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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : das Leben im "Jetzt"


Hiddelbrimpf
18.10.2008, 21:13
Hallo,

ich bin neu hier. Lange Zeit habe ich nur still mitgelesen aber jetzt gibt es ein Thema was ich selbst gerne anschneiden würde.

Aufgrund meiner Krebserkrankung (bereits zum zweiten Mal) habe ich bei mir und meinem Verhalten eine große Veränderung bemerkt. Eigentlich war ich immer so ein "Sicherheitsfanatiker". Ich habe Geld gespart und mir oft Gedanken gemacht wie es in der Zukunft so werden wird. Jetzt, da ich wieder krank bin merke ich, wie wenig Gedanken ich mir noch über später mache und wie sorglos ich geworden bin. Ich gebe viel mehr Geld aus, was ich früher noch gespart hätte, nur um Spaß zu haben etc.

Habt ihr solche Veränderungen auch bei euch bemerkt und wie seit ihr damit umgegangen? Einerseits denke ich, ist es nicht schlecht sich auf das Heute zu besinnen und auch was vom Leben zu haben, aber andererseits könnte es natürlich auch passieren, dass ich zu sorglos werde und dadurch eventuell abrutschen könnte?

Danke :winke:

hanne
28.10.2008, 23:30
Ich bemerke auch, dass ich hinsichtlich finanzieller Dinge auch "unbesonnener" bzw. "gleichgültiger" werde. Außerdem bin ich im Umgang mit anderen Menschen ungeduldiger und kompromissloser geworden bin.

Was ich früher mit "Augenzwinkern" überhört habe, nehme ich heute nicht mehr hin. Während das Geld an Wert verliert, wird Zeit immer wichtiger, Zeit, die ich so verbringen möchte, dass es mir guttut, mit Menschen, die mir guttun.

Allerdings werden das - je mehr Katastrophen sich in meinem Leben ereignen -immer weniger.

Na ja, noch sind einige für mich da. Ein Freund meinte kürzlich, ich würde Unglück und Katastrophen magisch anziehen. Darauf hin habe ich ihm gesagt, dass sein Leben ohne meine Katastrophen sicher fürchterlich langweilig wäre.

Machen wir weiterhin das Beste (Bestmögliche) aus unserem Leben.
Liebe Grüße

Ilse Racek
29.10.2008, 07:29
Hallo Hanne :winke:

Vielleicht bezeichnen Worte wie "unbesonnen" und "gleichgültig" einfach nur Dein durch Krankheit bewegtes Umdenken (?)

Man/Frau verändert sich - ob das Verwandte und Freunde dann auch so richtig Klasse finden, bleibt dahingestellt ;)

Ich versuche immer das Sprichwort zu berücksichtigen "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus"..... ;)


LG :winke: :winke:

Maigret
29.10.2008, 08:29
hallo hiddelbrimpf !
ich sage immer lebe jeden tag so als wäre es dein letzter.:D
tu was dir gefällt,kümmer dich nicht darum was die leute denken.
es ist dein eleben,mach s dir lebenswert.:1luvu:
alles gute für dich von maigret

josie&josie
29.10.2008, 14:42
ich kann nur die andere seite der medaille beschreiben...:
mein mann hat BSDK mit metastasen in der leber.
von seinen prognosen will er nichts wissen, aber an seinem verhalten bemerke ich dass er sich sehrwohl irgendwo mit seinem tod auseinander setzt.

er gibt viel mehr geld aus als sonst - obwohl er schon vorher nicht unbedingt gut mit geld umgegangen ist. ich bin immer die in unserer beziehung, die das geld zusammenhält, die schaut und spart.

er lebt weit über seine verhältnisse, hat beide kreditkarten haushoch überzogen und das konto schlittert stets an der grenze.

ich selbst mache mir gedanken.. für ihn ist das was er da tut sicher angenehm und ich vergönne ihm jeden spaß..!
aber ich selbst habe angst, dass ich einmal dasitze und probleme habe. ich hab wohl bei keinem kredit unterschrieben, nichts dergleichen gemacht, somit hab ich nach österreichischem recht kein problem..dennoch: es ist nicht schön zu wissen, dass der partner einem nichts anderes als schulden hinterlässt.

so, jetzt musste ich mich da mal auslassen, sorry :(

lg

Ilse Racek
01.11.2008, 08:58
Hallo Thomas :winke:

Da Du - wie Du schreibst - auf Niemanden Rücksicht nehmen musst, sind meine Anmerkungen vielleicht mit Deinen Betrachtungsweisen nicht in Einklang zu bringen ;)

Mein Mann und ich sind mehr oder weniger finanziell gesichert, haben alledings an Sohn, Schwiegertochter und 4 Enkelinnen nicht so furchtbar viel zu vererben....

