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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : umgang mit angehörigen


08.11.2001, 09:20
hallo ich suche menschen die genauso in einer situation sich befinden wie ich oder es schon teilweise hintersich haben.

also vorab etwa vor einer woche hat sich herausgestellt das meine (halb-)schwiegermutter (50jahre alt) ein bösartigen angiosarkom im unterem bauchbereich (ca. 15 cm groß) hat.

sie wurde am montag 05.11.2001 im essen-uniklinkum sofort operiert dabei wurde ihr ein stück darm entnohmen. meinen freund wurde vom arzt gesagt das sie jetzt abwarten müßten, ob der darm sich hält und sich in den nächsten wochen evtl. weitere bösartige tumore bilden gleichzeitig meinte er auch, das sie nicht mehr lange zu leben hätte und sie höchstwahrscheinlich nur ein jahr hat (die genau worte kann ich nicht mehr schreiben aber so meinte er es).

ich kann all das gar nicht glauben, es kommt mir alles so unrealistisch vor. ich habe mich auch noch nie mit so einer situation befaßt (Krebs,Tod), da es noch nie so ein fall bei uns in der familie gab.
ich weis zur zeit nicht wie ich meinen lieben freund seiner familie und ganz besonderes seiner mama am besten helfen bzw unterstüzen kann. ich hab angst das ich mit allen irgendwie falsch umgehe. heut z.B fragte mich mein freund wie es mir ginge und ich mußte natürlich losweinen, als ob er nicht schon genug sorgen hat und jetzt komm auch noch ich obwohl ich die jenige sein müßte die ihm seine trauigkeit wegnehmen müßte.

schlimm finde ich das ich die ganze zeit im inneren glaube das meine halb-schwiegermama bald wieder gesund wird nur von vielen anderen freunde und bekannten einschl. ärtze höre das sie "schlimm" sterben wird (verenden waren die worte von freunde denen es ähnlich in der familie ergangen ist). was soll das??? langsam denke ich das auch (bin volldurcheinander mit meinen gefühlen). daher bitte ich um rat wie es am besten zu meistern ist oder wie einige ihre erfahrungen gemacht haben. viel dank schon mal im voraus.

08.11.2001, 22:11
Hallo,
da ich sehr gut nachvollziehen kann, wie es Dir jetzt gehen muß, versuche ich ein paar Worte, die Dir helfen könnten, zu finden.
Ich bin zwar eher in der Situation Deines Freundes, meine Ma ist seit über 3 Monaten schwer krank und wir müssen auch mit der Diagnose Krebs leben. Auch ihre Chancen stehen schlecht und der Arzt ist ratlos und sagt, er könne kaum noch etwas tun, bzw. ist das die Meinung mehrerer Ärzte. Komischerweise habe auch ich irgendwie das Gefühl, dass es das noch nicht gewesen sein kann, meine Mama ist erst 58 ! Ich habe eine sehr starke Bindung und ein enges Verhältnis zu ihr, sie ist der liebste und beste Mensch für mich ! Sie zu verlieren war für mich immer die allerschlimmste Vorstellung, seit ich denken kann ! Schon bei dem Gedanken, dass es eines Tages soweit sein wird, schossen mir die Tränen.
Also, zu Dir. Hilf' Deinem Freund und seiner Mutter wo Du nur kannst, ich fühle mich am wohlsten, wenn ich zu tun habe, den Haushalt meiner Eltern mitführe, Essen koche, meine Ma versorgen (Tee kochen, für Ablenkung sorgen etc.) und zum Glück unterstützt uns mein Freund auch wo er nur kann.
Mach' einfach, was DU meinst, so falsch kann es nicht sein ! Ich habe in der letzten Zeit gelernt, dass einen das eigene Gefühl am besten leitet ! Ich bin so froh, in vielen Augenblicken da gewesen zu sein und bin jeden Tag bei meinen Eltern.
Nutze, dass sie "noch" da ist, das baut mich auch zur Zeit auf. Natürlich muß man auch traurig sein können, aber man muß einfach froh sein darüber, wie es im Moment noch ist...

