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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Seröser Borderline-Tumor pT3a mit 25


KleinerMuck
11.06.2017, 18:23
Hallo ihr Lieben,
Bisher war ich stille Mitleserin. Mittlerweile befasse ich mich detailiert mit meiner Erkrankung, zuvor wollte oder konnte ich es nicht, und berichte euch davon, vielleicht befindet sich jemand derzeit und aktuell in einer ähnlichen Situation.
Ich bin 25 Jahre alt, Krankenschwester und schließe zurzeit mein berufsbegleitendes Studium ab. Im Januar diesen Jahres bekam ich die Diagnose seröser Borderline-Tumor beider Ovarien, pT3a GB, FIGO III A1.

Es fing alles mit leicht stechenden Schmerzen beim Geschlechtsverkehr vergangenes Jahr an. Ich dachte mir zu dem Zeitpunkt nichts dabei, wusste, dass Ovarialzysten auftreten können, wollte den Besuch beim Frauenarzt aber gekonnt vermeiden :o irgendwann bekam ich starke Verdauungsbeschwerden, also Schmerzen, die immer dann auftreten, wenn ich kurze Zeit später meine Verdauung bekomme. Diese wurden mit der Zeit immer stärker. Ich stellte mich zunächst bei meiner Hausärztin vor, schließlich lag es meiner Meinung nahe, dass es sich hierbei mehr um ein internistisches Problem handelte (Darm). Diese verwies mich nach der Schilderung meiner Symptome mit Verdacht auf Ovarialzysten aber direkt zum Frauenarzt.

Die Frauenärztin entdeckte beim Ultraschall dann das berühmt berüchtigte ,,Etwas, dass da nicht hingehört'', konnte es aber nicht genauer definieren, hielt es sogar zunächst für eine zweite Gebärmutter, welche ja aber den vorangegangenen Frauenärzten aufgefallen sein muss :confused: naja. Nach Einweisung ins Krankenhaus erfolte erst eine Koloskopie, dann am 20.01 eine Laparoskopie mit Staginguntersuchungen. CA 12-5 war bei 295 U/ml.
Am 31.01 folgte der pathologische Befund. ,,Resektate vom linken und rechten Ovar mit einem serösen Borderline-Tumor (GB) und Nachweis von desmoplastischen nicht-invasiven Implantaten an der Uterushinterwand, Rektumvorderwand und vorderen Bauchdecke, Tumorklassifikation: pT3a, R1 (cy+), GB''.

Daraufhin wurde ich zu einem Gespräch mit dem Chefarzt der Klinik geladen, der mir zu einer Total-Op, also Entfernung beider Ovarien, Gebärmutter, Bauchnetz und Blinddarm riet. Zuvor holte ich mir einer Zweitmeinung unter Vorbehalt per Fax aus B. ein, die grundsätzlich zu der Komplettierung empfohlen hat, also Adnexektomie bds. , Omentektomie, die Gebärmutter grundsätzlich belassen werden kann, sofern sie nicht makroskopisch auffällig ist. Da ich aber noch sehr jung bin wäre dieses Vorgehen aber durchaus diskussionswürdig. Ich habe jedoch keinen Kinderwunsch und habe ihn nie gehabt, mein Partner ebenfalls. Wir können es uns eher vorstellen, ,,irgendwann'' zu adoptieren, zumal wir dabei auch aus Nächstenliebe handeln. Für meinen Partner und mich ist die Gesundheit wichtiger als die Vorstellung, eventuell irgendwann ein leibliches Kind zu bekommen und ich dachte, mit einer Total-Op hätte ich ,,Ruhe'' und wäre ,,gesund'', diesem Wunsch wurde mir in dem Gespräch mit dem Chefarzt und auch in den Gesprächen mit anderen Ärzten nicht widersprochen und somit ging ich davon aus, ich fahre am sichersten mir alles entfernen zu lassen.
Ich kam auch nicht auf die Idee, mich in einem zertifizierten Kompetenzzentrum operieren zu lassen, mir war zu dem Zeitpunkt garnicht bewusst, dass die Gefahr bestehen könnte, dass ein Tumorrest im Körper verbleiben könnte, insbesondere dann, wenn der operierende Chirurg nicht allzu viel Erfahrung mit dem Entfernen dieser Tumorart hat.
Daher ließ ich mich in einem städtischen Krankenhaus operieren, in der Stadt, in der ich auch wohne und wollte diesen Tumor einfach loswerden. Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Ich wollte schnell wieder auf die Beine kommen (ich war zu der Zeit auch sehr damit beschäftigt und im Stress, meine Bachelorarbeit fertigzustellen) daher sollte am besten alles schnell gehen! und so war es dann auch. Am 8. März hatte ich dann die Total-OP (Entfernung beider Eierstöcke, Blinddarm, Bauchnetz, Gebärmutter, lediglich Gebärmutterhals wurde belassen). Abgesehen von postpunktionalen Kopfschmerzen durch den Peridualkatheter verlief alles komplikationslos.
Mittlerweile, nachdem ich viel aus den Beiträgen dieses Forums gelernt habe, hätte ich mich definitiv anders entschieden und hätte mich persönlich in B. vorgestellt. Doch irgendwie wollte ich mich zu dem Zeitpunkt nicht allzu sehr mit der Diagnose auseinandersetzen. :( jetzt ist es halt so. Ich war letzte Woche bei meiner ersten Nachsorgeuntersuchung und das Ultraschallbild war schonmal unauffällig. Der Befund der Tumormarker war noch nicht da, muss ich morgen nochmal teletonisch erfragen.

