführt das ich erst heute merke wie sehr ich
mein Leben liebe und brauche......

Zum Thema Prognosen.....
Zu Beginn waren sie mir so wichtig,um Hoffnung zu schöpfen,um an Heilung zu glauben......Da wollte ich Zahlen.

Dann kam eine Phase,in der mich Prognosen runtergezogen haben.
Was ist wenn ich zu den 20 % gehöre,die bald versterben werden...???
Und meine Hoffnung war verflogen....
War auf dem Weg zur Depression,aber das ist das Letzte was ich nun noch
bekommen möchte,dafür lebe ich doch zu gern.

Und Heute sind mir Zahlen voll egal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich lebe jetzt,mir geht es gut,und was bringen mir Zahlen ausser das ich wieder nachgrübel.....

So ihr Lieben,ich wünsche allen einen schönen Tag....

Bis bald mal und auf das wir den "schlechteren" Prognosen in den Hintern treten!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

nikita1
26.09.2007, 00:21
Hallo all :)

nein, ich kann nicht behaupten, dass ich nach der Diagnose gluecklicher bin.
Auch ich bin ein Verdraengungskuenstler, aber im Hinterkopf sitzt die Diagnose + Prognose tief und fest. Niemals mehr werde ich mit der gleichen Leichtigkeit des Seins durchs Leben gehen wie vor dem Tag X.
Uebrigens hatte ich heute meine 1.Nachsorge und der ca. 6 cm grosse Tumor in der Zervix hat sich in LLLLLuft aufgeloest - Totalremission.:augendreh . HEUTE bin ich gluecklich ! Jeder Tag ist nun was besonderes.

Katrin A.
26.09.2007, 08:12
Hi,Nikita,

vorab HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu dem "schönen" Nachsorgeergebnis.....
DAs macht auch sehr glücklich!!!!!!!!!
Dankbar bin ich dem Krebs auch in keiner Weise,da schließe ich mich dir an.
Trotzdem merke ich eine Entwicklung,die ganz positiv für mich ist.
Die Leichtigkeit des Seins ist auch bei mir verschwunden....
Aber sie ist manchmal wieder da,was ich vor einem halben Jahr nie geglaubt habe.
Wenn ich arbeiten gehen kann und keine Veränderrungen an meinem Körper spüre und mich sehr gut fühle,dann bin ich einfach glücklich und lache z.b.
genau wie vor der Diagnose.Obwohl ich erst glaubte die Duagnose hätte mir
mein unbeschwertes z.t albernes LACHEN geklaut.
Richtig mies geht es mir eigentlich nur,wenn ich irgendwas an meinem Körper feststelle,was ich mir nicht erklären kann.
Dann falle ich sehr tief..........

Ich drücke uns allen die Daumen,das wir die NAchsorgen ohne Zwischenfälle meistern!!!!!!!!!!!!!!!

Liebe Grüße,KAtrin

Stefans
06.10.2007, 18:03
Hallo Mona66, Ullala und alle,

vorab: ich bin nur Angehöriger (Ehemann), meine Frau hat seit Anfang des Jahres Brustkrebs.

Bei uns war das so: meine Frau wollte von Anfang an eigentlich von Prognosen (und auch Diagnosen) wenig wissen. Sie hat sich vertrauensvoll in die Hände der Fachleute begeben - das ist ihr Weg, und damit ist sie gut gefahren. Ich bin da etwas anders. Ich traue Ärzten grundsätzlich nicht, sondern lese mich schlau und will grundsätzlich erstmal "alle Fakten auf den Tisch". Das ist mein Weg. Da muss jeder wissen, womit er persönlich (und das ist IMHO das einzige Kriterium) am besten leben kann.

Selbst mir als "Kopfmensch" sind nach kurzer Zeit Zweifel an der "ratio" gekommen. Prognosen und %-Zahlen mögen ja oft richtig sein - aber bei eigener Betroffenheit sind sie wohl doch eher was für Statistiker. Für Betroffene und Angehörige zählt aber nicht Statistik, sondern das Einzelschicksal. Und ob einem Fakten dabei helfen, dieses Schicksal zu bewältigen... auch das muss jeder selbst wissen. Ich glaube aus unserer Erfahrung hier, dass Lebenserfahrung bedeutsamer ist als Faktenwissen.

also, langsamer und ruhiger habe ich bestimmt gelebt, aber nicht glücklicher! Bei all der Scheiße, die der Krebs mit sich bringt, hat er mir doch eins bewusst gemacht: Ich bin wer und ich bin etwas wert!
Mein S E L B S T W E R T G E F Ü H L ist größer geworden und wird es hoffentlich noch weiter werden. Und das möchte ich nicht missen!
Da kannst du dich mit meiner Frau zusammen tun. Ich habe von solchen Slogans wie "Krankheit als Chance", "bewusster Leben" usw. immer wenig gehalten - bis der Krebs hier einzog. Aber bei meiner Frau und mir ist es wirklich so, wie du und viele andere sagen: eine Lebenskrise (ob Krebs oder was auch immer) bringt Erfahrungen mit sich, die die Lebensperspektive ganz schnell verändern können. Wo dann plötzlich andere Dinge wichtig werden.

Z.B. nicht mehr das Funktionieren im Job, sondern das eigene Wohlbefinden. Oder nicht mehr das neue Auto, sondern die kleinen Lebensfreuden, die sich Tag für Tag bieten (wenn man mal gelernt hat, sie zu beachten). Meine Frau z.B. hat einen sicheren, aber abgrundtief öden Behördenjob. Und schon in der Klinik nach der Brustamputation hat sie gesagt: sie arbeitet künftig, wenn sie mal wieder arbeitsfähig ist, nur noch halbtags, um mehr Zeit für Dinge zu haben, die ihr im Leben wichtiger sind als der Beruf. Das ist IMHO auch ein Ausdruck des gesteigerten Selbstwertgefühls, von dem Ullala spricht. IMHO etwas sehr positiv Egoistisches: sich mehr um sich selbst kümmern; und weniger um das, was vielleicht "formal" das "Sinnvollste" wäre, oder was andere von einem erwarten.

Ich sage immer: "Wenn Du als Gesunder zur Tür raus gehst und Dir fällt ein Ziegel auf den Kopf, bist Du noch eher tot als ich."
Genau so ist es! Wie leben alle ständig mit Risiken aller Art. Wir können am nächsten Bissen Schnitzel ersticken, die Treppe runterfallen, usw. usf. Und wer sich mal ernsthaft überlegt, wie gefährlich es ist, die nächste Hauptstraße zu überqueren oder in einen PKW zu steigen... der könnte sich eigentlich sofort erschießen, weil es ihn ja früher oder später doch treffen wird. Und Leben heisst IMHO auch, solche Risiken "einfach" auszublenden - weswegen ich "Verdrängung" in dieser Hinsicht da gar nicht negativ finde. Kein Mensch kann damit Leben, wenn er sich nur noch Sorgen um sein Leben und seine Gesundheit macht :-(

Zur "Panung": ich weiss nicht mehr, ob hier oder woanders - jedenfalls erinnere ich mich an eine schöne Signatur, die sinngemäß sagt: "Leben ist das, was passiert, während man etwas ganz anderes plant / vorhat." Und so ist es wohl. Was will mensch in unserer heutigen Zeit, wo kein Job mehr sicher ist, und wo keiner weiss, was in 20 oder 30 Jahren von seiner (Riester)Rente übrig bleibt, denn überhaupt planen?

Meine Frau und ich haben angesichts des Krebs' nur für den "Notfall" geplant: Testament, gegenseitige Vorsorgevollmachten, Patientenverfügungen. Also so gut wie möglich abgesichert, dass wir uns um den anderen kümmern können, falls es erforderlich sein sollte. Viel mehr an Planung fiel uns - angesichts Ullalas Ziegel, der einem morgen auf den Kopf fallen könnte - beim besten Willen nicht ein ;-)

Auch, wenn es nicht immer lustig ist, planlos durch's Leben zu gehen. Trotzdem glauben wir, dass es eine wichtige Lebenserfahrung angesichts einer Krise ist, dass das Leben eben nicht planbar ist. Sondern mitunter einfach "Schicksal", mit dem man irgendwie lernen muss umzugehen. Jede(r) auf seine persönliche Weise.

Viele Grüße,
Stefan

Schnucki
06.10.2007, 21:10
Hallo Stefan,

Selbst mir als "Kopfmensch" sind nach kurzer Zeit Zweifel an der "ratio" gekommen. Prognosen und %-Zahlen mögen ja oft richtig sein - aber bei eigener Betroffenheit sind sie wohl doch eher was für Statistiker.

DAS widerspricht sich doch sehr extrem mit dem, was Du im LK-Forum geschrieben hast - Ablehnung der Behandlung, weil doch so wenig Chance auf Heilung besteht.

Kannst Du mir das bitte erklären?

