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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nichts ist mehr wie es mal war


28.11.2003, 11:54
Lieber Papa!
Nichts ist mehr so wie es war, bevor du von uns gegangen bist. Und es wird auch nie wieder so werden.

Jetzt steht Nikolaus vor der Türe und du wirst nicht mit Bart, Mantel und Nikolausmütze zur Tür hereinkommen und den Kindern ihre Säckchen geben. Ich weiß nicht wie ich diesen Tag überstehen soll. Was soll ich den Kindern sagen. (Der Nikolaus ist gestorben?). Ich will dich aber auch nicht durch einen anderen Nikolaus ersetzen lassen.
Es ist alles so schwer.
Die Kinder vermissen dich auch. Letztens hat Jasmine mich angeschaut und gesagt: Ich will meinen Opa wiederhaben. Aus dem Munde einer dreijährigen tun diese Worte doppelt weh. Ich habe geweint. Ich will dich ja auch wiederhaben.

Weihnachten haben wir kurzerhand einen Urlaub im Süden gebucht. Wir nehmen Mama mit. Der Gedanke, bei Euch im Wohnzimmer zu sitzen und auf die Bescherung zu warten und du bist nicht mehr da, war für uns unerträglich.
Ich weiß wir können nicht immer davonlaufen, aber es ist alles noch zu frisch.

Wenn ich bei dir auf dem Friedhof bin habe ich immer das Gefühl du sagst zu mir: "Geh nicht weg, laß mich hier nicht allein, es ist so kalt und ungemütlich hier." Dann bleib ich bei dir -manchmal stundenlang- und denke an die schönen Zeiten zurück. Sonntags wolltest du uns immer bei dir haben und deine Kinder und Enkelkinder sehen. Und wir sind gerne gekommen.
Auch sonst bin ich gerne nach Hause gekommen. Morgens zum Frühstück ganz gemütlich wenn die Kinder im Kindergarten waren. Wenn ich gegangen bin haben Du und Mama mir immer vom Balkon nachgewunken. Ich dachte so muß es für immer sein. Doch jetzt ist alles anders. Ich gehe nicht mehr gerne zu Euch nach Hause. Es schnürrt mir die Luft zu wenn ich zur Wohnungstüre reingehe und wenn ich wieder wegfahre steht Mama ganz alleine auf dem Balkon winkt und weint.

Ich weiß nicht wo du jetzt bist und ob du mich sehen kannst.
Ich möchte dir noch soviel sagen. Als du krank dalagst hatte ich keine Worte. Und jetzt weiß ich nicht ob du mich noch hören kannst.
Wenn du mich hörst dann möchte ich dir sagen: Ich liebe dich, ich vermisse dich.

Nichts wird mehr so sein, wie es mal war.

29.11.2003, 12:16
unfassbar schöne und schmerzende worte...ich möchte tröstende worte sagen...aber die gibt es nicht...


ich habe angst, daß es mir auch einmal so geht...zwar nicht bei meinem vater, sondern bei meinem freund...


dein vater ist gelibt worden, das hat sein leben wertvoll gemacht...erlebt in euch weiter...wenigstens das

29.11.2003, 13:38
Liebe Gaby,
Elke hat recht, es gibt keine Worte die trösten können. Ich nehm dich einfach von hier aus ganz fest in die Arme. Ich kann dir gut nachempfinden wie´s dir geht. Mein Pa ist jetzt seit 7 Wochen nicht mehr hier. Wenn ich an Weihnachten denke.... Heilig Abend war bei meinen Eltern immer ein Abend voller Lachen. Bei ihnen steht der Weihnachtsbaum immer im Café ( sie haben eine Bäckerei und eine Café ). Jedes Jahr wenn meine Mutter den Baum geschmückt hat, hat mein Pa in die Äste einen Osterhasen reingestellt. Er hatte immer nur Blödsinn im Kopf. Dieses Jahr werde ich den Osterhasi reinstellen, damit es so ist wie immer. Obwohl nichts mehr so ist. Ich sage immer noch: ich fahr zu meinen Eltern, oder meine Eltern haben dies und das. Nicht ich fahr zu meiner Mutter.
Als mein Papa die letzten 2 Wochen vor seinem Tod dalag hab ich ihm auch nicht mehr viel gesagt, auf jeden Fall nicht das was ich vielleicht sagen "sollte". Aber ich bin davon überzeugt das unsere Papas genau wußten wie lieb wir sie haben. Wir werden sie immer vermissen, so lange wir leben. Und ich hab auch keine Antwort wenn mein 11-jähriger Sohn zu mir sagt: ich will aber meinen Opa wiederhaben. Ich will ihn auch wiederhaben, aber wir müssen damit leben das es nicht so sein wird. Und ich weiß das mein Pa will dass ich glücklich bin, nicht zu sehr um ihn trauere, bzw. darüber nicht vergesse das wir noch leben. Er war der beste Papa der Welt, so wie es deiner auch für dich war. Ich bin so dankbar das er MEIN Papa war.
Ich drück Dich !!!!
Liebe Grüße aus Freiburg und paß auf Dich auf.
Bettina

08.12.2003, 21:08
Hallo Elke und Bettina!

Danke für Eure lieben Worte.
Leider können mich Worte wirklich nicht trösten. Vielleicht kann die Zeit den Schmerz erträglicher machen.
Heute ist mein Papa genau 7 Monate tot. Und doch kann ich es immer noch nicht richtig realisieren. Es ist so unwirklich und doch ganz nah.

Wenn ich die vielen Schicksale hier im Forum lese denke ich immer ich muß eigentlich glücklich sein. Immerhin war mein Vater 34 Jahre lang für mich da und er ist 70 Jahre alt geworden.
Viele hier müssen ihre Kinder, Lebensgefährten, Geschwister etc. zu Grabe tragen die noch so jung sind. Der Gedanke daß mein Vater ein erfülltes Leben hatte tröstet mich ein wenig.

Auch wenn er keineswegs ein "alter Mann" war. Er stand nämlich noch voll im Leben war bis zum Ausbruch der Krankheit topfit und hat noch seine eigene Firma geführt.

Was momentan viel schlimmer ist, ist der Zustand meiner Mutter. Sie wird nicht fertig mit dem Tod meines Vaters. Sie hätten dieses Jahr ihren 50 jährigen Hochzeitstag gehabt. Sie hat ihr Leben aufgegeben und wir schaffen es nicht sie wieder aufzurichten.
Es kommt mir so vor als warte sie nur auf ihren Tod. Sie macht auch ständig solche Bemerkungen.

Ich habe jetzt ständig Angst auch noch meine Mutter zu verlieren. Das macht mich ganz fertig.

Liebe Grüße Gaby