PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chemo versagt - und jetzt?


22.05.2003, 16:30
Hallo zusammen,
meine Mutter hat einen Tumor im kleinen Becken, der nicht mehr operiert werden kann. Sie wurde am Darm operiert (entfernt, AP), Metastasen in der Leber entfernt, 3 Chemos hielten die Progression etwas auf, aber jetzt ist der Tumormarker auf über 600 gestiegen, und der Arzt meint, es wäre nicht mehr vernünftig, weitere Chemos zu probieren, die nur furchtbare Nebenwirkungen bringen, aber offenbar keinen Nutzen. Die "klassische" Medizin ist am Ende. Jetzt habe ich mit dem Arzt die Möglichkeiten diskutiert, mehr in die anthroposophische Richtung zu gehen, z. B. Filderklinik oder Öschelbronn oder TZ Freiburg.
Hat jemand hier Erfahrungen?
Sollen wir das meiner Mutter auch noch zumuten?
Sie hat vielleicht nur noch wenige Monate, soll man sie dann wieder in ein anderes Krankenhaus bringen?
Sie selber ist nicht sicher, ob sie es überhaupt noch will, aber sie hasst Krankenhäuser. Sie nimmt bereits Iscador, das ihr glaube ich ganz gut tut.
Zur Zeit - Chemo wurde abgesetzt - erholt sie sich erstaunlich und fühlt sich soweit wieder ganz gut.
Aber wie lange?

Ich bin so hilflos und weiss nicht weiter.
Wir wollen sie nicht verlieren, wissen aber, dass wir das werden.

Hat jemand eine tolle Idee oder kann was dazu sagen?
Danke und einen schönen Tag,
Claudia

daniela eisenmann
22.05.2003, 20:48
hallo claudia,
meine mutter hatte letztes jahr eierstockkrebs,chemo hat angeschlagen,a ber leider mit allen nebenwirkungen und depressionen. kaum war sie wieder aif dem dampfer ,kam es wieder erst über der Blase und jetzt wahrscheinlich noch im Magen!!! sniff
haben eine chemo gefunden ,die vielleicht ,wenns ihr wieder besser geht. gehe mal auf biokrebs.de

dann auch Suche--> IPHT eingeben,dann steht da Hyperthermie
lese dir dass mal durch.Meiner Mutter würde jetzt die Perfusionshyperthermie helfen!

gruß dani

23.05.2003, 21:08
Hallo Claudia,

eine tolle Idee habe ich leider nicht, auch keine Ahnung von anthroposophischen Möglichkeiten. Ich kann nur - aufgrund eigener Erfahrungen mit meinen Eltern und auch als "Betroffene" - etwas dazu sagen, was Ihr Deiner Mutter "zumuten" könnt: im prinzip alles, was sie sich selbst zutraut.

Du schreibst "Sie selber ist nicht sicher, ob sie es überhaupt noch will, aber sie hasst Krankenhäuser" - mmhh, das hört sich für mich eigentlich eher so an, als ob Deine Mutter denkt "eigentlich will ich gar nicht, aber wenn es Euch beruhigt..." Verstehst Du, was ich meine? Wenn Deine Mutter weiss, wie es um sie steht (davon gehe ich jetzt mal aus), möchte sie vielleicht lieber ihre Ruhe haben und keine (vermutlich aussichtslosen, aber belastenden) Therapien. Andererseits sieht sie Eure Sorgen und Ängste, Eure Bestrebungen, ihr noch irgendwie helfen zu können...und möchte daher EUCH helfen.
Das ist jetzt natürlich nur eine Vermutung von mir, ich kenne Euch ja nicht. Dieser Gedanke kommt mir nur einfach, wenn ich Deine Zeilen lese. Wenn ich damit richtig liegen sollte, wäre es meiner Meinung nach besser, wenn Deine Mutter einfach aus IHREM "Bauch heraus" entscheidet, was sie möchte und was nicht. Wenn ihr Iscador gut tut, dann ist es O.K. Wenn sie was anderes nicht möchte, ist es auch O.K. Auf keinen Fall würde ich sie zu etwas drängen (auch wenn es noch so gut gemeint ist), was ihr schwer fällt oder worin sie selbst keinen "Sinn" (mehr) sieht. An oberster Stelle sollte immer IHR "Wohlbefinden" stehen.

