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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : meine mama jetzt auch.....


Juli76
18.09.2009, 14:04
Am 20.08.2009 ist für mich die Welt zusammengefallen. Aus "vollster" Gesundheit wurde meine Mutter mit der Diagnose "Verdacht auf Eierstockkrebs" konfrontiert. Ok., in den letzten Wochen hatte sie mit kleineren Beschwerden (Blasenentzündung, Druck im Unterbauch, leichte übelkeit) zu kämpfen, die Ärzte konnten jedoch nichts Auffäliges feststellen, so dass niemand in unserer Familie besonders beunruhigt war. Das galt umso mehr, da meine Mutter trotz ihrer 66 Jahre zu den besonders Fitten gehörte (3x Wöchentlich 5 km Laufen, Sportverein, endlose Fahrradtouren...), immer pumperl gesund war, und alle empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrgenommen hat... Erst als sich Ende August 2009 in kürzester Zeit ein "abnormer" Bauchzuwachs entwickelte, wurden wir unruhig, und drängten meine Mutter unverzüglich eine Notfallpraxis aufzusuchen (es war Wochenende). Dort wurden dann per Augenschein Blähungen diagnostiziert und entsprechende Tabletten verordnet. Meiner Mutter war all dies sehr peinlich ("So ein Aufstand wegen nichts; die Ärztin hat mich fast wie einen Hypochonder behandelt").... Als sich der Zustand meiner Mutter jedoch weiterhin verschlechterte, suchte sie nach gutem Zureden ihren Hausarzt auf, der sie sofort in die Klinik einwies. Nach der großen OP (10 Stnden!!!) am 27.08.2009 war der Verdacht dann Gewißheit: weit fortgeschrittenes Ovarialkarzinom, besonders agressiv, auf Grund malignen Pleuraergusses Figo 4(die genaue Klassifikation weiß ich gerade nicht, da Histologiebericht Zuhause liegt, aber ich denke die wesentlichen Daten waren folgende: p3c, L1
(14/43), M1, G 3.)..... Das war der Zeitpunkt, wo ich dachte, es kann nicht schlimmer kommen, aber es kam schlimmer: 15 Tage Intensivstation, lebensbedrohliche Situationen, MRSA-Besiedelung, fehlgeschlagene Pleurodese ect. Jetzt aktuell erholt sie sich langsam auf der "Normalstation", und bekrabbelt sich von den direkten OP-Folgen; es geht ihr aber immer noch sehr schlecht. Ihre diagnose hat sie aber, zumindest macht es denn Anschein, sehr gut weggesteckt. Hierzu muss ich aber sagen, dass weder meine Mutter, noch mein Vater denselben Informationsstand wie ich haben. Grund hierfür ist folgender: die Ärzte, die übrigens sehr einfühlsam sind, haben mir auf Grund meines medizinischen Hntergrunds nichts vormachen können, und mußten notgedrungen von Afang an alle Karten auf den Tisch legen, haben aber gebeten, meine Mutter in einem Rhythmus, der ihrem Zustand entspricht, zu informieren. Ich denke, dass dies der richtige Weg ist; schließlich müssen die Ärzte ja wissen was sie tun?!? (Ich bin keine Ärztin sondern Medizinrechtlerin). Mein Vater ist mit der Situation völlig überfordert, und will keine Details erfahren. Er hat zwar auf seinen Wunsch mehrfach Gespräche mit den Ärzten geführt, jedoch ab einem bestimmten Punkt nichts mehr wissen wollen. Für ihn ist insoweit nur von Bedeutung, dass seine Frau ernsthaft an krebs erkrankt ist, und dass es noch irgendeine Hoffnung gibt. "Ich bin zuversichtlich; mit der heutigen Medizin kann man ihr mit sicherheit 15 schöne Jahre geben; ich werde jedenfalls alles für sie tun; das wird schon. Danke das sie Zeit für mich hatten. Mehr muss ich jetzt nicht wissen. Ich komme wieder auf sie zu."

Es bricht mir das Herz..... Ich lese zwar auch über andere schlimme Krankheitsverläufe, habe aber das Gefühl, das wir es zur Zeit besonders dicke abbekommen (MRSA; Pleurodese fehlgeschlagen....). Ich will hoffen, aber es fällt mir zur Zeit so unendlich schwer. Meine Mama will leben, meine Mama soll leben!!!!!!!!!!!!!

Danke für`s Zuhören

wiedermal eine traurige tochter

Juli

Juli76
18.09.2009, 15:55
Ich schon wieder......

Ich bin so verzweifelt und traurig; aber auch furchtbar stolz auf meine Mama... Sie hält sich so tapfer und kämpft so verzweifelt, aber ich habe einfach Angst, dass sie es noch nicht einmal bis zur 1. Chemo schafft. Die Ärzte haben nämlich schon angedeutet, dass es auf Grund des Allgemeinzustands kritisch werden könne, genaueres könne man aber zur Zeit noch nicht sagen, man müsse schauen, wie sich die Werte entwickeln, es gehe ihr zwar besser, aber sie sei ja auch schließlich tief im Minus-Bereich gestartet...

Was kann ich nur tun? Ich besuche sie zwar täglich, und versuche "Gute-Laune" und Optimismus zu verbreiten, fühle mich aber total hilf- und nutzlos...

Juli

Siby
18.09.2009, 17:36
Hallo liebe Juli76! :knuddel:
Ich möchte dich recht herzlich willkommen heißen, auch wenn es besser wäre, du hättest dich hier nie anmelden müssen.
Es ist schon traurig für euch, aber du machst alles richtig, unterstützt deine Mutter und machst ihr Mut.
Mehr kannst du leider im Moment nicht tun.
Bitte vergiss dich dabei nicht, denn wenn du krank wirst, hast du deiner Mum nicht geholfen. Ich hoffe, du hast gute Freunde mit denen du reden und auch mal abschalten kannst.
Ich drücke euch die Daumen, das sich alles gut entwickelt und deine Mutter noch viele schöne Jahre hat.
LG Siby

vintage
18.09.2009, 22:12
hallo juli,

ich kann nichts zu diesem krebs sagen, ich bin/war nur angehörige eines krebskranken (leukämie).
aber ich will dich mal ein bißchen trösten. nach der op muss sich deine ma mächtig erholen und ihr als familie unterstützt sie ebend, so wie ihr könnt. dein pa auf seine weise und du auf deine weise. das sind doch schonmal gute rahmenbedingungen.
da deine ma so sportlich war, kann sie davon vielleicht profitieren, und ihr körper erholt sich wieder.
es ist ärgerlich, dass die vorherigen zeichen nicht richtig gedeutet wurden. aber daran ist nun nichts mehr zu ändern. es lohnt nicht, darüber zu hadern. schaut nach vorne.

seit für sie da und handelt intuitiv, das ist meines erachtens ein guter weg!

dir und deine ma und deinem pa viel kraft! :knuddel:

vg, vintage

Orchidee
19.09.2009, 10:08
Liebe Juli,

es tut mir leid, dass nun auch deine Mutter und damit ihr als Familie betroffen seid.

