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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Abschied von Papa


17.05.2003, 11:38
Für Papa, der mit 67 Jahren nach 6 1/2 Monaten Kampf mit Lungekrebs am Dienstag,13 Mai 2003 in Deutschland sanft und ohne Schmerzen seinen Frieden gefunden hat:

Ich wollte Dich so sehr noch einmal sehen -
Es war uns nicht vergönnt

Ich wollte so sehr Deinen Leidensweg mit Dir gehen -
Es war uns nicht vergönnt

Ich wollte Dich so sehr in meinen Armen halten,
als Du schließlich von uns gingst -
Es war uns nicht vergönnt

Uns blieb nur das Telefon und Gedanken -
und das tut so furchtbar weh!

Ich habe Dienstag am Telefon von Dir Abschied genommen -
Du hast es gehört, nicht wahr?

Meine Gedanken haben Dich ständig begleitet -
Du hast es gewusst, nicht wahr?

Unser Band konnte auch die Entfernung nicht trennen -
Du hast es gefühlt, nicht wahr?

Nun konnte ich Dich heute auch auf Deinem letzten Weg nicht bei Dir sein -
und das tut so furchtbar weh!

Aber ich habe mich mit Fotoalben und Kerzen, die Du doch zuletzt so gerne hattest, an unser gemeinsames Leben erinnert -
Hast du es gesehen?

Papa, wir konnten es uns nie sagen -
und jetzt geht es nicht mehr

Darum sage ich es nun hier:
Ich habe Dich lieb und Du fehlst mir so sehr!

Deine Astrid
am anderen Ende der Welt

17.05.2003, 13:12
Liebe Astrid,
ich bin mir ganz sicher: er hat Dich, Deine Nähe, Deine Liebe und Deine Gedanken immer gespürt.

Es ist schwer, seinen Vater zu verlieren. Doch wir müssen lernen, damit zu leben. Auch wenn es ein schwerer und steiniger Weg ist.

Ich wünsche Dir alles Liebe,
Sonja

17.05.2003, 13:47
Liebe Sonja,
lieben Dank, es tut so gut.
Ich bin sehr verzweifelt, weil ich nicht bei ihm sein konnte und besonders heute, am Tag seiner Trauerfeier, hatte ich so sehr das Bedürfnis diesen Abschied zu schreiben.
Er musste nicht alleine gehen, seine Schwestern und Nichten waren täglich bei ihm, in den letzten Tagen rund um die Uhr. Dafür werde ich für immer dankbar sein.
Es ist halt alles noch so frisch, aber ich weiß auch, dass es langsam nachlassen wird.
Nochmal Danke für deine lieben Worte,
Astrid

17.05.2003, 21:33
Liebe Astrid!

Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Es ist schwer zu verstehen, daß der Mensch, den man liebt nicht mehr wieder kommt. Hab meinen Paps 1996 an den Krebs verloren, meine Mutter ist vor 3 Jahren gestorben. Oft hilfts wenn man viel drüber redet, so gehts mir. Ist ja jeder Mensch anders und es muß jeder selbst wissen, wie er mit der Trauer umgeht. Dein Paps ist immer bei Dir und er paßt auf Dich auf.

