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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : BSDK, ein neues Medikament aus USA ???


03.07.2004, 18:26
Im November 2003 erhielt ich die Diagnose „Pankreaskopf-Karzinom“.
Der erste Arzt für chirurgische Operationen an inneren Organen lehnte einen Eingriff ab, da nach Darstellung eines Ct’s der Krebs (ca. 2 mal 3 cm) sich zu nah an anderen Organen befände.
Bei der Suche nach einem Arzt, „der sich traut“ fand ich im Hyssen-Stift in Essen einen. Anfang Dezember 2003 lag ich auf dem Operationstisch. Als ich aufwachte, bekam ich die Mitteilung, dass er die Operation abgebrochen hätte, weil die Krebsgeschwulst sich zu nah an der Haupt-Baucharterie befindet. Er gab die Größe auch mit 2 mal 3 cm an. Er bestätigte mir, dass andere Organe noch nicht befallen seien. Er riet mir zu einer kombinierten Strahlen- und Chemo-Therapie. Er war mir auch behilflich bei der Suche nach einer heimatnahen Klinik, die beides kann.
So kam ich zum Klinikum Lippe-Lemgo, bei der gerade eine nagelneue, dem neuesten Stand der Erkenntnisse und der Technik entsprechende Strahlenkanone eingerichtet wurde. Da gerade die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel bevor stand, erhielt ich einen Termin für die erste Sitzung Strahlen- und Chemo-Therapie am 10. Januar 2004.
Bis dahin setzte sich der Gallengangs-Stent, den ich im November bekommen hatte, weil die Krebsgeschwulst den Gallengang zudrückte, zu. Ich bekam Gelbsucht und ein neuer Stent wurde eingesetzt.
Als die erste Sitzung Strahlen- und Chemo-Therapie sich erneut näherte, bekam ich die Diagnose „Strahlen-Therapie geht nicht mehr“, weil diese nur möglich ist, wenn die Krebsgeschwulst örtlich begrenzt ist. Inzwischen bestand aber der Verdacht, dass sich Lebermetastasen gebildet haben könnten.
Schleunigst wurde nun mit einer Chemo-Therapie mit Gemcar begonnen.
Nach dem üblichen ersten Zyklus mit 7 Injektionen (Zitat: Normaldos. 1000mg/m2 als 30minütige Inf. 1x wöchentl. i.d.R. bis zu 7 Wo. lang, dann eine therapiefreie Wo. Im anschl. Behandlungszyklus 1x wöchentl. über 3 Wo., dann 1 therapiefreie Wo. Dosisreduktion in Abhängigk. v. d. Verträglichk. ) waren die Tumormarker angestiegen. Der behandelnde Chefarzt empfahl mir die Fortsetzung der Gemcar-Therapie mit geminderter Wirksubstanz, aber verlängerter Infusionszeit (4 h). Dadurch würde die Metabolisierung des Wirkstoffes verlängert und damit die Wirkzeit im Körper auch verlängert. Eine zeitlich dichtere Kontrolle der Blutwerte wurde vorgenommen, damit eventuelle Beeinträchtigungen des Immunsystems frühzeitig erkannt werden könnten.
Nach 12 Infusionen in 2-wöchentlichem Abstand waren die Tumormarker konstant geblieben. Nach Aussage meines Arztes also ein Stillstand erreicht.

Zwischenzeitlich wurde mir von einem anderen Arzt von einem neuen Medikament berichtet, das in den USA schon zugelassen sei und für das in Deutschland Mitte 2004 die Zulassung zu erwarten sei. Einen Namen kannte er nicht. Mehrfache Nachfragen bei verschiedenen Ärzten ergaben auch keine weiteren Erkenntnisse.
Dass ich bei der geschilderten Krankengeschichte grosses Interesse an so einem Medikament habe, ist doch verständlich, oder ??

Hat jemand von so einem Medikament, das erst kürzlich aus Amerika gekommen ist, gehört ??

Auf Antwort hoffend
Eike

04.07.2004, 00:22
Hallo Eike,
es gibt eine Forschungsserie in der Berliner Charite,(Dr.Jordan) Die Ärzte dort beschäftigen sich mit der sogenannten Nanotherapie.Kurz gesagt wird eine Flüssigkeit in den Tumor gespritzt,die der Krebs als seine Nahrung erkennt Anschließend wird der Krebs durch Magnetfelder komplett zerstört.So jedenfalls die Hoffnung.Nachteil ist,die aktuellen Studien auf diesem Gebiet laufen für Gehirntumore.Eine Studie für Pankreas Karzinome soll Ende des Jahres genehmigt werden.Es steht aber zu erwarten,dass sich für diese Studie viele freiwillige schnell finden werden.
Alles Gute und viel Glück
Stefanname@domain.dename@domain.dename@domain.dena me@domain.dename@domain.de

04.07.2004, 11:52
Hallo Eike,
Es gibt sogar 3 neue Medikamente die gemeint sein könnten:

1. Iressa, ein Tyrosin-Kinase Hemmer (zugelassen für die Behandlung von Lungenkrebs) blockiert den sogenannten EGFR-Rezeptor der sich auf vielen Tumorarten finden lässt (auch Pankreaskarzinom). Es gibt zwar bisher keine Studien zur Behandlung des Pankreaskarzinoms, aber einen Versuch könnte es Wert sein.