Allerdings - als ich "diese Krankheit" bekam, hab' ich doch schon auch über Einiges nachgedacht :cool:

Ergebnis: Solange ich noch Hoffnung auf ein "paar Jährchen" haben kann, werde ich nicht in Extrem-Reaktionen verfallen :( d.h. weder fürchterlich auf den Putz hauen noch für die Nachfahren in Extremsparen verfallen ;)

Gleichwohl kann ja ein Umdenken auch Positives bewirken - und wenn es sich nur um mehr Gelassenheit handelt :D


LG :winke: :winke:

Marion Michaela
02.11.2008, 21:12
Hallo Thomas,

ich bin durch zufall auf deine Geschichte gestossen.

Ich würde sagen " Lebe " zu dem du Lust und Laune hast,
wie du schon geschrieben hast brauchst du auf niemanden
Rücksicht nehmen, und die Zeit du du noch geniesen kannst
solltest du auch nach deinen Bedürfnissen leben

DER WEG ENSTEHT ERST,
WENN DU IHN GEHST.

Liebe Grüße
Marion

Heikeaml
04.11.2008, 18:51
Hallo thomas
ch versteh dich sehr gut Ich versuche auch so zuleben wie es mir gefällt vorallen bin ich dabei mehr an mich zu denken habe fest gestellt das es überhaupt nix bringt mit andern mitleid zuhaben denn wen du nach hilfe rufst dann wird man über sehn ein freund sagte mal zu mir Den letzten weg geht man alleine und ich muss ihn zustimmen
lGHEIKE

irmgard05
23.11.2008, 14:11
Hallo zusammen!
Zu sorglos werden wir wohl alle nicht sein, ich denke wir haben genug Sorgen. Und die brauchen einen Ausgleich, wie immer den man sich verschafft. Ich für meinen Teil mache eigentlich alles, auf was ich Lust habe. Gott sei Dank kann ich es , wenn es Geld kostet, bezahlen. Ich denke wohl schon manchmal "Muss das sein, ist doch teuer" Beschließe dann je nachdem ja oder nein. Aber eigentlich nicht viel anders als früher, nur etwas großzügiger schon. Das sind z.T. aber auch Dinge , die ich mir nicht nur persönlich gönne, sondern solche bei denen ich andere die mir nah stehen mit einbeziehe. z.B. einlade. Unser Spruch: was hab ich davon , die reichste Frau auf dem Friedhof zu sein. Nicht ganz wörtlich zu nehmen, es gibt da ganz viele , die mehr Geld zur Verfügung haben. Aber ich bin schon sehr froh darüber, dass ich nicht immer sagen muss, geht nicht ist zu teuer. Denn ich glaube, dass es schrecklich ist, wenn man zu allen gesundheitlichen Sorgen auch noch Sorgen finanzieller Art hat.
Es sind ja auch nicht alle Dinge , die man sich leistet mit Kosten verbunden.
An meine Angehörigen denke ich dabei schon, denn immerhin sind noch 2Kinder in der Ausbildung, die ja auch noch nach meinem Tod finanziert werden muss und dann von einem Einkommen, da werden die beiden sicher etwas zurückstecken müssen. Aber vielleicht erlebe ich ja auch noch, dass sie fertig werden. Wer weiß? Darum erfülle ich mir jetzt meine Wünsche, es sei denn ich empfinde sie selbst als überzogen. Denn das Heute ist mir wichtiger. Aber eben nicht nur aufs Geld bezogen.
Liebe Grüße und alles Gute Irmgard

nikita1
30.11.2008, 23:08
Hallo all,
ich verstehe , dass jemand mit Krebs noch mal so richtig leben will - warum nicht reisen oder sich was gönnen ? Wir leben ja nun leider nicht mehr unbekümmert in den Tag hinein (wie es vor der Erkrankung der Fall war)
Früher war das Thema Tod für mich keins, bin 47.
Man denkt eher an den Job, an die Kinder, das Haus.... An die normalen alltäglichen Dinge, klar, nicht ans sterben.
Das hat sich dann bei mir ganz schnell geändert..leider :(

