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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pleurodese - Sinn und Unsinn?


Sarah_22
27.01.2011, 13:57
Hallo liebe Mitleidenden,

ich stell mich kurz vor:
Ich bin 22 Jahre alt und habe vor 3 Jahren meinen Vater an den Folgen von Leber/Gallengangskrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren.
Meine Mutter hat bösartigen Brustkrebs und nach der ersten Chemo war sie 2,5 Jahre absolut BEschwerdefrei. Dann neue Metastasen, und die Chemo half, doch nun hat sie Rippenfellkrebs und beideits Pleuraerguss.

Meine Mutter ist in einer Thoraxklinik, die ihr nach einer Drainage (Schläuche, einlegen, damit blutiges Wasser kontinuierlich ablaufen kann, weil sie sonst erstickt wäre) eine Pleurodese vorgeschlagen. Dabei wird das Lungenfell mit dem Brustfell durch Thalkum verklebt, um den Lungenerguss zu verhindern.

Meine logische Frage: wo sammelt sich das Wasser dann an?

Außerdem will mir der Arzt die Frage nicht beantworten, die mich am meisten beschäftigt: wie lange hat meine Mutter noch zu leben? Habt ihr Erfahrungswerte?

Anhe
27.01.2011, 16:27
Hallo Sarah,

jeder Krebsverlauf ist anders, insofern gibt es auch keine "Erfahrungswerte" - selbst Prognosen treffen nicht immer zu. Ich möchte Dich bitten, all Deine Fragen auf einen Zettel zu schreiben und - wenn möglich - dies mit dem Arzt Deiner Mutter besprechen, sofern Deine Mutter dem zustimmt. Nur der behandelnde Arzt, dem alle Diagnosen vorliegen, kann Deine Fragen beantworten.

Beste Grüße,
Anhe

guertler2
02.02.2011, 06:32
Hallo ,

Sinn oder Unsinn, das muß man für sich selber entscheiden. Mein Vater hat jetzt seit September 2007 Rippenfellkrebs(Pleura Mesotheliom). Festgestellt wurde diese Krankheit weil er Wasser in der Lunge hatte. Um einen weiteren Einlauf zu verhindern, wurde eine Pleurodese gemacht. Toi Toi Toi bis heute hält die Verklebung. Meiner Meinung nach macht es Sinn weil man sonst immer wieder ins krankenhaus muß zum absaugen oder man eine Drainage bekommt damit das Wasser kontinuierlich ablaufen kann. Unsinn ist immer die Frage wie lange noch?. Will man das wirklich wissen?. Also ich habe nach Feststellung der Krankheit im Internet jeden Artikel gelesen. Die Lebenserwartung ohne OP 1 bis 2 Jahre, wenn überhaupt. Nun lebt mein Vater schon 3 Jahre und 4 Monate mit dieser Krankheit. Natürlich mit vielen Chemos , aber es geht ihm den Umständen entsprechend. Er geht immer noch spazieren, natürlich nur wenn es ihm gut geht. Der linke Lungenflügel ist mittlerweile eingefallen. Ich will wirklich nicht wissen, wie lange mein Vater noch lebt. Ich freue mich über jeden Tag mit ihm. Ich weiß , das sich das Krankheitsbild schnell verschlechtern kann, aber darüber mache ich mir Gedanken wenn es soweit ist. Auch Ärzte sind keine Hellseher. Also immer nach vorne schauen. Deine Mutter wird ihre Angelegenheiten sowieso regeln und du machst den Rest. Nachholen kann man nichts mehr, vieleicht ein paar Dinge die man immer schon mal machen wollte. Ob man das wirklich macht bleibt dahingestellt. Das Rippenfell soll die Lunge eigentlich schützen, wenn sich darauf Tumore bilden entstehen Risse, dadurch läuft Wasser in die Lunge.
Ich hoffe, das ich dir helfen konnte über Sinn oder Unsinn nachzudenken.

