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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ernährung und Verdauung ohne Magen


07.03.2003, 11:26
Im Dezember 2002 wurde bei meinem Verlobten (39 Jahre) in zwei OPs (4 und 7 Stunden) der Magen vollständig entfernt (erst Billroth I, dann Roux-Y-Methode).

Vor der OP hat er ca. 20 kg verloren, während der Behandlung im KKH nochmals 7 kg, er wurde mit 69 kg nach Hause entlassen.

Auch zu Hause hatte er ca. sechs Wochen unter erheblichen Schmerzen und Beschwerden mit dem Essen zu leiden. Durch viel frische Luft (Spaziergänge pp.) und regelmäßige kleine Mahlzeiten hat er dann ca. 5 kg zugenommen in den ersten drei Monaten nach der OP, was wir als sehr positiv bewerten. Schließlich konnte er neben den ganz kleinen Mengen auch eine warme Mahlzeit in der größe einer "Kinderportion" gut bewältigen und durfte auch ohne "Strafe" seitens des Verdauungssystems mal "sündigen" mit mal einem Glas kohlensäurehaltigem Getränk oder Süßigkeiten.

Ende Februar war die erste Nachuntersuchung. Diese hat keine weiteren Krebsgeschwürbildungen ergeben, ist also für uns ebenfalls positiv und hat eine erste seelische Belastung von uns genommen.

Der Arzt hatte sogar schon mit ihm besprochen, daß er wohl im April ggf. wieder Arbeiten kann (Straßenbau).

Trotzdem hat er jetzt seit ca. 2 Wochen wieder mit erheblichen Schmerzen nach dem Essen zu kämpfen. Es begann mit Sodbrennen und Erbrechen des Verdauungssaftes, was zunächst eine Entzündung der Speiseröhre zur Folge hatte. Die Entzündung hat sich wieder beruhigt, das Sodbrennen ist auch wieder weniger geworden, die Schmerzen nach dem Essen sind jedoch weiterhin erheblich. Der Arzt hat als Hilfsmittel gegen die Krämpfe "Buscopan" verschrieben, weitere Medikamente bekommt er nicht.

Aufgrund der Schmerzen mag er am liebsten gar nichts mehr essen mit der Folge, daß das Gewicht langsam wieder runtergeht und auch die Kräfte wieder nachlassen. An Arbeiten ist überhaupt nicht zu denken mit diesem Zustand.

Morgens hat sich das Verdauungssystem beruhigt und es geht im relativ gut. Die Schmerzen treten nach dem ersten Essen auf und werden zum Abend hin immer unerträglicher. Abends und auch Nachts ist dann die reinste Revolte im Darm.

Schon vor der OP und auch jetzt hat er erhebliche Probleme mit Luft im Verdauungssystem. Aufstoßen muß er ständig, und häuft kommt es zu Blähungen.

Er ist schon fürchterlich genervt davon, traut sich deswegen nicht mehr unter Leute. Auch die jetzt wieder aufgetretenen Schmerzen tragen ihren Teil zu depressiven Phasen bei.

Ich versuche ihm zu helfen, wo ich kann, tröste und motiviere. Leider habe ich nicht immer die richtigen Worte und schon gar keine Lösung.

Wer hat ähnliches erlebt? Wer kann von Medikamenten berichten, die ggf. Abhilfe schaffen?

Unser behandelnde Arzt (Internist) hat geraten, möglichst wenig bis gar keine Medikamente zu nehmen, um dem Körper die Chance auf eigene Abwehr zu geben. Aber so wie im Moment ist das kein Zustand.

Bitte schreibt mir Eure Erfahrungen!

07.03.2003, 11:31
Hallo,das hört sich nach einem Dumping-Syndrom an hatte mein Mann auch nach der Op.Da kann man einen Test machen lassen um das Dumping-Syndrom zu bestätigen und dann kann man mit Medikamenten etwas machen,sprecht mal mit dem Arzt darüber.Wenn Du sonst noch fragen hast schreib mich an.
TanjaMigowski@aol.com

07.03.2003, 18:37
Hallo,

also mit Erfahrung kann ich leider nicht dienen. Hoffe für Euch Nicole, dass der Tip von Tanja Euch weitergebracht hat. Die OP meines Dad's liegt erst knappe zwei Monate zurück. Es wurde der ganze Magen entfernt. Was ich sagen kann ist, dass er sehr vorsichtig ist mit dem essen. Er fängt früh um 7 an und isst dann ca. alle zwei Stunden, kleine Portionen. Er hat eigentlich alles gegessen. Damit hält er das Gewicht. In der Zwischenzeit seit zwei Wochen hat nun auch die Chemo begonnen. Was mich jedoch etwas beunruhigt ist, dass er keinen Appetit hat. Habt Ihr eventuell eine Idee, was man dagegen tun bzw. könnt Ihr Bücher empfehlen bezüglich einer Ernährung ohne Magen?

