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HC8 04.08.2018 00:32

Adjuvante Therapie nach Entfernung von Haupttumor und Lungenmetastasen
 
Hallo an alle hier,

leider ist meine Mutter mit 60j an Nierenkrebs mit Metastasen in der Lunge erkrankt.

Behandlungsverlauf bisher:

01/18 Befund T3a N1 M1 (Metastasen in beiden Lungenflügeln links 4 und rechts 5. Lymphknoten sehen auffällig aus aber nicht eindeutig nach Befall.

01/18 OP Niere links, komplett entfernt der Tumor war ca 8cm groß. Lymphknoten direkt an der Niere war nicht befallen, man geht jetzt davon aus das die anderen Lymphknoten die auf den CT zu sehen sind nur entzündet sind.

03/18 CT Lunge und Abdomen. Metastasen in der Lunge sind leider mehr geworden, es sind jetzt insgesamt ca 13. Abdomen alles gut.

03/18 OP Lunge links, Metastasen wurden alle entfernt und es ist geplant die rechte Seite auch zu Operieren in einigen Monaten wenn keine neuen Metastasen dazukommen.
Beide seiten gleichzeitig wollte der Arzt nicht machen da es zu belasten wäre.

04/18 CT Lunge, Keine neuen Metastasen auf der rechten Lungenseite,nur eine ist minimal größer geworden. Lunge links keine neuen Metastasen.

04/18 Anfang mit Sutent 37,5mg erster Kurs, dann 50mg im 2. Kurs.

07/18 CT Lunge und Abdomen. Metastasen sind um bis zu 1/3 kleiner geworden und es sind keine neuen dazugekommen.
Abdomen und Lunge links weiterhin gut.

07/18 Sutent 50mg 3. Kurs Anfang.

Demnächst Termin beim Thoraxchirurgen, zum Gespräch wegen der Entfernung der Metastasen auf der rechten Lungenseite.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage, hat jemand Erfahrung mit einer Adjuvanten Therapie nach Entfernung aller Metastasen.

Da man ja Theoretisch als Tumorfrei zählt, und beim Nierenzellkarzinom anscheinend keine Adjuvante Therapie vorgesehen ist.

Mir ist nicht ganz wohl beim Gedanken keine Therapie zu geben und nur abzuwarten.

Unser Onkologe hat die Überlegung weiter Sutent 50mg solange wie möglich, oder keine Medikamente mehr nach der OP.

Liebe Grüße

loup 05.08.2018 14:00

AW: Adjuvante Therapie nach Entfernung von Haupttumor und Lungenmetastasen
 
Hallo HC8 -

wir haben zwar keine Erfahrungen mit adjuvanter Gabe von Sutent, aber mein Mann hat bis Juli '17 ebenfalls Sutent genommen, da er Metastasen in der Leber hatte.
Nachdem diese dann im CT nicht mehr nachweisbar waren, hat die Nierenkrebsspezialistin (sie ist eine der Führenden in Europa) empfohlen, Sutent nun abzusetzen. Zum Einen, da die Erfahrungen zur adjuvanten Therapie noch nicht so aussagekräftig sind und zum Anderen, weil mein Mann im Falle eines Wiederauftretens der Metastasen erneut von Sutent profitieren würde. Das Ziel ist ja, solange wie möglich in der Erstlinie zu bleiben und da sind Pausen gut, damit sich nicht so schnell Resistenzen bilden.

Ich verstehe dein mulmiges Gefühl, wenn deine Mutter ohne Therapie wäre. Es ging mir genauso.
Mein Mann ist jetzt 1 Jahr metastasenfrei ohne Sutent, es kann also auch (zumindest eine Zeitlang) gutgehen.

Euer Therapieplan klingt ja ersteinmal gut, alles Schritt für Schritt.
Ich wünsche euch viel Glück, vielleicht kann man ja jetzt wirklich die andere Seite der Lunge operieren und alles Weitere wird der Arzt mit euch besprechen.

Liebe Grüße,
loup

HC8 05.08.2018 23:42

AW: Adjuvante Therapie nach Entfernung von Haupttumor und Lungenmetastasen
 
Hallo loup,

danke für deine Antwort und ich hoffe deinem Mann geht es gut und er bleibt für immer Metastasenfrei.

