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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Speiseröhren/Magenkrebs


Nihilist
19.12.2007, 14:06
Hallo,

bei meinen Recherchen im Internet bin ich auf diese Seite gestossen.
Es ist schon erschreckend wie viele Menschen an diesem tückischen Krebs leiden. Mein Name ist Jörg und ich bin 34 Jahre alt . Bei mir wurde der Krebs /Tumor Ende Oktober entdeckt. Das allerdings nach einer halbjährigen Leidenszeit. Ich hatte am Anfang "nur" Rückenschmerzen und einen tierischen Druck auf der Brust. Ab zum Orthopäden...nix schlimmes Scheuermann Syndrom, angeborene Verkrümmung der Wirbelsäule und Beckenschiefstand. Damit konnte ich Leben dachte ich noch. Immer schön Medikamente schlucken (Diclofenac) und das wird schon. Nix da...es wurde immer schlimmer ....ich bekam Schluckbeschwerden und meine Lymphknoten im Hals taten weh. Eines Tages konnte ich kaum noch 100 Meter ohne Pause gehen. Hinzu kam Schwarzer Stuhl. Ab ins Krankenhaus....Magenspiegelung...
Der Arzt sagte das er noch nie so ein großes Magengeschwür gesehen hat. Er kam mit dem Endoskop noch nich mal bis zum Magen durch. Da das Magengeschwür geplatzt war bekam ich Bluttransfusionen. Die entnommene Gewebeprobe wurde untersucht und mir wurde die niederschmetternde Nachricht mitgeteilt, das ich einen bösartigen Tumor im Magen habe, der schon die Speiseröhre hochgewachsen ist.

SCHOCK!!!

Ich wurde ins Klinikum Mitte nach Dortmund verlegt, weil dort die Chance auf Behandlung besser standen. Nach diversen Untersuchungen, Magenspiegelung, CT, Röntgen, Ultraschall, war klar das der Tumor wegen des Magengeschwürs nicht bestrahlt werden konnte. Meine OP erfolgte am 13.11.2007. In der 10 Stunden OP wurde mir 2/3 der Speiseröhre entfernt. Der Magen wurde hochgezogen nachdem auch vom Magen 2/3 enfernt wurden. Auch wurden 28 Lymphknoten entfernt die Gott sei Dank nicht befallen waren. Keine Metastasen nix. Nach 15 Tagen Intensivstation und 5 Tagen Normalstation wurde ich als kurativ operiert entlassen. Heute 5 Wochen nach der OP geht es mir langsam wieder besser. Der HB steigt, die Kraft kommt wieder. Allerdings schmerzen die riesigen Narben noch sehr. Auch die Lunge ist noch nicht wieder vollkommen in Ordnung. Habe Ständig Husten und kann nicht komplett durchatmen. Desweiteren habe ich tierische Probleme beim Essen.
Habe nie Hunger...und wenn ich was esse bin ich sofort voll....trinken kann ich nur in ganz kleinen Schlucken, ansonsten kommt alles sofort wieder hoch.

Im Januar gehts ab zur REHA. Vorab habe ich allerdings einige Fragen und hoffe das mir vielleicht jemand weiterhelfen kann.

Kann man den Magen trainieren das man wieder mehr Nahrung aufnehmen kann? Wie lange dauert es bis die Schmerzen bei den Narben aufhören?
Was wird in der REHA mit einem gemacht?

Würde mich über Antworten freuen.