Alles Gute, Sabine

09.11.2001, 11:08
hai sabine,
danke erstmal fürs aufmuntern. ich versuch meinen freund und seiner familie soweit wie möglich entgegen zukommen,aber es ist nicht einfach einzuschätzen mit dem was man macht, ob derjenige dabei wirklich unterstützt wird. zwar sagt mein freund z.b das er froh ist das ich ihm helfe wo es geht,aber er gleichzeitig ein schlechtes gewissen hat das er mich mit seiner wut,agressionen, trauigkeit etc. vollbombadiert, obwohl ich es gar nicht so schlimm empfinde. ich sag ihm das auch, aber er glaubt es nicht und fühlt sich zusätzlich schuldig................

jetzt aber mal zu dir und deiner mum wie gehts euch derzeitig ??? ich hoffe gut. wie geht dein partner und freunde mit der situation um? ich frage mich die ganze zeit was auf uns zukommen wird mit diesen besch... Krebs. derzeitig geht es seiner mama einigermaßen gut aber erstmal abwarten (ob darm hält und keine neue tumore sich bilden) welche art von krebs hat deine mum? meine halb-schwiegermutter wurde februar 2001 uteruskrebs??? festgestellt dabei wurde ihr die gesamte gebärmutter, eierstöck und Lymphdrüsen entnommen.
die diagnose vom arzt war krebsfrei und sie brauchte kein chemo. jetzt acht monate später wird dieser beschissene angiosarkom im unterbauchbereich festgestellt der hochgradig bösartig ist und weltweit nur in neun fälle bekannt sein soll und da fragt man sich warum die ärzte erst krebsfrei als diagnose geben und noch nicht einmal warnen das sich was nachbilden könnte!!!

sabine ich wünsch euch von ganzen herzen das ihr das alles was euch bevorsteht nur gutes ist. gibt deiner mama eine dicke umarmung von mir auch wenn wir uns so nicht kennen. danke!!!

10.11.2001, 17:40
Hallo,
meiner Mutter geht es einigermaßen, man setzt mittlerweile andere Maßstäbe, die andere vielleicht nicht nachvollziehen können. Obwohl meine Mutter nur noch zum Essen und zur Toilette aufsteht und ansonsten vor Schwäche den ganzen Tag auf dem Sofa liegt, finde ich, dass es ihr trotzdem relativ gut geht. Vor einigen Wochen, als ich mit ihr jeden Tag spazieren gegangen bin, hätte ich diesen Zustand als schlecht angesehen ! Aber so bin ich froh, dass es nicht noch schlimmer ist und sie vielleicht gar nicht mehr hoch kommt. Sie verträgt die Chemo gut, hat keine Übelkeit, nur muß sie sehr viele Medikamente einnehmen und jeden Tag 2x Heparin spritzen, weil sie 2 Thrombosen im Sommer hatte.

Und bei Euch ? Das ist toll, dass Dein Freund sich bei Dir "austoben" kann, ich bin auch ständig mies drauf bei mir zu Hause ! Mein Freund ist zum Glück auch sehr geduldig mit mir und gibt mir das Gefühl, dass ich es bei ihm rauslassen kann (obwohl ich das selbst natürlich auch nicht toll finde...)
Aber zusätzliche Probleme, z. Bsp. mit dem Partner kann man sich im Moment nicht leisten, das belastet nur unnötig !
Meine Nerven sind auch ziemlich am Ende, aber irgendwoher kommt doch noch immer wieder Kraft genug, alles zu bewältigen.

Meine Mutter hat Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lebermetastasen, eine OP kam nie in Frage, da zu weit fortgeschritten, nun hoffen wir auf die Chemo...

So, weiterhin alles Gute + tapfer bleiben !
Sabine

23.11.2001, 12:40
Hallo i. und sabine,
auch ich kann mich sehr, sehr gut in eure lage versetzen. ich habe vor einigen tagen meinen paps verloren - lungenkrebs. ich kann euch nur sagen, akzeptiert das, was auf euch zukommt. ihr - als angehörige - könnt es nicht verhindern. die letzten wochen bei meinem paps waren sehr schlimm. ich kam mir oft so hilflos vor, wenn ich vor seinem rollstuhl, gitterbett, etc. saß und ihm bei seinem letzten lebensweg zusehen mußte. das zerrt an den nerven, an den gefühlen und am körper. auch ich war schon nervlich am ende. am liebsten hätte ich ihm den schmerz abgenommen. ich wollte ihm immer helfen, konnte es aber nicht. außer - immer bei ihm zu sein! jede freie minute mit ihm zu verbringen, als wenn es die letzte wäre. bis zur letzten minute habe ich ihm die hand gehalten und gestreichelt. heute bin ich so froh, DAS getan zu haben! obwohl es weh tat - will ich diese zeit nicht missen. d'rum - seid bei ihnen, auch wenn ihr glaubt, sie hören und sehen euch nicht, denn DAS ist ein irrtum. sie spüren es !! und - seid normal, tut das, was ihr für richtig hält. niemand weiß in solch einer situation, wie man sich verhalten soll. hört auf euer gefühl. ich tat es auch - und es hat mich nicht verlassen!
auf alle wünsche ich euch viel kraft und alles gute.
liebe grüße, claudia

