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Nephy
04.02.2010, 12:38
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caitlin
04.02.2010, 13:21
Liebe Nephy,
was Du beschreibst, ist ganz normal, dass ist auch bei uns Angehörigen nicht besser. Allein das Wort Krebs ist ausreichend...plötzlich findest Du Dich in einem Riesenscherbenhaufen wieder... Freunde meiden Dich... Arbeitskollegen sind nur auf den eigenen Vorteil bedacht.... Schwäche zeigen macht angreifbar.

Und dennoch, vielleicht versuchst Du es mal wie mein Schatz: er ist von Anfang an offensiv damit umgegangen, zwar ist er inzwischen Rentner, aber das war sowieso geplant (Altersteilzeit). Weil er zu Hause nicht ganz zufrieden war, hat er sich einen 400 € Job gesucht, hatte diesen 3 Wochen, als klar wurde, dass der ganze Chemoschxxx wieder losgeht. Gott-sei-Dank zieht sein Chef mit und er kann den Job trotz Chemo weiter machen, auch wenns manchmal schwer fällt, gibt es ihm doch Ermutigung. Okay, mit Glück kann mein Schatz eine ganz normale Lebenserwartung haben, andrerseits kann auch zu jedem Zeitpunkt ein Zweitkrebs dazukommen und, und, und....

Trotzdem mit Deiner ausweglosen Situation nicht vergleichbar.- Aber warum willst Du denn unbedingt Karriere machen, für wen denn??? Hast Du keine Chance auf EU Rente und damit die Möglichkeit, die Dir verbleibende Zeit zu genießen???? Und Ärzte sind keine Hellseher, schau einmal bei Birgit4, die müßte schon seit mehreren Jahren im Regenbogenland sein.... Also ich an Deiner Stelle würde versuchen, diese Prognose auszublenden und aus jedem Tag das Beste zu machen. Soviel wie möglich lesen, genießen, bis zum letzten Augenblick!!!! Wenn wir hier Dir dabei helfen können, sind wir gerne da. Aber auch als Schultern zum Anlehnen.... Vielleicht solltest Du zur besseren Krankheitsbewältigung auch mal Kontakt zu einem Psychoonkologen (oder umgekehrt??) suchen.
Alle guten Wünsche für Dich
Caitlin

Nephy
04.02.2010, 13:35
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caitlin
04.02.2010, 13:46
Was ein Sch.... Dabei brauchst Du gerade jetzt jemanden, der Dir Halt gibt: Verdammt schwer, einen Weg daraus zu finden. Irgendwie weiß ich auch keinen richtigen Rat, ich kann Dir nur meine Schulter und mein offenes Ohr anbieten....
Ich selbst könnte derzeit ohne dieses Forum, meine Therapeutin und meine Antidepressiva auch nicht weiter....
Alles Liebe
Caitlin

Andorra97
04.02.2010, 14:15
Hallo Nephy,
ich denke diese Phasen machen alle erst einmal durch. Angehörige und Betroffene.
Mein Mann hat auch so eine Diagnose wie Du. Statistisch hat ein Glioblastom eine Prognose von 2 Jahren. Jetzt hat er schon eins hinter sich...

Die Frage ist aber doch: Was möchte ich von meinem Leben? Möchte ich - wenn ich denn die 5 Jahre nur habe - diese 5 Jahre damit verbringen vor der Wahrheit davon zu laufen?

Die meisten sagen einem dann immer: "Genieß' Dein Leben solange es noch geht." Tja, das ist gar nicht so einfach.
Wie genießt man sein Leben, wenn man dauernd diesen Gedanken im Kopf hat, dass man nur noch wenig Zeit hat? Dass einem die Zeit immer weiter davon rennt?

Und was kann man tun um sein Leben zu genießen? Ist es die große Weltreise? ist es Party mit Freunden, noch mal eine neue Liebe oder oder oder?

Oder ist es einfach nur ganz normal leben. Ruhig und alltäglich?

Wir selbst kommen immer mehr zu dem Schluss, dass es das Alltägliche ist, was uns das Leben genießen lässt. Nachmittags bei einem Kaffee zusammensitzen und über die Kinder reden. Draußen Holz für den Ofen spalten, Geige lernen, ab und zu in Urlaub fahren...

Bei uns ist die Diagnose jetzt etwas über ein Jahr her. Und irgendwo kommt man doch wieder in ein "normales" Lebensgefühl. Es hat lange gedauert, aber seit ein paar Monaten denken wir nicht mehr ständig an den Krebs. Vorher war er immer in unserem Denken, egal was wir machten.

Und irgendwo schöpft man auch wieder Hoffnung, auch wenn man sich im Unterbewusstsein natürlich klar darüber ist, dass es eine trügerische ist.

Desi
04.02.2010, 14:38
Hallo Nephy!
Hab deinen Eintrag gerade gelesen. Es tut mir sehr leid, das auch du, schon in so junge Jahren mit so einer schlimmen Diagnose konfrontiert wirst.

