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Alt 03.02.2009, 12:35
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Astreya Astreya ist offline
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Standard AW: Jetzt haben wir den Salat!

So, ich wollte ja weiter berichten. Letzte Woche Dienstag war ich mit meinem Vater in der Praxis des uns vom MHB anempfohlenen Onkologen in Bottrop. Die Praxis ist weitläufig, in angenehmem Blau und Weiß gehalten und mit vielen Bildern von Unterwasserlandschaften und Fischen dekoriert.

Wir waren um 13 Uhr zum Termin bestellt, aber in der Praxis steppte offenbar der Bär - es waren massenhaft Leute dort. Irgendwie ist es erschreckend zu sehen, wie viele Leute - und auch junge! Im Wartezimmer war auch ein vielleicht 11 oder 12jähriger Junge mit leider einer deutlichen Gelbsucht - sich mit dieser sch... Erkrankung herumschlagen müssen. Wir warteten also zwei Stunden, aber als wir dran kamen, waren der behandelnde Onkologe nicht nur wahnsinnig nett, er erschien mir auch äußerst kompetent und nahm sich trotz der überfüllten Praxis gut über eine Stunde Zeit, meinem Vater alles genauestens zu erklären. Was mir dabei sehr positiv auffiel, war, dass er in der Lage ist, die medizinischen Sachverhalte einfach und klar darzustellen, dass sie sogar ein Laie problemlos verstehen kann, und er dennoch sogar die Wirkungsweise der ausgewählten Chemo (FOLFOX4) erklärte (auch wie das Regiment genau ablaufen würde, weshalb die einzelnen Medikamente in welcher Reihenfolge verabreicht würden etc.

Ich hatte auch die Möglichkeit, gezielt nachzufragen (zB gab es ja eine Studie, nach der Capecitabin möglicherweise besser im Vergleich zum FOLFOX-Standard abgeschnitten hätte), und ich habe auch diesbezüglich ausführlich Auskunft erhalten. (Offenbar ist nicht nur eine diesbezügliche Studie gelaufen, sondern es sind in mehreren Ländern Studien gelaufen, wobei die Ergebnisse unterschiedlich waren. Es erscheint, als ob die jeweils von den jeweiligen Pharmaunternehmen gesponserten Studien eine gewisse Überlegenheit des jeweils von ihnen hergestellten Medikaments nachweist. Er implizierte, dass man, um die Studien genau beurteilen zu können, auf jeden Fall nachhören sollte, wer diese Studie veranstaltet und von welcher Seite die Gelder dafür fließen.)

Auf mein Nachfragen bezüglich komplementärer Behandlung zur Chemo (ich möchte meinen Vater homöopathisch begleiten, um zu versuchen, die Nebenwirkungen gering zu halten), war er durchaus positiv eingestellt.

Er hat dann den Beginn des ersten Chemozyklus (FOLFOX4) direkt für den nächsten Tag angesetzt und meinem Vater seine private Handynummer gegeben, damit er anrufen könne, falls es irgendwelche Zwischenfälle gäbe.

Zudem hat er noch ein MRT der Leber sowie ein CT des Thorax angeordnet, um auf Nummer sicher zugehen, was Metastasen betrifft (Mitte Dezember hat das CT Abdomen meines Vaters ja noch keine Hinweise auf irgendwelche Metastasen gegeben, und eine Röntgenaufnahme der Lunge Mitte Januar im Krankenhaus war ebenfalls oB gewesen), wobei der Termin für das MRT gestern lag und das CT am Donnerstag durchgeführt wird. Ich war positiv überrascht über diese wirklich zeitnahen Termine (mein Vater ist gesetzlich versichert, nicht privat ^^).

Am letzten Mittwoch hat mein Vater dann die erste Ladung Chemo bekommen. Wir hatten zwar schon einen Taxischein von der Onkologie-Praxis bekommen, aber ich habe ihn trotzdem zum ersten Termin um 9 Uhr gefahren. Allerdings hieß es dann, ich könne gegen Mittag wieder kommen, und daraufhin haben wir beschlossen, dass die Sache mit dem Taxi doch von Vorteil ist.

Unmittelbar hatte mein Vater noch keine stärkeren Nebenwirkungen. Bei der Infusion wurde offenbar präventiv nicht an einem Antiemetikum gespart, und er hat für zu Hause auch noch ein weiteres Mittel gegen Erbrechen und eins gegen Durchfall in Tablettenform mitbekommen, mit der Anweisung, beim kleinsten Anzeichen sofort etwas zu nehmen und innerhalb der erlaubten Dosis nicht zu sparsam damit umzugehen. Über das Wochenende ging es ihm recht gut, er war nur ein wenig schlapper als sonst.

Gestern ging es dann zum MRT Leber, und das wurde ziemlich zügig durchgeführt, ohne große Wartezeit. Wir haben ungefragt eine Mappe mit einer CD der Bilder sowie mehreren Ausdrucken der Durchgänge (mit und ohne Kontrastmittel, verschiedene Schnittebenen) für unsere eigenen Unterlagen mitbekommen. Ich habe mir die Bilder mal angeschaut, aber da traue ich mir keine Beurteilung zu. Mal schauen, was der Doc später dazu sagt.

Gestern Mittag hatte mein Vater dann nach dem Essen leichte Magen-Darm-Beschwerden (keine Übelkeit, eher so ein krampfartiges, schmerzhaftes Gefühl). Ich habe ihm erst einmal zu etwas Kamillentee geraten (zum Glück liebt mein Vater gruselige Kräutertees ). Heute hat er mit ziemlichem Durchfall zu kämpfen gehabt. Ich habe noch nicht wieder mit ihm gesprochen (bin gerade auf der Arbeit), aber ich hoffe mal, er hat daran gedacht, sich eine Ladung der vom Doc mitgegeben Tabletten reinzuziehen.

So, das war's erst einmal. Übermorgen ist das CT Thorax fällig. Mal schauen, ob ich die Zeit finde, ihn dort hinzubringen, aber er kann ja auch ein Taxi nehmen.
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