Das hört sich jetzt vielleicht hart an, aber ich denke, damit helft Ihr Deiner Mutter am besten. Seid einfach nur immer für sie DA, bleibt bei ihr, lasst sie nicht allein. Signalisiert ihr, dass Ihr IHRE Entscheidungen respektiert und akzeptiert... auch, wenn es Euch manchmal schwer fällt...

Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute - herzliche Grüsse von
Gabi

23.05.2003, 21:30
Hallo Claudia,

ich weiß ein wenig was in dir vorgeht. Bei meiner Mom wurde im letzten Jahr die Chemo abgebrochen, sie wurde als austherapiert entlassen. Sie hatte einen Tumor am Becken, der nicht zu operrieren war. Der Arzt sagte damals, nach drängendem Nachfragen, sie hätte noch ein paar Wochen. Es waren dann auf den Tag genau fünf. Das war für uns zu wenig Zeit, um noch irgend eine andere Therapie zu versuchen und meine Mom wollte das auch nicht mehr. Meine Schwester und ich haben erst verzweifelt versucht noch einen Ausweg zu finden, wir haben dann noch Noni-Saft bestellt, der nie gekommen ist. Im Nachhinein bin ich auch froh, das der nicht gekommen ist. In wenigen Tagen hätte er auch keine Wunder mehr vollbracht und meine Mutter hätte ihn nur uns zu liebe getrunken. Wir wusten zwar das es sich nur noch um wenige Wochen handeln würde, hofften aber natürlich auf Monate.
Ich bin froh, das ich ihren Wunsch nichts mehr zu tun schließlich akzeptiert habe. Ich bin froh das ich nicht auf sie eingeredet habe und sie zu nichts gedrängt habe. Es war ihr Leben und sie allein hatte das Recht darüber zu entscheiden.
Das war und ist sehr schwer denn einerseits wollte ich meine Mutter nicht verlieren und hätte dafür alles getan. Andererseits wollte ich aber auch nicht das sie sich ins Krankenhaus "quält", ich wollte nicht das sie unnötig leidet. Meine Mutter hasste auch Krankenhäuser und wollte nur noch nach Hause. Denn Wunsch konnten wir ihr erfüllen und das hat ihr gereicht.

Ich kann dir nur raten, dir genau zu überlegen was dir alles noch unklar ist, es aufzuschreiben und damit zum Arzt deiner Mutter zu gehen und dir alle Möglichkeiten nochmal genau erklären zu lassen. Dann ist es hilfreich ein Krebstelefon anzurufen, weil die dir Stellen und Dienste vor Ort nennen können, die du in Anspruch nehmen kannst. Sowohl für dich und die Angehörigen, als auch für deine Mutter. Du kannst auch einfach mal in die Gelben Seiten kucken. In Hamburg kümmert sich zum Beispiel der Arbeiter Samerieter Bund um Krebspatienten und Angehörige. Da kannst du auch einfach nur mal mit jemandem reden (der weiß wovon du redest, wichtiger Unterschied zu Freunden).
Wir hatten leider nicht genug Zeit, erst waren wir wie gelähmt und haben versucht ein "normales" Leben weiter zu führen und dann ging alles so schnell, erst jetzt weiß ich das es viele Organisationen gibt die einem Beistehen auch was "praktische Tipps" angeht, wie Pflegeversicherung zum Beispiel.

Laß deiner Mutter etwas Ruhe und Zeit, damit sie sich klar wird was sie selbst wirklich will und dann unterstütze sie in ihrer Entscheidung. Informieren kannst du dich ja über alle Möglichkeiten und die deiner Mutter erklären.

Ich wünsche dir ein "medizinisches" Wunder. Alles Gute.

Tanja

26.05.2003, 11:54
Liebe Tanja, liebe Gabi, liebe anderen.

