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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorstellung (hoffentlich nicht zu lang) und Anliegen


Kalest
22.08.2009, 21:25
Hallo ihr tapferen Kämpferinnen,

vor einer Weile schon habe ich mich registriert, allerdings nie den Mut gehabt zu schreiben.
Zunächst war ich von den hinter mir liegenden Erlebnissen derart traumatisiert, dass ich nicht in der Lage war zu schrieben. Doch allein eure selbstbewusste Art mit der Erkrankung umzugehen, half mir ungemein. Es gibt sehr stake Frauen hier „ziehe meinen Hut“.

Am 14.08 verstarb mein Schwiegervater an Krebs (der Tumor ging vom Blinddarm aus). Als er die Diagnose erhielt, gaben ihm die Ärzte höchstens ein Jahr, da der Tumor gestreut hatte und inoperabel war. Doch er nahm den Kampf auf und scheute sich auch nicht weite Wege in Kauf zu nehmen, um die besten Therapien zu erhalten. Zuletzt hielt er 5 Jahre durch, machte Reisen und erfreute sich an seinem Garten, den er sehr liebte. Mein Mann sagte dieser Tage „Er hat den Kampf nicht verloren, er hat gewonnen“!
Seine Kraft und geistige Beweglichkeit, nehme ich mir zum Beispiel um es mit dieser Krankheit aufzunehmen, ich werde zur Kriegerin! Wir alle sind Kriegerinnen!

Seit einem Jahr schon hatte ich arge Probleme mit meiner Periode. Sie war sehr stark und schmerzhaft, dauerte zuweilen 10 Tage und länger. Leider war ich in den letzten Jahren nicht mehr beim Gynäkologen gewesen, wofür ich mich heute ohrfeigen könnte. Eine Arbeitskollegin empfahl mir eine gute Ärztin, die wirklich klasse ist. Sie berücksichtigte bei
der Untersuchung dass ich „Angstpatientin“ bin, unter Panikattacken und sozialen Phobien leide. Menschen an mich heran zulassen war und ist ein großes Problem für mich. Auch habe ich das „Borderlinesyndrom“, welches auch ein Grund war, nicht zum Arzt zu gehen, denn ich schämte mich der Verletzungen an Bauch und Brust, die ich mir vor vielen Jahren selbst zugefügt hatte.
Dr. K. stellte vergrößerte Eierstöcke und eine verdickte Gebärmutterschleimhaut fest, worauf sie mich sofort ins KH einwies.
Im April wurden eine Gebärmutterspiegelung und eine Bauchspiegelung gemacht. Meine Eierstöcke waren stark vereitert, woraufhin ich hohe Dosen Antibiotika per Vene erhielt. Die verdickte Gebärmutterschleimhaut stellte sich als Gebärmutterschleimhautkrebs G1 heraus, für die vereiterten Eierstöcke gab man mir die Diagnose „hochentzündliche Eierstockabszesse“ mit auf den Weg.
Ein neuer OP Termin wurde im Mai vereinbart, meine Gebärmutter musste raus und die Eierstöcke sollten auch noch mal angesehen werden. Da ich keinen Kinderwunsch mehr habe, nahm ich die Diagnose Gebärmutterkrebs (und Entfernung derselben) zunächst gelassen hin, zumal die Prognosen, wie man mir versicherte gut seien.
Dr. H die operierende Oberärztin schoss leider ein wenig übers Ziel hinaus, als sie mir die Diagnosen mitteilte, denn ihre Worte waren „Seien sie froh, dass es nicht die Eierstöcke sind, sonst wären sie in zwei Jahren tot gewesen“. War die Gute vielleicht übermüdet, oder sollte es Humor sein?

