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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Er hat sich auf die Reise gemacht...


11.09.2003, 19:45
Ich lese schon seit neun Wochen regelmäßig still in diesem Forum. Nun muss ich mich hier selber einmal mitteilen.
Mein Vater ist an einem kleinzelligen Bronchialkarzinom mit Metastasen in Kopf und Nebenniere erkrankt. Die Diagnose kam vor 3 Monaten. Wir waren alle total geschockt und tieftraurig. Es folgten Ganzkopf Bestrahlung und 9 wöchiger Krankenhausaufenthalt mit Chemo. Letzte Woche Freitag ist er ins Hospiz gekommen, weil die Ärzte sagten er würde dort mobilisiert werden können, damit wir ihn wieder mit nach Hause nehmen können. Er sollte dort noch zwei Chemos bekommen. Er war die ganze Woche schon sehr unruhig und ein wenig durcheinander. Am zweiten Tag sagte mir die Schwester, das sie glaubte das er sich auf die Reise gemacht habe. Mich traf es wie ein Schlag. Wie konnten wir nur so naiv sein????!!!! Die Ärzte hatten uns so viel Hoffnung gemacht! Und dieser Satz machte alles zunichte. Ich fing an zu weinen und sie nahm mich in den Arm. Wir sprachen übers sterben und sie gab mir ein Heftchen :Hilfe zur Begleitung Sterbender. Dort stand wie das sterben vonstatten geht. Ich lies es mir durch und erkannte das mein Vater schon seit Wochen im Sterben lag. Die Schwestern vom Hospiz haben mir mit ihrer Ehrlichkeit die Augen geöffnet. So saßen wir zwei Tage am Bett meines Vaters und nahmen Abschied. Am Sonntagmittag hat er seinen schweren Kampf verloren. Und wir durften ihm dabei zu Seite stehen. Durften bei ihm sein. Er hat sich auf seine Weise von uns verabschiedet und dafür bin so dankbar. Dankbar für diese Erfahrung und zugleich erschrocken.

Elisa
11.09.2003, 22:38
Liebe Tina

Was kann ich Dir zum Trost sagen? Vielleicht nur, das es mir so leid tut, das Du Deinen Vater verloren hast. Vielleicht kann ich Dir auch sagen, das ich weiss, wie Du nun fühlst, da ich meinen Vater damals schon mit 25 Jahren verlor.
Vielleicht kann ich Dir schreiben, das es gut für ihn war, das ihr da ward, das es gut für ihn war in einem guten Hospitz sterben zu können.
Vielleicht kann ich Dir sagen, das es gut, ist, das er nun nicht mehr leiden muss.

Aber all diese Worte werden Dich nicht trösten, sie werden Dir Deinen Papa nicht wieder zurückbringen

...sie sollen Dir nur sagen, das ich an Dich denke, Dich umarme ..

Je t'embrasse
Elisa

11.09.2003, 23:13
Hallo Tina ich finde es toll das du deinem Vater beigestanden hast ,ich würde es auch gerne machen ,aber wann ist der Zeitpunkt da?
Mein Vater ist 59 Jahre und im Oktober 2002 wurde bei ihm ein Bronchialkarzinom festgestellt Leber und Knochen waren auch schon befallen nach zwei Chemos die er eigendlich gut überstanden hat. Nach den Bestrahlungen der Wirbel ging es dann rapiede Bergab. Nun hat er auch noch ein Hirntumor der seit vier Tage bestrahlt wird zu dem hat er seit gestern eine Lungenentzündung so das er über Nacht auf der Intensivstation mußte . Wir durften ihn nur kurz besuchen da es angeblich nicht bedrohlich sei.Heute kam er dann wieder auf die nomale Station ich habe Ihn besucht er sah ganz schlimm aus er bekam sehr schlecht Luft und sprechen kann er auch nicht mehr er ist einfach zu schwach da er auch seit Wochen nichts mehr essen kann .Wenn man die Ärzte fragt wie es um in steht sagen die nur immer abwarten .Ich habe Angst nicht bei Ihm zu sein wenn er stirbt.Ich weiß auch nicht wie ich damit umgehen soll am liebsten möchte ich nicht mehr von seiner Seite weichen, aber ich habe auch noch zwei kleine Kinder was kann ich tun .Ich fühle mich schlecht wenn ich das Krankenhaus verlasse.Kann ich mich darauf verlassen was die Ärzte sagen ich glaube es geht ihm schon sehr schlecht.Nun gut hoffe das mir vielleicht jemanden einen Rat geben kann.Danke Christine

