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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Histologische Untersuchung dauert ewig - wer kennt sich aus?


vielleser@web.de
07.05.2008, 08:45
Hallo,

im Nierenkrebs-Forum hat offenbar noch niemand von so einem "Fall" gehört, daher versuche ich es mal in dieser Rubrik:

Bei meiner Mutter wurde "zufällig" (sie hatte keine Beschwerden) bei der Suche nach Ursachen für ihren Bluthochdruck ein 5cm-großer Nierenturmor entdeckt. Ein Lymphknotenbefall war nicht zu erkennen und die Niere samt Nebenniere wurde zwei Tage nach dem Fund entfernt.

Nun das Absonderliche und meine Frage: Wir warteten 1,5 Wochen auf das Ergebnis des Pathologen (gutartig? bösartig?), aber die Ergebnisse waren unklar und irgendwann gab das histologische Institut der Klinik auf und schickte die Proben an ein anderes Institut zur feinhistologischen Untersuchung, die angeblich noch mal bis zu vier Wochen (?) dauern könne.

Gestern waren es nun insgesamt genau vier Wochen seit der OP und wir warten und warten....

Wir wissen solange NICHTS: Kann/soll sie die geplante Reha antreten, ist es gutartig oder sind unklare Flecken auf dem Lungen-CT wohlmöglich Metastasen, gibt es eine Chemo..... NICHTS.

Hat jemand schon mal davon gehört, dass eine Diagnose so schwierig ist und so lange dauert und was kann das bedeuten?
(P.S. OP und Klinikaufenthalt verliefen gut, es sieht bisher nicht so aus, als wäre da irgendwie Schlamperei im Spiel...)

Vielen Dank!

J.F.
07.05.2008, 18:29
Hallo vielleser@web.de,

oh jaaaaaaa, das kenne ich. Komme aber aus dem Hautkrebsforum. Nach Entnahme des Tumors, zu dem Zeitpunkt völlig unklar ob gut- oder bösartig, habe ich fast vier Wochen auf den nächsten Anruf warten müssen. Der dann aber auch keine Klarheit gebracht hat. Das vom Hautarzt beauftragte Labor hat den Tumor in die Uniklinik geschickt, die dann, weil sie sich unter einander nicht auf eine Einstufung einigen konnten, an das Melanomzentrum nach Graz weitergeschickt haben. Zwei von drei waren der Meinung gutartig, die hiesige Uniklinik meinte bösartig. Nun, die Metastase in den regionären Lymphknoten hat dann die Einstufung der Uniklinik bestätigt. Die Operation mit Nachschnitt war dann sieben Wochen nach Tumorentnahme. Letztendlich habe ich also für eine gesicherte Diagnose fast zwei Monate gewartet. Die Ärzte wollten sich halt absichern, ist schliesslich doch ein massiver Unterschied. Nicht nur was Folgeoperationen anbelangt, sondern für die Nachsorge! Also bleibt leider nur warten. Ich drücke Euch die Daumen.

Viele Grüsse
JF

vielleser@web.de
09.05.2008, 08:26
Hallo JF,

vielen Dank für die Antwort. Ach, muss das eine blöde Situation für Dich gewesen sein, tut mir sehr leid.
Wie hat man denn dann überhaupt die Metastase gefunden, wenn sich die Ärzte noch nicht mal über den Befund einig waren?

Ich hoffe, Du bist auf dem Weg der Besserung, alles Gute!

J.F.
09.05.2008, 18:57
Hallo vielleser@web.de,


ganz einfach, man hat die Wächterlymphknoten (ich hatte mehrere) gesucht, gefunden, entnommen und leider war in einem eine Metastase. Damit war die Malignität bewiesen :o

Ich hoffe, aber dass Deine Mutter nicht so lange auf ein Ergebnis warten muss! Und drücke Euch die Daumen.

Viele Grüsse
JF

vielleser@web.de
14.05.2008, 08:22
Hallo,

hm, was sind "Wächterlymphknoten"? (Was man in so einem Fall alles lernt...).

Beim Entfernen der Niere meiner Mutter wurde auch ein kleiner Lymphknoten zwecks Tests mit entnommen, kann das ein ähnliches Prinzip sein oder befinden sich Wächterlymphknoten woanders im Körper, sind das vielleicht die in den Achselhöhlen und an der Leiste (nur geraten).