Drück Dich ganz doll

Liebe Grüße Elke

18.05.2003, 08:39
Hallo Elke,
lieben Dank auch dir für deine tröstenden Worte!
Ja, mir hilft es, wenn ich darüber spreche (schreibe). Ich weine noch sehr viel dabei, aber das ist gut. Denn ich glaube das heißt, dass ich anfange, die letzten Monate und besonders die letzten Wochen zu verarbeiten. Ich konnte in der Zeit nicht gut weinen, war nur ständig unter "Hochdruck".
Siehst du, medizinisch gab es immernoch Hoffnung mit dem Krebs. Aber Papa hatte vor etwa 3 Monaten angefangen mit Demenz Symptomen und auch mit Schmerzen, die keiner erklären konnte. Sie haben wieder und wieder untersucht, ob irgendwo (Gehirn für die Demenz, Rest des Körpers für die Schmerzen) Tumoraktivität oder ähnliches zu finden ist, um es zu erklären - nichts. Nur die 3 "kleinen" Metastasen in der Lunge, die Chemo hatte gerade erst angefangen und er hat sie auch körperlich ganz gut vertragen.
Zuletzt musste er aber im Krankenhaus bleiben, weil er einfach nicht mehr alleine gelassen werden durfte, er war eine Gefahr für sich und andere (immer wieder Kerzen und Gasherd vergessen u.s.w.) Schließlich musste er sogar angebunden werden und an schwere Beruhigungsmittel, weil er sehr aggressiv geworden war. Und das tut so besonders weh! Das letzte, was er mir je am Telefon gesagt hat, war von weitem: "Ich kann nicht dran, ich bin angebunden". Danach konnten wir nicht mehr telefonieren, weil er kurze Zeit später bewusstlos wurde. Das verfolgt mich furchtbar!
Dann hat Papa die letzten Tage eine Lungenentzündung entwickelt und das war dann doch zuviel für seinen Körper.
In all dem bin ich jetzt eigentlich dankbar, dass ihm wohl viel erspart geblieben ist.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Papa einfach entschieden hat: Jetzt ist es genug! Das wäre so typisch. Wenn es so war, wäre ich froh, denn dann wäre es sein Wunsch gewesen.
Wie auch immer, heute geht es mir etwas besser. Es wird sicher rauf und runter gehen.
Ich kenne es auch schon, denn ich habe vor 25 Jahren, also mit 15, schon meine Mutti verloren.

Ich wünsche allen hier ganz viel Kraft
Astrid

18.05.2003, 17:21
Hallo Astrid,
ja, es ist ein rauf und runter.
Das mit dem "nicht weinen können", kenne ich genauso. Es kommt später, viel später und wenn es kommt, dann weine, es tut gut.

Ich wünsche Dir viel Kraft, weiterhin...
Du weißt, nur wer auch Schwäche zeigen kann, ist wirklich stark.

Alles Liebe
Mucki

19.05.2003, 12:25
Hallo Mucki,
ganz lieben Dank!
Heute geht es, nun bin ich wie betäubt, aber auch das wird nachlassen - und wahrscheinlich wieder Tränen nachgeben.
Ich komme durch - ich hab's Papa in Gedanken versprochen und das werde ich auch.
Astrid

19.05.2003, 23:00
Liebe Astrid!

Laß Dich von mir in den Arm nehmen, ich drück Dich ganz fest. Ich weiß es nur zu gut, wie daß ist.....man steht irgendwie neben sich...meint man ist im falschen Film. Bei mir reißts die Wunden auch immer wieder auf. Momentan wieder etwas stärker.....meine Schwägerin ist vor 3 Wochen mit 44 an Krebs gestorben.....und irgendwie kommt alles wieder hoch.

Wenn Du magst, kann ich Dir auch mal meine emailadresse geben und wir können uns schreiben.

Bis dahin grüße ich Dich ganz lieb

Elke


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21.05.2003, 17:07
Hallo an alle

Schon oft war ich hier im Forum und habe einiges gelesen, jedoch ist es heute das erste mal, das ich was schreibe.
Ich weiß nicht ob es mir gut tut, aber ich versuche es einfach.
Ich bin 21 Jahre alt und habe vor 2 1/2 Jahren meinen Vater an Darmkrebs verloren. Er hat ein Jahr gekämpft, alles versucht zu tun,aber er konnte den Krebs nicht besiegen.

Seit 2 1/2 Jahren versuche ich mit meiner Trauer umzugehen.Aber den richtigen Weg habe ich immer noch nicht gefunden.Mit Freunden kann ich über die Situation nicht sprechen, da habe ich immer das Gefühl die verstehen mich nicht.Die können einem nur sagen es wird schon wieder,du mußt versuchen damit zu leben und und und.Aber so richtig zu hören tun die mir auch nicht.

Ich hoffe das ich über dieses Forum einige kennen lerne, die genau so fühlen wie ich, und denen auch ich helfen kann mit der Trauer umzugehen.