Bei mir wurde im Oktober 2007 Eierstockkrebs diagnostiziert. Ich habe auch FIGO IV, weil u. a. in der Leber Metastasen waren. Was das so richtig heißt, habe ich erst einige Monate später hier im Netz gelesen. Und war froh, dass ich nicht schon im Krankenhaus das ganze Ausmaß kannte. Die Diagnose KREBS ist schon schlimm genug und dass von einem Tag auf den anderen der Körper einfach nicht mehr funktioniert und irgendwie nichts mehr so ist, wie es war, hat mich umgehauen.

Jetzt ist die OP schon zwei Jahre her und letzte Woche bei der Nachsorge haben wir auch über die Zeit im Krankenhaus gesprochen. Meine Gyn meinte, die Ärzte im Krankenhaus hätten immer nur die Momentaufnahme, aber sie würde die Patientinnen über einen langen Zeitraum begleiten und würde daher einiges anders sehen.

Wann soll denn die erste Chemo beginnen?
Alles Gute für deine Mutter!

Gruß
Orchidee

Juli95
22.09.2009, 21:56
Liebe Juli,
ersteinmal tut es mir sehr leid, dass es Euch auch erwischt hat und dann so dicke...!
Jeder Verlauf ist ja unterschiedlich, aber vielleicht kann ich etwas Hoffnung machen, dass man auch aus dem "Minus-Bereich" sich wieder hochrappeln kann.

Ich bin auch aus "voller Gesundheit" ins KH gekommen und lag direkt ein paar Tage später aufm OP-Tisch. Dort die Diagnose Ovarial-CA inoperabel.
Und dann kam eins nachm andern: Thrombose, Lungenembolie, Verlegung in die Charite, dort dann große OP (wg der Lungenembolie habe ich ein Cavaschirmchen eingesetzt bekommen, so dass OP möglich war), ITS, langsam erholt, wieder auf Normalstation (konnte tumorfrei operiert werden).
9 Tage später Nachblutungen, wieder OP, künstliches Koma, wieder OP mit endgültigem Bauchverschluß, eine Woche weitere ITS.

Tja, und danach hat das wieder auf die Beine kommen natürlich auch länger gedauert und die Ärtze hatten es natürlich immer eiliger, dass die Chemo endlich loseghen kann. Meine Familie war mir dabei eine große Stütze, das Essen, Trinken und auf die Beine kommen wieder langsam zu lernen, jeden Tag aufs Neue...
Ich dachte ich komm nie wieder auf die Beine (es kamen auch immer wieder neue Überraschungen dazu: Allergische Reaktionen, Blasenentleerungsstörung), aber nach insgesamt 5 Wochen in der Charite konnte ich wieder zurück in mein Heimat-KH und dort ging die Chemo dann los.

Durch meine schlechte "Start-Kondition" habe ich besonders die ersten beiden Chemos schlecht vertragen (MRSA gabs auch noch dazu) und es gab auch schon die Befürchtung, dass ich nicht noch mehr schaffe. Aber ich habs irgendwie geschafft und ab der dritten Chemo wurds auch besser. Meine letzte Chemo ist nun bald drei Jahre her und seitdem läuft jede Nachsorge ohne neuen Befund!!!

Ich bin zwar jünger (24) erkrankt, aber du schreibst ja dass deine Mutter sehr fit ist und sportlich ist und das macht so viel aus!!
Ich drück euch so sehr die Daumen, dass ihr Schritt für Schritt Fortschritte machen könnt!

Alles liebe und viel Kraft für Euch!
Juli95

Juli76
23.09.2009, 09:34
Danke Euch. Nach all den schlechten Nachrichten, die aus dem Krankenhaus kommen, tut es gut zu hören, dass man es doch schaffen kann.

Ich wünsche meiner Mutter, und auch mir, so sehr, dass sie es doch noch in die Chemo schafft. Aber leider ist dies nach wie vor völlig ungewiss... Wegen des Pleuraergusses liegt zur Zeit noch eine Thoraxdrainage (hierüber wird etwa 700 ml Flüssigkeit täglich! entfernt). Keiner kann mir sagen, wie lange diese noch liegen muss; sicher ist aber nur, dass auf keinen Fall mit der Chemo begonnen werden kann, wenn die Thoraxdrainage liegt... Entfernung ist aber zur Zeit wegen der massiv rezidivierenden Flüssigkeit nicht möglich, erneute Pleurodese ist wohl auch keine Option, da Pleuraspalt zu "nass" und Allgemeinzustand auch keine Vollnarkose erlaubt. Habe das nächste Arztgespräch am Freitagnachmittag, aber die Ärzte haben mir leider nicht sehr viel Hoffnung auf gute Nachrichten gemacht.

Auch wenn sich das jetzt vielleicht sehr merkwürdig anhört, aber ich genieße die Zeit mit meiner Mutter momentan sehr. Da meine Mutter auf Wunsch der Ärzte nicht darüber informiert ist, wie ernst die Lage tatsächlich ist, ist sie einigermaßen entspannt, und schaut ganz zuversichtlich nach vorn ("Ich habe jetzt schon soviel hinter mich gebracht, dann packe ich den Rest auch noch"). Dies ermöglicht uns wirklich schöne Stunden... Das heulende Elend kommt dann erst, wenn ich wieder alleine bin....

Drückt uns bitte die Daumen, dass doch noch alles gut wird!!!!! Sie soll wenigstens eine Chance haben; außerdem darf ich mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn meine Eltern erfahren, dass keine Chemo gegeben werden kann...

Juli

Juli76
24.09.2009, 13:09
Endlich gibt es auch für meine Mutter mal eine positive Nachricht: Quarantäne ist ab sofort beendet; MRSA ist auch im dritten Abstrich nicht mehr nachweisbar!!!!:) Meine Mutter freut sich so... endlich muss sie keine "Marsmenschen" mehr sehen!!

Ich hoffe, der kleine Aufwärtstrend hält an, und es folgen Morgen noch mehr positive Nachrichten!!

