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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anteilnahme oder Neugier der Mitmenschen


Mia_73
20.07.2011, 19:09
Hallo zusammen,

bei manchen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie nur neugierig sind und das Neueste wissen wollen wie es mir geht und ob und wann ich wieder arbeite usw. Ist ja auch irgendwie verständlich. Erst verschwindet man 5 Monate von der Bildfläche und taucht auf als ob nix gewesen wäre (hatte keine Chemo oder Bestrahlung). Aber grad in der Arbeit ist es schwierig ob man es sagen soll oder nicht. Denn dann verbreitet es sich wie ein Lauffeuer und schon weiß es die ganze Firma. Das ist eigentlich nicht in meinem Sinne. Werde natürlich auch in der Arbeit, aber eher von etwas ferneren Kollegen direkt darauf angesprochen.
Bis jetzt sage ich, dass ich es erst später sagen möchte. Sie versuchen aber trotzdem aus dem Gespräch mehr herauszufinden. Das finde ich sehr unangenehm.
Meine direkten Kollegen sagen, es ist unwichtig was ich hatte, Hauptsache ich bin wieder da und es geht mir gut.
Wie geht ihr damit um? Oder ist Offenheit doch das Beste?

Viele Grüße
Mia

Rheingoldcat
20.07.2011, 19:32
Hallo Mia,

das ist eine schwierige Entscheidung, ich denke da sollte jeder entscheiden, was für einen persönlich richtig ist.

Ich habe hierzu schon die unterschiedlichsten Meinungen gelesen.

Ich für meine Person habe es so gehalten, dass ich damit sehr offen umgehe.
Auch nachfragen beantworte ich meist mit aller Offenheit, nur manchmal wenn es es mir zu viel wird, sage ich es auch so wie es ist und erkläre das es zur Zeit nicht geht.
Ich habe gemerkt, dass es da auch sehr unterschiedliche Reaktionen gibt.
Es gibt auch Menschen die mit dieser Offenheit gar nicht umgehen können und sich zurück ziehen. Auch dafür habe ich Verständnis. Ich habe auch auf meiner Arbeit alles offen gesagt. Da ich nun auch schon seit 02.2011 Krankgeschrieben bin und es auch nicht so aussieht, dass ich dieses Jahr noch mal zum arbeiten komme. Finde ich es für mich auch fair, meine Arbeitskollegen und auch meinen Chef zu Informieren.

Gruß
Sabine

MaTini
24.07.2011, 15:08
Liebe Mia,
ich denke, das sind Entscheidungen, die jeder für sich treffen sollte.

Dabei steht im erster Linie immer die Frage, womit fühlst Du Dich besser? Überlege Dir, wer Dich stützen und unterstützen kann. Von wem brauchst Du evtl. Hilfe, wem vertraust Du? Du mußt es niemanden sagen, kannst es aber - nur Du kannst es nicht mehr rückgangig machen.

Klingt blöd, aber in der Arbeitswelt steht die Wirtschaftlichkeit leider immer im Vordergrund. Leistung gegen Lohn. Auch geht es darum, ein Bild von sich zu zeigen. Welches Bild will man von sich zeigen, welches will man vermitteln, wie sollen andere einen sehen und wie wird man gesehen? Viele sind mit einem oberflächlich über die Tätigkeit verbunden, nicht weiter.

Wenn man gesund ist und gut gelaunt, ist es leichter oberflächliche Beziehungen zu führen - wie sie doch meistens im Job gefragt sind. Alles gelingt leichter - auch wenn es nicht immer offen und ehrlich ist. Hilft es Dir wirklich, wenn Du erzählst daß Du gesundheitlich angeschlagen bist? Macht es das Arbeiten nicht auch manchmal dadurch schwerer? Das Thema ist für alle schwer, gerade wenn man nicht weiss, wie man als Außenstehender damit umgehen soll -aber es ist ein schweres Thema was auch leider immer im Raum mit schwebt.

Wie hilft es Dir, wenn Kollegen von Deiner Erkrankung wissen? Brauchst Du manchmal jemanden, mit dem Du auch während der Arbeit über Deine Angst reden kannst? Kann ich verstehen - schliesslich füllt der Arbeitsalltag die ganze Woche aus. Aber brauchst Du dafür alle? Und ob es Gerüchte oder Spekulationen gibt, ist doch eigentlich egal, oder? Geredet wird doch immer, ob man krank ist oder gesund. Interessiert es die meisten Kollegen auch wirklich? Können die damit umgehen? Wissen die, wie unterschiedlich die Krankheitsbilder sind? Wissen die wirklich was es für Dich bedeutet, was es heißt? Können die dann mit Deinen Gefühlen / Ängsten umgehen? Müssen sie das können? Geht es die was an? Was kann passieren, wenn sie es wissen? Fragen über Fragen.

Meine Erfahrungen mit dem Umgang sind unterschiedlich. Ich hab leider keine Tips und auch keinen Fahrplan.

Ich hab Anfang 2010 einen neuen Job angefangen - ohne das einer von meiner Erkranung wußte. Ich hatte mich gut eingelebt, ich fand die Firma, die Aufgabe und die Kollegen super. Aber nach knappen 2,5 Monaten wurde meine Haut wieder schlimmer. Ich mußte zu Untersuchungen 1 x wöchentlich den ganzen Vormittag in die Uniklinik. Hab den Termin immer extra so gelegt, daß ich nicht wirklich Ausfallzeiten hatte. Habe gesagt ich müsse zum Arzt, aber hab keinem den waren Grund genannt.