Ende Mai wurden dann per Bauchschnitt die Gebärmutter, beide Eierstöcke, das Bauchnetz, ein Stück der Scheide (Scheidenplastik), 41 Lymphknoten (davon zum Glück nur zwei befallen) 20 cm Darm, eine Metastase, die am Magen saß und zum Glück, alle anderen Metastasenreste (bis auf 1-5 mm) entfernt. Das Bauchnetz war durchsetzt von Metastasen und hatte sich um den Darm gewickelt. Zum Glück blieb mir ein künstlicher Darmausgang erspart. Beide Eierstöcke waren tumorös und wogen zusammen fast 500 g. Zuletzt stellte sich heraus, dass der Primärtumor von den Eierstöcken ausging. Bei der am Tage zuvor gemachten Darmspiegelung wurden 3 Polypen entfernt, die sich als gutartig herausstellten.

Noch auf Intensiv sprach ich Dr. H. auf diesen Satz an „seien sie froh, dass es nicht die Eierstöcke sind, sonst….“, den sie mir bei meinem ersten KH Aufenthalt sagte. Sie wurde puterrot, stritt dann aber alles ab. Ich glaube, so etwas passiert ihr nie wieder. Fachlich hat sie allerdings hervorragende Arbeit geleistet. „Danke Dr. H.“
Ich habe nicht vor, mich von dieser Krankheit klein kriegen zu lassen. Ich trete den Krebs in den Dreck und spucke drauf .
Habe nun schon die dritte Chemo mit Carboplatin/Paclitaxel hinter mir, meine Haare halten sich hartnäckig, dafür gehen mir die Finger und Fußnägel aus, Lymphstau im linken Bein, Sensorikstörungen in Händen und Füßen, ansonsten außer Übelkeit keine weiteren Probleme.

Fachlich wurde ich hervorragend beraten, doch habe ich in der Klinik Erlebnisse gehabt, die mich traumatisierten. Obwohl meine psychischen Erkrankungen bekannt waren (Attest meiner Psychiaterin), wurde darauf keinerlei Rücksicht genommen. Noch immer kann ich nicht darüber sprechen, wenn ich es versuche, kommt nur ein leiser, knarrender Ton.
Ich bin der Meinung, dass der seelischen Belastung krebskranker Menschen zu wenig Beachtung geschenkt wird, ob sie nun psychisch erkrankt sind, oder nicht. Man schickte mir einen Psychologen aufs Zimmer, doch einige Fachärzte verhielten sich wie sibirische
Holzfäller. Ein Widerspruch an sich!

Depressionen sind häufig, selbst mein tapferer Schwiegervater, so stark er auch war, konnte sich ihnen nicht erwehren. Ich finde Fachärzte sollten in der Hinsicht besser geschult werden.

Gestern war die Beerdigung meines Schwiegervaters. Kurz vor seinem Tod habe ich ihm versprochen zu kämpfen. Versprechen habe ich schon immer gehalten!


Ich sende euch ganz liebe Grüße und Energie


P.S. am 1. Sep bekomme ich einen Port, ich habe eine Heidenangst davor (vielleicht ist es dieses „Ausgeliefert sein“, weil ich es mitbekomme und nicht schlafe), was für Erfahrungen habt ihr bei der OP gemacht. Für Erfahrungsaustausch wäre ich sehr dankbar.

Jule66
22.08.2009, 22:23
Hallo kalest,

zu Deiner Erkrankung kann ich Dir nichts sagen,da ich Brustkrebs habe.Zum Thema Port einsetzen kann ich Dir aber was schreiben.
Bei mir wurde es Ende Juni auch bei vollem Bewußtsein gemacht und auch ich hatte eine Heidenangst davor.Hätte auch eine Vollnarkose bevorzugt,da ich aber 2Tage später meine 1.chemo bekommen sollte,habe ich darauf verzichtet.Zunächst waren alle sehr nett und bemüht um mich.Zuerst bekam ich die Betäubungsspritze,die hat wohl weh getan.Aber danach hatte ich keine Schmerzen mehr.Alles war abgedeckt,ich konnte nicht sehen,wie und was an mir gefummelt wurde.Eine Ärztin oder OP-Schwester stand an meinem kopfende und sprach mit mir.Das ging alles schnell vorbei,insgesamt viel.ne Halbe Stunde.Ich habe gemerkt,dass was an mir gemacht wurde,hatte aber keine Schmerzen.Anschließend bekam ich einen Sansack auf die wunde,damit es nicht nachblutet und abschwillt.Nach 2Stunden konnte ich gehen.Die Ärzte haben die Nadel drin gelassen,denn ich bekam 2Tage später die 1.Chemo,so blieb mir das anstechen erspart.Mittlerweile lasse ich mir ein Emla-Pflaster gegen,das betäubt die Haut und das Anstechen tut nicht mehr so weh.
Nach ca.2Wochen hatte ich keine Schmerzen mehr vom Port.
Du schaffst das auch,wenn Du noch Fragen hast,nur zu.
Liebe Grüße,Jule:winke:

Marie_S
22.08.2009, 23:04
Willkommen Kalest!

Puhh, da hast du ja schon ein großes Stück Arbeit hinter dir. Hut ab, das du das alles bereits gemeistert hast!
Deine Frage zum Port kann ich dir nicht beantworten, da ich selber keinen bekommen habe. Jedoch denke ich, dass du auch das gut wegstecken kannst, nachdem du schon diesen weiten Weg gegangen bist.

Alles Gute für dich!
Marie

BirgitL
23.08.2009, 00:47
Hallo Kalest,

auch von mir ein herzliches Willkommen an dich!

Gleichzeitig nimm mein aufrichtiges Beileid zum Tode deines Schwiegervaters entgegen, der für dich, gerade in der jetzigen Situation, bestimmt ein sehr belastendes Ereignis ist.

Doch, wie du geschrieben hast, hast du in der zurückliegenden Zeit so manche Hürde:eek: übersprungen und dabei den Mut nicht verloren:) - Hut ab! vor dir.:knuddel:

Ich bin mir sicher, dass du die erforderliche Kraft für deinen weiteren Weg auch wieder finden wirst. Man muß sich auch zwischendurch mal Pausen genehmigen.
(Ich vergleiche das mit der Zeit nach meiner Chemogabe; dann muß ich auf dem Weg vom Keller in meine Wohnung 3 x Pause machen. 14 Tage später geht das wieder in einem durch:))

Das Einsetzen des Ports wird nicht schlimm. Du bekommst eine örtliche Betäubung. Ich würde vielleicht mal nach einem zusätzlichen Beruhigungsmittel fragen.

Alles Liebe und Gute für dich
wünscht
Birgit:winke:

Kalest
23.08.2009, 10:34
Hallo ihr Lieben,

Danke Jule, du hast mir ein wenig von meiner Angst nehmen können, nun weiß ich was in etwa auf mich zukommt. Hatte ja auch schon das so genannte Vorgespräch und die Einverständniserklärung ist auch unterschrieben, doch die Ärztin, die es mit mir durchführte war sehr kalt und kurz angebunden. Unter ihren Blicken wären selbst Afrikas Savannen zu Eis erstarrt.
Liebe Christine:winke:, die Histologie habe ich ja fast schon mit meinen eigenen Worten wiedergegeben. Leider habe ich den Zettel mit den Befunden verschlampt (bekomme aber von meinem Onkologen nächste Wo eine Kopie, habe schon Bitte, Bitte gemacht). Nach der TNM habe ich einen G3 und pN1 (2/41), sind letzteres die Lymphknoten? Man hat mich schon ganz schön im Regen stehen lassen, was Erklärungen angeht. Alles musste ich den Ärzten aus der Nase ziehen. Die Worte meines Onkologen beim Erstgespräch „Oh sie haben G3, wir müssen sehr bald mit der Chemo beginnen „ Hähhhhhh? Nach dem er mein ratloses, ängstliches Gesicht sah, hat er mich erst einmal aufgeklärt was G3 in der TNM Klassifikation bedeutet. Verzeih, aber ich ziehe es fast immer vor mich der deutschen Sprache zu bemächtigen. Ich habe zwar auch eine medizinische Ausbildung, doch mein Fachtermini, bezieht sich auf dem Kopf, da ich Zahntechnikerin bin. Bevor ich etwas falsch schreibe, das seltsam anmutet, schreibe ich es lieber mit meinen Worten. Doch das wird bestimmt bald besser bei mir, denn hier im Forum wird sehr viel erklärt und ich habe das Gefühl, dass ich euch vieles fragen kann, beruhigend zu wissen…(da gibt ein Büchlein das heißt Arzt Deutsch/Deutsch Arzt, vielleicht sollte ich mir das zulegen;)
Depressionen habe ich schon lange, darum habe ich nun auch eine Psychotherapie begleitend zur Chemotherapie. Doch habe ich den Psychoonkologen, den mir meine Psychiaterin nahe legte nicht gewählt, sondern eine Therapeutin die sich mit Tiefenpsychologie beschäftigt. Danke für deinen Tipp mit den Reha Kliniken, werde mich darüber schlau machen, aber ich habe ja noch 3 mal Chemo vor mir. Meinst du, ich sollte mich jetzt schon kümmern?
Von Dr. Simonton habe ich schon vor meiner Krebserkrankung gelesen. Mein Schwiegervater hat sich mit seinen Methoden beschäftigt und viel gelesen. Er war ein sehr friedlicher, wunderbarer Mensch. Doch habe ich für mich einen anderen Weg der Krankheitsbewältigung gewählt. Aber wie du schon so richtig geschrieben hast, ein jeder muss für sich die richtige Strategie herausfinden. Ja die Chinesen haben’s schon richtig formuliert „Nester baut bei mir kein Vogel“, nicht ein Ästchen dürfen sie anbringen…Ich wünsche dir einen schönen erholsamen Sonntag!