Lg
Renate

Flo S.
12.03.2011, 23:59
Hey Sarah,

ich kann dich sehr gut verstehen, da ich das alles auch erst kürzlich mitgemacht habe. Meine Mutter bekam vor ca. 10 Jahren (damals 40 Jahre) Brustkrebs, welchen Sie, wie es aussah, besiegt hatte. Vor 4 Jahren kam wieder ein Rezidiv in den Lymphknoten und später auch in der Leber. Sie bekam jahrelang verschiedenste Chemotherapien und hat sich echt immer sehr sehr wacker gehalten. Im letzten Jahr hat Sie leider etwas abgebaut und man merkte ihr an, dass es doch langsam ernster wird.
Dann wurde meine Mutter Ende Oktober (2010) in eine Klinik eingewiesen wegen eines Pleuraergusses. Natürlich habe ich mich soweit es ging in dieses Thema eingelesen. Bei Ihr wurden innerhalb von kürzester Zeit mehrere Liter Pleurawasser punktiert. Da es aber immer wieder nachfloss wurde bei Ihr eine Talkum-Pleurodese durchgeführt, welche erfolgreich verlief. Sie konnte daher wieder relativ frei atmen. Ihr Gesamtzustand verschlechterte sich danach leider relativ kontinuirlich. Man sagte uns immer Sie müsse sich ausruhen und schohnen ,schohnen, schohnen. Dies tat sie auch zu Hause. Trotzdem war Sie nicht mehr in der Lage in die dritte Etage zu laufen und Essen viel Ihr auch sehr schwer. Ihr gings immer schlechter, worauf Sie wieder ins Krankenhaus eingeliefert wurde (Ende Dezember 2010), wo Sie leider am 26.1.2011 verstarb ( Im Alter von 51 Jahren). :embarasse. Ich glaube das die Pleurodese Ihr viel Kraft gekostet hat, aber diese Maßnahme war wohl nötig da sich bei Ihr innerhalb kürzester Zeit immer große Mengen angesammelt haben. Ich habe mich damals natürlich auch gefragt, WO SOLL DAS WASSER HIN, DA ES JA NOCH IMMER ENTSTEHT?!??!?! ... bei meiner Mutter war es so, dass Sie innerhalb der letzten Wochen sehr große Wassereinlagerungen in Ihren Armen und Beinen hatte, wo auch Medikamente nichts mehr gegen ausrichten konnten. Ich bin kein Arzt und kann demnach kein angemessenes Statement zu einer Pleurodese geben, da Krebs einfach viel zu unterschiedliche Verläufe haben kann. Soviel ich gelernt habe ist ein Pleuraerguss jedoch schon ein Warnsignal und wird wohl rein Palliativ durchgeführt ( nicht heilend, sondern schmerzen lindernd). Ich wünsche Dir und deiner Familie viel Kraft. Wenn du fragen hast kannse gern schreiben.

Gruß
Flo

schnucky888
13.03.2011, 17:23
Hallo Flo,

ich stehe auch gerade in der Informationsphase uns sammle Infos, damit sich mein Dad (67 Jahre) entscheiden kann.
Er hatte letztes Jahr eine Nierenkrebs-OP mit Entfernung links.
leider bereits systemisch mit Lungen metas und einer Hirnmeta.
Hirnmeta wurde mit vorsichtiger Strahlentherapie halbiert und ist momentan kein Problem. Lungenmetas bewirken auch bei Ihm einen Pleuraerguß und haben ihn stark geschwächt. Er ist in den letzten 2 Wochen gefühlte 20 Jahre älter geworden. Die Punktion letzter Woche hat 2,5 ltr. abfliessen lassen.
Ich finde aber, daß sein Zustand seitdem sich nicht nennenswert verbessert hat.

Onkologe empfiehlt Pleurodese und anschliessend Chemo mit Votrient.

Mein Dad meint, er möchte das alles nur im Uniklinikum Münster machen und traut den Ärzten in unserem Stadtkrankenhaus nicht.

Was meint ihr, ist eine Pleurodese sicherer im Klinikum durchzuführen (weil die das wahrscheinlich häufiger durchführen) oder ist das handwerklich kein anspruchsvolles "Werks" und kann bedenkenlos auch vom örtlichen Krankenhaus-Onkologen/Pulmologen durchgeführt werden ?

Ich denke mit Graus daran, daß eine 2-stündige Krankenfahrt ihm im jetzigen schwachen Zustand (Sauerstoffunterstützung, kann nur mit Hilfe kurze Wege z.B. Toilette zu Fuß erledigen, kann sich nicht selbst im Bett bewegen oder selbst aufstehen, weil er so schwach ist) bestimmt schädlich für Ihn wär.
Außerdem ist auch sein geistiger Zustand zur Zeit schlecht. Er spricht schlecht -nicht flüssig und undeutlich, hat Gedächtnislücken und ist antriebslos. Auch Routineaufgaben der Körperpflege vernachlässigt er.

Habt Ihr hilfreiche Infos für mich ?

Danke für eure Meinungen.