Ich wusste, daß die letzte Therapie 3 Monate dauerte und ich jeden Vormittag zur Therapie ins KH mußte. Es kam alles zusammen. Angst vor der Krankheit, das Risiko, die Unsicherheit was passiert, die Angst auszufallen und meinen Job zu verlieren. Schliesslich hatte ich noch Probezeit, die Situation, daß keiner was merken darf war für mich bedrückend - fast erstickend. Zu Arbeiten während dieser Phase war total schwer. Das es mir nicht gut ging, merkte man mir an. Ich wurde gefragt, hab mich aber nicht getraut den wirklichen Grund zu sagen. Ich hatte zuviel Angst meinen Job zu verlieren. Das ging min. 2 Monate so.

Als mein Doc mir schliesslich sagte, dass wir erst einmal alles in Griff bekommen haben ich keine akute Therapie bräuchte, wollte ich mir Luft machen. Ich weiss, dass ich ein Risiko habe, dass es wieder kommt - wann und wie stark? Ich brauchte für mich eine Gewissheit, dass ich offen mit den Kontrollen und mit meiner Erkrankung umgehen kann. Ich wollte so eine Zeit - die geheimnissvolle Situation und das Risiko nicht noch einmal ertragen müssen. Ich hatte trotz allem die Gewissheit, alles getan zu haben, um mich gut einzuarbeiten - ich hab mich gut mit meinen Kollegen und Kunden verstanden, Überstunden noch und nöcher aufgebaut ... und eigentlich Vertrauen zu meinem Chef.

Dann habe ich offen mit meinem Chef und der Personalerin gesprochen. Ich wollte die Zeit für meine Kontrollen und das sie darüber Bescheid wissen, nicht das es irgendwann Ärger oder Nachfragen gibt. Nach dem Gespräch ging es mir wesentlich besser. Ich war erleichtert. Die erste Reaktion war- natürlich bekommst Du Zeit, sag einfach wann Du die Zeit brauchst. Wir unterstützen Dich, zusammen schaffen wir das. Drei Tage später hab ich meine Kündigung erhalten und ich wurde sofort freigestellt - für weitere 6 Monate. Zwar habe ich trotz Probezeit die Abfindung bekommen und ein super Zeugnis, aber das wars. Ich war raus und davor hatte ich neben der Krankheit die größte Angst. Hätte ich gesagt, ich brauche eine Physio Therapie für meinen Rücken wär ich nicht entlassen worden. Meine Kollegen kennen den Grund bis heute nicht.

Mittlerweile habe ich einen neuen Job - Probezeit ist überstanden. Nach der Erfahrung habe ich für mich entschieen, daß keiner etwas wissen soll. Solange es nicht akut ist, sage ich auch nichts -auch wenn ich das manchmal gern würde. Aber was ich mache, wenn es wieder anfängt, weiss ich nicht. Gott sei Dank brauche ich momentan auch nicht darüber nachdenken.

Hör auf Dein Bauch, Du bist niemanden Offenheit schuldig - Verschwiegenhiet darüber aber auch nicht. Du bist es Dir schuldig, dass du alles tutst was Dir gut tut.

:knuddel:

MaTini
25.07.2011, 19:58
Hallo ihr lieben,
natuerlich stimmt es, dass nicht alle ueber einen Kamm zu scheren sind. Ich glaube das wollte auch keiner mit seinem Beitrag sagen. Ich habe auch sehr sehr liebe Menschen um mich herum die mir helfen. Meine Familie und Freunde sind toll. Aber leider gibt es immer zwei Seiten daher denke ich ist der Satz sehr treffend formuliert: dass man sich sehr gut überlegen sollte, was man wem preisgibt oder besser für sich behält.

Es muss nicht immer jeder alles ueber einen wissen, manchmal reicht ein Teil der Wahrheit.
Hauptsache ist doch, man selber fuehlt sich dabei gut!

Druecker an alle!

Mia_73
25.07.2011, 22:13
Hallo Ihr Lieben,

schön, dass ihr euch so zahlreich gemeldet habt!
Also ich habe mich jetzt erstmal entschlossen, es in der Arbeit für mich zu behalten. Fühle mich damit einfach besser. Vielleicht ändert es sich ja in 1 oder 2 Monaten. Aber ich habe auch gar nicht das Bedürfnis die ganzen Fragen zu beantworten und quasi wieder alles "aufzuwärmen". Bin glücklich, wenn ich in die Arbeit gehen kann, abgelenkt bin und nicht an die Krankheit denken muß!
Wenn mich was bedrückt, habe ich Freunde oder meine Psychoonkologin mit der ich meine Ängste, Sorgen usw. besprechen kann.

Ich wünsche euch alles Liebe und Gute und vor allen Dingen, die für euch beste und richtige Entscheidung!

Mia :knuddel:

Ilse Racek
26.07.2011, 12:00
:winke:


Das ist es im Endeffekt:

Jede/r muss es für sich selbst entscheiden

und darf dann nicht klagen, dass "man" sich zu viel oder zu wenig kümmert ;)


Liebe Grüße :winke:

Alpenveilchen
26.07.2011, 19:02
Hallo zusammen,

ich schreibe mal einfach meine Gedanken zu diesem Thema nieder, lasse mich jedoch gerne eines besseren belehren, wenn Ihr das anders seht.