Sind die Metastasen bei deinem Mann bei Erstdiagnose schon da gewesen, oder erst nach der Nierenentfernung und wenn ja wie lange danach?

Hatte dein Mann "nur" in der Leber Metastasen und wenn ja wie viele?
Wie lange hat er denn Sutent eingenommen?

Ja das stimmt wohl, das man vermeiden sollte das sich eine Resistenz gegen Sutent entwickelt.

Nur ist das ja beim Nierenzellkarzinom anscheinend so, das oft Jahre nach der Op wieder Metastasen kommen können.

Das Risiko das sie wieder kommen ist bestimmt auch höher wenn der Krebs schon mal gestreut hatte, auch wenn man alles sichtbaren Metastasen durch Op entfernt.

Deshalb dachte ich das nach der Op es evtl ganz vorteilhaft ist, eine Therapie zu geben um möglichst viele nicht sichtbare Krebszellen zu zerstören, damit man das Rückfall Risiko senkt.

Ich hab jetzt gestern gelesen das es eine neue Studie gibt für die Adjuvante Therapie beim Nierenzellkarzinom (CheckMate 914).

Da wird Nivolumab + Ipilimumab gegeben als Immuntherapie über 24 Wochen.
Beim malignen Melanom wurde zuvor eine Studie durchgeführt mit dieser Kombination und hat sehr gute Ergebnisse gebracht.

Ich denke ich werde diese Option mit dem Onkologen besprechen wenn die Metastasen Operation erfolgen kann.

loup 06.08.2018 20:07

AW: Adjuvante Therapie nach Entfernung von Haupttumor und Lungenmetastasen
 
Hi HC8 -

man hat nach der Nephrektomie vermutet, dass der Tumor schon in die Leber infiltriert hat, Metastasen waren dann aber erst im 1.postop CT (3 Monate später) sichtbar.
Außer in der Leber gab es noch ein Rezidiv an der Stelle, wo die Niere war und eine Metastase am Dünndarm.

Er nahm dann 16 Monate Sutent und hat sich die hartnäckigste Lebermetastase mit Radiofrequenzablation entfernen lassen.
Seitdem lebt er ohne Medikament und ohne irgendwelche Einschränkungen.

Wie gesagt, wir haben keine Erfahrung mit der adjuvanten Gabe und man findet wohl auch noch nicht viele Erfahrungsberichte, aber uns wurde die Wirkungsweise immer so erklärt, dass Sutent lediglich die Versorgungswege des Tumor's bzw. der Metastasen unterbindet und nicht dafür sorgt, kleinste (noch nicht sichtbare) Krebszellen zu zerstören. Es ist keine Chemo!
Deswegen gibts derzeit zumindest im Falle meines Mannes nichts zu therapieren und man würde erst wieder beginnen, wenn wieder etwas nachweisbar ist.
Da gibts bestimmt noch ein paar böse Zellen, aber wer weiß, vielleicht wird ja sein Immunsystem noch eine Weile allein mit ihnen fertig.
Daran glaube ich ganz fest.

Euch für den weiteren Weg alles Gute und kompetente Ärzte an eurer Seite!

Liebe Grüße

joggerin 06.08.2018 22:24

AW: Adjuvante Therapie nach Entfernung von Haupttumor und Lungenmetastasen
 
Hallo HC8

ich sehe das genauso wie loup.

Es gibt eine Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Internistischer Onkologen (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft von Prof. Steiner und Prof. Grünwald, beide Experten auf dem Gebiet. Hiernach wir die adjuvante Gabe von Sunitinib bei nicht nachweisbaren Metastasen Aufgrund noch fehlender Studiendaten dazu, nicht empfohlen.

Liebe Grüße
joggerin

Toggi 16.08.2018 12:41

AW: Adjuvante Therapie nach Entfernung von Haupttumor und Lungenmetastasen
 
Hallo HC8

Bei mir (Diagnose in 03/16 mit T3a N1 MX, nicht-klarzelliger/chromophober Tumor 11 cm und regionäre Lymphknotenmetastasen bis 5.5 cm) wurde zunächst erfolgreich operiert, also alles Befallene entfernt.