24.11.2001, 20:09
Hallo, es wird schwer und immer schwieriger. Ihr braucht viel Kraft und keinen unnötigen Ballast.Man braucht jemanden neben sich der nicht betroffen ist und zuhören kann.Jemanden zum Ausheulen. Ich habe meine Mutter zu Hause bis zu ihren Tod gepflegt und hab dadurch die meistens "Freunde" verloren. Ich hatte einfach keine Kraft für andere, war nicht mehr hilfbereit noch fröhlich. Weil ich all das für für meinen Vater und natürlich meine Mutter brauchte.Und dabei vergißt man sich selbst, fühlt sich schuldig....Also schön auf sich selbst aufpassen und die Kraft von jemandem holen der etwas entfernter ist. Sich gegenseitig vollzuheulen ist auf Dauer tu much.

05.12.2001, 15:37
DANKE AN Sabine, Claudia, Olga für´s anworten.
werd mich genauer melden.(hatte eigtl. schon speziell für jeden von euch was geschrieben aber dieser verfluchter rechner ist mir kurz vorm ende abgestürzt, am liebsten hätte ich es aus dem fenster....)
kurze info ihr gehts wieder nicht gut heute 05.12
4 wochen nach op wurde wieder festgestellt das sich ein tumor gebildet hat.....
sabine, wie siehts bei euch aus was ist eigentlich mit einer hyperthermie-therapie??? und warum kein op trotz fortgeschrittenen tumor??? was macht dein freund?

claudia ich wünsch dir auch alles gute und ich hoffe du bist nicht ganz alleine u das du jemanden hast der dir viel halt nach dem tod deines vaters gibt.

olga, ich finde es wirklich sehr schade das man in solchen situation erst gezeigt bekommt wer wahre freunde sind
ich hoffe das du in deiner situation trotzdem jemand hattes der dir die kraft gab bzw auch noch gibt. denn ich habe gemerk (in den letzten 4 wochen)das es meinen freund und seiner familie wirklich hilft auch wenn ich es am anfang nicht gemerkt habe. ich bin froh das ich wiederum meine freunde und auch solche menschen wie euch habe denn durch solche momente tanke ich wieder viel kraft auf.....

sollte ich mich vor weihnachten nicht melden wünsch euch ein gesegnetes weihnachtfest und ein guten rutsch in neue jahr mit eure familie.

05.12.2001, 19:36
Hallo Ihr !
Meine Mutter hat es leider nicht geschafft !!! Heute vor 2 Wochen ist sie gestorben. Zum Schluß ging es rapide abwärts mit Ihrem Zustand...
Auch wir haben sie bis zum Schluß zu Hause gepflegt, wie sie es wollte. Dienstagmorgens haben wir sie ins Krankenhaus gebracht, sie hat nicht mehr gegessen, mit der Toilette klappte es auch nicht mehr usw.
Mittwoch dachte ich, ach, im Krankenhaus wird sie wieder aufgepäppelt, Tropf, Bluttransfusion etc. und dann geht es wieder für ein paar Wochen...
Ab Mittwochmittag ging es dann stündlich abwärts, kaum noch eigenes Blut, kein Immunsystem mehr, keine Verdauung, einfach schrecklich, die eigene Mutter so leiden zu sehen ! Ihr kennt das ja !!!

Ich hoffe, bei Dir, i., sieht es besser aus. Weihnachten wird so oder so eine schwierige Zeit werden...

Euch alles Gute, bleibt tapfer,
Eure unendlich traurige Sabine

06.12.2001, 09:18
hallo sabine,
das mit deiner mum tut mir sehr leid, ich finde leider keine genaue worte um dir zu schreiben was ich jetzt gerade mit dir fühle.....
ich hoffe, das ihr als gemeinsame familie diese situation gut verarbeitet und euch nicht aufgibt, ich denke das wäre das letzte was sich deine mum gewünscht hätte. sabine, auch wenn du deine mum so leiden gesehen hast, werden dies bilder nicht die schöne momente mit deiner mum überwiegen, behalt sie so wie sie vor ihrer krankheit war. dicke umarmung

meine schwiegermutter wird heute eine ct-untersuchung machen, weil ein anderer arzt bei den wir gestern waren, meinte das es doch wohl kein neuer tumor wäre sondern einige blutergüsse und der andere arzt sich wohl vertan hätte ???? um sicher zu gehen macht sie jetzt diese ct-untersuchung. das brechen etc. käme wohl durch das essen, der körper müsste wohl noch einges verarbeiten. ich hoffe das es so ist anstatt ein neuer tumor.