Und wenn die Erben in Spe (von Thomas) bedächtig oder verdächtig still sind, seit sie wissen, dass es ein Testament zu ihren Gunsten gibt und nur noch auf den Tag X warten, würde ich einfach still und leise ein zweites Testament machen, somit wird das 1.ungültig - ich würde es krebskranken Kindern zukommen lassen, natürlich bei einem Notar hinterlegt.
So gibt es zu Lebzeiten keine Konflikte ...und nach mir die Sintflut...

Ich selbst kann und will jedoch kein Geld verbraten, habe zwei Söhne, die beide in der Ausbildung sind und noch nicht auf eigenen finanziellen Füssen stehen.
Deshalb lebe ich besonders sparsam.
Wenn ich allein wäre und ohne Anhang, würde ich toll reisen - es gibt soviel von der Welt, was ich gern noch kennenlernen würde :)

Wegen der Krankheit Schulden zu machen, finde ich weniger gut... und wenn man dann doch nicht stirbt ???
Dann sitzt man auf einem Schuldenberg und hat wieder Stress....:megaphon:

Alles Gute.

Chrigissi
30.11.2008, 23:50
Ich bin "nur" Angehörige, aber sparen?
Wofür? Man hat ganz andere Wünsche und ich bin der Meinung,
man sollte alles was gut tut, wenn man es kann, tun.
man lebt heute. Wer weiß schon was morgen ist, bzw. wird???
Auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt!

Chrigissi
01.12.2008, 00:03
Hey Hanne!
Recht hast Du, jeden Tag sollte man als letzten leben. Ich habe es jetzt erst begriffen.
Auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt,

Hiddelbrimpf
03.12.2008, 15:37
Hej, ich war schon einige Zeit nicht mehr hier und habe eben erst sämtliche eurer Beiträge auf einmal gelesen. Ich bin irgendwie beruhigt, dass solche Gedanken nicht nur mir kamen/kommen. Mittlerweile kann ich sagen, dass ich einen Weg gefunden habe, der es mir möglich macht, ohne schlechtes Gewissen zu leben aber dennoch deutlich sorgloser als vorher. Ich habe z. B. für nächstes Jahr einen Urlaub gebucht und das ging nur, weil ich meinen Bausparvertrag deutlich vor Ablauf gekündigt habe. Eigentlich hätte der mal für ein Auto sein sollen oder ähnliches aber... warum warten? Wer weiß ob ich jemals ein Auto brauche? Aber eins weiß ich, Urlaub kann nicht schaden :D Also raus damit! Außerdem habe ich so mit dem Urlaub in Sicht ein Ziel, auf das ich hinarbeiten kann.
Dennoch haue ich nicht so auf den Putz, dass ich in den roten Zahlen landen würde, denn dann hätte ich wiederum kein gutes Gefühl.

Es ist wohl ein schmaler Grad den wir da gehen und für jeden sieht das Optimum anders aus.

Gruß

SiSa
28.12.2008, 10:15
Huhu...

Naja über den Tod habe ich oft nachgedacht, da ich viel in meinem Leben durch den Tod verloren habe.

Zum Umdenken gekommen bin ich aber schon viele Jahre vorher gekommen :D
Ich sagte immer schon, bissl Sparen OK.. (schon alleine durch meine Tiere die ich habe und die Tierarztkosten die entstehen können) aber auch bissl Leben darf man nicht vergessen.

Wozu extram Sparen? Wofür? Weiß ich denn wie alt ich werde?
Weiß ich denn, ob ich von dem Geiz der heute mein Gewissen in beschlag nimmt (oder nehmen würde) später noch was habe?

Ich möchte nicht viel, aber ein wenig gespartes muß sein.. möchte das die Familie genug Geld für eine Beerdigung hat.. und nicht das auch noch aus eigener Tasche zahlen müssen.
Wobei ich Friedhöfe hasse, denn dort liegt nur meine Hülle.. alles andere ist nicht dort!
Hab schon gesagt, ich möchte auf einen Friedwald.. bedeutet:
Verbrand und an einem Baum verstreut werden in einem wunderschönen Wald.