Aus deinen Zeilen meine ich zu lesen, das du ein sehr perfektionistischer Mensch bist. Du hast Ziele in deinem Leben, möchstest beruflich was erreichen.
Und dann kommt wums von heute auf morgen so eine Diagnose die alles ins Wanken bringt.
Ich finde es gut, das du trotz allem deine Ziele nicht aus den Augen verlierst. Das ist nicht unwichtig.
Aber auf der anderen Seite setzt man sich oft auch selber so ein bisschen unter Druck.
Zu der Aussage der Ärzte, "5 Jahre zu leben" geh bitte nicht nach solchen Aussagen. Es sind vielleicht Richtwerte, Statistiken. Aber jeder Mensch und jeder Krankheitsverlauf ist anders.
Du hast geschrieben das dein Wächterlymphknoten entfernt wurde. Hast du sonst noch irgendwelche Therapien bekommen? Bist du zur Zeit noch in Behandlung?

Hmm, also ich glaube schon das ein grosser Druck auf dir lastet, weil ja z.b auf deiner Arbeitsstelle von deiner Erkrankung weiss. Vielleicht gibt es ja dort eine Person, der du vertraust, mit der du dich gut verstehst, vielleicht kannst du ja damit anfangen und dieser Person davon erzählen.
Sich mitteilen, die "Last" loszuwerden, hilft oft schon ein bisschen.

Tja, dein Freund scheint ja im Moment nicht so eine grosse Stütze für dich zu sein, hast du den sonst noch jemanden in deinem Familien oder Freundeskreis dem du deine Gedanken anvertrauen kannst?

Nephy
04.02.2010, 16:58
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Andorra97
04.02.2010, 17:18
Hallo Nephy,
ich kann das alles sehr gut nachvollziehen.

Was ich aber vor allem sehe ist, dass Du es vor allem versuchst anderen recht zu machen und die hochgesteckten Erwartungen, die in Dich gesetzt werden zu erfüllen. Dein Chef, Dein Freund, Deine Kollegen...

Wichtig bist doch nur Du selbst! Wenn man einen Vorteil hat dadurch, dass man sterbenskrank ist, dann ist es der, dass man egoistisch sein darf. Wichtig ist nur, ob Du diese Prüfung bestehen willst und nicht, ob sie Deinem Chef wichtig ist oder weil er glaubt, dass Du das kannst.

Wichtig ist auch nur, ob Du Karriere machen willst, weil Dir das Spaß macht. Weil Du gerne zur Arbeit gehst. Nicht weil es jeder von Dir erwartet. Wenn Du die Prüfung verhaust, weil Du sie eigentlich gar nicht machen willst, dann verhau' sie.
Von Dir darf eigentlich niemand mehr etwas erwarten, außer das, was Du selbst möchtest.

Es ist klar, dass Du alles in Frage stellst. Das Leben mit so einer Krankheit ist nicht mehr wie das Leben vorher. Aber es muss nicht nur schlecht sein. Zu behaupten die Krankheit ist was Gutes finde ich übertrieben, aber sie hat durchaus auch ihre guten Aspekte. Man lebt bewusster als andere Menschen und vielleicht sind 5 Jahre bewusstes Leben wertvoller als 80 Jahre nur "abgesessen".

Nephy
04.02.2010, 17:55
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babs_Tirol
04.02.2010, 19:00
Hallo Melanie,

zufällig habe ich deinen Beitrag hier entdeckt.
Normalerweise schreibe ich hier im Hautkrebs Thread
http://www.krebs-kompass.org/forum/forumdisplay.php?f=17
Eine Chemo bekommst du nicht bei Stage 3, denn erst einmal ist eine Immuntherapie mit Interferon angesagt.
Ist der Wächterlymphknoten denn überhaupt befallen? Soll noch eine komplette Lymphknotendissektion gemacht werden, weil du hier schreibst Stage 3.
Meine Dissektionsnarbe ist 30 cm lang!
Oder war dein Melanom Clark Level 3? Welche Eindringtiefe hattest du denn?

Ich bin übrigens im Stage 4, das sogenannte Endstadium ( seit 2006) und lebe noch immer.

Vielleicht solltest du dir mal die Melanom-Leitlinien durchlesen, bevor du meinst du würdest bald sterben!
Wenn nur der Wächterlymphknoten befallen sein sollte, dann liegen die Chancen bei 78–63 %
die nächsten 5 Jahre zu überleben.
Meine Lymphknoten Totalausräumung war 2003, es ist im Juni schon 7 Jahre her!

Ich lade dich hiermit ein, dich im Hautkrebs Thread genau zu informieren.

LG
:winke:-babs_Tirol-

chaoskatze
04.02.2010, 19:05
Hm, mir ging es am Anfang genauso. Zu stolz, um etwas zu sagen, zu stur, um zu riskieren, dass ich bemitleidet werde.
In den letzten zwei Jahren hab ich dazu gelernt. Gehe offen damit um - die Leute reagieren besser, als du denkst! Man wird nicht als "die Tusse mit Krebs" verurteilt, wie ich am Anfang dachte, sondern sie gewöhnen sich daran - so, wie man am Anfang eine behinderte Person so wahrnimmt, sie aber irgendwann zu der Person XY wird, die halt auch noch behindert ist. Und gerne Schokolade futtert.
Du bst das, was du bist und du hast, was du liebst - aber auch, was dich begleitet. Ich habe mich auch entschieden, weiter zu studieren, obwohl es unlogisch wäre - würde ich genau auf die mir gegebene Jahreszahl achten. Mach ich aber nicht. Denn die kann mich mal kreuzweise!