Vielen Dank für Eure Worte, die zum Teil so offen sind, wie sie nur von solchen Personen kommen können, die schon so etwas durchgemacht haben. Auch für die offenen Worte danke ich, denn viele Angehörige machen, glaube ich, eher die Augen und Ohren ein wenig mehr zu, damit die blinde Hoffnung mehr Platz hat. Über diesen Punkt - und ja, ich hatte ihn auch - bin ich jetzt weg. Ich muss jetzt nur noch meinen Eltern klar machen, dass es besser und gut ist, jetzt über viele Dinge zu reden. Hoffentlich schaffe ich das alles. Ich möchte ihr vielleicht auch noch diese Wurzel aus Thailand geben, vielleicht tut Ihr das einfach gut. Sie ist so dünn und schwach geworden und sagt zu fast allem, was ich sage oder vorschlage, ja, aber vielleicht wirklich nur, weil ich es sage. Sie hört auf mich, der Kontakt zum Arzt bzw. die Infos vom Arzt sind häufig über mich gelaufen, obwohl ich über 2 Stunden entfernt wohne.
Aber keiner kann uns sagen, ob es Monate sind oder Wochen und so scheut sich halt jeder, mit ihr über das Sterben zu sprechen, weil man sie doch nicht "totreden" will. Aber ich weiß, wir müssen darüber reden, damit sie und wir alle die Angst ein wenig verlieren. Die Angst steckt in uns und kann nur raus, wenn man sie anspricht. Ich hatte lange Angst vor meiner Angst - oje, jetzt wird's total chaotisch, aber ich merke, dass es stimmt, während ich das schreibe.
Ich danke Euch sehr herzlich für Eure Antworten, sie tun wirklich gut und ich würde mich über mehr sehr freuen. Wenn ich etwas zurückgeben kann, würde ich das gerne tun, auch wenn ich bei manchen Geschichten denke - denen geht es wirklich Scheisse und ich mach hier wegen meiner Ängste so ein Trara.
Ich wünsche Euch allen das Allerbeste, meiner Mum auch.
Claudia

daniela eisenmann
26.05.2003, 20:31
hi claudia
meine ma hat jetzt noch bauchdeckenkrebs und sie können nicht operieren weil er sich sonst zu schnell ausbreitet, haben eine verdammte angst davor, was sie jetzt machen. und die chemo die sie kriegen soll , da muß man 3 monate abwarten ob sie angeschlagen hat oder nicht. und alles mal wieder vor der hochzeit. letztes jahr am standesamt und jetzt an der kirchlichen. sniff sniff

26.05.2003, 23:36
Hallo Claudia,

Du machst kein "Trara" und wenn, dann hat du allen Grund dazu. Auf dich kommt eine sehr schwere und vielleicht auch sehr schöne Zeit zu, schön weil sehr intensiv und kosbar. Und danach kommt nochmal eine harte Zeit der Trauer und der Zweifel und der totalen Erschöpfung. Ich wünsche dir dafür sehr viel Kraft.
Genieß den Sommer und verbring viel Zeit mit deiner Mom. Weist du schon wie du das Regeln willst mit den 2 Stunden enfernt. Ist jemand bei deiner Mutter der sich kümmern kann? Mein Vater war zwar da, war aber hoffnungslos überfordert mit allem, er konnte bis zum Schluß nicht verstehen, das seine Frau sterben wird, hat das total verdrängt. Das war doppelt anstrengend für meine Schwester und mich.

Habt ihr einen niedergelassenen Onkologen? Das hatte man mir am Krebstelefon geraten, dann habe ich den Arzt meiner Mutter im Krankenhaus darauf angesprochen, ob wir den brauchen und der sagte "Na wir sind doch hier alle Onkologen." Blöd wie wir waren, haben wir uns dann keinen gesucht, den braucht man aber wegen der Schmerzmittel. Der Bedarf kann sich schnell ändern und dann nützt ein Arzt 20 km entfernd in der Klinik gar nichts. Ferndiagnosen sind da ja eh schlecht, so ein Aroganter....

Inzwischen glaube ich was Krebs angeht auch mehr an die "Alternativen" zur Schulmedizin, ich hoffe du findest etwas das deiner Mom hilft. Über Noni-Saft habe ich auch viel gutes gehört, soll nur schrecklich schmecken. Verlier nie den glauben an die "spontane" Selbstheilung. Ich finde es sehr gut, das du bereit bist dich mit dem Tod auseinander zu setzen. Ich glaube auch es ist der bessere Weg, anstatt es sich schön zu hoffen. Die Hoffnug stirbt sowieso zu letzt, egal wie viel man vorher über den Tod gesprochen hat. Es ist ja auch eine Art Chance sich gemeinsam vorbereiten zu können, Dinge zu klären, auszusprechen was man noch sagen will.