Gibt es!!!

Speedy Schneller
28.12.2008, 16:17
Hallo ,ihr Lieben!
Ja das ist solche Sache mit dem "Leben"!
Seid meiner Erkrankung, liest meine Mann mir jeden Wunsch von den Augen ab und ich habe ein schlechtes Gewissen!
Weil ich ja kaum noch etwas zum Lebensunterhalt beitrage und wir dadurch gerade eben um die Runden kommen.
Ich habe Ihn gebeten, es zu lassen.
Ich weiß ja nicht wie lange mir vergönnt ist und bei meiner langsam Wachsenden Form - hoffentlich noch seehr lange!!!
Ich möchte nicht hier alles in Schulden zurücklassen!
Wir haben uns geeinigt, daß wir uns kleine Dinge gönnen - aber nicht überdrehen.
Ich brauche keine großen materielen Dinge und komme auch ohne Urlaub aus -aber ich brauche meinen lieben Mann und möchte nicht auch noch sein finanzieller Ruin sein!!Ich habe auch noch eine Tochter , welche noch in der Ausbildung steht!Beide haben große Verlustangst - aber man kann keine Lebenszeit kaufen.Wir verbringen einfach mehr Zeit miteinander und lassen halt mal unwichtige Dinge liegen!
Speedy

Stefans
28.12.2008, 19:08
Hallo,

Seid meiner Erkrankung, liest meine Mann mir jeden Wunsch von den Augen ab und ich habe ein schlechtes Gewissen!
(...)
Ich habe Ihn gebeten, es zu lassen.
Ich weiß ja nicht wie lange mir vergönnt ist und bei meiner langsam Wachsenden Form - hoffentlich noch seehr lange!!!
Ich wünsche dir von Herzen, dass du den Krebs überwindest !!!

Trotzdem: was dein Mann tut, ist genau richtig. Und er tut es besser früher als zu spät. Meiner Frau wurde Anfang 2007 BK diagnostiziert, dann sofort Ablatio, Tumor zum Glück langsam wachsend und hormonrezeptiv. Keine Chemo nötig, nur AHT. Ende 2007 ging sie wieder arbeiten und war praktisch gesund. Bis August diesen Jahres. Da wurden die Metastasen entdeckt. Vor 3 Monaten fing es an, ihr körperlich schlechter zu gehen. So rasend schnell, dass wir jetzt heilfroh sind, dass sie Weihnachten noch erleben durfte und es uns gelungen ist, sie als Pflegefall zum Sterben rechtzeitig nach Hause zu holen.

Geld? Im Moment nebensächlich - das letzte Hemd hat keine Taschen, und ausgeben kann meine Frau ohnehin nichts mehr. Also lieber selbst verbrauchen als vererben. Wünsche erfüllen? Selbstverständlich - alles, was nur irgendwie geht und was ihr gut tut. Was kann man in so einer Situation mit dem Dispo-Kredit besseres tun, als ihn auszuschöpfen. Für die Bezahlung von Pflegekräften; um guten Freunden, die nichts haben, die Reise hierher zu bezahlen, damit sie von meiner Frau (bzw. sie von ihnen) Abschied nehmen können; um ihr jeden Wunsch, der Geld kostet, soweit irgend möglich zu erfüllen. (Wobei die wichtigsten Wünsche ohnehin "free" sind, also nicht mit Geld aufzuwiegen.)

Meine Frau wird, da sie nichts mehr essen kann und die parenterale Ernährung ablehnt, in einigen Monaten an Unterernährung sterben - falls der Krebs nicht schneller ist (was sehr wahrscheinlich ist). Sparen? Sich zurücknehmen? Verzichten? Blödsinn !!! Wir leben nur noch mit der Perspektive von einem Tag zum nächsten. Und ich erbe von meiner Frau auch gerne Schulden. Ist im Moment völlig unwichtig, was ist, wenn sie tot ist. Nach ihr die Sintflut!