Ich versteh, was dich dabei bewegt, aber ich würde an deiner Stelle doch mich mal mit dem Chef zusammensetzen und ihm bescheid sagen. Er versteht dadurch, was mit dir los ist und du hast nicht mehr den Druck, wie vorher funktionieren zu müssen. Aber dadurch, dass der Druck fehlt, hast du wieder die Freiheit, das zu machen, was du willst!

Was dienen Freund angeht - erzählst du ihm zwischendurch, was los ist? Wie du dich fühlst? Ich denke, wenn ihr zusammen den Schmerz fühlt, hilft euch beiden das vielleicht ein wenig...

Und - nie das positive aufgeben! Ich gehöre praktisch zu den Vettern - Black Metal mit Herz und Seele. Und von daher weiß ich, was die Musik bringen kann, die Szene, alles.. Warst du seit der Diagnose auf nem guten Konzert? Festival eingeplant?

Ich glaube, die Leute würden sich eher enttäuscht fühlen, wenn du ihnen nichts erzählst - weil das als mangelndes Vertrauen rüberkommt, auch, wenn es nicht so gemeint ist. Überleg dir doch noch mal, vielleciht jemandem Besched zu geben, vor allem deinem Chef...



Liebe Grüße
katze

Tante Emma
04.02.2010, 23:15
Huhu Nephy!

Ich bin im BK- und GK-Forum "zuhause", bin aber über Deinen Thread auf der Startseite gestolpert und habe gelesen...

WGT, das kenn ich noch sehr gut!!! Da war ich auch ein paar Male; meinen heutigen Mann hab ich auf einem Konzert der "Amageddon Dildos" kennengelernt (allerdings in Tübingen, aber zu den Zeiten, als wir auch noch in Leipzig unterwegs waren).:D
Auch heute geh ich noch gerne hotten, wenn mal die richtige Musik gespielt wird! Daher: nimm den Tipp von chaoskatze an!! Ein Konzert, ein Festival,...- mach das!!!

Daß Dir Dein Arzt eine "Dead Line" ins Gesicht sagt, find ich total daneben!! Woher will er denn wissen, wie lange Du noch lebst??
Ganz abgesehen davon kann er auch nicht evtl. neu zugelassene Medis mit einberechnen, von denen Du ja vielleicht noch profitieren wirst.
Hier im Forum haben schon sooo viele die Statistiken Lügen gestraft...- warum nicht auch Du?

Hab ich das falsch verstanden, oder wissen Deine Kollegen nichts von Deiner Krankheit?
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß es gut ist, mit offenen Karten zu spielen. Da würdest Du Dir viele Spekulationen und blöde (wenn auch gut gemeinte) Fragen sparen können. Du gehst arbeiten und versuchst, Deine Ziele zu verfolgen, was ich klasse finde! Ich denke, du wirst eher Unterstützung als Ablehnung erfahren, wenn Deine Kollegen wissen, was los ist mit Dir.
Ich hab von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Und als die Leute gesehen haben, daß ich auch trotz der Krankheit noch einiges hinbekomme (war auch ab und an arbeiten mit meiner Glatze), haben sie das so akzeptiert. Und wenn ich mal Hilfe brauchte (z.B. beim Kisten schleppen), so mußte ich nie groß rumbetteln...- das ging wie von selbst!
Ohne, daß jemals einer einen mitleidigen Blick auf mich geworfen hätte...- DAS hätt ich nämlich auch nicht gewollt! Aber wenn ich so lese, wie Du weiterhin an Deiner Karriere bastelst, wirds Dir da sicherlich nicht großartig anders gehen.

Ich denke, es ist wichtig, die Leute zu informieren.
Alles, was sie sich selbst aufgrund von Unwissenheit zusammenreimen, ist mit Sicherheit keine Lösung. Du kennst Teamarbeit. Gib den Leuten die Möglichkeit, als Team hinter Dir zu stehen! Und wenn ihr ein Team gewesen seid, dann wird sich da nichts dran ändern! Deine Kollegen müssen nur die Chance bekommen, Deine Situation zu begreifen.
Mit Ehrlichkeit enttäuschst Du niemanden! Nein, ganz im Gegenteil: das ist eine Stärke!!

Ich drück Dir die Daumen, daß Du eine für Dich richtige Lösung finden wirst und noch viele, viele Jahre das WGT besuchen kannst!

Liebe Grüße,
Tante Emma.

Nephy
05.02.2010, 09:03
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Tante Emma
05.02.2010, 09:37
Liebe Nephy!

Daß Du aufs WGT willst, find ich schonmal prima!!! Das ist doch ein Ziel!:prost::prost::prost:

Nur, daß Du nicht mal Deinem Chef sagen möchtest, was los ist, find ich nicht so gut. Du sagst, er steht hinter Dir und hat Erwartungen an Dich. Was denkt er sich, wenn er Dich grade sieht, wie Du immer weniger wirst, Prüfungen gen jeder Erwartung in den Sand setzt,...? Das KANN er sich doch gar nicht erklären!