Gruß

Juli

Siby
24.09.2009, 19:57
Hallu Juli!
Es geht mit kleinen Schritten voran.
Da werde ich natürlich weiterhin die Daumen drücken, daß es so weitergeht.
LG Siby

Lizzy54
24.09.2009, 23:04
Liebe Juli,

wie schön, daß es Deiner Mutter nun doch etwas besser geht. Meine Daumen sind feste gedrückt, daß es von nun an bergauf geht.

LG
Lizzy

BirgitL
25.09.2009, 08:54
Liebe Juli,

es sind die kleinen Schritte,
die uns am weitesten bringen............

in diesem Sinne....alles Gute weiterhin für deine Mutter
Ihr seid auf dem richtigen Weg.....

Nur die Sache ist verloren,
die man selber aufgibt.
Lessing

Weiterhin viel Kraft :knuddel:
und eine erfolgreiche Behandlung

wünscht Birgit:winke:

Juli76
25.09.2009, 21:52
Für meine Mutter gibt es wohl kein Wunder...

Sie wird es nicht in die Chemo schaffen... Hatte heute mein Gespräch im Krankenhaus; der Zustand meiner Mutter ist einfach viel zu schlecht; wenn überhaupt, ist frühestens Mitte November (die OP war am 27.08.!!!!!) an die ersten Chemogabe zu denken, die würde dann natürlich nur in abgespeckter Form verabreicht werden können, dies gehe definitiv zu lasten der Gesamtüberlebenszeit; ... meine Mutter sei sogar so schwach, dass eine Entlassung nach Hause in Frage gestellt sei ("Haben sie sich schon mal Gedanken über eine Kurzzeitpflege gemacht? Nein, eine AHB oder Reha kommt in dem Zustand leider nicht in Betracht"). Das hört sich jetzt alles sehr, sehr kalt an, so war es tatsächlich aber nicht. Mir fehlen momentan einfach nur die Worte.... Es tut so unendlich weh...

Außerdem ist meine Mutter heute nocheinmal operiert worden. Man hat doch den Versuch einer Pleurodese unternommen, da die Thoraxdrainage seit gestern nicht richtig gearbeitet hat; eine erneute Punktion wollte man ihr auch nicht zumuten (bei der letzten war ich dabei, und durfte ihre Hand halten, aber das ist eine andere Geschichte)...Danach wäre sie um Haaresbreite fast wieder auf der Intensivstation gelandet.

H I L F E!!!!

Ich bin zur Zeit so kopflos; kann ich irgendetwas tun? ist das auch eine situation für eine Zweitmeinung, wenn ja, wo muss ich hin etc...

eine absolut traurige

Juli

Siby
26.09.2009, 20:03
Liebe Juli! Lass dich mal in den Arm nehmen und drücken.
Ja das ist natürlich keine rosigen Aussicht und du mußt mit dem Schlimmsten rechnen.
Aber jetzt ist es sehr wichtig deiner Mama noch eine schöne Zeit zu geben und sie zu unterstützen.
Ich wünsche euch alles Gute und ganz viel Kraft, sowie noch recht gute Tage miteinander.
Sei ganz lieb gegrüßt :pftroest:
Siby

Juli76
28.09.2009, 09:42
Liebe Siby,

danke für Deine tröstenden Worte. Ja, ich werde versuchen, dass die kommende Zeit für meine Mutter so schön wie irgendwie möglich wird. In eine Kurzeitpflege werde ich sie nicht geben!!!!!!!!! Niemals!!!!!!!! Zur Not versuche ich mich einige Wochen freistellen zu lassen; vielleicht kommt sie dann wenigstens für kurze Zeit noch einmal auf die Beine.... Auch wenn es total bescheuert ist, ich bete nach wie vor für ein Wunder; auch wenn es jetzt ein bißchen größer sein muss.....

Lieben Dank auch an alle anderen!!! Ihr seid so tapfere Kämpferinnen, und habt trotz Eurer eigenen Sorgen und Nöte immer ein offenes Ohr für andere... Lizzy54, Orchidee, Juli95, Vintage, Birgit L und all die anderen, ich wünsche Euch Kraft und das bißchen Glück, das meine mutter wohl leider nicht haben wird. Fühlt Euch ganz, ganz fest gedrückt!!!!!

Meiner Mutter geht es zur Zeit sehr schlecht; die Pleurodese zollt schmerzmäßig ihren Tribut... psychisch geht es langsam abwärts, was vor allem wohl an den Schmerzen liegt und langsam schleicht sich eine böse Vorahnung in die Gedanken meiner Mutter... es ist grausam. Ich versuche so gut es eben geht zu helfen, spreche mit den Ärzten (meine Mutter hat eine Aversion gegen Schmerzmittel, und verharmlost daher ihre Schmerzen gegenüber den Ärzten....), unterstütze meine Mutter etc..... ich will aber mehr tun!!!! Welche Behandlung kann man jetzt noch versuchen, wie ist eine medzinische Unterstützung möglich, wo muss ich hin????? Es kann doch gar nicht sein, dass man nichts tun kann....


eine traurige

Juli

P.S.: ich schreibe hier, und nicht im Angehörigenforum, da es mir in 1. Linie nicht um mich, sondern um meine Mutter geht; ich hoffe auf Tipps von Betroffenen; vielleicht hat der ein oder andere ja eine Idee, was man medizinisch in so einer situaion noch tun kann!!!

frieda3
28.09.2009, 13:19
liebe juli76,

gibt es vielleicht eine palliativ-station in eurer nähe? oder einen palliativ-mediziner? ich persönlich war hier in essen im ruhrgebiet mal auf einer veranstaltung des palliativ-netzwerkes und habe auch mal eine zweitmeinung eines ausgewiesenen palliativ-mediziners eingeholt, obwohl ich momentan in einer guten sitation bin. das war ein unterschied im positiven sinne und ein qualitätssprung nach oben, was das empathievermögen angeht und auch das wissen. deine mutter braucht jetzt gezielt hilfe.
offen gestanden verstehe ich immer nicht, dass diese hilfe nicht vom kh ausgeht bzw. darauf hingewiesen wird.
leider ist mir nicht bekannt, wo du wohnst. google doch mal danach.

alle kraft der welt
in gedanken an deiner seite
frieda3

Juli76
05.10.2009, 09:12
Hallo Ihr Lieben,

ich brauche Euren kompetenten Rat:

meiner Mutter geht es unverändert schlecht.... kräftemäßig geht leider gar nichts, und die Pleurodese hat wohl auch nicht richtig funktioniert; aber das kennen wir ja schon; warum soll es links gehen, wenn es rechts schon nicht funktioniert hat....:( Das wirkliche Problem ist jetzt aber folgendes: seit mehreren Tagen hat meine Mutter nach dem Stuhlgang starke Blutungen (hellrot) im After/ aus dem After / Enddarm o.ä. ... die Ärzte sehen hierin keinen keinen besonderen Grund zur Beunruhigung, da gerade der Enddarm nach umfangreicher Darmresektion stark verklammert sei, da sei es dann normal, dass es beim Stuhlgang zu kleineren Verletzungen mit anchließenden Blutungen komme...:confused: Ich kann das aber gar nicht glauben, schließlich ist das Problem erst einige Wochen nach der OP aufgetreten; außerdem frage ich mich, warum hier nur per Augenschein diagnostiziert wird??!!