Der größte Wunsch meiner Frau (ausser hier Zuhause zu sterben, im Kreise von Ehemann, Hund, Katze usw.) ist sowieso unbezahlbar. Sie möchte noch einmal das Haus verlassen und mit dem Rollstuhl nach draussen. Am besten mit dem Hund, Gassi gehen. Und, wenn ihr das Schicksal wider Erwarten noch soviel Zeit zubilligt, vielleicht sogar noch die Baumblüte Ende März sehen. Geld? Es gibt Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann. Und je näher das Ende ist, desto wichtiger werden die unbezahlbaren Dinge.

Viele Grüße,
Stefan

Speedy Schneller
28.12.2008, 19:30
Lieber Stefan,
es ist verständlich, daß Du in Deiner Situation - alles für deine liebe Frau gibst!! Ich fühle mit Euch!
Ich für meinen Teil könnte mich aber nicht in Ruhe verabschieden, wenn ich fürchten müßte, mein Mann hat nicht nur den Schmerz des Verlustes , sondern auch große Existenssorgen.
Also wünsche ich mir, daß er es nicht so weit kommen läßt.
Wie soll er mit beidem fertig werden?
Es ist schon der Verlust eines geliebten Menschen so schwer zu ertragen.
Ich wünsche euch, daß ihr den Wunsch deiner Frau , vielleicht mit Hilfe von der ambulanten Hospiz , erfüllen könnt.
Speedy

SiSa
29.12.2008, 19:32
Hallo Stefan

Ich habe deinen Beitrag sehr Intensiv gelesen und bin total Sprachlos.
Aber das vor Rührung... auch Tränen konnte ich nicht zurück halten.

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft

anne1
01.02.2009, 13:08
hallo,
ich bin auch neu.

ich fand den satz von sisa,

auch wenn ein leben beschädigt ist, wirft man es nicht einfach weg.

so großartig. es hat mich sehr berührt.vielen dank

*Ulli*
06.02.2009, 23:55
Bei uns ist es so (mein Mann war vor 2 1/2 Jahren erkrankt), wir leben HEUTE. Man weiß sowieso nicht, was morgen oder in einigen Monaten/Jahren kommt.

Natürlich sind wir überwiegend im "normalen Alltags-Trott" drin, mein Mann arbeitet voll im Schichtdienst. Wir haben 2 kleine Jungs. Dennoch möchten wir uns unsere Wünsche erfüllen und nehmen es gelassener. Aber wir würden uns auch nicht in Schulden stürzen, nur um unser Leben JETZT zu leben. Es sind viel mehr, die emotionaleren Wünsche, die wir uns erfüllen. Das ist viel mehr Wert als teure Geschenke :)


LG Ulli ;)

Marion Ingrid
09.02.2009, 16:39
Ich habe im Jahr 2003 meine Eltern und meine Lieblingtante innerhalb eines 1/2Jahres verloren, meine Mutter und meine Tante hatten Brustkrebs, bei meinem Vater spielten mehrere Faktoren zusammen , zum einen Krankheit und zum anderen fehlender Lebenswille nach dem Verlust meiner Mutter.
Meine eltern haben ihr ganzes Leben hart gearbeitet und da mein Vater selbständig war, immer geplant, das der "Lebensabend" finanziell abgesichert ist. Als meine liebe Mama die Augen für immer schloss (sie starb im Krankenhaus) bin ich rausgegangen und zum ersten Mal dachte ich, was bringt die ganze Planerei, wenn wir im Endeffekt innerhalb von ein paar Stunden unser Leben aushauchen, die ganze Rennerei war doch umsonst. Ich habe in dieser für uns sehr schweren Zeit, schon angefangen umzudenken. Als erstes habe ich mir vorgenommen, nicht nur für später zu planen, denn wer weiss schon ob er das überhaupt erlebt. Kleinere Wünsche habe ich nicht mehr vor mir hergeschoben, sondern mir auch mal erfüllt. Was aber eine Hauptüberlegung von mir war, ich wollte mich nicht mehr mit Menschen umgeben, die mir auf die Nerven gingen, Banalitäten interessieren mich nicht mehr. Früher als junges Mädchen war ich eigentlich immer recht impulsiv, im Laufe der Jahre wird man diplomatischer. Aber seit dem Tod meiner Eltern und meiner Tante und im letzten Jahr meine eigene Erkrankung haben mich wieder undiplomatischer werden lassen. Möglicherweise ist das auch eine Art, den unterdrückten Frust rauszulassen. Ich bin meinen Mitmenschen gegenüber sehr direkt und habe es auch schon fertig gebracht einer Bekannten die mich schon länger mit ihrer Art und Nörgelei genervt hat, zu sagen, das ich da keine Lust dazu habe, ich habe viele liebe Menschen mit denen ich gerne zusammen bin und auf sie und ihr Gehabe habe ich keine Lust, das muss ich mir nicht antun. Termine und Einladungen auf die ich keine Lust habe, sage ich ab. Ich versuche, mich nicht selbst unter Druck zu setzten um anderen einen Gefallen zu tun. Wobei sich das wie gesagt auf von mir emfundene Unwichtigkeiten bezieht, für meine Familie und meine wahren Freunde würde ich nach wie vor alles tun.
@ Stefan: Ich verstehe dich sehr gut, denn erst in dieser Situation merkt man, wie unwichtig die materiellen Dinge des Lebens sind. Wie du richtig sagst, es gibt Dinge die man sich mit allem Geld dieser Welt nicht kaufen kann. Ich wünsche dir und deiner Frau viel Kraft.