Gruss und Danke schon im voraus für eventuelle Ratschläge

René (email: traminer76@web.de)

07.03.2003, 20:46
Hallo René,
es gibt ein wirklich sehr hilfreiches Buch:
"Essen und Trinken nach Magenentfernung" von Hermann Mestrom.

Meiner Schwester wurde im November der komplette Magen entfernt. Sie hat sehr viel an Gewicht verloren, wiegt zur Zeit nur noch 45 Kilo.

Gerade die Ärzte sagen immer: Sie können alles essen so wie vorher. Aber das ist totaler Blödsinn, finde ich.

Das Buch gibt wirklich Tipps, was man lieber meiden sollte und was für den Magen ganz gut ist.
Den Rest muss man leider selber austesten - und gelegentlich Lehrgeld dafür zahlen.

Ich wünsche alles Gute,
Sunniee

10.03.2003, 07:37
Hallo Tanja!
Vielen Dank für Deine Antwort. Carsten wird heute zum Artz gehen (wg. Vitamin B12) und das Problem mit dem möglichen Dumping-Syndrom ansprechen.

Vielleicht hilft es weiter.

10.03.2003, 07:43
Hallo René!

Daß man "alles essen könne", haben uns die Ärzte auch gesagt. Ich habe allerdings gelesen, daß man Lebensmittel wie Kohl, Erbsen, Bohnen, pp. und Milch und Zucker möglichst meiden sollte.

Allerdings ist es bei Carsten zur Zeit so, daß er nach jeder Mahlzeit - egal was und wie wenig - heftige Schmerzen im Darm hat. Wir können uns bislang nicht erklären, woher das kommt.

Auch kann er fast kein Getränk vertragen. Er trinkt kohlensäurearme Selters, Leitungswasser oder Tee. Schmerzen treten auch dann auf.

Das Problem ist insbesondere, daß es auf diese Weise sehr schwer fällt, essen oder trinken zu wollen.

Habt Ihr damit auch Erfahrungen gemacht?

10.03.2003, 08:06
Hallo!

Das Buch "Essen und Trinken nach Magenentfernung" von Hermann Mestrom ist z. Zt. in vielen Shops und auch im Internet vergriffen.

Unter www.buecher.de ist es noch zu haben für € 15,90.

Es ist im übrigen erschienen bei "ars bonae curae" zu ISBN 3-930896-04-4

Viel Erfolg weiterhin!

11.03.2003, 16:31
Liebe Sunniee, liebe Nicole, liebes Hörnchen,

vielen Dank Dank für Eure Updates und Hinweise. Um das Buch werde ich mich mal kümmern, denn es scheint ja echt gut und auch interssant zu sein.

Ja also mit dem alles Essen, es stimmt schon, das alles was Blähungen in irgendeiner Art erzeugen kann ist nicht gerade hilfreich. Da hält sich mein Dad auch zurück um nicht zu sagen vermeidet diese Sachen ebenso Milchprodukte.

Auch ich war nicht ganz untätig und bin unter anderem bei www.krebshilfe.de hängen geblieben, denn da gibt es so einige interessante Broschüren. Muss gestehen, dass ich nicht unbedingt genau weiss was im täglich Leben zu Hause passiert, da ich momentan in GB bin. Sprich nur das was mir emin Dad von sich aus erzählt und das ist nicht gerade aufklärend. Gerade auch unter dem Aspekt, dass ich nun herausgefunden habe wieviel verschiedene Tumore, diese TMN-Klassifizierung, und durch Eure und auch andere Beiträge auf dieser Seite wieviel verschieden Chemo's es gibt. Ist schon interessant und den Eindruck, den ich habe, man muss darüber reden. So wie wir hier. Nur leider funktioniert das irgendwie nicht zu Hause. das was ich zu hören bekomme, ist so dieses allgemeine Arzterzähle. Nichts genau von Klassifizierung des Karzinoms, nach welcher Methode operiert wurde, welche Chemo mit welchen Stoffen angewand wird. Die Sache ist auch die ich glaube mein Dad fragt da auch nicht genau nach, weil er a) die Möglichkeit des Internets nicht hat und b) er sich auch erst reinliest mit den verschiedensten Broschüren und ich auch nicht weiss wie ich Ihn dazu bringen kann beim Arzt sich mal Fakten zu holen. Manchmal habe ich den Eindruck er will die Fakten nicht wissen, weil das was ihm jetzt widerfahren ist schon ausreicht. Na jedenfalls werde ich da am Ball bleiben. und schaut echt mal bei krebshilfe.de rein. zumindest von den grundinfos sind die gut.