Ich glaube, dass die Krankheit Krebs für die meisten Gesunden ein Buch mit sieben Siegeln ist. Wenn man hört, dass jemand Krebs hat, klingt das für die meisten zunächst wie ein Todesurteil und sie nehmen aus Unsicherheit, Schrecken und Angst Abstand. Sie wissen nicht wie sie damit umgehen sollen, haben Angst vor ihrer eigenen Reaktion und den Gefühlen des/der Betroffenen. Während der Chemo-Therapie ist der Krebskranke dann eine Zeit lang mehr häuslich und viele sehen ihn/sie nicht. Dann, wenn die anderen denjenigen wiedersehen, sind sie erstaunt, wie gut es demjenigen geht und denken, dass es wohl doch nicht so schlimm war. Manche meinen dann sogar, dass der Krebskranke während der Chemotherapie ungerechtfertigt krankgeschrieben war...

Ich glaube daher, dass man, wenn man sich nun dafür entscheidet, anderen von der Krankheit zu erzählen, am besten etwas über die Krankheit aufklären sollte. Man könnte z.B. sagen, dass man anfangs grosse Angst hatte, die Operation hart war etc. Man kann beschreiben, dass die Chemotherapie war, als hätte man alle 14 Tage ein heftige Magen-Darmgrippe oder einen schlimmen Kater oder was auch immer vergleichbares, und das es einem jetzt besser geht, aber die Angst bleibt.

Ich glaube, dass es dann für Aussenstehende, die bisher nicht mit der Krankheit Krebs in Berührung gekommen sind, zumindest etwas leichter wird, die Krankheit nachzuvollziehen, damit umzugehen und die richtigen Worte zu finden. Das wiederum macht es dann auch leichter für den Betroffenen.

Natürlich gibt es immer chronische Fettnäpfchentreter und man sollte sich nie unter Druck gesetzt fühlen, etwas über sich selbst zu erzählen, was man lieber für sich behalten möchte.

Liebe Grüsse
vom Alpenveilchen

Ilse Racek
27.07.2011, 08:25
Hallo Alpenveilchen :winke:


Die chronischen Fettnäpfchentreter....jaja.... da hast Du ganz Recht :rolleyes:

Aber d i e gibt es nicht nur im Zusammenhang mit Krebserkrankungen, gell ;)


Lieben Gruß und alles Gute :winke:

schmimm
28.07.2011, 02:59
Gaaaanz herzliches Hallo an euch alle!
Es gibt leider doch zu viele Menschen,die einfach nur schrecklich neugierig sind.
Mich belustigt es aber doch immer wieder wie schwer es denen fällt dann echtes Mitgefühl zu heucheln,in der Hoffnung doch noch intime Details erzählt zu bekommen.
Vielleicht ist das auch so einen Art"Faszination des Grauens",wie einen Horrorfilm schauen mit dem Wissen sicher und behütet auf der Couch zu sitzen.
Aber diese Menschen verraten sich irgendwie dadurch,dass sie bei dem Thema Krebs immer so ein Leuchten in den Augen bekommen...
Man könnte sie auch "Emotionsaasgeier" nennen...

Hoffe ihr wisst was ich ungefähr damit sagen wollte...

Ilse Racek
28.07.2011, 07:39
@schmimm :winke:


seit ich an Krebs erkrankt bin, beobachte ich, dass ich mich im Verhalten Anderer dann doch auch oft selbst erkenne :shy:

Meine Reaktionen auf die Nachricht, dass eine Kollegin, Freundin, Verwandte oder Nachbarin erkrankt sei und mit Chemo therapiert werden müsse, sind n a c h meiner eigenen Erkrankung und Therapie doch auch etwas anders, als v o r meiner Diagnose.

"Emotionsaasgeier" gibt's natürlich überall - aber die schlechten Schauspieler erkennt man ja sofort und die Geschickten .... na ja - da hilft nur die eigene Zurückhaltung bzw. Gelassenheit :rolleyes:

Es hat mal ein kluger Radio- und Fernsehmoderator ein schlaues Büchlein geschrieben mit der Aussage: Wie unser Zusammenleben wäre, wenn wir alles aussprechen würden, was wir denken :eek:

:winke:

nikita1
01.08.2011, 01:38
Hallo,
Mit der Anteilnahme ist es so eine Sache.... ich habe einen Chef (wer hat den nicht). Der hat sich in der Zeit nach meiner Therapie nicht gerade mit Ruhm und Verständnis bekleckert, was die Zusammenarbeit mit mir betraf. Nun ist er selbst schon über ein Jahr krank und wird so schnell nicht in die Firma zurückkehren. Wenn ich an seine Krankheit denke, die da kein Krebs ist, fühle ich mich unbeteiligt. Zu einem Besuch im KH habe ich mich nicht hinreissen lassen und obwohl ich es besser wissen müsste, tut er mir nicht sonderlich leid. Ich muss immerzu daran denken, wie fies er zu mir gewesen ist..

