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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 2. Chemo mit 79 Jahren?


mutsch1600
15.07.2010, 19:51
Hallo und guten Abend zusammen,

zunächst mal ein Danke für die vielen Infos und Berichte in die man sich schnell vertiefen kann.

Ich suche Info´s um uns die Entscheidung einer evtl. 2. Chemo zu erleichtern.
Es geht um meine Tante die 79 Jahre alt und alleinstehend ist. Bis Juli letzen Jahres ging es ihr wirklich gut. Sowohl körperlich auch auch geistig ist sie super fit gewesen. Durch Zufall wurde bei einer Sono eine Auffälligkeit entdeckt und sie bekam gleich einen Tag später ein CT.
Der Verdacht auf Eierstockkrebs wurde dann im Krhs bestätigt und sie wurde Ende Juli operiert. Beide Eierstöcke waren befallen, große Teile des Bauchnetzes mussten weg und 2 Stücke Darm mussten entfernt werden.
Die Genesung zog sich etwas hin und im Oktober wurde ein Port gelegt und die Chemo fing ambulant an.
6 x Carboplatin/Taxol alle 3 Wochen.
Nach der 4. Chemo ging es ihr immer schlechter. Neben Abgeschlagenheit und Übelkeit war aber das schlimmste die Gefühllosigkeit in Beinen/Füssen und Fingern. Laufen viel ihr immer schwerer. Ihr Augenlicht wurde immer schlechter. (Schon vor der Chemo kämpfte sie mit einer unheilbaren Makuladegeneration.)
Die letzte Chemo im Januar hat sie völlig umgehauen und sie ist 5 Tage danach zusammengebrochen und ins Krhs gekommen.
Dort hat man sie mühsam wieder aufgepäppelt und nach 3 Wochen entlassen.
Der Tumormarker im Dezember (noch unterhalb der Chemo) war bei 27, im April bei 35,5 und jetzt im Juli bei 160
Lt. Arzt ein Zeichen dafür das wieder was wächst.
Seine gyn. Untersuchung per vag. Sono hat (noch) nichts ergeben. Aber er sprach im Falle eines Rezidiv schon davon, erneut Chemo geben zu wollen.
Heute war CT Termin. Leider ohne Aussage des Arztes, der aus Zeitmangel (zwischen Tür und Angel) auf den Bericht Mitte nächster Woche verwiesen hat.
In einem schnellen Durchsehen hätte er "nichts großes" gefunden. :huh:

Nun kann ja auch eine Chemo wirklich lebensgefährlich sein. Wir sind wirklich sehr unsicher ob wir im Falle eines Fundes tatsächlich einer Chemo zustimmen sollen.
Mit "wir" meine ich meine Tante und mich. Sie hat keine Kinder und ausser mir keine weiteren Angehörigen in der Nähe. Seit ihrer Erkrankung versuche ich sie so gut ich kann zu betreuen.

Mich würden eure Meinungen und Erfahrungen interessieren und sorry für diesen doch sehr lang gewordenen Beitrag

LG mutsch

HeikeL
16.07.2010, 01:09
Hallo Mutsch !

Herzlich willkommen und schön, dass Du Dich so um Deine Tante kümmerst !
Es ist eine schwierige Entscheidung, die ihr im Falle eines Rezidivs zu treffen hättet.
Wenn es ein Frührezidiv ist (innerhalb von 6 Monaten nach Beendigung der Chemo), würde sie eh eine andere Chemo erhalten. Im Regelfall wäre dies Caelyx. Caelyx macht ganz andere Nebenwirkungen als Carboplatin und Taxol.
Bei meinem Rezidiv (5 1/2 Jahre nach dem Primärtumor) wollte ich erst überhaupt keine Chemo mehr machen, da ich bei der ersten wegen der Nebenwirkungen durch die Hölle gegangen bin. Ich habe mich dann aber doch umentschieden, habe mich aber gegen Taxol und für Carboplatin und Gemzar entschieden, weil gerade die Nebenwirkungen des Taxols mich so dahingerafft hatten.
Gesetzt dem Fall, Deine Tante sollte wirklich ein Rezidiv haben, würde ich die Therapieoptionen auf jeden Fall mit einem weiteren Arzt besprechen.
Nichts gegen die "normalen" Onkologen, aber die sehen leider oft den Wald vor lauter Bäumen nicht und haben nur die Möglichkeit Chemo auf Deibel komm raus im Kopf und sehen oft nicht die Wünsche und die Lebenssituation der Betroffenen. -Ist eben vieles standardisiert.-

Es gibt auch noch die Option : Wait and see, was bei kleineren Veränderungen bei einer 79jährigen vielleicht gar nicht so schlecht wäre. D.h., dass Die Metastasen unter strenger Beobachtung stehen und falls sie M wachsen sollten, kann man immer noch mit einer Chemo beginnen.
So halte ich es seit 2 Jahren, denn damals hatte ich meine letzte Chemo. Ich lasse regelmäßig CT's machen und wenn sich etwas gravierend ändern sollte, kann ich handeln- oder auch nicht.
Meine Peritonealcarcinose stagniert seither und meine Lebensqüalität ist in Relation zu meinem Krankheitsbild hervorragend. Mit Chemo wäre sie bei mir nicht so gut, aber das muss jeder selbst entscheiden.

Ich hoffe, ich konnte Euch eine Anregung geben und wünsche Euch aber, dass die Sorgen, die Ihr Euch macht, umsonst sind.

