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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich trau mich mal...


31.07.2003, 11:54
Hallo Ihr alle betroffenen Menschen,

seit ca. vier Wochen kennen wir die Diagnose meiner Mutter: Lungenkrebs. Da ich schon viel im Forum gelesen habe weiß ich, das ich hier niemandem erzählen brauche, wie es in mir aussieht.

Die Ärzte sagen uns nichts wirklcih Konkretes. Seit diesem Montag hat sie das erste mal eine Chemotherapie.

Seit dieser Zeit sitze ich ständig am PC und suche alle erdenklichen Infos zu dem Thema und versuche auf diese Weise, mir selbst ein bißchen die Angst zu nehmen. Je mehr ich jedoch lese, um so unsicherer werde ich, ob meine Mutter auch wirklich gut versorgt ist. Tausend Gedanken, die einem durch den Kopf gehen.

Mein Unglück ist, daß meine Ma 400 km weit entfernt von mir im Krankenhaus liegt. Mein Vater und mein Bruder halten im Moment "die Stellung". Meine Schwester, die ebenfalls 300 km entfernt wohnt und ich, sind soooo weit weg.

Was will ich denn eigentlich sagen ? Kennt ihr das auch, daß Ihr euch dabei ertappt zu fragen, soll ich dieses Wochenende hinfahren ? Was kann ich wirklich tun ? Sie wird voraussichtlich an diesem Wochenende wieder nach Hause kommen. Würde es ihr guttun ? Wie wird sie sich nach der ersten Chemo fühlen ? Werde ich nicht nur stören ? Was kann ich tun ?

Vielleicht klingt das in manchen Augen jetzt banal und herzlos, aber dem ist ganz und gar nicht so. Ich denke an nichts anderes mehr.

Gestern abend lief ein Beitrag im Fernsehen zum Them: würdevolles Sterben.

Mein Mann sagte: Schau es Dir lieber nicht an. Du hast Dich in letzter Zeit eh schon so verändert. Denkst an nichts anderes mehr.

Aber ist das ein Wunder ? Alle Gedanken kreisen nur noch darum.

Es gäbe noch 1000 Gedanken, die im Kopf sind, aber es ist schon so vieles von Euch gesagt....

Jutta

31.07.2003, 12:13
Jutta,

ich kann dir ungefähr nachempfinden... Als zuerst Lungenkrebs bei meiner Mutter diagnostiziert wurde, habe ich mich auch schlauer gemacht und habe danach nur noch Hoffnungslosigkeit empfunden.

Auch wenn diese Diagnose mittlerweile "korrigiert" wurde, muss ich dafür kämpfen, nach vorne schauen zu können, Kraft zu sammeln für meine Mutter.

Wenn du das Bedürfnis hast, zu deiner Mutter zu fahren, dann fahre... Und ich bin mir sicher, dass du keineswegs stören wirst.

Fränzi

31.07.2003, 13:26
Ja und ich trau' mich auch mal Dir zu sagen - und wenn DU mal keine Lust oder das Bedürfnis hast zu fahren, dann gib diesem Gefühl auch nach. Es ist auch ganz, ganz wichtig ein bißchen bei sich zu bleiben.

Alles Liebe für Dich und Deine Ma...

Tanja H.
31.07.2003, 13:50
Hallo Jutta,
schön, dass du dich "traust". Diese Gedanken kenne ich, habe auch stundenlang vor dem PC gesessen, Info's aufgenommen, bis mir Abends die Augen brannten...
Du fragst:was kann ich denn wirklich tun? DA SEIN, das ist das einzige und wichtigste was du tun kannst. Tun im Sinne von Tun kann man nicht viel, du kannst ihr aber als Tochter, Freundin, Vertraute beistehen und einfach nur da sein. Gemeinsam lachen und weinen, reden, fühlen....da sein...
Meine ganz persönliche Meinung und vor allem Erfahrung.
Alles Gute wünsche ich euch
Grüße Tanja

31.07.2003, 13:57
Hallo Fränzi, hallo Bettina,

wenn ich so ganz ehrlich zu mir bin, dann entdecke ich eine Stimme die sagt: Nein fahr nicht hin, es kommen noch schlimmere Zeiten, in denen Du sicher rund um die Uhr da sein wirst....

Wisst Ihr, meine Eltern sind so absolute Katzenfans. Im letzten Jahr ist unsere Miete mit fast 15 Jahren gestorben. Eigentlich wollten sie sich nie wieder eine Mieze anschaffen. Wie das Schicksal es so will, sind im Bekanntenkreis zwei Katzenbabys abzugeben.

Alleine die Fotos im Krankenzimmer hat sie schon so sehr aufgemuntert.

Nun ist die Entscheidung gefallen, daß die zwei Tapsis in ein paar Wochen ein neues Zuhause bei meinen Eltern bekommen werden.

Meinen Vater zu sagen hören, "es ist so schrecklich einsam in der Wohnung" war schon schlimm. Ich glaube und hoffe es von ganzem Herzen, daß es ihnen beiden gut tun wird.

Na ja. Dementsprechend ist noch einiges in der Wohnung meiner Eltern "auszumisten" und herrzurichten.

Könnt Ihr verstehen, wenn ich sage, ich werden in der nächsten Zeit noch "oft genug" fahren ?

Vielleicht ist es in Wahrheit aber auch meine eigene Angst vor der Situation.
Ich weiß es nicht und fühle mich ziemlich furchtbar.

Danke für´s Zuhören.

31.07.2003, 14:33
Hallo liebe Namensschwester,

Verzwingen solltest Du nichts, aber was ich als wichtig empfinde, mit Deiner Mutter zu sprechen, was sie sich wünscht. Du wirst schnell feststellen, ob sie Deine Nähe sucht, oder sie erst etwas Abstand benötigt.

Könntest Du so lieb sein und eine 1 oder so hinter deinen Namen setzen, ansonsten werden wir 2 verwechselt, da ich ziemlich viel in diesem Thread schreibe.

liebe Grüße,
Jutta

31.07.2003, 14:49
Hallo Jutta "die Erste",

Du hast wahrscehinlich recht.

Weißt Du, es ist auf einmal so schwierig über Gefühle zu reden, zumal es noch eine "Vorgeschichte" gibt. Nur soviel, im Krankenhaus haben ich meine Eltern seit einem Jahr das erste mal wiedergesehen.

So schlimm die Situation im Moment auch sein mag, wenigstens das hat es bewirkt. Die Familie hat wieder Frieden geschlossen.

Jutta

31.07.2003, 16:47
Jutta,

da hast du recht. Mir ergeht es momentan ähnlich. Bis Sonntag war ich bei meiner Mutter, gestern erfuhr sie von der kommenden Chemotherapie. Noch habe ich Urlaub, noch hätte ich zu ihr fahren können... Und doch habe ich für mich beschlossen, mir jetzt erst einmal Zeit für MICH zu nehmen.

Es wird für uns, Jutta, noch Zeiten geben, an denen wir uns nach ein bißchen Zeit für uns sehnen werden :-(

Ich drück dich mal

Fränzi

31.07.2003, 17:28
Hallo Jutta2,

Es ist schwierig in so einer Lage über Gefühle zu reden, besonders, wenn im Herz und Hals noch ein dicker Kloss sitzt.
Die Betroffenen spüren auch, wenn es an Ehrlichkeit fehlt, und sie nur ihren Teil des Plichtgefühles abbekommen.
Frieden schließen ist doch ein guter Anfang, egal was der Ausgangspunkt war. Das bedeutet ja nicht, daß Du Dich sofort als Person aufgeben solltest.

Doch, trotz allem ist die kommende Zeit, über alles nachzudenken, eventuell zu überdenken, für Euch Alle wichtig. Leider gibt es diese Zeit danach nicht mehr. Versuche es auch von diesem Standpunkt zu bedenken.

Falls Du darüber schreiben möchtest, nur zu, wir haben Alle mit diesen und jenen Gedanken und Gefühlen gekämpft.

liebe Grüße,
Jutta

31.07.2003, 17:35
Hallo Jutta,

Dir und Deinem Mann wünsche ich viel Kraft und Stärke. Dein Mann hat recht, Ablenkung ist notwendig, man dreht sich sonst nur im Kreis und schafft nur unnötige Aufregung, die Deine Eltern jetzt auf keinen Fall brauchen können.
Einfach nur da sein, wie Tanja H. schreibt, aber auch für Deinen Vater, ist ganz wichtig.
Ich schreibe Dir einfach mal aus unserer Sicht, da ich glaube, in etwa im Alter Deiner Eltern zu sein.

Wir sind fast 38 Jahre verheiratet. Meine Frau kämpft gegen den Krebs seit 3 1/2 Jahren, seit einem halben Jahr sind beidseitig Lungenmetastasen festgestellt worden, von denen mittlerweile einige tischtennisballgroß sind.
Vor einer Woche hatte sie den 3. Zyklus Chemo und wird gleichzeitig mit Tamoxifen behandelt. Nach langem Suchen haben wir einen couragierten und ehrlichen Onkologen gefunden, der auch bei Bedarf außerhalb der Praxiszeiten Hilfe gibt. Als vor 2 Wochen nachts hohes Fieber auftrat, hat er sich sofort mit dem hiesigen Krankenhaus in Verbindung gesetzt und mit dem Internisten alles Wesentliche geregelt. ( Er hat seine Praxis in einer 20km entfernten Stadt).Gleichzeitig wid meine Frau durch einen sehr guten Alternativmediziner 2x die Woche behandelt, ua mit Mistel und Thymus. Leider ist die Praxis 60 km entfernt und wir fahren 2x die Woche dorthin. Der Onkologe und der Mediziner arbeiten zum Wohle meiner Frau Hand in Hand und stimmen sich des öfteren telefonisch ab. Besser geht es wirklich nicht und wir haben auch etliche Onkologen "verschlissen", die einfach aufgrund des Befundes sich nicht mehr einsetzen wollten. Im März wurde meiner Frau in einer Klinik von der entlassenden Ärztin gesagt, es wäre nichts mehr zu machen und sie solle sich "noch einige schöne Tage machen".
Mittlerweile hat meine Frau 5 Operationen, 29 Bestrahlungen und etliche Chemos hinter sich gebracht. Wir sind immer noch hoffnungsvoll!
Wir haben 2 Söhne. Einer wohnt am Ort mit seiner Freundin, der andere mit seiner Familie und unseren 2 Enkelkindern 20 km entfernt. Beide sind beruflich sehr stark engagiert, etwa alle 8-10 Tage kommen sie mal für 1 oder 2 Std. vorbei. Diese Besuche, aber auch die häufigen Telefonate, sind uns eine Riesenfreude und es macht mich glücklich, dann die leuchtenden Augen meiner Frau zu sehen und wir haben dann auch wieder Gesprächsstoff. Bei diesen Besuchen oder Telefonaten wird die Krankheit nur am Rande gestreift, man spricht über alles, was einen so bewegt. Besondere Erlebnisse sind immer die Anrufe unserer Enkelkinder, die sich nach ihrer Omi sehnen. Gestern kamen sie von einem 1wöchigen Urlaub mit ihren anderen Großeltern von Juist zurück und bei ihrem Anruf war die erste Frage:Wann können wir wieder bei euch übernachten?
Wenn wir sie dann bei uns haben herrscht nur noch Freude im Haus. Wir fühlen uns dann wie durch ein Wunder in die Kindheit versetzt. Nicht nur einmal bemerkte mein Sohn, ich wäre beim Toben der Lauteste und er würde jetzt wissen, woher seine Kinder das haben. Noch tagelang danach lachen wir über so manchen Spaß. Leider klappt es derzeitig nicht mit Ausflügen, aber wird auch wieder werden!
Liebe Jutta, einfach nur für Deine Eltern da sein, es gibt ihnen sicher viel, viel Kraft. Übertriebene Fürsorge weckt nur Ängste.
Gib Deinen Eltern das Gefühl, daß Du für Sie da bist, wenn es notwendig ist. Du kannst ihnen nicht alles abnehmen.
Aber auch Dein Vater braucht Zuspruch. Dieser Hilferuf, daß es so einsam in der Wohnung ist, ist mir sattsam bekannt. Schwer war es für mich, mitanzusehen, wie meine Frau am Tag vor der Operation die Mengen an Salzwasser zur Darmreinigung trinken mußte. Und dann der Abschied, die lange Nacht vor der Operation und das Warten auf Nachricht. Was geht einem alles im Kopf rum! Dann die Beklemmung, wenn man auf die Intensivstation kommt.
Wegen Darmverschluß mußte bei meiner Frau eine Notoperation vorgenommen werden. Sonnabend abend 22 Uhr: Der Chirurg sprach sehr offen mit mir, gab eine 50%ige Erfolgsprognose und sagte mir, ich solle nach Hause fahren, die Operation dauere 3 Stunden etwa und er würde mich anrufen. Über meinen Zustand in dieser Zeit möchte ich nicht sprechen, wäre jedoch vorher ein Anruf gekommen, ich glaube, ich hätte einen Herzinfarkt bekommen.
5 Minuten vor 1 Uhr kam der erlösende Anruf des Chirurgen, daß alles gut gegangen sei und wir uns am anderen morgen um 9,30 auf der Intensivstation treffen können. Mein Sohn begleitete mich dann.
Es ist einfach nur wichtig, für die Eltern da zu sein, ohne sein eigenes Leben zu vernachlässigen.
Schön ist es, daß Eure Familie wieder Frieden geschlossen hat.
Ich wünsche Deiner Familie und Deinen Eltern alles erdenklich Gute.
Viele herzliche Grüße
wolf.

