Stammtisch

[Anemone]

Hallo liebe Illy,
Oje, da hat es Dich ja ganz schön erwischt. Mal wieder im tiefen Loch, mal wieder ein sehr angriffslustiges Trauertier. Du weißt, dass es vielen von uns so ähnlich geht. Immer wieder die Frage: Wann hört das endlich auf???
Bei mir ist es so, dass die Abstände, in denen diese tiefe Verzweiflung aufkommt, größer geworden sind. Ich akzeptiere es mittlerweile, dass es vielleicht noch lange dauern wird, bis es wieder richtig friedlich, still und zuversichtlich sein kann tief innendrin.
Alle Achtung, dass Du die Weiterbildung so gut geschafft hast. Ich wünsche Dir von Herzen weiterhin viel Erfolg auf Deinem Weg. Dass Dir die Tage im Süden gut getan haben, kann ich mir gut vorstellen. So ein kleiner Tapetenwechsel ist manchmal wie Balsam auf die traurige Seele.
Ich drück Dich mal ganz feste und wünsche Dir (und allen anderen Stammtischlern!) eine gute Woche.
Liebe Grüße,
Anemone

[illy]

Hallo liebe Anemone,
vielen Dank für deine netten Worte. Ja, man fragt wirklich immer wieder, wann hört es auf?, aber manchmal glaube ich, dass Andrea Recht hat. Es wird nie ganz aufhören, irgendwann wird es immer mal wieder hochkommen und dann muss man eben sehen, wie man am besten damit klar kommt.
Zur Zeit geht es mir auch wieder einigermaßen gut. Ich bin ja schon ganz zufrieden, wenn es so bleibt. Wenn es dann auch noch finanziell mit einem neuen Job klappen würde, dann wäre alles soweit ganz ok.
Ich bin eigentlich kein trauriger Typ und immer ziemlich optimistisch und denke, irgendwie wird es schon werden.
Es ist auch sehr beruhigend für mich, dass es vielen so geht, dass fast alle die einen lieben Menschen verloren haben, so viel aushalten und durchmachen müssen. Aber irgendwie haben die es auch geschafft weiterzuleben - und das will ich auch.
Bis bald
Illy

[Bremensie]

Hallo an alle die am Stammtisch sitzen,
auch ich bin im Besitz solch eines Trauertieres. Auch wenn es mich oft dann abspringt wenn ich es so gar nicht brauchen kann so möchte ich es auch nicht missen. Manchmal kommt es auch ganz leise und vorsichtig zu mir und dann mag ich es auch, denn dann möchte ich mich einfach an die Zeit erinnern wo mein Vater, mein zweiter Mann und mein Lebensgefährte noch nicht gestorbrn waren.Manchesmal sind diese Erinnerungen auch schmerzlich. Aber nach einiger Zeit verschwindet dieses Trauertier ganz langsam und leise in seine Ecke.
Ich denke mal dass so mein Trauertier aussehen könnte.
Liebe Grüße von Erika

[bernhardiner]

Hallo ihr Lieben,

seit Karins letzten Tagen, ihr Tod und alles was damit verbunden war, war ich noch nie so lange indieser Trauerletardie, wie jetzt. Ich komme einfach nicht mehr zu mir. Da kam eine Meldung, in Australien hat man ein paar Stiefel entdeckt, die mit der Sohle nach oben aus der Erde schauten. He Leute, laßt die Stiefel, die gehören zu mir. Ich stecke so tief in dem Loch. Heute ist bei uns Altkleidersammlung. Also habe ich mich beigemacht und Sachen von Karin aussortiert. 2 Stunden später habe ich alles, wirklich alles wieder einsortiert, habe mich vor den Schrank gesetzt und bitterlich geweint. Ich bin dann auch den ganzen Abend zu nichts mehr gekommen. Es taucht immer die Frage auf, wie lange geht das so. Das kann wohl keiner beantworten. Ich denke aber, wenn man so wie Karin und ich, so voller Harmony und Liebe fast 40 Jahre zusammen gelebt haben, wir uns ohne Worte verstanden haben, da dauert es wohl sehr sehr lange. Ich will mein Trauertier ja auch nicht ganz los werden, da stimme ich Erika voll zu. Es soll mich ja ab und zu daran erinnern, da war und da ist doch noch was. Aber es möchte mich doch bitte nicht völlig in Beschlag nehmen. Ich habe wirklich Angst, in eine Depression abzurutschen.

