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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Parotismalignom


Odelbie
07.04.2012, 10:53
Ich bin neu hier, habe schon viel gelesen und möchte Ihnen gern über meine schlaflosen Nächte und Ängste und Sorgen erzählen.

Die Diagnose von meinem Mann lautet: cT4 cN2c cM1 G4 Paortismalignom rechts

Er hatte nie etwas gemerkt. Keine Schmerzen .Nichts



Es wurde eine Sonographie gemacht, CT Hals/Thorax ( cT4a Malignom der re. Glandula Parodis, kapselüberschreitend wachsende Lymphknoten zervikal re.,vermehrte tw. Zentral neurotische Lymphknoten li. Mediastinale Lymphknotenfiliae,Rundherd Mittellappen unklarer Dignität,Leberzyste Segment IV)
MRT: re. Zervikal diffus aus der Parortisloge bis an die Schädelbasis und Michal, sowie entlang der Halsnervengefäßstraße bis nach supraklavikulär infiltrierende Tumor/Lymphknotenmasse.


Biopsie: seröses Speicheldrüsengewebe mit chronischer Entzündung sowie unmittelbar angrenzend Formationen eines Teil trabekulär,teils verstreuzellig wachsenden nichtkleinzelligen Karzinoms.
Histologie: Das immunhistochemische Markerprofil spricht in erster Linie für ein Adenokarzinom, dabei ist differentialdiagnostisch trotz Negativität für AR sowohl an ein Speichelgang-Karzinom ( Salzfass-Duft Adenokarzinom ), als auch an ein Adenokarzinom NOS, high-grade, oder eine Absiedlung eines anderorts lokalisierten Primarius zu denken.
PET-CT: suspekte Lymphknoten zervikal bds. Sowie medistinal, Lunge unauffällig .
Behandlungsvorschlag: auf Grund der lokalen Ausdehnung des Tumors, sowie den hochstapelten Modi mediastinal besteht leider keine chirurgisch kuraktive Terapieoption. die aktuelle Situation und das geplante weitere Procedere wurde mit der Familie besprochen.

Weitere Therapie : Chemotherapie und Bestrahlung



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Mein Mann ist 56 Jahre. Wir haben eine 13 jährige Tochter. Am 13.02. Stand für die Ärzte die Diagnose schon fest. Aber es gab vom 20.02.-24.02. Die ganzen restlichen Untersuchungen.
Das Endergebnis steht fest. Unheilbar. Jetzt haben wir 13 Bestrahlungen hinter uns. Er hat eine PEG-Sonde und darüber erhält mein Mann seine Nahrung. Er kann nicht mehr schlucken. Den ersten chemotherapie-block von 5 Tagen hat er auch schon fertig. Er schläft sehr viel, verliert täglich ca.1 kg Gewicht.

Es ist für uns sehr schwer zu verstehen, was gerade passiert. Unsere Tochter meint immer: Mama das wird schon wieder.
Unser Hausarzt hat mit mir sehr offen gesprochen und meinte wir sollen uns noch eine schöne Zeit machen. Vielleicht schaffen wir 6 Monate .

Ich bin vollkommen am Boden. Mein Mann erzählt mir immer:Schatz, wenn das vorbei ist, dann machen wir erstmal richtig Urlaub und machen dies und jenes. Ich kann das nicht wirklich ertragen. Es tut so verdammt weh.


sorry das ich hier meine Belastung einfach so abgeladen habe. Ich weiß das ich stark sein muss. Schon alleine für unsere Tochter.

Meine größte Angst die ich habe: das sich mein Mann sehr quälen muss.das die Schmerzen so groß werden. Er bekommt schon seit 2 Wochen Morphium in Pflasterform. In einer Zeitspanne von 12 Tagen mußte die Dosis verdoppelt werden. Wo soll das hinführen ?

Ich bedanke mich für euer zuhören, wünsche Allen ein schönes Osterfest.

Liebe Grüße
Odelbie(Grit)

vintage
07.04.2012, 21:29
liebe grit,

entschuldige dich nicht, dass du hier schreibst, worum du dich sorgst.
dafür ist das forum doch da, tag und nacht. schreiben hilft wirklich! :-)

dieses "stark sein müssen" - dazu gehört für mich,
zu weinen, offen zu sein, für den patienten da zu sein,
alles zu besprechen, was noch zu besprechen wäre.
jeden tag für sich zu sehen.

es gibt einen spruch: die unwichtigsten tage sind "gestern" und "morgen".
step by step, jeden tag neu sehen, erleben, bewusst wahrnehmen.
es ist sehr schwer, die diagnose zu akzeptieren,
sie haut einen um, mit voller wucht.
das leben ist auf einmal komplett anders, alles aus der bahn...

deine tochter ...muss früh mit einem schicksal fertig werden.
holt euch unterstützung (therapeuten, psycho-onkologen).
in einem hospiz kann man m.e. besser abschied nehmen, als in einem kh.
dein mann muss keine schmerzen haben, dagegen gibt es genug mittel.

:pftroest: vintage

Odelbie
08.04.2012, 16:53
Danke vintage für deine tröstenden Worte.

Ich bin froh, nicht alleine diese Gedanken zu haben die einen runterziehen und die einen in Trauer und Angst versetzen. Wenn ich hier im Forum lesen, dann Stelle ich mir die Frage: was haben die Ärzte in der Forschung in all den letzten Jahren getrieben ?
Wieviel Schicksalsschläge ich hier alleine im Forum finde ist doch der pure Wahnsinn . Ich Frage mich die ganze Zeit : warum mein Mann ?
Aber es sind Sinnlose Fragen. Ich weiß schon jetzt nicht mehr, was ich fühlen soll. Seine Haare gehen aus, ich empfinde es für nicht schlimm. Schlimm empfinde ich, nichts tun zu können. Diese Behandlung machen die Ärzte nur, um angeblich den Tumorschmerz nicht so stark zu haben. Damit die Schmerzen erträglicher sind bzw. In der nächsten Phase Der Krankheit werden. Man erzählte uns, das der Tumor platzen kann und dieser Schmerz dann so stark ist und deshalb macht man diese Art der Behandlung. Die Bestrahlung erfolgt mit der Strahlendosis von 70 Gy. Das heißt bis zu dieser Höhe wird die Bestrahlung gesteigert.wenn ich mir jetzt meinenMann anschaue und sehe wie er nix mehr essen kann, dann Frage ich mich wie es wird wenn noch 17 Bestrahlungen erfolgen. auf was muss man sich dann noch einstellen ?

Macht das alles einen Sinn ? Diese Form der Qual ? Immer mehr sind meine Gedanken dabei, diese Behandlung abzubrechen. Klar versuchen die Ärzte alles. Aber welchen Preis muss man bezahlen ? Es ist nur einen Lebensverlängerung ,bringt diese Zeit was, wenn man nur mit den Folgen der Behandlung kämpft ? Nix essen kann, nicht trinken, nicht reden, fast nichts mehr sehen und hören ? Ist das alles so richtig ?
Ich habe mir vorgenommen nochmal nach Erlangen zur HNO Klinik zu fahren, dort an der tumorkonferenz meine menschliche Meinung preiszugeben. Ist das Menschenwürdig ?
Es tut mir so schmerzlich Leid, welchen Kampf mein Mann durchstehen muss. Ich Sitze da und kann es nicht begreifen, wie diese Krankheit im Körper meines Mannes arbeitet. Mitten aus dem Leben gerissen zu werden. Wahnsinn.

Meine Ängste fahren mit mir Achterbahn. Kann es einfach nicht begreifen.


Danke fürs zuhören ,

LG Grit