Liebe Birgit, Liebe Marie,

viele Dank für die lieben Worte, ich habe das Gefühl willkommen zu sein und was soll ich sagen, ich bin dankbar hier sein zu dürfen. Gut dass es das Forum gibt, es ist eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Nach und nach werde ich mich „einlesen“ damit ich mehr über euch erfahre.
Ja Birgit, du hast Recht, muss man sich Pausen gönnen. Nur fällt es mir manchmal schwer zu erkennen, wann ich diese brauche. Als es darum ging die Beerdigungsformalitäten und die Organisation zu erledigen lief ich zur Höchstform auf. Ich putzte, kochte, machte Botengänge, hatte „Fahrdienst“ für manche Gäste und führte ellenlange Telefonate, um meiner Schwiegermutter den Rücken frei zu halten. Auch im Alltag habe ich solche Phasen, besonders einen Tag nach der Chemo bin ich sehr unruhig und kann nicht 5 Minuten stillsitzen. Meine Bewegungen sind schnell und „abgehackt“. Mein Onkologe meinte es läge auch am Cortison 20mg am Abend zuvor und 20mg um 4 Uhr morgens. Zu erkennen wann Ruhe angesagt ist, bedarf sicher noch einiger Übung.

Ich wünsche euch Kraft und sende euch liebe Grüße:knuddel:

HeikeD.
23.08.2009, 12:58
Liebe Kalest,

auch ich möchte dich hier im Forum herzlich begrüßen!

Ich selbst bin erst seit kurzer Zeit dabei und es ist für mich eine große Bereicherung: Egal, ob es um fachliche Fragen geht oder ob man seine Ängste und Unsicherheiten loswerden möchte - immer ist jemand da, der einem Gehör schenkt. Für mich sind die aufbauenden und tröstenden Worte immer sehr, sehr hilfreich gewesen. Plötzlich fühlte ich mich verstanden und nicht mehr allein.

Zum Tod deines Schwiegervaters mein herzliches Beileid!
Es ist besonders schwer während des eigenen Krankheitsverlaufes jemanden Liebes durch Krebs zu verlieren, finde ich. Ich verlor meinen geliebten Vater, als ich meine Diagnose 1/2 Jahre kannte. Und auch er hat mich kurz vor seinem Tod nochmals liebevoll ermahnt ( wie früher, als ich noch ein Kind war), nie die Hoffnung aufzugeben und mich zu wehren. Und auch ich habe es ihm versprochen.

