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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hirnmetastasem


09.05.2004, 11:13
Hallo zusammen,
mein Mann hat eine Ganzhirnbestrahlung machen lassen und ich hatte versprochen mich zu melden wie er es vertragen hat und wie es gelaufen ist.
Er bekam 30 Gy in 10 Tagen und dann noch eine Aufsättigung von 9 Gy in 3 Tagen. Nach 3 Wochen kam er an Ostern wieder nach Hause.
Er hat nach 14 Tage seine Haare verloren und der Geruchssinn hat sich stark ausgeprägt. Alles hat für ihn unangenehm gerochen und essen war ihm zuwieder. Grießbrei und Brezeln gingen immer, aber Käse, Wurst, Fleisch usw. geht bis heute schlecht bis gar nicht.
Durch das Cortison war ihm abens immer irgentwie schlecht und kotzerig, ohne wirklich brechen zu müssen.
Neurologische Ausfälle kamen durch die Bestrahlung nicht.
Die Kopfhaut hat sich stark entzündet und viele Aknepickel entwickelt. Ausserdem war sie natürlich stark verbrannt, wie nach einem Sonnenbrand. Sie wurde mit Bepanthol Lotion gekühlt. Wir haben zuhause auch mit Schwarz-Tee-Umschlägen gekühlt, weil das gleichzeitig desinfiziert.
Seit drei Tagen hat er ein geschwollenes Gesicht. Wir waren beim Arzt und er meint solange es im Kopf nicht weh tut und er Luft bekommt ist es einfach eine Nebenwirkung mit der man leben kann. Und da hat er ja recht. Unsere Angst war das es ein Hirnödem wird, da das Cortison jetzt abgesetzt ist.
Am 24. Mai wird in Mannheim ein Kontroll MRT gemacht. da wird man ja noch nicht viel sehen, aber das geht jetzt schon an die Nerven. Wir wissen ja, das man so eine Bestrahlung nur einmal machen kann.
Wenn jemand Erfahrungen hat mit Bestrahlungsnebenwirkungen würde ich mich über Berichte freuen.
Am meisten kämpfen wir im Moment gegen die Antriebslosigkeit und die Müdigkeit. Ich weiß immer nicht so genau wie weit ich meinen Mann antreiben soll und zwingen soll z.B. spazieren zu gehen,mit zum Einkaufen zu kommen usw. oder ob ich ihn besser noch eine Weile in Ruhe lasse.
Ich bin der positiv denkene Teil von uns,der auch weiß, daß eine gute Psysche das einzige ist was im Moment wirklich hilft und meine immer wenn man draußen einen toll blühenden Apfelbaum sieht muß es einem doch besser gehen. Aber natürlich will ich ihn auch nicht überfordern.
Das ist alles nicht so einfach und wohl auch bei jedem anders.
Ich wünsche allen noch einen schönen Sonntag.
Gruß Maud

10.05.2004, 08:32
Liebe Maud,
Dein Mann befindet sich in einem sehr schwierigen Krankheitsstadium und nach dieser Behandlung verlangt sein Körper jetzt vordringlich erstmal nach Ruhe und Verarbeitung der Bestrahlung (die wirkt ja bekanntlich noch Wochen nach).
Was heißt eigentlich in den Köpfen der meisten Menschen positiv Denken? Doch wohl nicht, daß man die Signale (Schmerzen, Erschöpfung, Unkonzentriertheit, Austragen von Nebenwirkungen, ets. ) verdrängt und sich versucht die Schönheit von Dingen zu freuen, die im Moment wahrhaftig nebensächlich sind. Solch ein Gedanke hilft in dieser Situation meistens wenig.
Du sprichst von antreiben und zwingen, wähle andere Worte, diese hören sich sehr hart an und lassen vermuten, daß sich Dein Mann dadurch eher mehr einigelt.
Du glaubst, Du allein seist die postiv denkende von Euch beiden. Vielleicht hört aber Dein Mann im Moment einfach auf seine innere Stimme, die ihm sagt, daß für ihn, seinen Körper und seine Seele ganz was anderes gut ist als für Dich.
Versteh' mich nicht falsch, ich will Deine Sorge um Deinen Mann nicht angreifen - aber für mich als Betroffene wäre positiv denken in dieser Situation etwas ganz anderes. Für mich heißt es, in diesem Moment die Schwäche, die Erschöpfung, alle Nebenwirkungen der Krankheit und ihrer Behandlung zu akzeptieren und dem Ruf von Seele und Körper nach Ausruhen nachzugeben. Das Hirn ist die Schaltzentrale des Menschen. Wenn es Störungen hat, dann sind nicht selten auch Funktionseinschränkungen und manchmal auch Wesensveränderungen bei den Betroffenen zu bemerken.

Stell' Dir vor, Du hast tierische Migräne - hilft es Dir, in diesem Moment vor einem Apfelbaum zu stehen und Dich seiner Schönheit zu freuen?

Du must für Dich lernen, daß er nicht mehr so ist wie früher, denn Metastasen im Hirn und deren Behandlung sind schon ein heftiger Eingriff. Laß' in dieser Zeit Deinen Mann entscheiden, welche Wegrichtung er einschlägt. Ich denke, seine innere Stimme, also sein Körper und seine Seele werden einfordern, was z. Zt. gut tut und was nicht. Sei einfach für ihn da und spüre, was er braucht, was er möchte, was ihm wichtig ist.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld. Die Verarbeitung braucht Zeit, für Euch beide.

Gruß von Birgit