Kennt jemand das Problem von seiner eigenen OP? Welche Untersuchungen haltet Ihr in dieser Situation für sinnvoll?

Vielen Dank!

Juli

Juli76
05.10.2009, 09:45
Gerade kam der Anruf aus dem Krankenhaus: die Blutungen machen den Ärzten jetzt doch Sorgen:eek:; morgen früh gibt es eine Endoskopie... meine Mutter ist fix und fertig... :(

Trotzdem würde mich immer noch interessieren, was Ihr davon haltet, und wer ähnliche erfahrungen gemacht hat!!!!
traurige Grüße

Juli

Steffel
05.10.2009, 18:08
Liebe Juli,

ich kann Dir leider keine richtige Antwort geben, weil ich damit keine Erfahrungen habe. Aber da diese Blutungen doch wohl in erster Linie mit dem Darm zusammenzuhängen scheinen und nicht unmittelbar mit dem EK, wäre es evtl. eine Möglichkeit, mal im Darmkrebs-Forum nachzufragen? Ich könnte mir vorstellen, dass dort mehrere Leute ähnliche Probleme haben.

Ich wünsche Euch, dass Deiner Mutter schnell geholfen werden kann!!

Alles, alles Gute,
Monika

Juli76
06.10.2009, 10:28
Liebe Monika,

stimmt, da hätte ich auch selbst darauf kommen können :(! Da aber heute schon die Endoskopie stattfindet, werde ich erstmal abwarten, was sich ergibt... Hoffentlich ist alles ganz "harmlos". Meine mutter steht nämlich an der Grenze ihrer Belastbarkeit... eine weitere OP wäre nicht nur psychisch eine Katastrophe...:weinen:

Dir wünsche ich für die jetzt anstehende Chemo alles, alles Gute!!! Meine Daumen sind jedenfalls ganz feste gedrückt!!!!!!

Liebe Grüße

Juli

Juli76
08.10.2009, 13:53
Ich werde langsam wahnsinnig... es passiert einfach nichts: keine Verschlechterung (das wäre ja prinzipiell ganz gut) aber es kommt eben auch zu keiner Verbesserung... meine Mutter liegt jetzt seit über 7 Wochen wie ein Häufchen Elend in der Klinik, und kommt einfach nicht auf die Beine...:weinen::weinen::weinen:

Um ihr etwas Pespektive zu gegen, ist jetzt eine AHB (ab 20.10) geplant; ob die jedoch tatsächlich durchgeführt werden kann, ist zur Zeit mehr als fraglich...

Das darf doch alles nicht wahr sein!!! Irgendetwas muss doch passieren; natürlich ist mir völlig bewußt, dass eine Chemo kein Spaziergang ist, aber... so passiert doch gar nichts...

"Abwarten, vielleicht..." ich kann es nicht mehr hören!!! Es muss doch irgendeine medizinische Lösung geben!!! Hier sind soviele unterschiedliche Menschen, und soviele unterschiedliche Geschichten vertreten, ich verstehe einfach nicht, dass jeder für sich einen Behandlungsweg (-versuch) findet, und dass es nur für meine Mutter keinen geben soll. Versteht mich bitte nicht falsch, ich weiß dass alle Betroffenen (und auch Angehörige) einen schweren Weg gehen, und mit Sicherheit oft traurige und schwere Momente erleben, ich habe aber dass Gefühl, dass hier niemand ist, der gar nicht erst losgehen konnte. Das macht mich schon ziemlich unsicher... Ist die Einschätzung der Ärzte bezüglich der Situaion meiner Mutter richtig (mit Sicherheit, ich sehe sie ja selbst täglich)? Kann man wirklich keine Chemo geben? Ist sie tatsächlich nicht AHB-fähig? Zweitmeinung! Woher?.....

traurige Grüße

Juli

flipaldis
08.10.2009, 15:33
Hallo Juli,
ich kann ja verstehen, dass du ungeduldig bist, aber du musst auch die Mediziner verstehen.
Die große OP deiner Mutter im August, der nachfolgende Pleuraerguss, die MRSA-Infektion und alles andere sind schon für einen jungen Körper belastend.
Deine Mutter ist 66 Jahre alt und in dem Alter ist ein Körper nicht mehr so reaktionsfreudig wie ein junger. Ich weiß, als Tochter sieht man seine Mutter durch eine Tochterbrille und wir haben immer vor Augen, wie sie denn mal waren, aber wir sehen oder wollen nicht sehen, dass sie gealtert sind.

Deine Mutter braucht einfach noch etwas Zeit um sich zu erholen, bevor man mit der doch sehr belastenden Chemo beginnt, oder soll sie etwa an den Folgen der Chemo sterben?
OP und Chemo gelungen, Patient tot? Das kannst du doch nicht meinen.
Gib ihr, dir und den behandelnden Ärzten einfach noch etwas Zeit.
Wie ist denn der CA 125 Verlauf bei deiner Mutter?
Daran kannst du doch vielleicht auch in etwa ablesen wie dringlich die Chemo zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist.
Liebe Grüße
flipaldis

Steffel
08.10.2009, 16:19
Liebe Juli,

ich möchte mich auch nur der Antwort von flipaldis anschließen. Weisst Du, wir können hier ja keine eindeutigen medizinischen Ratschläge geben, was Du, was Ihr jetzt tun sollt, sondern nur eigene Erfahrungen und Kenntnisse austauschen.