Du hast ja wirklich schon eine Menge hinter dich bringen müssen! Ich wünsche dir ganz viel Kraft und auch Mut für den weiteren Weg !

Zum Thema Port kann ich dich beruhigen: Mein erster Port, den ich unter Vollnarkose eingesetzt bekommen hatte ( deshalb kann ich da auch über keine Erfahrungen berichten), wurde unter Lokalanästhesie 1 1/2 Jahre später wieder entfernt. Ich spürte keinerlei Schmerzen, lediglich, dass da "etwas gemacht" wurde. Der zweite Port wurde mir dann von meinem Radiologen ebenfalls unter örtlicher Betäubung eingesetzt. Auch hierbei merkte ich nichts. Danach bekommst du bestimmt ein Schmerzmittel gegen den Wundschmerz.

Alles Liebe und Gute für Dich

Heike

***FIGHTERGIRL***
23.08.2009, 16:24
:winke::winke:Hi Kalest,

Grosses Scheibenkleister das auch Du hier schreiben muss:weinen:

Du hast ja ne menge schon hinter Dir.
Ich fand es auch etwas unangenehm mit der Teilnarkose.
Sag doch das OP Team, sie sollen colle Musik machen ;)/bei mir war das möglich. und ////LAUT////
Es ist aber gar nicht schlimm.
Glaube mir eines Tages wirst Du über den Port dankbar sein.

Wünsche Dir alles Liebe

Lizzy54
23.08.2009, 21:29
Liebe Kalest,

auch von mir noch ein herzliches Willkommen hier im Forum. Es wäre zwar für uns alle schöner, wenn wir hier nicht schreiben müßten. Doch wenn man nunmal betroffen ist, ist dieses Forum eine sehr große Hilfe. Egal ob es um fachliche Themen geht, oder ob man einfach mal seinen Frust oder Ängste aussprechen möchte, es ist immer jemand da, der helfen kann und mitfühlt.

Vor der Portimplantation brauchst Du Dich wirklich nicht fürchten, es ist zwar ein bißchen unangenehm, doch verglichen mit dem was Du schon hinter Dir hast, wirklich nur ein Klacks. Man bekommt gute Schmerzmittel, während und nach dem Eingriff, so daß man es gut ertragen kann. Währen der Chemo wirst Du froh sein, einen Port zu haben, die Vorteile hat man Dir sicher bereits erklärt.

Alles Gute für Dich.

LG Lizzy

Kalest
25.08.2009, 08:05
Hallo ihr Lieben,

Danke für die lieben, mitfühlenden Worte. Ihr habt so viel durchmachen müssen und seid sooo tapfer

Mist habe mir eine schei....Sommergrippe eingefangen, bekomme die Augen gar nicht richtig auf.

Habe jetzt schon ein paar mal Anlauf genommen, um euch zu schreiben,
hoffentlich ist Chemo so überhaupt möglich:confused:

Werde mich wieder in mein Bettchen begeben, ich koche regelrecht,

fühlt euch gedrückt von mir, bis ganz bald:kuess:

Marisa
30.08.2009, 11:42
Yassu Kalest,

hatte nach meiner OP Jan. 2007, EK Figo 3c, Verlust 14 Tage vorher meiner Mutter durch Darmkrebs- die Nase voll von allem. Dann noch die Port-OP in einem KKH, das nicht den besten Ruf hatte.Aber zu meiner Überraschung.....
die OP war komischerweise sehr unterhaltsam. Der Operateur sagte ganz am Anfang: melden Sie sich beim kleinsten Schmerz,
mögen Sie Musik,
oder wollen wir uns unterhalten.
Das waren die nettesten OP-Minuten meines Lebens. Komisch, wir unterhielten uns übers Segeln, und er machte mir Mut, das ich das auch weiterhin könnte.
Zuletzt verabschiedete er sich damit, das er nicht genau wüßte, was er mir wünschen sollte. Ich gab ihm zur Antwort: Ein Wiedersehen in 7 Jahren,bei der Herausnahme meines Ports.
Tage und Wochen hatte ich allerdings mächtige Probleme damit, auch erklärte man mir, kein Wäscheaufhängen, geschweige Gardinen ect.
Nach 5 Monaten war ich super schmerzfrei, gehe Segeln und mache wieder alles.
Also Kopfhoch, alles gute, ich schicke dir die Sonne!!!!
Marisa

Steffel
01.09.2009, 19:54
Liebe Kalest,

ich möchte mich auch noch zu Deinem Bericht melden, nachdem ich 1 1/2 Wochen fort war.