LG, Andi

Flo S.
13.03.2011, 20:56
Hey Andi,

eine Pleura-Verklebung ist natürlich heutzutage ein Routineeingriff, sollte aber unbedingt von einem Spezialisten durchgeführt werden. Meine Mutter wurde dafür in die Ruhrlandklinik Essen eingeliefert, weil es eine Fachklinik für die operative Behandlung aller Atmungserkrankungen ist. Bei Ihr verlief die Verklebung wie gesagt relativ komplikationslos, auch wenn es ihr nurnoch für wenige Wochen geholfen hat. Aber auch bei Fachärzten besteht die Möglichkeit, dass die Verklebung nicht erfolgreich verläuft. In diesem Fall können sich Hohlräume bilden, wo das Wasser weiterhin einläuft. Diese sind dann schwerer zu punktieren und sollen wohl ziemlich schmerzhaft sein. Sprech am besten mal mit den jetzigen Ärzten ob Sie ein Krankenhaus empfehlen können und ob Sie deinem Vater den Transport zutrauen.

Liebe Grüße
Flo

Fixle
11.09.2012, 15:27
Hallo liebe Forum-Teilnehmer,

hat jemand von Euch Erfahrung mit der Pleurodese (Verklebung des Lungenspraltes) in der Lungenklinik Wangen? Dauerkatheter?
Für Tipps und Erfahrungen wäre ich und unsere leidende Mutter sehr dankbar!

Danke und Grüsse,

Felix

coca
11.09.2012, 20:52
Hallo Felix,

ich kann Dir zwar keine Meinung zu dieser speziellen Klinik geben... aber mein Vater hat im Mai eine Pleurodese links erhalten auf Grund von einem großen Pleuraerguss wegen eines Pleuramesothelioms.

Diese Pleurodese wurde mit Talkum gemacht und ist seit dem stabil - d.h. es läuft kein Wasser nach. Leider haben wir jetzt im nach hinein erfahren, dass durch diese OP meinem Vater wahrscheinlich die chance auf eine weitere OP zur Entfernung des Pleura genommen wurde - jetzt gäbe es nur noch die Möglichkeit die ganze linke Lungenseite mit Pleura, Herzbeutel und Zwerchfell zu entfernen. .... Aber wir warten jetzt erst einmal ab. Der Tumor ist nach der Chemo stabil...

Hoffe, ich konnte Dir helfen.

Gruß
coca

Fixle
13.09.2012, 11:39
Danke für die Antwort und die Auskunft, Coca!

Viele Grüsse,

Felix

Ephie
03.11.2012, 10:24
Mein Vater hatte auch ein Magenproblem -allerdings vor der Pleurodese. Auf Grund des riesigen Ergusses hatte er große Probleme mit dem Essen, musste ständig aufstoßen und hatte ein ständiges Völlegefühl obwohl er nur kleine Mengen gegessen hatte.

Nach der Verklebung fühlte er sich Kurzzeitig besser. Er konnte wieder essen und besser atmen. Selbst das Treppenlaufen in die 4. Etage ging wieder und er ging wieder normal einkaufen usw.

Allerdings ist er dann ja ganz plötzlich verstorben. Wie sich langfristig die Pleurodese ausgewirkt hääte, wissen wir deshalb nicht.

Wie war denn das CT am Freitag?

coca
03.11.2012, 18:29
Hallo Ephie,

das CT war noch nicht - es wird am Dienstag entschieden wann es gemacht wird. Die Pleurodese ist im Mai gemacht worden und bei dem 1. Kontroll Ct Ende August war diese stabil und es hatte sich kein neuer Erguß gebildet. Das Aufstossen kommt offensichtlich von einem Zwerchfellbruch - den hatte er wohl schon vorher - bloß bis dahin nicht diagnostiziert. Jetzt bekommt er andere Medis deswegen und es wird langsam besser.

Sonst hat er ja gestern seine letzte von 6 Chemos bekommen. Es geht ihm gut. Er war heute bei uns und hat im Garten mit beim Heckeschneiden geholfen. Hoffe, es hält noch seeeehhhhhhr lange an.

Wie geht es Dir inzwischen? Es ist ja jetzt schon einige Zeit vergangen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man lange braucht um so einen Verlust zu verdauen - vergessen tut man nie. Leider...

Liebe Grüße

coca

Ephie
04.11.2012, 18:21
Bei uns ist wieder so etwas wie Alltag eingezogen. Aber ich bin noch immer unendlich traurig. Der erste Sommer ohne Papa :weinen: und nun kommen die dunklen Jahreszeiten. Ich denke jeden Tag an ihn.

Ich schaue in dieses Forum öfter mal rein. Ich habe dann das Gefühl, dass andere wissen, wie es mir geht. Ich fühle mich mit meinem Kummer ziemlich allein.

Und trotzdem hoffe ich, dass es hier auch Betroffene gibt, die diese Erkrankung überstehen. Ich drücke allen die Daumen!!!!