Warten auf den nächsten Behandlungsschritt macht einen furchtbar mürbe, das hast Du sicherlich auch schon von anderen hier gelesen. Aber es ist genauso wie flipaldis schrieb, bei einer so belastenden Behandlung wie einer Chemo kann nicht einfach drauflosmarschiert werden, wenn der allgemeine Zustand es nicht zulässt. Ich weiss auch von einer älteren Frau mit EK, bei der eigentlich eine OP anstand und die sagte, aufgrund ihres Zustands geht das z. Zt. nicht. Das ist leider nicht ungewöhnlich.

Hast Du Dir schonmal überlegt, ob evtl. Nahrungsergänzungsmittel, z. B. Orthomol, eine Möglichkeit wären, Deine Mutter wieder aufzupäppeln? Es gibt darüber ganz unterschiedliche Meinungen. Es ist das einzige, was mir als Hinweis zu Eurer Situation einfällt.

Viel Kraft für Dich und Deine Mutter
wünscht Dir
Monika

Lizzy54
08.10.2009, 19:34
Liebe Juli,

es tut mir sehr leid, daß Deine Mutter noch immer so geschwächt ist.
Deine Sorgen und Ängste laßen sich sehr gut nachvollziehen.
Nun weiß ich nicht, in was für einer Klinik Deine Mutter untergebracht ist.
Angesichts der Komplexität der Erkrankung würde ich vielleicht doch eine Zweitmeinung einholen. Das aber nur, falls sie nicht bereits in einem der EK-Zentren untergebracht ist.
Wiesbaden, die Charite in Berlin und das Klinikum rechts der Isar in München werden hier immer wieder als sehr kompetent genannt.

Dir und Deiner Familie wünsche ich sehr viel Kraft, Deiner Mutter eine baldige Besserung.

LG
Lizzy

Juli76
09.10.2009, 16:41
Ihr habt ja recht... was nicht geht, geht natürlich nicht. Es ist auch gar nicht meine Intention, unbedingt eine Chemotherapie einzuleiten; ich sehe ja schließlich selbst, dass meine Mutter kräftemäßig am Boden liegt, und diese nicht verkraften würde... Es macht mich nur so unglaublich traurig, hilflos daneben zustehen, und einfach nichts tun zu können... natürlich versuche ich meiner Mutter so gut es eben geht psychisch beizustehen, ich würde halt nur so gerne auch "medizinisch" helfen. Ek in diesem Ausmaß ist zwar eine absolut ernstzunehmende Angelegenheit (die Ärzte haben mir ja schon Anfang an gesagt, dass eine kurative, und damit heilende, Therapie nicht möglich ist), ich kann einfach nur nicht begreifen, dass meine Mutter noch nicht einmal eine Chance haben soll... nach Diagnosestellung hatte ich wenigstens gehofft, die vielzitierte Lebensqualität wenigstens noch eine Zeitlang mit meiner Mutter / für meine Mutter zu haben... aber wer weiß, vielleicht passiert unser kleines großes Wunder...

Steffel hat es auf den Punkt getroffen, die Warterei auf die nächsten Behandlungsschritte ist einfach zermürbend; ich weiß ja aus euren Threads, das es allen Angehörigen und Beteiligten so geht... es ist aber eine ganz andere Sache, dies zum 1. mal selbst zu erleben...

@Lizzy54
Meine mutter ist leider nicht in einem der tollen EK-Zentren, nach Verdachtsdiagnose war leider keine Zeit mehr für eine Verlegung. Meine Mutter hatte aufgrund ihrer Pleuraergüsse höchste Atemnot; Punktion hat hier nichts mehr gebracht, deshalb wurden schon kurz nach KH-Einweisung Thoraxdrainagen gelegt, und dies hatte Auswirkungen auf die Transportfähigkeit meiner Mutter (nächstes EK-Zentrum etwa 200 km entfernt)... Außerdem hätte meine mutter eine Verlegung niemlas zugestimmt, "unser KH" genießt hier einen ausgezeichneten ruf, um meine Mutter davon zu überzeugen, dass sie hier mit EK aber wohl nicht so optimal versorgt werden kann, hätte man sie schonungslos über EK und die damit einherhende Prognose aufklären müssen... ob das aber so sinnvoll gewesen wäre, wag ich mal zu bezweifeln... aufgrund der Atemnot hatte meine Mutter wahnsinnige Panikattacken, die ein "Vorhoflimmern" ausgelöst haben... Hätte man ihre Panik jetzt noch verstärkt, hätte man eventuell noch ungünstigere ausgangsvoraussetzungen für die anstehende Op und die damit einhergehende Narkose geschaffen... Das war damals so die Wahl zwischen Pest und Cholera... Da dann tatsächlich auch keine RO, sondern nur eine R2, OP durchgeführt werden konnte, ist natürlich jetzt das "hätte, wenn und aber" meinerseits groß! Das läßt sich jetzt aber leider auch nicht mehr ändern... Sch...!!!!

@ all:
Das muss jetzt mal gesagt werden: es ist unglaublich toll, dass ihr alle soviel Verständnis und Mitgefühl für andere habt, obwohl ihr selbst als Betroffene und Angehörige wohl auch genung mit euren eigenen Sorgen und Nöten zu tun habt... Ich verfolge eure Geschichten; bin mit euch traurig, freue mich mit euch etc. habt jedoch bitte Verständnis, dass ich mich nicht überall mit eigenen Beiträgen engagieren kann. Ich drücke aber jedem einzelnen von euch die Daumen, und wünsche ihm kraft, und das bißchen Glück, das auch wir gebrauchen können!!!

Juli

Steffel
10.10.2009, 13:28
Liebe Juli,

bitte berichte doch mal wieder, wie es Deiner Mutter geht. Es wäre so schön zu hören, dass sie wieder Kräfte sammelt und es bergauf geht.

Du schreibst, sie ist in "Eurem KH" welches einen ausgezeichneten Ruf geniesst. Weisst Du, sich auch menschlich im "Krankenhaus um die Ecke" gut aufgehoben zu fühlen, das ist vielleicht genauso wichtig wie in einem der bekannten EK-Zentren zu sein. Und schlussendlich kann auch die Behandlung in einem angeblich erstklassigen KH keine Garantie sein, dass sie die optimale Behandlung ist.