Grüße

Astrid

Stefans
07.10.2007, 11:21
Hallo Astrid,

Kannst Du mir das bitte erklären?
Ich kann es zumindest versuchen. Aber das werde ich per PN machen, nicht hier. Weil besagter thread schon unerfreulich genug war - und es IMHO keinen Sinn macht, dass er im Nachgang noch hierhin "streut". Auch wenn er vielleicht von Anfang an hier besser aufgehoben gewesen wäre - mein Fehler.

Viele Grüße,
Stefan

Biba
07.10.2007, 12:19
Hallo Astrid,


Ich kann es zumindest versuchen. Aber das werde ich per PN machen, nicht hier. Weil besagter thread schon unerfreulich genug war - und es IMHO keinen Sinn macht, dass er im Nachgang noch hierhin "streut". Auch wenn er vielleicht von Anfang an hier besser aufgehoben gewesen wäre - mein Fehler.

Viele Grüße,
Stefan

Dann hätte ich auch gerne eine PN .

Biba

nikita1
07.10.2007, 12:30
Hallo Stefans,
von mir aus, kannst du das hier diskutieren - es ist immer interessant wie andere mit der eigenen Prognose oder der ihrer liebsten Angehoerigen umgehen.
Dein Geschreibsel im LK-Forum war allerdings ein Schuss in den Ofen... Aber das weisst du bestimmt auch . :twak:

Ullala
07.10.2007, 22:03
...
Aber egal, ob Median oder Durchschnitt: Man sollte nach Gründen suchen, warum der ganz persönliche Prognosefaktor über dem statistischen Durchschnitt bzw. Median liegt und fest daran glauben, statt den Fehler zu machen, den Median oder Durchschnittswert als seine ganz persönliche Lebenserwartung anzusehen.
...
Liebe Akasha,

das gefällt mir!!! Vielen Dank dafür!!!

Liebe Grüße, Ullala

P.S.: Deine Erklärung war sehr verständlich!

Stefans
08.10.2007, 13:48
Hallo,

Man sollte nach Gründen suchen, warum der ganz persönliche Prognosefaktor über dem statistischen Durchschnitt bzw. Median liegt und fest daran glauben
Hm... da ist ein ziemlicher Widerspruch in deinem Satz: wieso soll ich nach "Gründen" suchen, wenn ich an etwas "glauben" soll? Was den Glauben betrifft, stimme ich dir zu. Nur würde ich den wohl anders nennen: Schicksal, Hoffnung, Gottvertrauen, Optimismus, oder oder...

mir machen Prognosen Angst :eek: . Auch wenn sie nur ein Durchschnitt sind. Aus meinem Kopf verschwinden sie nicht. Ich habe eine scheiß Angst um all meine Lieben, die diese unberechenbare Krankheit haben.
Finde ich versatändlich, geht mir oft nicht anders. Aber "rational" betrachtet ist das völlig irrational ;-)

Wer sich unbedingt kirre machen will, kann beim Statistischen Bundesamt die jährliche "Todesursachenstatistik" nachlesen. Und muss dann zu dem Schluß kommen, dass er (von der Vernunft her) weniger Angst um die Menschen haben müßte, die an Krebs leiden. Sondern um sich selbst. Weil Herzkrankheiten mit großem Abstand vor allen anderen Todesursachen liegen. Oder weil statistisch gesehen bei Unfällen im Haushalt mehr Menschen sterben als bei Unfällen im Straßenverkehr. Oder weil...

Wenn man diese statistischen Tatsachen "logisch" zu Ende denkt, wird es vollkommen absurd. Weil dabei z.B. rauskommt, dass meine Frau mit Brustkrebs noch während der BK-Behandlung wahrscheinlicher an Herzinfarkt, Schlaganfall oder Unfall sterben wird als am BK.

Was mit dem realen Leben halt überhaupt gar nichts mehr zu tun hat. Da macht nunmal der Krebs angst. Und nicht das Besteigen eines Autos oder das Erklimmen einer Leiter, um die frisch gewaschenen Gardinen aufzuhängen :-/

Keine Ahnung, warum das so ist. Aber wenn das nunmal so ist, wird mensch seinen ganz persönlichen Weg finden müssen, um mit diesen Ängsten umzugehen.

Viele Grüße,
Stefan

Schnucki
08.10.2007, 14:14
Hallo,

Keine Ahnung, warum das so ist. Aber wenn das nunmal so ist, wird mensch seinen ganz persönlichen Weg finden müssen, um mit diesen Ängsten umzugehen.


Es ist eigentlich ganz logisch. Über alles, was man täglich oder sehr oft tut, macht man sich weniger Gedanken.

Ich hab z.B. Flugangst. Obwohl ich laut Statistik weiß, dass Fliegen ungefährlicher wie Autofahren ist - ich fahre ziemlich unbekümmert Auto. Jemand, der beruflich viel fliegt, macht sich darüber auch wenig Gedanken.

LG

nikita1
08.10.2007, 15:52
Hallo :)
mein Optimismus und das Ignorieren der Prognosen ist stark an mein jeweiliges Befinden gekoppelt.
Geht es mir gut, kein Wehwehchen - pfeif ich auf Prognosen und schaffe es sogar, den Krebs zu vergessen (ganz ehrlich!)
Doch dann reicht ein winziges Zwicken an der Stelle, wo der Tumor sass/sitzt und all mein Optimismus faellt wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Google muss her: Suchwort- Rezitiv, Gewebeabstrich, Ueberlebsstatistiken - puh ! Wie viele bekommen einen Rezitiv, abhaengig vom Tumorstadium und dem Lympfknotenbefall ... und schon bin ich wieder drin in der Muehle :(

Im Moment zwickt nichts - Gott sei Dank ! - gehe gleich arbeiten !

Stefans
09.10.2007, 11:49
Stefan, ich habe aber KEINE Angst um mich! Ich habe Angst und Sorge um meine Mitmenschen
Dann habe ich dich falsch verstanden, als du schriebst:

mir machen Prognosen Angst :eek: . Auch wenn sie nur ein Durchschnitt sind. Aus meinem Kopf verschwinden sie nicht. Ich habe eine scheiß Angst um all meine Lieben, die diese unberechenbare Krankheit haben.
Manchmal versuche ich, es zu verdrängen, aber mir gelingt es nicht wirklich.

Das ist doch kein Vergleich
(...)
das brauchen wir doch wohl hier nicht zu diskutieren.
Stefan, Du widersprichst Dir hier, in jedem Beitrag.

Sicher. Das tust du auch. Das tut jeder Mensch, jeden Tag. Bei fast allem, was er denkt, fühlt und tut. Es gibt nur verschiedene Arten, mit diesen Widersprüchen umzugehen. Man kann sich ihnen stellen - oder man kann sie (was sehr viel bequemer für die eigene Selbstzufriedenheit ist) mit das-ist-doch-wohl-nicht-diskutierbar-Phrasen abbügeln. JEder so, wie er am besten damit leben kann.

Irgendwie tust Du mir leid. Aber am meisten tust Du Dir selbst leid.
Ich bewundere die vielen Betroffenen hier, die selbstlos, anderen zur Seite stehn.
Dir steht es völlig frei, über Menschen zu psychologisieren, die du nicht persönlich kennst. Aber: wenn du dich schon so herablassend mitleidig über Menschen äußerst, die du nicht verstehst... dann verzichte doch wenigstens darauf, abschließend "Alles Liebe" zu heucheln.

Nach deinen postings hier und in besagtem LK-thread sehe ich, dass dass unsere Auffassungen zu Krankheitsthemen wohl unvereinbar sind. Deine (aber nur scheinbar) seblstlos gluckenhafte Art, in der du angeblich alles "deinen Lieben" widmest - aber trotzdem _WIR_ SCHAFFEN DAS GEMEINSAM behauptest - die halte ich für ziemlich verlogen. Nicht unbedingt bei dir, dich kenne ich nicht persönlich. Aber ich kenne sehr wohl Angehörige bei uns, die nach einem ähnlichen Schema agieren. Die felsenfest davon überzeugt sind, dass sie "selbstlos" handeln. Aber im Grunde die Anderen als Vehikel nutzen, um ihr vermeintlich so menschenfreundliches Weltbild und ihr angeblich so altruistisches Handeln in der Praxis zu rechtfertigen.

Das musst du nicht verstehen. Ich verstehe dich ja auch nicht. Allerdings ist es hier nunmal so, dass dieser Angehörigentypus des "barmherzigen Samariters" der Grund dafür ist, dass meine Frau heilfroh ist, dass ihre Verwandtschaft viele hundert km weit weg lebt und nicht persönlich hier auftaucht. Und der Grund dafür, dass ich solche Angehölrigen im Auftrag meiner Frau telefonisch konsequent abbügeln muss. Uns hier graut vor Leuten, die sich selbst und ihre Motive so verkennen, und die auf Kitsch-Websites virtuelle Kerzchen leuchten lassen. Sich darüber weiterhin öffentlich zu unterhalten, macht IMHO keinen Sinn (zumal es hier langsom off-topic wird). Wie du schriebst: "Jeder hat seine Art, damit..."