Ich habe mit dem Ausdruck "kämpfen, den Krebs bekämpfen" auch große Probleme, ich habe gesehen, dass auch Christine dazu geschrieben hat.

Was mir aber unheimlich gut bei Dir gefallen hat und worüber ich sehr nachdenken musste, war die Formulierung Deines Mannes, als Dein Schwiegervater gestorben war "er hat den Kampf nicht verloren, er hat ihn gewonnen".

Da hab ich mir zum ersten Mal überlegt, dass man bei Krebs eigentlich immer nur in den Kategorien Leben oder Sterben denkt, aber nichts dazwischen. Für Deinen Schwiegervater waren es 5 weitere, geschenkte Jahre, die er sich "erkämpft" hatte und wohl auch genießen konnte?

Kämpfen im Zusammenhang mit Krebs hört sich für mich immer so an, wie wenn man (siehe auch Christine) die Krebszellen in seinem Körper echt beeinflussen könnte, was einfach nicht stimmt. Ich sehe es so, dass man einen gewissen Spielraum hat, den man sinnvoll ausnützen kann oder auch nicht. D. h., man kann sich um optimale Behandlungen kümmern, um sein seelisches und körperliches Gleichgewicht, dass man nicht in Selbstmitleid versinkt - oder eben das Gegenteil, sich gehen lassen, nichts tun, in Selbstmitleid und Hoffnungslosigkeit versinken. DAs verstehe ich, grob gesagt, unter Spielraum. Jemand, der diesen Spielraum gut für sich ausnützt, der ist ein Kämpfer, egal ob und wann er am Krebs stirbt.

Und Du hast geschrieben, er hat keine weiten Wege gescheut, um die bestmöglichen Therapien zu erhalten. Noch so was!! Weil ich mir meistens denke, wenn ich von guten Kliniken/Ärzten/Therapien usw... lese bzw. höre, die aber weit weg sind, ach lass das doch, du kannst doch nicht durch die halbe oder ganze BRD fahren, das ist doch übertrieben. Nein, ist es wohl nicht, denke ich mir jetzt. Also, dieses kleinen Sätzchen hat mir enorm gutgetan. Wenn es einem wichtig ist, darf ein weiter Weg kein Hindernis sein.

Ich hoffe, mich nicht zu konfus ausgedrückt zu haben. Ich wollte Dir das einfach mitteilen. Ich glaube, dass Dein Schwiegervater ein sehr feiner Mensch gewesen sein muss, das klingt durch Deine Zeilen durch.

Dir selber wünsche ich natürlich auch alles Gute. Du hast ja so viele liebevolle Antworten und Unterstützung erhalten, das ist das Schöne hier am KK.

Herzliche Grüße,
Monika

Kalest
02.09.2009, 07:40
Hallo ihr Lieben,

so Erkältung überstanden *schnief* und der Port ist auch drinnen:D
Kann also übermorgen das erste Mal für die Chemo angestochen werden.

Danke liebe Marisa, auch du konntest mir etwas von meiner Angst nehmen. vor diesem Eingriff. Euren lieben Worten habe ich es zu verdanken, dass ich nicht in Panik vom OP Tisch gesprungen bin *Danke*:kuess:. Es gab auch durchaus komische Situationen gestern während der OP. Ein Pfleger fragte mich, was ich für Musik hören möchte, als ich ihn fragte, ob er das neue Album von Metallica hätte, flüsterte er mir ins Ohr" nee das machen wir mal nicht, der Operateur wird sonst zu schnell". Ich musste derart lachen darüber, dass sie warten mussten, bis ich fertig war. Sie haben dann Radio angemacht, ich konnte den Wetterbericht hören, während sie mir den Port einsetzten.....auch nicht schlecht:rotier:
Die Schmerzen halten sich auch in Grenzen.