Ich wünsche dir und deiner Mom alles Gute.
Tanja

29.05.2003, 18:58
Hallo Claudia,

ich nehme an, daß Du aus BW bist.
Wenn Du nach Alternativen suchst, würde ich Dir eher das Zentrum in Freiburg empfehlen. Gehe aber auch einmal ins google und gebe die Hufelandklinik ein. Sie ist in Bad Mergentheim.

Was aber ganz wichtig ist, was möchte Deine Mutti noch tun? Wir Angehörige möchten alles nur Erdenkliche versuchen, was verständlich ist, aber hier geht es einzig und allein um den Wunsch Deiner Mutti. So hart dies auch klingen mag, aber sie bestimmt den weiteren Weg. Du wirst ihn das eine oder andere Mal nicht verstehen können, und am Rande der Verzweiflung sein. Das schwierigste ist, daß Du Deine Wünsche an zweiter Stelle setzen mußt. Dränge sie bitte nicht, lasse sie nur wissen, Du bist immer für sie da.

liebe Grüße,
Jutta

30.05.2003, 10:53
Hallo Ihr Lieben,
ja, ich respektiere den Wunsch meiner Mutter. Ich werde mit ihr wohl nächste Woche ein sehr intensives Gespräch führen, in dem ich ihr alles erzählen werde, was ich weiß, was ich über Alternativen gehört habe, von biologischen Therapien bis hin zu einer Klinik, die evtl. sogar noch operieren würde.
Die Hufelandklinik ist sicher eine sehr renommierte und gute Klinik, ist aber viel weiter weg, als z. B. Öschelbronn. Ich weiß aber nicht, ob sie überhaupt noch so weit (ca. 40 Minuten) Auto fahren will.
Ihre Entscheidung zählt und doch ist ein ganz komisches Gefühl da: man wird irgendwann denken, dass man dies oder jenes nicht hätte sagen oder machen sollen, aber so ist das Leben nun einmal. Ich habe gelernt, dass vor allem mein Dad nicht akzeptieren will, dass meine Mum vielleicht keine weiteren Aktionen will. Immer wieder erinnere ich ihn daran, dass jede Entscheidung von Mum getroffen werden sollte.
Meine Eltern sind froh, dass ich mich erkundige und ihnen viel Gespräche mit Ärzten abnehme, und sie wissen, dass meine Vorschläge keinen Druck ausüben sollen. Ich lerne jeden Tag über Krebs, Behandlungsmethoden, Alternativen und Theorien so viel dazu - ich arbeite auch in der pharmazeutischen Industrie, so dass ich Massen an Infos erhalte.
Meine Mum will aber, glaube ich, nach der Chemo, die sie so unglaublich geschwächt und geschlaucht hat, keine "großen" Versuche mehr unternehmen. Ich bin bereit, das zu akzeptieren, auch wenn es nicht so leicht ist, wie ich immer dachte.... Meinem Vater werde ich in Gesprächen versuchen, das Akzeptieren leichter zu machen, aber ihm wird das sehr schwer fallen. Ich habe Angst vor seinen traurigen Augen! Sie haben immer gestrahlt, jetzt sind sie voller Furcht und Angst vor dem was kommen kann - kommen wird.
Ich muss geschäftlich immer mal ins Ausland, habe vor jeder Reise, die kommen wird, Angst. Im November haben wir Urlaub gebucht, 3,5 Wochen! Werden wir fahren können? Lebt sie dann noch? Manchmal schäme ich mich für solche Gedanken, aber sind sie nicht ganz normal?
Ich danke Euch fürs Zu"hören"!!
Daniela - das klingt nach Hochzeit? Viel Spass und Glückwunsch! Versuche abzuschalten, denn man darf sich selber nicht vergessen!
Alles Gute Euch allen,
Claudia

09.06.2003, 09:49
Bei meiner Frau wurde im Januar 2003 - Bauchfellkrebs - auch die Chemo abgesetzt. Sie war dann in Öschelbronn, aber leider war meine Frau zu schwach für eine Ganzkörperhypertermie - welche sehr anstrengend ist und über mehrere Stunden geht. Zwischenzeitlich hat auch Öschelbronn ein neues Gerät, das eine örtliche Hyperthermie möglich macht und wesentlich weniger anstrengend ist. Öschelbronn ist sehr zu empfehlen.

Unternehmt alles was noch möglich ist. Bei meiner Frau war alles zu spät.