2. Erbitux, ein monoklonaler Antikörper (zugelassen für die Behandlung von Darmkrebs) blockiert ebenfalls den EGFR-Rezeptor aber auf anderem Wege. Hierzu gibt es auch erste Studien zum Pankreaskarzinom. Erbitux ist vorgestern für alle europäischen Länder zugelassen worden.

3. Avastin, ebenfalls ein monoklonaler Antikörper (zugelassen für die Behandlung von Darmkrebs) blockiert den VEGF Rezeptor, der für die Neubildung von Blutgefäßen wichtig ist. Erste Studien deuten auch auf eine Wirksamkeit beim Pankreaskarzinom hin.

Mittlerweile gibt es auch sehr interessante Studien über die Kombination von Avastin mit Tarceva (ein in der Zulassung befindlicher EGFR-Hemmer der Iressa sehr ähnlich ist), allerdings zu anderen Krebsarten. Ist zwar spekulativ, aber vielleicht könnte die Kombination aus Avastin und Iressa erfolgreicher sein als einer der beiden Substanzen alleine.

Laut §73.3 des Arzneimittelgesetztes ist es möglich auf persönlichen Wunsch hin im Ausland zugelassene Medikamente zu importieren. Allerdings wird die Krankenkasse wahrscheinlich die Kosten nicht übernehmen, und diese Medikamente sind sehr teuer. Von Vorteil ist lediglich der gute Dollarkurs und die Möglichkeit, die Kosten für die Therapie von der Steuer absetzten zu können.
Gruß,
Heiko

04.07.2004, 17:02
Hallo Heiko, hallo Stefan,
ich habe mich über eure prompten Antworten sehr gefreut, zumal die Teilnahme an einem Forum für mich noch eine ungewohnte Angelegenheit ist.
Auf jeden Fall werde ich eure Informationen sowohl mit meiner Hausärztin, die auch "halbe" Onkologin ist und mit meinem behandelnden Arzt am Klinikum Lippe-Lemgo erörtern.
Sobald ich mehr weiss, werde ich mich wieder melden und berichten.
Mit herzlichem Gruß
Eike

04.07.2004, 18:06
Hallo Heiko,hallo Stefan
ich bin tief Beeindruckt. Seid ihr vom Fach?
Danke für die Infos
Katharina

04.07.2004, 19:44
Hallo Katharina,
ich bin nicht vom Fach, hab mich aber in den vergangenen eineinhalb Jahren mit dem Thema BSDK ausgiebig beschäftigt.
Gruß,
Heiko

05.07.2004, 14:51
Unter folgendem Link eine "Reagenzglasstudie" zu Iressa und den Auswirkungen auf BSDK:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=pubmed&dopt=Abstract&list_uids=15202007

Man beachte der Autor dieses Abstracts ist unser Doc Büchler aus Heidelberg!

Gruß,
Heiko

05.07.2004, 19:27
Hallo!

Ihr gebt mir echt Hoffnung, mein Vater hat BSDK und die ganze Leber voll Metastasen. Nach über vier Monaten haben die jetzt mit Chemo angefangen. Am ersten Tag 500 mg Carboplatin und 200 mg Ethoposid und dann die nächsten beiden Tage nur Ethoposid. Von diesen Rezeptoren habe ich auch schon gehört, nur der behandelnde Onkologe sagte, das wäre ein Menschheitstraum.

Ich war auch so sauer, daß er sich dort behandeln lassen hat, am Mittwoch hat er einen Termin bei Dr. Buechler in Heidelberg. Ich hoffe so sehr, daß der ihm helfen kann.

Danke für die Hoffnung!

Heike

15.04.2005, 13:53
Hallo Eike,

konntest Du was bei Prof. Wust erreichen. Meine Schwester hat einen Tumor an der Y-Baucharterie (inoperabel). Soll Chemo bekommen. Würde auch gern Kontakt zu Prof Wust aufnehmen.

MFg
Andrea andrea.hackstein@t-online.de

16.04.2005, 11:00
Liebe Andrea,

leider kann Eike Deine Anfrage nicht beantworten, d.h. ihm ist nichts bekannt von einem Prof. Wust. Liegt hier evtl. eine Verwechslung vor?