Alles Gute für Dich und Deine Mutter
Monika

Juli76
21.10.2009, 13:40
Leider gibt es immer noch keine wirklich guten Nachrichten. Zwar hat sich der Zustand meiner Mtter leicht gebessert, jedoch bringt sie das nicht wirklich weiter... aber der Reihe nach:

Nachdem zunächst Entwarnung wegen der Darmblutungen gegeben worden ist, wurde es richtig dramatisch. Es hörte gar nicht mehr auf zu bluten, die Blutwerte gingen in den Keller und es wurde eine erneute Darmspiegelung angesetzt (bei der 1. Darmspiegelung konnten nur die letzen 15 cm des Darms besichtigt" werden; das hatte uns zum damaligen Zeitpunkt aber keiner gesagt...). Leider hat aber das Abführmittel nicht die gewünschte Wirkung erzielt, die Spiegelung konnte erst 3 Tage später als geplant durchgeführt werden. Bis dahin hieß es Nahrungsentzug und Unmengen an Abführmitteln schlucken... Die verfehlten ihre Wirkung zwar nicht, aber verursachten eine weitere Schwächung meiner Mutter... Da nach der Darmspiegelng aber feststand, dass es Probleme im Bereich der Darmnaht gibt, und jetzt eine medikamentöse Behandlung notwendig ist, konnten so wenigstens die Blutungen gestoppt werden... Dies wiederum hatte zunächst positive Auswirkungen auf den Allgemeinzustand meiner Mutter; die psychische Belastung wegen der Bltungen hat sie doch arg nieder gedückt... Nachdem dann endlich auch die Thoraxdrainage gezogen werden konnte, habe ich schon fast daran geglaubt, dass es jetzt aufwärts geht. Auch die Ärzte wurden etwas optimistischer... man wolle jetzt doch eine i.v. Chemotherapie wagen; zwar komme immer noch nicht der Goldstandard in Frage, aber man könne es ja mal mit Carboplatin mono in abgeschächter Dosis 1 x wöchentlich versuchen; sie sei auf einem guten Weg, und man könne sich vorstellen, dass sie nach der AHB (die auf den 28.10 verschoben wurde), die nötige Kraft für eine abgeschächte Chemo habe...

Tja, so weit, so gut. Seit gestern ist meine Mutter jedoch wieder im Sinkflug... rezidiviernde aszites, Herzrythmusstörungen, Darmblutungen ect.
Jetzt heißt es wieder warten und hoffen. Ich darf gar nicht daran denken, wenn keine kurzfristige Besserung eintritt, muss die AHB abgesagt werden, kann die chemo nicht durchgeführt werden, ist eine aszitespunktion notwendig...

traurige Grüße

Juli

Steffel
21.10.2009, 19:46
Liebe Juli,

das tut mir so leid zu hören. Ich hatte gehofft, dass es mit ganz kleinen Schritten bei Deiner Mutter aufwärts geht. Ich glaube, sie muss aber dennoch eine sehr starke Frau sein, nach allem was sie bis jetzt schon ausgehalten hat! Allein schon drei Tage auf eine Darmspiegelung warten, das hört sich horrormäßig an.

Ich wünsche Euch, dass es doch endlich langsam bergauf geht und Deine Mutter noch Kraftreserven übrig hat. Ich finde es so hart, was sie nach Deinen Schilderungen schon alles durchgemacht hat.

Ich weiss nicht, wie Du bzw. Deine Mutter zu Homöopathie oder ähnlichem steht. Wäre das für Euch eine Möglichkeit, auf so einer sanften Schiene mal zu versuchen, Deiner Mutter etwas Gutes zu tun, sie zu stärken? Ich bin auch nicht überzeugte Anhängerin von Homöopathie- oder Bachblüten oder was es da alles so gibt, aber in so einer schweren Situation würde ich vielleicht doch etwas aus der Ecke probieren. Und wenn es nur der Glaube daran ist... der ja bekanntlich Berge versetzen kann....

Liebe Juli, ich wünsche Euch viel Kraft weiterhin und dass Du doch mal was Positives berichten kannst!

Viele Grüße
Monika

Juli76
22.10.2009, 09:41
Liebe Monika,

ja, meine Mutter ist eine verdammt starke Frau! Sie hat bisher nicht aufgegeben, und wird es auch jetzt nicht tun, auch wenn der Weg verdammt steinig ist. Das ist auch der Grund, warum ich hier, und nicht im Angehörigenforum schreibe. Es geht mir nicht um mich und meine Gefühle, sondern um Hilfe für meine Mutter. Sie selbst kann sich ja nicht mit Euch austauschen... Eure Geschichten geben mir und damit auch meiner Mutter Kraft, und den Mut nicht aufzugeben. Manchmal hilft es nämlich sehr, zu wissen, dass auch andere diesen Weg gehen, und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Durch Eure Geschichten, im negativen wie auch im positiven, ist man eher bereit, zu Glauben, man kann es schaffen. die Ärzte meiner Mutter versuchen zwar hier ihr bestes zu geben, aber die Waagschale schlägt hier leider mehr zu Gunsten der Realität als zu Gunsten des Wunders aus... Und wenn ein Arzt sagt "ja, vielleicht, wenn ein kleines/großes Wunder geschieht" klingt das irgendwie doof. Es ist etwas ganz anderes, wenn man die betroffenen Fraen dann selbst hört. Dann verlieren die schlechten Nachrichten ihren Schrecken, und die guten Nachrichten bekommen einen ganz anderen Stellenwert.

Ich setze zwar voll und ganz auf die Schulmedizin, aber Tipps und Tricks nebenher können nicht schaden. Homöopathie, Nahrungsergänzungsmittel etc... ja, Glaube kann Berge vesetzen!!! Ich habe schon eine verdammt lange Liste; der Onkologe wird seine helle Freude an mir haben:rotier: Aber ich denke, es ist sehr wichtig, abzuklären, ob Kontraindikationen etc bestehen, Alternativmedizin soll ja helfen, und nicht schaden...

Leider habe ich in den letzten Wochen die Erfahrung machen müssen, dass auch der verständnisvollste Arzt meist nach Schema 08/15 arbeitet... Die haben alle ihren Standardplan, wenn der auf den konkreten Patienten aber nicht anwendbar ist, wird es haarig. Die Entwicklung von Alternativen, ich meine hier nicht Alternativmedizin, nimmt wohl eine Menge Zeit in Anspruch. Im Falle meiner Mutter mußten sich immer wieder Internisten, Gynäkologen und Chirugen zusammensetzen... Wenn ich da nicht so hartnäckig hinterhergesessen hätte, würde meine Mutter heute nicht da stehen, wo sie steht. Der Chef der Gyn hat mir vor ein paar Tagen mal gesagt, dass ich im positiven Sinne anstrengend wäre; jedes unserer Gespräche würde ihn richtig ins rotieren bringen, meine Einwände seien nämlich "leider" nie von der Hand zu weisen, und hätten manche seiner Entscheidungen beeinflußt..(ich bin halt gut informiert; Medizinrechtlerin mit hervorragendem ärztliche Netzwerk, da ich beruflich auf Behandlerseite stehe) Mir geht dabei nie ein Satz aus dem Kopf, den ich hier mal gelesen habe "Macht euch zu eurem Anwalt; vertretet eure Interessen, es geht um euer Leben". Da ist viel Wahrheit dran; tja, und da meine Mutter das nicht kann, mach ich es eben!!! :o

Meine Mutter wird tatsächlich morgen entlassen, am 28.11. geht es dan in die AHB... Drückt uns bitte die Daumen!! Auch ich möchte endlich mal positive nachrichten verkünden! Bei allem Realismus möchte ich nämlich nach wie vor an ein Wunder glauben...

