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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : gedanken über tod und leben


loewi
19.07.2009, 11:27
am freitag hatte ich meine zweite therapiestunde und es ging, darum, was genau für ängste ich habe.

und da hörte ich mich zum ersten mal sagen:


ICH HABE ANGST, DARAN ZU STERBEN!


oh ja, diese angst habe ich seit dem moment, als ich am 24. februar um 7.32 Uhr diese diagnose bekommen habe, aber habe sie bis vorgestern nicht ausgesprochen. nun da ich sie ausgesprochen habe, verliert sie keineswegs ihren schrecken...
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komisch, hatte ich doch in den letzten wochen dieser unglaublich tiefen depression, den wunsch, durchaus meinem leben ein ende zu bereiten...nein, sterben wollte ich nicht wirklich, aber einfach nichts mehr spüren und der gedanke daran, den tod diesen seelischen schmerzen und der angst vorzuziehen, schien übermächtig!
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es ist auch nicht vorüber, doch weiß ich eben, dass es um das nicht fühlen geht. es bringt mich sehr durcheinander, doch habe ich aus den vergangenen wochen der krise viel neue stärke gewonnen.
doch die angst, DARAN zu sterben (es fällt mir immer noch schwer das wort auszusprechen - krebs) die ist da. und wie gegenwärtig und auch abstoßend ich sie erlebe, wurde mir gestern bewusst, als meine mutter mir eine patientenverfügung aufs bett legte. es war nicht böse gemeint von ihr, doch - ja, ich habe es als abstoßend empfunden. aber was macht die angst mit mir?

was für folgen hat das wissen über meine eigene sterblichkeit für mich? bin ich bereit für das leben vor dem tod, denn das ist das einzige, von dem ich garantiert weiß, dass es existiert

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blueblue
19.07.2009, 11:47
Hallo Loewi,

du bist mit diesen Gedanken nicht alleine. Ich kann sie sehr gut nachvollziehen, denn was du da schreibst, könnte auch von mir sein.

Auch ich befinde mich in psychotherapeutischer Betreuung und bemerke immer wieder, dass ich an einen Punkt komme, den ich nur schlecht erklären kann, wenn ich über die Angst sprechen möchte DARAN zu sterben.

Langsam bin ich auch überzeugt davon, dass sich bei mir diese Angst sogar körperlich äußert. Geht es dir vielleicht auch so?

blueblue

loewi
20.07.2009, 12:51
oh ja, das tut es :( ich denke dass die schmerzen die ich zunehmend habe, ein symptom meiner angst sind :confused::confused:

liebe grüße

christine

lindt
22.07.2009, 09:19
@Liebe Loewi,
@Liebe Blueblue,

ihr habt vollkommen recht .
Ich denke auch das Eure Schmerzen psychosomatische Störungen sein könnten.
Ich hatte vor Jahren immer Angst davor,einen Herzinfarkt zu erleiden.
Ich bekam Atemnot,Herzbeklemmungen,Herzrasen,Panikattacken.. ...
nur an Krebs habe ich nie gedacht,
na und nun hab den.
Ich wurde von einem Fachspezialisten zum anderen geschickt: Internisten, Orthopäden, Pulmologen....
Es schien ein endloser Weg.
Bis ich dann zur Neurolgin kam,sie stellte mich vollkommen auf dem Kopf.
Sämtliche Untersuchungen wurden gestartet.
Und dann kam man zur Erkenntnis :alle Organe waren gesund .Kein ersichtlicher Anhaltspunkt.
Man sagte mir durch meine Panikattacken ,Ängste....steigere ich mich soweit rein,dass gesunde Organe verrückt spielen.
Wie schon gesagt,Bluthochdruck,Herzrasen.....
Also reine Kopfsache.
Ich nahm ehrlich gesagt eine Zeitlang Antidepressiva.
Und siehe da, ich gewann mein Lächeln wieder.
Nebenbei muß ich mal erwähnen, dass ich damals das erste mal arbeitslos war,somit der Situation nicht Herr wurde,und das viele Grübeleien u.s.w.mich psychisch fertig gemacht hat.
Dazu kam ich fühlte mich so leer.So nutzlos.Der Tag erschien mir als eine Ewigkeit,.....
In mir keimten Gedanken sag ich Euch, die ich zuvor niemals kannte.
Und nun ist es ja so ,
dass wir so wenig Vertrauen in/zu unserem Körper haben,und wir deshalb in allem und jedem ein rotes Warnsignal sehen .
Eigentlich ein Teufelskreis.
Ich habe auch oftmals Ängste, der verdammte Krebs könnte wieder kommen.
Ich kenne das, und bin jetzt auch der Meinung, dass ich psychologische Hilfe brauche, die ich sehr gern in Anspruch nehme.
Wir müßen nicht immer stark sein,wir müßen auch nicht immer für andere da sein.
Nein wir denken jetzt endlich mal an uns!
Lang genug haben wir uns vernachlässigt!
In diesem Sinne,
Seid beide lieb gegrüßt und herzlich:knuddel:
Biana (lindt)