Ich wünsche den Stammtischlern und Mitlesern einen schönen Tag. Ich wünsche Euch, daß wenigstens Ihr einen vernünftigen Pakt mit Eurem manchmal gruseligen Gesellen schließen könnt.

[illy]

Hallo Siegfried,
ist es nicht merkwürdig, dass so viele von uns gerade zur Zeit so einen unheimlichen Tiefpunkt haben?. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich muss auch ganz doll aufpassen, dass ich nicht in Depressionen abrutsche. Ich habe nie geglaubt, dass mir so etwas passieren würde.
Aber fast 40 gemeinsame Jahre und dann noch einen schöne harmonische Ehe, das tut einfach weh, wenn das zu Ende ist und man weiß, nichts wird mehr so wie früher. Ich habe mir oft einen neuen Partner gewünscht, aber ich habe festgestellt: ich will gar keinen neuen, ich will meinen Partner, und das geht nun mal nicht. Ich bin also noch gar nicht bereit für eine neue Beziehung. Ich hätte auch irgendwie noch das Gefühl meinen Mann zu verraten, obwohl ich alle beneide, die einen neuen Partner gefunden habe.
Na, ja, also müssen wir uns zusammenreißen, auf die Zähne beißen und wieder versuchen am Leben teilzunehmen.
Klar, lebe ich weiter, aber ich bin weder glücklich noch zufrieden. Manchmal schäme ich schon bißchen, weil sich so viele Menschen so viel Mühe mit mir geben und mir immer wieder zeigen, wie gern sie mich haben, aber sie sind nun mal kein Ersatz für meinen Mann.
Ich wünsche dir, dass dein und auch mein Trauertier sich wieder eine Weile schlafen legt, damit wir wieder mal durchatmen können.
Mach's gut.
Illy

[IreenS]

Hallo Illy, hallo Siegfried,

ja es ist schon eigenartig.

Was so die Garten- und Kellerklamotten angeht, da habe ich inzwischen schon
vieles weg gegeben und auch weg geschmissen.

Am WE war mal wieder ein runder Geburtstag im Freundeskreis.
Irgendwie kam da Gespräch auf Schlipse und welche Beachtung sie bein "Gegenüber" finden.
Da hab ich dann auch gesagt, komischerweise habe ich die Binder alle - bis auf ganz wenige -
in eine Karton getan und wieder in den Schrank getan.
Unser Junior, der seit einigen Jahren in D wohnt und arbeitet, fragt jedes Jahr nach einem
für die Weiberfastnacht, inzwischen hab ich dafür keine mehr.
Irgendwas hebt man sich eben einfach auf.

Das braucht man eben einfach.

Oder wie in dem Buch "P. S.: Ich liebe dich..." - einen alten Pullover.

Was so lange Zeit gut war kann man ja auch nicht einfach so "abhaken".

Ich wünsch euch alles Gute
und noch viele so laue Nächte zum draußen sitzen, wie gestern
- wir haben dann mal ein Feuer gemacht, Alexander (unser Sohn) und ich.
Ist ja auch eine gute Zeit zu reden, so oft sehen wir uns ja auch nicht.

Ireen

[Bremensie]

Hallo an alle,
ich habe festgestellt je länger man das Anziehzeug seines verstorbenen Partners aufhebt(manchmal auch unbewusst) um so schwerer fällt es einem sie wegzugeben. Ich habe einige Jahre nach dem Tot meines Mannes im Keller ein paar Schuhe gefunden dass er immer zum renovieren an hatte. Als ich die dann endlich für immer weggetan hatte, hatte ich das Gefühl ich hätte sein Leben weggetan.
Verregnete Grüße von Erika

[Conan]