Bis Bald

Corri

22.05.2003, 12:48
Hallo Elke,
entschuldige, dass ich erst jetzt antworte, brauchte plötzlich dringend Abstand.
Deine Nachricht hat mir aber sehr gut getan, danke, danke, danke!
Ich drücke dich auch ganz herzlich und hoffe und wünsche für dich, dass es bald wieder mehr nachlässt!
Heute fühle ich mich tatsächlich etwas besser - zum ersten Mal in den ganzen, schrecklichen Monaten!
Hatte vorhin ein kurzes Tief, aber insgesamt fühle ich mich heute wie jemand, der gerade nach einer schweren Krankheit zum ersten Mal fieberfrei ist - ein kleiner Anfang - wie lange es für's erste anhält weiß ich nicht, aber es tut gerade jetzt so gut, dass ich schon fast wieder weinen könnte - diesmal vor Erleichterung
Mit Geduld, ein Schritt nach dem anderen, werden wir es schaffen, nicht wahr?
Astrid

22.05.2003, 13:22
Hallo Corri,
ich bin vielleicht im Moment nicht die Richtige zu antworten, bei mir ist es ja jetzt noch ganz frisch und ich kann auch noch nicht wieder richtig klar denken, so mag sich manches konfus anhören.
Aber es ist gut, dass du schreibst! Wir hören gerne zu, vertehen wie du fühlst. Du bist nicht alleine!
Es hört sich so an, als ob du loswerden musst, also schreib bitte weiter, wenn du kannst. Jeder ist anders, aber mir hilft es sehr, auch wenn es schwer ist - oft alles wieder hoch bringt - und nicht "nur" den Verlust des geliebten Menschen, sondern auch diesen furchtbaren Kampf, den er durchzustehen hatte.
Aber das ist es ja gerade, man kann es nur verarbeiten, wenn man es nicht verdrängt.

Hoffe bald wieder von dir zu hören,
ich denke an dich, lass dich umarmen!
Astrid

22.05.2003, 14:35
Hallo Astrid,
danke für deine Worte.
Ich denke das es unseren Papa´s jetzt besser geht als vorher mit den Schmerzen.Das war doch auch kein schönes Leben. Oder?
Damit tröste ich mich etwas.Aber dann denke ich wieder ,warum ausgerechnet er so eine schlimme Krankheit bekommen muss.
Er war doch so ein guter Mensch.
Hast du eine eigene Familie / Freunde mit denen du über das reden kannst?

Hoffe das du mir mal wieder schreibst.Es tut nämlich gut.
Liebe Grüße
Corri

23.05.2003, 12:08
Hallo Astrid, hallo Corri,
erstmal möchte ich Euch beide sanft in den Arm nehmen - es geht mir ähnlich wie Euch; auch mein Vater ist an Darmkrebs gestorben vor ca. einem Jahr. Noch heute habe ich die schlimmen Bilder vor meinen Augen, weil er die letzten Tage zu Hause war.

Liebe Grüße
Yvonne

23.05.2003, 15:10
Hallo Corri,
ja, das Warum! Die Frage stellt sich, glaube ich, jeder Angehörige/Hinterbliebene immer wieder, ob unsere Lieben nun lange krank waren oder plötzlich und "ohne ersichtlichen Grund" von uns gegangen sind. Es wird wohl nie eine Antwort geben, wir müssen einfach lernen zu akzeptieren.
Im Februar ist ein Cousin von mir (Neffe von Papa) plötzlich gestorben - mit 29 Jahren ohne bekannte Gesundheitsprobleme oder äußere Einflüsse beim Fußballtraining einfach umgekippt. Es gab keine Hilfe, er war sofort tot. Keiner weiß, keiner begreift was passiert ist - Untersuchungen blieben erfolglos. Auch da ist das große Warum. Er wollte Ende des Jahres heiraten...

Ich bin zwar nicht religiös, aber ich glaube daran, dass uns unser Weg irgendwie vorbestimmt ist, alles irgendwie einen Sinn hat - nur welchen, das kann ich auch oft nicht verstehen. Aber ich muss daran glauben, sonst würde ich verzweifeln.

Ich habe meinen Mann, der mich die ganze Zeit ungemein unterstützt hat und natürlich auch weiter tut, mich in den Arm nimmt, aufhebt, wenn ich denke ich kann nicht mehr weiter. Aber auch bei ihm hat es tiefe Spuren hinterlassen - so halte ich bei ihm zurück, er braucht auch Zeit zum Heilen und er ist anders als ich, er kann nicht gut darüber sprechen, muss es mit sich selber abmachen.

