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18.01.2004, 19:19
...finde ich zumindest...



Die Traurigkeit!!!

Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlangkam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte:

"Wer bist du?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf.

"Ich?" Ich bin die Traurigkeit",

flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

"Ach die Traurigkeit!"

rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

"Du kennst mich?"

fragte die Traurigkeit misstrauisch.

"Natürlich erkenne ich dich immer wieder! Einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."



"Ja aber...",

argwöhnte die Traurigkeit,

"warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"

"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, daß du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"

"Ich.....ich bin traurig",

antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr.

"Traurig bist du also",

sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf.

"Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."

Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.

"Ach, weißt du",

begann sie zögernd und äußerst verwundert,

"es ist so, daß mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."
Die Traurigkeit schluckte schwer.
"Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen.
Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: "Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja",

bestätigte die alte Frau,

" Solche Menschen sind mir schon oft begegnet"

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.

"Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das
tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, daß ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu."


Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

"Weine nur, Traurigkeit,"

flüsterte sie liebevoll,

"ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin:

"Aber...aber - wer bist eigentlich du?"


"Ich?"

sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen.

"Ich bin die Hoffnung."!

18.01.2004, 21:11
Hallo Elke,

Wunderschön!!!

Gruß
Gaby

20.01.2004, 18:00
Hallo Elke
So ein schönes Gedicht habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Wunderschön.

Gruß
Priska

21.01.2004, 12:53
Liebe Elke,
ich finde diese kleine Geschichte ist genau die richtige Art und Weise zu verstehen mit der Trauer umzugehen.
Ich hoffe es kommen noch mehr Beiträge hinzu.

Danke
Nancy

04.02.2004, 14:58
Wunderschön!
Gruß Ilona.

Maryjoe183
06.02.2004, 11:00
Ich habe auch noch eine nette Geschichte dazu beizutragen: habe ich irgendwo her,

In Neuss lebte einst eine alte Frau.
Für sie war die Welt nicht rosig, eher grau.
Mit ihrem Einkommen war es schlecht bestellt,
mit einem Wort: "sie hatte kein Geld."
Sie überlegte lang hin und her
woher denn Geld zu kriegen wär.
Ihr kam die Idee, so sapperlott,
sie schrieb einen Brief an den lieben Gott.
"Lieber Gott ich bin alt und arm
das Geld ist zu wenig, hab doch Erbarm
und schicke mir schnellstens einhundert Mark,
sonst müsste ich hungern und das ist arg...
Eine andere Hilfe weiß ich nicht mehr
und ohne Moneten ist's doch verdammt schwer.
Aber bitte beeile Dich mit dem Geld,
sonst ist's nicht mehr schön auf dieser Welt."
Der Brief wird frankiert in den Kasten gesteckt,
der Postbote hat ihn sogleich auch entdeckt.
Er sieht die Adresse, was soll er machen,
"An den lieben Gott", das ist ja zum Lachen.
Er denkt sich aber, ein Spaß muss sein,
der Brief kommt ins Fach vom Finanzamt hinein.
Am nächsten Tag dort angekommen,
vom Beamten in Empfang genommen.
Wenn Sie nun glauben, er schmeißt weg diesen Brief,
da irren Sie sich, da liegen Sie schief.
Er liest die Adresse und denkt gleich daran,
wie man der Frau wohl helfen kann.
Ja, glauben Sie mir, das ist kein Scherz,
es gibt beim Finanzamt auch Menschen mit Herz.
Ihm kommt ein Gedanke und das ist sehr fein,
das könnt für die Frau eine Hilfe sein.
Er fängt gleich an durchs Büro zu wandern
und sammelt recht fleißig von Einem zum Andern.
Doch leider war der Erlös etwas karg,
statt hundert, bekam er nur siebzig Mark.
Doch dies wurden dann unverwandt
gleich an die arme Frau gesandt.
Die Frau, sie freut sich, kann's kaum ermessen,
dass sie der Herrgott nicht hat vergessen.
So schrieb sie rasch einen Dankesbrief,
in Eile sie zum Postamt lief.
Sie schrieb: "Lieber Gott, ich bin wieder stark
und danke Die für die hundert Mark.
Doch solltest Du mal wieder an mich denken
und mir gütigst ein paar Märkchen schenken,
dann möchte ich Dich um eines bitten,
das Geld nicht übers Finanzamt zu schicken,
denn die Lumpen haben mir ungelogen,
von den hundert Mark, dreißig Mark abgezogen."



Liebe Grüße

Maryjoe183

06.02.2004, 17:22
.....und noch eine.....