Meiner Meinung nach sind nur engste Angehörige wie die Eltern und Freunde, die uns mögen wirklich zu echter Anteilnahme fähig. Alles anderen haken es nur als Info ab, es wird weitererzählt "..hast du schon gehört..." um es dann sofort zu vergessen. Und eine Firma, die einen komplikationslos loswerden kann, wird es auch tun. Es sei denn, die Firma hat einen Chef, dessen Frau zufällig an Brustkrebs erkrankt ist, der entwickelt dann eine gewisse Empathie und Anteilnahme.
Ich arbeite nun schon 4 Jahre mit nur einer Unterbrechung trotz Krankheit und strenge mich wirklich an, den Krebs für mich selbst und alle anderen vergessen zu machen. Wenn ich könnte, würde ich es heute niemandem mehr erzählen ausser meinen Eltern. Wenn jemand ein Herzproblem hat oder Diabetes, erzählt er es auch nicht rum, warum sollte man es tun bei Krebs, vorausgesetzt, niemand sieht es einem an. Das Dumme ist nur, dass die Therapien Spuren hinterlassen und man lange arbeitstechnisch ausfällt... da muss dann eben eine handfeste Lüge herbei. Oder man bindet es jedem auf die Nase und muss dann mit den Konsequenzen, dem falschen oder echten Mitleid leben....

Ilse Racek
01.08.2011, 08:02
Liebe Nikita :winke:


das mit den handfesten Lügen ist so eine Sache - wer ist es wert, dass man sich so zurücknimmt und ein Gebäude von Ausreden und Hintertürchen erfindet :confused:

Das wären nur die eigenen Angehörigen und die sind - da eher liebevoll und hilfreich :1luvu: - ja sowieso von einer umständlichen Geheimnistuerei ausgeschlossen.

Natürlich sind die Lebenssituationen der hier postenden User sehr unterschiedlich und ein Rat daher nicht wirklich grundsätzlich hilfreich.

Beispielsweise hat man mir berichtet, dass es bei einem ignoranten oder unberechenbaren Chef eher wichtig war, Fakten zu schaffen und sich dahingehend durchzusetzen.

Das kostet Kraft - aber heimlichtun ist auch kraftraubend.....


Alles Gute und Lieben Gruß :winke:

nikita1
01.08.2011, 12:38
Liebe Ilse,
ich habe meine Gedanken rückwirkend dargelegt, soll heissen, wie ich heute über das Thema denke. Vor 4 Jahren habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht und es allen mitgeteilt..... Ich hätte auch nie gedacht, dass ich 4 Jahre später immer noch da bin und voll "funktionstüchtig". Das soll nicht heissen, dass andere das als Rat oder Aufforderung verstehen, jeder muss das seinen Lebensumständen entsprechend selbst entscheiden.

Heute bin ich der Meinung, dass ich und andere das Thema Krebs überbewerten. Natürlich kann ich das nur so flott hier niederschreiben, weil die Therapie bei mir angeschlagen hat....

Hätte ich gewusst, wie es läuft bei mir, hätte ich es niemandem auf die Nase gebunden. Fakten schaffen, kann ins Auge gehen, wie weiter oben Mia geschrieben hat, sie bekam die Kündigung. Hätte sie ein Rückenleiden angegeben, wäre das nicht passiert.

MaTini
01.08.2011, 22:07
Liebe Nikita,
ich kann sehr gut nachempfinden, was Du fuehlst. Mir geht es mit diesem Thema genau wie Dir, Du sprichst mir aus der Seele.

Ich finde der Umgang mit Krebs - insbesondere der Umgang mit der bewussten Ungewissheit ist nicht einfach. Auch ist es nicht einfach, es nicht zu erzeahlen. Gerade in der Anfangszeit hatte ich das Beduerfnis mich mitzuteilen um mir die Angst von der Seele zu reden. Ich war wesentlich offener. Ich dachte, wenn ich kein Problem damit habe, ueber die Krankheit zu sprechen, haben andere es auch nicht. Das ist aber auch eine sehr hohe Erwartungshaltung, die nicht von jedem erfuellt werden kann.

Manchen Menschen moechte ich einfach nie wieder im Leben begegnen. Sie tun mir leid, so wenig staerke und groesse gezeigt zu haben. Die sollten einem am besten egal sein, sonst enttaeuscht das nur.

Zudem lerne ich gerade, dass es Freunde und gute Laune Freunde gibt. Ich dachte mal, die gute Laune Freunde sind Freunde. Die Erkenntnis ist hart, braucht man wirklich gute Laune Freunde? Ich habe oft keine Lust mehr, die gute Laue Freunde zu treffen. Ich ertappe mich dabei wie ich denke ist doch egal was ich Dir erzahle, eigentlich interessiert es Dich nicht. Aber interessiert mich immer alles? Verhalte ich mich immer richtig? Ich denke nicht. Irgenwie braucht man doch beide im Leben wenn es "normal" laeuft. Irgendwie gehoeren sie dazu. Aber sich auf beide verlassen sollte man nicht, auch nicht anvertrauen, vertrauen, ... Schade dass man das erst im nachhinein weiss. Es muesste eine Glaskugel dafuer geben ...

Lieben Gruss :knuddel:

nikita1
01.08.2011, 23:27
insbesondere der Umgang mit der bewussten Ungewissheit
Liebe Mia
Das hast du genau auf den Punkt getroffen .. die Ungewissheit....! Man weiss ja nicht was kommt.

Im Nachhinein ist man schlauer, heute würde ich es wirklich keinem mehr erzählen. Zu Beginn war ich extrem mitteilungsbedüftig, so als wollte ich allen Zuspruch, der nur irgend möglich ist und bin da manchmal auf Granit, Mitleid aber auch Tröstung gestossen. Je nachdem, wie die Personen, die es erfuhren, zu mir standen.