Über's Internet habe ich einige Freunde gefunden, die mich in den Monaten von Papa's Krankheit über Wasser gehalten haben und es auch weiter tun. Nur, die meisten haben Angehörige, die noch diese Mist-Krankheit bekämpfen. Ich versuche, sie jetzt nicht mit mir runterzuziehen, deshalb bin ich in dieses Forum gegangen.

Corri, sprich dich aus, erzähl von dir! Du wirst sehen, es hilft.
Drücke dich und denke an dich!

Liebe Ivonne,
danke! Ich konnte Papa ja nicht mehr sehen, habe ihn vor 6 Jahren zum letzten Mal bei einem Besuch in Deutschland gesehen (ich lebe in Australien) Aber seine Stimme zuletzt kann ich auch nicht vergessen. Es tat so weh, ihn so verzweifelt, so schwach zu hören!
Ich hoffe, die Bilder vor deinen Augen werden bald durch schöne ersetzt. Die, die dir helfen, mit einem Lächeln an deinen Vater zu denken, an die schönen Zeiten und kleinen Begebenheiten. Ich versuche, sie mir in Erinnerung zu rufen, manchmal klappt es schon.
Nehme auch dich in den Arm!

Bis bald,
Astrid

23.05.2003, 16:58
Hallo Yvonne,
danke drücke dich auch ganz fest.Auch ich habe oft die schlimmen Bilder vor Augen. Mein Papa ist im Krankenhaus gestorben, meine Mutter hat mich Nachts angerufen und mir gesagt, dass es zum Ende zu geht.Ich habe meinen Freund genommen, habe meine Tante angerufen ( Papa´s Schwester)und wir sind dann ins Krankenhaus gefahren.Dort lag mein Papa, die Augen offen ( er wollte sie nicht zumachen), sein Atem war schwer, ich nahm seine Hand und drückte sie ganz fest, und er drückte ganz leicht zu. Meine Mutter sagte dann zu ihm:"Die Corri ist da" er nickte etwas. Er hat mich noch erkannt.Alle waren bei ihm meine Mutter, meine Oma, mein Opa meine Tante, mein Freund und Ich.Als ich ihn so schwer atmen hörte, dachte ich mir hoffentlich schläft er bald friedlich ein. Es war so schlimm.Um 6 Uhr machte er kurz die Augen zu, es kam noch ein leichter Ton aus seinem Mund raus, als ob er etwas sagen wollte und dann starb er. Es war ein friedlicher Tod.
Jetzt kommen mir die Tränen. Aber es tut mir trotzdem mal gut das alles zu schreiben.
Hoffe das ich dich jetzt mit meiner Geschichte nicht belastet habe.
Schreibe mir mal wieder!
Alles Liebe
Corri

23.05.2003, 17:40
Hallo Astrid,
schön das du geschrieben hast. Merke das mir das schreiben gut tut.
Ich denke diese schlimmen Bilder, oder die Stimme unserer Papa´s werden wir auch nie vergessen.Aber es gibt ja auch so viele schöne Dinge die man zusammen erlebt hat und das tut so gut wenn man an diese Zeit denkt.
Da fällt mir gerade was ein.Es war mein 18. Geb. ich war so traurig, weil mein Papa mal wieder im Krankenhaus war und nicht bei uns sein konnte.Und das alles an so einem Tag.Zu dem hatte ich ja auch noch mein Führerschein bestanden.Ich hatte mir so gewünscht das wir das alles zusammen feiern würden.Naja dachte ich mir. Du fährst ja heute wieder ins Krankenhaus, hauptsache es geht ihm heute gut. Da klingelte es auf einmal 3 Mal.Wer ist das fragte ich mich. Wird wohl meine Oma sein. Ich machte die Haustür auf und wer stand da mein Papa. Er hatte einfach zu den Ärzten gesagt, ihr müsst mich unbedingt nach Hause lassen, meine Tochter wird heute 18, mir gehts auch heute gut,ich muss heute bei ihr sein.
Das war mein schönster Geb. und den werde ich auch nie vergessen.