31.07.2003, 18:32
Ihr Lieben,
jetzt trau ich mich, euch( außer wolf) zu fragen, um wen es jetzt geht?? Um euch oder um die Mütter??
Müssen die Eltern erst nach euch schreien, bis ihr Zeit für sie habt? Müssen erst schlimmere Zeiten kommen um dass ihr fähig seid euch dem Ganzen zu stellen?
Wow, jetzt hab ich arg auf den Putz gehauen...aber ich finde das traurig. Es geht doch nicht um Pflichtbesuche sondern um nackte Gefühle. Das heißt für mich auch Liebe: bei solchen Erlebnissen gemeinsam weinen können...wie heißt es so schön: in Guten wie in schlechten Zeiten..
Ich möchte euch wirlich nicht angreifen aber ich finde es schade, wenn eine Tochter sagt, dass sie jetzt erst mal Zeit für sich braucht.
Jetzt krieg ich wohl was auf die Mütze von euch....
Grüße Tanja

31.07.2003, 19:45
Hallo Tanja, das ging wohl auch an meine Adresse... Aber ich habe es anders gemeint - nicht "ich brauche jetzt erst einmal Zeit für mich, sondern ich brauche AUCH Zeit für mich", sich das einzugestehen, das finde ich wichtig. Ich habe sehr viel Zeit mit und bei meinem Vater verbracht - aber ich habe eben auch diese Zeit für mich gebraucht, um neue Kraft zu tanken, für ihn und für mich. Es ist wichtig, dass man selbst in so einer schwierigen Situation nicht auf der Strecke bleibt. Letztlich und das ist mir auch erst im Nachhinein klar geworden, ist es auch weniger eine Frage der Häufigkeit und der Dauer, sondern der Intensität, wie so oft. Den Maßstab den man dabei anlegt, den muss jeder für sich selbst finden.
Und es stimmt, es kommt wahrscheinlich eine Zeit, in der man rund um die Uhr präsent sein muss und auch will - ich war sehr froh, dass ich das auch sein konnte. Es ist schon irgendwie richtig, mit den Kräften zu haushalten und sie sich ein wenig einzuteilen - zumal jeder, wirklich jeder ein anderes Potenzial an Belastbarkeit mitbringt.
Liebe Grüße!

Tanja H.
31.07.2003, 20:41
Hallo Bettina,
bin doch froh, dass du nicht all zu böse bist.
Natürlich braucht man auch Zeit für sich. Man muss Kraft tanken um diese dann weiter zu geben. Mein Posting kam eben sehr, sehr spontan...kam da grade vom Friedhof und las das...und dachte nur: wäre froh, ich hätte noch die Möglichkeit: fahr ich zu ihr oder nicht. Will meine Sätze nicht damit entschuldigen da ich eigentlich vom Grundsatz her so denke, hab es vielleicht nicht sehr nett rüber gebracht.
Du hast recht, wenn du sagst, es kommt mehr auf die Intensität an...was bringen täglich 20min., die nicht echt sind oder aus ner Schuld kommen? Dann lieber weniger aber dafür echt und von Herzen.
Ja und jeder hat seine eigene Belastbarkeit: eine Bekannte flippte mal völlig aus, als ihr Staubsauger nicht funktionierte...ist ne Tatsache, sie war fast hysterisch...ja, jeder hat so sein Päckchen zu tragen....grins!
Liebe Grüße Tanja

31.07.2003, 21:18
Liebe Tanja,
Das ist ja alles ganz schön heftig, was du da geschrieben hast und in manchem empfinde ich genauso.Aber: man darf deswegen nicht alle über einen Kamm scheren.
Denn es kommt immer auf die jeweiligen Personen selbst an und an die persönliche Situation. Es geht doch schon allein mit der Entfernung los. Wohne ich 30 oder 300 Km entfernt auseinander.Wie war der Kontakt vorher usw, usw.
Das ist dann alles nicht so einfach zu regeln, zbsp. mit dem Arbeitgeber wegen Urlaub und Familie mit schulpflichtigen Kindern. Aber ich weiß auch ganz genau: Wo ein Wille ist auch ein Weg.
Meine Ma wohnt 15Km von mir weg und ich bin fast täglich dort. Ich habe eine eigene Familie, mein Sohn ist 13 und ich gehe arbeiten.
Der Kontakt mit Ma war eigentlich immer da zwischen uns. Wenn auch öfters nur übers Telefon, aber er war da. Wie das eben mal so ist, wenn man eine eigene Familie hat.
Aber seit dem Tag der total Überraschenden Einweisung ins KH war ich immer präsent. Auch für meinen Vater zuhause.Jetzt (nach dem2.Zyklus)kann sie schon wieder sehr viel alleine machen und ich müßte nun nicht mehr täglich hin. Habe deswegen auch schon 2,3mal nen Tag pausiert, aber dann haben wir immer miteinander telefoniert.Aber trotzdem bin ich immer für sie da und sie weiß das. Das alleine zählt für mich. Ich bin für sie da, so wie sie früher für mich da war. Ohne Wenn und Aber...
Ich habe auch 2 Geschwister und es tut mir in der Seele ,wie die sich verhalten. Sie wohnen nicht weiter weg als ich und trotzdem kommt von ihrer Seite nichts. Als Ma noch im KH lag, da waren sie da und haben sich bemüht, sich zu kümmern.Doch von dem Moment an, wo sie zuhause war, wars vorbei. Man ruft vielleicht 1mal die Woche an aber das ist auch alles.Da kommen dann 1000 Ausreden, warum man nicht kommen kann und man ja selbst so im Streß mit der Familie ist.Ich habe es mit allen mitteln versucht, sie einzubinden aber wenn man nicht will dann will man nicht.Und das kann ich nicht verstehen. Liegt ihnen den gar nichts an Ma oder können sie damit vielleicht auch einfach nicht umgehen? Haben sie Angst, wenn ja, wovor? Warum sprechen sie nicht darüber, was sie bedrückt? Ma und ich sprechen viel über die Krankheit und wie es uns dabei geht, und es hilft uns dabei sehr.
Klar,auch ich brauche Zeit für mich um das alles zu verarbeiten.Aber ich benutze dies nicht als Ausrede. Auch ich habe schlechte Tage, an denen ich meine, nicht damit fertig zu werden.Das ist doch selbstverständlich. Dann mach ich eben mal nen Tag Pause und telefoniere nur mit ihr.Aber dann gehts mir auch am nächsten Tag besser und ich bin wieder voll für sie da.
Ich haße es auch,wenn Ma mich wiedermal irgendwo lobt,weil ich mich kümmere.Klar,tut es gut das zu hören, aber ich will es nicht. Es ist doch selbstverständlich, schließlich habe ich nur eine Ma, für mich die beste der Welt.
Jeder muß für sich seinen eigenen Weg finden und damit klar kommen. Ich habe meinen Weg von Anfang an gefunden, dazu mußte ich in Familie und Beruf auch einiges ändern aber es hat geklappt.
Ich wünsche jedem, das er den seinigen,richtigen Weg findet, auch wenn es schwer ist
Viel Kraft und auch Mut dabei
mit lieben grüßen
Gole

01.08.2003, 04:01
Hallo,

Gibt es einen richtigen Weg? Den muß Jeder mit seinem Gewissen vereinbaren können.

Ich habe beide Eltern begleitet, stellte meine Wünsche, mein Leben zurück, denn es lag ja noch vor mir. Mir erging es wie gole, Geschwister kamen im KH vorbei (dort ist ja Publikum).
Doch als die Eltern nach hause kamen, sah es ganz anders aus. Schnell mal am Sonntag zu einem Tässchen Kaffee und bedeutungslosem Geplänkel. Kein Angebot einmal ein paar Stunden zu übernehmen, meinen Mann, Sohn oder mich zu entlasten. Beide Eltern mußten die letzten Wochen rund um die Uhr umsorgt/versorgt werden. Wir haben für uns auch einen Weg gefunden, da zu sein. Wenn der Wunsch da ist, läßt sich vieles regeln.

Muß man in dieser Zeit denn beginnen alte Kamellen aufzuwiegen, den Eltern vorzuwerfen, was sie getan oder nicht getan haben? (Außer es waren sehr gravierende Einschnitte). Sind wir so ergriffen von dem eigenen Anspruch auf Vollkommenheit?

Ja, man kommt an den Rand der absoluten physischen und psychischen Grenze. Aber ist diese Zeit nicht nur eine begrenzte Zeit in unserem Leben? Davon kann man sich erholen, aber man kann die Zeit davor nie wieder zurückholen!!

Es kann nicht Jeder begleiten und die Kraft und den Mut dafür finden. Aber dann muß man auch ehrlich gegenüber dem Betroffenen sein, daß man Angst hat, nicht mit der Situation klar zu kommen, dennoch sagen, ich bin für dich da. Und kein Pflichtprogramm durchziehen, denn die Sensibilität des Betroffenen ist so stark, er/sie spürt es ganz genau, wer es ehrlich meint.

Meine Geschwister kommen bis zum heutigen Tag mit ihrer Trauer nicht klar, auch nicht mit meinem Mut, die Begleitung zu machen, meine Eltern mit viel Liebe und Geborgenheit ihren letzten Weg gehen zu lassen. Doch für mich war es richtig und wichtig.

Ich wünsche Jedem den Weg zu finden, der für sie richtig ist.

liebe Grüße,
Jutta

01.08.2003, 08:56
Hallo, liebe Jutta2,

da ich selber Krebsbetroffene bin (und auch schon Angehörige war), möchte ich Dir auch noch ein paar Worte dazu sagen, zu all Deinen Fragen.

Manchmal steht man da, als Angehöriger, völlig ratlos und hilflos, und vor lauter Angst davor, wie man jetzt damit umgehen soll, und wegen der dauernden Frage, ob man auch alles "richtig" macht, fühlt man sich fast wie gelähmt. Man dreht sich im Kreis, der eigene Kopf dreht sich im Kreis. Hin und hergerissen fühlt man sich im Wunsch, da zu sein für den kranken Menschen, etwas für ihn zu tun, und gleichzeitig der eigenen Angst davor. Nicht nur das Leben des kranken Menschen hat sich plötzlich verändert, auch das Leben und der Alltag der Angehörigen.
Das ist oftmals so einschneidend im Leben, dass mancher eben schon ein bisschen Zeit braucht, sich ein wenig daran zu gewöhnen und die Situation zu akzeptieren. Egal ob Betroffener oder Angehöriger.