man wird wirklich hin und her gerissen mit den gefühlen ich hoffe das wir all das gemeinsam gut verpacken... ich werd in den nächsten tagen noch genauere infos schreiben.

kopf hoch! i.m

07.12.2001, 19:16
Hallo, liebe i.,
DAS ist leider auch so eine Sache - die oftmalige Dummheit der Ärzte. Mir kommt oft vor, als ob sie nicht wissen, wie's den Angehörigen geht, wenn sie mal dieses und mal jenes hören. Das ist wie eine Achterbahn - rauf, runter, rauf runter.... Aber, auch das gehört leider dazu. Wie Du jedoch auch siehst, soll man nie aufhören zu hoffen und zu kämpfen. Viell. geht's ja nun wieder bergauf!? Ich halte Dir auf alle Fälle die Daumen, schicke Dir all meine Kraft, welche ich entbehren kann.
Obwohl ich meinen Paps bis zum Schluß begleitet habe und ich zum Schluß schon an Gott gefleht habe: mach dem Leid doch ein Ende, hol ihn endlich ganz zu Dir - kann ich seinen Tod noch immer nicht ganz und richtig akzeptieren. Aber, auch DAS werden wir meistern - müssen wir... Alles, alles Liebe und Gute und tu das weiter, was gefühlsmäßig Du für richtig hälst. Du weißt, Dein Gefühl verläßt Dich nicht - Du mußt darauf hören! Grüße aus Wien, Claudia

25.02.2002, 23:15
Hallo,

auch ich sitze mit euch in einem Boot. Mein Mann (32) hat Krebs, Metastasenbefall in Leber und Lunge. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Jede Woche kommt was neues dazu.
Ich habe inzwischen aufgehört zu Arbeiten und bin jetzt nur noch für ihn da. Ich könnte es mir nie verzeihen, seine letzte Zeit nicht bei ihm gewesen zu sein. Scheiß auf das Geld, ist doch alles unwichtig, oder?
Meine Oma, die ihren Mann UND ihren Sohn vor deren Tod gepflegt hat hat mir diesen Rat gegeben: Lass ihn jetzt nicht alleine! Sei jede Minute, die möglich ist bei ihm!
Ihr hat das hinterher ein gutes Gefühl gegeben. Sie hat alles getan. Und genau so werde ich es auch machen.
Nehmt euch also bitte soviel Zeit für eure Lieben, wie nur möglich ist. Zeit ist das Kostbarste was ihr habt.

27.02.2002, 20:40
Hallo Hanna...

ja Du hast recht, Zeit ist das Kostbarste was wir haben...aber es ist schlimm, wenn man gegen die Zeit ankämpfen muss. Ich habe zumindestens das Gefühl, das die Zeit immer schneller vergeht. Bei mir ist meine Ma erkrankt und ich habe genauso gehandelt wie Du. Auch wenn alle meinen ich solle "auch an mich denken" und an meine Zukunft, ist es doch mein sehnlichster Wunsch, die Zeit, die uns noch bleibt, mit ihr zu verbringen.
Also, ich wünsche Dir in der schweren Zeit ganz arg viel Kraft und versuchen stark zu bleiben...auch wenn das leicht gesagt ist....Einen lieben Gruss, Janine

27.02.2002, 23:22
Hallo Janine,

... ja, ja, ich soll jetzt auch an mich denken. Das höre ich auch andauernd. Der Rat ist immer lieb gemeint, meine Freunde und Verwandte machen sich eben Sorgen um mich/uns. Aber um an mich zu denken werde ICH noch genügend Zeit haben. Später. Die Zeit mit meinem Mann werde ich nie mehr haben.
Ich wünsche dir viele glückliche Momente - und macht das beste darauß.
Liebe Grüße Hanna

01.03.2002, 09:19
Liebe Hanna,

aber sag mal, packt Dich da nicht auch die Wut, wenn Du diese weisen Ratschläge hörst? Ich bin dann immer kurz vorm ausrasten....weil labbern können sie alle, anstatt mal zu helfen..aber egal, wir wissen, was wir zu tun haben und Du hast recht, wir haben noch alle Zeit der Welt und ich denke auch fast nur an mich, wenn ich die Zeit mit meiner Ma verbringen kann.
Ich versuche auch, alles viel intensiver zu erleben, aber es ist so schwer, weil man doch immer diesen scheiß tödlichen Gedanken im Kopf hat und weil meine Ma teils sehr ungerecht wird und ich dann nur losheulen könnte....
Danke für Deine Zeilen und ich wünsche Dir dasselbige....Einen lieben Gruß, Janine