Euch, und ganz besonders Dir, liebe Monika, wünsche ich Kraft, Mut und Zuversicht; genießt die schönen Augenblicke, den sie tragen uns durch die schweren Zeiten... Aber ich denke, hier weiß jeder, wovon ich spreche..

Liebe Grüße

Juli

HeikeL
22.10.2009, 10:29
Liebe Juli 76 !

Es tut mir sehr leid, dass Deine Mutter einen so schwierigen Verlauf hat und vorerst nicht in der Verfassung ist, die Standard-Chemo zu bekommen, aber ich möchte etwas zu der Einstellung zur Krankheit sagen, möchte aber vorab betonen, dass es meine Einstellung dazu ist.

Ich habe grundsätztlich ein Problem mit den Termini "aufgeben" oder "kämpfen".
Ich frage mich, was "aufgeben" heißen soll. Wenn es bedeutet, sich nicht hängen zu lassen, kann ich nur beipflichten, dass es eine positive Sache ist. Wenn es dagegen heißen soll zu verneinen, dass man sich eventuell auf den letzten Weg macht, sehe ich es für mich anders.

Unser aller Leben ist endlich und davor kann man die Augen nicht verschließen. So schwer es auch ist, mir hat es sehr geholfen, meine Krankheit zu akzeptieren, mich darauf einzustellen, dass ich die meiste Zeit meines Lebens hinter mir habe und dass ich in relativ absehbarer Zeit sterben werde, es sei denn, es geschieht dieses besagte Wunder, was doch sehr unwahrscheinlich ist.

Auch möchte ich nicht kämpfen. Ein "Kampf" würde mir zu viele wertvolle Energien rauben, die ich viel besser zum Leben gebrauchen kann. Was widerum nicht heißen soll, dass ich resigniere, nein im Gegenteil, ich stelle mich der Situation.

Nun bin ich in einer ganz anderen Situation als Du oder Deine Mutter, es ist natürlich überhaupt nicht miteinander vergleichbar ( obwohl ich auch schon sehr lange totgesagt bin).

Jede(r) muss seinen Weg finden, mit der Krankheit umzugehen. Vor allem die Betroffenen selbst. Oftmals -nicht immer- ist die Sicht von Angehörigen eine ganz andere als die der Betroffenen und die Betroffenen möchten auch den Angehörigen nicht die Hoffnung nehmen, obwohl sie eventuell anders darüber denken.

Ich glaube aber, Ihr seid auf einem guten Weg.
Wichtig ist Ehrlichkeit, auch wenn sie bitter ist.

Ich wünsche Dir und Deiner Mutter alles, alles Gute und dass sie nach der Reha in der Lage sein wird, Ihre Chemo durchzuziehen.

Liebe Grüße
Heike

Steffel
23.10.2009, 13:34
Liebe Juli,
liebe Heike,

danke an Euch, aus Euren zwei ganz verschiedenen Beiträgen konnte ich so viel mitnehmen.

Juli, was Du in Deinem ersten Absatz über die verschiedenen positiven und negativen Geschichten der Frauen hier geschrieben hast spricht mir voll aus dem Herzen. Genau daraus beziehe ich auch meine Kraft, weiterzugehen und nicht zu resignieren. Aus erster Hand zu hören bzw. zu lesen, was doch noch alles möglich ist.
Und Deine Gedanken zum Schema 08/15, genau das Gleiche ging mir auch vor einiger Zeit durch den Kopf. Allerdings in dem glücklichen Zusammenhang, dass ich seit einiger Zeit bei zwei Onkologen in Behandlung bin, bei denen es so NICHT ist und mir zum ersten Mal bewusst wurde, was für ein gutes Gefühl es ist, sich als ganz individueller Krebspatient betrachtet zu fühlen.

Es hat mir auch sehr gutgetan wieder zu hören, wie wichtig es ist, notfalls hartnäckig zu sein und für sich einzustehen. Das wurde hier schon öft erwähnt, kann garnicht oft genug erwähnt werden. Du hast es jedenfalls ganz eindringlich rübergebracht und ich glaube, Deine Mutter könnte keine stärkere "Kämpferin" zur Seite haben - wenn Du auch noch Medizinrechtlerin bist, da könntest Du uns hier ja sogar noch einiges erzählen.

Bitte gibt doch mal wieder Bescheid, wie es Deiner Mutter geht - und Dir natürlich auch!!


Liebe Heike,

Dir wollte ich schreiben, dass Du genau das ausdrückst, worüber ich mir auch schon oft Gedanken gemacht habe. Dieses Wort kämpfen, das ich im Zusammenhang mit Krebs so verabscheue. Es ist genau so, wie Du es in Deinem 2. Absatz ausgedrückt hast. Ich hatte mal einen langen Bericht hier über "Kampf gegen den KRebs" geschrieben, doch Du hast das viel besser in Deinen paar Sätzen ausgedrückt.

In einem anderen Forum hier habe ich zufällig den Bericht einer Tochter über den Weg und dann den Tod Ihres Vaters durch Krebs gelesen. Dass er seine verbleibende Zeit sehr intensiv genossen hat, behandlungsmäßig getan hat was ging und als nichts mehr ging, sich in Ruhe und Würde und ohne Hadern auf seinen letzten Weg begeben hatte. Sie schrieb dann, rückblickend, den wunderbaren Satz, dass ihr Vater den Kampf gegen den Krebs eigentlich nicht verloren, sondern gewonnen hätte.
Das hatte mich sehr beeindruckt.

Ich bin auch darauf eingestellt, nur noch eine begrenzte Zeit zu leben wenn kein Wunder geschieht, wie Du geschrieben hast. Da es mir, wofür ich sehr dankbar bin, auch körperlich noch immer gutgeht, fällt es mir leicht, viel leichter als zu Beginn der Krankheit, im Hier und Jetzt zu leben und wirklich jeden Tag auf seine Weise zu genießen - im Bewusstsein, dass dies ein Geschenk ist. Wenn es dann irgendwann mal soweit ist, hoffe ich, den letzten Weg auch in Ruhe und Würde beschreiten zu können.

