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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Embolisation??????????


28.12.2003, 23:17
Guten Tag!
Bei meiner Mutti wurde ein Nierenzellkarzinom festgestellt. Es war ein zufallsbefund. Da sie wegen einer akuten obstruktiven Bronchitis ins Krankenhaus gegangen ist. Nun liegt sie zur Abklärung in der Urologie. Aufgrund ist ihres Allgemeinzustandes ist sie nicht operierbar. Sprích Nephrektomnie. Man hat vorgeschlagen eine Embolisation zu machen mit anschließender Chemo - und Immuntherapie. Meine Mutti hat bis jetzt noch keine Beschwerden, wie Hämaturie oder Schmerzen. Es wurde gesagt der Tumor hätte Lunge und Leber infiltriert. Ist es nun diese Therapie sinnvoll und wie stehen die Chancen den Allgemeinzustand zu beesern. Ist es nicht besser doch eine Nephrektomie zu machen, zumal der Befund nur Bild gebend nachgeiesen wurde.
Ich arbeite seit zwei Jahren als Krankenpfleger auf einer Dialyse. Ein bisschen weiss ich was von Nephrologie, aber ich brauche diesmal Hilfe. Und das ganz ehrlich gemeint.
Ich danke jedem der antworte.
Ich möchte die Hoffnung nicht verlieren.

Danke Jens

30.12.2003, 23:05
Hallo Jens

Zunächst möchte ich Deine Mutter beglückwünschen, dass der Nierenkrebs als Zufallsfund gefunden wurde und noch keine Schmerzen verursacht hat! Bei mir machte er sich vor fast 11 Jahren mit Nierenkoliken bemerkbar, die für mich in der Erinnerung wohl nie mehr verblassen werden!
Rudolf hat Recht, der Nierenkrebs wächst langsam und so solltet Ihr Euch Zeit nehmen, Euch auch von weiteren Ärzten beraten zu lassen. Die vorgeschlagene Immun-Chemo-Therapie (IMT) habe ich vor 8 Jahren durchgezogen und habe sie als wesentlich stärker belastend in Erinnerung als die radikale Nephrektomie im März 1993 mit Entfernung der Nebenniere und der umliegenden Lymphknoten oder die Lungen-OP zur Entfernung der Metastasen in Lunge und Zwerchfell im April 1993.
Wie stark belastend die Embolisation wird, kann Euch womöglich Ulrike berichten, die ja für ihren Mann alle Möglichkeiten abgeklopft hat, den Verlust auch der zweiten Niere zu vermeiden. Ich vermute dass auch hier nicht von einem „kleinen“ Eingriff gesprochen werden kann. Deshalb meine ich, dass in jedem Fall zunächst die Konstitution Deiner Mutter soweit verbessert werden muss, dass sie operiert werden kann. Die dann anschließende IMT setzt voraus, dass die Tumor-Masse so weit wie möglich entfernt wird, deshalb halte ich die vollständige Entfernung der befallenen Niere für angezeigt. (Ich weiß, dass man mit EINER Niere ohne Einschränkung leben kann!)
Nach meinem Kenntnisstand ist die Embolisation des Tumors nicht als Standard-Verfahren etabliert, deshalb würde mich interessieren, welche Klinik das vorschlägt, und ob sie damit schon umfangreiche Erfahrung hat.
Ich wünsche Euch ein gutes Jahr 2004 und rufe Euch zu: „Keine Panik, überlegt in Ruhe, die Zeit dazu gibt Euch diese Sorte Krebs schon noch!“

Herzliche Grüße
Heino

03.01.2004, 22:22
Lieber Jens,

ich komme erst jetzt dazu, Dir zu antworten. Mir stellt sich erst mal die Frage, weshalb Deine Mutter nicht operationsfähig ist? Aufgrund des momentanen Zustandes bzgl. der obstruktiven Bronchitis, oder leidet sie chronisch an einer obstruktiven Lungenerkrankung und ist von daher nur bedingt narkosefähig? Dies wäre wichtig, abzuklären. Denn die Standard-Therapie beim Nierentumor ist sicher die Nephrektomie. Sie ist auch mit Sicherheit die radikalere Methode! Und sie ist sicher weniger belastend, als die anschließende Immun-Chemo-Therapie, wenn man jetzt nur mal bei der OP bleibt - mal abgesehen von der Narkose bei einer obstruktiven Lungenerkrankung ( hierbei kommt es sicher auf die Schwere der Lungenerkrankung an, wenn sie chronisch ist! )

Die Embolisation ist ein vergleichbar wenig invasiver Eingriff. Sie wird nicht in Narkose durchgeführt, sondern in Lokalanästhesie, ggf. in Verbindung mit einer Periduralanästhesie. Unter CT- Kontrolle wird über die Arteria Femoralis ein Katheter vorgeschoben bis in die Arteria Renalis, und darüber dann Kontrastmittel gespritzt (letztendlich ist es also eine Angiographie). Man sieht so mittels CT die tumorversorgenden Gefäße. Wenn diese günstig liegen, können sie durch Einspritzung eines "Klebstoffes" (bei meinem Mann ein Acrylkleber) über den Katheter komplett "verstopft" werden = Embolisation. Die Blutversorgung des Tumors ist somit unterbrochen, er bekommt keine Nährstoffe und keine Sauerstoff mehr und stirbt letztendlich ab. Regelmäßige Kontrolle des behandelten Gebietes per CT ist anschließend erforderlich sowie in Abständen auch weitere Angiographien, um zu überprüfen, ob sich eine neue Blutversorgung in diesem Gebiet gebildet hat.