Gruss Jörg

jani1944
20.12.2007, 01:44
Hallo Jörg,
zuerst einmal herzlich willkommen in diesem Forum. Mein Mann wurde ebenfalls an Speiseröhrenkrebs (Magenhochzug) operiert. Seine Geschichte kannst Du in diesem Forum nachlesen.
Zu deiner Frage
<.....Kann man den Magen trainieren das man wieder mehr Nahrung aufnehmen kann? Wie lange dauert es bis die Schmerzen bei den Narben aufhören?...>
kann ich nur hinsichtlich der Ernährung etwas sagen. Ich konnte bei meinem Mann beobachten, dass er seit seiner OP schon etwas größere Mengen an Speisen essen kann. Es ist ja bekannt, dass sich ein Magen vergrößern kann, aber dazu muß schon eine lange Zeit vergehen (lt. Aussage des behandelnden Arztes kann das in etwa 3 Jahre dauern- allerdings nur geringfügig.) Das bedeutet in Klartext, dass man sich darauf einstellen muß mehrere Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen. Mein Mann ißt nach Möglichkeit 6 x am Tag. Das Essen geht jetzt auch schon ohne große Schwierigkeiten. Er mußte sich daran gewöhnen die Speisen sehr gut zu kauen. Nur noch selten bleibt ihm im Hals ein "kleines Stück Essen" stecken. Schmerzen bei den Narben hat er keine.
Nun zu der Essenweise: Wir führen überwiegend eine vitalstoffreiche Vollwertkost durch. Wenn Du dich dafür interessierst kann ich Dir die Bücher von Dr. Max Otto Bruker: "Unsere Nahrung unser Schicksal" und "Leber-,Galle-,Magen-,Darm- und Bauchspeicheldrüsen-erkrankungen" empfehlen. Sie sind im EMU-Verlag erhältlich. Du kannst Dir über diese Bücher auch im Internett einen Überblick verschaffen.
Bei der vitalstoffreichen Vollwertkost werden folgende Speisen gemieden:
1. alle Fabrikzuckerarten und damit gesüßte Speisen
2. Auszugsmehle und Produkte daraus
3. alle raffinierten Fabrikfette, d.h. gewöhnliche Öle und Margarinen
4. Säfte und gekochtes Obst (Dies gilt besonders für Leber-,Galle-, Magen-,Darmempfindliche)
Nachfolgend aufgeführte Speisen sollten täglich gegessen werden:
1. täglich 3 EL unerhitztes Getreide in Form eines Frischkorngerichts
2. Frischkost aus rohem Gemüse und Obst
3. Vollkornbrote und Vollkornprodukte (möglichst verschiedene Getreidearten)
4. naturbelassene Fette, also Butter, Sahne, sogenannte kaltgepresste, unraffinierte Öle.
Außerdem ist noch darauf hinzuweisen dass Fabrikzucker die Vollwertkost unverträglich machen kann.

Dass ist in Kürze das Wesentliche der Ernährungsform. Ich kann nur sagen, dass u.a. mein Mann der lebende Beweis für die Verträglichkeit dieser Ernährungsform bei Speiseröhrenkrebs ist. Er hat bis heute keine "Astronautenkost ect" zu sich genommen und trotzdem das Gewicht halten können.

< Was wird in der REHA mit einem gemacht? >

Eine REHA hat mein Mann bisher nicht gemacht. Dazu kann ich Dir nichts sagen. Der behandelnde Arzt hat als sehr gute Kurklinik das Sanatorium Schloß Hamborn in Borchen/Paderborn erwähnt. Ich kenne auch eine "Brustkrebs-Betroffene" die in dieser Kurklinik war und sehr zufrieden war.
Liebe Grüße
Jani

_Viola_
21.12.2007, 20:59
Lieber Jörg,

es ist schön, dass es Dir nach der OP schon wieder viel besser geht.

Als mein Vater von der Reha kam, konnte er kaum was essen. Er hatte auch nie Hunger. Aber mit der Zeit wurde es besser. Nach ein paar Wochen hat er so viel gegessen, dass wir oft darüber gelacht haben. Er stand oft abends in der Küche und hat sich sämtliche Gerichte zubereitet. Oft hat er es dann übertrieben und es ging ihm schlecht. Er musste erst das richtige Maß finden. Später hat es auch geklappt. Nach einigen Wochen war er so fit, dass er täglich ca. 30 km mit dem Fahrrad gefahren ist. Also gib die Hoffnung nicht auf. Es dauert halt alles seine Zeit.

Auch mit dem Trinken war es bei ihm genau wie bei Dir. Das hat sich dann auch wieder gegeben. Er musste langsam trinken, dann ging es.

Was Du verträgst, musst Du selbst ausprobieren. Milch, Majonaise und Gegrilltes hat mein Vater überhaupt nicht vertragen. Aber sonst konnte er alles essen - wie gesagt nach einige Wochen.

Diesen Husten hatte mein Vater auch und den hat er nicht so richtig verloren. Es war mal besser und mal schlechter. Aber er hatte sich dann daran gewöhnt und konnte ganz gut damit leben.

Ich wünsche Dir, dass es Dir bald wieder richtig gut geht und Du das Leben wieder genießen kannst. Alles Gute!

Liebe Grüße
Viola