Nur, weil er bescheid weiß, wird er nicht weniger von Dir erwarten, wenn er sieht, daß Du nach wie vor mit Eifer und Ehrgeiz bei der Sache bist (und das BIST Du ja!). Du bist ja nicht körperlich eingeschränkt und kannst doch Deine Aufgaben nach wie vor bewältigen...- körperlich zumindest!
Glaubst Du nicht, daß grade dieses "Verbergen" sehr kräftezehrend ist?
Ich könnt mir vorstellen, daß Du diese Kraft viel besser einsetzen könntest, wenn zumindest Dein Chef eingeweiht wäre.
Wenn das Team neu ist und Du Dich noch nicht wirklich "zuhause" fühlst dort, kann ich nachvollziehen, daß diese Menschen erst mal nix wissen brauchen. Aber Dein Chef scheint doch ein netter Typ zu sein und große Stücke auf Dich zu halten. Hat er es verdient, "angelogen" zu werden?
So, wie Du ihn beschrieben hast, wird er sicher auch weiterhin hinter Dir stehen! Und so eine Stütze könntest Du grade sicherlich gut gebrauchen.

Liebe Grüße,
Tante Emma.

Andorra97
05.02.2010, 10:16
Hallo Nephy,
auch wir sind sehr offen mit der Krankheit meines Mannes umgegangen und haben damit ausschließlich gute Erfahrungen gemacht.

Dein Chef z.B.... Du musst Dir einfach abschminken, dass Du "funktionnieren" kannst wie ein Gesunder. Es tut mir leid das so hart sagen zu müssen, aber Du bist nicht gesund! Du hast eine sehr schlimme Krankheit und damit fühlt man sich nicht wie ein Gesunder. Du wirst immer Deine Phasen haben, wo Du Dich schwach fühlst und wo Du Durchhänger hast.
Da kannst Du noch so willenststark sein, Dein Körper wird Dich daran erinnern!

Wieso willst Du Deinen Chef dann auf Dauer enttäuschen? Warum ihm keine Erklärung geben dafür, dass Du nicht das leisten kannst, was Du als Gesunde leisten könntest? Es ist keine "Ausrede", es ist die bittere Wahrheit!

Und alles, was Du ihm dann trotz Deiner Krankheit geben kannst, ist für ein Geschenk. Wenn er nicht weiß warum Du weniger leistest, als Du in gesundem Zustand könntest, ist alles was Du ablieferst nie genug.

babs_Tirol
05.02.2010, 10:42
[QUOTE=Nephy;852158]@ babs_Tirol
sowohl als auch, es ist Clark Level 3 & Stage 3.
(Hab extra noch mal den Befund rausgekramt)

Meine erste Ärztin hat mir gesagt, ich könne damit noch an einer amerikanischen Studie teilnehmen, die zwar noch in den Kinderschuhen steckt (läuft seit 5-6Jahren oder so) in der man versucht den Körper mittels injizierter abgeschwächter eigener Krebszellen dazu bringt eigene Antikörper zu produzieren. 2 Wochen später hat mir ihr Oberarzt dann gesagt, dass das nicht in Frage kommt und ich "höchstens" eine Interferon Therapie oder ggfls. Chemo machen könne. Aber genau wie bei der Lyphknotensystementnahme gäbe es leider kein belegte Ergebnisse dafür, dass es hilft. Ich könne bestenfalls von einer der Therapien erwarten, dass sich mein Zeitfenster um 10% verlängert.
Für mich ist das nicht erstrebenswert. Wenn ich mir die Nebenwirkungen anschaue, verstehe ich einfach nicht wieso ich mir DAS antun sollte. Ich bin mit 20 Jahren schon einmal dem Tod von der Schippe gesprungen. Damals hatte ich laut Ärzten noch ein paar Wochen gehabt,wog um die 30 Kilo und hatte Angst davor einzuschlafen,weil ich dachte ich würde aufhören zu atmen.
Ich hatte Depressionen und daraus resultierende Annorexie. Die zwei Nebenwirkungen die hier so ziemlich alle Behandlungstherapien gemeinsam haben sind: Depressionen und Appetitverlust. Das werde ich nicht noch einmal durchmachen. Daher hab ich mich gegen eine Behandlung entschieden. Es ist auch so schon schwer genug sich damit abzufinden.
@ Melanie, ehrlich gesagt du bist zu gesund für eine Vaczination mit dendritischer Zellen!!!! Seit mindest 10 Jahren gibt es in vielen europäischen Universitäts-Kliniken diese Impftherapien. Erlangen ist da sehr gut!
Bei dir in der Nähe wäre es die Berliner Charite.

Niemand würde dir in einer Universitäts-Klinik bei Clark Level 3 und Stage 3 eine Chemo geben! Am Besten du gehts in eine Uni-Klinik Abt. Dermatologie und läßt dir eine 2. Meinung geben!

War der Wächterlymphknoten jetzt befallen oder nicht???
Wie tief ist denn dein Melanom eingedrungen??????

Am Besten du suchst einen guten Psycho-Onkologen auf und machst eine spezielle onkologische Psychotherapie, dann sieht die Welt wieder ganz anders für dich aus.
Sicherlich hat man bei der Krebsdiagnose ungeheuerliche Angst vor dem nahen Tod, aber bei deiner momentanen Diagnose ist dein baldiger Tod eher unwahrscheinlich.