Als ich damals im Krankenhaus war, spürte ich sehr gut, wer hier jetzt aus reiner Besorgnis bei mir war, oder wer es einfach aus einem Pflichtgefühl heraus tat.
So ist aber jeder Mensch auch verschieden, und jene, die anfänglich aus Pflichtgefühl bei mir waren, haben vielleicht etwas später gelernt, dass es gar keine Pflicht für sie ist, sondern bloss jenes, was SIE selber in dieser Situation ebenfalls gerne gehabt hätten: Blosses DA-Sein der Lieben.
Aber es gibt bei mir auch jene Leute, für die ist es heute, nach zwei Jahren, noch immer eine "Pflicht", und wenn sie mit diesem Pflichtgefühl zu mir kommen, so enden solche Besuche nie sehr schön. Denn aus dem scheinbar unerträglichen Pflichtgefühl heraus, wollen diese Menschen die Situation (meine und ihre) so schnell wie möglich "ändern", sie wollen, dass es endlich aufhört, dieses Leid. Also beginnen sie damit, mir Krebsbetroffene zu sagen, was ich zu tun habe, raten mir mit diesem und jenem, und damit werde ich dann ziemlich bedrängt. Wenn ich an dieser Stelle meinen eigenen Kopf habe, meine eigenen Entscheidungen, so werden diese "Pflichtmenschen" oft sehr wütend, und rauschen beleidigt davon.
Es ist genau an diesem Punkt ein guter Grund für sie, abzurauschen. Denn sie haben genügend Argumente dafür, wie unerträglich ICH sein soll.

Umgekehrt: Jene Menschen, die aus Besorgnis bei mir sind (oder aus Liebe), sehen ihr DA-Sein für mich nicht als "Pflicht", sondern als reine Selbstverständlichkeit. Sie überlegen sich am Anfang nicht lange, was und wie sie etwas tun sollen, sie handeln einfach irgendwie, lassen die Dinge auf sich zukommen.
Natürlich werden auch sie von Ängsten geplagt, sie haben es auch nicht einfacher. Aber ihre innere Selbstverständlichkeit zur Liebe, lässt sie weniger vor der Situation "erstarren".

Was ist denn das DA-Sein für den Krebsbetroffenen? Es ist gar nicht so viel, liebe Jutta. Das DA-Sein ist nicht NUR Besuche machen. Das DA-Sein ist manchmal auch bloss ein Telefongespräch oder ein lieber Brief. Das DA-Sein verlangt nicht unbedingt absolute Regelmässigkeit.
Das DA-Sein ist bloss Menschlichkeit. Es ist Liebe. Das Gefühl zu geben, dass man DA ist, wenn der andere ihn braucht. Das DA-Sein sind manchmal die lustigen Momente oder Tage, aber auch die traurigen Momente oder Tage. Manchmal ist das DA-Sein eine schöne Ablenkung, manchmal ist es halt nötig, dass man über die Krankheit spricht. Das DA-Sein heisst auch mal, die Hand des kranken Menschen zu halten. Das DA-Sein ist auch das Zuhören. Das DA-Sein heisst auch, dem anderen das Gefühl zu geben, dass man DA ist, auch wenn man körperlich nicht anwesend ist.
Und das DA-Sein beinhaltet eben auch, dass man miteinander spricht, dass man Fragen stellt, wie man helfen kann.

Mache Dir nicht zu viele Gedanken, liebe Jutta. Wenn Dir vor Angst, das richtige zu sagen, die Worte fehlen, so sprich es aus, und stelle Deiner Mutter Fragen, was Du für sie tun kannst.
Du wirst sehen, sie wird Dir dabei helfen können.

Geh hin zu ihr, wenn Du kannst. Sie wird sich sehr darüber freuen.

Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte

01.08.2003, 09:24
Ach ja, liebe Jutta2, da fällt mir noch was ein ...

Fragst Du bei Deinem Besuch Deine Mutter, was Du für sie tun kannst, wie Du ihr helfen kannst, so ist es möglich, dass sie sagen wird:
"Mir kann keiner helfen."
Damit meint sie jedoch ihre Krankheit.
Fügt sie jedoch noch hinzu:
"Aber ich freue mich, dass Du gekommen bist."
So meint sie damit Dein DA-Sein.

Gell? Lass Dich nicht irritieren. Wir Krebsbetroffenen haben manchmal eine ganz "eigene" Sicht.
Aber Du kannst sie auch fragen, womit Du ihr helfen kannst. Bücher bringen, etwas für sie erledigen, etwas für sie recherchieren, ein Gespräch für sie zu führen ... usw.
Sie wird es Dir bestimmt sagen können.

Nochmals liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte

01.08.2003, 09:57
Liebe "krasse Brigitte", lieber Wolf, liebe Tanja, liebe Bettina ...,

wißt Ihr, mein Vater hat meinen Bruder in der Mittagspause aufgesucht und ihm im Geschäft gesagt, daß unsere Mutter Krebskrank ist und an diesem Tag ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Mein Bruder rief mich an und am gleichen Tag bin ich nach Köln gefahren. Und bin erstmal ein paar Tage bei meiner Ma geblieben.

Es hat nichts mit "Pflicht" zu tun. Im Gegenteil. Ich bin gerne dort und versuche ihr zu helfen wie ich kann. Und sei es nur durch Anwesenheit. Ich verstehe was ihr meint mit DA-Sein.

Wir telefonieren jeden Tag miteinander und wenn es manchmal nur 5 min sind um zu fragen, wie der Tag war.
Es ist nur so komisch. Jedesmal bedankt Sie sich am Ende des Telefonats, für das Gespräch. Es klingt eher auf ihrer Seite wie eine "Pflicht". Schwierig zu erklären. Wobei ich mir sicher bin, daß sie sich über die Telefonate und den Besuch freut.

Ich habe das große Glück, zwei wunderbare Geschwister zu haben. Meine Schwester kommt aus Bremen und hat zur Zeit Urlaub, so daß sie auch in der Zeit nach der Chemo für eine Woche bei meiner Ma zu Hause sein kann.

Mein Brüderchen ist auch fast jeden Tag im Krankenhaus und kümmert sich um alles. Ich mache alles möglich, was ich von hier aus tun kann per Telefon. Ich schreibe ihr...

Es war für Tanja bestimmt schwer zu begreifen, daß man, jetzt wo man die Zeit noch hat überlegt, besucht man sie oder nicht.

Aber es liegen genau 400 km zwischen uns. Das soll nicht heißen, das es unüberwindbare Entfernungen sind. .... Ist es wirklich so verwerflich zu sagen, o.k. ich komme "erst" in zwei Wochen wieder ?

Lieber Wolf,

du hast mir Mut gemacht zu Wissen, daß meine Ma. alles genau "registriert" und sich auch an Kleinigkeiten freut. Wir haben leider keine Kinder, so daß meinen Eltern diese Freude nicht gegeben sind.

Tja, und auch das Thema Kätzchen ist gestern vom Arzt verboten worden.

So bleiben mir erstmal nur die Telefonate.

Liebe Grüsse
Jutta

01.08.2003, 11:41
Guten Morgen ihr Lieben,
hab hier wohl was ins rollen gebracht und freu mich, dass ihr sooo darauf reagiert.
Ausschlag gebend waren für mich Sätze wie: fahre nicht hin, weil ich muß damit erstmal klar kommen und Kraft...
So oder ähnlich war der Wortlaut. Mein erster Gedanke: wie gut, dass der Betroffene das Schalentier(!) sofort akzeptiert und das nicht verarbeiten muß. Und das der Betroffene auch so gar keine Kraft braucht...Dieses ICH, ICH hat mich gestört.
Kann man das nicht gemeinsam verarbeiten??? Sich gegenseitig Kraft geben?
In manchen Situationen sollte man sich selbst ein wenig in den Hintergrund stellen können.
Zwischen meiner Ma und mir gab es auch Situationen wie: am Tel.:
Mama, ich komm dann gleich. Sie: Nee, Maus, brauchst du aber nicht, hast doch so viel zu tun im Büro etc...Ich: Mama, ich möchte aber kommen. Sie: Schön, bis gleich..
Ich hätte natürlich auch auf ihre erste Antwort reagieren können. Betroffene denken vielleicht, dass sie eine Last sind? Man sollte ihnen diesen Zahn ziehen.
Natürlich hat der Angehörige seine Ängste, Sorgen, wirre Gedanken- aber ich denke sie sollten hinter den Ängsten etc des Betroffenen stehen. Ich denke, hoffe, glaube ich war immer für meine Ma DA, meine Sorgen hab ich hier im KK gelassen oder bei einer Freundin. Aber ich war für sie DA, habe mit ihr geweint.
In dieser Zeit war ich für niemanden da, wenn Menschen kamen, die ihren seelischen Müll bei mir abladen wollten, habe ich sehr deutlich gesagt, dass ich dafür z. Z. keinen Kopf habe.
Vielleicht egoistisch, aber wahr.
Diese Zeit war "schön", sehr intensiv....das Problem ist, dass diese Zeit vorbei ist. Sie wird nie wieder kommen....was ist dann wichtiger???
Liebe Grüße

01.08.2003, 12:40
Hallo, Ihr Lieben, ich trau mich jetzt auch mal. Lese schon einige Monate ziemlich still mit. Bin eigentlich Hinterbliebene, habe beide Elternteile durch Krebs verloren, meine Mama erst im letzten Jahr.
Was die Frage der Besuche und des "Kümmerns" angeht, hab ich mich in dieser sehr, sehr schweren, aber auch sehr intensiven und teilweise sogar schönen Zeit ganz auf mein Bauchgefühl verlassen. Es war organisatorisch zeitweilig unglaublich schwer, das durchzuhalten - ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Teeny-Mädels und auch noch ganztags berufstätig -, aber dank der Tatsache, dass einer meiner beiden Brüder, dessen Frau und ich zum Schluß ein total eingespieltes Team waren, ist es uns tatsächlich gelungen, unsere Mama so intensiv zu begleiten, wie wir uns das gewünscht haben.
Das war genau so, wie Brigitte - hallo, Känguruh, wunderbar auf den Punkt gebracht! - es geschildert hat - keine Pflicht, sondern eine Selbstverständlichkeit. Mama brauchte uns und unsere Fürsorge und wir brauchten sie und ihre Gegenwart.
Das mit dem Bedanken und "das ist doch nicht nötig" kenne ich auch von meiner Mama. Ich glaube, dass das stellenweise, zumindest in der Phase, in der sie so gar nichts mehr selbst machen konnte, auch damit zusammenhing, dass wir Dinge für sie gemacht haben, von denen keine Mutter sich wünscht, dass ihre Kinder sie für sie erledigen müssen.
Letztendlich war sie aber, glaub ich, sehr froh, nicht allein auf diesem Weg zu sein.
Klar, es geht unglaublich an die Grenzen der eigenen Kräfte.Ich weiß auch nicht, wie lange wir das in der Art und Weise, wie wir es gemacht haben, noch durchgehalten hätten. Letztendlich bin ich aber sehr, sehr froh, diese Zeit mit ihr noch gehabt zu haben. Wie Tanja schon sagt - diese Zeit ist jetzt vorbei.
Liebe Grüße, Frauenzimmer

01.08.2003, 17:47
Hallo liebe Jutta2,
nein, es ist nicht verwerflich zu sagen "ok, ich komme erst in ca. zwei Wochen wieder." Denn Dein Privatleben muss ja auch irgendwie organisiert sein, oder auch Du brauchst mal eine Pause.