Meine Familie habe ich nervös und unglücklich gemacht, alle, die mich lieben, haben gelitten. Einzig mein Hausarzt, dort konnte ich mich mal ausheulen, ohne Konsequenzen egal welcher Art fürchten zu müssen. Mit der Zeit habe ich mir ein dickes Fell zugelegt, nichts ist wie es mal war, alles verändert sich, auch meine Einstellung zum Krebs und was ich von meinem Unglück den anderen preisgebe. Denn das es ein grosses Unglück ist, wird niemand bestreiten. Wie man damit umgeht, muss man wohl erst lernen....Soll heissen, nicht nur die anderen, die es erfahren, sondern auch man selbst.

Und mit so einem Unglück im Nacken, ist man schwach und somit angreifbar, was sich bestimmte Leute aus Prinzip zum Anlass nehmen, mal tüchtig nachzutreten. Man muss lernen, auch damit umzugehen. Dazu gehört, dass mein Chef, der nun selbst erkrankt ist, von mir keinen Funken Mitgefühl bekommt :(

eda.2653589
02.08.2011, 21:52
ärgere diejenigen, die sich als deine Feinde aufspielen, dadurch, daß du den Krebs überlebst :grin:

schmimm
03.08.2011, 03:23
Letztendlich bin ich doch dankbar für die Erkenntnis,dass man,wenn es richtig schief läuft im Leben,eigentlich eher alleine da steht.Das ist natürlich erstmal ein komisches Gefühl.Aber dann merkt man,dass es auch Vorteile hat.Und irgendwann stellt man fest,dass es sehr entspannend ist zu wissen,dass man sich auf sich selbst verlassen kann.Das wusste ich aber auch schon vor meiner Erkrankung.Vielleicht habe ich deswegen nie einen Sinn darin gesehen anderen davon zu erzählen.Tue ich bis heute nicht.
Und mal ehrlich:was hat man davon,wenn es einem sowieso die ganze Zeit eher schlecht geht(warum oder wovon auch immer),es dann auch noch jemandem zu erzählen? Solche Gelegenheiten sollte man doch besser nutzen um sich mal etwas abzulenken.Es tut doch sogar gut dann mal mit Bekannten über deren "Probleme"zu quatschen. Das bringt irgendwie so ein bisschen Normalität in den Alltag,oder?So erfrischend banale Dinge wie Gewichtsprobleme oder den Stress mit dem Ex.
Ich finde diese Diskussion so spannend,weil sich hier wirklich mal wieder zeigt,wie komplett unterschiedlich die Menschen so sind.
Alles Gute,liebe Grüsse und weiter so...

Ilse Racek
03.08.2011, 09:09
Hallo Ihr Lieben :winke:


Ich will mal nicht von mir berichten - ist ja schon ausreichend geschehen - sondern über mein inzwischen alleinstehendes Schwesterherz :1luvu: schreiben.
Sie hatte vor einigen Monaten eine Darm-OP und außer einer AHB jede weitere Behandlung erstmal abgelehnt.
Da ihr Herz große Zicken macht, war das möglicherweise die richtige Entscheidung, denn die empfohlene Chemo wäre heftig geworden.

Sie sieht nun - da Chemo abgelehnt - mit ihrem vollem Haupthaar und allgemein leicht erholt also sozusagen gesund aus.

Wenn sie ihren Musikfreunden (sie spielt in einem Orchester) nicht Bescheid gesagt hätte und die Leute in ihrem Haus sie nicht mitgekriegt hätten, dass sie beim Treppensteigen ein wenig japst, käme außer meinem Mann und mir - die wir einige Kilometer entfernt wohnen - niemand auf die Idee, ihr da und dort ein wenig zur Hand zu gehen..... ihre Freundinnen sind schon SEHR reife Mädchen und sind froh, wenn sie die eigenen Pflichten hinkriegen.

So ist es in ihrem wie in meinem Falle nur nützlich gewesen, die Neugier und vielleicht sogar Lästerei einiger Weniger gelassen hinzunehmen und offen mit Allem umzugehen.

Gleichwohl ist es grundsätzlich von Lebensmuster zu Lebensmuster unterschiedlich, wie man mit dieser biestigen Krankheit und ihren Auswirkungen umgeht.


Alles Gute und liebe Grüße :winke:

asj
02.09.2011, 17:36
Hallo!

Mein Tipp an alle Betroffenen ist vielleicht kein wirklicher, denn er scheint nur für mich zu funktionieren - trotzdem möchte ich ihn teilen, vielleicht gibt es noch mehr Trotzköpfe wie mich.

Ich bin heuer mit gerade mal 21 Jahren an fortgeschrittenem Darmkrebs erkrankt.

Vielleicht kommt bei mir emotional erschwerend hinzu, dass der Tumor früher hätte entdeckt werden können, hätte der zuerst behandelnde Hausarzt seinen Job gemacht. Wie dem auch sei, die Diagnose löste bei mir weder Panik aus noch Zukunftsängste - ich war einfach nur wütend. Wütend, dass mich mein Körper, den ich als moderater Raucher vielleicht nicht immer ganz geschont aber sicher nicht unversöhnlich behandelt hatte, so im Stich lassen wollte.

Also wollte ich einfach nur kämpfen und lernte, jeden Tag als Geschenk zu sehen, anstatt mir ständig Gedanken um das Morgen zu machen.

