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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich wusste nicht, dass es so weh tun kann


26.07.2003, 17:34
Hallo,
ich gehe seit einigen Tagen durch die Hölle. Meine Mutter liegt seitdem im Sterben und ich weiß nicht wie ich damit fertigwerden soll. Sie ist gerade mal 70 geworden und wir dachten, dass wir sie noch ein paar Jahre haben. Mein Bruder und ich fahren jeden Tag hin und sehen wie sie mehr und mehr verfällt. Ich ertrage es fast nicht mehr. Ich fange ständig an zu heulen und kann mich kaum zusammenreißen. Und wenn ich dann die betretenen Gesichter sehe, tut es noch mehr weh.
Letztes Wochenende ging es ihr doch noch recht gut und sie war noch so voller Hoffnung. Sie hat schon gegen einige Krebsattacken angekämpft und immer gewonnen. Sie wollte doch in drei Wochen mit ihrer Schwester an die Ostsee fahren in den Ort wo sie aufgewachsen sind. Sie hatte sich so darauf gefreut und nun ist alles aus. Ich bin in so einem Zwiespalt. Auf der einen Seite möchte ich, dass sie von ihrem Leiden erlöst wird auf der anderen Seite habe ich solche Angst vor dem Anruf. Immer wenn das Telefon klingelt bleibt mir fast das Herz stehen. An das was danach kommt darf ich gar nicht denken (aber ich kann kaum noch an etwas anderes denken). Diese ganzen Formalitäten, die Trauerfeier und dann müssen wir auch noch die Wohnung auflösen. Ich weiß gar nicht wie ich das alles schaffen soll. Das schlimmste ist, dass ich Alleinstehend bin und dann nur noch meinen Bruder und eine Tante habe. Mein Bruder will nächstes Jahr wahrscheinlich zu seiner Freundin ziehen (700 km von hier) und dann weiß ich gar nicht mehr wie es weitergehen soll. Ich habe natürlich auch ein paar Freunde und Bekannte, doch die leben alle in Partnerschaften und haben ihre Familien und ich bin keine Mensch, der sich irgendwo aufdrängt. Wenn ich an Weihnachten denke fange ich gleich wieder an zu heulen. Ich habe nie verstanden warum manche Leute Weihnachten hassen, ich glaub jetzt verstehe ich es. Mir fallen ständig Dinge ein, die ich zusammen mit meiner Mutter getan habe und die wir nie wieder tun werden. Ich kann nie wieder mit ihr sprechen und ihr nichts mehr erzählen. Ich habe solche Angst, dass ich seelisch kaputt gehe. Ich wusste bis jetzt nicht, dass mir irgend etwas so weh tun kann. Aber ich weiß auch, dass einem da keiner wirklich helfen kann. Ich würde mich aber trotzdem sehr freuen, wenn mir Leute, die auch so etwas durchmachen mussten, antworten oder eine e-Mail schicken. Ich glaube, dass könnte vielleicht ein wenig helfen.
Danke im voraus auch dafür, dass Ihr diese Zeilen gelesen habt. birgit123@arcor.de

27.07.2003, 19:56
hallo liebe birgit!

ich kann ein wenig nachempfinden wie du dich fühlst.mein vater bekam 02/02 lungenkrebs und das schlimmste war als der arzt sagte ich soll abschied nehmen.ich habe ihn weinen gesehen,er hat sich vor uns zurückgezogen,in seinen augen habe ich die hilflosigkeit gesehen.er hat mit meiner schwester telefoniert und hat aufgelegt.sie hat mich gleich angerufen und gesagt papa weint,ich bin sofort ins spital zu ihm und hab ihn beruhigt,das alles gut wird und ihm versprochen zu helfen.ich habe ihn noch nie weinen sehen.ich habe noch nie so etwas erlebt.es gibt nichts schlimmeres.aber gott sei dank hat sich sein krebs abgekapselt bis vor ein paar wochen-ein rezidiv-wieder chemo.ich habe selber grosse angst,ich kann meinen vater nicht ansehen.
meine mama hatte voriges jahr zu ihm etwas wegen geld gesagt,wo denn das sei,da sie ja nichts zu hause hat und er der verdiener war.seine antwort war :wollt ihr mich nicht gleich eingraben lassen?:
ich kann mir ein leben ohne meinen vater (54 jahre ) nicht vorstellen.ich kann die angst und die hilflosigkeit wenn ich ihn sehe nicht ertragen.am liebsten würd ich ganz weit weg sein.so jetzt genug von mir .
ich weis es klingt nicht schön,aber wenn es wirklich so sein sollte das unsere lieben von uns gehen,möchte ich das es schnell geht.es klingt fürchterlich egoistisch,aber was soll man auf die antwort geben,wenn jemand hilfe will? ich fühle mich auch schwach,da ich seit dem unter ängsten und panikattacken leide.
ich wünsche dir und deiner mama von herzen alles liebe und hoffe auf ein wunder für euch.
liebe grüsse
karin

(wenn meine seele eine stimme hätte,würde sie den ganzen tag schreien)

28.07.2003, 00:30
Hallo Karin,
vielen Dank für Deine Antwort. Ich kann vieles von dem Du schreibst sehr gut nachempfinden. Als ich die letzten Tage bei meiner Mutter im Zimmer stand, wäre ich auch am liebsten ganz schnell ganz weit weggelaufen. Ich finde es überhaupt nicht egoistisch, wenn man jemandem dem nicht mehr zu helfen ist und der nur noch Schmerzen hat wünscht, dass es schnell geht. Ich wünsche Deinem Vater auch von ganzem Herzen ein Wunder.
Bei mir hat es leider keines gegeben. Meine Mutter ist am Sonnabend abend von uns gegangen. Oh es tut so wahnsinnig weh und jetzt kommen diese ganzen Formalitäten und die Trauerfeier. Es ist wirklich schrecklich. Wenn ich da so dran denken, was man in der Vergangenheit für Probleme hatte. Erst durch so ein Ereignis erkennt man, was es wirklich heißt Probleme zu haben und Leid zu ertragen. Der einzige Verbündete hierbei ist wahrscheinlich wirklich die Zeit.
Viele Grüße
Birgit

28.07.2003, 07:33
hallo liebe birgit!
es tut mir wahnsinnig leid,das deine mama nicht mehr da ist.
es stimmt erst durch eine krankheit,sind alle anderen probleme lächerlich.
ich wünsche dir von herzen das beste und viel kraft.
ich drück dich
karin

28.07.2003, 09:24
Liebe Birgit,

...ich möchte Dir mein Beileid aussprechen, auch meine Mama ist gestorben, allerdings ist war es schon letztes Jahr im September. Und ich weiß noch wie heute, ich bin durch diese zeit wie in einem Traum (schrecklichen) gegangen.
Ich wünsch Dir vorallem ganz viel Kraft für diese schwere Zeit.
Mit hat es immer sehr geholfen, hier im Forum zu lesen und zu schreiben.
Ich hoffe, es hilft Dir auch ein wenig.

liebe Grüße
Sylvia