Mit einer positiven Einstellung zu deiner Erkrankung wirst du wahrscheinlich noch sehr lange leben und deine gewünschten beruflichen Ziele verwirklichen können!!!

Alles Gute für dich
-babs_Tirol-

Desi
05.02.2010, 10:52
Huhu Nephy
Also ich muss mich auch den anderen anschliessen.
Ich glaube auch das es eine gute Idee wäre, wenn du zumindest deinen Chef über deine Erkrankung aufklären würdest.
So wie du schreibst, scheint ihm ja viel an dir zu liegen, weil er sich ja auch so bemüht.
Ich weiss, du willst kein Mitleid und keine "Extra" Wurst, aber das soll es ja auch nich heissen.
Aber ich denke auch, das es dir schon ein wenig Erleichterung bringen würde, wenn du es auf der Arbeit erzählen würdest. Weil gerade die dir ja sehr am Herzen liegt.
Du bist wahrscheinlich ein Mesnch der keinem zur "last" fallen will. Aber ein bisschen Unterstützung und Hilfe kann jeder gut gebrauchen, gerade wenn es einem im Leben gerade nicht so gut geht.
Kannst ja vielleicht mal drüber nachdenken. :)

sanne2
05.02.2010, 13:00
@Nephy,
da schließe ich mich babs Tirol vollkommen an!
Was bedeutet bei Dir Stadium 3?
Es sollte doch eigentlich weit unter 1 mm sein?
Wieso lebensbedrohlich?
Es gibt selten Metastasen bei "Stadium 3".
Vielleicht magst du dich etwas mehr zu deiner Diagnose äußern?
Hast du schon einmal im Hautkrebsthread geschrieben oder gelesen?
Viele Grüße,
Sanne

Nephy
05.02.2010, 15:39
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Nephy
05.02.2010, 17:10
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Mäggi81
05.02.2010, 17:28
Hallo Nephy,:winke:
bin 29 und habe mit 28 die Diagnose Brustkrebs im fortgeschrittenem stadium erhalten. Das heißt ich werde nur noch palliativ also Sympthom bezogen behandelt.
Ich weiß nicht welche "Erwartungen" du an dein Schallentier hast, mir hilft aber sehr , so viele Infos zu haben wie möglich .Obwohl ja jede Krankheit bei jedem anders verlaufen kann , ist es für mich wichtig zu wissen was auf mich zu kommen kann. Wie denkst du darüber? Informierst du dich, oder läßt du alles auf dich zu kommen?
Wie kommt deine Familie damit zurecht( meine garnicht)?

Nephy
06.02.2010, 11:21
.

babs_Tirol
06.02.2010, 12:39
Nephy,

Nachtschweiß und Appetitmangel kommen durch Depressionen. Es muß nicht mit Krebs zusammenhängen.
Du bist in einem Teufelskreis, willst deine Krebserkrankung ignorieren und hast trotzdem schreckliche Angst vor dem Tod.

Wie ich bereits schon an dich schrieb, solltest du dir schnellstens Psycho- - Onkologische Hilfe suchen, in deinem Fall wird es sogar die Krankenkasse übernehmen.

Desweiteren einen guten onkologisch geschulten Dermatologen, denn deine Melanom-Erkrankung ist noch nicht so schlimm fortgeschritten.
Mein Universitäts-Professor in der Dermatologie hat mir meine Ängste genommen, ich glaube du bist bei negativ eingestellten Ärzten.

Deine ganze Schreiberei wird dir wenig nützen, wenn du keine Hilfe annehmen willst.

Denke mal darüber nach!

-babs_Tirol-

gilda2007
06.02.2010, 13:15
M
Zu wissen was da noch auf mich zukommen kann macht mir Angst. Ich möchte das alles lieber nicht wissen...ich muss auch hier schon wahnsinnig aufpassen was ich lese und was nicht...ich bin ne Schisshose und werde schnell mal paranoid. :eek:

Lieber nichts wissen...dann passiert auch nichts - oder zumindest versuche ich dann wenigstens alles was passiert anders zu erklären.
Appetitverlust der mich in ein paar Monaten von 60 auf 47 Kilo fallen lässt "könnte" ja auch nur eben daher rühren, dass ich halt kein Hunger hab. Das muss doch nicht zwingend was mit dem Krebs zu tun haben?

Meine Erfahrung ist, dass Nicht-Wissen viel mehr Angst macht als das Wissen. Du kannst vielleicht deinen Kopf ausschalten, aber die Angst geht davon nicht weg. Nur wenn du den Kopf nicht anschaltest, kannst du gegen die Angst auch nichts tun. Wie du sagst, für die Symptome kann es viele Ursachen geben. Wenn du das aber nicht untersuchen lässt, kannst du sie nicht einordnen. Es macht dir Angst -- aber vielleicht ist manche Angst sogar unnötig.