Es tut so gut zu hören, dass andere gleiche Gedanken/Meinungen haben - und sie, wie Ihr jetzt, auch noch viel besser ausdrücken können, auf den Punkt bringen.

Herzliche Grüße und
schönes Wochenende,
Monika

Babe855
25.10.2009, 13:17
Hallo,
meine Mama ist am 9.10.2009 operiert worden, und man hat bei Ihr auch EK festgestellt. Ich weiß nicht wie ich mit der ganzen Situation umgehen soll.
Wer weiß Rat! Danke Grüße aus Bochum:huh:

Heiderose
26.10.2009, 10:03
Hallo Babe858,

kannst Du uns etwas mehr Informationen geben. In welchem Stadium wurde der Tumor erfaßt, was ist an Nachbehandlung geplant, bekam Deine Mutter bereits Chemo vor der OP, wie ist ihr Allgemeinzustand jetzt, bekommt sie schon Chemo im Anschluß, etc.?


Alles Liebe Heiderose

Babe855
30.10.2009, 23:29
Ich weiß darüber gar nicht so genau Bescheid, Sie ist erst operiert worden weil man bei Ihr Wasser im Bauch festegestellt hat. Dann halt die OP und jetzt am 03.11 bekommt sie die erste Chemo intravenös. Mehr weiß ich leider nicht aber es war wohl bösartig aber "nur" die Eierstöcke betroffen, Ihr Tumormarker lag zuletzt bei 26.
Gruß Babe

Juli76
13.11.2009, 16:48
Habe mich jetzt länger nicht gemeldet... war einfach zu stressig. Jetzt aber ein kleines update zur Situation meiner Mutter:

Und wieder kam alles anders als gedacht... meine Mutter wurde zwar tatsächlich am 23.10 nach über 9 Wochen aus dem KH entlassen, in die AHB hat sie es dennoch nicht geschafft. Ich hatte für meine Mutter kurz vor AHB-Antritt einen "Kennenlerntermin" bei einer onkologischen Schwerpunktpraxis vereinbart. Hier sollte festgelegt werden, wie es chemotherapeutisch für meine Mutter nach der AHB weitergeht. der Onkologe hat meiner Mutter jedoch dringend von der AHB abgeraten, und zum sofortigen Beginn der Chemotherapie geraten ("Verlieren sie keine Zeit, AHB müssen sie aller Wahrscheinlichkeit nach abrechen, aszites kann nur durch Chemo gestoppt werden etc.). Meine Mutter hat sich dann dieser Empfehlung angeschlossen, und am nächsten Tag ging es dann auch schon sofort mit der Chemo los. Hier gab es dann zu meiner großen Überraschung Carboplatin und Taxol; zwar in abgeschächter Form, aber immerhin. Auf meine überraschte Nachfrage teilte man mir mit, dies sei die einzige chance meiner Mutter; KH-Empfehlung hin oder her; chirugisch mag das KH meiner Mutter zwar ganz ok sein, onkologisch hätten die aber keine Ahnung... ich solle nur mal in den Entlassungsbericht schauen (adjuvante Chemotherapie in der Palliation)... War mir zwar auch aufgefallen, hab dem aber keine weitere Bedeutung beigemessen... Naja, dann also jetzt Chemo... hat meine Mutter dann auch soweit "gut" vertragen, die Nebenwirkungen hielten sich wirklich in Grenzen (kein Erbrechen, lediglich allgemeine Mattigkeit). Das Unheil kam jedoch von anderer Seite. Aszites!! Seit KH-Entlassung muss meine Mutter alle 4-5 Tage punktiert werden, anders ist es für sie nicht auszuhalten... Da es ihr auch kaum möglich ist, vernünftig zu essen, wird sie außerdem seit 2 Wochen parenteral ernährt...Trotz alledem ist meine Mutter in denletzten wochen extrem abgemagert... sie war zwar immerschon recht schlank, jetzt ist sie aber extrem dürr; es ist nicht mitanzusehen, jedesmal, wenn ich sie in den Arm nehme, bricht es mir das Herz; man spürt jede Rippe und jeden Wirbel... Am dienstag gibt es jetzt die nächste chemo. Ich hoffe so sehr, dass hierdurch endlich die aszites gestoppt werden kann; so kann das doch nicht weitergehen; es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis es zur Sepsis kommt...

Das einzig positive ist zur Zeit tatsächlich die Gefühlslage meiner Mutter. Sie kämpft, und glaubt, dass sie es tatsächlich schaffen kann. Bei Arztgesprächen hört sie nicht so genau hin, bzw. hört nur das, was sie hören will oder interpretiert die Dinge so, wie sie es für richtig hält. Ich mag jetzt keine Diskussion "Kampf oder Akzeptanz" lostreten. Ich denke, hier muss jeder seinen eigenen Weg finden. Außerdem hat auch jeder seine eigene Definition von Kampf bzw. Akzeptanz, und ich denke, jeder sollte das so halten, wie es für ihn das beste ist. Im Falle meiner Mutter darf man aber nicht vergessen, dass sie seit der OP fast völlig flach liegt. Selbst das Aufstehen ist ein Kraftakt.

@ steffel
Danke, dass du fragst, wie es mir geht. Aber ich denke, das gehört nicht wirklich hierher. Die Gefühlslage der Angehörigen ist doch eine ganz andere, als die der Betroffenen. Ich sehe die Situation meiner Mutter sehr differenziert. Auf der rationalen Ebene weiß ich genau was ist, und was kommen wird. Hier kann ich dann auch all das tun, was nötig ist, und meine Mutter unterstützen und begleiten. Auf emotionaler Ebene sieht das aber ganz anders aus. Hier ist immer noch nicht angekommen, was gerade passiert, und was das tatsächlich bedeutet... Und ich finde es einfach zuviel verlangt, dass Betroffene, die schließlich mehr als genug mit sich und ihren Familien zu tun haben, jetzt auch noch mit meinen emotionalen Sorgen und Nöten zu "belästigen". Da ist man im angehörigenforum wahrscheinlich wirklich besser afgehoben. Da kann dann jeder Betroffene selbst entscheiden, ob er sich die geschichten "antun" will. (ich bin da zur Zeit nicht aktiv)

Viele Grüße Juli