Viele Grüße,
Stefan

Engel07
09.10.2007, 12:19
Hallo Stefan,

ich glaube, dass dir etwas ganz Entscheidendes fehlt. MitGEFÜHL, TaktGEFÜHL, Gefühl als Solches. Du scheinst dich hinter deiner Logik zu verstecken. Du hast einfach merkwürdige Ansichten. IMHO gehörst du zu Denen, die immer das Licht anknipsen, weil es doch bei Kerzenschein zu dunkel ist, Gemütlichkeit hin oder her, Hauptsache man sieht was und wenn halt die Stimmung dahin is, was soll's, sind doch nur Gefühlsduseleien.

Ich denke du genießt diese Diskussionen (z. B. um Mareike, hier und im LK) sehr und fühlst dich dann wichtig, beachtet - im Mittelpunkt.

Übrigens finde ich sehr wohl, dass Schwesterchens Sorge ihren Lieben gilt, das geht eindeutig aus ihrem Beitrag hervor. Lies bitte alles, nicht nur das, was du lesen willst....

Stefans
11.10.2007, 14:55
Zu dir Stefan möchte ich sagen, dass ich meine Familie zum größten Teil auf den Mond wünsche, auf der anderen Seite sind einige von meiner Familie wiklich um besorgt und helfen wo sie können(wenn ich es zulasse).
Da geht es uns genau gleich.

Deshalb finde ich es sehr unsozial durch deine Erfahrungen mit deiner Familie alle Famlienmitglieder, http://www.cosgan.de/images/midi/verschiedene/f020.gif egal wessen, über einen Kamm zu scheren.
Das habe ich nicht getan. Ich habe nur gesagt, dass meine Frau und ich heil froh sind, dass wir mit Angehörigen, die sich in Heikes selbstlos-selbstgerechter Art gebaren, nicht persönlich zu tun haben müssen. Wenn Heike dir und anderen schon viel geholfen hat, ist das doch gut.

Dass meine Frau und ich diese Art von "Hilfe" ablehnen, ist vielleicht vieles. Aber "unsozial" ist es sicher nicht. Es ist einfach eine Art Schutzmechanismus. Sich von Leuten zu distanzieren, die einen mit ihrem Mitleid und ihrer Selbstgerechtigkeit aussaugen. Und die anderslautende Meinungen mit ignoranter Selbstverherrlichung als "das ist doch krank, "das kann ich nicht ernst nehmen", "das ist doch wohl nicht diskutierbar", "du brauchst dirngend meine Hilfe" abwerten. Wenn dir und anderen sowas hilft - super. Uns hier hilft es nicht - im Gegenteil. Uns graut davor. Weil wir diese Art von "Mitleid" als verachtend empfinden. Schön wir jeden, der das anders sieht.

Unsere Verwandschaft sehe ich darchaus differenziert. Da gibt es Menschen wie meine Eltern, die man vergessen kann - nix als Tabus und mitleidige Sprüche. Aber es gibt andere - wie meine Schwägerin, ihr Mann, mein Schwager, und ganz besonders meine Schwester - die durchaus wichtig und konstruktiv sind.

Viele Grüße,
Stefan

Stefans
11.10.2007, 17:06
Ja Stefan, genau so, hast ja recht, ich meine Ruhe.
Wenn es dir um "recht haben" und "Ruhe haben" geht, aber dir inhaltlich kein Wort mehr zur Frage einfällt... dann sprechen wir offenbar unterschiedliche Sprachen.

Warum sagst du das nicht gleich?

Dann könntest du anderen viel Arbeit ersparen, sich mit einem von dir mal so eben rausgerotzten "unsozial"-Vorwurf ernsthaft auseinanderzusetzen.

Meintswegen hast du "recht" und "deine Ruhe". Jeder, wie er am besten mit seinen Widersprüchen leben kann. Unverständlich ist mir nur, wieso du das Bedürfnis nach "deiner Ruhe" nicht einfach persönlich ausleben kannst, sondern öffentlich thematisieren musst. Und sofort einknickst, wenn dich wirklich jemand ernst nimmt und sich die Mühe macht, auf dich einzugehen.

Vielleicht ist es für dein Seelenleben befriedigender, wenn du dich mit Heike & Co per mail darüber aufregst, warum "solche Leute hier ungehindert schreiben dürfen". Das muss dann ja gar nichts mehr mit dem Thema zu tun haben. Aber so ein privates hach-was-sind-wir-uns-einig-dass-der-und-der-ein-kranker-Idiot-und-Bösewicht-ist - Schultergeklopfe erfüllt für dich sicher einen wichtigen persönlichen psychologischen Zweck. Aber dabei bitte nie vergessen: der Blick über den eigenen Tellerrand ist gefährlich - da könnten sich Fragen stellen, die dir unbequem sind. Sowas also unbedingt vermeiden!

Viele Grüße,
Stefan

rezzan
11.10.2007, 23:08
Heike,

was aus dir spricht ist so abgrundtief verlogen und hasserfüllt, dass einen kalte Schauer durchjagen. Himmel, was ist los mit dir?

Hass, Häme, Spott, Bigotterie... Wie kann ein Herz nur so hässlich sein? Ich kann dein krankes „herzhaftes Lachen, hahaha...“ bis hierher spüren. Ich weiß nicht wer dir was angetan hat, dass du so geworden bist.

Aber hör auf mit deinem Helferquatsch. Das kauft dir niemand ab, der auch nur eine deiner widerlichen Zeilen gelesen hat.

Du und jemandem helfen? Du? Gott bewahre jeden vor einem solchen „Helfer“.

Ich bitte dich, beende diesen Kreuzzug endlich. Das muss ein Ende haben.

Rezzan

sonjaM
12.10.2007, 20:09
Hallo Zusammen,

zum eigentlichen Thema. Prognosen habe ich am Anfang der Krankheit meiner Mama durchgesehen und war so geschockt, dass ich nie mehr was angeschaut habe. Jeder geht mit Prognosen anders um. Der eine will es bis ins Detail wissen. Jedoch sind hier Durchschnittswerte benannt. Manche liegen drunter, manche deutlich drüber. Gott sei Dank kann keiner in die Zukunft schauen, keiner weiß, zu welcher % Sparte er gehört. Im Hinterkopf bleibt es aber dennoch.

Über die Mailangriffe in diesem Forum bin ich immer wieder entsetzt. Gerade hier sollte doch jeder wissen, wie schnell sich das Leben verändern kann. Betroffenen wie Angehörige. Gegenseitige Wertschätzung sollte immer bewahrt werden. Wenn man ein Posting nicht gut findet, kann man auch einfach nicht reagieren. Worte können sehr verletzen und mit solchen Unwichtigkeiten sollten wir uns alle nicht rumschlagen. Jeder hat hier sein Päckchen zu tragen. Eine Anmerkung: Ich mag Heike sehr, denn sie hat immer ein nettes Wort und ein offenes Ohr. Betroffene und Angehörige schätzen sie bei uns.

Ich hoffe, es geht jetzt mit dem eigentlichen Thread weiter.

Viele Grüße
Sonja

suze2
15.10.2007, 21:59
mir gefällt, wie es nikita schreibt.
denn mir gehts genau so - zwischen "den krebs vergessen und genussvoll leben" und "huch es zwickt mich und angst und prognose" schwanke ich so hin und her.
neulich hab ich in einem buch den satz "heute ist immer" gelesen. und mir gedacht, das hat was. mit beiden beinen in der gegenwart - weniger in der zukunft, weniger im spekulieren, was wird sein, was könnte sein, wie geht es weiter.

grüße an euch alle!
s.

Mona66
21.10.2007, 11:57
Ansonsten bin ich ein talentierter Verdrängungskünstler und ich verdränge auch oft und viel sehr bewusst; ansonsten würde ich dieses "Prognose-Denken" nicht aushalten.
Wer diesen Mist erfunden hat, sollte geteert und gefedert werden!


Liebe Ullala,
ich glaube, dieses Denken ist in unserer Gesellschaft fest verankert... Wenn du einen Kredit bei der Bank willst, prognostiziert die Bank, ob du es auch zurückzahlen kannst und Versicherungsbeiträge werden teils danach berechnet, wie viel du die Versicherung kosten wirst. Eine Lebensversicherung kostet höhere Beiträge wenn du sie mit 60 abschliesst, statt mit 20. Dabei gilt auch da... manche werden 45 und manche 100, kann also durchaus sein, dass der 60-Jährige noch viel länger lebt als der 20-jährige. Da finden wir das ganz normal. Oder doch nicht?