Sorry wenn ich mal gross und klein schreibe und dann mal wieder nur klein.

Zur Chemo kan ich nur sagen, er sit jetzt in der vierten woche und nach den ersten beiden malen sah es wohl von den nebenwirkungen her ganz gut aus - aber nun holt ihn wohl der chemo alltag ein. Sprich sobald das wort auf essen kommt war es das. okay so das war es erstmal von mir wieder.

Grüsse an Euch alle und alles Gute für Eure betroffenen Lieben

René

24.03.2003, 21:24
Hallo,

bei meinem Vater ist die Entfernung des Magens der Milz etc. nun schon über einem Jahr her. Das Problem mit der Nahrungsaufnahme war schon immer akut. Das Buch hat ihm am Anfang sehr geholfen (auch die Erkrankung besser zu verstehen). Nach dem ersten Chemoabschnitt hat er unheimliche Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme bekommen, teilweilse ist der Schleim/Speichel nicht mehr abgelaufen.
Auch hatte er unheimliche Schmerzen im Bauchbereich. Die Ärzte hatten erst nichts gefunden. Bis er so stark abgenommen hatte (wog nur noch 53 kg) hat man ihn genauer untersucht und man hat festgestellt, dass die innerlichen Vernarbungen auf seinem Darm drückten. Er stand kurz vor einem Darmverschluß. Durch Stans hat man den Darm stabilisieren können. Leider kann er heute nur noch Suppe/Brei/Flüssige Nahrung zu sich nehmen.

>>>eigentlich wollte ich nur darauf hinweisen, dass man auch an einen Darmverschluß denken sollte<<< ich bin zwar kein Pesimist, aber diese Scheiß-Erkrankung bringt einen ganz schön aus der Fassung und man verliert oft den Mut, wenn man sieht wie sehr er sich quälen muss.

Liebe Grüße und alles alles Gute für Alle!

Steffi

25.03.2003, 09:07
Hallo Steffi,

vielen Dank für deinen Hinweis. Wir werden auch dieses Problem beim Arzt ansprechen. Der ist leider z. Zt. im Urlaub (wir sind leicht verzweifelt, fühlen uns ein bißchen allein gelassen).

Was sind Stans? Mußte hinsichtlich der Vernarbungen bei deinem Vater an eine erneute OP gedacht werden?

Carsten hat in den letzten 6 Wochen 4 kg verloren, die er nach der Op mühsam angefuttert hatte. Und fast jedes Essen und Trinken bereitet ihm Schmerzen oder Übelkeit.

Sein Körper braucht so dringend Energie und wir wissen schon nicht mehr, wie wir diese Energie zuführen sollen.

Suppe und Breie (auch Kleinkinderkost) sind noch machbar, allerdings hat er das Problem mit dem Dumping-Syndrom und soll möglichst wenig Flüssigkeit (auch keine Suppen) mit der Mahlzeit aufnehmen. Was also tun?

Weißt du Rat?

Liebe Grüße - Nicole

31.03.2003, 14:39
ich hoffe das ich hier alles genau genug durchgelesen habe, deshalb möchte ich auf die möglichkeit der astronautennahrung hinweisen.
mir sind nach meiner magen op auch einige kg verloren gegangen.um das einigermassen auffangen zu können bekomme ich, jetzt nur noch in der nacht, diese astronautenkost per magensonde.diese "nahrung" deckt damit einen großteil meines täglichen kalorienbedarfs und mein gewichtsverlust ist gestoppt!

besten dank für den buchtip, ich hoffe er wird mir weiterhelfen.

gruss ingo

fragen zur magensonde?!
ingoko@t-online.de

03.04.2003, 11:25
Wenn dein Verlopter wirklich dieses Dumping Syndrom hat, habt ihr noch die Hoffnung das es wieder weg geht. Denn es geht nach ein paar Monaten nach OP wieder weg. Der Tip mit der Astronautenkost ist nicht schlecht das hilft vielen. (Mache eine Ausbildung zur Krankenschwester und Magenresektion ist grad unser Thema)

14.04.2003, 15:32
Hallo Ingo, hallo Christina,

Carstens Arzt ist der Auffassung, daß Astronautennahrung gerade wegen des fehlenden Magens nicht richtig verwertet und von daher sinnlos wäre.