Es war nur Dein Satz: "... wenn ich so ganz ehrlich zu mir bin, dann entdecke ich eine Stimme die sagt: Nein fahr nicht hin, es kommen noch schlimmere Zeiten, in denen Du sicher rund um die Uhr da sein wirst...".
Mit diesem Satz denkst Du jedoch "in Zeiten". Dabei kannst Du gar nicht wissen, ob diese "schlimmeren Zeiten" auch wirklich kommen. So "verschiebst" Du nämlich auch Dein DA-Sein jedesmal auf später.
Doch wenn die "schlimmeren Zeiten" kommen sollten, dann können diese nämlich auch schon MORGEN kommen.
Das ist auch genau jenes, was Tanja meinte. Oder vielleicht noch mit meinen Worten hier ausgedrückt: Geniesse Deine liebe Mutter, so oft Du kannst. Denn Du weisst nicht, was schon morgen sein wird.

Es macht Dir aber bestimmt niemand ein Vorwurf, liebe Jutta, wenn Du nicht täglich bei ihr sein kannst. Wie Du selbst ja sagst, so bist Du DA für sie auch mit Telefonaten oder Du schreibst ihr. Und andere Familienmitglieder sind ebenfalls bei ihr. - Das ist sehr viel DA-Sein für Deine Mutter. - Wäge einfach ab für Dich selbst (Dein Bauch sagt's Dir), wann und wie Du bei Deiner Mutter sein willst. Vielleicht wirst Du Dich auch mit einem anderen Angehörigen "ablösen" wollen, (als gutes Team), das ist auch sehr schön.

Tja, und dieses "Danke" sagen. - Weisst Du, es ist wunderbar und sehr schön, zu sehen, wie Menschen sich um Dich kümmern können, wenn Du krank bist. Während Du selbst völlig hilflos und geschockt bist, Dich diese Situation oftmals ganz auf das Angewiesensein von lieben Menschen zwingt, obwohl Du es eigentlich gar nicht so willst, ja nie wolltest, ... steckt Dir gerne mal die Dankbarkeit so in der Kehle, dass Du sie tausendmal sagen könntest! Das ist keine "Pflicht" zum Danke sagen, es ist ein Danke-Sagen aus Verzweiflung, aus wirklich tiefer Dankbarkeit.
Zudem: Gibt es noch ein anderes Wort für "Danke"?
Ach ja, freu Dich darüber, liebe Jutta. Denn jedes "Danke" ist ja ein Zeichen für etwas Gutes und Schönes, das Du getan hast.

Ganz liebe Grüsse an alle hier
von der "krassen" Brigitte

Tanja H.
04.08.2003, 17:28
Liebe Brigitte,
das hast du wuuunderschön erklärt. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzu zu fügen.

Liebe Grüße Tanja
P.S. Warum ist es so still hier geworden???

05.08.2003, 08:13
Liebe Brigitte,

bei meinem Telefonat mit meiner Ma am Freitag sagte sie wieder: Danke für Deinen Anruf. Auf meinen Hinweis, ich rufe sie doch gerne an und sie müsse doch nicht jedesmal Danke sagen, sage sie mir: Aber ich freue mich doch so über Eure Anrufe.

Ich musste in diesem Moment so sehr an Deine Worte denken und war richtig beschämt. Manchmal braucht man vielleicht doch erst den Hinweis von "Aussenstehenden" um ab und zu die Dinge in einem anderen Licht zu betrachten.

Liebe Grüsse Jutta

05.08.2003, 09:50
Hallöchen Ihr,

hi, liebe Jutta2. Du brauchst nicht beschämt zu sein, es ist okay. Manchmal braucht man ein bisschen ein "Feedback" von Aussen, das geht mir auch hin und wieder so. Da ist man dann vor lauter Verzweiflung wie "blockiert" im Kopf, dabei übersieht man gerne mal das "Einfache", welches meistens am nahesten liegt.

Aber sag mal, habe ich das richtig gelesen? Die Ärzte haben Deiner Mutter das Thema "Katzen" verboten? - Wie das?

Liebe Grüsse soweit
von der "krassen" Brigitte

05.08.2003, 10:58
Hallo Brigitte,

ja, das ist leider so mit den Katzen. Meine Mutter hat wohl aus Angst heraus den Arzt gefragt, ob er Bedenken geben Katzen haben würde. Worauf er dann sagte, nach der Chemo sei das wohl nicht so gut. Vielleicht später. Wann auch immer später sein soll.

Meine Eltern hatten sich riesig auf die kleinen Biester gefreut und waren furchtbar enttäuscht.

Meine grössere Sorge ist eigentlich, daß ich das Gefühl habe, es gibt keinen richtigen Ansprechpartner im Krankenhaus. Die Ärzte wechseln ständig und keiner fühlt sich irgendwie richtig verantwortlich. Man hätte es vom Artzt ja auch anders "verpacken" können. Viel schlimmer fande ich aber folgenden "Zwischenfall": Vor der Chemo bat meine Mutter den Artz um eine Misteltherapie. So recht wollte er nicht ran, versprach aber, sich darum zu kümmern und es am nächsten morgen zu veranlassen. Meine Ma hat am nächsten Morgen auch eine Spritze bekommen, aber keine Mistelspritze. Nach einem weiteren Tag fragte sie, ob sie die Spritze jetzt bekommen habe, worauf der Arzt nur sagt: Sie haben etwas zur Stabilisierung bekommen. Auf weiter Nachfrage sagte er dann, es sei eine Beruhigungsspritze gewesen. Toll. Kein weitere Erklärung des Arztes. Soviel zum Thema Misteltherapie.

Vielleicht geht es aber allen anderen "Angehörigen" ähnlich. Aber wenn ich sonst die Beiträge lese, gibt es auch ganz andere Ärzte und Betreuung.

Sie ist jetzt die erste Woche nach der 1. Chemo zu Hause und schläft fast ausschließlich. Heute muss sie zu ersten Nachuntersuchung. Sie geht zu ihrem Lungenfacharzt weil sie zu ihm vertrauen hat. Mein großes Problem ist, daß ich so gar kein richties Vertrauen in die Ärzte habe. Keiner ist da, der auch mal eine ergänzende Therapie oder psychologische Betreuung vorschlägt. Man beschränkt sich so sehr auf das Wesentliche.

Habe auch durch das Forum schon x-Spezialadressen in Köln in Erfahrung gebracht und mit meine Eltern draüber gesprochen. Aber es will so niemand etwas davon wissen. Selbst eine zweite Arztmeinung wollte meine Ma nicht einholen.

Ich habe das Gefühl, so richtig wissen will sie das alles nicht. Sie weiß, daß sie Lungenkrebs hat und daß sie eine Chemo machen muß. Welcher Art der Krebs ist, und welche Tumorgrösse, wollte sie gar nicht wissen. Sie wollte vom Artzt nur wissen, wie lange sie noch zu leben habe. Darauf bekam sie aber nur eine ausweichende Antwort.

Ich habe so dieses schreckliche Gefühl, daß wir nicht genug tun. Ich habe schon Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe in Köln aufgenommen. Die Dame hat meine Mutter auch besucht im Krankenhaus. Auf meine Nachfrage, ob meine Ma sich mit ihr nocheinmal verabredet hat, sagte sie nur: Wenn sie will, wird sie schon mal wiederkommen.

Versteht Ihr, ich habe das Gefühl, daß sie nicht kämpft. Sie sagt zwar, sie will wieder für uns gesund werden, aber so richtig glauben kann ich das nicht.

Da ihr mir Mut gemacht habt und immer sagtet, daß es nicht um meine Gefühle, sondern um meine Ma geht, habe ich sie nicht weiter bedrängt und lasse sie in dem Glauben, daß sie bestmöglich versorgt wird. Vielleicht ist das ja auch so und ich bin nur so skeptisch ?

Bin so unsicher, ob ich das Thema noch einmal ansprechen soll ?

Fragen über Fragen.

Ganz liebe Grüsse
Jutta

05.08.2003, 11:55
Hallöchen liebe Jutta2,

naja, ein bisschen skeptisch sein ist immer gut, das machst Du schon richtig.

Jetzt hat Deine Mutter natürlich schon sehr Angst, und vielleicht will sie gar nichts genaueres über ihre Krankheit wissen, weil ihr das noch mehr Angst macht. Das kann sich aber auch wieder ändern, das gehört ein bisschen zum "verarbeiten".
Kann auch sein, dass sie vom "Typ" her die Dinge gerne ein bisschen verdrängt, Du kennst da Deine Mutter bestimmt besser.
Doch wenn Du solche "Dinge" von ihr hörst, wie z.B. wo sie eigentlich GEWILLT war, eine Misteltherapie zu bekommen, und die Ärzte "übergehen" das oder informieren sie nicht richtig darüber, so kannst Du da vielleicht schon ein bisschen einschreiten. Sag Deiner Mutter ruhig, wenn sie etwas WILL, dann solle sie darauf bestehen, und die Ärzte sollen sie darüber genau informieren. - Nämlich genau bei jenen Dingen, die ein Patient WILL, er sie aber nicht bekommt, fangen dann die FRAGEN von alleine an. Weisst Du, wie ich meine? Hier kannst Du ihr helfen, sich schrittweise damit auseinander zu setzen. Will sie also die Mistel, dann soll sie sie bekommen. Notfalls schimpfe Du beim Arzt ein bisschen, ja?

Wie steht's mit dem Lungenfacharzt, zu dem sie Vertrauen hat? Kann er ihr ein bisschen mit ergänzenden Therapien helfen, oder dass sie psychologische Betreuung bekommt? Vielleicht kann auch ER ein bisschen mit ihr reden und ihr Mut machen?
Vielleicht kannst auch Du oder jemand von der Familie ein bisschen mit ihren Ärzten sprechen? Dass es bei den Ärzten "nur" ums Wesentliche geht, also hauptsächlich ums Körperliche, kommt sehr oft vor. Der Mensch dahinter, mit seinen Gefühlen und Ängsten wird schnell mal vergessen. Das kommt sogar in den besten Kliniken vor. Aber da sich Deine Mutter ja wohl fühlen sollte, bei pflegenden Menschen und Ärzten, ist das eben doch ganz wichtig.
Darüber kann man mit den Ärzten bestimmt reden. Du kannst ihnen ruhig sagen: "Hören sie, wenn meine Mutter dies oder jenes will, wie z.B. die Mistel, dann versuchen sie es zumindest, anstatt sie anzulügen. Es ist würdelos, wenn sie meiner Mutter den Umgang mit kleinen Katzen verbieten wollen, und gleichzeitig verweigern sie ihr eine von ihr gewünschte Behandlung!"
Einfach Klartext, hm-hm. Ärzte mögen das nicht so sehr, aber zwischendurch tut ihnen das gut. Zudem wäre eine genaue "Aufklärung" angebracht, WARUM Katzen nicht gut tun würden, und WARUM die Mistel nichts für sie wäre. Aber so "Wischi-Waschi"-Handlungen hat Deine Mutter ganz sicher nicht verdient.

Hab ich Deinen Kampfgeist ein bisschen angeregt? Grins! Gut!
Du, oder jemand aus der Familie kann also für sie kämpfen, ohne sie gross zu belasten. So schrittweise wenigstens. Sie selber braucht wahrscheinlich noch etwas Zeit.