Liebe Steffel,

nein du hast dich nicht zu konfus ausgedrückt, vielleicht habe ich mich ja konfus ausgedrückt, als ich schrieb, ich werde kämpfen, oder ich bin eine Kriegerin! Es ist ein durchaus offensiver Weg, den ich gehen werde, alle mir zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfend. Mein Schwiegervater hat es mir vorgemacht: Nichts unversucht lassen! Natürlich war ich auch wütend. Wütend, traurig und ich hatte Angst, als die Diagnose kam. Völlig unterschiedliche, widersprüchliche Gefühle überrannten mich. Ich hätte schreien können. Vielleicht haben wir ja alle nur unterschiedliche Bezeichnungen dafür, was wir tun/ wie wir es tun. Im Grunde genommen tun wir hier alle das Gleiche: Wir versuchen dieser gemeinen Krankheit so viel entgegenzusetzten wie wir können, jeder auf seine Weise!

Euch allen, habt Dank
liebe Grüße
Kalest

frieda3
02.09.2009, 08:43
liebe kalest,

danke für deine news. ich stehe vor herausnahme port demnächst u. deine erläuterungen helfen auch, mir die angst (bin vom stamme fluchtzwerg) etwas zu nehmen. ich werde vollnarkose wollen...denn die wollen ja nicht eine durchheulende lady...
du, nach 2 rezidven, nimm den "kampf" an. ich wünsche dir energien. ich persönlich bin zwar auch offensiv, aber kampf, dieses wort passt für mich nicht mehr. allerdings in der reha bei den simonton-übungen (stell dir die chemo als wirksames mittel vor, visualisiere) waren das beim mir goldene kugeln (wir mein kleiner gold. buddha mr. golden eye), die durch die blutbahnen kugelten und alle krebszellen plattmachten. so war das bei mir!!! denk ich gerne dran.

weiter lustige behandler und dem tag leben geben und nicht dem leben tage
herzlichst
frieda3

BirgitL
02.09.2009, 09:05
Hallo Kalest:winke:

deine "News" lesen sich ja richtig gut, und die "Lacheinlage" vor der OP hat mich soeben mit ergriffen:D

Das sind so Momente, die Barriere abbauend, Vertrauen schaffend und Licht bringend in unser "Dunkel" sind, somit äusserst hilfreich und Mut machend für uns. Und davon wünsche ich dir noch viele mehr!!!!

Für die erste Chemo wünsche ich dir ganz viel Wirkung - wobei die Nebenwirkungen sich bitte schön in verträglichen Grenzen halten - besser erst gar nicht auftreten sollen:knuddel:!!!!

Denke immer daran, dass jeder Tropfen von diesem "Zeug" seine Arbeit in dir machen soll - ich schließe mich da Friedas Ausführungen voll an.

sei lieb gegrüßt von
Birgit,

die jetzt wieder mal mit:cool2: vor dem PC sitzt,
da die Sonne auf ihrem Weg nach oben zur Zeit direkt meine Augen trifft und erblinden lässt.:augendreh

Kalest
02.09.2009, 13:06
Liebe Birgit, liebe Frieda3,

mensch ihr seid echt Klasse, *mal in den Arm nehm*,

Zum Glück ist das schon meine 4. Chemo, die ich morgen (nicht übermorgen, wie ich schrieb) bekomme. Meine Venen hatten schon nach der dritten Chemo schlapp gemacht und was ganz seltsam war, meine Arme verfärbten sich dunkelgrün, da wo das Medikament eingelaufen war. Man konnte regelrecht die "Spur" der Chemo verfolgen, seltsam oder? Deshalb riet mein Onkologe auch zu dem Port.

