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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Anazrozol mit 89 Jahren - Nutzen / Nachteile


Nicole2506
28.10.2011, 14:43
Vorige Woche wurde meiner Oma (89 Jahre) die rechte Brust abgenommen. Die Möglichkeit brusterhaltend zu operieren hatte sie abgelehnt um danach dann "Ruhe zu haben". Sie hat die OP recht gut überstanden.
Nun haben wir aber folgende Frage: ihr wurde bei der Entlassung Anastrozol verschrieben. Leider hat die Ärtzin kein Wort darüber verloren was das für ein Medikament ist. Aufklärung gleich Null :mad: Nun haben wir uns selbst schlau gemacht - soweit das eben geht - und haben von einigen (möglichen) Nebenwirkungen gelesen. Tja, meine Oma ist nun am Überlegen, ob sie das Medikament nehmen soll oder nicht. Wir sind uns unsicher, ob der Nutzen in dem Fall die möglichen Nachteile aufwiegt. Was meint Ihr dazu?
Weiß jemand wie hoch die Rückfallwahrscheinlichkeit mit und ohne anschließede Medikamenteneinnahme von Anastrozol o.Ä. ist? Wir haben momentan gar kein Bild, was es bedeuten würde wenn sie sich entschließen sollte das Medikament nicht zu nehmen...
Ach ja, der Wächterlymphknoten war nicht befallen und die nuklearmedizinische Untersuchung des Skeletts war auch ohne Auffälligkeiten.

Regina_Beate
30.10.2011, 13:17
Anastrozol gehört zu der Gruppe der Aromatasehemmer, die bei Hormonrezeptoren (Östrogen) ein Rezidiv oder Metastasen "verhindern" sollen.
Die tatsächliche Erfolgsquote in Ziffern zu belegen, ist bislang noch keinem Hersteller so wirklich gelungen.
Da bei Deiner Oma offenbar kein Lymphknotenbefall vorliegt und auch das Skelettzintigramm unauffällig ist, halte ich die Therapie im hohen Alter von 89 Jahren für vernachlässigungsfähig. Anastrozol hat wie auch Arimidex, Aromasin, Tamoxifen etc. erhebliche Nebenwirkungen (ich spreche aus Erfahrung), die Frau sich nicht wirklich freiwillig antut. Da bei alten Patienten Tumore sowieso sehr langsam -aufgrund der verlangsamtenZellteilung- wachsen, ist fraglich, ob Deine Oma überhaupt einen Rückfall erleiden würde.

Sollte es sich um meine Oma oder Mutter in dem Alter handeln, würde ich ein klaren NEIN zu dieser Therapie aussprechen.

Aber am besten nehmt Ihr nochmals Kontakt zu den Ärzten auf, die Euch einen eventuellen Nutzen erklären sollten (ausser der Pharma-Industrie etwas Gutes zu tun).

Alles Gute für Euch
Regina Beate

Viki
30.10.2011, 18:55
Liebe Regina Beate,

es ist ein Irrtum, dass der Krebs im Alter langsamer wächst.
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/vorbeugung/tid-23544/krebs-irrtum-7-im-alter-waechst-krebs-kaum-noch_aid_662922.html

Meine Mutter ist mit 79 Jahren auch an Brustkrebs G3 erkrankt und hatte innerhalb kürzester Zeit Metastasen, die sich auch jetzt trotz Dauerchemo rasant ausbreiten. Aromatasehemmer konnten das Wachstum auch nicht aufhalten, wobei da die Nebenwirkungen noch erheblich geringer als bei den anschließenden Chemos waren. Ihr Onkologe versicherte mir auch, dass das Alter beim Krebswachstum völlig unbedeutend sei.
Inzwischen ist sie 83 Jahre alt und die Leber mit Metastasen durchsetzt. Knochenmetastasen sind auch entstanden. Trotz momentaner Chemo mit Gemzar und Carboplatin fühlt sie sich einigermaßen und versichert, noch gute Lebensqualität zu haben. Ihre Tumormarker sind wieder gesunken, die Metastasen nicht gewachsen, sie hat wieder einige Monate gewonnen!