Hey, ich grüssele Dich ganz lieb,
bis später, ja?
Die "krasse" Brigitte

05.08.2003, 13:23
Liebe Jutta 2,
klinke mich mal ungefragt ein...
wie Brigitte schon schreibt, vielleicht möchte deine Ma im Moment gar nicht sooo klare Aussagen von den Ärzten. Vielleicht fehlt ihr auch der Mut, ihre Wünsche klar und deutlich zu äußern, vielleicht hat sie den Kopf voll anderer Dinge.
Ich habe das mit meine Ma immer so gemacht, dass ich bei Besprechungen und Untersuchungen immer dabei war. Ich war qusi ihr Ohr. Meine Ma saß immer da und hörte hin, was die Ärzte sagten-aber sie hörte nicht zu...weißt du, was ich meine. Ich stellte dann die Fragen, nervte und drängelte die Ärzte.
Als sie des öfteren im KH lag und morgens kam die Visite ( bei der ich dann selten dabei war )und ich fragte sie anschließend, was die Ärzte sagten, war immer ihre Antwort: weiß ich auch nicht, aber am Freitag kann ich vielleicht nach Hause...! Goldig..
Also meine Ma war immer sehr selbstbewußt mit Power, lebte seit ca. 20 Jahren alleine ohne Mann, also wirklich kein Dummchen, aber bei dieser Krankheit war alles an Stärke verloren....
Lange Rede kurzer Sinn: deine Ma braucht vielleicht jemand, der solche Dinge in "die Hand" nimmt, hinterfragt, Erklärung fordert, halt diese Dinge übernimmt. Meine Ma hätte nie den Nerv gehabt, einem Arzt hinter her zulaufen um dann noch 2 Std. vor seiner Tür zu sitzen um ein Gespräch zu führen.
Liebe Grüße Tanja

05.08.2003, 14:38
Liebe Brigitte, liebe Tanja,

anscheinend ist meine ellenlange Antwort im Netz "verschütt" gegangen.

Hier noch mal die Kurzversion: Mein Kampfgeist ist auf jeden Fall da. Meine erste Reaktion war auch am Wochenende vor der Chemo nach Köln zu fahren mit tausend Infos und Fragen im Gepäck und so lange im Krankenhaus zu warten, bis der Arzt kam. Ich hatte vorher mit meinen Eltern abgesprochen, ob ich ihm Fragen stellen könne.

Bei diesem Gespräch war für meine Ma alleine die Frage wichtig, ob sich die Chemo denn noch "lohne" und sie eine Chance habe.

Natürlich nervte ich den Arzt mit unbequemen Fragen nach der Erfahrung mit Krebspatienten und der Anzahl der Chemos im Jahr etc. In diesem Gespräch habe ich dann auch die Diagnose erfahren. Ardenokarzinam, T2, N2, Mo. Aber es blieben noch soviele Fragen offen. Welcher Teil der Lunge ist befallen, wie sind die Nebenwirkungen der Chemo etc.

Aber ich merkte, daß meine Ma. sich schon beim Arzt für das ausführliche Gespräch bedankte.... Also lief ich ihm dann nicht mehr mit den Fragen hinterher.

Was von hier aus möglich ist, versuche ich zu unternehmen. Aber das Gespräch mit den laufenden Ärzten fehlt natürlich.

Ich kann nur versuchen, meinen Vater und meine ´Geschwister zu sensibilisieren und werde nicht müde, immer wieder ein Stück zu hinterfragen.

Tanja H.
05.08.2003, 15:08
Liebe Jutta 2,
es ist natürlich oberdoof, dass du weiter weg wohnst. Bei mir war das alles "praktisch": meine Ma wohnte ein Ort weiter, dass KH in Bonn war ca. 15 min. Autofahrt. Von daher war ich immer Stand by. Aber wie du schon sagst, versuch dass dein Vater, besser wäre aber deine Geschwister diese Aufgabe übernehmen.
Aber was ich ja nun gar nicht verstehe, ist die Aussage wegen der Miezis. Das hab ich ja noch nie gehört, zumal das deine Ma vermutlich aufbauen würde und sie hätte Freude an ihnen.
Das würde ich noch mal hinter fragen-muß ja nicht bei diesem Arzt sein, vielleicht kann dir da www.biokrebs.de weiterhelfen.
Alles Liebe Tanja

05.08.2003, 15:41
Hallo Tanja,

Danke für den Hinweis mit dem Biokrebs. Werde das gleich mal versuchen.

Weißt Du, ich hatte schon Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe in Köln aufgenommen. Eine sehr nette Dame hat meine Ma auch im Krankenhaus besucht. Auf meine Frage, wie sie denn jetzt verblieben seien und ob sie sich noch mal treffen, kam so eine ganz komische Antwort von meiner Ma: wenn sie mich denn teffen wolle, wird sie mich schon finden...

Hm, weiß das so gar nicht einzuordnen.Möchte sie ja auch nicht bedrängen. Vielleicht braucht sie erst mal eine Zeit um alles zu verarbeiten.

Habe eben mit ihr telefoniert. Es geht ihr solala. Aber immer noch "gut" genug, um meine Schwester, die im Moment wieder bei ihr ist, duch die Gegend zu "scheuchen". Im Scherz sagt sie dann: bring mir mal dieses oder jenes, habe Hunger auf das und das. Man merkt ihr auf jeden Fall an, wie gut es Ihr tut, daß jemand bei Ihr ist. Obwohl sie auch sagte, daß ihr der gestrige Besuch meiner Geschwister zu viel war. Es ist wohl immer "Tagesabhängig".

Werde es jetzt mal bei Biokrebs versuchen.

Liebe Grüsse Jutta

05.08.2003, 16:38
Liebe Jutta,
die Mamas sind schon komische Wesen...
Mußte grad an meine Ma denken, als du das von der Selbsthilfegruppe erzähltest. Bei ihr fing es letzten Sommer mit Geb.mutthalskrebs an, sie bekam dann Chemo und Bestrahlung. Als sie von der 1. Chemo kam, wollte ich alles ganz genau wissen, mit dem Hintergedanken, sie lernt dort Menschen kennen, mit denen sie sich austauschen kann, also auch ne Art Selbsthilfegruppe.Also sollte sie alles erzählen, wie, wie lang, wieviele da sitzen, wer neben ihr, Männlein od Weiblein...Ihre Antwort: die unterhalten sich da alle ständig über Krebs...!!! Fand sie doof.
Es kommt natürlich auch darauf an, wie ist deine Ma mit der Frau verblieben? Hat sie zu deiner Ma gesagt:"ich komme am Montag wieder"-ODER-"rufen sie mich an, wenn was ist." Beide Sätze sind vollkommen unterschiedlich auch im Ergebnis. Wäre deine Ma der Typ, der dann zum Hörer greift????
Anfangs habe ich meine Ma nicht unbedingt täglich im KH besuchen wollen, aber sie hat es gemacht, dass ich doch täglich bei ihr war. Ich kam grad zu Hause an, klingelte das Telefon:" Maus, hab ich total vergessen aber ich brauch gaaanz dringend eine neue Creme...!" Es waren die dollsten Sachen: Zeitungen, Handtücher, ein spezielles T-Shirt, Q-Tips etc. Oder auch Hunger auf Eis, Hähnchen, Cheesburger....
Sie hätte nie einfach nur gesagt KOMM BITTE, sondern hat es immer verpackt in Wünsche.
Hoffe, dass du weiter kommst im biokrebs, da gibt es auch Tel. Nr.
Liebe Grüße Tanja

05.08.2003, 18:43
Hallöchen Ihr,

da fällt mir noch was ein, liebe Jutta2, weil Du von "Tagesabhängig" sprichst.
Oder wie Du liebe Tanja erwähnst, dass Deine Mutter wegen der Selbsthilfegruppe gesagt hatte "die unterhalten sich da alle ständig über Krebs", und das doof fand.

Ich kenne das, das ist wirklich so. Oder KANN so sein. Klingt vielleicht völlig widersprüchlich nach Aussen, aber das gehört zu diesem Auf und Ab. Heute so, morgen so.
Als Krebspatient mag man manchmal UNBEDINGT über den Krebs reden wollen. Dabei kann man anderen vielleicht ziemlich damit auf den Nerv gehen, aber für ihn ist es sehr wichtig, darüber sprechen zu können. Da sollte man ihn auch lassen.
Aber dann mag er morgen vielleicht überhaupt NICHT mehr darüber sprechen wollen, weil er lediglich den Augenblick leben will, das Schöne und das Gute. Und zwar ganz intensiv. Da sollte man ihn auch lassen.
Dieses "heute" und dieses "morgen" kann auch länger dauern.
Da passt es also hin, wenn ein Krebspatient sagt: "Selbsthilfegruppe? Nö, die reden dort ja alle nur über Krebs!" - Da will er im Moment eben nicht darüber reden.
Oder es passt auch hin, wenn ein Krebspatient sich so freut an Besuchen, aber trotzdem kann's ihm zu viel werden und er sprichts aus.
Oder es passt auch hin, wenn ein Krebspatient es der "Betreuerperson" einer Selbsthilfegruppe selber überlässt, wann sie wieder kommen will.

Das sind ja eigentlich auch alles jedesmal neue "Entscheidungen":
Ich muss mich jetzt entscheiden, mit dieser Betreuerin von der Selbsthilfegruppe zu reden. Will ich das jetzt oder will ich nicht?
Ich muss mich jetzt entscheiden, ob ich es zugeben soll, dass mir der Besuch meiner Lieben zu VIEL wird, obwohl ich mich doch soooo darüber freue.
Ich muss mich entscheiden, ob ich heute über den Krebs reden will oder nicht. Wenn Leute mich ausfragen, dann MUSS ich (ob ich will oder nicht), und wenn ich mal will, finde ich nicht immer ein offenes Ohr, oder kriege oftmals nur schwache Vertröstungen zu hören.
Ich muss mich auch entscheiden, welche Behandlungen ich machen soll. WAS lohnt sich? Die Ärzte haben recht. Die Ärzte haben vielleicht nicht recht. Die Angehörigen haben mit ihren Vorschlägen recht. Die Angehörigen haben vielleicht nicht recht.
Hilfe, mein Kopf schwirrt! Und alles EILT doch so!

Tja, das alles noch ZUR Angst, die man hat. Ist nicht so einfach. Daher kann manches vielleicht ein wenig verwirrend wirken. Aber jedes "ja" oder jedes "nein", welches man im Augenblick sagt, ist völlig ernst gemeint.
Naja, manchmal gibt's halt auch ein "Jein" ...


Ja, und was ich auch noch anmerken möchte, liebe Jutta: Guck genau hin, WAS und WIEVIEL man Deiner Mutter verbietet oder welche Wünsche man bei ihr "übergeht".
Das tut nämlich jedesmal sehr weh, wenn man ein "Nein" hört, ob dies nun begründet ist oder nicht. Aber das Leid eines Krebspatienten beinhaltet eben unbedingt auch noch das Wünsche-Erfüllen, und seien sie noch so klein. Sie sind ungeheure Aufsteller, die zur Genesung beitragen können.
Wenn's jetzt also um die Kätzchen geht: Angenommen, es geht um die Hygiene, um die Katzenhaare, an welche der Arzt vielleicht denkt. - Gibt's da nicht trotzdem eine Lösung für Deine Mutter? Damit sie wenigstens die "Katzen-Freude" zwischendurch erleben darf?
Und wenn's jetzt um die Mistel geht:
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, denn wenn Deine Mutter diese Mistel wünscht, so hofft sie dabei auf Genesung. Dieses Hoffen alleine kann ihr schon sehr helfen (und die Mistel ist ja nicht schlecht, ich nehme sie auch). Doch wenn sich da ihr Arzt quer stellt, weil ER es nicht gut findet, dann ist das eine weitere grosse Enttäuschung. (Es sei denn, der Arzt hat gute Gründe, warum im Moment die Mistel nicht gut wäre, dann soll er es bitte sagen.)
Jedenfalls, zu viele Neins, zu viele Enttäuschungen und Ablehnungen, können auch ziemlich auf die Psyche schlagen. Man kämpft eh schon mit dem Krebsmörder herum, muss man dann auch noch auf alles andere verzichten müssen?
Es gibt bestimmt Antworten, da bin ich sicher. Zur Freude Deiner Mutter.

Ganz liebe Abendgrüsse
von der "krassen" Brigitte

06.08.2003, 08:14
Liebe Tanja,

da hast Du wohl Recht mit den "komischen Wesen". Manchmal merkt man auch erst sehr spät, was man am anderen hat.