Ich hab mittlerweile gelernt, dass z.B. Krankenkassen anhand von Prognosen Entscheidungen fällen. Z.B. ob sie einem raten EU-Rente zu beantragen. Ist es richtig oder falsch, dass Krankenkassen versuchen ihre Ausgaben (hier Krankengeld) zu kontrollieren? Ich denke, wenn sie es nicht täten, würde es gar nicht funktionieren. Hab allerdings schon geschluckt, als mir das klar wurde, dass da irgendwann ein Arzt befragt ist, wie es denn möglicherweise um mich steht. Und da hab ich für mich dann gelernt, dass ich es gut finde, zumindest zu wissen, auf welcher Basis dann solche Versicherungsentscheidungen gefällt werden, d.h. dass ich es gut finde, die Prognosen zu kennen, auch wenn das ja nicht heissen muss, dass es auf mich zutrifft. Ich könnte ja der 60-jährige sein, der 100 wird...

LG
Mona

Mona66
21.10.2007, 12:15
Es fragt sich ja auch keiner von euch,wie die Prognosen zu einen Verkehrsunfall sind oder doch?


Liebe Rutschie,

also wenn die Prognose Auto fahren zu überleben so wäre, wie meine Prognose die nächsten 5 Jahre zu überleben, dann würde ich ganz eindeutig nicht Auto fahren. Ich mach mir da schon Gedanken drüber.
Prognosen sind immer dann hilfreich, wenn man daraus sinnvolle Entscheidungen ableiten kann. Da gibt es allerdings Grenzen...

LG
Mona

nikita1
21.10.2007, 12:17
Hallo Mona :)
oh je... man hat mir 80% Schwerbehinderung gegeben, damit dackel ich nun zu meiner Bank und kann den Kredit meine Eigentumswohnung neu verhandeln, vielleicht wird sogar von der Versicherung die gesamte Hyptothek uebernommen... (weiss es noch nicht)
Auf Grund dieser niederschmetternder 80% muesste ich ja eigentlich schon tot sein - wie eine Bekannte so schoen meinte:
"Was? 80 % ???? Das hatte ein Freund, kurz bevor er verstorben ist! "

Prognosen sind mit Vorsicht zu geniessen, ich verdraenge sie geflissentlich, was bleibt mir auch anderes uebrig ?
Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute auf die unausbleiblichen Metastasen oder das Rezitiv zu warten, bringt mich schneller ins Grab, als wenn ich mir selbst einrede, dass die Therapie kurativ war und ich in Zukunft meine Ruhe habe.
Ich bin es satt, immer an die Schmerzen und den Tod zu denken.
Wenn die Versicherung mir als "lebende Tote" die Wohnung bezahlen will, so darf sie es gerne tun. Ich werde dennoch weiterleben:engel:

Mona66
21.10.2007, 12:28
oh je... man hat mir 80% Schwerbehinderung gegeben, damit dackel ich nun zu meiner Bank

Oops, Nikita,
da hab ich mich missverständlich ausgedrückt... ich meinte in diesem Fall nicht die Prognosen bzgl. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Krebskranken, sondern das Prognosedenken im Allgemeinen. Die Prognose bzgl. eines Bankkredits dürfte stark von der Sicherheit deines Einkommens abhängen. Beamte haben es da meines Wissens z.B. durchaus einfacher... Und wenn du einen Kredit für eine Firmengründung willst, wird die Banken die Erfolgschancen deines Firmenkonzepts irgendwie bewerten...
Und bei Lebensversicherungen geht es um die Lebenserwartung im allgemeinen. Und wenn du dir einen Aktienfonds kaufst, dann wirst du evtl. den nehmen, der in den letzten Jahren die besten Prognosen hatte (also die höchsten Gewinne).

Ich wollte mit meinem Beitrag darauf hinweisen, dass das "Prognosedenken" eben ein Teil unserer Kultur ist, und es als solches einordnen. Und natürlich geht es da um Statistiken. Und nur in so einem Sinne lassen sich sinnvolle Entscheidungen aus Prognosen ableiten. Immer an Schmerzen und Tod zu denken, wäre sicher keine sinnvolle Entscheidung ... :cool:

LG
Mona

nikita1
21.10.2007, 14:54
Liebe Mona :)
Prognosen haben ja auch viel mit der Chaostheorie zu tun - wann tritt was, wie ein...
Wenn du einen Lottoschein ausfuellst, liegen die Prognosen ziemlich niedrig und dennoch gibt man das Geld gern aus - wir nennen es dann Glueck oder Unglueck.

Es gibt in Bezug auf Krebserkrankungen viele Studien, die sich mit den Lebenserwartungen (sprich: Prognosen) beschaeftigen.
Es ist ein Schwert mit zwei Schneiden: sind die Prognosen gut, vertraue ich auf Heilung, sind die Prognosen schlecht, vertraue ich auch und zwar auf die 1%, die laut Studien realistisch sind.
Am besten, man liest sie gar nicht erst :cool: - da man ja trotz Krebs nicht von der uns angeborenen Unverwundbarkeit abruecken will.
Erst wenn es ganz am Ende ans loglassen geht, sehnt man sich nach Ruhe - und in diesem Zustand interessieren irgendwelche Prognosen sowieso nicht mehr.

Stefans
21.10.2007, 17:11
Hallo Nikita,

Am besten, man liest sie gar nicht erst :cool: - da man ja trotz Krebs nicht von der uns angeborenen Unverwundbarkeit abruecken will.
So ist es. Und falls du (oder sonst jemand hier) etwas "Galgenhumor" vertragen kann (wenn nicht, bitte weg gucken), wird er vielleicht über das folgende Zitat von Lang (einem britischen Psychiater) schmunzeln können:

"Life is a sexually transmitted disease and the mortality rate is one hundred percent."

Viele Grüße,
Stefan

nikita1
21.10.2007, 19:09
"Life is a sexually transmitted disease and the mortality rate is one hundred percent."
na ja... ist wahr, aber so deutlich muss man es auch nicht wieder sagen...
Das wir alle mal sterben muessen ist keine Neuigkeit, nur eben, wenn es vor der Zeit geschieht.
Das ist das tragische am Krebs - dass man oft noch sehr jung Abschied nehmen muss und nicht hundertjaehrig, umgeben von den auch schon tattrigen Lieben + Uurururenkeln - im Bett - nach einem erfuelltem Leben.
Nach Galgenhumor ist mir im Moment nicht so richtig, dazu stoert mich der Tumor im Koerper zu sehr.. :(

Dirk1973
02.11.2007, 09:47
Hallo Steffi,

diese Erfahrung mit der anderen Sichtweise des Lebens und dieses Leben im Hier und Jetzt habe ich ich auch gemacht. Auch rege ich mich nicht mehr wegen jedem Shiet auf oder verschwende meine Zeit mit irgendwelchen "falschen Freunden".

Dass wir hier in den Foren immer wieder davon lesen, weil ehemalige Krebspatienten nunmehr nach deutlich länger als zehn Jahren wieder an Krebs erkrankten, liegt nicht zuletzt an der Natur der Menschen. Viele User hier lassen sich nach erfolgreich abgeschlossener Therapie nicht mehr blicken, weil sie mit dem Thema abschließen möchten. Dafür suchen dann User mit Spätrezidiven bzw. neuen Tumorerkrankungen nach einem Krebs in der Vergangenheit in einem "Fach"-Forum wir hier Rat. Wenn ich mir z.B. meine Hodenkrebs-Mitstreiter anschaue, sehen ich im Forum nicht selten User mit Spätrezidiven bzw. Neuerkrankung nach vielen Jahren. Werfe ich einen Blick in die Statistiken der renommierten Tumorzentren erscheint die Wahrscheinlichkeit zum Rezidiv um ein vielfaches geringer....

Also lass uns einfach versuchen, annähernd sorgenfrei im Jetzt zu leben....:prost:

Rubbelmaus
02.11.2007, 18:20
Prognosen sind Statistiken und da halte ich mich an den Spruch von Winston Churchill. " Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe."

Die Statistik ist die Zusammenfassung bestimmter Methoden, um Massenerscheinungen zu quantifizieren (http://de.wikipedia.org/wiki/Quantifizieren) und zu interpretieren (aus dem WW)

Ich hatte eine Statistik von höchsten 1 Jahre Überleben und was ist, ich lebe schon 7 Jahre und das sehr gerne.

Ich hatte eine Kollegin mit BK. Der BK war schon längst Vergangenheit und es ging ihr sehr gut. Aber sie sprach und dachte nur an ihren Krebs. Kein kein anderes Thema für sie. Eines Abends fiel sie tot auf der Couch um. Sie hatte einen Herzinfarkt bekommen. Auch wenn es jetzt markarber klingt, sie kam in eine andere Statistik.

Und ob jemand hier Kerzen anzündet oder nicht. Wer, was, worüber-denkt, wen interessiert es? Jeder hat seine eigene Meinung und Ansicht, da kommen wir doch niemals auf einen Nenner. Das versuchen die Weltpolitiker schon seit Menschengedenken und was kommt dabei raus? Kriege! So ist es auch hier, Kleinkrieg. Schade um eure verschwendete Zeit, die jedem Menschen - mit oder Prognose - bleibt.

