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Helmi1986 26.07.2015 17:24

Erfahrungen mit Spätfolgen von Strahlentherapie im Mundbereich?
 
Hallo, es würde mich interessieren, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie ich.
Bei mir wurde 1986 im Alter von Mitte 30 ein Plattenepithelkarzinom am Zungenrand diagnostiziert und operiert - auch gleich Drüsengewebe im Bereich des Unterkiefers einseitig entfernt. Obwohl dabei keine Methastasen gefunden wurden, bekam ich eine Strahlentherapie mit Kobalt. Ich habe mich relativ schnell davon erholt und in der Folge körperlich nur unter Mundtrockenheit und Zahnschäden gelitten, außerdem unter der Unfähigkeit, beim Essen alles restlos herunterschlucken zu können. Geschmacksinn ok, Artikulation ebenfalls keine Probleme, bis ungefähr 15-20 Jahre nach der Behandlung.
Seitdem beobachte ich zunehmend eine schnelle Ermüdung beim Sprechen, die zu einer etwas verwaschenen Artikulation führt und dem, was man gemeinhin mit einer "feuchten Aussprache" bezeichnet. Außerdem verschlucke ich mich jetzt manchmal sogar am eigenen Speichel, d.h. auch ohne etwas zu essen oder zu trinken. Beruflich und privat macht mir das große Probleme. Logopädie hilft etwas, besonders fördert sie die bewußte Wahrnehmung und Kontrolle aller Funktionen im Mundbereich. Die Zähigkeit und Bewegungseinschränkungen bei Zunge und Wangen bleiben aber.
Gruß Helmi1986

Rainer53 28.07.2015 20:49

AW: Erfahrungen mit Spätfolgen von Strahlentherapie im Mundbereich?
 
Hallo Helmi,

erstmal schön, dass du immerhin jetzt schon fast 30 Jahre überlebt hast, das ist ja mal eine gute Nachricht.

Bei mir ist die Behandlung (kombinierte Radio-/Chemotherapie) mittlerweile fast 17 Jahre her (98/99) und die Bestrahlungsfolgen sind bei mir ähnlich.

Auch ich kann nicht vollständig schlucken, es bleibt immer ein kleiner Rest, so dass ich mehrmals nachschlucken muss. In der Praxis war das bis vor kurzem kein großes Problem, den meisten Leuten fiel es garnicht auf und ich hab mir auch keine großen Gedanken gemacht.

Vor kurzem hatte ich allerdings eine Operation an der Halswirbelsäule, auf Grund eines Unfalls, und seither geht es mit dem Schlucken nochmal schlechter, irgendwie ist der Durchmesser des Durchgangs geringer geworden, so dass ich aufpasssen muss, nicht zu große Stücke schlucken zu wollen.

Das mit der feuchten Aussprache kenne ich auch, es liegt wohl an einer starken Speichel- bzw. Schleimbildung hinten bei den Stimmlippen, was dann beim Sprechen eben rausgeblasen wird.. Wenn ich vor dem Sprechen schlucke, geht es..

Direkte Schwierigkeiten mit der Artikulation konnte ich noch nicht beobachten, allerdings fühlt sich der ganze Bereich, vor allem hinten, wo geschluckt wird und wo die Hauptstrahlenbelastung war, irgendwie 'müde' an. Das finde ich eine passende Beschreibung.

Das mit dem Verschlucken kenn ich auch, es ist aber zum Glück selten, ich muss vor allem recht konzentriert essen und am besten nicht dabei reden..

Logopädie hilft schon, allerdings muss man hier immer am Ball bleiben und darf nicht aufhören, sonst wird es wieder schlechter.

Das sind meine Erfahrungen.

Viele Grüße und alles Gute, Rainer

Jufka 31.08.2015 21:36

AW: Erfahrungen mit Spätfolgen von Strahlentherapie im Mundbereich?
 
Hallo,

bei mir ist die Bestrahlung erst 3 Jahre her.
Ich hatte Zungenkrebs am rechten Zungenrand. Dieser wurde entfernt und ich bekam die Zungenplastik aus der Haut vom Unterarm. Anschließend wurde ich 32 x bestrahlt.
Seitdem leide ich am meistens unter Mundtrockenheit. Mal mehr, mal weniger - wovon es abhängt, konnte ich bisher nicht herausfinden.
Die Wasserflasche ist jedenfalls mein ständiger Begleiter. Nachts werde ich häufig wach und muss den Mund befeuchten.
Die Mundtrockenheit hat natürlich Auswirkungen auf die Aussprache. Wenn ich zu wenig getrunken habe oder viel und lange spreche, wird die Artikulation undeutlich.
Hinzu kommt, dass die Mundschleimhaut auf der bestrahlten Seite sehr empfindlich geworden ist. Ich merke es beim Zähneputzen, besonders wenn ich die Zahnseide benutze. Bei der Profilaxe beim Zahnarzt könnte ich an die Decke gehen.
Was mir etwas merkwürdig erscheint, sind Schmerzen in der rechten, "neuen" Zungenhälfte. Die hatte ich zwei Mal über mehrere Tage.
Ich frage mich, wie man Schmerzen in einem Gewebe empfinden kann, das keine Nerven hat. Die Zungenplastik wird durch Blutgefäß versorgt, das ebenfalls aus dem Unterarm entnommen wurde aber die Ärzte haben nichts von neuen Nervenbahnen erzählt.
Die Mrt-Befunde waren alle negativ und mein behandelnde Arzt meinte, dass das Narbengewebe vermutlich weh tut, was durchaus nicht ungewöhnlich sei.
Wenn ich mich aus Versehen, z. B. beim Essen an der bestrahlten Zungenhälfte verletze, dauert es ewig, bis die Wunde verheilt ist.

Das sind die Unannehmlichkeiten, die mir Probleme bereiten.

Herzliche Grüße

Jufka


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