Stefans
10.02.2009, 12:25
Hallo Marion,

Als erstes habe ich mir vorgenommen, nicht nur für später zu planen, denn wer weiss schon ob er das überhaupt erlebt. Kleinere Wünsche habe ich nicht mehr vor mir hergeschoben, sondern mir auch mal erfüllt. Was aber eine Hauptüberlegung von mir war, ich wollte mich nicht mehr mit Menschen umgeben, die mir auf die Nerven gingen, Banalitäten interessieren mich nicht mehr.
Ich glaube, du machst das richtig. Niemand weiss, wann das Leben zuende ist. Muss ja gar nicht Krebs sein, andere (auch plötzliche) Todesursachen gibt es genug. Meine Frau ist am 3.01.09 gestorben. Aber sie hat die wenige Zeit, die ihr noch blieb, so gut wie möglich genutzt. Sie hätte schon noch einige Dinge gerne erlebt, Kleinigkeiten nur: mal mit dem Hund Gassi gehen, raus in den Garten, vielleicht sogar den Frühling und die Baumblüte noch sehen dürfen... dazu hat es leider nicdht mehr gereicht. Insofern sollten wir uns an jedem Frühlung und jeder Kleinigkeit erfreuen, die wir noch erleben dürfen.

Ich versuche das jetzt besonders, schließlich ist mein wichtigster Lebensinhalt nicht mehr da (wir kannten uns 23 Jahre lang). Ein bischen so kommt mir das Leben manchmal vor wie Fotografieren ;-) Da gibt es Leute, die fragen nach "lohnenswerten" Motiven. Die einzige Antwort darauf ist: geh' aus der Haustür, und du findest nach 10 Metern Dutzende von tollen Motiven. Du musst nur lernen, sie auch zu sehen...

Viele Grüße,
Stefan

Marion Ingrid
10.02.2009, 20:32
Lieber Stefan,
mein tiefstes Beileid, ich wünshe dir viel Kraft für diese schlimme Zeit.
Aber es ist schön, dass ihr die Zeit noch so gut wie möglich genutzt habt, wie du schreibst.
So wie du schon gesagt hast, in dieser Situation wird man bescheiden und erfreut sich schon an Kleinigkeiten.
Die meisten Menschen, die noch nicht in so einer Situation waren, wissen viele dieser Dinge nicht zu würdigen. Wie ich schon oben erwähnte, setzte bei mir dieses Umdenken auch damals ein.
Es gibt so viele kleine Dinge, an denen man sich erfreuen kann, man muss sie nur sehen.
Lieber Stefan, dort wo deine Frau jetzt ist, muss sie keine Schmerzen mehr erleiden und sie wird mit Solz auf dich herunterblicken, denn du hast ihr ihre kleinen bescheidenen Wünsche erfüllt und warst bis zuletzt an ihrer Seite.
Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich glaube, irgendwann werden wir uns da oben oder wo auch immer wiedersehen, und das gab mir auch die Kraft im Laufe der Zeit mit dem Tod meiner Lieben zurecht zu kommen.
Vielleicht ist das auch ein kleiner Trost für dich, sie sind nicht tot, sie haben den Raum gewechselt.

Viele herzliche Grüße Marion