Könnt ihr mir Tips für weitere Informationen geben?

Da Ihr als Betroffener bzw. Auszubildende ja direkt mit diesem Thema befaßt seid und unabhängig voneinander auf Astronautennahrung verwiesen habt, fange ich an, an der Einstellung des Arztes zu zweifeln. Ich will ihn mit konkreten Informationen konfrontieren und Antworten haben.

Habt ihr ggf. auf Informationen über den Einsatz von Kreon, was es bewirkt und welche Folgen die Einnahme hat?

Frohe Ostern wünsche ich übrigens allen, die sich hier im Forum tummeln!!!!

Liebe Grüße Nicole

24.06.2003, 23:17
hallo nicole,
entschuldige das ich mich so spät erst wieder melde, hatte leider selber genug um die ohren mit meiner eigenen chemo.

vorab, zum einsatz von kreon kann ich dir gar nichts sagen, lese das erste mal hier davon.

zur astronautenkost kann ich nur sagen, das ich durch sie mein gewicht "gehalten" habe.ohne sie wäre ich sicherlich weit unter 70 kg gerutscht.durch ständige einnahme der hochkalorierten kost konnte ich mein gewicht knapp über 70 kg halten.
auch nach dem kkh aufenthalt habe ich mir die astronautenkost über nacht selber verabreicht, bzw. mich selbst an das gerät angeschloßen.das ging so lange, bis ich selber in der lage war mein gewicht zu halten.
postiv dazu kommt noch, das es sehr gut für die seele ist, keinen schlauch in sich zu haben bzw. kein "loch" im körper zu haben.
als mir klar war das ich jetzt das gewicht halte, habe ich mir die ernährungssonde ziehen lassen!


ich hoffe ich konnte dir noch etwas behilflich sein, ist ja vom datum her schon ein wenig "spät".
solltest du noch fragen haben, nutze doch einfach meine mailadresse!!!
das geht schneller.


viel glück Ingoingoko@t-online.de

30.06.2003, 15:09
Ich danke allen, die sich die Mühe gemacht haben, uns wegen der Ernährung Tips zu geben und helfen wollten.

Leider ist mein Schatz am 19.06.03 eingeschlafen. Er leidet nun keine Qualen mehr und hat endlich seinen Frieden.

Es war eine harte Zeit und ich bin sehr unglücklich.

Dennoch wünsche ich allen, die hier um Wohlbefinden und Gesundheit kämpen alles alles gute und viel Erfolg.

Ich habe das Buch "Essen und Trinken nach Magenentfernung" zu verschenken. Wem kann ich damit behilflich sein?

Nicole

07.07.2003, 09:13
Ich brauche dringend Info zu Astronautenkost die auf " normalem Weg zu sich genommen werden kann. Denn Magensonde schafft mein Lebensgefährte psychisch niemals. Was gibt es noch an anregenden Sachen denn er isst fast nichts mehr . Er starrt das Essen nur an , hat auch keine Lust auf was . Der baut regelrecht ab. Das Buch " Essen und trinken ..." hilft zwar , aber ich weiß gar nicht was seine Schwester und ich kochen sollen.
Gruß Silke
silkewohlrab@hotmail.com

Glückkleeblatt
06.03.2013, 11:55
Hallo, auch mein Mann hat keinen Magen mehr, nach der OP und wieder zu Haus ist es meinem Mann genau so ergangen, mit Fieber und Schmerzen ca 4 Wochen lang. Mein Mann nimmt zu jedem Essen Kreon / Verdauungsenzyme und bekommt aller 4 Wochen von seinem Hausarzt eine B12 Vitaminspritze, da dadurch das kein Magen mehr vorhanden ist, werden Vitamine nicht mehr aufgespaltet. Es werden natürlich immer Beschwerden vorhanden sein.
Was Ihr Freund garnicht machen sollte, Getränke die Kohlensäure enthält trinken, bewährt haben sich bei meinem Mann, die Babysaft, Er trinkt auch mal am Abend ein Bier aber eben nur eins. Beim Kochen habe ich mich auf Kräuter umgestellt und verzichte auf alle Zusatzstoffe, seit dem hat er nicht mehr abgenommen immer so um die 70kg. (vor der OP 95kg) und auch die Beschwerden halten sich in Grenzen. Er hat auch wieder angefangen Sport zu treiben damit die Muskulatur wieder aufgebaut wird, was ganz gut klappt.
Das Buch Essen und Trinken nach der Magenentfernung hat uns sehr geholfen.
Grüße Gisela