Grüsse:winke:
Heidi

Dirk1973
02.11.2007, 18:32
Liebe Rubbemaus,

ich sehe hier gar keinen Kleinkrieg. Und das ist auch gut so...... ;)

Ansonsten kann ich Dir jedoch Recht geben.... niemand von uns weiß, was ihm bevorsteht. Und da wird auch keine Prognose oder Statistik gegen ankommen.

Stefans
03.11.2007, 18:18
Hallo Steffi,

Was mich aber danach ständig verunsichert hat, war diese Geschichte mit den 5 Jahren.
Bitte lass' dich davon nicht beirren! Diese 5 Jahre sind mehr oder weniger willkürlich gesetzt. Es könnte ebenso gut eine Statistik über 1 oder 10 Jahre geben (gibt es wahrscheinlich auch). Das ist aber eine rein "formale" Angelegenheit, die der Vergleichbarkeit dient. Und hat nichts damit zu tun, wem es nun nach genau 5 Jahren so und so gut oder schlecht geht (doch, statistisch hat es natürlich damit zu tun; aber nicht aus der Perspektive des einzelnen Betroffenen!).

Stalin hat mal IMHO ebenso grausam wie treffend sinngemäß formuliert: "Ein Schicksal ist eine Tragödie. 1000 Schicksale sind Statistik." (Ja, ich habe das Zitat abgeschwächt, weiss ich).

Ich finde, du machst genau das richtige, wenn du versuchst, dich um solche statistischen Fragen möglichst wenig zu kümmern. Wie Heidi und Dirk schon gesagt haben. Als meine Frau Anfang 2007 an BK erkrankte, habe ich natürlcih auch erstmal im Netz gesurft, mich kundig gemacht und geschaut, wie denn wohl die Prognose sein mag. Aber: meine Frau wollte das von Anfang an nicht wissen; und auch für mich war das nach einigen Monaten ziemlich uninteressant. Denn, wie du so richtig schreibst:

LEBE IM HEUTE UND JETZT

Das zu können - bzw. erstmal (wieder?) zu lernen - ist schon sehr viel wert!

Viele Grüße,
Stefan

schwesterchen
03.11.2007, 19:31
Liebe Steffi :remybussi

möchte Dich einfach nur feste knuddeln :knuddel:
Freue mich so sehr für Dich, dass Du es endlich wieder schaffst, nach VORNE zu schauen.

Alles Liebe und ganz viel Zuversicht :remybussi

Von Herzen :1luvu:

Deine Heike

Sende Dir einen Schutzengel, der Dich immer begleiten soll:

8829

Quirin
03.11.2007, 20:55
Im Dez 2003 wurde der Tumor bei der Vorsorge entdeckt.
Aber nur,weil ich zusätzlich zum Röntgen auf einer Ct bestand.(Adeno 2,7cm oberer Lungenlappen rechts)
Ich entfaltete eine Hecktik:Patientenverfügung,Vermögensverfügung.Dann
in die Lungenklinik.Dort Ct,Szintigramm,Atmung,Blut,
die ganze Palette.Resultat:Keine weiteren Tumore.
Entscheidung der Ärzte für eine OP. Alles lief irgendwie
wir im Traum an mir vorbei.Vor der Op hatte ich nur einen Wunsch:Wenn der Körper doch total verkrebst ist,nicht mehr zu erwachen. Die OP lief gut. Nach Ansicht der Ärzte
dürfte nichts mehr kommen.Ich war optimistisch.
Nach 3,5 Jahren ein Rezidiv,6mm.War nicht auf der Ct sichtbar.Es wurde nur gefunden,weil ich auf einer Bronchioskopie/Biopsie bestand.
Nach einer Strahlentherapie war der Bereich"sauber".
Mein Gefühl war inzwischen abgestumpft.Es gab keinen
besonderen Freudensprung.Ich glaube,dahinter liegt die
Erkenntnis:Nach dem Krebs ist vor dem Krebs und die
Nachsorgungen sind oft nichts wert.
Man ist einfach nie mehr richtig frei.

Quirin
04.11.2007, 11:02
Hallo Monika15
Zum meinem Begriff der Freiheit:
Frei fühle ich mich dann,wenn ich sagen kann,das Thema
Krebs ist erledigt.Oder wenn der Krebs wie eine
harmlose Krankheit durch Medikamente in Schach zu halten wäre.
Allein die halbjährliche Nachsorge mit ihren Ängsten
empfinde ich als Unfreiheit.
Ich bin mir darüber im Klaren,dass andere,die ständig mit
dem Krebs leben müssen, über meine Situation froh wären.
Vor allem diejenigen,die einen kleizelligen Tumor
haben.Was ich hier äußere ,ist meine Erfahrung.
Ich weiß,dass es im KK ganz andere Schicksale gibt.
Zur Beseitigung des 6mm Tumors dieses Jahr ist mir ein halbes Jahr incl Sommer verloren gegangen. Hier werden andere sagen:Was will der überhaupt,das halbe Jahr würde ich gerne
opfern,wenn danach keine Spur vom Krebs mehr vorhanden wäre.
Aber ich weiß inzwischen,dass man bei einem Raucherkrebs bis zu 10 Jahren nicht in
Sicherheit ist.

Mit herbstlichen Grüßen
Quirin

Quirin
04.11.2007, 15:02
Ich sollte nun vielleicht einige positive Dinge bringen.
Die Bestrahlung in diesem Sommer habe ich bis jetzt ohne Schäden überstanden.
Radtouren von 30 Km (hin u. zurück 60) verkrafte ich auch schon wieder.
Das Rauchen konnte ich 2004 ohne weiteres einstellen,
obwohl es bis zur OP täglich 2,5 Packungen waren.
Das Essen haben wir auf mehr Gemüse umgestellt.
15 Kilo Übergewicht müssen runter.
Ich habe seit der OP nie mehr eine Erkältung gehabt.
Und lauter sonstige Kleinigkeiten.
Grüße
Quirin

Rubbelmaus
04.11.2007, 18:17
Ich finde auch: ICH HABE LANGE GENUG ZUVIEL ANGST VOR DEM TOD GEHABT UND DADURCH NICHT LEBEN KÖNNEN!!!


Liebe Steffi-Hamburg,

ich bin schon seit Beginn bei einem Psycho-Doc in Mitbehandlung. Ich habe jemanden gefunden, der richtig gut ist. Der mir dabei hilft, meine Lösungen selber zu finden. Seitdem kann ich mit meiner Krankheit gut umgehen. Wir sind doch nicht die einzigen Kranken auf dieser Welt. Es gibt ausser Krebs auch noch genug andere schlimmen Krankheiten, mit denen die Menschen leben müssen.

Mittlerweile lebe ich notgedrungen mit meiner Krankheit, aber nicht dafür. Sie ist nicht mein Lebensinshalt! Dafür ist das Leben für mich viel zu kostbar.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Therapie!!!

Gruß
Heidi

Stefans
05.11.2007, 18:38
Hallo Steffi,

Zu meiner "Schande" muss ich gestehen: Meine Krankheit war für mich mein Lebensinhalt.!!!

So merkwürdig es sich anhört:

Sie hat mich davor bewahrt, mich mit allem anderen(Konflikten, unangenehmen Dingen etc.etc.) auseinander setzen zu müssen. Ich habe mich quasi hinter ihr versteckt.Das war zu der Zeit für mich anscheinend einfacher, als mich "dem Leben" zu stellen!

Dies sind sehr offene Worte, und als mir das vor kurzer Zeit klar wurde, habe ich mich zuerst sehr dafür geschämt.
Ich finde das nicht schändlich, nicht merkwürdig, und schon gar keinen Grund, sich deswegen zu schämen! Sondern völlig normal. Wir sind doch alle nur Menschen, die mitunter Gefühle haben, die "man" ja eigentlich gar nicht "haben darf" - aber trotzdem sind sie nunmal da. Psychologen würden sowas als (sekundären) "Krankheitsgewinn" bezeichnen.

Und das ist völlig normal, sowas macht phasenweise jeder Mensch - weil er es in der Situation wohl so braucht. Und dann ist es auch gut und richtig so! Worin sich die Menschen dabei unterscheiden, ist nur eines: die einen (wie du) erkennen und reflektieren, was sie da machen / gemacht haben - die anderen tun es, ohne zu wissen, dass sie es tun, geschweige denn warum... Und diejenigen, die nicht wissen (wollen), was sie tun und warum sie es tun (müssen), haben langfristig gesehen die schlechteren Karten. Weil sie aus ihrem Verhalten nichts lernen können :-(

Und dafür, dass du dich hier öffentlich traust, zu dir zu stehen... Respekt!

BESSER SPÄT ALS NIE!
Es ist niemals zu spät! Sondern IMHO einfach so, dass alles im Leben "seine Zeit" hat. Wenn du bereit für einen neuen Schritt bist, wirst du ihn tun. Wenn du noch nicht so weit bist... nun, dann dauert es halt noch ein bischen. Das ist weder gut noch schlecht - es ist eben einfach so. Jeder nach seiner Erfahrung, auf seine Weise, und in seinem ganz persönlichen Tempo... so ist das Leben !!!