12.09.2003, 09:09
Liebe Elisa,
deine Worte tun so gut und ich danke dir dafür.
Es tut mir so leid das auch du so jung deinen Vater verloren hast. Auch dieses kann ich mitfühlen, denn auch ich bin erst 4 Tage vor seinem Tod 28 Jahre alt geworden. Aber es tröstet mich das wir noch einen intensiven Geburtstag "feiern" durften. Es hilft mir hier Menschen zu treffen die das gleiche Schicksal haben wie ich, die wissen wie man fühlt und was man durchmacht bzw. durchgemacht hat. Alles Liebe und lass dich umarmen
Tina

Liebe Christine,
es tut mir so leid. Ich kenne dies schlechte Gefühl wenn man das Krankenhaus verlässt. Diese Hilflosigkeit,einfach fassungslos und verzweifelt am Krankenbett zu stehen. Die Ärzte haben uns in den neun Wochen, die mein Vater mehrmals durch die Hölle gegangen ist zweimal ans Bett gerufen, weil es sehr schlecht um ihm stand. Auch er hatte zwei Lungenentzündungen, eine Bauchfellentzündung... Bei uns haben die Ärzte anfangs gesagt sein Zustand ist sehr kritisch und später wir müssen abwarten. Ich kenne das Krankenhaus leider nicht, in dem Dein Vater liegt,
ob die Ärzte dich rechtzeitig informieren werden und ob sie es überhaupt richtig einschätzen. Ich kann nur sagen höre auf dein Gefühl. Obwohl ich vordem noch nie beim sterben dabei gewesen bin, habe ich den Zeitpunkt gespürt. Aber jeder Tod ist anders und oftmals ist es auch so, das der sterbende alleine sterben will. Beim Hospiz hat man mir erzählt, das viele stundenlang am Bett sitzen, und sobald man auch nur kurz den Raum verlässt ist es dann passiert. Ich kann dir dieses Heftchen vom Hospiz nahe legen, dieses hat mir sehr geholfen oder vielleicht ein Gespräch mit einem Hospiz. Ich weiß das es schwierig ist, in so einer Situation auch für die Kinder dazusein. Meine Schwester hat auch zwei. Da hat der Mann (Schichtdienst) die Kleinen liebevoll umsorgt. Auch der andere Opa, Freunde und Nachbarn haben mal die Kinder genommen, das war eine große Hilfe. Ich weiß nicht inwieweit das bei dir möglich ist.
Ich wünsche Dir viel Kraft und drücke dich ganz fest.
Tinaname@domain.dename@domain.de

13.09.2003, 22:50
Liebe Tina,
auch ich lese seit Wochen in dem Forum,
aber dein Bericht hat mich sehr bewegt.
Hat hat mir viel Info gebracht. Ich habe angst, nicht zu merken,das mein Vater
von uns geht.
ich versuche herauszubekommen, wie man es
merkt. Ich kann ihn nicht täglich besuchen,
da ich ein kleines Kind habe.
Ich denke aber auch, das er noch lange lebt.
Aber vielleicht täusche ich mich ja.

das alles bereitet mir sehr viel angst.
name@domain.dename@domain.de

14.09.2003, 02:01
Hallo Ihr lieben,

meine Mutter ist vor 3 Monaten im Krankenhaus gestorben und ich kannte die Angst nicht mehr rechzeitig da zu sein. Ich habe hier im Forum immer nachgeschaut, um einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie und wann es soweit sein könnte und wie es sich bemerkbar macht. Im Krankenhaus habe ich die Ärtze und Schwestern rebellisch gemacht sie sollen früh genug anrufen wenn es soweit ist damit ich noch kommen kann. Einen Abend vorher fragten die Schwestern ob ich im Krankenhaus übernachten wolle aber ich lehnte ab. Warum? keine Ahnung! Gegen Mittag am folgenden Tag rief das Krankenhaus an und ich fuhr los. Im Auto kamen mir immer die Gedanken, was ist wenn ich es nicht mehr schaffe?, Möchte ich überhaupt dabei sein?, da ich noch nie einen beim Sterben begleitet habe und ich Angst hatte vor dem Ungewissen, wie passiert es (Sie hatte Wasser in der Lunge) erstickt sie?
Nun als ich im Krankenhaus ankam, saß am Bett eine Schwester, sie sagte mir sie sei da damit meine Mutter nicht alleine ist. Ich saß noch eine Stunde an ihrem Bett bis sie langsam und friedlich auf ihre Reise gegangen ist.
Ich denke mir wenn ich es nicht mehr rechtzeitig gesachafft hätte ins Krankenhaus zu kommen, hätte es einfach so sein sollen.