03.03.2002, 12:59
Hallo liebe Hanna, ich lese gerade von dem schweren Schicksal, das Du und Dein Mann ertragen muss. Ich wünsche Euch beiden alles Gute und versuch, bis zuletzt bei ihm zu sein, aber wann ist zuletzt? du bist hier im Krebs-kompass nie allein. Denke daran, hier ist immer jemand, der Dir zuhören wird - auch wenn du ganz traurig bist. Alles Liebe.

03.03.2002, 21:55
Hallo Hanna, seit wann wist ihr vom Krebs Deines
Mannes? Mein Mann ist 33 und hat ebenfalls Krebs. Es wurde im Oktober 2000 festgestellt. Inzwischen haben die Ärzte Ihn aufgegeben. Ich habe ihn nach Hause geholt, damit ich immer für ihn da sein kann und ich finde das Zu Hause eben doch zu Hause ist und KH noch kranker macht. Ich hoffe dein Mann leidet wenigstens nicht so große Schmerzen. Mein Mann hat im Moment gar keine - was micht fast ein wenig wundert, da er vorher eine Schmerzmittelpumpe über einen Port laufen hatte, weil sein Magen die hohe Dosis Morphium nicht vertragen hat. Aber er hat fast keine Kraft mehr. Selbst die kleinsten Bewegungen lassen ihn völlig entkräftet zurück. Ich hoffe trotz allem, daß wir unsere Männer noch so lange wie möglich haben.
Liebe Grüß Ines

03.03.2002, 22:48
Hallo zusammen!

Ja, dieses Forum ist schon eine tolle Sache. Ich fühle mich hier so verstanden. Und jeder macht dem anderen ein bißchen Mut. Inzwischen ist es für mich schon zu einer festen Gewohnheit geworden, jeden Tag mal rein zu schauen.

Liebe Ines, mein Mann ist 30. Auch bei ihm wurde der Krebs im Oktober 2000 festgestellt - auch ihn haben die Ärzte inzw. aufgegeben. (Es tut weh, das zu schreiben, denn ausgesprochen habe ich dies noch nie.) Auch wir sind der Meinung, daß zu Hause eben zu Hause ist. Aber leider ist er momentan wieder in der Klinik. Er hatte schwere Ergüsse im Rippenfell, so daß er kaum noch Luft bekam - also kamen wir um's Krankenhaus nicht herum. Natürlich bin ich jede freie Minute bei ihm, aber es ist nicht das selbe wie daheim. Jeden Morgen, wenn ich komme, sitzt er wie ein Häuflein Elend in seinem Bett und abends, wenn ich gehe, schaut er mir nach wie ein kleines Kind. Und immer habe ich Angst, daß in der Nacht irgend etwas passieren könnte und ich bin dann nicht da - man steckt doch nie drin! Sobald seine Drainagen gezogen sind, hole ich ihn da raus, soviel steht fest.

Und Janine, weißt du, was mich noch viel mehr nervt, als "du mußt auch mal an dich denken"? - Diese "du bist eine tolle Frau und hast so viel Kraft, du schaffst das schon"-Sprüche von Leuten, die sich sonst einen Dreck um uns kümmern. Die meinen sie müßten ihre schlauen Sprüche loswerden, aber nie auf die Idee kommen, mal ihre Hilfe anzubieten.

Wie ihr merkt, bin ich heute ein bißchen gefrustet, aber das geht auch wieder vorbei.
Alles Liebe
Hanna

05.03.2002, 13:32
hallo

ich (40) habe dieses forum entdeckt und möchte mir gerne etwas von der seele schreiben.