LG
Marion (Eike fühlt sich im Moment nicht wohl, deshalb die Antwort von mir)

17.04.2005, 21:35
Avastin,
LG - Carwomen

19.04.2005, 10:51
Hallo an alle,

wie ich vergangenes Wochenende gehört habe, sind
nahezu alle Iressa-Studien eingestellt worden.

Es hat sich eine erhebliche Langzeittoxizität heraus-
gestellt - gepaart mit der Erkenntnis, das die positiven
und erwünschten Wirkungen nicht die Erwartungen
der Forscher erfüllen konnte.

Gruss an alle,

ole

24.05.2005, 18:44
Wer kann mir Positive Nachrichten ueber Irisa oder das neuen Mittel aus den USA mitteilen sind vuer alle Antworten dankbar Mfg.

24.05.2005, 19:04
Hallo Andrea,

Prof. Dr. Wust Prof. Dr. med Peter Wust ist leitender Oberarzt an der Klinik für Strahlenheilkunde der Charité Berlin (Direktor Prof. Felix)). Ab sofort bietet er Zweitgutachten an, die weit über das Forum hinausgehende Informationen liefern.

Ich weiss nicht, ob Du diesen Professor suchst. Er betreut mit das Forum Medicine-Worldwide.

Vielleicht konnte ich Dir helfen.

Alles Gute wünscht

Elke

Kerstin
25.05.2005, 23:57
Hallo Heiko,

da bei meiner Mom über einen Therapiewechsel nachgedacht wird, bin ich auf Erbitux gestoßen. Hier lese ich nun, dass du Infos bezüglich Studien beim BSDK hast. Könntest du mir mit Links helfen? Meine Fremdsprache in der Schule war französisch und ich habe leider mit den englischen Seiten Probleme.

Danke dir im voraus.

LG
Kerstin

26.05.2005, 10:17
Hallo Kerstin,
leider sind alle Infos darüber in englischer Sprache.
Neben den in THERAPIOPTIONEN aufgeführten Links anbei ein paar neue, von der aktuellen ASCO-Konferenz vor wenigen Wochen:

http://tinyurl.com/7f4q4

Hier wird von einem EINZELFALL berichtet, in dem ein Patient mit metastasiertem BSDK eine Chemotherapie mit Docetaxel und Irinotecan erhielt, dann wurde auf Gemzar und Oxaliplatin gewechselt, wodurch alle Metastasen verschwanden. Seitdem wurde der Patient mit Erbitux behandelt und ist seit 18 Monaten Rezidivfrei.

http://tinyurl.com/8o2uo

Hier wurde an 37 Patienten die Chemotherapiekombination aus Docetaxel und Irinotecan ausprobiert. Bei 60% konnte der Krankheitsverlauf aufgehalten werden, bei einer Person liessen sich anschließend keine Krebszellen mehr nachweisen.
Nun hat man eine Studie gestartet die diese Therapie vergleicht mit derselben+Erbitux.

http://tinyurl.com/dcbso

In den USA läuft zur Zeit eine Studie, die die Effektivität einer Kombination aus Gemzar, Avastin und Erbitux testet.
Man geht davon aus, dass eine Therapie aus Erbitux+Avastin effektiver ist, als jede Substanz für sich alleine genommen.
Dazu auch die folgende Studie, die sich zwar mit Darmkrebs beschäftigt, aber durchaus diese Vermutung bestätigt:

http://tinyurl.com/8tl9l

Gruß,
Heiko

Kerstin
26.05.2005, 12:05
Mensch Heiko, das ging ja super schnell. Vielen lieben Dank !!!

LG
Kerstin

12.07.2005, 12:56
neu zugelassen wurde tarceva.
infos dazu bei den therapieoptionen.
lg, sonja

12.07.2005, 13:11
also in den usa wurde es neu zugelassen.
entschuldigt.
lg, sonja

Katharina
12.07.2005, 13:51
Hallo Sonja und alle Anderen,

meine Ma hat damals an der Tacerva-Studie teilgenommen. Sie hatte extreme Nebenwirkungen und somit die Studie nach fast 6 Monaten abgebrochen. In der Zeit der Studie hat sie keine neuen Metas und kein Tumor-Wachstum gehabt.
Dafür brechen, Haarausfall, Juckreiz, Schlappheit, Pilz im Genitalbereich.... Sie hat sich dagegen entschieden und für mehr Lebensqualität. Das Ergebnis kennt ihr ja.
Muss nicht bei jedem so sein, aber in der Kombi mit Gemzar war es ein "Höllen-Cocktail".
LG
Katharina