Schreib auch du von dir wenn du kannst.
Bis Bald
Corri

25.05.2003, 18:42
Hallo Corri,
was für eine schöne Erinnerung! Halte daran fest!
Mir fallen langsam so "Kleinigkeiten" ein, an die ich schon so lange nicht mehr gedacht hatte:
Wieviel Spaß wir beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht hatten, besonders wenn er und ein Freund meiner Eltern heimlich extra Männchen aufs Brett geschmuggelt hatten - wie wir gelacht haben, wenn das Meerschweinchen meiner Freundin, das ich in Pflege hatte, ihm jedesmal laut quiekend auf den Bauch gep... hat, wenn er es hatte - wie wir zusammen gelacht haben, dass er wochenlang Plastikblumen (ein Geschenk, hoch in einer dunklen Ecke hängend) gegossen hatte, weil er dachte, sie wären echt ...
Ich bin sicher, unsere Papas sehen zu und weinen und lachen mit uns. Der Gedanke tröstet mich sehr! Ich fange an, ihn näher zu fühlen, als er vorher war, er ist überall um mich rum, ist jetzt immer nahe bei mir!
Ich denke an dich und alle,
Astrid

27.05.2003, 17:02
Hallo Astrid,
ich bin mir da auch sicher, dass unsere Papa´s uns sehen können.
Ich bin zwar nicht so gläubig,aber ich denke das da was sein muss.Daran halte ich mich und hoffe das ich meinen Papa später irgendwo wieder sehen werde.Dieser Gedanke gibt mir Kraft.
Träumst du von deinem Papa?Ich nicht sehr oft und wenn dann hat er in meinen Träumen schon die schwere Krankheit.
Ich frage mich warum das so ist, das ich nur solche Träume von meinem Vater habe,ich denke da es die letzten Bilder sind, die ich von ihm habe und mit denen ich mich beschäftige.

Drücke dich.
Liebe Grüße
Corri

12.06.2003, 15:07
Hallo Corri,
bitte entschuldige, dass ich erst jetzt wieder schreibe - habe gerade schon wieder die große Angst hinter mir - diesmal wurde mein Mann, der seit vielen Jahren mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung lebt (hat keine Schmerzen, spritzt Insulin und nimmt Verdauungsenzyme und lebt eigentlich sehr gut damit) plötzlich nach Jahren wieder mal krank - Blutenzyme waren nicht gut, Verdacht auf Bauchspeicheldrüsen- und/oder Leberkrebs.
Heute kam nun endlich die riesige Erleichterung - kein Krebs!!!!!! "Nur" entzündete Leber - nicht allzu schlimm (und auch schon viel besser), keine bleibenden Schäden - Blutkontrolle in einem Monat. Es geht ihm auch wieder gut und er isst normal - nein, eigentlich futtert er im Moment rund um sich zu.
Wir haben das furchtbare Warten auf Ergebnisse schon vor 15 Jahren mal durchgemacht (damals waren wir verlobt), aber jetzt, so kurz nachdem Papa den Kampf mit Lungenkrebs verloren hat, war ich fertig, wusste ich nicht, wie ich mit dem Warten umgehen soll, war ich total gelähmt. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, hier ins Forum zu gehen. Langsam fängt es jetzt an, sich zu lösen.
Nein, ich träume nicht von Papa, jedenfalls weiß ich es nicht. Aber ich nehme zur Zeit auch Tabletten, sonst würde ich überhaupt nicht schlafen. Ich hoffe, dass ich davon bald runter kann, wenn ich mich von diesem neuesten Schock erholt habe. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, Papa ist hier. Ich denke oft an ihn. Solange sie in unseren Gedanken und unseren Herzen sind, sind sie nicht wirklich von uns gegangen, denn dort leben sie weiter. Das denke ich nicht nur, ich fühle es auch!
Ich hoffe, dir geht es gut und du schreibst mal wieder!
Bis bald, sei herzlich gedrückt,
Astrid

12.06.2003, 17:08
Hallo Astrid,
das kann ich mir gut vorstellen, dass du wieder große Angst hattest.Man rechnet ja automatisch mit dem schlimmsten, man kennt es ja auch nicht anders (von Papa´s Geschichte).
Ich freue mich für dich, dass das Ergebnis doch positiver ausgefallen ist.
Ich hatte diese Woche auch mal wieder so ein paar Tage, wo es mir nicht so gut ging.Die Situation war so:
Ich musste eine Entscheidung treffen,konnte Papa aber nicht fragen, bzw. er konnte mir nicht antworten.Solche Momente machen mich immer traurig.Jetzt denke ich, es war richtig was ich gemacht habe. Papa hätte betimmt auch so gehandelt.
Früher bin ich oft zu Papa gegangen, und habe mir einen guten Rat/Tip geholt.Da merk ich dann wieder, wie sehr er mir fehlt.