Meiner Erfahrung nach ist Krebs eine Krankheit, die man alleine durchsteht. Von lieben und verständnisvollen Menschen umgeben zu sein hilft sicher eine Menge, aber letzten Endes kann niemand, der die Krankheit nicht hat, nachfühlen, wie es ist mit ihr zu leben. Deswegen erwarte ich erst gar nicht, dass irgendjemand auf eine Art und Weise reagiert, die mich selbst nicht in Unruhe versetzt. Es gibt die Dussel, die sich in jedes Fettnäpfchen setzen. Es gibt die Hilflosen, die Scherze versuchen. Es gibt die Entsetzten, die lieber gar nichts sagen.

Eine liebe Freundin von mir fuschelt mir jedes Mal wenn ich sie sehe heimlich im Haar herum um zu schauen, ob es mir durch die Chemotherapie nicht vielleicht doch noch ausgeht - sie hat es nie über sich gebracht zu fragen, warum ich meine Haare noch alle habe.
Ein anderer Freund versucht mich mit Witzen aufzuheitern á la "Was krebst Du denn so herum?". Ich kann darüber lachen, besonders berühren tut es mich nicht.

Sollte es auch nicht. Genauso, wie man als gesunder Mensch noch beschließen konnte, dass es einem am Allerwertesten vorbeiging was diese und jene Person zu sagen hat, kann man es jetzt immer noch. Und das ist nicht einmal böse gemeint. :)

Alles Gute!

eda.2653589
02.09.2011, 20:57
Es gibt die Dussel, die sich in jedes Fettnäpfchen setzen. Es gibt die Hilflosen, die Scherze versuchen. Es gibt die Entsetzten, die lieber gar nichts sagen.

vergiß die Schadenfrohen nicht. Die haben auch ihr Gutes: sie verhindern, daß man im Selbstmitleid versinkt. Ärgere sie, indem du überlebst :) - ach, ich wiederhole mich ...

asj
02.09.2011, 22:05
Die "Schadenfrohen" hab ich bewusst ausgelassen. Die sind es nämlich am allerwenigsten wert, dass man sich um sie Gedanken macht. Außerdem hatten sie vermutlich sowieso eine Abneigung gegen mich und wissen einfach nicht, was sie da erzählen.

Ehrlich gesagt, ich hatte mir sogar Sorgen gemacht jemandem hier auf die Füße zu treten mit meiner ruppigen Einstellung. Andernortens unter Krebspatienten und deren Angehörigen bin ich durchaus auf die Einstellung getroffen "Solange man noch nicht auf der Palliativen liegt, lässt sich sowas leicht sagen". Und auf andere Patienten zu treffen, die ihre Krankheit s u b j e k t i v besser meistern, macht manchem sogar ein schlechtes Gewissen.

So gesehen hoffe ich, dass ich manchem (stillen?) Mitleser trotzdem etwas Mut machen konnte.

eda.2653589
03.09.2011, 11:29
Die "Schadenfrohen" hab ich bewusst ausgelassen. Die sind es nämlich am allerwenigsten wert, dass man sich um sie Gedanken macht.vielleicht nicht. Aber wenn es Leute sind, die in der einen oder anderen Form Macht über den Krebspatienten haben (Chef, Kollegen, Vereinsvorstände ...), wird man nicht umhin kommen, sich mit deren Einstellungen zu beschäftigen.

Viele können das nicht nachvollziehen, wie es ist, mit Krebs im Beruf, Karrieredruck usw. Das durchschnittliche Erkrankungsalter für Krebs liegt ja in der Nähe des Rentenalters. Das ist aber verdammt weit weg, wenn man in den 20ern erkrankt.

:winke:

asj
04.09.2011, 00:27
Hallo!

Studium + Krebs mache ich auch gerade durch. Das Verständnis bei Dozenten und Mitstudenten ist da, und ich hab aufgrund der Modalitäten wenigstens Zeit zum Lernen (keine Parties). ;)

Dass es für Berufstätige bei uneinsichtigen Chefs noch schwerer ist, sehe ich ein. Aber da sollte doch was zu machen sein, etwa über den Betriebsrat.
Und wenn nicht - auch wenn sich das leicht dahersagen lässt - sollte man sich ab einem gewissen Grad auch fragen, ob man für so einen Chef noch arbeiten will.
Gehässige Kollegen? Drauf gesch*****. Andere Gestalten in der Freizeit? Drauf gesch*****. Es ist Dein Leben, und Du entscheidest, was Dir nahe geht und was nicht. Und wenn es zu nahe geht, gilt dasselbe wie oben - warum sollte man sich in einem Verein engagieren, in dem man so behandelt wird?

Alles Gute!

PetraK
04.09.2011, 01:14
Hallo asj,

du hast mit vielem, was du schreibst, sicher recht, aber von Chefs und Kollegen und was die über einen denken, ist man leider doch sehr oft abhängig, ganz einfach, weil man das Geld zum Leben verdienen muß und wenn man wie ich schon um die 50 ist und schon mal Krebs hatte, findet man nicht mal so eben eine neue Stelle.......Betriebsrat gibt es in kleineren Firmen nicht (z.B. Arztpraxis). Es ist schon manchmal ein Dilemma, man weiß, dass der ganze Stress einem nur schadet und kann nichts ändern. Ich bin nach meiner ersten Krebserkrankung mit 43 entlassen worden. Bei der letzten Praxis, in der ich bis kurz vor meinem Rezidiv ( mit 50) gearbeitet hatte, gabs ständig Generve mit einer Kollegin und einer Chefin (die andere war O.K.) und ich denke, dass das auch zum Rückfall beigetragen hat, aber ich hab nichts anderes gefunden.........