Der kleine Lymphknoten, der mit entnommen wurde, kann es jedenfalls auch nicht so recht "gebracht" haben, die OP war gestern 5 Wochen her...

Auch Dir alle guten Wünsche!

J.F.
14.05.2008, 22:50
Hallo,

ok, da merkt man, dass man im Lauf der Zeit doch zum "Fachidioten" wird :o. Ein anderer Themenbereich wäre mir zwar lieber gewesen..:smiley1:.

Also ein Wächterlymphknoten, auch Sentinel Node genannt, ist der erste Lymphknoten, der auf der Lymphbahn des Tumorgebiets angelaufen wird. Er ist sozusagen die Vorhut, achtet darauf, dass zum Beispiel eingedrungene Viren abgefangen und zerstört werden. Deshalb sind dann auch bei Erkältungen zum Beispiel die Lymphknoten geschwollen. Oder wer Interferon spritzt bringt die Lymphknoten auch dazu vermehrt zu arbeiten. Die dritte Möglichkeit für geschwollene Lymphknoten sind die von uns allen verhassten Metastasen. Wenn der entnommene Tumor die Gefahr birgt, dass er bereits gestreut haben könnte, wird dieser erste Lymphknoten gesucht und entnommen und untersucht. Hat er gestreut, kommt es zur kompletten Ausräumung dieses Lymphknotenbereichs und Folgeoperationen. Solche Punkte sind Hals, Achsel, Leisten. Sind darin keine Metastasen zu finden, geht man in der Regel davon aus, dass es zu keiner Streuung gekommen ist. Die Nachsorge wird aber immer darauf achten die Lymphknotenstation zu kontrollieren. Dieser eine Lymhknoten, der bei Deiner Mutter entnommen worden ist, wird dieser Wächterlymphknoten gewesen sein. Ist doch schon mal ein gutes Zeichen, dass keine Metastase darin war (immer positiv denken). Für die Einstufung natürlich wieder dahin gehend schlecht, weil die Bösartigkeit trotzdem weiterhin nicht ausgeschlossen werden kann. Gottseidank, weiterhin, denn so eine OP reicht ja schon. Weitere möchte man ja eigentlich nicht. Wäre eine Metastase gefunden worden, wäre ja die Bösartigkeit bewiesen. Gutartige Tumore verdrängen zwar das Gewebe ringsherum, drücken auch auf Nerven,richten Schaden an, aber sie streuen nicht.

Viele Grüsse
JF

vielleser@web.de
15.05.2008, 13:31
Hallo,

ich kann es selbst kaum glauben, aber ich habe gute Neuigkeiten: Nach mehr als fünf (!) Wochen quälenden Wartens kam heute der Befund zum entfernten Nierentumor meiner Mutter: Er ist GUTARTIG!

Die statistischen Chancen auf Gutartigkeit waren ja nicht allzu groß und nachdem der Pathologe in Koblenz aufgegeben hatte, wurden die Proben nach Zürich (?!) zur Untersuchung geschickt.

Jetzt ist es zwar zu spät für eine Reha, die sonst nach der OP möglich gewesen wäre, aber egal, dafür kann meine Mutter nun ja sogar im Sommer in Urlaub fahren, denn mit einer Niere kann man offenbar ganz gut leben.

Ich bedanke mich für die netten Zuschriften (insbeondere an JF für die Mühe der Beanwortung von Detailfragen!!!!!) und wünsche allen Betroffenen und Angehörigen hier im Forum viel Kraft und Siegeswillen!

J.F.
15.05.2008, 19:55
Mann-o-meter, DAS sind gute Nachrichten! So was höre ich gerne, sehr gerne. Wie ich ja schon geschrieben hatte, immer positiv denken. Und es stimmt auch mit nur einer Niere kann man gut leben. Alles Gute und lässt zumindest gedanklich die Sektkorken knallen! Auf das alles weitere auch gut verläuft.

Viele Grüsse
JF

P.S. gern geschehen, aber danke.
Auch für das Mitteilen der Diagnose.
Zürich scheint das Referenzzentrum zu sein, so wie Graz für Melanome.