Ich wünsche dir und deinem Mann nach dieser großen Anspannung,ein schönes Wochenende.
Bis Bald. Alles liebe
Corri

14.06.2003, 11:47
Hallo Corri,
ich hoffe, es geht dir wieder besser!
Ja, es sind diese "kleinen" Situationen, in denen sie einem besonders fehlen.
Aber tief drinnen, wenn ich "frage" denke ich immer, dass ich doch Antwort bekomme - du schreibst, du denkst, du hättest die Entscheidung getroffen, die dein Papa getroffen hätte - ist das nicht eigentlich seine Antwort, auch wenn du sie nicht mit den Ohren hören konntest, sondern mit dem Herzen? Versuche so zu denken und dann wird es leichter. Ich hoffe du verstehst, was ich meine. Ich habe es nach dem Tod meiner Mutter damals genauso gemacht - tue es auch heute noch manchmal - und es hat mir immer sehr geholfen, wenn ich unsicher war, wenn ich Rat brauchte.
Mir geht es ganz gut, mir geht heute viel durch den Kopf - Papa, andere Sachen, manche Gedanken schießen plötzlich durch, ohne dass ich sie richtig fassen kann. Ich muss mir einfach Zeit lassen, denn mein Gehirn scheint zu versuchen, die ganzen Monate zu verarbeiten, jetzt, da die Sorge um meinen Mann nachlässt. Irgendwie, als ob ich die angefangene Trauer "verschoben" und jetzt wieder aufgenommen habe (ich weiß nicht, ob dies verständlich geschrieben ist?)
Ich bin ungewöhnlich emotional (schreibt man das so auf Deutsch?), aber nicht nur traurig, sondern es geht rauf und runter, wie ein Jo-Jo - Na, wird schon wieder werden.
Auch dir wünsche ich ein schönes Wochenende,
ich denke an dich,
bis bald, liebe Grüße
Astrid

17.06.2003, 17:59
Hallo Astrid,
mir geht es wieder etwas besser. Habe diese Woche viel zu tun, und komme wenig zum nachdenken.
Du hast schon Recht, wenn man nach seinem Herzen geht, dann wird es schon das Richtige sein.

Ich denke auch, dass du deine angefangene Trauer " verschoben"
hast. Aber das ist auch ganz klar, weil du dir Sorgen um deinen Mann gemacht hast.

Dieses Rauf und runter kenne ich. Mal bin ich total traurig, wenn ich an Papa denke und dann wieder muss ich sogar über Dinge lachen, die wir gemeinsam erlebt haben.
Ich habe viel mit meinem Papa gemacht, er war jemand, mit dem man viel Spaß haben konnte.Wir sind zusammen zum Sport gegangen, haben viele Radtouren gemeinsam gemacht. Ja er war sogar in vielen Bereichen ein Vorbild für mich.
Ausserdem bin ich ein Einzelkind und muss schon sagen auch etwas verwöhnt.Oft hört man , das Töchter ein besseres Verhältniss zum Vater haben, als zur Mutter.
Genau so war es bei uns. Was nicht heißt, das ich meine Mama nicht lieb habe. Heute ist der Kontakt zu meiner Mama, genauso wie er zu Papa früher war, darüber bin ich auch sehr froh.

Entschuldigung wenn das heute etwas durcheinander geschrieben war.

Hoffe,bald mal wieder was von Dir zu hören.
Liebe Grüße
Corinna

18.06.2003, 16:10
Hallo Corri,
schön von dir zu hören und wie schön, dass es dir besser geht! Dein Papa würde sich freuen!
Nein, es ist überhaupt nicht durcheinander geschrieben!

Ich bin übrigens sozusagen auch Einzelkind, zumindest für Papa. Ich habe einen Halbbruder - Sohn meiner Mutter - 19 Jahre älter als ich und hat geheiratet als ich noch nicht ganz 3 war - ich bin also als quasi Einzelkind aufgewachsen.

