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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schon ein ganzes Jahr !


TINA21
04.03.2008, 21:43
04.März 2008 - Schon ein ganzes Jahr ohne meinen Papa! Er starb an einem Glioblastom IV, genau 7 Monate nachdem man den Tumor in seinem Kopf gefunden hat. Ich vermisse ihn sehr, manchmal fällt es mir schwer, in mein Elternhaus zu meiner Mutter zu fahren, weil mich alles an ihn erinnert. Ich würde mich am Liebsten für jeden Streit, für jedes böse Wort entschuldigen, wenn ich meinen Papa damit zurückholen könnte. Wir hatten nicht immer ein super "Vater-Tochter"-Verhältnis, ich konnte es ihm eigentlich nie recht machen, aber ohne ihn wäre ich nicht das geworden, was ich bin! Warum merkt man so etwas erst, wenn der Jenige nicht mehr da ist? Wenn ich auf das letzte Jahr - ist es wirklich schon ein Jahr? - zurückschaue, hatte ich gar keine richtige Zeit zu trauern, da war meine Tochter, mein Mann, meine Arbeit, unser Hund, ja und meine Mutter, die mich ganz schön Nerven gekostet hat. Sie meinte, die Trauer für sich allein gepachtet zu haben, nur sie alleine vermisst Papa, sie ist ganz alleine auf der Welt! Sie hat nie gefragt, wie geht es Dir? Fehlt er Dir auch? Kommst Du klar? Wenn ich sagte, ich gehe zum Friedhof, wollte sie mit. Mittlerweile gehe ich schon heimlich. Ich will alleine sein, mit meiner Trauer, will alleine mit ihm reden, ...!
Papa komm' zurück, ich vermisse Dich! Deine Tochter

Vincent 14
07.03.2008, 21:58
Hallo Tina,

du hast die Erfahrung mit einem Familienangehörien der ein Glioblastom IV
hatte bereits gemacht . Ich sitze, noch geschockt von der Nachricht das mein Bruder einen Hirntumor hat , in der Ecke und weiß nicht wie ich
damit umgehen soll. Kann nicht behaupten, dass wir ein so inniges Schwester
-Bruderverhältniss hatten. Aber wir waren immer füreinander da. Eben eine Familie!
Jetzt nur wenige Wochen nach der Diagnose sitzt er bei seiner Frau zu Hause
und wartet. Er hat wenig Antrieb sich zu bewegen . Wir besuchen ihn wechselweise mal meine Eltern mal ich mit meinem Mann oder den Kindern.
Zuviel Trubel ist für ihn schon jetzt der reinste Stress. Man kann von Woche zu Woche spüren das er körperlich abbaut. Ich habe Angst! Angst ihn als Bruder zu verlieren, Angst das er sich zu sehr mit seinenSchmerzen quält.

Ist es tatsächlich so das man mit einem Hirntumor der Stufe IV so rapiede abbaut ? Mir geht das alles zu schnell. Wir bemühen uns noch eine Therapie-
möglichkeit zu finden damit der Tumor gestoppt wird und wenn dann drei Tage vergangen sind klappt es mit der Unterhaltung immer schlechter.

Mittlerweile kann ich kaum noch darüber weinen, es tut einfach nur noch weh.

TINA21
11.03.2008, 11:07
Hallo Vincent 14! Bis zur OP am 19.August 2006 war mein Vater voller Hoffnung, dass er wieder auf die Beine kommt. Er wollte doch seine Enkelkinder aufwachsen sehen und alles das nachholen, was er bei seinen eigenen Kindern versäumt hat. Nach dem ersten Zyklus Bestrahlung und Temodal und diversen Epileptischen Anfällen (trotz Medikamente) hat er total abgebaut. Als dann seine Bewegungen immer mehr eingeschränkt waren, hat er sich aufgegeben. So wollte er nicht leben. Dann ging auch alles recht schnell, hinzu kam dann noch eine Lungenentzündung, die ihm dann auch das Leben gekostet hat. Mein einziger Trost ist der, das er ohne Schmerzen eingeschlafen ist. Mein Vater bekam die letzte Woche nur noch Morphium. Für ihn war der Tod eine Erlösung, aber es tut weh mitansehen zu müssen, wie sein eigener Vater stirbt und nicht helfen zu können. Man ist völlig hilflos, manchmal musste ich mich zwingen, zu meinen Eltern zu fahren. Es gab Tage, da habe ich irgendwelche Ausreden erfunden, nur um sein Sterben nicht mitansehen zu müssen. Ich hatte auch nie ein typisches "Vater - Tochter"-Verhältnis, aber ich wußte genau, das er mich auf seine eigene Art und Weise lieb gehabt hat und stolz auf mich war. Auch wenn er es fast nie gezeigt hat. Ich vermisse meinen Vater sehr!!!!!!!!!!
Ich wünsche Dir viel, viel Kraft und geniesse jeden Tag mit Deinem Bruder der Dir noch bleibt. Vergiß' einfach das, was mal war! Ich weiß nicht, was ich Dir sonst raten könnte.

