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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Überlebenschance nach Operation


08.12.2001, 10:04
Hallo,

vor zwei Wochen wurde bei meinem Freund Hodenkrebs diagnostiziert. Seit einer Woche erhält er täglich Bestrahlungen, da er Schmerzen hat. Ursprünglich war eine Therapie mit zwei Bestrahlungen 1x pro Woche plus weitere 2 Bestrahlungen in der Folgewoche geplant.

Bei der Diagnose teilte ihm der Arzt mit, nach einer Operation würde würden lediglich 60% der Patienten die ersten sechs Monate überleben.

Zusätzlich teilte er ihm mit, daß er für die nächsten 1 bis 2 Jahre keinen Sex haben wird (Im Moment hat er bei der Errektion Schmerzen).

In der Zwischenzeit habe ich aber relativ viele "Erfolgsgeschichten" gehört, die überhaupt nicht zu diesen Aussagen passen.. - Wie sind die Aussagen des Arztes zu bewerten? Gibt es bestimmte Hodenkrebs-Formen, auf die das zutrifft?

Bin für jede Information dankbar, da das alles für mich noch sehr neu ist.

Viele Grüße
Monika

09.12.2001, 03:17
Hallo Monika!

Zunächst mal die Frage, auf welche Untersuchungen sich die Diagnose des Arztes stützt. Denn der Behandlungsablauf sieht in der Regel anders aus: Wenn der Arzt den dringenden Verdacht auf Hodenkrebs hat (durch Abtasten, Ultraschall), folgt eine Operation, bei der der Hoden freigelegt wird und noch während der Operation untersucht wird. Bestätigt sich der Verdacht, wird der Hoden entfernt. Vor der Operation werden noch die Tumormarker im Blut bestimmt. (Das sind bestimmte Werte, die sich meistens bei vorhandenem Krebs erhöhen). Nach der Operation wird der entfernte Hoden nochmals genauer untersucht, um festzustellen wie groß der Tumor war, um welche Art von Hodenkrebs es sich handelt und wie weit er sich ausgebreitet hat. Außerdem wird noch eine Computertomographie des Bauchraumes und der Lunge gemacht, um festzustellen, ob eventuell schon Metastasen an Lymphknoten oder Organen zu sehen sind. Von all diesen Untersuchungen ist dann die weitere Behandlung abhängig: Ob Strahlentherapie oder Chemotherapie folgt.
Die Aussage des Arztes über die Überlebenschance (60%) nach einer Operation ist absoluter Schwachsinn. Im Gegenteil, die Operation trägt entscheidend dazu bei wieder gesund zu werden, und die Aussichten bei Hodenkrebs geheilt zu werden sind sehr gut. Je früher er erkannt und richtig behandelt wird desto besser.
Die Aussage des Arztes bezüglich Sex ist ebenfalls Schwachsinn. Bei Strahlentherapie und Chemotherapie sollte nur für einen bestimmten Zeitraum kein Kind gezeugt werden und auf entsprechende Verhütung geachtet werden, da die Qualität der Spermien durch diese Therapien beinträchtigt werden kann.
An eurer Stelle würde ich den Arzt wechseln. Das Verhalten mancher Ärzte ist wirklich katastrophal und unmöglich. Bei meinem Freund wurde auch Hodenkrebs diagnostiziert und er hat mittlerweile die Operation und die Untersuchungen hinter sich. Die Erfahrungen mit den Ärzten waren sehr übel. Keinerlei Information und Aufklärung über Hodenkrebs, die Behandlung und den möglichen weiteren Ablauf. Alles Wissen darüber mußten wir und aus anderen Quellen aneignen. Vielleicht weiß ja jemand einen guten Urologen im Raum Mannheim, denn nun steht die Entscheidung der weiteren Therapie (Chemo oder Strahlentherapie) an und bis jetzt sind wir, bzgl. des Ergebnisses der Untersuchungen, von den Ärzten schlecht beraten.
Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen und wünsche euch alles Gute.

Viele Grüße
Nina

10.12.2001, 22:39
Hallo Monika!

Um Himmels willen, wechselt sofort den Arzt!!
Wie Nina schon schrieb, ist das Verhalten mancher Ärzte schon katastrophal an sich, aber immerhin bekommen die meisten noch die wesentlichen medizinischen Erkenntnisse zusammen. Aber was Euer Arzt da verzapft... Davon abgesehen, macht er sich eines Kunstfehlers schuldig, wenn nicht als erste sofortige Maßnahme eine OP erfolgt.

Kann nur das unterstreichen, was Nina schon geschrieben hat; vielleicht gibt Euch das jetzt zusätzlich einen Anstoß, schleunigst einen anderen Arzt aufzusuchen, es geht schließlich um das Leben Deines Freundes!

alles Gute!!

Rahel.

11.12.2001, 21:43
hallo nina
meine diagnose und nachbehandlung hab ich bei einer gemeinschaftspraxis in dossenheim gemacht, bei sehr netten und fachkundigen ärzten, die auch zuhörern und fragen. und fragen auch beantworten.dr.otto/dr. münch haben wohl beide auch in hd im krankenhaus oder sogar dkfz gearbeitet.
tel. o6221/ 8775o.
hoffe euch "gefällts" da auch.
viele grüße
ferdinand

19.12.2001, 23:22
Hallo Ferdinand!
Mein Freund ist mittlerweile bei einem Arzt im Klinikum Mannheim, der endlich mal zuhört und Fragen beantwortet. Trotzdem vielen Dank für Deine Empfehlung.

Viele Grüße
Nina

06.01.2002, 15:50
hallo Nina,

deine Aussage über die Spermaqualität nach einer Strahlentherapie
ist nach meiner Erfahrung falsch. Bei mir wurde ein Seminom entfernt
und eine Strahlentherapie angewendet.
An der Uni Klinik wurde mir mitgeteilt, dass bereits nach der
1. Bestrahlung eine 100% Unfruchtbarkeit eintritt.
Mein Urologe hat zuerst auch von einer zeitweisen Einschränkung
gesprochen, aber auf erneutem Nachfragen räumte er dann doch ein, dass
er sich geirrt habe.