Du hast ja schon gemerkt, dass einfach weitermachen wie bisher nicht auf Dauer durchzuhalten ist. Fang an, ehrlich zu sein -- zu dir, zu deinem Freund, zu deiner Familie, bei der Arbeit. Am besten in der Reihenfolge ;) Warum willst du alles alleine schultern? Das ist doch gar nicht nötig. Wenn man die Last verteilt, ist sie leichter zu tragen. Frage deine Onkologin oder rufe die Kasse an, dass sie dir Psychologen in deiner Nähe nennen. Und dann Schritt für Schritt vorwärtsgehen. Viel Glück!

Mäggi81
06.02.2010, 15:43
Hallo Nephy,
mit der Psychonkologin kann ich dir ebenfalls nur empfehlen.
Ist eine sehr gute Sache, sie bringt mich dazu die Dinge auch mal von einer anderen Seite zu sehen, gibt Tipps wie man wichtige Infos von Müll trennt.
Macht Entspannungsübungen.... also eine wirllich gute Sache.
Und das aller Beste, sie hört einfach nur zu.
Es tut manchmal einfach nur gut, in den Arm genommen zu werden, das wird aber keiner können, wenn du dich so verschließt?!
Wünsche dir was.:winke:

J.F.
06.02.2010, 18:06
Hallo Nephy,

also ich muss sagen, hoch interessant Deine Postings. Schön widersprüchlich. Einerseits "Hosenschisser" sein, andererseits "himmelhochjauchend", im nächsten Moment "tief im Keller" sitzend.

Warum kann man mit einem Melanom, das metastiert ist, nicht ein normales Leben führen? Natürlich kann man das! Neues beginnen. Altes erweitern, aufbauen. Ziele stecken. All das ist immer noch möglich, genauso wie vor der Diagnose Melanom. Und da Du auf eine Interferontherapie verzichtet hast, bei Deinen "schlechten" Gefühl bezüglich Depressionen und Abnehmerei zu recht, hatte Dein Körper Zeit und Muse sich von den Eingriffen zu erholen. Was Dir zu schaffen macht, ist nicht der Krebs an sich, sondern das was sich in Deinem Kopf jetzt abspielt. Einerseits kommen Sprüche wie " Ich habe überhaupt keine Erwartungen an mein Schalentier...was kann man schon von einer Krankheit erwarten?Zu wissen was da noch auf mich zukommen kann macht mir Angst. Ich möchte das alles lieber nicht wissen...ich muss auch hier schon wahnsinnig aufpassen was ich lese und was nicht...ich bin ne Schisshose und werde schnell mal paranoid", dann "Einerseits will ich so weiter machen wie bisher und will stark bleiben und auf der anderen Seite hab ich eigentlich schon längst aufgegeben" oder "Ich hab keine Probleme mit der Diagnose an sich und stelle nichts in Frage". Nephry, DU hast ein Riesenproblem mit der Diagnose! Und die Zeit des Ignorierens ist vorbei! Das zeigt Dir nicht nur Dein Körper, sondern auch Dein Kopf. Sprich mit Deinem Chef. Sprich mit Deinem Freund. Such Dir einen Therapeuten. Geh die Sache an. Nicht nur die Nachsorge im Krankenhaus ist wichtig, das Auseinandersetzen Deiner eigenen Person mit Kopf, Körper und Seele ist wichtig. Wie soll die Umgebung wissen wie sie mit Dir umgehen soll, wenn Du es noch nicht mal weisst?

Und nur mal so, meine Prognosezeit habe ich bereits verdreifacht. Das zum Thema ärztliche Sprüche ;). Also lebe Dein Leben! Und träume nicht nur davon :).

micha54
06.02.2010, 18:39
Hallo Nephy,

ich kann den vorstehenden Antworten nur zustimmen: die Charité ist eine gute Adresse, auch was der Umgang der Ärzte mit schwierigen Patienten wie mir ist.
Und die Psychoonkologen sitzen auch gleich um die Ecke...

Ganz wichtig für Dich ist, daß Du jetzt akzeptierst, daß es Veränderungen in Deinem Leben gibt und weiter geben wird. Ist es nicht ein Zeichen von Stärke, Veränderungen aufzunehmen und daraus das eigene Leben neu zu planen ? Ich hatte mir z.B. auch die Frage gestellt, wie die Kollegen mit meiner Krankheit umgehen werden und dann entschieden, dies pro-aktiv auszusprechen. Natürlich gab es unterschiedliche Reaktionen, aber auch überraschend viele positive. Also lass diese Veränderungen zu...

Sei stark, indem Du Dir von anderen helfen lässt :winke:

Liebe Grüße,

Michael

Norma
07.02.2010, 00:52
Liebe Nephy,

lass dir gesagt sein: ALLE deine momentanen Gedankengänge, ALLE deine Unsicherheiten, ALLE deine Ängste, ALLE deine zwiespältigen Gefühle... sind NORMAL!

In deinem Gehirn herrscht CHAOS; du weißt nicht, ob du Fleisch oder Fisch bist oder eventuell Beides; weißt nicht, ob schwarz nicht doch weiß und weiß nicht doch schwarz ist.

Dieses totale Chaos wird sich lichten, aber dafür braucht dein Gehirn ZEIT!
Manche schaffen es nach wenigen Wochen, einige brauchen Monate und wieder andere sogar zwei bis drei Jahre!