Und der Teil des Lebens, der wichtig ist, ist der, der heute passiert und der noch vor uns liegt!

Viele Grüße,
Stefan

Rubbelmaus
05.11.2007, 23:28
Liebe Steffi

Stephans hat recht. Ich habe ja auch geschrieben mittlerweile!
Denn so einfach ruckzuck geht das nicht. Man braucht schon eine lange Zeit, um alles zu akzeptieren und sich den "normalen" Leben wieder zuzuwenden. Für mich war das ein sehr schmerzhafter Prozess. Denn ich wollte lange Zeit "einfach nur mein altes Leben zurück." Aber irgendwann, mit Hilfe, habe ich gelernt, es gibt kein altes Leben mehr. Seitdem lebe ich mein "neues Leben". Das ist zwar anders, aber ich geniesse es trotzdem jeden Tag.

Ich wünsche viel Hilfe dabei und das deine neue Zeit die nun kommt, dir auch Freude und Glück bringt.

Irgendwie ist bei mir dieser Spruch in Hinterkopf:

Heute ist der 1. Tag vom Rest meines Lebens.

Ich schmeisse dann ganz bewusst die negativen Gefühle weit weg. :twak:
Es klappt zwar nicht immer, aber immer öfter!:prost:

Gruß
Heidi

Quirin
07.11.2007, 15:55
Hallo

Ich habe mich rückwirkend nach meiner Erfolgschance
erkundigt.Ich bin ja schon seit mitte Oktober zu Hause und
hatte es eilig, die klinik zu verlassen.Also sie beträgt
zwischen 80 u. 90 %.
Viel Zeit zum Nachgrübeln hatte ich nicht,inzwischen hat
mich die Wirklichkeit voll wieder.
Beim Einbau eines Rollos am Dachfenster haben die Hand-
werker den Rahmen mitdurchbohrt und ich hab das auf dem Dach provisorisch repariert.Dann Streiterei mit der Firma. Gleichzeitig Auseinandersetzung mit dem Finanzamt
wegen einer Nichtveranlagungsbescheinigung.
Morgen kommt dann Winterreifen montieren.
Dann kommt der Hausputz.Ich bin 68,meine Frau 2 Jahre
älter. das heißt,die Knochenarbeit übernehme ich,sie die Feinarbeit.
Es kommt mir so vor,als sei Bestrahlung,Kontrollbiopsie
schon lange her.
Ich hoffe,ab jetzt hat das Gefühl zu leben einfach Vorrang.
Grüße an alle
Quirin

Patrick34
10.11.2007, 09:21
hallo zusammen;)


also für mich ist die who studie maßgeblich,in meinem fall hirntumor,glioblastom grad 4,weniger als 3% der patienten lebt länger als 5 jahre. ich bin dem herrgott dankbar für jeden tag,wo es mir so gut geht wie heute.habe ausgeprägte halbseitenschwäche links,kann nicht mehr mit messer und gabel essen,schuhe binden ist auch nicht mehr möglich. aber ich bin noch klar in der birne und das ist auch schon mal was:D

Biba
10.11.2007, 10:07
Hallo Patrick !

So wie Du halte ich es auch .
Dieses ewige nach dem Warum fragen
zermürbt doch nur und macht zusätzlich krank .

Als vor fast 5 Jahren mein Lungenkrebs
erschien , entfuhren mir die Worte :
"Da bist du ja" . Irgendwie habe ich wohl
immer mit noch einer Krebserkrankung gerechnet .

Dir wünsche ich alles erdenklich Gute !
Liebe Grüsse
Biba

Karin55
13.11.2007, 23:46
Hallo zusammen,

erst jetzt entdecke ich den Thread hier. (Auch) ich weiß nicht, wie ich mit meiner Prognose fertig werden soll. Bisher kann ich sie zeitweise verdrängen, wenn ich gut und erfolgreich abgelenkt bin; aber ich glaube, ich stehe unter Schock, weil ich seitdem noch nicht einmal geweint habe.

Hier in Stichpunkten meine "Laufbahn":

2000 Brustkrebs beidseitig, aber mit allerbester Prognose bei 90 % (G1, T1, N0 usw.) Kurz vor der OP Ehescheidung (unabhängig von der Erkrankung)

Ich hatte danach zwar mehrere kleine und größere OPs, die zwar alle nicht lebensgefährlich waren (mehrere misslungene Brustaufbauten, Ovarial-Ektomie usw.), aber mein Leben wirklich versauten.

Nach 6 Jahren habe ich (außer, dass ich an diversen OP-Folgen (Schmerzen) litt) eigentlich das Kapitel "Rezidiv" abgeschlossen; fühlte mich also so gut wie geheilt.

2006 zunehmende Übelkeit und Schwäche. Hohe Leber- und Gallenwerte, Lipasewerte (Bauchspeicheldrüsenwerte) erhöht. Künstliche Ernährung, tausend Magenspiegelungen, ERCP, Endoskopien, CTs, MRTs, Sonos usw. Man dokterte ein halbes Jahr an mir herum und zweimal wurde mir eine große Bauch-OP angekündigt, zweimal abgesagt.

Flucht vom hiesigen Virchow-KH in eine Pankreas-Spezialabteilung nach Bochum. OP im September 2006. Großer Bauchschnitt mit dem Ziel einer Whipple-OP bei Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ergebnis: Fernmetastasen im Bauchfell und Bereich der Bauchspeicheldrüse. Diese Metastasen waren Mamma-Metastasen und nicht zu operieren. Prognose: 2 bis 5 Jahre.

Obwohl mir später hier in Berlin jeder Arzt Mut zusprach ("Man kann überhaupt keine Prognosen stellen; es gibt Leute, die leben schon 10 Jahre mit Ihrer Erkrankung"), empfinde ich mein erstes Aufklärungsgespräch in Bochum noch heute verheerend:

Der (junge) Arzt bat mich (ich total geschwächt im Nachthemd und Bademantel) in sein Zimmer, klickte an seinem Computer herum und besprach mit mir die Therapien. Ich sollte zunächst einen Aromatasehemmer nehmen, der das Tumorwachstum eindämmen könnte (kannte ich ohnehin schon alles). Ich fragte, wie lange die AH wirken würde. "Ein Jahr". Das wusste ich nicht, dachte vielleicht 5 Jahre. "Um eine Chemo kommen Sie nicht herum." Und wie lange würde eine Chemo das Überleben ermöglichen? "Auch so ein Jahr." Ich zitterte, war wie betäubt. "Sie müssen außerdem wissen, dass Sie an dieser Krankheit sterben werden." Und (in dieser Reihenfolge): "Geben Sie nie auf; ich habe noch keinen Patienten erlebt, der überlebt hat, wenn er aufgegeben hat." 15 Minuten Gespräch. Als ich wieder auf die Station zurückwankte (aus körperlichen und seelischen Gründen), fragte die Krankenschwester in lautem Ton, was sie das Essen hinstellen solle.

Es ist mir selbst nicht erklärlich, wieso ich mich an diese Unterhaltung so festbeiße. Die Situation ist über ein Jahr her; selbst ein anderer Arzt auf der Station sagte zu mir, er selbst hätte das niemals so gesagt oder sagen können, weil jeder Mensch anders ist.

Also habe ich mir gesagt, dass es zwei Jahre wohl werden könnten und die wollte ich jetzt leben. Ich bin bei karger Rente in den Vorruhestand gegangen und habe das Gefühl, wie es Nikita beschrieben hat. Die Zeit rast davon, ich will viel zu viel machen und mich gleichzeitig ausruhen und Bücher lesen, oder Sachen wegwerfen oder verschenken, um nicht allen Kram meinem Sohn zu überlassen. Jeden Tag habe ich was meist Angenehmes vor, aber mir verrinnt die Zeit unter den Fingern.

Kranke ohne diese schlechte Prognose können berechtigt denken, dass sie, je länger sie die Krankheit überstanden haben, eine immer bessere Überlebenschance erreichen. Ich renne dagegen gegen eine Wand, die im schlechten Fall schon zu 50 % erreicht ist. Meine Tumormarker sind zwar momentan gut und Metastasen sogar etwas rückläufig, aber mich quälen Magenschmerzen und Übelkeit. Und schon fällt mir das Verdrängen wieder schwer.

Schöne Grüße

Karin

Ilse Racek
14.11.2007, 08:07
Hallo Karin,

ich habe nicht all die vielen Beiträge zu o.a. Thema gelesen, aber was Du schreibst, hat mich doch sehr berührt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ja schon die eigenen Urängste ausreichen, man nicht mehr "frei im Kopp" und damit latent belastet ist.

Mir sagte man im Klinikum nach der OP - dass ich "das volle Programm durchziehen" müsse und so wusste ich schon, dass ich mit befallenen Lymphknoten nicht gerade einen Spaziergang vor mir hatte......