Bei der ersten Kontrolle nach 3 Monaten waren Rezidiv 4 cm und Lymphknotenmetastasen bis 4.5 cm an der ursprünglichen Stelle nachgewachsen.

Auch "Knoten" in der Lunge, im Mittellappen, hatte ich zunächst bis 5.5 mm Grösse.
(Der Metastasenverdacht diesbezüglich wurde inzwischen nach zwei Jahren mit jeweils vierteljährlicher Kontrolle per CT fallengelassen - auch weil die "Knoten" kontinuierlich kleiner geworden sind und die "Krebstheorie" eigentlich besagt, dass bei dem Rezidiv- und Metastasenwachstum an der Ausgangsstelle es auch in der Lunge zur Vergrösserung dieser verdächtigen "Knoten" hätte kommen müssen.)

Nach zu grossen Problemen in kurzer Zeit mit Sutent erhielt ich eine konventionelle Bestrahlungstherapie 13 Tage je 3 Gy.

Eine Verkleinerung aller "Gewächse" trat wie gewünscht ein und seitdem bin ich therapiefrei, also schon 1.5 Jahre!

Die Konglomerate von Tumor und Metastasen sind aktuell alle noch je ca. 2 cm gross und werden immer vierteljährlich per MRI/MRT kontrolliert.

Bei erneutem Wachstum würden wieder neu die dann passenden Therapiemöglichkeiten besprochen.

Das Sutent hat bei mir einige andauernde Schäden hinterlassen - durch die Bestrahlung sind zwar die Lymphozyten enorm verringert worden und dümpeln noch immer vor bzw. am unteren Grenzwert vor sich hin.
Doch meine Lebensqualität ist jetzt ganz deutlich besser als mit der medikamentösen Behandlung (Sutent).
Mein ganzes System jedoch war vor der Krebsdiagnose schon lange "am Anschlag".
Deswegen sind meine Ärzte bei mir nun auch besonders vorsichtig geworden, was Medikamente betrifft ...

Ausserdem ist Vorsicht geboten, weil ich ein Hirnaneurysma habe.


Mein Fazit: Solange kein neues Tumor- bzw. Metastasenwachstum festgestellt wird, ist das zeitlich engmaschige Beobachten/Kontrollieren (MRI/MRT Bauchraum und Thorax-CT) eine gute Option.

Mit allen guten Wünschen für Ihre Mutter und an Sie.

Toggi

HC8 25.08.2018 01:59

AW: Adjuvante Therapie nach Entfernung von Haupttumor und Lungenmetastasen
 
Hallo Toggi,

ja die Behandlung mit Sutent hat auch bei meiner Mutter viele Nebenwirkungen.

Die Blutwerte gehen z.B. in denn Keller, beim letzen Kurs Sutent hatte sie zum Ende nur noch um die 20 / nl Thrombozyten.

Aber was ihr am am meisten zusetzt ist die Kraftlosigkeit und die Geschmacksstörungen.

Uns wurde vom Urologen mal gesagt das, das Nierenzellkarzinom sehr schlecht auf die konventionelle Bestrahlung anspricht.

Bei Ihnen wiederum hat es ja sehr gut geklappt, oder wurde diese Cyberknife Bestrahlung bei Ihnen gemacht?

Die wiederum soll anscheinend besser Funktionieren beim Nierenzellkarzinom, habe ich gelesen stimmt das so?

Ist ein MRI/MRT gleich gut oder sogar besser wie ein CT bei der Kontrolle auf Metastasen?

Weil bei meiner Mutter bis jetzt immer nur ein CT gemacht wurde.

Wir hatten inzwischen ein Gespräch beim Thoraxchirurgen, und sie wird nun am 03.09 Operiert wobei alle Metastasen entfernt werden sollen.

Mit dem Onkologen haben wir auch gesprochen und wollen nach der Op mit Nivolumab beginnen, als sogenannte Additive Therapie.


Naja ich hoffe es klappt alles so wie wir uns das vorstellen.

Wünsche Ihnen auch alles gute.

Viele Grüße
HC8


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