Liebe Grüße

Petra

asj
04.09.2011, 02:08
Ausgerechnet ein Arzt bringt dafür kein Verständnis auf* ?!

Das tut mir leid. Wie gesagt, ich will niemandem mit meiner ruppigen Einstellung auf den Schlips treten.

*Zahnärzte ausgenommen.

Alles Gute!

Ilse Racek
04.09.2011, 08:22
@all :winke:


es ist tatsächlich sehr lehrreich, wie viele Ansichten und Erlebtes hier im Forum zu o.a. Thema berichtet werden :embarasse:

Euch allen alles Gute :pftroest:

mit herzlichen Grüßen :winke:

Ilse Racek
18.09.2011, 09:39
Liebe Bienie :winke:


Du hast ein Musterbeispiel geschildert - s o sollte es sein.

In kleineren Betrieben (Arztpraxen etc.) die keinen Betriebsrat haben, sind die von Dir geschilderten Krisensitzungen sicher eine gute Lösung.

Die Frage sei aber erlaubt: Wie wäre es verlaufen, wenn Du nicht so tüchtig und beliebt wärst :rolleyes:

Oder - Du wirst nur von Einigen als beliebt und tüchtig eingeschätzt, aber 2 oder 3 Leutchen "mögen" Dich nun doch nicht :shy:

Deine Schilderung sagt dann vielleicht aus: Betroffene seien vollkommen abhängig vom Wohlwollen der KollegInnen :o.


Ich habe nach meiner Diagnose sehr faire Vorgesetzte und KollegInnen vorgefunden, weiß allerdings nicht, wie sie sich auf Dauer verhalten hätten, wenn ich nicht in die SchwerbehindertenAltersRente gegangen wäre....
Immerhin ging es mir in den vergangenen 8 Jahren ja auch immer mal "nicht so toll" und ich hätte dann vielleicht mehr als einmal eine Vertretung benötigt.....

Allerdings ist das bei mir pure Spekulation; bei meinem früheren Arbeitgeber (weit über 300 Angestellte in Hauptstelle und Filialen) ist mir noch nie unfaires Verhalten aufgefallen - das kann ich als ehemaliges Personalrats-Mitglied beurteilen :)


Dir, liebe Biene, und natürlich allen Betroffenen wünsche ich weit über die Therapie hinaus wohlmeinende Mitmenschen

privat und am Arbeitsplatz ;)

mit herzlichen Grüßen :winke:

Fanfare
19.09.2011, 20:49
Hallo allerseits,

Beschreibung des Geschehens:

Meine Freundin ist seit vorigem Jahr an BSDK erkrankt. Ihr schwuler langjähriger „Freund“ (25jährige Freundschaft)kommentierte die Mitteilung der Diagnose wie folgt:

„Du wolltest doch immer jung sterben und nicht alt werden. Irgendjemand muss dich wohl erhört haben“.

Er erklärte dies nachträglich als Witz und das sie doch immer zusammen ulken würden. Ich finde dies einfach unsensibel, taktlos. Die ganze Beziehung war wohl nie eine echte Freundschaft. Wie würdet ihr euch gegenüber dem „Freund“ verhalten?:twak:

gilda2007
19.09.2011, 21:08
Ich finde, man kann in Freundschaften nicht hineinschauen. Wie empfand es denn Deine Freundin?

Ich hatte Freunde, mit denen ich genau solche Witze machte. Leider sind diese Freund nicht mehr hier. Auch mit meinen Freunden machte ich während meiner Chemo Scherze, die andere vielleicht verschreckt hätten. Mir tat es gut und ich verstehe solche sarkastischen Gedanken und Aussprüche. Die Wirklichkeit ist manchmal so schrecklich, dass man sie nur mit Sarkasmus ertragen kann :o

Fanfare
20.09.2011, 14:00
Hallo Gilda,

vielen DSank für deine Antwort. Also meine Freundin reagierte schockiert und fühlte sich und ihre Krankheit nicht ernst genommen, Ihre Psychologin war über diese Äußerung/Witz auch ziemlich entsetzt!

Ninegs
20.09.2011, 15:00
Hallo, also manchmal hilft der "Galgenhumor" aber denke schon das die Bertoffenen selber entscheiden sollten wie sie damit umgehen also auf die sarkastischeart oder eben wirklich ernsthaft und ich persönlich könnte nie so ein Spruch machen:boese:

MaTini
20.09.2011, 19:58
Hallo ihr lieben,
vielleicht sollte sie mit Ihrem Freund reden und ihm sagen, dass es sie verletzt hat. Dannach kann man eine Freundschaft immer noch bewerten. Er hat tatsaechlich sehr sarkastisch reagiert, vielleicht ist er sonst auch mit seinen Spruechen nicht gerade behutsam und sensibel. Schwarzer Humor hilft manchmal, wenn es angebracht ist, kann aber natuerlich auch unangebracht sein. Ich denke hier hilft reden um Klarheit zu schaffen, die Klarheit braucht man und gute Freunde, auf die man sich verlassen kann und die da sind. Auch wenn sie manchmal bloede sprueche machen.