mir geht es etwas anders als euch. mir sagt niemand, ich solle stark sein, das gegenteil ist der fall. ich sei selbst schuld, wenn es mir nicht gut geht, warum musste ich mich an einen totkranken mann binden (O-ton von verwandten und *freunden*) hast doch besseres verdient .. etc.
ich habe meinen freund kennen und lieben gelernt, als er schon sehr krank war (er kämpft gegen ein zungenkarzinom) am anfang wollten wir realistisch bleiben und keine beziehung miteinander eingehen. aber es kommt meist eh anders, als man denkt.
er ist in den letzten wochen richtig aufgeblüht, wenn ich mal von den schlimmen depressiven phasen absehe. wir sehen uns wegen der entfernung leider nur am wochenende. ich versuche ihn, so gut es geht, in allem zu unterstützen, gerade jetzt, wo er wahrscheinlich einen rückfall hat, wir erwarten morgen das ergebnis der probeentnahme. er hat wahnsinnig angst vor erneuter chemo, erneuter bestrahlung, wie alles wohl weiter geht. das habe ich ja alles damals nicht miterlebt, auch ich habe angst davor, weil ich nicht weiss, was mich erwartet. es ist nicht immer leicht mit ihm, wenn er mir zb sagt, dass er es nicht versteht, warum ich mich in ein monster wie ihn verlieben könnte, steigen mir die tränen in die augen. es gibt phasen, da sagt er, er sei nicht gut genug für mich.
es stimmt wohl, ich weine oft, zuhause, weil ich es manchmal nicht ertrage, wie sehr er sich mit schmerzen quält. wie gern hätte ich dann das verständnis meiner eltern, aber da kommt null rüber. sie kennen ihn nicht, und ich überlege, ob sie es überhaupt *wert* sind, ihn jemals kennen zu lernen. nicht einmal haben sie mich nach seinem befinden gefragt, ich sage auch nichts mehr, meide eher noch mehr den kontakt zu meinen eltern.
es liest sich vielleicht kitschig, aber andreas ist einer der ehrlichsten menschen, den ich kenne. mich stört sein äusseres nicht, er kann nichts dafür.
im moment versucht er zuzunehmen. er wiegt 67 kg momentan. nie im leben habe ich es für möglich gehalten, dass ich mich über kleinigkeiten wie *ich habe 2 kg zugenommen* so freuen kann wie ein kleines kind. ein strahlen aus seinen augen bedeutet mir mehr als alle reichtümer dieser welt.
ich hoffe, wir können dieser schrecklichen krankheit die stirn bieten und haben noch eine lange zeit zusammen vor uns.

danke, dass ich das hier habe niederschreiben könnensierraleona@aol.com

05.03.2002, 18:34
hallo sierra,
Das ist Wahnsinn was Du erzählst. Es gibt so viele Igoranten auf dieser Welt, die mit einer Situation, die nicht in ihr Weltbild passen, nicht klarkommen können oder wollen.
Ich finde es wahnsinnig mutig und toll von Dir, dass Du Deinem Freund so beistehst. Es gibt wenige Menschen, die sich mit Kranken abgeben wollen, oder mit Angehörigen. Die Erfahrung habe ich auch gemacht, meine Mutter starb an Krebs.
Es ist unglaublich, was man teilweise zu hören bekommt. Von sei stark bis zu steigere Dich nicht so rein bis zu selbst schuld ( wie bei Dir ). Lass Dich nicht kaputt machen von solchen Äußerungen, diese Menschen wissen gar nciht, von was sie reden, wie es ist zu lieben und jemanden nicht aufzugeben.
Auch wenn es Deine Eltern sind. Ich verstehe nicht warum sie so denken.
Suche Dir Menschen, denen es auch so ergeht, wie hier zum Beispiel oder in einer Gruppe in Deinem Ort.
Wie geht es Deinem Freund im Moment???
Geniest die Zeit, auch wenn manche es nicht verstehen können, denn die schönen Erinnerungen und Erfahrungen mit ihm nimmt Dir keiner.
Er ist zu beneiden, so stark geliebt zu werden.
Halte durch und ich wünsche Dir viel Kraft.
Grüße
bine

05.03.2002, 18:51
Hallo sierra,

auch ich finde es toll, dass Du Dich so um Deinen Freund und nicht um die negativen Bemerkungen kümmerst, auch wenn sie Dich sehr verletzten.

Mein Sohn ist mit 21 Jahren an einem Ewing Sarkom gestorben. Er hatte zwar eine große Clique, aber keine Freundin und er war darüber sehr traurig. Die Freunde und Freundinnen die ihn besucht haben, kamen voller Lebensfreude in sein Krankenzimmer und er lag querschnittsgelähmt durch die Metastasen bei 30 Grad Hitze im Bett. Er hat mich oft gefragt, ob sie nicht merken wie weh ihm das tut, wenn sie so gedankenlos nur über ihre Probleme sprechen und er ja schon gar nicht mehr dazu gehört. Du kannst Dir sicher vorstellen wie verzweifelt ich oft war. Deshalb möchte ich Dir noch einmal sagen wie toll ich es von Dir finde, dass Du diese Liebesbeziehung eingegangen bist, obwohl Du schon die Krebsdiagnose Deines Freundes kanntest. Solche Menschen sind unglaublich wertvoll, auch wenn Deine Eltern es nicht anerkennen. Ich als betroffene Mutter hätte mir so eine Freundin für meinen Sohn gewünscht !