Viel Kraft und ihr schafft es!!!

LG Nina

Spuren im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war,
blickte ich zurück.
Ich erschrak,
als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr,
als ich anfing,
dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er:
"Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

06.02.2004, 17:32
Danke Nina,
eine wirklich wunderschöne Geschichte, die mir beim lesen die Tränen in die Augen trieb.
Nochmals Danke schön

LG Petra

07.02.2004, 19:56
Auch ich danke für die wunderbare Geschichte.
Herzlichen Dank Nina

LG Cornelia

24.02.2004, 14:49
Es war einmal eine Insel, wo alle verschiedenen Gefühle lebten.
Das Glück, die Traurigkeit, das Wissen und all die Anderen.......auch die Liebe.

Eines Tages meldete man den Gefühlen, dass die Insel sinken wird.
So bereiteten sie ihre Schiffe vor und verließen die Insel.
Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment bleiben.

Als die Insel unterging, rief sie um Hilfe.
Der Reichtum war in der Nähe mit einem Luxusschiff.
Die Liebe fragte ihn: Reichtum, kannst du mir helfen?
Nein, weil ich zuviel Geld und Gold auf meinem Schiff habe, so habe ich keinen Platz für dich.

Die Liebe fragte sodann den Hochmut um Hilfe, der auch in der Nähe mit seinem wunderschönen Boot vorbeifuhr. Ich kann dir nicht helfen. Du bist ganz naß, du könntest mein Schiff beschmutzen.

Als die Traurigkeit nicht weit vorbeisegelte, fragte die Liebe:
Traurigkeit, laß mich mit dir gehen!
Oooh......Liebe, ich bin sooo traurig, ich möchte besser alleine bleiben.
Auch das Glück ist weiter gefahren.
Es war sooo glücklich, dass es die Liebe nicht hörte.......

Und plötzlich hörte die Liebe eine Stimme:
Komm, komm mit! Ich nehm dich mit! Das war ein alter Mann, der gesprochen hatte.
Die Liebe war so glücklich, so zufrieden, dass es nicht nach seinem Namen gefragt hat.

Als beide auf festem Boden ankamen, ging der Alte weg.
Die Liebe merkte, wieviel es dem Alten schuldete und fragte das Wissen: Wer hat mir geholfen?

Das war die Zeit, antwortete das Wissen.
Die Zeit?!?, fragte die Liebe, aber warum hat die Zeit mich gerettet?

Das Wissen lächelte weise und antwortete ihr:
Weil nur die Zeit verstehen kann, wie wichtig Liebe im Leben ist.......

( Autor unbekannt )

24.Februar 2004/Nina

24.02.2004, 17:04
Hallo Nina,
sehr schoen und sooooo wahr.
LG Ute

17.02.2005, 16:16
Hallo ihr,

ich hab einmal für ein sehr trauriges Kind, dessen Großmutter gestorben war, ein Gedicht geschrieben, ich schick es Euch hiermit, einfach so.

Der Trauerkloß

Es war einmal ein Trauerkloß
der war fast sieben Meter groß
und sieben Meter breit
der hatte dunkelgraues Haar
ein gräuliches Gesicht sogar
und war voll Traurigkeit.

Der Trauerkloß war plötzlich hier
und stand auf einmal neben mir
ich hab ihn nicht gerufen
ich bin grad traurig dagehockt
(vielleicht hat das ihn angelockt)
im Garten, auf den Stufen.

Ich dachte mir: was will denn der?
Da setzte er sich einfach her...
er hat nicht viel gesprochen
er weint leise, wie mir scheint
da hab ich leise mitgeweint
fast eindreiviertel Wochen.

Dann redete ich auf ihn ein:
Wo soll denn dieser Himmel sein
wo jetzt die Oma ist?!
Und warum ist sie plötzlich fort...
und gibt es einen Garten dort...
und ob sie mich vergisst?

Ich fragte einfach so drauflos
doch er, der Riesentrauerkloß
der sagte nicht ein Wort
und während ich so frag' und wein'
da wird er klein und winzigklein
und plötzlich ist er fort.

Das ist schon eine Weile her
ich sah ihn seither nimmermehr
den Kloß... den großen, kleinen;
doch wenn ich wieder traurig bin
setz ich mich hin und wart auf ihn -
tut ganz schön gut,das Weinen!

Liebe Grüße
Walter

17.02.2005, 20:33
Ist ein schönes Gedicht...
Danke, Walter

BarbaraO
05.07.2005, 01:18
schubs