Wenn dann aber auch noch Ärzte Prognosen stellen, wie von Dir dargestellt, so finde ich das unverantwortlich.

Ich bin in den vergangenen 5 Jahren nach dem BK sehr unterschiedlichen Verhaltensmustern bei Ärzten begegnet und so kann ich sagen, dass natrülich auch d i e die überhaupt keine Stellung nehmen wollen und das große Schulterzucken üben, nicht gerade tröstlich sind :(

Dir und allen Betroffenen wünsche ich alles erdenklich Gute
mit herzlichem Gruß

suze2
19.11.2007, 17:25
hallo karin,
ich hab auch nicht alles in dem thread gelesen, aber ich glaub, dass ich ein bissl verstehen kann, wies dir geht.
die wand, gegen die du läufst - der unterschied zu denen, die - je länger es her ist, umso sicherer werden (zu denen ich ja gehöre - im augenblick - und morgen kanns schon anders sein)...

verstehe auch, dass dir dieses eine gespräch so nachhängt - mir ist sogar das lächeln des arztes, der mir mitteilte, dass "es doch nicht so ganz gutartig ist" absolut in erinnerung geblieben - ein schiefes lächeln, ich dachte, der übt grad das "wie sag ichs der patientin".

aber was tun - das ist die frage - wie freude am leben finden, in der ganzen misere, das ist ja die entscheidende frage.
bist du in psychischer betreuung?
mir ist das sehr wichtig.
auch wenn ich letztlich alleine in meinem körper bin, so hab ich doch ein bisschen daraus lernen können. ein bisschen.

einerseits will man oft zahlen hören, ich wollte das auch.
gut, ich hab 80%, dass ich in 7,5 jahren noch lebe, 18% sterben an dem krebs, den ich hatte, 2% an anderen ursachen.

diese prognose ist ja ganz gut.

jetzt ist mein tumormarker gestiegen - wieder zahlen, so und so viel prozent der TM anstiege haben nichts mit krebs zu tun, so und so viele prozent weisen auf metastasierung hin und und und -

ich lebe zwar bewusster, aber, ehrlich gesagt, ich würde sofort mein altes leben wieder zurücknehmen, und auf alle bewusstheit pfeifen, wenn damit auch der krebs rückgängig gemacht wäre.
ich war glücklich vorher und jetzt bin ichs auch - oft - und anders -
aber das glück vorher hat für mich durchaus gereicht.

liebe karin, ich wünsche dir alles liebe, und euch anderen natürlich auch
suzie

Mona66
09.12.2007, 19:57
Hallo zusammen,

ich hab in den letzten Wochen ein bisschen über Prognosen und Hoffnung-Haben nachgedacht. Irgendwie kam ich mir komisch vor... einerseits ist meine Prognose auf unheilbar und Lebensverlängerung... also nicht so wirklich klasse. Andererseits ist in meinem Kopf noch "lange leben". Und irgendwie ist da auch immer noch der Gedanke gesund zu werden. Und da war dann immer die Frage... ist das schlimmer Realitätsverlust? Wie "realitätsfern" "darf" man fühlen? Ist das Verdrängung? Ist das schlecht? Ist das gut?

Ich hab das letztens mal mit meiner psychologischen Unterstützerin diskutiert und sie hat mir einen für mich hilfreichen Gedanken mitgegeben. Sie meinte, Hoffnung ist einfach ein Stück Leben. Das ist wie Liebe. Das braucht nicht unbedingt eine Berechtigung. Zumindest nicht in allen Details. Ihrer Erfahrung ist es auch eher so, dass wenn die Hoffnung schwindet, es gar nicht nur so sehr an den Fakten bzgl. der Lebenserwartung liegt, sondern dass eher andere Unterstützung fehlt. Z.B. dass Schmerzen nicht behandelt werden. Sowas nimmt dann die Hoffnung.

Ich habe darüber noch nachgedacht und habe festgestellt, dass es in unserer Gesellschaft völlig normal ist, dass man nicht immer ganz faktengetrieben mit Hoffnung umgeht. Niemand (oder fast niemand) käme auf die Idee auf eine Hochzeit zu gehen und rumzuproblematisieren, dass doch jede dritte Ehe (oder mehr) geschieden wird, dass man den Realitäten ins Auge sehen muss und wie man denn auf die Idee käme, auf eine lebenslange Bindung zu hoffen... nee, da ist das ganz okay, dass es romantisch ist und Statistiken sind eben Statistiken. Diese Gelassenheit in die Zukunft ist für Krebskranke sicher schwerer... dennoch, ich fand den Gedanken schön, dass es gerade bei den schönen Dingen des Lebens nicht auf schnöde Fakten ankommt und es völlig okay und anerkannt ist auch ein bisschen fern der Fakten Hoffnung zu haben...

LG
Mona

hope38
10.12.2007, 09:50
Ihr Lieben!
Mir fällt dazu ein Satz ein, der ich neulich irgendwo las:

"Solange es Hoffnung gibt, gibt es keine Hoffnungslosigkeit"

Das Schwierige ist aber, diese Hoffnung immer wieder zu pflegen, zu nähren, wenn der Nährboden denkbar schlecht ist. Und doch sehe ich gern das Bild der zuasphaltierten Straße, aus deren kleinster Rille sich ein Blümchen nach oben schiebt.

Liebe Mona, der Angang an das "Prinzip Hoffnung" ist schon ein guter, den Du Dir zurecht gelegt hast. Ich werde mir das auch mal durch den Kopf gehen lassen.


Einen schönen Tag,
hope

nikita1
10.12.2007, 14:57
ja, Hoffnung ist das Gegenstück zu den Prognosen , denn die Hoffnung teilt uns die ersehnten 100 % zu :)
Ohne Hoffnung wird der Tag grau, nichts macht mehr Spass, egal in welchem Stadium der Erkrankung man sich befindet.
Düstere Gedanken kommen und gehen - die Hoffnung bleibt.:rotier2:

achimmaryweyhe
23.02.2008, 23:04
hallo mona,
was besagen prognosen schon....................
ich habe die chemo/bestrahlung meiner frau abgebrochen, die prognose sagte folgendes: innerhalb der nächsten 2 - 3 tage wird sie hier im krankenhaus sterben, lieber mit nach hause nehmen, dann kann sie dort in ruhe einschlafen.
das war im november 2005.................
soviel zur prognose der ärzte im krankenhaus....................
momentan geht es ihr gut, ich schreibe hier im kk manchmal über ihren gesundheitszustand.

lg

achim

Mona66
29.04.2008, 17:01
Ein Satz, den ich mir noch Prognosen entwickelt habe...

Prognosen sind nur die zusammengefassten Erfahrungen der Vergangenheit...

(Nun werden leider nicht täglich neue supererfolgreiche Heilungsmethoden und Medis entwickelt, aber wenn doch..., dann....:rolleyes:)

Sternschnuppe07
19.05.2008, 11:33
Hallo liebe Sanne,

oooh, nun greife ich einen Beitrag von Dir auf, der schon ein Jahr zurück liegt, das aber nur deshalb, weil ich diesen erst jetzt gelesen habe. :)

Dankeschön, dass Du, als Fachfrau sozusagen, sagst, das Prognosen und Statistiken nicht wirklich viel taugen. Es stimmt, die Medizin ist weit vorangeschritten, Gottseidank auch, aber dennoch wird man immer mal wieder mit solchen Prognosen konfrontiert. Sieh mal, ich war im vergangenen Jahr an EK erkrankt, erst nach der 2. OP konnte man mir den allergrößten Teil entfernen. Die Chemo wirkte sehr gut, 3 Wochen nach der letzten Chemovergabe lag mein TM absolut im Normbereich und weitere 9 Wochen später ebenfalls. Bis dann ca. 3 Monate später der Hammer kam, es waren noch winzige Restchen vorhanden im Bauchfell, die ein wenig gewachsen waren. TM erhöht, Prognose nicht so doll, weil alles, was innerhalb von 6 Monaten wächst oder wieder kommt, nicht so toll einzuschätzen ist. Vermutlich auch, weil man dann vermutet, dass man platinrefraktär ist. Eine Sache, die man natürlich nicht nachvollziehen kann, denn die Chemo hatte doch so gut angeschlagen, es handelt sich doch um dieselben Zellen oder nicht? Wie dem auch sei, natürlich mache ich mir Gedanken, insbesondere auch um meine Familie, meine Kinder sind doch noch relativ klein, was sollen sie ohne mich machen und ich denke auch an meinen Mann dabei.

Meine ganze Hoffnung liegt auf der Ovar 2.11 Studie und ich hoffe sehr, dass ich es doch noch gebacken bekomme und noch viele, lange, gesunde Jahre leben kann und darf!!!

