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Alt 06.08.2016, 03:41
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Wütend auf Krebskranke

Hallo Depri,

Ich finde auch nicht, dass wir uns komplett aufopfern müssen, weil ein anderer Mensch krank ist.

Was finde ich?

Ich finde das Endstadium ist eine (verhältnismäßig kurze) sehr extreme Phase, in der besondere Rücksicht und auch besonderes "kann man jetzt nicht mehr ändern" Gefühl geboten sind. (Hätte man früher drüber sprechen sollen...hätte man anders machen sollen ...hätte... hätte... zu spät!!! )
Wo gestorben wird, da geht vieles mal für ne Weile.

Ich finde andererseits, dass die Angehörigen auch das Recht (und ihren eigenen Angehörigen gegenüber eine Art "Pflicht") haben auf ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu achten und "Stopp" zu sagen, wenn es nicht mehr geht.
Den Erkrankten ohne Rücksicht auf eigene Belange bis in den Tod zu pflegen und danach selbst zusammen zu brechen, ist aus meiner Sicht nicht nur nichts was man verlangen kann, sondern auch nichts, was sich eine fürsorgliche (Schwieger-) Mutter wünscht!!!

Ich gehe sogar so weit zu sagen: "Hilfe kann ICH nur guten Gewissens annehmen, wo ich weiß, dass der Helfende sich NICHT total übernimmt." Sonst fühle ich mich schuldig, frage mich ob ich das wert bin usw. Ein Angehöriger, der "Alles was ich tue, tue ich freiwillig, gern und nicht aus Pflichtgefühl. Du kannst Dich drauf verlassen, dass ich mich dabei nicht zu Grunde richte." sagt, ist FÜR MICH (und ich hab selbst Krebs) kein Horror sondern ein Glücksgriff!!! So kann ich guten Gewissens um Hilfe bitten und der andere guten Gewissens "Wir müssen uns was anderes ausdenken" antworten.

Soviel die Theorie.
Jetzt die Praxis. Leberkrebs Endstadium? Da würde ich wie Safra sehr sehr lange sagen "Beiß die Zähne zusammen." - Das geht nicht mehr lange. Jede Entlastung bezahlst Du mit schlechtem Gewissen und einem fetten Familienkrach, der länger anhält, als die Schwiegermutter lebt.

Endpunkt des Zähne zusammen beißens wäre für mich wohl der Punkt wo ich meine Grenzen deutlich sehen könnte. Wenn DU kurz vorm Zusammenbruch stehst, sag "Stopp!" Du willst nicht in der Psychiatrie landen. Du willst nicht, dass Deine Depression noch schlimmer wird. Du willst nicht, dass Dein Kind zu kurz kommt. Bei aller Rücksichtnahme. DAS ist auch wichtig! Und wer DAFÜR kein Verständnis hat. - Nun, der muss mich dann halt für nen Unmenschen halten. Kann ich nicht ändern. Wäre es mir wert.
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