Ganz so eng war mein Kontakt zu Papa eigentlich nicht, und durch die Entfernung habe ich natürlich auch gelernt, meine eigenen Entscheidungen etc. zu treffen, aber es war trotzdem eine starke Bindung da, die ich zwar gespürt hatte, die ich aber eigentlich erst seit seiner Erkrankung voll gelernt habe zu empfinden. Ich kann nur hoffen er wusste es auch!

Mir geht es seit ein paar Tagen tatsächlich besser. Ich leide seit 6 Jahren an Depressionen (wahrscheinlich zumindest z. Teil geerbt), Angstzuständen und Panikattacken - normalerweise inzwischen einigermaßen unter Kontrolle - aber die Erkrankung meines Vaters hat mich in den letzten 7 1/2 Monaten völlig runtergezogen in ein tiefes schwarzes Loch. Ich war so krank, körperlich wie seelisch, dass ich nicht zu ihm fliegen konnte, deshalb hatten wir nur das Telefon, das hat mir sehr weh getan. Ich hatte trotzdem versucht, es von ihm fern zu halten, ich hoffe, es hatte ihm keiner gesagt, wie mies es mir wirklich ging.
Aber jetzt scheint es sich zu lösen, ich bemerke körperlich und seelisch erste kleine Fortschritte. Wird auch langsam Zeit, dass ich anfange, mein innerliches Verprechen ihm gegenüber einzulösen, dass ich wieder auf die Beine komme.
Ich hoffe, dir geht es auch gut und du schreibst bald mal wieder.
Bis dahin, liebe Grüße,
Astrid

19.06.2003, 19:17
Hallo Astrid,
Ich bin mir ganz sicher, das dein Papa wusste,das zwischen dir und ihm trotz der weiten Entfernung eine starke Bindung da war.Väter spüren das.Auch wenn du zum Schluss nicht bei ihm sein konntest, aber du warst mit dem Herzen bei ihm und das hat er bestimmt gespürt.
Warst du eigentlich schon mal in Therapie gewesen? Mir haben schon einige Leute geraten ,mal hinzugehen. Aber bis jetzt habe ich mich noch nicht dazu bereit gefühlt, zu einem/r Psychologe/in zu gehen.
Ich war 1 Jahr nach Papa´s Tod in Reha gewesen, und dort bin ich dann zu einem Psychologen gegangen.Das war ein Reinfall, die Chemie stimmte einfach nicht. Seitdem bin ich etwas skeptisch. Wenn du schon einmal in Therapie warst, schreibe mir bitte deine Erfahrungen !

Bis Bald.
Ich drücke Dich
Corri

20.06.2003, 18:48
Hallo Corri,
ja, ich glaube auch, dass Papa es wusste. Ich komme jetzt innerlich ziemlich gut ins Reine damit. Es hat weh getan, dass nicht bei ihm sein konnte, aber wenigstens hatte ich Gelegenheit, mich telefonisch zu verabschieden und dafür bin ich sehr dankbar (auch wenn er ja schon bewusstlos war, bin ich innerlich überzeugt, er hat mich gehört - ich hatte einfach intensiv das Gefühl, außerdem ist er nach mehreren Tagen Kampf nicht lange nach dem letzten Anruf endlich ruhig eingeschlafen, als ob er auf meinen Abschied gewartet hatte).

Was Therapie angeht - direkt Therapie beim Psychologen/Psychiater mache ich nicht. Mein Hausarzt ist da ausgezeichnet, ich habe volles Vertrauen zu ihm, er ist gut und ich kann mit ihm über alles sprechen und er nimmt sich alle Zeit, die ich brauche, egal wie voll das Wartezimmer ist. Also gibt er mir eigentlich die Therapie. Bei mir ist es allerdings auch so, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit geerbt ist (chemische Unbalance im Gehirn) und zwar durch äußere Einflüsse ausgelöst oder verschlimmert wird, aber die sind nicht die Ursache. Dementsprechend werde ich hauptsächlich medikamentös behandelt. Außerdem bin ich auch ganz gut mit "Selbstanalyse" und so weiter.
Aber, liebe Corri, lass dich von einer schlechten Erfahrung nicht abschrecken! Therapie kann gerade mit Trauer und so weiter sehr gut helfen. Natürlich ist es außerordentlich wichtig, dass man mit dem Therapeuten eine Verbindung herstellen kann, wenn die "Chemie" nicht stimmt - wenn man ihm/ihr nicht vertraut - bringt es nichts.
Ich würde es ruhig weiter versuchen, den/die richtige(n) zu finden. Es ist so erleichternd, wenn man eines Tages merkt "ich bin immernoch traurig über diese oder jene Situation, aber sie macht mich nicht mehr krank, hat nicht mehr die Kraft, mein Leben schlecht zu beeinflussen" - und wenn man das nicht alleine schafft, kann Therapie sehr wohl dabei helfen!