Grüße
DORIS

05.03.2002, 19:46
Liebe Hanna....

Den Spruch "du schaffst das schon..." höre ich dann eher selten, da das einfach von mir erwartet wird, dass ich es schaffe....doch oft frage ich mich, wann der große Knall kommt......aber wie Du schon geschrieben hast, haben wir noch genügend Zeit....ab nächste Woche fange ich eine Therapie an, sozusagen als Wegbegleitung, weil ich einfach gemerkt habe, dass ich von Verwandten keine Hilfe erwarten kann und meine Freunde möchte ich nicht belasten.
Am Sonntag war meine Oma zu Besuch, und sie hat es wieder so knallhart rausgehauen..."Janine, die Fenster müssten aber auch mal wieder geputzt werden..." Ich glaub, ich habe sie angeschaut, als käme sie von einem anderen Stern.
Ich weiss gar nicht, ob sie überhaupt versteht was los ist....

Alles Liebe für Dich, Janine

05.03.2002, 19:51
Liebe Sierra....

auch ich bewundere Dich dafür, dass Du Dich für Deinen Freund entschieden hast und die schwere Zeit mit ihm gemeinsam durchstehen möchtest....glaub an die Liebe, den die macht stark und kann ja bekanntlich berge versetzen....
Und lass Dich nicht entmutigen von den dummen Sprüchen der Menschen...sie können und wollen es auch nicht verstehen...merke sie Dir nur für Deinen weiteren Lebensweg....

Viel Kraft und Hoffnung wünsche ich Dir, Janine

05.03.2002, 23:38
Liebe Sierra,

was du schreibst macht mich echt betroffen. Ich meine, die Erfahrung, daß sich viele Freunde plötzlich zurückziehen, haben wir hier wahrscheinlich alle gemacht. Aber auf so direkte Ablehnung bin ich (zum Glück) noch nicht gestoßen.
Egal, du kannst es nicht ändern. Solche Menschen sollten in deinem Leben keine wichtige Rolle mehr spielen. Schließlich hast du dich bewußt für deinen Freund entschieden, also sollten sie doch verstehen, daß du ihn wirklich liebst. Ich kann's mir nur so erklären, daß sie selbst nie richtig geliebt haben, sonst würden sie dich verstehen.
Mach weiter so!
Ich wünsche dir ganz viele glückliche Zeit mit deinem Freund.
Hanna

06.03.2002, 08:57
Hallo Sierra!
Ich habe gerade Deinen Eintrag gelesen und auch ich bin völlig fertig. Ich denke, sich gedanklich von seinen Eltern zu lösen ist auch nicht leicht - Du hast sicherlich in der Hoffnung Sicherheit bei vertrauten Menschen zu finden, Ihnen die Geschichte erzählt.
In welcher Region Deutschlands bist Du denn - und in welcher das Krankenhaus Deines Freundes? Vielleicht wohnen einige aus diesem Forum in der Nähe und dann hast Du jemanden zum reden, wenn Dir danach ist.
Du brauchst ja nicht Deine Stadt nennen - nur einen groben Hinweis.

Liebe Grüße
Collie

06.03.2002, 11:37
vielen dank allen für diese resonanz, ich habe damit nicht gerechnet.

ich habe mich früher mit der thematik krebs nie auseinander setzen müssen. es ist ein thema, dass sprachlos macht. formulierungen wie, das schaffen WIR schon, zusammen stehen wir das durch .. haben ihren sinn verloren. denn selbst wenn wir beistehen, der betroffene ist alleine, denn es geht um sein leben. ich versuche mich laufend in meinen freund hineinzuversetzen, sammele informationen über die krankheit, was immer ich auch finde. als angehörige WILL ich ja so reagieren. aussenstehende sind meist sprachlos. sie wissen nicht, wie sie reagieren sollen, sie ziehen sich lieber zurück als vielleicht etwas falsch zu machen. sie wollen nicht konfrontiert werden, weil angst entstehen könnte, dass sie auch einmal erkranken können. ich glaube, die reaktion meiner eltern wäre vielleicht anders ausgefallen, wenn andreas während unserer beziehung erkrankt wäre. vielleicht fühlen sie sich einfach überfordert, vielleicht bin ich auch zu abweisend geworden, oder zu hart und zu nachdenklich.
sie machen sich vielleicht sorgen, dass ich mir zuviel aufbürde. ich bin alleinerziehend mit 3 kindern, berufstätig und gesundheitlich auch nicht so auf der höhe. was ich mir gewünscht hatte, war eigentlich nur, dass sie mich mal in den arm nehmen, ohne worte.
*
durch andreas habe ich gelernt, viele dinge nicht mehr so wichtig zu nehmen, ich verschwende nicht mehr zeit für nutzloses, ich geniesse viel öfter die augenblicke. ich bin hilfsbereiter zu meinen mitmenschen geworden, toleranter, sensibler, nachsichtiger. es ist ein intensiveres leben, man schenkt mehr beachtung, dafür danke ich ihm.*