Morgen also wieder, in netter Runde beim Onkologen (sind wirklich ein paar nette Frauen dabei), plaudern und was ich richtig Klasse finde, dank des Ports kann ich jetzt Socken stricken:D
Meine Tochter kommt vorbei und versorgt uns mit Kaffee.

euch wünsche ich einen schönen Tag und ganz besonders dir Frieda ein gutes OP Team und viel Kraft!

LG Kalest

Kalest
18.07.2010, 16:03
Hallo ihr Lieben,

versuche zur Zeit eine neue Chemotherapie (Yondelis/Caelyx), vielleicht interessieren meine Erfahrungen die Ein oder Andere von Euch.
Nachdem die Firstlinetherapie fehlgeschlagen war(Paclitaxel/Carbo) und die Metas weiterwuchsen, bekam ich als Secondlinetherapie Caelyx mono. Auch hier nach vier Zyklen starker Wachstum der Metastasen, mitunter in Lunge, Milz und Darm. Nach kurzer Pause und Vorstellung bei Professor S. in Berlin, der eine Op srikt ablehnte und mir zu weiterer Chemotherapie riet. Den ersten Zyklus Topotecan erhielt ich bereits in Berlin.
Nach vier Zyklen Topotecan weiter starker Wachstum der Metastasen, meine linke Niere war durch einen Tumor verlegt und gestaut. Vor zwei Wochen wurde sie im Klinikum Barmen geschient.

Nun schlug mein Onkologe mir die Yondelistherapie (Seenscheidentoxin) gekoppelt an Caelyx vor. Für EK erst vor ein paar Wochen zugelassen, da sonst gerne für Weichteilkarzinome verwendet, stand ich dem Ganzen recht skeptisch gegenüber.

Aber, was habe ich zu verlieren? Eingehende Tests wurden vorgenommen (zum Glück geht es meiner linken Niere wieder gut), Leberfunktion ok, HB und Leukos auch ok. Leider greift Yondelis die Nieren sehr stark an, auch das Blutbild leidet sehr. Am Tag vier muss Neulasta gespritzt werden.

Die Nebenwirkungen sind beträchtlich. Aber auch hier sehe ich die Sache positiv, es ist schließlich eine hochwirksame Chemo, die sich natürlich bemerkbar machen muss.

Ich bin dankbar, dass ich dieses neuartige Mittel ausprobieren darf und bin gespannt, wie sich alles weiterentwickelt.

LG und Euch einen friedlichen Sonntag

Kalest

HeikeD.
18.07.2010, 22:01
Hallo, liebe Kalest,

ich wünsche dir für die Therapie mit Yondelis viel Erfolg und halte die Daumen für "viel Wirkung und wenig Nebenwirkung".

Bin schon gespannt über das, was du uns berichten wirst.

LG
Heike

Lizzy54
19.07.2010, 13:39
Liebe Kalest,

Du hast ja einiges hinter Dir, seit Deinem letzten Beitrag.:sad:
Es tut mir sehr leid, daß die bisherigen Therapien nicht den gewünschten Erfolg gezeigt haben.

Die Nebenwirkungen sind beträchtlich. Aber auch hier sehe ich die Sache positiv, es ist schließlich eine hochwirksame Chemo, die sich natürlich bemerkbar machen muss.

Ich bin dankbar, dass ich dieses neuartige Mittel ausprobieren darf und bin gespannt, wie sich alles weiterentwickelt.

Für diese Aussagen kann man Dich einfach nur bewundern. Ich wünsche Dir ganz feste, daß diese neue Therapie endlich Erfolg zeigt.

LG
Lizzy

kerdy
22.07.2010, 09:53
Liebe Kalest,
da Yondelis für EK zugelassen ist, scheint es ja keine Notlösung zu sein, sondern seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt zu haben. Daran würde ich mich festhalten, wenn die Nebenwirkungen zu stark werden. Ich bin allerdings sicher, dein Arzt wird alles Nötige veranlassen, um sie möglichst gering zu halten. Ich drücke jedenfalls ganz dolle die Daumen und freue mich, wenn du uns allen berichtest.
Liebe Grüße
Kerdy