Übrigens geht's mir weiter besser, hab heute 'nen Rappel gekriegt und entschieden, endlich mal wieder was für mich zu tun und einen "Schönheitstag" eingelegt - hab meine Haare geschnitten (mache ich seit Jahren selber, Friseure machen's nie so, wie ich will), Gesichtsmaske gemacht etc. Hat gut getan - auch eine Art Therapie!

Liebe Corri,
ich wünsche dir ein schönes Wochenende! Lass dich umarmen,
bis bald,
Astrid

21.06.2003, 13:43
hallo astrid,

als ich deine worte gelesen haben musste ich weinen und an meinen papa denken. mein vater leidet derzeit noch sehr an krebs. nachdem der primärtumor entfernt wurde haben metastasen den ganzen restlichen körper angegriffen und vermehren und wachsen stetig.

er ist mittlerweile querschnittsgelähmt und leidet zusätzlich noch an einer schweren lungenentzündung, die die ärzte einfach nicht mehr in den griff bekommen.
das letzte gespräch mit dem arzt hat ergeben, dass er vielleicht nur noch ein paar wochen bei uns ist. nun versuche ich irgendwie mit dieser nachricht und mit der situation umzugehen - ich weiss nur nicht wie...

an manchen tagen kann ich nicht aufhören zu weinen, erst recht nicht wenn ich meine mutter sehe wie sie mitleidet. zwei menschen um die man sich gleichzeitig sorgen macht.

es ist schön, auf diese weise menschen zu begegnen, die doch irgendwie das eigene schicksal teilen.

auch ich wünsche mir und euch sehr sehr viel kraft !!

liebe grüsse
daniela

21.06.2003, 18:13
Liebe Daniela,

Ich kenne diese Situation, und weiß wie du momentan fühlst.
Als uns damals von den Ärzten mitgeteilt wurde, dass Papa nur noch ein paar Wochen zu leben hat, ging es mir auch so.
Ich fühlte mich so hilflos, und als ich ihn jeden Tag im Krankenhaus besucht habe,wollte ich stark sein und nicht weinen.Es tat so weh ihn leiden zu sehen. Meine Mutter hatte in dieser Zeit sehr stark abgenommen, und keine Nacht mehr durchgeschlafen.

Ich kann dir nur einen Rat geben, lass deinen Tränen freien Lauf ,und haltet zusammen.

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft.
Ich drücke Dich fest.
Liebe Grüße
Corri

22.06.2003, 11:05
Liebe Daniela,
ja...,
die Zeit, wenn man weiß, dass man nicht mehr helfen kann und zusehen muss, wie unsere Lieben leiden, ist wohl für uns alle, als Angehörige, die schwerste. War es jedenfalls für auch für mich.

Uns hatte es kein Arzt gesagt, einfach, weil es so plötzlich so schnell ging bei Papa und selbst die Ärzte bis ein paar Tage vorher nicht damit gerechnet hatten. Aber ich wusste es irgendwie doch schon länger, alleine schon daran, wie Papa sich am Telefon anhörte - einfach aus dem Gefühl heraus.

Ich schließe mich Corri an, lass es raus - weine wenn du kannst und versuche nicht, es zu unterdrücken - es hilft! Ich konnte nicht bis es vorbei war und das hat alles noch schwerer gemacht.

Lass dich in den Arm nehmen! Ich denke an dich und deine Familie und wünsche euch ebenfalls viel Kraft für die kommende Zeit!

Astrid