Hallo, Ihr Lieben,
ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag.
Ich glaube, mein Trauertier ist allein in den Urlaub gefahren, denn es geht mir erstaunlich gut. Dabei hatte ich so viel Angst vor meinem ersten einsamen Urlaub. Ich bin zu Hause und habe mich bis zum Umfallen mit Arbeit eingedeckt. Jetzt grübel ich, wie ich das Dach zum Winter dicht kriege (Pappdach- hat mein Spatz immer irgendwie selbst gemacht). Aber wenn ich zu viel grübel, bricht mein pelziger kleiner "Freund" noch vorzeitig seinen Urlaub ab und schubst mich wieder in ein Loch!
Übrigens Siegfried, ich bin überhaupt noch nicht auf die Idee gekommen, die Sachen von meinem Spatz wegzuräumen. Es ist alles noch da, wo es hingehört: im Bad, seine Jacken und Schuhe im Flur, die Angelsachen in der Werkstatt und alles andere in seinem Kleiderschrank. Ab und zu kuschel ich mich da rein, erinnere mich an bestimmte Momente, rede mit ihm oder weine einfach nur. Vielleicht verrückt aber es bleibt alles so, wie es ist!
Ich grüße euch alle ganz lieb und schickt doch eure Trauertiere ein paar Tage zu meinem in den Urlaub. Die können sich ja ein wenig austauschen!
Carmen

[Blue]

Hallo zusammen,

gestern habe ich meine Geschichte von Jürgens Lederjacke erzählt. Sehr lange hing sie noch an der Garderobe. Irgendwann ohne besonderen großen Auslöser „passte“ sie mir dort nicht mehr. Vielleicht auch , weil ich sie „alleine“ haben wollte. Sie wanderte an einen neuen Platz, nur für mich auffindbar. Nun in diesem Jahr ist sie in die Schatzkiste gewandert. Weggeben möchte ich sie noch nicht. Auf einmal stieg eine Rakete in den Himmel und all die Sterne waren zu sehen.

Ganz liebe Grüße in Richtung Griechenland – eine Woche habt Ihr noch. Auch nach Kenia, leider weiß ich nicht, wann der Traumurlaub von Annette vorbei ist. Klar, auch an Rowa einen Gruß mit ganz vielen Wünschen. Noch eine Woche dann geht es für mich ab in den Urlaub. 2 Wochen weg – zum ersten Mal seit 5 oder 6 Jahren? Und ich freu mich drauf.

Liebe Grüße an alle und nicht vergessen, einen Tag nach dem anderen
Bruni

[bernhardiner]

Hallo Ihr Lieben,
hab mich ja nun eine Weile nicht gemeldet hier am Stammtisch. Jetzt klopfe ich aber auf den Tisch (ganz leise) und sage Hallo.
Es ging mir in letzten Tagen nicht so sehr gut. Gestern hatte ich ganz plötzlich
Herzrasen und mein Blutdruck war total hoch. Aber heute geht es schon wieder. Muß wohl doch ein wenig kürzer treten. Ist aber leichter gesagt als getan in der heutigen Zeit.
Hallo Conan, ja ich habe noch alle Sachen von Karin. Es sind nicht die Sachen direkt, daß man an ihnen so hängt. Es sind die vielen Erinnerungen, die damit verbunden sind. Bei jedem Stück denkt man an Geschichten und Begebenheiten die damit verbunden sind. Warscheinlich habe ich Angst, von diesen Erinnerungen etwas zu verlieren, wenn ich Sachen fort gebe. So tue ich sie also wieder hin wo sie hingehören und schau ab und zu mal in den Schrank.
Ich schreibe immer noch Briefe an Karin. Nicht mehr so oft, aber min. einmal pro Woche und an Tagen, wo etwas besonderes passiert ist. Seid kurzem nehme ich diese Briefe dann mit auf den Friedhof und deponiere sie unter einer Platte auf Karins Grab. Sie sind dann zwar nach kurzer Zeit nicht mehr zu lesen, aber ich weiß ja, was drin steht und Karin auch. Bilde ich mir jedenfalls ein (vieleicht habe ich ja auch recht damit?) und ich fühle mich gut dabei. Nachvollziehen und verstehen kann das nur jemand, der auch einen geliebten Menschen verloren hat.
So, nun muß ich noch ein wenig was tun. Die Arbeit macht sich nicht von allein.
Illy, ich melde mich noch, versprochen.
Einen schönen Tag noch und falls wir uns vorher nicht noch,mal lesen, ein schönes Wochenende. Ich hab meinen grauen Gesellen ebenfalls zu Conans Trauertier in den Urlaub geschickt. Hoffendlich tauschen sie sich nicht allzusehr aus und kommen dann mit neuen Gedanken wieder.
Machts gut und....laßt Euch nicht ärgern.