Warte noch auf Antwort von Biokrebs.

liebe Brigitte,

es ist schön, so viele Gedanken von Dir zu hören.

da meine Mutter keine wie man so schön sagt "starke Persönlichkeit" ist wird sie wohl selber auch nicht aktiv werden. Sei es im Bezug darauf, Ärzte zu löchern, Forderungen zu stellen, sich zu informieren....

Aus Deinen Worten habe ich gelernt die Dinge ein wenig aus IHRER Sicht zu sehen. Du hast schon recht, wenn Du sagst: Jede Entscheidung eilt. Und "wir" denken so oft, wir haben alle Zeit der Welt.

Ich werde sie nicht weiter damit bedrängen. Man denkt immer nur, man muß alles Mögliche versuchen will, was ihr guttun könnte. Aber es ist richtig, daß muss alleine sie entscheiden.

Keine Sorge, ich werde weiterhin ein waches Auge auf die Ärzte haben, soweit mir das von hier aus möglich ist.

Zum Thema Mistel gibt es wenigstens eine gute Nachricht. Der behandelnde Lungenfacharzt bei dem sie gestern einen Termin hatte, hat ihr das bedenkenlos verschrieben und ihr damit auch wieder ein wenig Mut gemacht.

Es macht einen nur so fürchterlich wütend, daß manche Ärtze sich wirklich nicht mehr um den Menschen, sondern nur um die "Krankheit" kümmern. Und dann bleibt da immer noch die Frage, ob denn mit "kümmern" auch wirklich alles getan ist. Aber wem erzähle ich das. Das kannst Du von Deiner Sicht wohl am allerbesten beurteilen.

Seid beide lieb gegrüsst
Jutta

14.08.2003, 08:35
Guten Morgen zusammen,

ich hoffe, bei Euch ist die Luft im moment auch wieder erträglicher und es kann ein neuer frischerer Tag beginnen.

Jedesmal wenn ich in den letzten Tagen mit meiner Ma telefonierte sagte sie nur, daß sie jetzt erst recht keine Luft mehr bei dem Wetter bekäme und sie inständig hofft, daß es nach der Chemo wieder besser sei.

Ich würde gerne eine Frage an die "Betroffenen" stellen:

Wie war das bei Euch nach der Therapie ? Meine Ma hat ein n.kl. Adenokarzinom. Ist es wirklich so, daß man nach der Therapie wieder besser Luft bekommt als vorher oder wird dadurch "nur" der Wuchs des Tumors verhindert ? Sie hofft so sehr, daß es Ihr nach der Therapie besser gehen wird. z.zt. leidet sie ziemlich stark unter den Nebenwirkungen (Übelkeit, Schleimhäute etc. )

Eine andere Frage möchte ich gerne den Angehörigen stellen:

Wie seit Ihr mit dieser Situation umgegangen. Habt Ihr immer die "Wahrheit" gesagt ? Ich würde ihr so gerne sagen, ja Mama, nachher bist Du wieder fast die Alte und Du wirst noch alles machen können, was Du dir vorgenommen hast.

Bei meinem letzten Besuch sprach sie zu meinem Vater, der im nächsten Jahr 60 wird, daß sie wohl seinen Geburtstag "vorverlegen" müssen in dieses Jahr. Sie würde so gerne noch mal mit ihm nach Paris fahren. ... Das war schon ganz schön heftig und tat einfach nur weh. Tja, und im moment ist sie so geschwächt, daß sie es gerade noch schafft, sich selber einigermaßen zu versorgen. Sie sagt, der Weg vom Bett in die Küche sei wie ein Marathonlauf.

Natürlich will ich Ihr Mut machen und sie aufbauen, aber wo ist da die "Grenze" ? Versteht Ihr was ich meine ?

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen ?

14.08.2003, 18:00
Hallöchen, liebe Jutta2,

leider kann ich Dir auf die Frage für Betroffene keine genaue Antwort geben, da ich keine Chemo gemacht habe. Vielleicht wird sich aber noch jemand anderer hier melden, der Dir diesbezüglich ein bisschen helfen kann.
Ich denke jedoch, dass Deine Mutter sicher darauf hoffen kann, dass es ihr nach der Therapie wieder bald besser geht. Die Nebenwirkungen können doch sehr belasten.

Aber ich kann Dir sicher ein paar Worte zu Deiner Frage sagen, die Du an die Angehörigen richtest. Sie sind einfach aus MEINER Sicht als Betroffene.

Die "Wahrheit" ist am Ende ja immer ein Fragezeichen, nicht wahr? Egal, ob Du jetzt zu Deiner Mutter sagst, dass alles wieder gut wird, oder ob Du ihr das Gegenteil ins Gesicht sagst.

Bei mir war's jedenfalls so: Bei jedem, der mir sagte "Alles wird schon wieder!", dem habe ich kein Wort geglaubt! Und zudem habe ich mich absolut nicht ernst genommen gefühlt. (Schliesslich sitzt da ein Mörder auf meiner Schulter!) Ich wunderte mich manchmal über diese selbstsichere Behauptung meiner Leute, und fragte mich dauernd, was DIE wohl MEHR zu wissen glaubten als meine Ärzte?

Umgekehrt: Bei jedem, der mir gesagt HÄTTE, dass ich möglicherweise bald sterben würde, ... den hätte ich als "Unverschämt" eingeordnet.
Hier gäbe es zwei Seiten: Entweder hätte ich - aus momentaner Schwäche - demjenigen voll geglaubt und ihm recht gegeben, womit es mir am Ende auch tatsächlich immer schlechter gegangen wäre. Oder aber, ich hätte ihm ebenfalls kein Wort geglaubt, und mit seinen Worten hätte er höchstens noch meinen wütenden Kampf-Ehrgeiz angestachelt.

Wie Du siehst, BEIDE "Ehrlichkeiten" sind nicht besonders motivierend.
Am wirksamsten waren jedoch jene Menschen, die mir zeigten, dass sie für mich DA sind, EGAL, wie es kommen würde! - Das half mir am Ende viel mehr, und niemand belog oder vertröstete mich auf eine Hoffnung, die eh keiner kennt. So wusste ich, dass ich auf jene Menschen zählen konnte, und zwar genau dann, ob's mir jetzt ganz schlecht geht, oder ob es mir wirklich bald besser geht.

Naja, wo ist also die "Grenze", jemanden aufzubauen? - Es gibt eigentlich keine.
Sie liegt zumindest nicht darin, jemandem etwas zu "versprechen", das vielleicht gar nicht eingehalten werden kann.

Vielleicht mag Deine Mutter aber gerade ein Buch über Paris lesen? Sich Bilder dieser Stadt anschauen? Vielleicht mag sie ein bisschen träumen im Moment? Stundenlang darüber plaudern? - Das kann auch den Ehrgeiz zum Gesunden anstacheln. Es kann ein neues Ziel sein, das sich lohnt, darum zu kämpfen. Ein neuer Lichtblick. - Auch träumen ist schön. Es lenkt ab und tut gut.
Frag sie mal, was sie sich denn in Paris gerne anschauen würde. Den Eiffelturm? Den NotreDam? Die Kunstmaler auf den Strassen? Die herrlichen Bistros? - Ah, sie wird ins Schwärmen kommen, Du wirst sehen.
Schenk ihr einen Augenblick Paris.

Ich grüssele Dich soweit ganz lieb,
bis dann, ja?
Die "krasse" Brigitte

15.08.2003, 06:55
Hallo liebe Namensschwester,

Die Gratwanderung des/der Angehörigen ist sehr schwer, wie weit soll ich "ehrlich" oder "unehrlich" sein. Diese Frage kann Dir im Grunde nur Deine Mutti selbst beantworten.

Ich dachte auch, ja nur nichts sagen, nicht die Hoffnung nehmen, ich kann meine Lieben doch nicht mit einer Hiobsbotschaft überfallen, wenn die Ärzte schon mit der Meinung hinterm Berg halten, und nur mir die Wahrheit sagten.

Pläne weiterschmieden, so tun als ob. Pläne schmieden ja, der größte Wunsch meiner Mutter war eine Huskyschlittenfahrt und mit mir noch einmal nach Kreta fliegen. Jutta, so schenkte ich ihr zu Weihnachten einen Gutschein für die Hundeschlittenfahrt und die Enkelsöhne die Bücher dazu. Obwohl wir wußten, es wird nie geschehen. Doch ich werde immer das Leuchten der Augen meiner Mutter, ihre Sprachlosigkeit und unbändige Freude in meinen Erinnerungen behalten.
Brigitte's Vorschlag zu den Büchern finde ich deshalb sehr gut.

Bei Deinem nächsten Besuch zu hause, versuche zu hören, was Deine Mutti nicht sagt, höre zwischen den Worten. Greife diese Situation auf, um mit ihr darüber sprechen zu können. Für mich waren dies immer die besten Ansatzpunkte, Du wirst hören, wie weit Du gehen kannst und inwieweit Deine Mutti es zulassen möchte.
Oft öffnet ein ruhiges Zusammensitzen, die Hand Deiner Mutter in Deiner, die Du einfach nur streichelst, ein zartes Streicheln über ihr Gesicht.
Versuche Dich zu erinnern, wie hat sie Dich als Kind getröstet.
Das hat mir geholfen, zu verstehen, dass sich die Rolle Eltern-Kind vertauscht hat.

liebe grüße,
Jutta

15.08.2003, 10:57
Liebe Brigitte, liebe Jutta,

ich merke schon, wie schwer es ist. Es gibt wahrscheinlich keine Antworten, sondern immer und letztendlich die Tatsache, daß man nur für Sie da sein kann. Egal in welcher Form.

In meinen Koffer wird jetzt für den nächsten Besuch auf jeden Fall ein Paris Buch gepackt. Das war eine sehr schöne Idee von Dir Brigitte.

Werde Ihr von den herrlichen Plätzen und warem Croissants beríchten und ihr Mut machen, daß Sie die Reise eines Tages mit meinem Vater antreten wird.

Gestern erzählte Sie mir, daß die Haare jetzt büschelweise ausfallen und wie schwer ihr dies fällt. Sie sagte auch, daß sie auf jeden Fall die Perücke tragen wolle, wenn ich sie das nächste mal sehe.

Obwohl ich ihr sagte, daß das nicht notwendig sei, wollte sie darauf besthen. Mal sehen.

Weißt Du Jutta, ich glaube, daß ist schon ein ganz kleines Stückchen vom "Rollentausch". So im Inneren ist das schon da.

Sie will es mir nicht "zumuten" und für mich ist das selbstverständlich. (Na ja, sage ich jetzt noch, werde wohl sicher auch erstmal schlucken ...)

Ich möchte Ihr auf jeden Fall das Gefühl geben, daß es für uns nicht wichtig ist, und das nur Sie zählt.

Bis dahin bleiben uns eben nur die Telefonate.

Ihr beiden, seid lieb gegrüsst.

Jutta

15.08.2003, 13:36
Liebe Jutta 1,
im Großen und Ganzen kann ich mich Brigitte und Jutta nur anschließen.
Ich hab mir damals auch viele Gedanken gemacht, wie ich mich verhalten soll. Der Arzt sagte mir, dass sie nicht mehr lange leben wird ( es waren dann noch 4 Wochen ). Sie erfuhr nichts davon, und ich stand immer vor dem Problem, was sag ich ihr, wenn dieses Thema kommt? Das Thema kam aber nie wirklich... Sie sprach nicht darüber. Wohl über ihre Krankheit aber sie sprach nie über die Zukunft aber auch nicht über den Tod. Das einzige was sie mal erwähnte, war, dass sie im Sommer ihren weiße Sommerhose nicht anziehen kann-sie hatte mal wieder einen künstlichen Nierenausgang und der Beutel wurde um den Oberschenkel geschnallt- ich schlug ihr dann vor, sie könne im Sommer auch lange Rücke tragen, die wir bald kaufen werden...
Obwohl ich wußte, dass das nicht passieren wird.
Ich hätte ihr niemals sagen können, wollen, wie ihre Aussichten sind, zumal die Ärzte sich auch irren können.
Jeder Mensch, denke ich, würde dann sich aufgeben.
Ich habe sie nicht angelogen, ich wollte ihr und mir Kraft, Hoffnung, mut geben.
In dieser Krankheit hatten wir einen unbewußten Rollentausch: ich wurde zur Mama, sie zum Kind. Ich war für sie da, habe sie getröstet, gestreichelt, umsorgt, habe ihr alles abgenommen.