doris, beim lesen deines beitrages kamen mir die tränen. es tut mir so leid, dass dein sohn keine freundin an seiner seite hatte - aber zum anderen ist ihm vielleicht dadurch auch eine etwaige trennung erspart geblieben, denn wie du schon sagtest, gerade junge leute wollen sich nicht mit kranken menschen auseinander setzen. diesen schmerz hat er wenigstens nicht miterleben müssen.
*
unsere gesellschaft hat sich verändert, die kranken menschen werden immer mehr ins abseits gedrängt. es kommt ja nicht nur die krankheit auf den betroffenen zu sondern damit auch massive einschnitte in der lebensqualität. berufsunfähigkeit, fehlende anerkennung in der öffentlichkeit.
*
die vielen schicksale, die ich gerade in den letzten tagen hier gelesen habe, haben mich sehr nachdenklich gemacht. dieser sensible umgang miteinander, die grosse hilfsbereitschaft zeigt doch, dass niemand richtig allein mit seinem kummer ist. ich finde dieses forum eine grossartige einrichtung und wünsche von herzen allen betroffenen viel kraft und hoffnung. danke allen für die zuschriften, sie zeigen mir, dass ich auf dem richtigen weg bin.
*
beinahe vergessen, ich wohne in frankfurt, die klinik ist die uniklinik düsseldorf
*
*
liebe grüsse
sierra

06.03.2002, 14:26
Hallo sierra,

es ist schön, wenn wir Dir mit unseren Beiträgen ein wenig helfen konnten.

Den Aspekt, was wäre gewesen, wenn mein Sohn eine Freundin gehabt hätte und sie ihn dann wegen der Krebserkrankung verlassen hätte, habe ich so noch gar nicht bedacht. Da hast Du Recht, dass wäre sicherlich viel schlimmer gewesen als seine 13-monatige Erkrankung, die er nur mit seiner Clique durchlebt hat. Denn sie haben sich auch sehr um ihn gekümmert, ihn ständig besucht und aufgemuntert, auch wenn es in den letzten Wochen ja nicht mehr ganz so gut gelang. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sie ihn gemeinsam, an seinem letzten Weihnachtsfest nach einer OP über den ganzen Flur lachend, eben wie Teenager, auf den einzigen Balkon geschoben, um eine gemeinsame Zigarette zu rauchen. Diese Erlebnisse gaben mir viel Kraft, um die weiteren schweren Monate weiterzumachen.

Ja, dieses Forum ist wirklich eine tolle Sache, denn es hilft auch mir viele Dinge besser zu verarbeiten, die ich in meinem Schmerz einfach verdrängt habe. Es ist ja wirklich so, dass in dieser Situtaion viele Dinge ihre Wertigkeit verlieren. Was zählt sind Gefühle wie Liebe, Freude, gemeinsames Lachen, die Natur, all dies erlebt man viel intensiver, während andere Dinge, materielle Sachen, keinen großen Wert mehr darstellen.

Sierra, ich kann nur immer wieder betonen, dass Dein Freund sicherlich sehr glücklich ist, dass er eine so wunderbare Freundin gefunden hat. Ich hoffe, Du hast noch viel Kraft ihm weiterhin beizustehen.

Grüße
DORIS

06.03.2002, 14:36
ich habe eben von andreas eine sms erhalten: der krebs ist zurück.
ich muss so weinen

06.03.2002, 22:48
Liebe Sierra.
Ich weis nicht, was ich dir jetzt tröstendes schreiben soll. Ich habe diesen Moment auch schon hinter mir und ich weis, daß es jetzt keinen Trost für dich gibt. Nur die Zeit kann dich ein wenig trösten.
Ich wünsche dir Kraft.
Hanna