[Bremensie]

Hallo an alle,
in Sachen Trauertier hat sich mal wieder meine blühende Fantasie gemeldet. Wir schicken alle unsere Trauertiere mal ein wenig in Urlaub. Wenn sie sich denn treffen sitzen sie vielleicht auch alle an einem Stammtisch. Dass sie sich untereinander austauschen brauch ja nichts schlechtes zu sein. Vielleicht sprechen sie ja auch darüber wie sie das Leben für uns erträglicher und annehmbarer machen können wenn sie dann aus dem Urlaub zu uns zurückkommen.
sonnige Grüße von Erika

[Anemone]

Hallo alle zusammen,
schöne Vorstellung, dieser Trauertier-Stammtisch...
Da ich mir die wie große, dunkelgraue, zottige Hunde vorstelle, wird das ziemlich bizarr aussehen (grins..) Ich mag Hunde eigentlich sehr, sehr gerne (wir hatten früher mal einen ganz lieben).
Bevor meine Fantasie nun völlig ausufert, sag ich für heute mal tschüs und wünsche Euch allen ein gutes Wochenende mit viel Sonne drinnen und draußen,
Anemone

[Conan]

Hallo Ihr Lieben,
kann mich noch jemand sehen in meinem tiefen Loch?! Mein Trauertier hat seinen Urlaub wohl vorzeitig abgebrochen! Nun ging es mir zwei Wochen recht gut, ich habe aber auch geschufftet bis zum Umfallen: Bürokram erledigt, Bohnen gepflückt, Zäune gestrichen und und und. Und nun hänge ich total durch, mir tut alles weh und ich könnte nur noch heulen.
Vielleicht kann ich ja meinen kleinen pelzigen Freund überzeugen, sich zu euren an den Stammtisch zu gesellen.
Ich wünsche Euch allen schon mal ein schönes sonniges Wochenende
Carmen

[baghira]

...ein leises Hallo,
und das auch nur ganz kurz, bin zurück vom grössten Abenteuer meines Lebens, noch nicht wieder wirklich angekommen an diesem Ort der Zuhause heißt! Zu viel erlebt, zu viel gesehen, zu viel gefühlt - mein Herz ist bis zum überlaufen voll, und ich hab nen dicken Kloß im Hals!
Langsam - erstmal alles sortieren!
Namibia ist ein leises Land, dessen Natur man erfühlen können muss, ein Land der hunderttausend Eindrücke, ein Land der vielen Ohs und Ahs - wenn man dazu überhaupt in der Lage ist! Ich war's meistens nicht - oft sprachlos nur diese grandiose Natur bestaunt, die immer wieder anders war und sich selbst in den verschiedenen Tageszeiten noch zehnmal änderte! Oft einfach nur dagesessen mit Tränen in den Augen - Glück und Dankbarkeit empfunden, darüber, das es mir und uns möglich ist, uns dies alles anzusehen und die Fähigkeit zu besitzen, mein Herz zu öffnen und all dies an mich ranzulassen, auch auf die Gefahr hin, verletzbar zu sein, irgendwann wieder gehen und loslassen zu müssen!
Ich wünsche mir sehr, dass ich nichts von all dem vergessen werde - auch nicht die winzigste Kleinigkeit, die ich erlebt hab! Zu kostbar für mich all diese Eindrücke in diesem großartigem Land!
...irgendwann schreib ich euch vielleicht mal nen kleinen Reisebericht, der auch ganz viel Lachen enthält, im Moment schaff ich's noch nicht - tut noch zu weh, hab das Gefühl, mein Herz schwirrt noch irgendwo zwischen Etosha, Brandberg, Sossousvlei und Fish River Canyon umher...wieviele Eindrücke kann man eigentlich verkraften?
Keine Ahnung...............
Ganz liebe Grüße
Annette

[Anemone]

Hallo liebe Annette,
wie gut kann ich Dich verstehen, mir ging es genau wie Dir als ich von meiner großen Traumreise Neuseeland zurückkam.
Da Namibia auch noch auf meinem Wunschzettel steht, bin ich gespannt auf Deinen Reisebericht.
Ich wünsche Dir und allen anderen Stammtischlern eine gute Woche und verabschiede mich für ein paar Tage (helfe meinem Sohn und seiner Familie beim Umzug nach Deutschlands "wildem Süden").
Liebe Grüße an alle,
Anemone