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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bei Lypmphknotenmetastasen Bestrahlung?


Erwin Pauli
21.09.2004, 00:04
Am 28.6.04 wurde bei mir (60J) eine radikale Prostatektomie durchgeführt.

Histologie: Schlecht differenziertes Adenocarcinom der Prostata in weiten Teilen des linken Seitenlappens, mit extensivem Überschreiten der Organkapsel, Infiltration der linken Samenblase und des linken Gefäßnervenbündels. Von hier auch Infiltration der Gegenseite, rechte Samenblase und rechtes Gefäßnervenbündel bis zum Resektionsrand. Der rechte Seitenlappen hingegen ist tumorfrei. 3 Lymphknotenmetastasen von links. PT 3b, G 3a, pN 1 (3/7), L 0, R 1. Gleason-Score: 4+5=9.

Derzeitigen Therapie: Reine Androgen-Blockade mit Casodex 150

Nach knapp 3 Monaten ist mein PSA-Wert auf 0,6 gefallen.

Manche Ärzte empfehlen mir dringend zusätzlich eine Bestrahlung des Prostatabeckens und der Lymphabflussgebiete sowie die Umstellung der Hormontherapie auf Enantone (Chance auf Heilung, zumindest Zeitgewinn); andere wiederum raten mir von einer Bestrahlung dringend ab (sinnlos wegen der festgestellten Lymphknotenmetastasen und der möglichen dauerhaften schweren Nebenwirkungen).

Ich weiß nicht, mit welcher Therapie ich meine Erkrankung weiterbehandeln soll. Ich bin ratlos und verzweifelt. Ich will keine Chance verpassen. Dafür bin ich bereit ein gewisses aber nicht sinnloses Risiko einzugehen. Mir ist klar, dass bei Krebs niemand eine Garantie für den Erfolg geben kann. Aber es muß doch gewisse Erfahrungen mit ähnlich gelagerten Fällen geben.

Welcher Betroffene hat ein ähnliches Krankheitsbild oder Erfahrungen und kann mir bei meiner Entscheidung helfen?

21.09.2004, 01:37
Hallo Erwin,

Sie haben eine systemische Erkrankung, d.h. der Tumor ist nicht mehr lokal auf die Prostata begrenzt. Die Bestrahlung ist eine lokale Therapie, die Hormonbehandlung hingegen systemisch, sie erfasst das gesamte Körpersystem.

Bei Organübertschreitung profitieren Sie nicht mehr von einer lokale Therapie.

Sie erreichen eine größere Anzahl Betroffener und damit eine größere Chance auf qualifizierte Ratschläge, wenn Sie
Ihre Frage in das Forum des Bundesverbandes-Prostatakrebs-Selbsthilfe e.V. stellen.

www.prostatakrebs-bps.de

Dort anklicken "Forum"

Grüße und gute Wünsche von
Wolfhard
www.prostata-sh.info

27.09.2004, 01:41
Hallo Erwin,

habe gesehen, dass im BPS Forum keiner geantwortet hat. Möglicherweise gibt es nicht allzuviele vergleichbare Fälle. Und das wissen wir alle: Viele lesen lediglich in den Foren, sie werden aber nicht aktiv, d.h. sie schreiben nicht.

Nach meinem Verständnis ist bei regionären Lymphknotenmetastasen –in der Regel handelt es sich um einen systemischen Progress- auf jeden Fall die Hormon-Therapie gegenüber der Radiotherapie (Bestrahlung einschl. des kleinen Beckens) bevorzugt werden, weil der generelle Einsatz der lokalen Strahlentherapie bei einem PSA-Anstieg problematisch ist, da oft nicht zwischen Lokalrezidiv und Fernmetastasierung unterschieden werden kann


die Hormontherapie verbessert die lokale und die systemische Kontrolle und verbessert zum Teil das Überleben,d.h. sie hat einen Effekt auf das Überleben.

Überlegungen zur Lebensqualität bei der Entscheidung für eine Hormontherapie dürfen auf gar keinen Fall vergessen werden.

Sie machen bereits eine Therapie mit Bicalutamid (Casodex 150) Nach meinem Wissen ist Casodex 150 vom Markt. Ich nehme an, Sie nehmen pro Tag 3x1 Casodex 50.

Warum diese Therapie gewechselt werden soll, (Enantone) kann ich wegen fehlnder Erfahrung weder beurteilen noch kritisieren. In meiner SH-Gruppe werden die wenigsten der 50 Männer mit Casodex sondern mit Enantone bzw. Eligard behandelt. Es gibt in der Gruppe Meinungen wie etwa: Casodex ist teurer als Enantone oder Eligard.

Bevor ich mich für eine bestimmte Hormontherapie entschieden habe, habe ich ganz zielgerichtet und mit Wissen und Billigung meines behandelnden Urologen andere Ärzte besucht. Danach war für meinen Urologen und für mich klar, welcher Therapie wir den Vorzug geben.

Einer dieser Ärzte war Dr. F. Eichhorn in Bad Reichenhall. Ein anderer war Prof. Tunn im Klinikum Offenbach. Beide kann ich empfehlen. Allerding: Auf Kasse geht das vermutlich nicht!

Freundliche Grüße

Wolfhard

29.09.2004, 22:34
Hallo Wohlfahrt,

vielen Dank für Deine Antworten.

Mein Hauptproblem ist, dass ich bereits von vielen Urologen und Strahlentherapeuten Auskünfte eingeholt habe. Ich erhielt ich die Empfehlungen von Ärzten, Chefärzten (Urologen) und Professoren von Kliniken, teilweise Unikliniken, im fränkischen Teil von Bayern. Leider waren die Auskünfte dieser Experten vollkommen verschieden. Die Befürworter und die Ablehner einer Bestrahlung halten sich dabei etwa Waage.

Die Befürworter sagen, dass mir die Bestrahlung des Prostatabettes und des Lymphabflussgebietes noch eine Chance bietet, eine Heilung zu erreichen. Zumindest könnte die Abtötung von Krebszellen im Bestrahlungsgebiet einen Zeitgewinn beim Fortschreiten der Erkrankung bewirken. Die antiandrogene Behandlung müßte jedoch noch einige Jahre fortgeführt werden.

Die Gegner verweisen auf die möglichen, teilweise dauerhaften Nebenwirkungen einer Bestrahlung und sehen keine Heilungschancen oder Zeitgewinn durch eine Bestrahlung.

Als medizinischer Laie ist es mir nicht möglich, guten Gewissens eine richtige Entscheidung zu treffen. Auf der einen Seite möchte man nicht eine letzte Chance auf Heilung verpassen, auf der anderen möchte man nicht sinnlos sich einer belastenden Bestrahlung mit eventuellen dauerhaften Schädigungen unterziehen.

Ich glaube, dass es bei der Häufigkeit der Prostatakrebserkrankungen bestimmt einige vergleichbare Fälle gibt.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Betroffene aber auch Experten meinen Beitrag in diesem Forum lesen und mir mit ihren Erfahrungen bei meiner Entscheidung helfen werden.

Nochmals vielen Dank und herzliche Grüße von

Emil