Liebe Nicole,

es bleibt eine individuelle Entscheidung, ob man in diesem hohen Alter noch eine Behandlung mit Aromatasehemmern in Frage kommt. Man weiß einfach nicht, was richtig oder falsch ist. Vielleicht kommt auch ohne Behandlung nie mehr was nach. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Wie fit ist deine Oma, was will sie selbst?
Ich kann nur von unserem Fall ausgehen. Meine Mutter wäre ohne Behandlung schon lange tot. Das sieht auch ihr Onkologe so.

Alles Gute
Viki

Ilse Racek
31.10.2011, 06:12
@all :winke:



Diesen Gedankenaustausch finde ich sehr interessant, weil hier nicht Betroffene sondern besorgte Angehörige sich äußern :knuddel:


Als es "bei mir losging", war ich knapp 60 Jahre alt - also ebenfalls nicht mehr die Jüngste :rolleyes:

Allerdings werden in der modernen Medizin 60Jährige durchaus auch als alte Menschen gesehen, trotzdem habe ich einige Jahre die Antihormontherapie durchgehalten; 80Jährige mit einer AHT zu überziehen, halte ich jedoch für einigermaßen außergewöhnlich :shy:

Gleichwohl sehe ich es so, dass Alte wie Junge grundsätzlich im persönlichen Gespräch mit den ÄrzteTeams selbst ihre Entscheidung fällen sollten.

Sollten Betroffene nicht mehr entscheidungsfähig sein oder scheinen, ist natürlich mit Hilfe der Ärzte zusammen mit Angehörigen abzuwägen....


Mit herzlichen Grüßen :winke:

Nicole2506
04.11.2011, 19:34
Also meine Oma ist wirklich fit für ihr Alter, führt ihren Haushalt und ist eigentlich immer positiv eingestellt :) Sie hat auch die OP gut verkraftet. Sie ist allerdings recht "ärztetreu", was dazu führt, dass sie wohl ein schlechtes Gefühl hätte das Medikament nicht zu nehmen... Die Ärtzin ist nicht wirklich eine Hilfe - "...was Nebenwirkungen??? - ach, ganz ganz selten mal Hitzewallungen, aber sonst...da brauchen Sie sich gar keine Gedanken zu machen..." Toll :( Meine Oma hat sich aber entschieden das Medikament "auszuprobieren" und bei starken Nebenwirkungen im Zweifel wieder abzusetzen. Ich denke das ist ein ganz guter Kompromiss...

Ilse Racek
05.11.2011, 08:29
@Nicole2506 :winke:


Du schilderst Deine Oma als durchaus entscheidungsfähig - also sollte Dich ihre "Ärztetreue" nicht stören ;)

Lieben Gruß und Alles Gute - besonders natürlich für Deine Oma :winke:

Morag
26.11.2011, 15:54
Hallo Nicole,

ich finde auch, dass Deine Oma sich selbst entscheiden muss. Ich finde, Ihr solltet um Informationen bitten, oder eine zweite Meinung einholen, um die Auswirkung auf die Prognose zu erfahren. In meiner Erfahrung wird das von den Ärzten mitgeteilt.

Soviel ich weiß, sind Anti-Hormon-Therapien sehr wirksam, d.h. OP an erster Stelle, danach Anti-Hormon-Therapien, und Chemo und Bestrahlung hinterher. Aber ich bin keine Ärztin und ich weiß nicht, was für einen Tumor Deine Oma hatte. Es wäre schon nützlich, etwas über Prozentpunkte zu erfahren.

Ich bin 64 und komme mit Tamoxifen besser zurecht als mit Arimidex (Anastrozol). So viel anders sind die Testergebnisse nicht, wie manche Pharmahersteller behaupten. Aber Hitzewallungen gibt es bei beiden. Bei mir hat es sich ganz gut eingependelt, d.h. die Nebenwirkungen bleiben nicht immer gleich stark.

Gruß

Morag

Ilse Racek
27.11.2011, 08:11
@all :winke:


Vielleicht ist es ja auch nochmal ein zu beachtender und nicht unwesentlicher Unterschied ob Patientinnen - wie beispielsweise Morag und ich - zwischen 60 und 70 Jahre oder schon an die 90 sind :confused:

Aber hier müssen m.E. - wie im Thread schon angesprochen - Patientin und Ärzteteam gemeinsam entscheiden.


:winke:

Morag
27.11.2011, 12:32
Ja, genau, Ilse, erfreuen wir uns der Jugendlichkeit!

Gruß

Morag