Eine Grenze gibt es nicht, es gibt in der Liebe und in Gefühlen keine Grenze. Die Idee der Bücher find ich sehr, sehr schön.
Höre auf deinen Bauch.
Alles Liebe von Tanja
P.S. Jutta deine Gutschein Geschichte hat mich sehr bewegt

15.08.2003, 14:30
Liebe Jutta2, liebe TanjaH,

es sind die kleinen Dinge, die von Herzen kommen und so viel Freude machen können. Man muss gar keine Berge versetzen, wie wir oftmals annehmen.

Wie schön werden im Laufe der Zeit die Erinnerungen, das Lächeln, welches man aufs Gesicht zauberte, ein einträchtiges auf dem Balkon sitzen, den kommenden Tag fest aneinandergekuschelt zu erwarten. Fünf gerade sein lassen, den Augenblick nur zusammen erleben mit seiner ganzen Intensität.

liebe Grüße,
Jutta

21.08.2003, 14:06
Hallo

Ich schliesse mich allen anderen an. Sei einfach nur FUER SIE DA ... hoer ihr zu, erzaehl mit ihr ueber banalitaeten, unterhaltet euch, weint zusammen, sei nur fuer sie da. Niemals wuerde eine Mutter sagen das du fuer sie da zu sein hast... aber um so groesser die Freude wenn du bei ihnen bist. Sie will nicht das du leidest und dir sorgen machst. Aber sie spuert deine Liebe und freut sich immer wenn du bei ihr bist. Manchmal hat sie vielleicht schmerzen und reagiert genervt oder gar boese, aber das ist die Krankheit die da spricht. Sei einfach nur da. Erinnere dich als du als Kind krank warst... sie hat mit dir gelitten. So ist es jetzt nur umgekehrt.

Ich kenne das. Ich hab meine Mum verloren an den Krebs, mein Partner hat jetzt auch grad Krebs, meine Oma, mein Vater und meine Cousine ...alle Krebs.
Doch eines kann die schlimmste Krankheit nicht besiegen... die Liebe in eueren Herzen...die unausgesprochene stille Liebe in eueren Herzen.


ich wuensch dir viel Kraft wenn du verletzt wirst nicht zurueckzubeissen, wenn du was liebes sagst und was ruppiges zurueck bekommst.
Tu wonach dir ist... nimm dir ein Kissen und schrei was das Zeug haelt! Weine bis du einschlaefst weil deine Augen so brennen.. aber erinnere dich immer an die Liebe die du von deinem Partner und deiner Familie bekommst. Sie haelt dich aufrecht.


liebe Gruesse
Felida

22.08.2003, 12:51
Liebe Felida und alle anderen,

im moment bleiben mir leider nur die Telefongespräche mit ihr. Aber es ist schon so wie Du sagst: Sie spricht momentan ungern über ihre Krankheit und fragt immer nach "banalen" Dingen.

Ich erzähle ihr Sachen, die mir vielleicht früher unwichtig erschienen, aber für sie hat alles im moment eine andere Bedeutung und Gewichtung.

Das mit dem Ungerechtsein nimmt im moment leider immer mehr zu. Aber mein Bruderherz, der sie vor Ort fast jeden Tag besucht, nimmt es zum Glück auch gelassen.

Wisst Ihr, es ist schon erstaunlich, wie sich die Dinge verändern. An meinem ersten Tag hier im Chat habe ich erzählt, daß unsere Familie erst im Krankenhaus wieder zueinander gefunden hat. Mein Bruder war eine "persona non grata" für meine Eltern.

Vor ein paar Tage erzählte mir mein Brüderchen so ganz beiläufig am Telefon, daß er meiner Ma, auf ihren Wunsch hin, den Kopf mit einem Rasierer "geschoren" hat. "Sie sieht jetzt aus wie ein ganz süsses Monchichi". Vielleicht kennt ihr die kleinen Puppen noch mit den Igelköpfen.
"Und wenn man darüber fasst, fühlt sich das ganz schön an".

Das war schon eine kleine Sensation. Wenn diese furchtbare Krankheit schon für gar nix gut ist, so hat sie doch dieses kleine Wunder bewirkt. Verrückt oder ?

Liebe Grüsse Jutta2

31.08.2003, 01:05
Hallo liebe Forumbesucher,

wir, mein Partner, selbst betroffener Angehöriger, und ich bauen gerade eine Homepage zum Gedenken an seine verstorbene Frau. Er möchte damit zum einen an seine Frau erinnern und zum anderen und das ist ihm sehr wichtig, anderen Angehörigen helfen. Darum haben wir auch ein Forum in diese Homepage eingebaut und eine Group eröffnet, wo man sich noch besser austauschen kann wie in Foren. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr uns dort einmal besuchen würdet! Die Adresse der Webseite lautet: http://www.homepage-fuer-alle.de.am[email]Meikediehexe@web.de
Liebe Grüsse
Meike

17.09.2003, 23:22
Liebe Känguruh,

danke für deine Mitteilung vom 01.08. an Jutta2. Das hat mir jetzt richtig gut geholfen, denn durch die Krebserkrankung meiner Freundin stehe ich auch vor einer für mich noch nicht fassbaren Situation. Manchmal denke ich rund um die Uhr da sein zu müssen, oder viel zu wenig getan zu haben. Zwischendurch kommt dann mal die Erkenntnis, ich brauche auch eine Auszeit.
DA-Sein kann auch viel mehr sein, als "bloss" Besuche, und daran werde ich mal anknüpfen...

danke auch an die anderen, die dazu Informationen aufgeschrieben haben

liebe Grüße
Silke

06.10.2003, 16:57
Hallo zusammen,

ist zwar schon eine ganze Weile her, daß ich hier reingeschrieben habe, aber ist auch ´ne Menge passiert.

Vielleicht erinnert Ihr Euch, ich hatte am Anfang solche Zweifel, ob ich an einem Wochenende meine Ma besuchen soll oder nicht...

Viele Betroffene und Angehörige haben mir geantwortet, mir Denkanstösse gegeben, mit mir gescholten....

Sicher kennt Ihr das von Euch, daß es so viele verschiedenen Phasen gibt. Die Panik, alles Wissen zu wollen, das langsame "Umgehen" mit der Krankheit. Es hat mir unheimlich geholfen, Eure Meinungen zu hören oder auch nur im Stillen zu lesen.

Bin gerade heute von meiner Ma zurückgekehrt. Hatte eine Woche Urlaub und habe Sie zusammen mit meinen Geschwistern, bei meinen Eltern verbracht.

Ich glaube die wichtigsten Sätze von "Känguruh" die das "Da-Sein" betreffen, begleiteten mich die ganze Zeit. Es war schön, die Zeit miteinander verbringen zu können. Die anfängliche furchtbare, lähmende Angst ist, zumindest im Moment, einer Dankbarkeit gewichen. Zeit die noch vorhanden ist zu nutzen.

Hm, was wollte ich jetzt eigentlich sagen ? Auf jeden Fall ein großes Dankeschön, an Alle, die zuhören, wenn man sein Herz ausschüttet.

Liebe Grüsse Jutta 2

06.10.2003, 18:21
Hallöchen liebe Silke,
hallöchen liebe Jutta 2,

s'ist doch gern geschehen, logo!

Dicke Drücker an Euch und Eure Lieben.

Grüsseli von der
"krassen" Brigitte

15.10.2003, 22:10
ich möchte mich auch mal hier anschliessen, es gibt wirklich grossartige hilfe hier.
man fühlt sich nicht mehr so alleine.
am freitag bekommt meine mutter ihre 3. chemo und mir wird dabei schon angst und bange.
und wie sie sich fühlt nicht auszudenken.
meine tante(also ihre schwester) meinte zu ihr.:
weist du , du musst da durch, aber wir leiden mit dir. wie wahr der spruch ist.
meine mutter schaute mich nur gross an, als sie mir davon erzählte. ja mutti sagte ich, es ist schrecklich , während du da liegst und dieses giftzeugs bekommst, sind wir auch in gedanken dabei und leiden mit.
hoffe ihr am freitag wieder helfen zu können, einfach nur für sie da sein.
l.g. gaby

16.10.2003, 08:11
Liebe Gaby,

ich kann Dich so gut verstehen.

Meine Ma bekommt in dieser Woche wahrscheinlich ihre letzte Chemo, da die beiden letzten nicht angeschlagen sind. Sie wird "einfach" so entlassen.

Man kann das gar nicht in Worte fassen. Das Mitleiden ist immer da. Auf jeden Fall sind immer alle Gedanken bei Ihr.

Am Tag Ihrer allerersten Chemo war ich so durch den Wind, daß mir alles mögliche passiert ist. Ich habe unser Auto gegen die Hauswand gesetzt, habe Zucker statt Salz ins Essen gekippt, habe eine Blumenvase zerdeppert etc. Ich hatte das Gefühl, dass Gift fliesst auch durch meinen Körper. Fühlte mich nur unendlich hilflos.

Meiner Ma hat es auf jeden Fall geholfen, dass ich sie jeden Tag anrief und sie das Gefühl hatte, nicht allein zu sein. Mein Pa und mein Bruder waren jeden Tag im Krankenhaus.

Ach Gaby, ich wünsche uns allen, das wir noch viele wertvolle Zeit mit unseren lieben Menschen haben.

Alles relativiert sich auf einmal im Leben und man merkt, daß die Zeit nicht unendlich ist.

Sei lieb gegrüsst und glaube fest daran, dass das Zeug ihr helfen wird.

Jutta2

24.10.2003, 13:22
Hallo wer auch immer gerade "zuhört"

habe gerade mit meiner Ma telefoniert und fühle mich unendlich traurig.

Sie ist seit einer Woche nach ihrer letzten Chemo zu Hause und es geht ihr gar nicht gut. Kein Arzt hat ihr gesagt wie es weitergeht. Sie ist mit dem lapidaren Hinweis entlassen worden: Die Chemo ist zwar nicht gut angeschlagen, aber sie solle sich mal keine allzugrossen Sorgen machen. Haha.

Gerade sagte sie, wie gut das Du anrufst. Ich kriege fast gar keine Luft heute. Sie wollte schon meinen Vater bitten, früher von der Arbeit heim zu kommen. Sie fühlt sich so alleine und hat Angst alleine zu sein.

Sie sagte, dann muß Papa mich vielleicht wieder ins Krankenhaus bringen....

Aber was können die denn dort überhaupt noch tun ????

Sie liegt jetzt zu Hause, versucht sich zu beruhigen und hofft, das es irgendwie weiter geht.

Es ist so schrecklich nichts tun zu können. Und ich bin auch noch so weit weg.