Nur dann, wenn du irgendwann wieder klarer denken kannst, wirst du deinen persönlichen Weg finden.
Solange solltest du möglichst wenig Stress haben. Weder wichtige Prüfungen noch irgendeinen anderen Stress.
Unterbrich dir zuliebe alle geistigen Anstrengungen, die zu weiterem Hirn-Chaos führen könnten.

Dein Gehirn braucht Zeit, um zu sortieren. Zu sortieren, was da eigentlich mit dir passiert ist und immer noch passiert.

Sortieren kann man, in dem man eine Liste macht. Auf der linken Seite alle Dinge aufschreiben, die DIR JETZT wichtig sind.
Auf der rechten Seite die Dinge, die DIR JETZT NICHT wichtig sind.
Leg diese Liste in eine Schublade für 3 Monate und lies sie dann noch einmal durch.
Du wirst sehen, dass du einige Eintragungen verändern kannst.

Solange du immer wieder Veränderungen vornimmst, hast du deinen Weg der Verarbeitung noch nicht gefunden.

Ich verspreche dir: es wird der Tag kommen, an dem du keine Änderungen mehr vornehmen musst: das ist der Tag, an dem du deine Erkrankung angenommen hast; mit all den Ängsten, Nöten und Sorgen. Dann wirst du auch nicht mehr laufen und laufen und laufen... du wirst stehenbleiben, dich umdrehen, aber nicht zurück gehen. Dann bist du angekommen; im JETZT und HIER.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

Nephy
07.02.2010, 13:46
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gilda2007
07.02.2010, 15:31
@ gilda2007

Ich weiß, dass es unnötig ist diese Last allein zu tragen, aber ich sehe doch wie die Menschen in meinem Umfeld reagieren... meine Mutter will es nicht wahr haben und stellt nach und nach den Kontakt ein - sie wohnt ein paar hundert Kilometer entfernt, deswegen ist das nicht allzu schwer. Sie kann über das Thema nicht reden und sobald sie es mal versucht fällt sie merkwürdiger Weise in diese "Ich bin an allem Schuld, was hab ich denn als Mutter nur falsch gemacht" -Schiene. Wobei ich das dann wieder nicht einordnen kann ...das einzige was ich aus so einer Unterhaltung mitnehme sind Schuldgefühle.
Wie mein Freund auf das Thema reagiert habe ich ja auch schon geschrieben...er gibt sich 2-3 mal die Woche die Kante in ner Kneipe um dann betrunken nach Hause zu kommen und mit mir über das Thema und wie sehr es ihn belastet zu "lallen".
Ich hab es noch zwei Freunden erzählt...jetzt vor ein paar Tagen ... die waren erstmal nur völlig enttäuscht weil ich nicht schon früher was gesagt hab. Hmpf. Alles nicht so die Reaktionen die mir helfen mich besser zu fühlen, meinst du nicht? Da ist es doch kein Wunder wenn ich beschließe es allein zu schultern, oder?


Ich habe zwei schwere Krankheiten, Brustkrebs und Multiple Sklerose. Ich habe also recht viel Erfahrung damit, meiner Umwelt schlechte Nachrichten aufzubürden. Gleichzeitig haben meine Schwester und meine Mutter Brustkrebs und ich konnte auch da beobachten, wie die Umwelt reagiert. Meine Erfahrung ist, dass die Umwelt letztlich so reagiert, wie man selbst damit umgeht. Man selbst ist der Lotse. Wenn du nicht offen damit umgehst, wird es deine Mutter auch nicht machen. Deine Mutter reagiert doch genauso wie du, also kannst du ihr das nicht vorwerfen. Und dass dein Freund Angst hat, ist normal. Wenn ihr über eure Ängst sprecht, kann das sehr zusammenschweißen. Wenn nicht, wird es euch trennen.

Das hast du doch auch schon bei deinen Freunden gemerkt. Du hast ihnen gezeigt, dass du kein Vertrauen zu ihnen hast. Sonst hättest du nicht so lange gewartet. Als Freund wäre ich da auch ratlos und würde dich wahrscheinlich "in Ruhe lassen", da ich den Eindruck hätte, dass du das so willst. Sonst hättest du dich ja eher gemeldet. Da musst du jetzt etwas Arbeit investieren, diese Vertrauen wiederzuerlangen. Aber es wird sich sicher lohnen!

Depressionen: Auch wenn du damit Erfahrung hast, heißt das nicht, dass sich alle Depressionen immer gleich äußern. Das ist wie eine Erkältung, einmal hat man Gliederschmerzen, ein andermal Husten oder Schnupfen. Alles was du schreibst hört sich nach einer Depression an. Und glaube mir, damit habe ich leider auch viel Erfahrung :(

Mäggi81
07.02.2010, 21:29
Ach Mensch liebe Nephy,
was kann man dir schreiben um vielleicht doch ein klitzekleines Licht anzuzünden?
Drücke dich jetzt gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz doll.
He , wir sind doch noch sooooooooooooooo jung und haben eigentlich noch alles vor uns, müßen doch kämpfen, egal was Statistiken, Ärzte und..... sagen.
Gib die Hoffnung nicht auf, es gibt immer noch Wunder in dieser manchmal so besch.... Welt.
Wünsche dir wieder 1000 Sternschnuppen.