blueblue
22.07.2009, 14:03
Liebe Loewi udn liebe Biana,

ich habe immer am Montag meinen Termin beim Psychotherapeuten. Er stellt mich total auf den Kopf, nimmt mich regelrecht auseinander, führt mir vor Augen, dass ich über Jahre hinweg ziemlichen Raubbau an meinem eigenen Körper betrieben habe und Signale, die mir gegeben wurden einfach zur Seite geschoben habe.

Ich war nicht krank und wenn sich was anschlich, hab ich mich hingestellt und hab gesagt, nööö ist nüscht.... Ich bin mit Migräneattacken aller reinster Güte arbeiten gegangen. Auch sonst wegen der Zipperlein, das hat mich nicht aus dem Konzept gebracht. Bandscheibenvorfall.... na und.... ich hab mich Therapieren lassen udn bin arbeiten gegangen. Ich hab immer gedacht, das bissel steckst du locker weg.

Meine Familie war mir immer am wichtigsten, Hauptsache der geht es gut, wie es mir ging , war egal. Die Mitarbeiter in der Firma, die von mir betreut wurden, habe ich immer gut behandelt, wie mir das ging....war egal. Meine Mutter hat eine schwere Phase durchlebt, mit Selbstmordgedanken und allem drum und dran, ich war für sie da, wie es mir geht dabei....war egal.

So kommt nach und nach immer mehr zusammen und dann dem Krebs auch noch das Rezidiv.... und plötzlich aus heiterem Himmel wird alles zu viel.

Was mit mir geschehen ist im letzten Jahr, kommt jetzt erst wirklich bei mir an und hat mich sowas von aus der Bahn geworfen, dass ich damit nicht mehr alleine fertig werde. Dass ich das mal sagen würde, hätte ich vor dem Rezidiv überhaupt nicht für möglich gehalten. Im Gegenteil, hätte mir jemand gesagt, ich würde mal so etwas sagen, den hätte ich glatt für verrückt erklärt.

Alle um mich herum halten mich für eine Powerfrau, für eine starke Frau, die genau den Weg kennt.... Ich bin an einem Punkt, wo ich mir eingestehen muss, nein ich bin es nicht, im Moment bin ich schwach, verletzlich und zerbrechlich.:eek: Und ich hoffe sehr sehr sehr, dass der Psychotherapeut mir da hilft aus diesem Jammertal wieder heraus zu finden.

Liebe Grüße an euch beide

blueblue ( Heike )

lindt
23.07.2009, 18:30
@Liebe Blueblue,

ich wünsche Dir, dass Du Dichj erholst und auch zu Dir findest.
In psychologischer Behandlung sich zu begeben ,ist wohl glaube ich, in unserer Situation,dass ratsamste.
Wir dürfen die Hoffnung und den guten Glauben niemals verlieren.
Diese Erfahrung hat uns ,glaube ich ,alle in irgendeiner Form verändert.
Das alte Leben in dem Sinne wird es nicht mehr geben.
Aber weißt Du ,es hat auch auf irgendeiner Art Vorteile, nämlich neu zu beginnen ,vieles zu überdenken und zu verändern.
Waren doch die alten Gewohnheiten nicht stets die allerbesten.
Haben wir doch soebend die schmerzhafte Erfahrung gemacht ,dass das Leben endlos ist.
Es ist nichts selbstverständlich und schon garnicht die Gesundheit.

Ich z.B. bin egoistischer geworden.
Früher hab ich mich viel zuviel um Andere gesorgt.
Jetzt habe ich garnicht mehr die Kraft dazu.
Jetzt reicht sie gerade so für mich und das ist auf einer Art, ganz gut so.

Ich wünsche Dir ein riesen Kraftpaket und alles erdenklich Liebe.
Und noch was!
Hab schön Dank für Deinen so wichtigen Hinweis,ich meine damit die Leipziger Uniklinik und dem dort praktizierenden Professor.
Solche Hinweise sind stets sehr wertvoll.

Bis bald ,liebe Heike:knuddel:,herzlichst Biana