Bussi an alle

Fanfare
20.09.2011, 20:10
Vielen Dank für eure Antworten wie ich lese, kann man hier geteilter Meinung sein.

@MaTini
Sie hat ihn schon daraufhin angesprochen und nach mehrmaligen Aufwärmen des Themas hat er sich dann entschuldigt.

LG Fanfare :winke:

Ilse Racek
21.09.2011, 07:58
:winke:

Flotte Sprüche sind manchmal hart an der Grenze und - wie Fanfare schreibt - man kann durchaus geteilter Meinung sein :rolleyes:

Wenn's zu flapsig kommt, sieht man entweder selbstbewusst und demonstrativ gelassen darüber hinweg, oder man weist die Betreffenden sofort mit einem vielleicht ebenso schrägen Spruch zurecht ;)


:winke:

eda.2653589
21.09.2011, 12:40
flotte Sprüche über Krebs zu machen steht, wenn überhaupt, dann nur den tatsächlich Erkrankten zu, und sonst niemandem.

Fanfare
21.09.2011, 18:12
Hallo,

vielen Dank für die Antworten. Ich wollte mit meiner Frage erkunden, ob ich und meine Freundin vielleicht hypersensibel reagieren.

@eda.2653589
Deiner Meinung bin ich auch.

LG Fanfare:winke:

asj
23.09.2011, 02:27
flotte Sprüche über Krebs zu machen steht, wenn überhaupt, dann nur den tatsächlich Erkrankten zu, und sonst niemandem.Warum "wenn überhaupt"?
Wenn man die Sache bitterernst behandelt ändert das ja auch nichts. Ich bin und bleibe ein humorvoller Mensch und behandle das Ganze auch so.

Da fand ich Witze meiner Freunde über die notwendigen Koloskopien wesentlich geschmackloser als jeden Spruch, den ich bislang über Krebs gehört habe.

Was die Witzeleien und Sprüche angeht; Man sollte nie vergessen - die meisten Menschen sind vollkommen hilflos, wie sie mit einem Krebskranken umgehen sollen. Wer beschäftigt sich schon gern mit dem Thema? Klar kann man sagen, warum sollte gerade der Kranke dafür Verständnis aufbringen. Kein Verständnis aufzubringen ändert aber nichts an daran, wie die Dinge nun einmal liegen.

Es so zu sehen erspart eine Menge Ärger. Und man braucht sowieso nicht viel Menschenkenntnis um herauszufinden, wer's böse meint und wer nicht.

eda.2653589
23.09.2011, 19:36
aber bedenken: Krebs ist nicht eine Krankheit, sondern eine Gruppe von Krankheiten mit sehr verschiedenen Graden an Zumutungen und Überlebensaussichten.

Ein Patient A mit Krebsdiagnose in Stadium 1 oder 2 hat statistisch gar nicht so schlechte Überlebensaussichten. Man kann man einiges durchaus locker nehmen, wenn man weiß, daß man mit guter Wahrscheinlichkeit überleben wird - einiges, was einen anderen Patienten B in einem höheren Stadium sehr verletzen könnte. Für den Patienten B ist der Krebs ja eine ungleich ernsthaftere Bedrohung als für den Patienten A.

Jeder Krebs kann lebensbedrohlich sein. Und trotzdem kann es für das Selbstverständnis eines Erkrankten ein himmelweiter Unterschied sein, ob die Überlebensrate der eigenen Erkrankung bei 90% liegt oder bei 3%.

Deshalb finde ich Witze über die Erkrankung anderer Betroffener unangebracht. Man weiß nie, ob es den anderen nicht viel härter getroffen hat als einen selbst. Über die eigene Erkrankung kann jeder witzeln wie er will.

Fanfare
23.09.2011, 20:12
Hallo,

@eda.2653589
Für mich auf den Punkt gebracht. Meine Freundin wird übrigens nur palliativ behandelt und deshalb finde ich Witzeleien über die Krankheit und das Sterben total unabgebracht!!!!!:twak:

LG Fanfare

asj
23.09.2011, 22:42
Ich weiß worauf Du hinauswillst, dennoch witzele ich über Krebs, nicht dediziert über meinen höchsteigenen Stadium 1/2B-Darmkrebs. Damit kann ich doch nicht ernstlich jemanden verletzen.

Andererseits würde es mir auch nicht einfallen rumzualbern, wenn ich es mit einem Patienten zu tun habe dessen Zeit zu Ende geht. Ich für meinen Teil könnte mir aber gut vorstellen noch Possen zu reißen, wenn es mal bei mir soweit kommt. Wie gesagt - ob man jetzt witzelt oder Trübsal bläst, es ändert (leider) nichts.

eda.2653589
24.09.2011, 18:30
ich plädiere ja nicht dafür, Trübsal zu blasen.

Im Gegenteil vermute ich, daß eine positive Lebenseinstellung die Chancen verbessert und daß Krebs eine starke psychsomatische Komponente hat: leben zu wollen scheint wichtig zu sein, irgendwie.

Das ist aber eine andere Frage. Jede/r soll soviel Witze über seine/ihre Situation reißen, wie er/sie will. Habe ich bestimmt auch schon gemacht.

Aber lieber nicht als Gesunde/r oder leicht erkrankte/r über schwerer erkrankte Patienten, falls diesen momentan nicht der Sinn nach Komik steht.