Denn trotz dieser Prognose meinte meine Ärztin auch, dass es Frauen gab, die hatten eine bessere als ich, aber die haben es nicht geschafft, weil sie seelisch abgebaut haben, während es Frauen gab mit meiner Prognose, die hatten Kämpfergeist und den festen Willen, sie haben es geschafft. Also wird sich doch sofort in dieser Prognose widersprochen gell? Nur - kann man immer positiv denken? Niemals einen Durchhänger haben???

Klar fahre ich mitunter Achterbahn mit meinen Gefühlen, aber ich glaube auch daran, dass ich es schaffen kann und schaffen werde!!!

sonnige Grüße

Manu



Hallo Mona,
Deine Ängste kann ich sehr gut nachvollziehen, auch wenn ich selber nicht betroffen bin!
Mein Mann erkrankte 2003 an einem Weichteilsarkom und seine Prognose war, innerhalb der nächsten zwei Jahre zu 65% an Lungenmetastasen zu erkranken.
Drei Onkologen unabhängig voneinander sahen es so!
Mein Mann gab auf Statistiken und Prognosen überhaupt nichts. Er sagte von vornherein, er gehöre zu den anderen 35%. Seine Nachsorgetermine nahm er immer ganz gelassen, machte sich keine Gedanken. Anfangs dachte ich, er würde seine Krankheit verdrängen, aber dem war nicht so.
Und er hatte recht! Er ist bis heute von Metastasen und Rezidiven verschont geblieben, lebt sein Leben wie vor der Erkrankung, hat nur eine Sache verändert, nämlich den Stress in seiner Firma zu minimieren. Er ist in vielen Dingen gelassener geworden, ansonsten ist er ganz der "Alte".
Deine Ängste und Gedanken hatte ich als Angehörige nach den ganzen Therapien. Dann erst hat man Zeit zum Luft holen.
Seit 26 Jahren bin ich Krankenschwester und ich kann Dir sagen, die Prognosen sind veraltet, die Medizin ist vorangeschritten, die Statistiken stimmen selten.
Ich wünsche Dir Gesundheit, schöne Gedanken und ein sorgenfreies Leben!
Liebe Grüße
Sanne

suze2
19.05.2008, 19:23
liebe schnuppe,

nein, dauernd kann man nicht positiv denken. ich gkaube auch nicht, dass es leute nicht schaffen, WEIL sie seelisch abgebaut haben.
es gehört eben eine portion glück dazu -
die statistik hilft dir auch nichts, wenn du 95 prozent hast und du gehörst zu den anderen 5 prozent.

meine prognose: 80 % der frauen leben nach 10 jahren
18 sind an krebs gestorben
2 sind aus anderern gründen gestorben

und ich - bei meinen achterbahnen - dachte zb. NIE an diese 2% die an was ganz anderem gestorben sind. die sind mir am axxx vorbei gegangen.

zeigte mir, wie mein denken funktioniert.

aber nochmals: zum gesundbleiben gehört auch eine portion glück!

das wünsche ich dir
und mir
und allen hier
von ganzem herzen

DerPapavomNils
26.01.2009, 22:13
Sich mit Prognosen auseinander zu setzten ist sehr Schwierig. Da denke ich muss jeder mit sich kämpfen und postiven Lebensmut bekommen. Ein Bekannter hat vor 10 Jahren eine Lebenserwartung von einem halben Jahr bekommen. Er lebt heute noch mit mehrfachem Krebs. Soviel dazu.
Da ich selber betroffen bin, ist es an der Zeit mal über sich und sein hektisches Leben nachzudenken. Bitte nicht falsch verstehen, aber genieße jeden Tag an dem Du früh aufstehen darfst und Lebe!
:prost:

Gaby103
27.01.2009, 13:42
Hallo Ihr alle,

ich komme aus dem BK-Forum. Meine Therapie ist fast abgeschlossen und ich habe folgende Prognose:
80% Überlebenschance für die nächsten 5 Jahren.

Da ich mich beruflich schon immer mit Zahlen befasst habe und Mathe immer mein Lieblingsfach war, wollte ich von meinem Chirurgen schon eine Aussage über meine Prognose hören. Er tat sich etwas schwer damit, weil seiner Meinung nach für mich die Prognose doch egal wäre, wenn der Krebs wiederkommt oder metastasiert ist dies nicht von der Prognose abhängig.

Ich habe dies definitiv anders gesehen, bei relativ guten Prognosen fällt es einfacher positiv zu denken, nicht den ganzen Tag den Krebs präsent haben.
Es ist einfacher zu hoffen.

Birgit64
27.01.2009, 17:40
Ich habe dies definitiv anders gesehen, bei relativ guten Prognosen fällt es einfacher positiv zu denken, nicht den ganzen Tag den Krebs präsent haben.
Es ist einfacher zu hoffen.

Hallo Gaby,
ich denke, damit hast du sehr recht. Ich glaube, dass gerade Neu-Erkrankte diese Prognosen auch brauchen, um ihr eigene Situtation und ihre Chancen irgendwie bewerten zu können und eben, bei guter Prognose, ein Stück Hoffnung und Sicherheit gewinnen zu können. Um irgendetwas zu haben, an dem sie sich festhalten können.
Ich persönlich zweifle allerdings schon lange an diesen Prognosen. Bei denkbar schlechter Prognose geht's mir nach 6 Jahren immer noch gut, während Mitpatientinnen von mir (auch aus dem KH) mit deutlich besseren Prognosen zwischenzeitlich verstorben sind.
Ich glaube, dass letztendlich jeder Krebs so individuell ist, wie die Person, die ihn hat, dass Prognosen individuelle Lebenssituationen nicht berücksichtigen (können) und deshalb nur eine Orientierungshilfe sein können, die man aber nicht überbewerten sollte (weder die positiven noch die negativen).

Freundliche Gruesse

nikita1
27.01.2009, 18:09
Hallo Gaby,

für mich sind die Prognosen nur ein Grund zum Verzweifeln, was soll man auch bei ca. 10% in 5 Jahren an Hoffnung haben ?
Inzwischen sind schon Frauen mit viel günstigeren Prognosen verstorben...und ich mit meinen 10% gehe arbeiten und fühle mich super.
Ich würde mich also positiv auf die oben genannten 80% stützen und bei schlechten Prognosen, die Seite, auf der sie im Net geschrieben steht... schnell wegklicken.
Ein seriöser Arzt gibt normalerweise keine Prognosen ab, aus gutem Grund. Er kann Mut machen und sagen, dass alles o.k. ist, aber mit % um sich zu werfen.. ist nicht ratsam.

Ilse Racek
28.01.2009, 13:07
Hallo Gaby,

so denke ich auch.

Gleichwohl hatte ich vor 6 Jahren eine bunte Pallette von Äußerungen - angefangen mit den Schwestern und Ärzten im Klinikum, über den Hausarzt bis zu meinem damaligen Gynaekologen...
Der Hausarzt beispielsweise schlug schon beim Abstürzen der Leukos bald aus dem ArztSessel und ließ sich das durchaus auch anmerken.

Von "warten wir mal die nächste Zeit ab" über "naja, 5 Jahre"..... bis zu "Prognosen sind Humbug"..... kann man/frau sich's dann aussuchen ;)

Mir ging's wie Birgit - ich hab' keine der Äußerungen überbewertet...

Nach menschlichem Ermessen bin ich derzeit OK:)


Liebe Grüße

Gaby103
28.01.2009, 13:35
Hallo Ilse,

den Satz: ich habe keine der Äußerungen überbewertet finde ich sehr gut.

Ich für meinen Teil werde alles tun um gesund zu bleiben. Dann ist es auch egal, wie die Prognose einmal war.

Heiderose
16.03.2009, 14:46
Hallo an alle,

Prognosen sind eine heikle Sache. Ich erhielt im Janaur 2008 bei Eierstockkrebs Figo IV mit erheblichen Metas eine Prognose von 2 Monaten.

Jetzt im März 2009 arbeite und lebe ich immer noch bei guter Lebensqualität, bekomme Chemo als Thirdline, Metas werden (nicht erklärlich) kleiner und ich habe für mich beschlossen sämtliche Prognosen zu ignorieren.

Heiderose

Renate23
16.03.2009, 15:32
Hallo Heiderose,

ich finde dass Du es richtig machst. Prognosen werden wahrscheinlich irgendeiner Statistik entnommen und somit können sie auch nicht auf alle Betroffenen angewandt werden.
Ärzte sollten keine Prognosen stellen, jeder Mensch reagiert anders.

Renate

BarbaraO
20.03.2009, 14:29
Ärzte sollten keine Prognosen stellen, jeder Mensch reagiert anders.

Mein Reden,:cool:
ich habe eine sehr schlechte Prognose und lebe bisher 6 Jahre metastasenfrei. Inzwischen habe ich hier aber schon recht oft den Tod von Patienten mit guter Prognose miterleben müssen.
Insofern hat sie oft nur zum Ergebnis, Menschen zu ängstigen oder sie zu erschrecken, wenn die gute dann doch nicht eintrifft.

Liebe Grüße





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