Ich nehme nun ein Östrogen (Estradiol). Der ltd. Oberarzt, der mich operiert hat, empfahl eine Kombinationstherapie, sofern eine vaginale Blutung auftreten sollte oder sonografisch ein Endometriumaufbau zu sehen ist, mit Gestagen.
Trotzdem habe ich noch zwischenzeitlich Hitzewallungen. Ich denke, die Dosis ist zu niedrig und habe dies auch der Frauenärztin mitgeteilt, diese hat in der Nachsorge bei der Blutentnahme noch zusätzlich einen Wert abnehmen lassen, ich glaube, es war Testosteron oder Östrogen (?) um zu bestimmen, ob die Menge Östrogen reicht, da hatte sie auch noch keine Ergebnisse vorliegen.
Hat auch jemand dieses Problem gehabt bzw. Erfahrungen mit der Hormonsubstitution mit Östrogen? Dauern diese Wertbestimmungen im Blut lange?

Ansonsten geht es mir den Umständen entsprechend. Im April war ich in einer jungen Erwachsenen Reha und die hat mir echt gut getan. Letzte Woche habe ich nach 3 Monaten krank mit der Wiedereingliederung angefangen. Die meisten meiner Kollegen wissen nicht genau, was für eine Erkrankung ich habe. Jeder, der mich danach fragt, hat noch nie etwas von der Erkrankung ,,Borderline-Tumor'' gehört und dann muss ich es jedes Mal erklären... und dann wissen die meisten eh nicht, was sie dazu sagen sollen. Das empfinde ich meistens als anstrengend...

Kennt das jemand? Ist hier zufällig jemand mit einem ähnlichen Staging unterwegs?
Gibt es jemand unter den Betroffenen, die mit der Diagnose Borderline-Tumor adoptiert haben? Die Adoptionsverfahren sollen sehr streng sein und ich weiß, es gibt auch Einzelfallentscheidungen... ich bin im Netz dazu nicht fündig geworden...auch wenn es bei mir und meinem Partner dieses Thema derzeit nicht aktuell ist... wäre ja trotzdem schön mal davon zu lesen :shy:

Ich danke schonmal im Voraus für eine Antwort :winke:
Ganz liebe Grüße,
Jacky :)

Rima60
12.06.2017, 14:26
Hallo Jacky,

als erstes möchte ich dich hier im Forum begrüßen, auch wenn der Anlass nicht so schön ist.

Leider kann ich dir nicht viel über Boderline - Tumor schreiben, eigentlich gar nichts. Ich selbst habe eine seltene Art Eierstockkrebs. Trotzdem habe ich das Bedürfnis dir zu schreiben.
Ich hatte auch aus prophylaktischen Gründen eine Total – OP, aber ich war ende 40 und meine Familienplanung war längst abgeschlossen. Du bist noch sehr jung und standest vor solch einer Entscheidung. Es ist sehr gut und wichtig, das dich dein Partner unterstützt und so wie ich das gelesen habe tut er das. Ihr seit euch einig, das für euch eine Adoption in Frage kommt, das finde ich gut und wünsche euch, das es auch klappt.
Ich möchte nur eins sagen, ich hätte mich auch in deinem Alter für die OP entschieden. Wie du schon geschrieben hast, die Gesundheit ist das Wichtigste was man hat und wer nicht krank ist, weiß das nicht wirklich.
Ich wünsche dir (euch) alles Gute und ich hoffe, das dir noch andere Betroffene hier schreiben.

Liebe Grüße
Rima :winke:

KleinerMuck
12.06.2017, 21:11
Hallo Rima,
vielen Dank für deine Antwort!
Ja ohne die Unterstützung meines Partners wäre die Zeit für mich umso schwerer gewesen.


Ich möchte nur eins sagen, ich hätte mich auch in deinem Alter für die OP entschieden. Wie du schon geschrieben hast, die Gesundheit ist das Wichtigste was man hat und wer nicht krank ist, weiß das nicht wirklich.

Das tut gut zu lesen... denn ich habe auch Unverständnis von Menschen in meinem Umkreis erfahren, als ich mich fast selbstverständlich für die Total-OP entschieden habe. Aber wie du schon sagst, für jemanden, der nicht selbst betroffen ist, ist es schwierig zu verstehen.

Liebe Grüße,
Jacky :) :winke:

Ilisweetie
20.06.2017, 11:55
Hallo,
Ich habe zwar auch eine andere Erkrankung (Gebärmutterhals), hatte aber ähnliche Entscheidungen zu treffen. Ich wollte definitiv ein Kind, hatte auch bereits die Pille abgesetzt. Dann kam die Diagnose...der Tumor hatte bereits eine gewisse Größe, sodass man mir dringend zur Totalop geraten hat. Leicht war/ist das nicht für mich. Letztlich war es aber die einzige Option. Ich kenne es auch vom Umfeld, dass teils mit Unverständnis reagiert wird, weil ich "ja noch so jung sei". Man hat anscheinend nur mit Kind eine Daseinsberechtigung als Frau, so kommt es mir jedenfalls manchmal vor. Besonders Verwandte meines Mannes sind da schnell mit blöden Sprüchen. Als ob ich mich freiwillig "übertherapieren" ließe...
Lg u euch alles Gute!