Liebe Grüße
Heike

mutsch1600
16.07.2010, 06:53
Lieben Dank für deine Antwort Heike,

es zeigt uns doch das wir zum einen nicht überstürzt entscheiden müssen und das es wohl auch noch andere Optionen gibt als Carboplatin und Taxol.

Eine zweite Meinung wollen wir uns dann sowieso einholen. Schon bei der ersten Entscheidung fühlten wir uns ein wenig "überrumpelt". War so ein bisschen wie "sofort Chemo oder du stirbst". Wenn man dann noch keine Ahnung hat ist man echt aufgeschmissen.

Nun heisste es abwarten und weiter sehen.

LG mutsch

mutsch1600
27.07.2010, 13:48
Hallo

heute endlich den Befund vom CT bekommen. Seit 15.7. warten wir darauf.
Ich habe noch mit keinem Arzt gesprochen sondern es mir faxen lassen.
Inhalt:
"Befundverschlechterung seit Januar, li. paraaortal, ca. in Höhe des unteren Pols der li. Niere, ein 1,5 cm großer Lymphknoten, neu aufgetreten im Sinne einer Lymphknotenmetastase. Kein
Tumorrezidiv, kein Ascites"

Vllt könntet ihr mir eure Meinung dazu schreiben und evtl hat ja auch jemand damit Erfahrung gemacht.

Danke und
LG mutsch

mutsch1600
07.10.2010, 12:49
Ich möchte nochmal eine Stelling angeben zu dem weiteren Verlauf.
Die Zweitmeinung die wir eingeholt haben, genau wie die unzähligen Telefonate mit Experten haben auch alle abgeraten ohne Symtome in dem Zustand eine erneute Chemo zu beginnen.
Daran haben wir uns auch gehalten.
Inzwischen haben sich aber leider Symtome gezeigt. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schmerzen in der Bauchregion und Gewichtszunahme
Eine Ultraschalluntersuchung vor 2 Wochen hat kein Aszites gezeigt.

Gestern dann CT mit Kontrastmittel. Ausgeprägte Aszites, peritoreal-Metastasen, Zunahme der Lymphknoten-Metastasen in Größe und Anzahl paraaortal und paracaval

Dienstag soll amulante Chemo beginnen mit caelyx. Alle 2 Wochen und nur 80% der normalen Menge um die Nebenwirkungen gering zu halten.
Das Krhs weigert sich eine Punktion des Bauches vorzunehmen weil angeblich zu wenig Wasser vorhanden wäre und die Gefahr den Darm zu treffen zu groß sei.
Das Gefühl war eher das sie Zeitmangel hatten oder es für nicht mehr notwendig ansahen.

Um es mal auf den Punkt zu bringen. Ich habe Angst und ich glaube das es alles nichts mehr bingt. Leider spricht aber kein Arzt ein wirklich offenes Wort mit uns. Mir würde es schon helfen wenn mir gesagt würde ob ich mich langsam verabschieden muss. Mein Gefühl sag mir ja aber solange das keiner sagt behält man doch die leiseste Hoffnung. Ihr gehts so schlecht und ich kann nicht helfen :mad:

Bin nur noch frustriert und traurig

Lamsira
14.10.2010, 00:18
Mutsch, ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Angehörigen meistens mehr leiden als die Kranken selbst. Ich denke auch, daß deine Tante es merken wird, wenn sie sich von dir verabschieden muß. Deine Aufgabe besteht darin, ihr zu zeigen, wie du sie magst - helfen kannst du nicht! Ich wünsche euch Beiden viel Kraft!
LG Lamsira

mutsch1600
19.12.2010, 13:42
Leider waren meine Befürchtungen richtig.
Am 9.12. ist meine Tante eingeschlafen.
Die letzten Wochen waren schrecklich. Das Krankheitsbild wurde immer schlimmer. Nur eine Chemo konnte sie noch bekommen dann ging nichts mehr. Sie verlor sämtliche Kräfte und musste sogar einen Magenausgang bekommen weil dieser aufhörte zu arbeiten.
Eine starke Frau die auch in ihrem höheren Alter mit beiden Beinen fest im Leben stand wurde bettlägerig und abhängig.
Ihre Kraft liess immer mehr nach, sie wollte nicht mehr und zum guten Schluss war es dann für sie wirklich eine Erlösung.
Bis zu diesem Tag habe ich sie begleiten dürfen.

Wir werden jetzt ein friedliches Weihnachtsfest feiern in dem Wissen das es ihr jetzt besser geht, aber auch in der Traurigkeit des vermissens.

Allen Erkrankten und Angehörigen wünsche ich die Kraft und die Hoffnung diese schwere Zeit gut und erfolgreich zu durchleben.

LG mutsch

Amber66
19.12.2010, 16:51
Hallo liebe Mutsch,

mein herzliches Beileid. Tut mir leid, dass es deine Tante nicht geschafft hat.
Aber ihre Seele ist jetzt frei, ohne Schmerzen u. Leiden.
Euch wünsche ich viel Kraft, die nun folgende für euch traurige Zeit zu überstehen.

LG Dagmar

HeikeD.
19.12.2010, 17:58
Liebe Mutsch,

auch mir tut es sehr leid, dass deine Tante es nicht geschafft hat und ich spreche dir und den anderen Angehörigen mein aufrichtiges Beileid aus!

Deine Tante war bestimmt glücklich und stolz, jemanden wie dich an ihrer Seite gehabt zu haben!

Ich wünsche euch Kraft für die kommende Zeit!

Viele Grüße
Heike