14.09.2003, 08:55
Danke Tina
Dein Rat hier im Forum hat mir sehr gut getan mein Vater ist vorgestern von uns gegangen und Du hattest recht man spührt es ,aber leider war ich nicht bei Ihm ,ich bin bis 17 uhr bei Ihm gewesen und hatte leider die Kraft dazu nicht länger, dann mußte ich auch immer daran denken das er vielleicht nicht will das ich bei Ihm bleibe. Mein Bruder löste mich dann ab und um 18.45 uhr ist er dann ganz ruhig eingeschlafen .Er hat einfach aufgehört zu Atmen.Danke nochmal für Deinen lieben Rat

17.09.2003, 20:31
Liebe Christine,
es tut mir so leid.
Ich bin im Gedanken bei dir

Tina

19.09.2003, 10:43
Hallo Elisa und alle anderen!
Ich habe vor ca 1 1/2 Jahren schon mal in diesem Forum gepostet. Damals ist mein Vater an Krebs erkrankt. Ein Adenokarzinom im Anfangsstadium. Leider hat uns diese frühzeitige Entdeckung nichts gebracht.... Vor 2 Monaten musste er gehen und uns zurücklassen.
Das einzig "schöne" war dass er zuhause sterben konnte. Wir haben ein Krankenbett ins Wohnzimmer gestellt und er bekam eine Morphiuminfusiun, die alle 2 Tage von einer Krankenschwester komtrolliert wurde. Meiner Stiefmutter wurde auch gezeigt wie man Spritzen setzt.
So verbrachte er seine letzten Tage zuhause.
Und wir waren alle bei ihm. Mein Bruder (14) ging zwar weiter zur Schule, aber ich blieb von der Uni daheim.
Am 5.7. gegen Mittag war er dann plötzlich nicht mehr ansprechbar. Um 22.15 ist er gestorben. Mit 49 Jahren.
Ich weiss überhaupt nicht was ich ohne ihn machen soll. Ich bin jetzt 21 und mein Vater war immer derjenige der mir sagte was ich zu tun habe.... Wenn ich nicht weiterwusste hat er mir immer gezeigt wie es weitergeht....
Er ist jetzt schon 2 Monate tot, aber ich glaube es immer noch nicht. Die ersten Wochen konnte ich nicht mal weinen..... Mittlerweile kann ich es, und ich bin so froh darüber!!!!! Es tut so gut seinen Schmerz herauszuweinen.... Auch wenn man zu oft das Gefühl hat dass alle Tränen dieser Welt den Schmez nicht lindern können.... Und trotzdem tut es gut...
Während ich hier sitze und schreibe laufen die Tränen schon wieder....

Ich wünsch euch alles Gute und ganz liebe Grüsse!!
Julia

21.09.2003, 21:19
Hallo Ihr Lieben Alle,

ich habe am Donnerstag meine Mama verloren, sie hat bis zuletzt gegen diesen verfluchten Lungenkrebs gekämpft aber es gab keine Chance. Vor 11 Jahren habe ich meinen Vater an der gleichen Krebsart verloren. Bis jetzt verdränge ich vieles, ich denke immer das meine Mutti bald wieder kommen muß. Ich habe sie bis zum ihrem Tod gepflegt und sie nach ihrem Tod für ihre letzte Reise zurecht gemacht mit meiner Schwester zusammen. Nächste Woche ist die Beerdigung, davor habe ich große Angst aber das muß ich noch bewältigen, ich weiß nicht wie es dann weitergehen wird aber mein einziger Trost ist das sie nicht mehr leiden muß und die verdammten Schmerzen weg sind. Ich fühle mit Euch allen mit und wünsche Euch viel viel Kraft. Seid Tapfer.

Alles Liebe Manuela