Bettina

Papa *29.08.1940 - +04.03.2007

Vincent 14
12.03.2008, 13:43
Danke Tina,

Nachdem wir zwei Kliniken aufgesucht haben, um eine Operation bei meinem Bruder zu veranlassen hat man uns keine Aussicht auf Erfolg gegeben. Der TGlioblastom IV sei so sehr vorangeschritten das eine OP erfolglos sei.
Gestern waren meine Eltern mit meinem Bruder in einer weiteren Uniklinik für Krebserkrankungen , dort gab man meinem Bruder die Hoffnung mit einem spezielles Verfahren den Tumor zu operieren. Er wird entfernt und anschließend die Herde verödet. Über die Risiken die damit verbunden sind wurden wir aufgeklärt. Aber auch über den Gesundheitszustand der nach Annahme des leitenden Arztes gerademal eine Lebenserwartung von 2 Monaten beträgt. Eben wegen des rasanten fortschreiten des Glioblastoms
hat mein Bruder einen OP Termin bereits für kommenden Montag erhalten.
Dies ist obendrein mein Geburtstag. Ich bin voller Hoffnung das dies unser gemeinsamer Geburtstag wird !
Meine Eltern sind so sehr im Gedanken vertieft , die richtige Entscheidung mit meinem Bruder gemeinsam getroffen zu haben. Aber ich denke das nichts , aber auch garnichts unversucht bleiben sollte.
Vielleicht hat er die Möglichkeit noch 1 2 3 oder mehr Jahre seines jungen Lebens zu genießen.........

TINA21
16.05.2008, 18:42
Ich bin die ganze letzte Zeit nicht zum Schreiben gekommen. Mein Töchterchen hat beim größten Schwimmverein unserer Stadt Probrtraining absolviert! Papa, Du wärst so stolz auf Dein Enkelkind. Ich hoffe, Du sitzt auf Deiner Wolke und schaust ihr zu! Am Sonntag schwimmt sie bei den Bezirksmeisterschaften. Den eisernen Willen und Kampfgeist, den ich von Dir geerbt habe, konnte ich an mein Kind weitergeben! Stell' Dir vor Papa, wir haben jetzt sogar einen Hund, er heißt Odin, aber Du hast ihn bestimmt schon gesehen. Wenn ich mir vorstelle, das Du im Himmel bist, erschreckt mich das Wissen nicht so, das Du eigentlich auf dem Friedhof bist. Stephan war immer noch nicht an Deinem Grab! Und mit Mama habe ich schon wieder Stress! Manchmal kann ich einfach nicht mehr, ich mag nicht mehr anrufen, sie nicht mehr besuchen. Aber Du weißt ja, wie anstrengend sie ist!
Papa, Du fehlst mir!
Deine Tochter

Papa *29.08.19940 - +04.03.2007

@Vincent14: Hallo Du! Wie geht es Deinem Bruder?

TINA21
04.11.2008, 19:07
Hallo Papa,
ich hoffe, Dir geht es gut! Egal wo Du auch bist. Manchmal schaue ich in den Himmel und denke: ob Du wohl dort oben bist? Stell' Dir vor, Wolframs Vater hat Magenkrebs und seine Mama liegt mit Verdacht auf Lungenkrebs im Krankenhaus. Wie kann es nur so viel Ungerechtigkeit geben? Ich bin froh, das es Mama gut geht, na ja, Du kennst ja ihre Wehwehchen!
Hast Du die Schale auf Deinem Grab gesehen? Ich habe sie selber bepflanzt!
Hoffentlich gefällt sie Dir?
Eigentlich wollte ich noch mehr schreiben, aber Kimmi kommt gleich vom Training!
Papa, Du fehlst mir sehr!

Deine Tochter

Papa *29.08.1940 - +04.03.2007