Jutta2

24.10.2003, 14:17
Hallo jutta,

ja schrecklich diese vorstellung.
was ist denn mit deinem bruder? wohnt er auch so weit weg? vielleicht wäre es angebracht deinen vater zu verständigen. Denke in so einer situation sollte deine ma nicht alleine sein.
bist du schon mal hier in den chat gegangen?
ich fand ihn sehr hilfreich, mit meiner angst nicht alleine zu sein. und du bekommst dann auch direkt ein paar aussagen, denn wie es scheint ist es ja sehr dringend.
habt ihr denn nette nachbarn die mal nach deiner mutter sehen könnten?
leider habe ich deine thread´s jetzt nicht alle gelesen, aber wie weit wohnst du fort? wir haben doch jetzt wochenende, wäre es nicht möglich hin zu fahren?
du fragst nach möglichkeiten, was man noch machen könnte, alternativ!
habe hier ein buch empfohlen bekommen , es heisst
Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe. Enzyklopädie der unkonventionellen Krebstherapien. -- Lothar ********; Gebunden .
ich hoffe das ich dir helfen konnte. und drück dir die daumen, das es besser wird, zumindest gebt die hoffnung nicht auf. ach ist das schwer das richtige zu sagen. wünsch euch alles alles gute.
l.g. gaby

26.10.2003, 01:05
Hallo!
Meine Mutter kämpft seit 8 Jahren mit dem Krebs! erst Brustkrebs,dann Lunge,dann Knochenkrebs und jetzt Knochen-und Lunge!!! Ich wohne seit ich 3 bin allein mit ihr und wir stehen uns verdammt nahe.Umso schlimmer ist alle für uns, doch es ist schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die nachfühlen können, was ich gerade erlebe, onwohl der anlass diese Nachempfindens auch so schlimm ist. Meine Mutter hatte im juli eine Lungenembolie aufgrund einer Thrombose im Bein (tumorbedingt) und die Ärzte und auch sie hatten sie schon aufgegeben.Sie lag eine Woche im Sterbezimmer im Krankenhaus, meine ganze familie hatte sich dort versammelt und mein Freund (der schatz) und ich haben jede Nacht dort neben ihr in einem Krankenbett geschlafen.Sie sah ganz blass aus und der Proceß des Sterbens hatte schon begonnen.`Wie ein Wunder vergingen diese Anzeichen wieder und eines tages sagte sie, sie wole doch noch leben und kämpfen!!!
Meine Großeltern zogen bei uns ein und pflegten/pflegen Mama, weil ich noch zur Schule gehe und die Zeit deshalb nicht habe.Erst verbesserte sich ihr Zustand wieder, sie konnte wieder kurz auftreten und in den Rollstuhl, doch seitdem kam sie wieder 1mal ins Krankenhaus und da wurde festgestellt das sich die metastasen in der Lunge verfünffacht haben und der Krebs insgesamt fortschreitet.Eine aggressivere Schemo wird nun wöchentlich verabreicht.Der Krankentransport hat mich und Mama am Fr zum 1.Mal (per Krankentransport,konnten sie vorher noch selbst hinfahren)hin und zurück gefahren.Weil sie einen Tumor im Kreuzbein hat und der sich durchgefressen hat (auch durch den Spinalnerv) sind ihre Beine seit 1 Woche taub, dafür aber die Schmerzen (unerträgliche zuvor) weniger! Sie kann seitdem nicht mehr in den Rollstuhl, denn die Beine machen gar nichts mehr von selbst.Vielleicht nächste Woche,möchte sie ausprobieren ob sie sich in den Rollstuhl wagt! Sie sagt nun zu mir,sie müsse mich darauf vorbereiten, dass ich mein Abi ohne sie machen muss (bin in der 13).Sie wolle mich nicht verlassen aber sie müsse.
Ich kann nicht mehr!!!
Sie ist mir so verdammt wichtig!!! Ich dachtendoch schon im Juli ich würde sie verlieren, wo sie auf der Intensivstation-nach der Lungenembolie-zu mir sagte:"Das war`s jetzt!"
und dann dachten wir,wir könnten wieder hoffen und es verschlechtert sich nur.Sie spricht nun viel davon, dass sie nicht mehr lange zu leben habe.Sie bekommt alle bewusst mit, das ist so unmenschlich!!! Ihren ganzen abbauprozess! Ich habe so furchtbare Angst!!!Ich werde mein Abi ohne sioe niemals schaffen! Alle Gedanken kreisen nur noch um meine mam und wie es ihr geht!!! Ich will nicht ohne sie sein und sie auch nicht ohne mich.Sie will so gern leben,doch ihr Körper scheint es ihr nicht zu erlauben!!!
Ich habe solche Angst!!!

26.10.2003, 06:27
Liebe Rebecca,

mir kamen bei deinen Zeilen die Tränen. Ich selbst habe Eierstockkrebs, aber im Moment geht es mir wieder ganz gut. Ich hoffe es bleibt so.
Ich hatte im Frühjahr ebenfalls tumorbedingt mehrere Thrombosen und Lungenembolie. Auch ich habe gedacht, dass alles vorbei ist.
Meine größte Sorge galt meinen beiden Kindern (16 1/2 und 14).
Ich kann jetzt über den Tod und meine Gefühle offen reden - damals konnte ich es nicht. Aber ich weiss (sollte es wieder schlechter werden), dass ich dann viel mit meinen Kindern reden muss! Auch über den Tod und die Zeit danach. Meine Mutter ist vor 10 Jahren gestorben und ich hätte gerne noch so viel mit ihr besprochen. Aber sie war bis zuletzt stark und hat uns nie gezeigt, was in ihr vorgeht. Das hat mich lange Jahre bedrückt und nicht zur Ruhe kommen lassen.
Veruche mit deiner Mutter zu reden und wenn es sein muss, auch einmal gemeinsam zu weinen. Auch du musst vor ihr nicht immer stark sein. Auch wenn du es dir im Moement nicht vorstellen kannst, werden dich diese Augenblicke und die damit verbundene innere Nähe dein Leben lang begleiten.
Ich wünsche dir und viel Kraft!
Liebe Grüße
Margit

26.10.2003, 11:13
Hallo lieb Rebecca!
Ich habe drei Töchter(18-hat Abi gerade hinter sich, 20 und 15 jahre alt) und lebe mit ihnen auch sehr eng zusammen. Wir sind ein "eingeschworenes Team" geworden, ich kann evtl. ungefähr nachfühlen welche Ängste du hast "verlassen zu werden". Es ist ein furchtbarer Gedanke und ich als Frau eines krebskranken Partners habe auch höllische Angst vor dieser Entwicklungsmöglichkeit der Krankheit. Ich kann dir nicht viel Mut machen, aber ein Gedanke kam mir trotzdem: WER ist die Familie, die sich schon mal vor dem Krankenbett versammelt hat? Sind sie auch jetzt da? Hast du Geschwister? Bitte sie auch jetzt neben dich, besucht deine Mutter gemeinsam - versuche dir jetzt schon jemanden an deine Seite zu holen, damit u nicht allein vor dem großen schwarzen Loch stehst!

Ja versuche mit deiner Mutter zu reden, sag`ihr dass du gar nicht weißt was du ohne sie tun sollst. Sicher wird sie eine Vorstellung haben was sie sich für dich wünscht und vielleich können diese Gespräche später immer wieder ein "Kontakt der Gedanken zueinander" sein, die dir bei wichtigen Problemen und Entscheidungen in den Sinn kommen! Es wird eine sehr schlimme Zeit, deshalb : brich den Kontakt zu einer besten Freundin oder Geschwistern nicht ab - auch wenn du zu nichts fähig bist, lieber zu zweit sitzen oder ziellos durch die Gegend laufen als diese lähmende Einsamkeit! Schreib`auch weiter deine Gedanken hier ins Forum, dann bist du nicht so allein, auch wenn dir keiner "helfen" kann im praktischen Sinn, aber in Gedanken sind einige Menschen bei dir und das ist schon wichtig zu wissen!

Was wolltest du nach dem Abi machen? Wo studieren? Vielleicht in einer anderen Stadt - eine Stadt die dich mit deiner Mutter verbindet?

Es ist schwer jemand in deiner Lage Mut und Kraft zu geben, eigendlich fast unmöglich. Nutzt eure Nähe so gut es geht und vielleicht kannst du ja versuchen immer nur das "JETZT" zu sehen, ohne das gespenst "MORGEN", welches dir jede Freude am gemeinsamen Tag verdirbt? Alles gute Sprüche und für dein junges Leben viel zu viel Leid! Du kennst dich so gut mit der Krankheit deiner Mutter aus, wenn ich das mit "unbekümmerten Jugendlichen" vergleiche - dir wird ein Stück LEBEN gestohlen, es ist so ungerecht!

Rebecca, ich umarme dich in Gedanken bleib tapfer - ich würde mich freuen wenn du mir antwortest bzw. schreibst wie es dir geht. Bis hoffentlich bald-lieb Grüße Petra

26.10.2003, 14:17
Liebe Petra,
Ich habe keine Geschwister.Die Familie die sich versammelt hatte bestand aus meinen Großeltern,meinem Onkel und Tante,meinem Vater und dessen Freundin und meinem Freund.
MeinenGroßeltern sind nun quasi bei uns eingezogen und pflegen Mama, weil ich ja zur Schule muss.Jedes 2.Wochenende fahren sie nach Hause und ich bleibe das Wochenende ganz zu Hause und helfe mama.Manchmal besucht mein Freund mich dann.Mein Onkel ist beruflicgh sehr eingespannt und wohnt weit entfernt, er kann nicht so oft kommen.Aber sie bekommt Besuch von Freunden.Mein Vater und seine Freundin kommen jeden So und wenn ich mit mama allein bin sogar Fr,Sa und so zu Besuch.Das hilft schon sehr.Es ist nichtleicht aus einem WG Verhältnis plötzlich den alltag der Großeltern mitzuleben und unser Häuschen ist eigentlich viel zu klein dazu.Ich habe viel mit Mama geredet, im Moment mächte sie aber oft lieber für sich sein, gestern fühlte sie sich sogar überfordert von dem vielen Besuch (ein Freund von ihr, dann Papa und seine Freundin).Ich würde gerne nach dem abi in Köln studieren,denn mein Freund geht auch in diese Stadt und ich möchte Komunikationswissenschaft studieren.Doch wenn Mama-ich weiß das klingt makaber-noch lebt wenn ich abi habe, werde ich darauf verzicxhten müssen, denn ich könnte es nicht ertragen weit von ihr fortn zu sein und sie hier zu lassen, mit oma und opa.Dann würde ich bei mir in der Nähe (in MS) studieren um bei ihr sein zu können.Doch ausziehen möchte ich, denn ich merke ich brauche ein wenig emotionalen Abstand, denn ich habe das Gefühl ich habe nur noch 2% Kraft und Zeit für mich, denn die Angst und Sorge um Mama nimmt viel Kraft ein.
Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis, es tut mir so weh das sie immer weniger kann durch diese Scheißkrankheit und sie das alles noch dazu so bewusst erlebt.
Vielen Dank an alle, die mir so lieb geantwortet haben!!!

09.11.2003, 11:12
Hallo, guten Morgen liebe Rebecca!

Es ist nun schon eine Weile her, aber ich möchte trotzdem noch antworten. Ich hoffe es geht dir /euch z.Z. „erträglich“ (von „gut“ kann man ja in der Situation nicht sprechen!).

Ja ihr seid in einer sehr schlimmen Lage und ich denke immer was würde ich mir für meine Töchter wünschen?! Bei uns würde es sich noch etwas besser verteilen, da es eben drei sind – aber ich würde mir wünschen, dass sie auch ein Leben aufbauen, ich nicht der einzige Lebensinhalt wäre, denn was würde dann aus meinen Töchtern wenn ich nicht mehr da wäre ...?! Ich glaube du spürst genau den Weg in dir, der für euch beide gangbar ist, auch wenn er unsagbar schwer ist. Eine eigene Wohnung ... das heißt ja nicht , dass du nicht trotzdem mal bei ihr bleiben kannst wenn ihr es braucht! Man muss eben abwägen, worunter man mehr leidet – unter dem (vorläufigen) Verzicht des Studienfaches oder der Entfernung wenn du dieses Fach studierst. Aber du hast es ja schon entschieden und es „hört“ sich für mich an als wäre es die Alternative. Optimal ist es natürlich nicht für dich, aber das „Optimalste“ was du für dich raus holen kannst vielleicht!

Ich denke an dich und wünsche dir viel Kraft, feinsinnige Freunde die dich in den Arm nehmen, wenn du wackelig auf den Beinen bist und gute Gespräche mit deiner Mutti!

Alles Liebe Petra