Mein Mann Jürgen hatte einen bilateralen Nierentumor. Die linke Niere ist radikal entfernt worden, und um ihn vor der Dialyse zu bewahren, haben wir als Therapie seiner rechten Niere die Embolisation und zusätzlich die Theramoablation gewählt. Die Gefäße des Tumors sind also embolisiert worden und zusätzlich ist der Tumor mit Radiofrequenzablation "verschmort" worden. Diese Behandlung wurde im Oktober 2002 durchgeführt und Jürgen ist bislang rezidivfrei!

Wie die Thermoablation ( ein ebenfalls wenig invasiver Eingriff ohne Narkose )durchgeführt wird, habe ich unter "Hoffnung bei deidseitgem Nierenzellkarzinom" ausführlich geschlildert. Vielleicht schaust Du da mal hinein. Und wenn Du dann noch Fragen hast, kannst Du Dich gerne wieder melden.

Bis dahin alles Gute für Euch und auch allen anderen, die hier mitlesen, ein gutes Neues Jahr

wünschen Ulrike und Jürgen

29.01.2004, 19:30
Ich danke Euch allen für die gute Unterstützung, aber es hat alles nicht mehr geholfen.
Meine liebe Mutti ist am 27.01.2004 verstorben. Ich hatte bis zuletzt gehofft. Es war aber zu spät. Das Nieren-Ca hatte die Lymphknoten in der gesamten Lunge befallen und diese Behandlung war aussichtslos. Wie sich heraus stellte hatte sie keine chron. obstr. Bronchitis. Vielmehr war es die Infiltration über die Lymphbahn in die Lunge. Die Embolisation hat da auch nicht mehr viel gebracht.
Das traurige ist das meine Mutti erst 57 Jahre alt war und das es immer noch Ärzte gibt, die einem nicht die Wahrheit über den Zustand sagen.
Ich hätte meine Mutti lieber zu Hause sterben lassen, als im Krankenhaus.

Ich danke nochmal. Und geniesst das Leben.


Ciao, Jens

30.01.2004, 09:00
Lieber Jens,

Deine Nachricht macht mich sehr betroffen (ich bin auch 57 Jahre alt). Ich möchte Dir mein aufrichtiges Beileid sagen, ich fühle sehr mit Dir!
Besonders kann ich Deinen Kummer verstehen, dass es Deiner Mutter nicht vergönnt war, zu Hause zu sterben.
Das Zurückhalten der Ärzte bei der Wahrheit über den Zustand ist ein sehr widersprüchliches Thema, bei dem man mit guten Gründen zu ganz verschiedenen Aussagen kommen kann. Zum ersten ist auch den Ärzten womöglich die ganze Wahrheit verborgen, zum anderen wüsste ich zum Beispiel nicht, ob ich tatsächlich die notwendige Kraft hätte aufbringen können, den Kampf aufzunehmen, wenn mir mit der „vollen Wahrheit“ die Hoffnung genommen worden wäre. Deshalb möchte ich Dir hier zurufen: Lass Dich nicht verhärten!

Hab’ Dank für Deinen Gruß: Ja, ich lebe ganz bewusst und genieße so jeden Tag.
Ich wünsche Dir beste Gesundheit, alles Gute und Gottes Segen.

Herzliche Grüße
Heino

02.02.2004, 22:26
Recht vielen Dank für den Beileidsgruß. Ich weiss, das Leben geht weiter. Aber genau heute vor einer Woche habe ich mit angesehen, wie meine Mama stirbt. Es ist so grauenvoll gewesen.
Ich arbeite selbst in der Krankenpflege und ich habe schon viele Menschen sterben sehen, aber wenn es das eigene Familienmitglied ist oder besser gesagt, dass was man am meisten liebt und man nicht helfen kann. Dann ist es schon sehr, sehr schmerzhaft. Meine Mutti hat nicht Leiden müssen, aber ich weiss aúch, dass sie gerne noch gelebt hätte. Dieser gedanke ist das was einen fertig macht. Man steht damit alleine da. Ist das nicht grauenvoll????
Ich weiss auch das meiner Mutti viel Leid erspart geblieben ist. Nur dieser Trost bringt mir zur Zeit nicht die Ruhe. Ich werde bestimmt noch viele Stunden über alles nach denken.
Hoffentlich habe ich die Kraft.

Ciao und Danke nochmal.