Andi9
18.02.2010, 14:48
Hallo Nephy,
habe durch Zufall Deinen Bericht hier gelesen und möchte Dir aus eigener Erfahrung meine Sichtweise mitteilen - vielleicht hilfreich ?

Ich habe ca. 1 Jahr Vorsprung, deshalb alles etwas gesetzter. Auch für mich galt: die Arbeit sollte möglichst weitergehen. Wegen der häufigen Therapietermine lässt sich die Krankheit aber nicht verheimlichen. Bin dann zum Chef und habe ihm gesagt: Ich will unbedingt weitermachen, das wäre für mich wichtig und ich schaffe das auch. Wenns irgendwann nicht mehr geht sage ich das rechtzeitig. Gleichzeitig habe ich ihm dann den Behindertenausweis (Grad der Beh. 100% ohne Zeitlimit) hingelegt. Das schützt ggf. auch etwas. Sollteste auch beantragen !

Bin auch Zwilling und denke oft: Mensch, ob sich das alles noch lohnt ? Dann gibts wieder mal was Positives und du denkst - OK dauert vielleicht doch noch was. Dann wieder mal schlechte News - oh je, dann wird die ganze Nacht nicht geschlafen. Eine Liedzeile meier Lieblingband geht mal so:

Ich fühl es – und ich hör es – ja, ich seh es
Doch ich glaub es nicht

Wir haben nichts zu verlieren
Und müssen weitergehen
Bis wir ganz oben stehen

Das sagt doch alles. Die haben übrigens letztes Jahr auf dem WGT gespielt - und JA da spielt mein Sohn mit !

- also : “If you are going through hell, keep going.” [Winston Churchill]

Lass von Dir hören !
Andi

Blauerschmetterling
10.04.2010, 16:20
Hallo Nephy,

Dein Gefühlschaos ist für jeden von uns nachvollziehbar. Allein das Wort "Krebs" reicht aus, um sich in den Verstand des Patienten einzunisten und ihm damit die Würde zu nehmen. Krebs ist wie ein Stein, den man auf einen spiegelglatten See wirft. Dort, wo der Einschlag ist, tut es irre weh, aber die Kreise, die dieser Stein verursacht, gehen ganz schön weit.

Die Diagnose Brustkrebs ließ mich trotz erfolgreicher Operation und Strahlentherapie in ein tiefes Loch fallen. Ich fühlte mich sogar wohl darin, denn ich fühlte mich in diesem Loch sicher, unangreifbar und geschützt. Doch aus Erfahrung kann ich sagen, je öfter man in dieses Loch fällt, desto schwieriger wird es, dort wieder heraus zu kommen. Und irgendwann will man heraus, denn alles grübeln bringt uns nicht weiter. Dieses "neue" Leben aufzubauen ist sicher nicht einfach. Ich versuchte ebenso wie Du, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben und es half mir nach einiger Zeit wirklich. Ich kann Dir also nur empfehlen, auch daheim, für Dich, Deine Empfindungen schriftlich festzuhalten.
Vielleicht findest Du, wie ich, zu einer anderen Lebenseinstellung. Nicht von heute auf morgen, Du wirst langsam daran arbeiten.
Schaffe Dir ersteinmal Inseln der Ruhe, Du brauchst viel Kraft. Denke an Dein Wohlergehen, beanspruche kleine Freiräume und versuche den Sonnenaufgang aus einer anderen Perspektive zu erleben, dass Du Dich wieder an kleinen Dingen erfreuen kannst.
Vor allen Dingen rede, rede über Deine Erkrankung. Das hilft Dir den inneren Druck langsam abzubauen. Deinen Chef solltest Du auch umgehend informieren, macht er sich doch falsche Gedanken über Dich. Ich würde das auch vorbeugend tun, falls eine Anschlussbehandlung oder Reha notwendig ist. Sicherlich wirst Du so manchen mitleidgen Blick auffangen, doch man wird Dich mit ganz anderen Augen betrachten.

Natürlich kann ich Dir nicht sagen, was Du machen solltest, ich kann Dir nur raten. Finde heraus, was für Dich am besten ist.

Eines weiß ich aber sicher, Patienten, die nicht über ihre Krebserkrankung reden, leiden entsetzlich. Ich bin "Grüne Dame" in unserer Uni-Klinik und ich betreue dort die Patienten in der Hautklinik. Patienten, die es endlich schafften über ihre Krebserkrankung zu reden, fühlten sich anschließend erleichtert. Womöglich kann man besser mit einer fremden Person reden, als mit einem Angehörigen. Einem Angehörigen gegenüber erzählt man vielleicht nicht alles, was einen belastet, um ihn zu schonen. Angehörige stehen dieser Situation oft hilflos gegenüber und sie leiden manchmal wie der Erkrankte selbst.

Du bist noch sehr jung und hast Deine Pläne für die Zukunft. Halte daran fest. Ich habe hier im Forum von vielen verzweifelten Kämpfen gelesen, die letztendlich gewonnen wurden. Und die medizinische Betreuung entwickelt sich immer weiter.

Das Leben hält so viel Schönes für Dich bereit. Greife zu!

Liebe Grüße und viel Kraft
Anneli